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ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSŁOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUM. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XH. BOCHOWA( 62. TELEFON: 5367. ADMINISTRATION TEREPORT/ 53076 HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

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Mittwoch, 29. August 1934

Nr. 201

Henlein will diskutieren... Wiener Heimwehrkaserne Polen vor der

Wohlan

Die legte Rundschau" ist wieder mal auf Aegische Töne gestimmt. Sie flagt schon im ersten Titel über Mißtrauen und Mißverständnis". Schmerzbewegt stellt das Blatt fest, daß das de tannte Masaryksche Wort: Demokratie ist

von Polizei gestürmt

Entscheidung

Wie lange noch Unterstützung für Berlin ?

Diskussion"_ ein berblaſſender GSchießerei um das frühere Floridsdorfer Arbeiterheim Jahr annehmen können, daß die deutschfascistische

jaz" geworden sei. In dem Aufsaß selbst finden wir folgende zwar nicht ganz klare, aber immer­hin bemerkenswerte Stelle:

,, Es gibt heute eine ganze Reihe neuer Be­griffe, Gedanken und Organisationsformen, die zwischen den Gegenfäßen Demokratie und Faschis­mus liegen, es gibt aber auch andere, die beiden gemeinsam sind, und die sowohl demokratisch, wie fascistisch begründet werden können, und wieder andere, die von diesem Gegensatz überhaupt un­berührt sind. Wer aus geistiger Trägheit und Bequemlichkeit, wer aus Feigheit und um des lie­ben Schlendrians willen folchen Auseinander­fehungen ausweicht, erzieht zu feiner Freiheit und Menschenwürde, sondern zu Absolutismus und Unselbständigkeit."

Wien , 28. August. Heute Mittag fuhren vor dem Floridsdorfer Arbei­terheim, das nach der Feber- Revolution in eine Heimwehr Kaserne umge­wandelt wurde, z wci Autos der Wiener Polizei vor.

Die Polizisten drangen in die Kaserne ein und entwaffneten nach kurzem Handgemcnge einen Teil der Heimwehrbesaßung, worauf fic fic verhafteten und abtransportierten.

Diese Aktion soll auf Anordnung der Leitung der niederösterreichischen Heimwehren durchgeführt worden sein, die den erwähnten Teil der Besatzung als Verräter be­zeichnet.

A. Sch.( Paris ) Wer hätte noch vor einem Außenpolitik gegen Italien und mit Polen ge­macht wird? Daß der traditionelle fascistische Verbündete im Süden abgestoßen, daß der sla. wische Erbfeind im Osten zum besten und letz­ten Verbündeten Hitlers erhoben wird? Dieses trampfhafte Anklammern an Polen bei gleich­zeitigem Bruch) mit dem fascistischen Italien ist der beste Beweis für die Unberechenbarkeit der Außenpolitik des Dritten Reiches . Polen ist die letzte Hoffnung Berlins . Es soll den Nord- Ost­Paft zum Scheitern bringen, Frankreichs Stel. lung in Osteuropa erschüttern, die baltischen Län­der von der Sowjetunion fernhalten, Verbün. dete gegen die Sowjetunion werden. Front gegen die Sowjetunion in der ersten Linie! Das Echo de Paris" hat vor einigen Tagen Polen als Italien des Nordens bezeichnet, d. h. als jene Macht, die zum Nordosten von Italien lie­Sombinationen, der Zweideutigkeiten und der gend, die italienische Politik der gewagtesten widersprechendsten Verbindungen nach allen Sei­ten hin wiederholt. Indessen will Hitlerdeutsch­land aus Polen das Japan des Westens machen: d. h. Polen als den Westnachbarn der Sowjetunion zu einer solchen angriffslustigen aufgedämmert zu sein, daß Nachrichten über Re- anlassen, wie sie Japan vom Fernen Osten her Nachträglich scheint den amtlichen Stellen und gewaltsamen Politik gegen Rußland zu ver­volten in der Heimwehr , der bisher einzigen Stüße betreibt. Das Hitlerdeutschland will eine polnisch. der Putschregierung, nicht gerade sehr geeignet japanische Umklammerung der Sowjetunion , die sein dürften, den Boden für den beabsichtigten es mit allen Mitteln unterstützen würde. Es großen Pumpversuch in Genf vorzubereiten. So strebt nach einem mittel- osteuropäischen Block entschloß man sich zu dem ll n geſch i dte= überhaupt geben kann: Die amt- gegen Paris und Moskau , es sucht nach einem Ersatz für Rom , und hofft diesen in Warschau daß die Meldungen über einen Zusammenstoß zu finden. zwischen Polizei und Heimwehr im Wiener Be­zirk Floridsdorf völlig falsch und aus der Luft gegriffen" seien und in Wien Ruhe herrsche... Chef des Sicherheits­dienstes dienstes entlassen!

Hiezu erfahren wir noch folgendes: deffen Straßenfront zerschoffen war, einzudrin­Dienstag nachmittags wurde das frühere gen, die gesamte Heimwehrbefassung, die sich mit fozialdemokratische Arbeiterheim in der Angerer- den zu verhaftenden Kameraden solidarisch er In diesem Falle ist Herr Henlein durch sein safe in unmittelbarer Nähe des Nordbahnhofes flärte, zu entwaffnen und in das Polizeigefäng­eigenes Blatt ausgezeichnet charakterisiert der Schauplak eines schweren zusammen- nis abzutransportieren. Die Rettungsgesellschaft, die mehrere Am­worden. Er selbst ist bisher jeder politischen Aus- ftes zwischen Heimwehr und Polizei. Das Arbeiterheim war nach den Feberkämpfen von der bulanzen entfendet hatte, schaffte fortwährend wagt, lich einem politiſchen Gegner zu stellen. Ob Heimwehr bescht und zu einer Kaserne ausge- Berlegte in die Spitäler. Die Zahl es aus eistiger Trägheit"," Ferg= ftaltet worden, in der ständig 500 bis 800 Heim- der Opfer ist nicht zu erfahren. wehrmänner untergebracht sind. Im Souterrain Auf Anfragen wurde ausländischen Journa beit", oder Bequemlichteit" geschah find große Lagerräume für Maschinengewehre, liften erklärt, daß der Borfall, fo ernst er auch oder um des lieben Schlendrian 3 w il- find so len", wirb er am besten wissen. Will also Herr Handgranaten und andere Waffen untergebracht. fei, doch teine Konsequenzen bezüglich der zu . Durch Konfidentenmeldungen aus Rasifrei fammensehung der Regierung nach sich ziehen Henlein seine Untertanen zu Freiheit und Men daß fchenwürde erziehen, so gewähre er in seinen Beren hatte die Regierung Kenntnis erhalten, dat werbe. fammlungen Rebefreiheit. Die deutschen sowohl in der Polizei als auch bei der Heimwehr Sozialdemokraten sind gerne bereit, mit ihn jede noch im Herbst abermals eine Revolte planen. nene Nazizellen organisiert werden, die Diskussion, die er nur wünscht, offen und ritter- Diese Informationen haben zu den bekannten Maffenverhaftungen bei der Polizei geführt und nun sollte auch bei der Heimwehr eine General­fäuberung erfolgen.

lich zu führen.

Die Rundschau" hat nun das Wort!

Die Dementierspritze

05/10 Censtelle gab ein Dementi heraus,

Im Gefolge dieser Aftion wurden heute ver­de Bolizeimannschaften in mehreren Ueber­fallsautos aus der Marokkanertaserne nach Flo­ ridsdorf zur Heimwehrfaserne dirigiert, uuene Anzahl Heimwehr - Nazis zu ver­haften. Das Heim wurde bligartig von den Polizisten zerniert, worauf unter Führung von Polizeioffizieren ein Teil der Mannschaften in das Gebäude eindringen wollte.

Schutzbündler- Tragödie Wien , 28. August. Vor dem Wiener Schwurgerichte hatte sich heute der 31jährige Otto Müller , der kom mandant des Republikanischen Schuhbunde im Karl- Marr- of, wegen Aufstandes und wegen des Verbrechens nach dem Sprengstoff geset zu verantworten. Müller hatte sich mit ſei= Die Seimwehrbeſatung ſchlug jedoch Alarm ner Abteilung im Feber d. I. nach dem Zusam und verbarrikadierte sich. Gleich darauf fielen menbruch des Auffiandes in die Tschechoslowakei ung bergenferit Schiffe seg en of burchgeschlagen und war von dort nach Nulizisten, welche das Feuer erwiderten. In­land gefahren. Die Sehnsucht nach feiner Familie veranlaßte ihn anfangs Juli nach Wien zurückzukehren. Müller stellte fich selbst den Behörden. - Er wurde zu sechs Jahren schweren& erters verurteilt.

Rintelen

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bald vernehmungsfähig?

