Sette 2Sonntag, 2. September 1834Ur. MBDie„Einheitsgewerkschaft“ein völliger Versager;Trotz allem Terror nur 20 Prozent aller früher OrganisiertenSgnng muhzuw eisen und ei« fahr gute» Ge-schift nicht entgleiten zu lassen, erklärten dieHerren, dass e» immerhin möglich wäre, in denWerkstätten durch eine entsprechende Arbeit»-weis« einen Betrag non fünf» bi» sechshunderttausend AL im Jahr an Löhnen ersparen zukönnen. Um diesen Erfolg zu erzielen, sollte anStelle der bisherigen Entlohnung(die Wcrk-stättcnarbeiter werden nach dem Vertragsstundenlohn entlohnt) das sogenannte Refa-Sy-stem eingeführt werden."Somit waren die Arbeiter den Herrn Ratio-nalisierern wieder als Versuchskaninchen ausge-liefert. Auf bestimmte Leistungen wurden Zeit-vorgaben von 80 Minuten gewährt. Die Ar»beiter brauchten dazu 170 Minuten. Eine unterBeiziehung des BäriebSauSschusses später ein»greifende Nachprüfungskommission stellte fest,baß für die betreffende Hantierung bei iriten»sivster Leistung 180 Minuten notwendig waren.Für eine andere Arbeit gaben die Rationalisie-rer 44 Minnte«, die Arbeiter brauchte» 171 Minuten und die Kommission erkannte schließlich188 Minute« al« durchschnittlich erreichbaresHöchsttempo au. Solche Rechenblüten zeitigt dieWissenschaft im Dienste des Kapitalismus!Während der Ausprobung dieser Schinder-Hannes-Methoden gab cs in der Ncudeker Spinnerei Unterverdien st e und steigende U n-zufriedenheit. Als nach Beendigung dieses sauberen„PriifungSverfahrcns" ein beteilig,ter Ingenieur noch einmal in die Fabrik zurück-kehrte, glaubten die Arbeiter, die Folter gehe vonneuem loS. Da lief ihnen die Galle über. Sieverfolgten den Mann wutentbrannt durch Werkstätten und Höfe und prügelten ihn schließlichweidlich durch.Vier Arbeiter, die sich in ihrer Erregungam meisten hinreißen ließen, wurden sofort ent-lassen. Die weiteren Akte der Tragödie erlassenwir unL zu schildern.Die grundsätzliche Bedeutung der NeudekerArbeiter-Revolte ist diese: Sie zeigt, daß die Nationalisierung heute bereits bi» an die äußersteGrenze der körperlichen und seelischen Tragfähig-kcit de» arbeitenden Menschen vorgetrieben wird.Was notwendig ist, daS ist eine gesetzlicheKontrolle des Rationalisierungswahns, dieSchaffung von öffentlichen S p r u ch i n st a n-z e n mit Vertretungsrecht der Arbeiterschaft, diedarüber zu befinden haben, ob die betreffendeNeuerung im allgemeinen volkswirtschaftlichenInteresse zulässig, oder als im individuellenProfitinteresse des Unternehmers gelegen abzulehnen ist.Wird sich außerhalb der organisierten Arbeiterschaft auch nur ei» Gerechter finden,der für diese tausendfach begründete Forderungeintritt?Oranienburg wird aufgehobenBerlin, 1. September. Zum 1. Dezember1934 werden weitere 742 Schutzhäftlstige ausder Haft entlassen. ES handelt sich zumeist um ehemalige Angehörige der SPD und der KPD. DieEntlassungen haben die Auflösung des Konzentrationslager» Oranienburg zur Folge. Unterden Entlassenen befindet sich der ehemalige Oberbürgermeister von Magdeburg, Reuter.Dem OND wird au» Wiener Ge»werkschaftskreisen geschrieben:Die entscheidende Niederlage hat der Austro-fasciSmus mit seine» Versuchen