Seite 2 Mittwoch. 29. August 1934 Nr. 201 Hn» muß es zum Teilnehmer an einem Kriegsblock werden. Die Warnung ist deutlich genug. Noch deut- licher sind die Konsequenzen: »Die Sowjetunion und Frankreich werden die Anstrengungen, die sie vom Standpunkte der Befestigung des Friedens für notwendig halten, fortsetzen. Wenn Polen eine unabhängige Politik führen will, dann haben auch die So wjetunion und Frankreich keinen geringeren Grund als Polen auch eine solche u n a b h ä n- g ig e Politik zu treiben." DaS heißt Sicherheitspolitik mit oder ohne Polen . Jetzt muß Polen die Antwort geben.<Hie wird ihre Stellungnahme zum Ost-Locarno und zum Eintritt der In den Auseinandersetzungen darüber, wie die Wirtschaft aus der Tiefe der Krise wieder zur Hohe der Konjunktur emporgebracht werden könnte, wird von einzelnen Kreisen unserer Wirtschaft stets wieder die Meinung vertreten, daß die Stockung des Warenabsatzes durch einen Geldmangel hervorgerufen werde. Sie meinen damit nicht di« durch die Eigentumsverhältnisse der kapitali stischen Gesellschaft bedingte Besitzlosigkeit der Masten des Volkes, der fie auch mit ihren Vorschlägen nicht zuleibe gehen wollen, sondern sie sind der Auffassung, daß innerhalb des Staates zu wenig Geld im Umlauf sei. Sie fordern daher vom Staat, daß er durch geeignete Maßnahmen mehr Geld als Zahlungsmittel in Umlauf seht, von dem, wenn es seinen alten Wert behält, die Massen des Volkes nichts in die Hände bekommen würden. Obwohl ähnliche Experimente in einigen Staaten schon versucht worden sind, ohne daß sie das vorausgesagte Ergebnis der dauernden Mirt» schaftSerholung gehabt hätten, wird es doch immer weiter propagiert. Dabei ist in den einzelnen Staaten die Gesamtmenge des im Umlauf befindlichen Geldes sehr verschiede», Auch der Betrag, der auf den einzelnen Einwohner aus Grund der Gesamtmenge zu errechnen ist, weist zwischen'den verschiedenen Ländern die erheblichsten Differenzen auf. In der nachstehenden Tabelle ist eine Reihe von Ländern zusammeugestellt, von denen jedes sein eigenes Währungssystem hat Diese Landeswährungen sind umgerechnet auf Golddollar, wobei nur die in Umlauf befindlichen Banknoten, nicht aber das Metallgeld bei der. Umrechnung berücksichtigt wurde. Diese Umrechnung in Golddovar ermöglicht einen Vergleich des Betrages, der von dem Notenumlauf auf den Kopf der Bevölkerung entfällt. Er betrug in: Ende Juni 1934 Gold Ende Juni 1988 »ollar Tschechoslowakei 9.26 18.20 England 24.98 27.42 Belgien . 59.88 61.69 Bulgarien 8.10 3.21 Dänemark 14.29 14.42 Finnland 4.46 4.48 Frankreich 76.91 79.24 Holland. •• 47.18 48.84 Sowjetunion in den Bölkerbund(mit stündigem VölkerbundSrätsitz, den Polen nicht hat) beziehen müssen. Die Frist für die Antwort läuft im September ab. Berlin wartet gespannt auf die Antwort Warschaus . Warschaus Verzicht auf die Unterstützung Berlins wird die Isolierung des Drü- ten Reiches vollenden. Warschaus weitere Manövrierung wird indessen in Berlin die antifranzösischen und antirussischen Tendenzen steigern, die Lust zu außenpolitischen Abenteuern stärken. Pilsudfti muß zwischen Berlin und Paris-Moskau wählen, Hitler — zwischen Jsolie- rung ohne Warschau und Katastrophenpolitik mit Warschau . AuS der Tabelle wird der große Unterschied in dem Betrag, der in den einzelnen Ländern vom Notenumlauf auf den Kopf der Bevölkerung entfällt, recht deutlich. Wäre nun die Auffaffung, daß die Stockung des Absatzmarktes im Jnlande nur auf den Mangel an Zahlungsmitteln zuciick- zuführen sei, richtig, dann müßte sich die Wirtschaftskrise dort, wo ein bedeutend größerer ZahlungSmit- telumlauf auf die Bevölkerung entfällt, viel weniger heftig geltendmachen. Ende Juni 1984 Ende Juni 1988 Golddollar Italien ..,. 