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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

14. Jahrgang

Genossin Paula Wallisch  in Brünn Brünn  

, 31. August. Heute vor 17 Uhr traf Genoffin Paula Wallisch  , aus Preßburg  tommend, auf dem Brünner Bahnhof ein. Sic war aus Marburg   in Jugoslawien  , wo sie seit ihrer Entlassung aus der Kerkerhaft bei ihren Verwandten weilte, im Flugzeug in Preßburg  eingelangt, von wo fie mit der Bahn nach Brünn  

fuhr.

Auf dem Bahnhof hatten sich viele Genoffin­nen und Genossen der beiden Brünner sozialdemo tratischen Parteien, einige Note Falfen sowie Mit­glieder der in Brünn   befindlichen öſterreichischen Emigration eingefunden, die der Genoffin Wal­lisch einen herzlichen Empfang bereiteten.

Im Namen der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei und der Frauenorganisation Brünn  richtete Genoffin Kahay an die Witwe des öster­reichischen Arbeiterhelden herzliche Begrüßungs­worte. Sie dankte der Genoffin Walliſch für die unvergeßlichen Dienste, die sie und ihr Gatte der Arbeiterklasse geleistet haben, und gab der Hoff­nung Ausdruck, daß sich Genoffin Wallisch in unse= rer Mitte wohlfühlen möge. Die Grüße der tsche­chischen Bruderpartei überbrachten die Genoffen Dr. Ečer und Abgeordneter Polach.

Genoffin Wallisch dankte sichtlich gerührt für ben herzlichen Empfang.

Die Trauben

sind zu sauer... Oesterreich   will gar keine Anleihe?

Wien  , 31. August. Nach einer amtlichen Meldung beruhen die ausländischen Meldungen, daß die österreichische Regierung in Genf   außer über die Konversion der Völkerbundsanleihe vom Jahre 1923 auch über eine neue Auslandsanleihe berhandle oder zu verhandeln beabsichtige, offenbar auf einem Irrtum und seien durch­aus unrichtig".

Samstag, 1. September 1934

Das Dritte Reich

und die Auslandsdeutschen

Katastrophale Erfolge" des Herrn Goebbels  

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gezeichneten Bericht seines Bukarester Kor- rückzuführen sei. Das Pariser Tagblatt" bringt einen aus- bewegung der Deutschen   in Rumänien  " zu respondenten über die Verheerungen, welche die Nazipropaganda unter den Deutschen   Süd­ osteuropas   angerichtet hat. Goebbels  schwärmten in alle deutschen   Siedlungen aus. Und ließ fleißig die Mark rollen. Braune Agitatoren das Ergebnis? Darüber sagt der Bericht:

..In Rumänien   und Ungarn   sind jetzt die nationalsozialistischen Verbände aufgelöst und verboten. Zahlreiche Deutsche   sind in die Gefängnisse gewandert. Unter den Deutschen   Südeuropas   hat das Dritte Reich eine bisher nie gewesene 3er= tlüftung und Zersplitterung her­borgerufen... Unfähige und zumeist dunkle und unsaubere Elemente versuchten mit Hilfe der Agitatoren und Sendboten aus Berlin  den bisherigen Führern die Futtertrip= pen zu entreißen, ganz gleich, ob es sich um ein politisches Mandat oder um einen Posten im La­den der Konsumgemeinschaft handelte. Als wäre es in München   oder Hamburg   wurde zum Gau­dium der eingeborenen Bevölkerung von den Hitlerjüngern ein vor feiner Gemeinheit und per­sönlichen Verleumdung zurückschreckender Kampf gegen die bisherigen Mandatsinhaber eröffnet. Zwischen dem Führer der deutschen   Minderheit in Jugoslawien  , dem Abg. Dr. Kraft, und dem Nazimann Dr. Hafflinger wurde vor einem in­goslawischen Gericht die schmutzigste Wäsche ge­waschen. In den deutschen   Zeitungen gab es Rie­senfortsetzungen und der Prozeß endete mit der Verurteilung von Hasslinger, der sich als Kom munist unter Bela Khun die erſten Sporen

verdient hat."