auf dem Gebietedes Gewerkschaftswcscns erlitten. Nunmehr lieg'» amtliche Daten über den Mitgliederstand derfascistischen Einheitsgewerkschaft vor. Trotz derverzweifelten Propaganda und trotz dem unverschämten Terror, der gegen Arbeiter und Angestellte geübt wird, zählte die Einheitsgewerkschaftam 1. Juli nicht mehr als 132.860 Mitglieder.Die Freien Gewerkschaften hatten noch 1S32560.000 Mitglieder, die christlichen Gewcrtschaf-ten wiesen zuletzt 100.000 und die übrigen Gewerkschaften 65.000 Mitglieder aus. Von den734.000 gewerkschaftlich Organisierten, die imFeber 1034 insgesamt in Oesterreich gezähltwurden, gehören jetzt nicht mehr als 19.4 Prozent der staatlich kontrollierten, fascistischen Ein-hcitsorganisation an!Von den 132.860-Gewerkschaftsmitgliedernsind 73.512 arbeitslos; nur 50.357 stehen in denBetrieben. Der fascistischen Gewerkschaft sind alsohauptsächlich Arbeitslose beigetreten, um sichUnterstützungsausprüchc zu sichern, manche auchin der trügerischen Hoffnung, durch den Beitrittzu einem Arbeitsplatz zu kommen. Obwohl geradedie Mitglieder der freien Gewerkschaften in denletzten Jahren von schwerster Arbeitslosigkeitheimgesncht wäre», Ivar der Prozentsatz der imBetrieb stehenden Arbeiter in den freien Gewerkschaften ungleich größer. In Wirklichkeithat die fascistische Einheitsgewerkschaft in den Betrieben überhaupt nicht Fuß gefaßt.Die Mitglieder der freien Gewerkschaftenhaben ihren Organisationen in geradezu üewun-Wien, 1. September.(Eigenbericht.) Als imWinter dieses JahrcS die Terrorlvellc der Haken-kreuzler ihren Höhepunkt erreicht hatte, erklärteder Bundeskanzler Dollfuß, daß er dem Völkerbund ein Braunbuch vorlcgen werde, in dem dasAnklagcmaterial gegen die Münchner und die Berliner Regierungsstellen zusammengetragen seinwerde. Er werde damit den Beweis erbringen, daßdie Terroraktion in Oesterreich aus dem Auslandinszeniert.wurde. Auch.in den Gesprächen, welcheTollfuß. vor dem 12. Feber-mit den Gesandtender Großmächte hatte, versicherte er, daß dieseDokumentensammlung bereits in Druck gelegtworden sei. Er lväre entschloßen, nach Genf zufahren und dort den Lonunentar zu diesemBraunbuch zu geben.In Wirklichkeit ist aus diesem Versprechennichts gelvorden. Die Absicht des Bundeskanzlerswurde nicht durch den 12. Feber, sondern durch dieBerliner Drohung vereitelt, daß Deutschland miteiner Dokumentensammlung antworten würde,aus welcher die Welt erkennen müßte, daß Dollfuß und einzelne Mitglieder seiner Regierung sichbi» in die leiste Zeit bemüht haben, eine Bcrstän-j digung mit Berlin und München zu erreichen,den eigenen Angaben der Einheitsgewerkschaftstammen von ihren Mitgliedern nur 70.000 auSden freien Gewerkschaften. Trotz schärfstem Terror ist etwa e i n A ch t e l der Mitglieder der aufgelösten freien Gewerkschaften der EinheitSge-Iverkschaft beigetreten. Sieben Achtel sind demfascistischen Schwindel ferngebliebenlAber selbst ein großer Teil der Mitgliederder antimarxistischcn Gewerkschaften lehnt diefascistischen Organisation ab, weil auch sie voneiner staatlich geleiteten»Gewerkschaft" nicht»ivisien wollen.Trotz der Feberniederlage sind die österreichischen