16.42 15.58 Jugoslawien .. 4.15 4.41 Ungarn .... 7.88 7.48 Deutschland .. 14.8 12.94 Polen .... 8.86 8.47 Oesterreich... 19.86 18.57 Rumänien ... 6.96 7.21 Griechenland .. 4.61 — Vereinigte Staaten von Nordamerika 29.18(Dez. 1988 85.78 Schweden ... 16.48 16.60 Schweiz .... 64.99 70.25 In Wirtklichkeit befinden sich aber unter den Ländern, in denm in Golddollar gerechnet ein wesentlich größerer Betrag auf dm Kopf der Bevölkemng kommt alS in der Tschecho slowakei , auch solche, in denm sich di« Krise zumindestmS in der gleiche« Schärfe, wen« nicht noch schlimmer, im Wirtschaftsleben auSwirktr:^..,^ Das gilt besonders für Italien , für Deutschland , für Oesterreich, aber auch für die Vereinigten Staaten mit ihrem gewaltigen Arbeitslosenheer, und im zunehmenden Maße selbst für Frankreich , wo sich trotz des höchsten Notenumlaufes die Krise mit allen ihren Begleiterscheinungen immer mehr und mehr ausbreitet. So wmlg«in angeblicher Mangel an Zahlungsmitteln die Schärfe der Krise vemrsacht, so wmig könnte ebne Vermehrung deS Banknotm- umlaufeS fie auf die, Dauer zum Berfchwindm bringen. Dafür aber würde die Gefahr einer — wenn zunächst auch mähigm— Inflation in die Nähe gerückt. Vie„Deutsche Presse“ liebt Ihr Vaterland... und hat auch Ursach* e* zu lieben! Die„Deutsche Presse" vom Sonntag widmet der Oesterreich-Broschüre deS Genoffen I a k s ch einen ganzen Leitartikel. Wir haben gegen eine solche GratiS-Propaganda nichts einzuwenden. Daß die einzelnen Sätze und Absätze von dem klerikalen Blatt kunterbunt durcheinander zitiert werden, um ein möglichst verzerrtes Bild des Inhalts zusammenzuschustern, gehört zur lieben Gewohnheit jener Sorte von Blättem, die einer sachlichen KampfeSweise nicht fähig sind. Einem offenkundigen BerdrehungSversuch, der dabei unterläuft, muß aber beizeiten daS Handwerk gelegt werden. Die„Deutsche Presse" knüpft an eine Stelle der Broschüre, welche davon spricht, daß nach der antifaseistischen österreichischen Revolution die politische Zwischenform des UebergangeS zum Sozialismus gefunden werden muß, welche den Gegebenheiten der mittel, europäischen Zone entspricht, folgende Bemerkung: „Oesterreich dürfte sich aber kaum für solche rote Experimente hergeben, aber für unS ist inter - effant, daß jene Sozialdemokraten, die im Namen der Demokratie das Sudetendeutschtum schulmeistern wollen, in der„mitteleuropäischen Zone" plötzlich erklärte Gegner der Demokratie sind." Dazu ist zu sagen: das ganze betreffende Kapitel ist vom Standpunkte unserer demokratischen Auffaffung geschrieben. ES wendet sich gegen die Meinung, daß in Oesterreich eine„Diktatur des Proletariats " als D a u er z u st a n d und Endlösung bestehen könnte. Daß nach einem revolutionären Siege der Arbeiterschaft daS Bürgertum, welches die Demokratie mißbraucht, geschändet und eidbrüchig verraten hat, keine Gelegenheit mehr finden wird, die Demokratie neuerdings zu mißbrauchen, wird allerdings sehr deutlich gesagt. Diese Anschauung könnte höchstens von jenen Kreisen unliebsam empfunden werden, die auch hierzulande die Demokratie zur Vernichtung der BolkSrechte mißbrauchen möchten. Daß sich das Blatt der deutschen Christlichsozialen