Diese Bewegung habe die eigenen deutschen  Volksgenossen geschmäht, bedroht, verleumdet" gebenheit und der Demut gefunden." und gegenüber den Rumänen nur Worte der Er­

die

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( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 204

Die Kommunisten gegen Sowjetrußland

In Prag   kommt seit einiger Zeit ein Rotes Fähnchen heraus. Sein Herausgeber ist Karl Kreibich  . Man merkt es, daß dieser ehemalige außer Landes war. Er hat in seinem Moskauer  Führer der deutschen   Kommunisten viele Jahre Pensionat den Abstieg der KPC nicht erlebt. Et meint, es sei immer noch wie einst im Mai. Da. mals waren auch manche sozialdemokratische Ar­beiter neugierig, was ein Streibich zu sagen hatte. Heute sind sie es nicht mehr. Zuviel Wasser ist ,, Seit den Jahren 1922-1924, wo wir die inzwischen die Moldau hinabgeflossen. Zu oft hat ganze Schwere der neuen zentralistischen Gesez sich seither die KPC mit roten Tagen blamiert, gebung zu erfahren und zu tragen hatten, sind zuviel Streiks hat sie verloren, mit allzu gro. unsere volkspolitischen Positionen fast ungeßer Regelmäßigkeit sind ihre bombastisch ange. schmäler t erhalten worden, obwohl sie unter fündigten Aktionen schief gegangen. Das beste ständigem Angriff standen. Was aber haben wir Gedächtnis reicht nicht hin, die kommuniſtiſchen  seit dem Herbst 1933 verloren, feitbem bie Führergarnituren zu zählen, die sang- und klang. NEDN. fich in den Besitz der Volksführung feste!! los verschwunden sind. Der letzte sozialdemokra Die vier letzten Bürgermeister in sächsischen Städ­ten sind gefallen, Schäßburg   hat im Ge­tische Arbeiter weiß nunmehr, daß wir in der meinderat teine sächsische Mehrheit mehr, der Tschechoslowakei   schon längst den Fascismus Staatsbeitrag für unsere Schulen hätten, wenn es nach den kommunistischen   Bock. ist auf ein Drittel gekürzt, unsere Professoren und sprüngen gegangen wäre. Die beiden sozialdemo. Lehrer sollen wieder durch das Fegefeuer einer tratischen Parteien waren es, die einen unüber­Sprachprüfung getrieben werden, unse­ren Beamten in Städten und Dörfern zerbröckelt der Boden unter den Füßen, in der Gemeinde­verwaltung gebietet schrankenlose Willfür der Komitatsgewaltigen. Wir schließen hier die Liste.

windlichen Damm gegen den Fascismus aufrich. teten. Nur in seinem Schatten treiben die Kom. munisten das, was sie unter Politik verstehen.