Arbeiter und Angestellten dem sozialistischen Gedanken treu geblieben. Sie stehen demAustrofascismus auch weiter schroff ablehnendgegenüber. Die Versuche, die Arbeiter unter da»Joch des AustrofasciSmu» zu zwingen, sind kläglich gescheitert!Gangster-MethodenIn OesterreichSDcm OND wird aus Wien geschrieben: Dieser Tage wurde ein Funktionär der österreichischenArbeiterbewegung, der in der von der Regierungaufgelösten und gcbrandschatzten Arbeiterbank eineSpareinlage von einigen hundert Schilling hatte,verständigt, daß von dem SparguthabenvicrFLnftel„zurDeckung der erhöhten Ko st en der Exekutive" abgeschrieben worden seien.Die Regierung konfisziert also Spareinlagen,um die Kosten der Aufrüstung der Heimwehrfor-mationen zu decken! Spareinlagen werden gestohlen, ohne daß sich die Beraubten gegen da»offizielle Gangstertum zur Wehre setzen könnten.wobei Dollfuß und sein« Leut« sich zu Konzessiv»ne» bereit erklärt haben, die da» autoritäre Regime in Oesterreich durchaus nicht in seinemGlanze gezeigt Hütten.Diese Situation lviederholt sich jetzt. BorBeginn der heurigen Bülkcrbundtagung erklärtwiederum Herr Schuschnigg, daß er einBraunbuch vorlegen werde, da» furchtbare Anklagen gegen Deutschland enthalten.und dokumentarisch.die.Schuld der, deutschen Regierung am 25.Juli Nachweisen werde. E» ist nicht daran zuzweiscln, daß die österreichische Regierung imstande wäre, diese Beweise zu liefern, wenn siees nur wollte. Man hat aber alle Ursache, dieserAbsicht solange zu mißtrauen, solange das Braunbuch nicht vorgelegt sein wird. Man weiß, daß dieösterreichische Regierung unmittelbar nach dem 25.Juli erklärt hat, sie werde der österreichischenOcffentlichkeit die Ergebnisse der Untersuchungüber die Hintergründe und Hintermänner de»Putsche» vorlcgen. Diese» Versprechen hat sie nichteingehalten. Heute sind Meldungen au» Münchencingclaufen, wonach die deutsche Regierung dieAbsicht hat, auf das Braunbuch sofort mit Doku-nienten zu antworten, die in Genf eine sensationelle Wirkung haben würden.®» wird angetantet, daß die Nationalsozialisten entschlossen sind,nachzuwejsen, daß sowohl Dollfuß al» auchtzeimwehrfiihrer Verhandlungen mit deutschenKreisen geführt haben, bei denen Dollfuß undsein Berliner Gesandter Tauschitz eine führende Rolle gespielt haben. Sine besondere Vermittlerrolle hatte auch der jetzt in Hast befindlicheRintelen. Die Münchner Meldung hat inDiener Regierungskreisen eine sehr peinlicheWirkung gehabt.Sn»Weltes MandschukuoIn Wiener Kreisen hat ein im gestrigen Abendblatt de»„Bester Lloyd" auS Rom datierter Artikelgroße Bestürzung hervorgerufen. Der Berfaffergeht von dem Gedanken aus, daß nach den Florentiner Besprechungen die Unterstellung Oesterreich»unter die militärische Garantie Italien» zur Tatsache geworden ist.' Diese Maßnahme benützt derVerfasser de» Artikel» zu einem Vergleiche Österreich»mit Mandschukuo. Die„Reichspost" schreibt überdie merkwürdige Haltung de»„Pester Lloyd": Derdeutsche Michel, sagt da» Blatt, wird in diesem Aufsätze in der Rolle des armen Prügelknaben aufgeführt, der sich mäuschenstill verhält, während dieKleine Entente nach dem Pulvervorrate schaut, undPari» sich