so vorlaut dazu meldet, muß gebührend gebrandmarkt werden. Desgleichen der Schlußsatz seines Aufsatzes, welcher der Broschüre deS Genossen Jaksch vorwirft, daß sie an der Wirklichkeit vorbeigeht und die Tatsache außeracht läßt:„Daß es ein Vaterland Oesterreich gibt, daS von seinem Volk« geliebt wird." Mehr noch als vom österreichischen Volke scheint dieses Vaterland von der„Deutschen Presse" geliebt zu werden. Bezeichnend für ein in Prag erscheinendes angeblich demokratisches Blgtt, daß eS in einem redaktionellen Artikel von einem Vaterland— Oe st erreich spricht! Der„Landpost“ kann geholfen werden Das Blatt des Herrn Spina wagt nicht mehr zu bestreiten, daß es mit seinem Ableugnungs- oersuch der zwischen Landstand und Heimatfront getrofsenen Vereinbarungen den Kürzeren gezogen hat. Auf unsere Charakterisierung seiner Schreibweise stellt eö sich aber unschuldig wie ein neugeborenes Kind und fragt naiv, in welcher Weise eS uns in dieser Polemik»beleidigt oder beschimpft" habe. Wir antworten kurz und bün dig: in einer unqualifizierbgren Weise. Beweis:. Am 19. August schrieb die»Landpost" Jn besagten Zusammenhänge von„BrunnenverzM. tcrn", von„Unterstellungen" und„DenunM-^ filmen". Am 22. August spricht die„Landpost" uoii „Unterstellungen" und„Verdächtigungen".- Am 26. August, also iiHd«p»„leüten Mü- stellung" deS Blattes , ist von tzWrPüchWmaen", (zweimal),„Unterstellungen" unlA.VWmutzit/ terpolifik" die Rede.■' Diese Ausdrücke verwendet ein Koalitionsblatt— wohlgemerkt!—, nachdem es sich schon auf der Rückzugslinie befindet und die Existenz von Vereinbarungen zwischen Landstand und tzeimatfront nicht mehr zu bestreiten vermag. Die „Landpost" möge sich angesichts dieser gewiß ausreichenden Befriedigung ihres Wissciidurstes nun bald entscheiden, ob sie künftig politische Erörterungen in anständigen Formen Pflegen oder vom Preßgericht dazu gezwungen werden will. Günstiger Steuereinlauf im ersten Halbjahr AuS einem Ausweis der Finanzverwaltung über die Steuererträgniffc für Juni, bzw. daganze erste Halbjahr 1934, geht hervor, daß der Stand der Staatsfinanzen heuer bedeutend günstiger ist als im Vorjahre. Erfahrungsgemäß sind die Steuereingänge im ersten Halbjahr immer erheblich geringer als im zweiten; wenn zum 30. Juni auf die halbe projektierte Budgetsumme für das betreffende Jahr nicht mehr als etwa 10 Prozent fehlen, so kann man daher damit rechnen, daß dieser Ausfall im zweiten Halbjahr noch wettgemacht werden kann. Heuer fehlen zum 30. Juni nur etwa 8.7 Prozent oder 265 L'l'.llionen, während im Vorjahre zur selben Zeit 23.4 Prozent oder rund 769 Millionen auf die im Budget projektierten Summen fehlten. Das Erträgnis für den Monat Juni selbst war namentlich hinsichtlich der direkten Steuern jedoch ungünstiger als im Juni des Vorjahres, was auf die vielen Zahlungen von Steuerriickständen im Juni 1933 im Hinblick aus die mit der ArbeitSanleihc verbundenen Begünstigungen zurückzuführen sein dürste. Der Bruttoertrag an Steuern und Gebühren beträgt für das erste Halbjahr 3943(im Vorjahr 3788) Millionen, die Steigerung beträgt also 4.1 Prozent. Der Nettoertrag für die Staatskaffe, also nach Abzug der Zuweisungen an die Selbstvertvaltung usw., beträgt 2665 Millionen gegenüber 2482, ist also um 7.3 Prozent größer als im Vorjahre. Und die KPCT* i- t Nach den russisch geschriebenen Blättern bringt jetzt auch die„Deutsche Zentral-Zeitung", das offizielle deutsche Organ des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Rußlands einen Bericht über den Ausenthalt der Sowjet-Flieger in Prag . Sehr ausführlich wird über alle Begrüßungsreden und Empsängc referiert und nur einen Namen sucht man vergeblich: Herrn Mikuliöek, der angab, die Flieger im Namen der kommunisttschen Arbeiter begrüßt zu haben. Kein Wort von ihm oder der KPC in den Sowjctblättcrn, deren Berichterstatter Herrn Mikuliöek zwar sahen und hörten, von dem sie aber anscheinend nichts sehen und nichts hören wollen. Zu wenig Geld in der Wirtschaft? Der Notenumlauf in einigen wichtigen Lindem 36 _ FRITZ ROSENFELD: BIN BOMAN ZWISCHEN TRAUM UND TAO »Du wirst ihn wiederfinden, Axjutta. Um deines Kindes willen." „Um meines Kindes willen, Jv, werde ich ihn rächen." Jv zog die Brauen zusammen. Pal rächen? Daß immer und immer wieder Haß aus den zerbrochenen Träumen wächst.— Ich darf sie nicht allein lassen, dachte Jv. Ich mutz des nachts das Haus verschließen. Und er sagte: „Geh in den Garten. Belvache den Schlaf deines Kindes. Dann ist Pal bei dir." Müde ging Axjutta. Es war, als läge aus ihrer Schulter nun eine große Last. Es war, als blitzte der Dolch schon in ihren Händen. «Ich werde ihn rächen", sagte sie still vor sich hin. * „Nie hab ich gedacht, daß Träumer so kühn das Schwert führen," sagte einer der Männer, deS abends in Mrod. «Gut war der Schlag, Pal, der Knabe litt nicht lang". Pal verbarg sich in einer Ecke. Er hatte den Männern ins Gesicht schlagen wollen, aber es war keine Kraft in seinen Fäusten. Da suchte seine Hand wieder den Gott, den kleinen Schutzgott Tung-LiS, und das Haar AxjuttaS. „Sie lebt," sagte er still für sich,„sie lebt." So schlief er aus dem Traum seiner Tage in einen Traum hinüber, durch den groß und hell, mit wiegenden Schritten, die wie Musik der Wei den waren am Ufer eine» heimlichen Teichs, Axjutta ging. Als die Trommeln am Morgen die Assaffi- nen aus den steinernen Räumen der Burg riefen, die Pferd« bereit standen, Tula mit neuem Befehl sich an die Spitze des Heeres stellte, da wußte Pal, daß er zum letztenmal mit den Affaffinen rstt. Tula sah ihn, al» er fortritt aus dem Lager, den Speer in der Hand, einen Beutel Waffer am Sattel. Tula hätte auffpringen müssen, ihm nacheilen, den Bogen ergreifen, auf ihn zielen. Tula blieb, sah ihm nach, bi» er hinter einem Hügel verschwand. Das Schwert war nicht das Werkzeug der Träumer, und ob ein Bär ihn zerriß, oder ein Pfeil ihn traf— aus dem Holz der Helden war Pal nicht geschnitzt. Ueber eine große Steppe ritt Pal, zu einem großen Dorf kam er. Der Affaffinenmantel wehte um sein« Schulter, er hob die Hand als Zeichen des Frieden»: nicht zu morden komme ich, ich komme zu bitten. Zu den Aeltesten de» Dorfe » ging er, die die Gegend kannten und weit gewandert waren in ihrem harten Leben. „Kennt ihr«inen Garten— ein goldenes Tor hat er gegen Sonnenuntergang und ein schwarzes gegen Sonnenaufgang. Paläste stehen in ihm und Brunnen, und der Gesang eine». Gongs klingt dumpf über ihm." Die Männer schüttelten die Köpfe. Wie Leder waren ihre Gesichter, die Augen trüb, die Bärte schütter. „Wir hörten von einem Garten, wie du ihn beschreibst, aber wir sahen ihn nie. Es ist eine alte Sage unsres Volke», daß die Straße der Toten durch diesen Garten geht, und daß die Assaffinen unter seinen Bäumen das Schwert führen fernen." Pal senkte den Kopf. Ein« alte Sage ist e». In einem zweiten Dorf fragte Pal die Alten, in einem dritten. Er bekam die gleiche Antwort: eine alte Sage ist es, die Straße der Toten soll durch diesen Garten gehen, von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang. Und Ala Eddin soll der Herr de» Gartens sein. „Den Weg zu Ma Eddin können wir dir zeigen", sagten sie.