Darum haben wir es glücklicherweise nicht mehr notwendig, uns mit jedem Angriff des Nazipolitik habe unter den deutschen   Mumä- terpolitik zu treiben und uns den überſchäumen­Platiner fommt zu der Schlußfolgerung. Kreibich- Fähnchens herzustellen. Ehrliche Arbei. niens ein Trümmerfeld hinterlassen. den Haß der Henlein- Nazis täglich neu zu ver. Wem springt damit nicht die Analogie der dienen, scheint uns ersprießlicher. Es muß ja auch Ergebnisse der Hakenkreuzlerei bei den Sudenten- ein jammervolles Gewerbe sein, in einer kommu. deutschen ins Auge? Wer aber gegen den Wahn- nistischen Redaktion zu sitzen und sehnsuchtsvoll wiß des Hineintragens stumpfsinniger Gewalt­auf das Eintreffen der sozialdemokratischen Zei­methoden in die deutsche Minderheitenpolitik ener gisch Front macht, wird geschmäht, betungen zu warten, auf diesen unentbehrlichen droht, verle um de t". So ging es Dr. Stoff für fadenscheinige Polemiken. Könnten wir Bundeskanzler Dr. Schuschnigg   und Der Korrespondent zitiert sodann als Zeu- ra ft. So wird es Plattner ergehen. So eines Tages nicht erscheinen, die Leute vom Fähn. Minister des Außern Berger- Waldenegg   begeben gen für die Segnungen des Hakenkreuzes in Ru- möchten unsere Nazis auch mit den deutschen   chen rauften sich die Haare vor Verzweiflung. sich erst zur Vollversammlung des Völkerbundes neten Hans Plattner. Plattner schreibt Glück und zum Unterschiede von lingarn, Jugo- den damit sehr einverstanden sein, daß wir die mänien den deutschen   siebenbürgischen Abgeord- Sozialdemokraten verfahren. Zum Darum genügt es auch und unsere Arbeiter wer­nach Genf  . Sie werden mit den Außenministern im Siebenbürgischen deutschen Tagblatt", daß slawien, Rumänien   sind wir ſelbſt ſtart genug, kommunistischen Ergüsse von Zeit zu Zeit sum­der anderen Staaten in Verbindung treten und mit ihnen die schwebenden politischen Probleme, die von der Regierung angeordnete Auflöſung der die braune Brut im Zaum zu halten und ſie daran marisch abtun. aber auch wirtschaftliche und insbesondere han deutschen politischen Formationen auf die Tätig zu hindern, die Sudetendeutschen ganz unter den delspolitische Fragen besprechen und so feit der Nationalen Erneuerungs- Schlitten der Staatsgewalt zu werfen. Verhandlungen einleiten, durch welche im Laufe der nächsten Monate eine Steigerung der öster= reichischen Ausfuhr ermöglicht werden soll. 336 Alpine- Angestellte entlassen

Wien  , 31. August. Im Zuge der Säube­rungsaktion bei der Alpine Montangesellschaft   sind bis jetzt 336 Arbeiter und Angestellte entlassen worden, die am Juliputsch beteiligt waren. Außer dem wurde eine große Anzahl von Arbeitern und Angestellten, die sich noch in Untersuchung befin den, vom Dienste enthoben. Generalinspektor

der Wehrverbände

Wien  , 31. August. Bundeskanzler Dr. Schuschnigg   hat nach Ermächtigung durch den Mi­nisterrat den Generalmajor der Ruhe Hanno= nigsbrunn zum Generalinspektor für das Freiwilligen- Schußkorps und die Wehrverbände crnannt. Generalinspektor Königsbrunn   wird im Bundeskanzleramt am Ballhausplat amtieren.

Rumänien   verteidigt den Lel Keine Währungsexperimente

Streik unvermeidlich

New Yort, 31. August. Wie Reuter meldet, besteht keine Hoffnung, daß der Streit der Textilarbeiter, der in der Nacht auf Sonntag einsetzen foll, in letzter Stunde abgewendet würde, obgleich die Regierung der Vereinigten Staaten   und die zentralen Industrieverbände jede Gelegenheit ergreifen, um mit den Vertretern der Arbeiterschaft behufs einer beschleunig­ten Beilegung des Konfliktes zu verhandeln.

Die Führer der Textilarbeiterschaft sandten dem Nationalen Arbeitsamt ein Ultimatum, in dem sie erklären, daß nur klar abgegrenzte und dauernde Zugeständnisse an die Angestellten den Ausbruch des Streikes verhindern könnten.

Nach einer Bekanntmachung der Streitleitung werden am Montag auch die& amm garn und die Wollarbeiter in den Streik treten. Ebenso werden in ver­fchiedenen kleineren Industriezweigen Vorbereitungen zum Streit getroffen.

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s

Die Streifleitung hat strengste Disziplin anbefohlen und gegen die zunehmende Agitation fommunistischer Clemente Stellung genommen.

Schachts Bankrotterklärung

Peinlicher Eindruck im Ausland

Ruhig ertragen wir es angesichts der Sprache der Tatsachen und der Senleinpresse, daß uns Kreibich neckischerweise zu den Schirmherrn der Heimatfront zählt.