Entgegen den in den letzten Tagen berbrei­teten Meldungen, die von einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes Dr. Rintelens wissen wollten, teilt die Wiener Zeitung " mit, daß der Heilungsprozeß ganz zufriedenstellend berlaufe. Der Patient ist fieberfrei und die Aerzte hoffen, daß er bereits in der nächsten Zeit wird verhört werden können.

Industrie wird verösterreichert

Nach den Siemens- Schudert- Werken werden nun auch die Radentheiner Magnefit- Werte unter österreichische Führung" gestellt werden. Anstelle Direttor Erdmanns, der Reichsdeutscher ist, wird im Einvernehmen mit den Bertretern der Groß­aktionäre ein Desterreicher zum Direktor bestellt werden. Auch unter den Arbeitern und Angestellten wird eine Reini= gungsatti o n" vorgenommen.

Ostrauer Professor in Innsbruck verurteilt

Der Profeffor der deutschen Staatsrealschule in Mähr. Dit rau Anton Klinger, der feine Ferien in Osttirol verbrachte, wurde in Innsbruck zu einem Monat Arrest verurteilt, da er erklärt hatte, Dr. Dollfuß sei nicht sein pera sönlicher, aber sein politischer Feind gewesen; es sei gut, daß er nicht mehr am Leben fci.

zwischen wurde aus der Stadt weitere Unter stüßung herbeigerufen. Auch Heimwehrfunktio­näre fanden sich ein, die die Zurückziehung der Polizei forderten.

Nachdem die aufregende Schießerei schon eine Stunde gedauert hatte, holte die Polizei zwei Panzerauto s zur Unterstützung heran, worauf fic zum Sturm gegen die Heimwehrfaserne einfchte. Erst jetzt gelang es ihr, in das Gebäude,

Wer auf einen Tiger reitet, kann nicht absteigen"

( Japanisches Sprichwort)

govac

Der Chef des Sicherheits dienstes im Bundeskanzleramt, Sektionschef Baron D'El ve r, wurde wegen Beziehungen zu Nationalsozialisten ohne Anspruch auf Pension in den Ruhestand versetzt. Baron d'Elver war bereits am 26. Juli suspendiert wor­den. Es war gegen ihn die Disziplinarunter fuchung eingeleitet worden, da er beschuldigt war, gegen Nationalsozialisten erstattete Strafanzeigen unerledigt gelaffen zu haben.

Das Spiel wird gleich zu Ende sein. Der unerträgliche Schwebezustand, in dem Polen die osteuropäische Politik bereits seit neun Monaten hält, geht einer Lösung entgegen. September bringt die Entscheidung. Beide Großmächte, die durch die polnische Politik des Ausweichens und der Zweideutigkeit am stärksten gefährdet sind, Frankreich und die Sowjetunion , verlangen von Polen eine deutliche Antwort: für oder gegen das Ost- Locarno?

Frankreichs Beunruhigung wegen der pol nischen Haltung ist längeren Datums. Bereits vor der Warschauer Reise Barthous hat die Pa­riser Presse Polen gewarnt. Seit Juni ist Po­ lens Haltung die Hauptsorge der französischen Außenpolitik geworden. Polen muß endlich wäh­len: zwischen der Politik Berlins , die auf die Kriegsvorbereitung hinausläuft, und der Politif der Stabilisierung des Friedens, die Paris und Moskau befolgen und der sich London ange­schlossen hat. Diese Mahnung erklingt jetzt in der französischen Presse. Für oder gegen den Frieden

das bedeutet heute für oder gegen das Ost. Locarno . Am 19. August hat diese Frage an Po­ len auch der offiziöse Temps" gerichtet. Das Ausweichen ist nicht mehr möglich.

Die Sowjetunion hat bisher auf Polen nur den diplomatischen Druck ausgeübt. Die Sowjet­presse hat bisher die gefährlichen Tendenzen der polnischen Außenpolitik verschwiegen, sie wollte Polen auf keinen Fall reizen. Jest nennt auch fie die Dinge beim richtigen Namen und stellt Polen bor die Entscheidung. In den Iswestija" hat Radet einen Aufsatz veröffentlicht, der den ein­drucksvollen Titel Das Gespräch, das das Wesen der Sache betrifft" trägt. Jetzt erklärt die So. mjetdiplomatie auch öffentlich: Jeder Versuch Polens , die französische Annäherung zu hinter. treiben, werde Polen in das Lager des deutschen Imperialismus führen. Indem Polen seine Ber. bindungen mit Paris und Moskau löst und gegen beide demonstriert, muß es in den Schlepptau Berlins geraten. Und im SchlepptauBer