bedenklich hinter den Ohren kratzt. Fürdie Entgleisung, sagt die.Reichspost", gibt es nureine Erklärung, daß in der Datierung der Artikelsein Druckfehler unterlaufen ist, und e» nicht RomEnde August, sondern Berlin, Ende August heißeasollt«.GDar Belgrader Blatt„Prawda" befaßt sich imLeitarttkel mit der Lage in Oesterreich und schreibtu. a.: Wir sind Zeugen, wie die UnabhängigkeitOesterreichs dochinschwindet, dar allmählich alle Merkmale eine» souveränen Staates verliert und mchrein Verfall de» italienischen JasciSmuS wird. DieZukunft Oesterreichs ist dunkel und gefährlich. Dieösterreichische Presse läßt sich in eine Kampagnegegen Jugoslawien ein and folgt so den Spuren deritalienischen Presse. Oesterreich verliert seine Unabhängigkeit damit, daß auf seinem Gebiete strategisch« Straßen errichtet werden, daß sein Militärvon fascistischen Militärinstruktoren beherrscht zuwerden beginnt und daß in Oesterreich di« Waffenlager zunehmen, die voll sind von italienischer Munition. Angesichts dieser Wirklichkeit muß konstaüertwerden, doch Oesterreich den militärischen Anschlußan Italien vollzogen habe.Urteile 6er MilitärgerichteGraz, 1. September. Da» Grazer Militärgericht fällte heut« in dem zweitägigen Prozeß tue«gen der Kämpfe in St. Rupprecht an der Raab da»Urteil. Außer Jng. Rosenberger waren nochJohann König und der Reservist de» Bunde».Heere» Stefan Ederer de» Hochverrate» angeklagt. Jng. Rosenberger wurde zu lebenslänglichem. König zu 18 Jahren und Ederer zu10 Jahren schweren Kerker, sämtliche wegen Hochverrate», verurteilt.•••—••Vor dem Militärgericht in Leoben hatten sichheute zwei Beamte der Alpine-Montangesellfchaftzu verantworten, die den Aufstand in Eisenerz geleitet hatten. Jng. Hawelka hatte nach den Meldungen über den Putsch in Wien die Leitung der Stadtübernommen, den RegierungSkommiffär abgesetzt undeingekerkert und die Besetzung de» Gemeindeamtes,de» Postamte» und de» Bahnhöfe» angeordnet. D«Direktionssekretär der Alpine MontangesellschaftTarmann lieferte mit einer Abteilung von 80 Mann,die mit Maschinengewehren au»gerüft«t war. daRegierungSabteilungen einen Kampf, wobei dickPersonen verletzt und getötet wurden. Da» Gerichterkannte die beiden de» Hochverrate» schuldig undverurteilte Hawelka zu acht Jahren und Tarmannzu sieben Jahren schweren Kerker».dernngswürdigcr Weise die Treue gehalten. NachOesterreichische Staatskunst40M FRITZ ROSENFELD:««k UxjuttaBIN BOMAN ZWISCHEN TRAUM UND TAO„Gib mir ein Heer, Vater, und ich will esführen. Gib mir ein Ziel, Vater, und ich wille» erreichen. Wie dieser Pfeil die Frucht durchbohrte, soll mein Schwert das Herz deiner Feindedurchbohren. Gib mir ein Heer".Da erhob sich Hulagu, stand neben seinerTochter. Sie war nicht kleiner als er, harte,unerbittliche Züge, tapfre Augen, wie sein Sohnsie gehabt hätte, und die schlanken, sehnigen Beineeine» Läufers. Er sah ihr in die Augen und ihrBlick wankte nicht. Da zog er sie an seine Brustund drückte sie an sich wie einen Sohn.Die Räte rief er zusammen, und teilte ihnenseinen Entschluß mit. An der untren Wolgahausten die Assassinen. Drei Dörfer hatten siein Brand gesteckt. Zwei Städte lagen