Mit Seelenruhe wird es jeder Sozialdemo frat hinnehmen, daß uns ausgerechnet die Kom. munisten vorschreiben wollen, welche Veranstal tungen der Henleinleute wir besuchen sollen. Der Ruhm eines antifascistischen Kampfes", der sich bei Aufmärschen der Heimatfront begnügt, im Spalier die Internationale zu singen siche Graupen! sei den Kommunisten neidlos über. lassen.

Auch sind wir keineswegs gesonnen, Beleh­rungen über die Mängel der Ernährungsaktion bon Leuten hinzunehmen, die bis vor kurzer Zeit nicht genug über die Czech karten und Bet. telfarten lästern konnten. Sie mögen zuerst eine einzige Stalinkarte aufweisen, die sie den Arbeitslosen gebracht haben und außerdem die schuldigen Gewerkschaftsunterstützungen be­zahlen.

Was aber auch eine großmütige Nachsicht nicht hingehen lassen kann, das ist der Eiertanz, den unsere Kommunisten mit der sogenannten Basel  , 31. Auguft. Die Ankündigung des Anfang August es nicht mehr gewagt hat, den Verteidigung Sowjetrußlands aufführen. Sie Neichsbankpräsidenten Dr. Schacht, daß Deutsch- dicichsbankausweis bekanntzugeben, welcher die rufen Hände weg von der Sowjetunion  ", um Bukarest  , 31. August. Der Finanzminister land ein Bollmoratorium, b. h. die völlige prozentuelle Dedung der im Umlaufe befindlichen zu bemänteln, daß sie selbst ihre Hände feige in Slavescu erklärte gegenüber Pressevertretern: Einstellung aller Zinsen- und Schuldzahlungen Reichsbanknoten durch Gold und deckungsfähige den Taschen stecken haben. Wie wollen die Kom­Stein Faktor und kein Element wird imstande an das Ausland beabsichtige, hat in Kreisen der Devisen ist. munisten Rußland   gegen einen japanischen An­sein, weder die Regierung noch mich zu veranlassen, Bant für internationale Zahlungsausgleich nicht griff schützen? Man höre:

bon dem so oft fundgegebenen und feierlich erklär- überrascht, da man auf eine solche Ankündigung Die Neue Zürcher Zeitung  " sagt, daß die ten Beschlußz betreffs der Konsolidierung des ge- bereits vorbereitet war. Wenn man es auch in Sundgebung in allen Gläubigerstaaten den he f- genwärtigen Währungssystems abzugehen. Für Kreisen der BI3 ablehnt, fich zu diefer Ankün- tigsten Widerstand hervorgerufen habe. die rumänische Währung gelten die gefeßlichen bigung zu äußern, fo ist doch der peinliche Das Blatt ist überzeugt, daß die von Dr. Schacht Grundlagen über die Stabilisierung der Wäh- Cindrud, den diefe Rede auslöfte, unverkenn- zur Linderung der Weltwirtschaftskrise vorge­rung vom Feber 1929, und ich versichere dem- bar und es wird in Finanzkreisen versichert, daß schlagenen Mittel absolut ungeeignet sind und daß nach, daß wir die Mittel zur Aufrechterhaltung diefe Ankündigung Dr. Schachts einer Vante- diese Kundgebung für den   deutschen internationa­und Verteidigung des gegenwärtigen Währungs- rotterklärung gleichkomme, wie auch len Stredit einen schweren Schlag be­systems besitzen. barauf hingewiesen wird, daß die Reichsbank seit deutet.

,, leber alle Parteigrenzen hinweg einheit. liches Auftreten gegen den japanischen Impe­rialismus, für den Schutz der   Sowjetunion! Sofortige Durchführung großer gemeinsamer Manifestationen fozialdemokratischer, kommunistischer, parteilofer Werktätiger für die  Sowjetunion und ihre Friedenspolitik! Ge= meinsame Beratungen sozialdemo