„An den Hängen de» Libanon wohnt er, Ulleika heißt seine Burg." Pal dankte mit seiner müden Hand. „Könnt ihr mir Obdach geben für eine Pacht?" Geschäftig eilten die Männer hin und her. In der größten Hütte bereiteten sie ein Lager. Am Morgen brachten sie ihm Milch und Brot. Seinen Beutel füllten sie mit frischem Waffer. Als er aus dem Dorf geritten, schüttelten sie den Kopf. „Eine alte Sage ist es," sagte der Aelteste. „Und da kommt einer und sucht den Garten, al» läge er wahrhaft irgendwo zwischen den Bergen." „Seltsam sind die Menschen, seltsam," sagte eine Frau.«Die Welt muß ihnen zu eng sein, daß sie die Gärten der Sage suchen". In eine Stadt kam Pal. Er fragte den Lehrer, er fragte die Priester, er fragte an den Pforten de» Tempel« und an den Pforten des Hauses der Bettler. „Eeine Sage ist es— ich erinnere mich— vor den Mauern der Stadt, unter den Palmen, am Abend, erzählte sie der alte Lehrer", sagten die Manner.„Aber keiner von uns hat den Garten gesehen." „Saht ihr eine Frau— mit hellen Haaren, hellen Augen, anders al» die Frauen hier sind." „Viele Karawanen kommen durch unsre Stadt. Viele Frauen kommen mit den Karawanen. Es werden auch heUe unter ihnen gewesen sein, mit Haaren und Augen, wie du sie beschreibst." Da zog Pal weites. Einen Monat suchte er. Einen zweiten. Und wenn er Jahre suchen müßte: nicht länger als eine Nacht wollte er in einer Stadt verweilen oder einem Dorf. Jn allen Städten und allen Dörfern wollte er fragen, in allen Hütten hoch auf den Bergen, in allen Häfen der Erde. Einer mußte um den Garten wissen, einer mußte um Axjutta wissen. In einer Nacht, es war der Monat des Fastens und alle Feste waren verboten, machte Ax« jutta sich auf den Weg. Jv weilte auf Akrod, dir Mauern sollten erhöht, ein neuer Turm sollte errichtet werden. Das Kind schlief auf seinem Lager; hell schimmerte sein Haar im Licht des Mondes. Einen Mantel schlug Axjutta um, einen Dolch nahm sie aus der Waffentruhe Jvs. Es war ein Dolch mit einem edlen Griff aus Elfenbein und einer langen, scharfen Klinge. „Pal ist tot", sagte sie, ehe sie da» Haus verließ. Unter dem Mond wanderte sie. Er hatte sie vor Ala Eddin gerettet. Er rettet Ala Eddin nicht vor ihrem Dolch. Drei Tage ging sie, sie kannte nicht die Wege, sie bettelte sich durch, sie mußte sich wehren gegen derbe Hände, die nach ihr griffen. Frauen, die auf der Landstraße gingen, entlaufene Sklavinnen, weggejagte Ehebrecherinnen, waren Freigut; wer sie faßte, durfte sie behalten. Mancher streckte die Hand aus nach ihr, aber alle schreckten zurück, wenn sie ihre Augen sahen. In diesen Augen brannte nur Haß; glühte ein unirdischer Feuer, ein heiliger Haß. So ging sie einsam über einsame Straßen. Fragte sie, gab man ihr mit Ivenigen Worten Auskunft. Man verweigerte ihr da» Wasser nicht und nicht die Speise, um die sie bat. Schlief sie aber des nachts in einer Hütte oder einem Zelt, so wagte sich keiner der Bewohner in ihre Nähe. Den Boden küßte man, Allah lobte man, wenn sie im Aufgang der Sonn« ihren Weg fortgesetzt hatte: lFortsetzung folgt.)
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14 (29.8.1934) 201
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