in Trümmern. Niemand hatte ihnen entgegenzutreten gewagt, die grüne Fahne fand überall offene Wege.Zu alt war Äulagu, um noch zu Felde- zu ziehen.Katta aber, die Tochter des Khans, von dieserStunde an Sohn und Erbe dc» Khans, wird da»Heer wider die Assassinen führen, gegen die Würger und Räuber, die Tatarenherden wegschleppten,Tatarenhäpscr plünderten, mit Tatarcnblut dieErde tränkten.Die Räte des Khan» schüttelten die Köpfe,ihre dünnen Bärte zitterten. Die Krieger desKhan» murrten, al» sie hörten, daß ein Weibsie führen sollte. Ehe Katta noch ihr Roß bestiegen, flatterten schon die Spoltliedcr hoch. Aberdie Lieder verstummten, al» die Männer Kattasahen, im Schmuck der Waffen und hoch zu Pferd.Ihr Haar war geschnitten wie da» Haar derMänner, die Tracht der Krieger trüg sie, und ihreStimme klang hart und trotzig Ivie die eines Mannes. Das Schwert hielt sie wie ein Mann und ander Spitze des Heeres flog sie dahin wie einMann.Abschied nahm sie von Hulagu, Khan derTataren, und von den Männern und Frauen vonKasan. Der Khan flehte den Segen Allahs aufihr Haupt, und legte ein Amulett um ihren Hals,auf dem mit kunstvoll gemalten Schriftzeichen dieWorte des Korans standen:Im Namen Allahs, des ErbarmerS, des Barmherzigen:Ich nehme meine Zuflucht zum Herren des MorgengrauensVor dem Uebcl dessen, was er erschaffen.Und vor dem Uebel der Nacht, wenn sie naht,Und vor dem Uebel der Zauberinnen,Und vor dem Uebel des Neiders, wenn er neidet.Katta neigte sich vor ihrem Vater, stieg aufihr Roß, und das Tor von Kasan flog auf. Durchdie Stadt fegte sie an der Spitze des Heeres, überdie Hügel, den Strom entlang, daß sie dem Augdes Vaters,' der von der höchsten Zinne seinesHauses ihr nachsah, bald entschwand.Die Räte aber und die Obersten der Stadt,die neben Hulagu standen, sagten:„Laßt die Trommeln dröhnen, und die Posaunen. Ein Sohn ist in dieser Stunde unseremKhan geboren worden".Biele Tage und Nächte setzte das Heer derTataren den rasenden Ritt fort. Neben der Wolgaritten sie, die ihxe breiten Wasser träge dahinwälzte. Vögel stelzten auf hohen Beinen amUfer entlang, Krähen erfüllten die Luft mit häßlichem Gekrächz, der Mond spiegelte sich nachtsin den Wellen. Immer häufiger wurden die Zeichen der Räuber an der großen Straße. An denRändern des Weges hockten die Geier, satt vonder Mahlzeit.-Im Licht der Sterne schimmertendie Gebeine der Toten noch bleicher, de» zerhackten Schatten niedergebrannter Hütten warf derMond auf den Boden, gespenstige Lebewesen» dieüber die Erde krochen, als wollten sie alle» Leben aus ihr saugen und sich mit ihrem Blut volltrinken, um einmal aufflattern zu können,schwarze große Vögel. Zerfetzte Zelte lagen amWeg, zerbrochene Waffen. Ein Speerschaft zitterte im Stamm eines großen Baume», der schlaffeLeib eines Kindes war mit einem Pfeil an eineHolzwand geheftet, deren Rand verkohlt war.Katta ließ das Heer halten: Die Kriegersollten diese» Bild in sich aufnehmen, ihre Augensollten sich vollsaugen mit Grauen. Gräber ließ sieschaufeln für die Erschlagenen, die Waffen einsammeln, dann zog sie weiter. Die eine dunkleWolke über den Himmel jagt in der Stunde de«Sturme», so jagte da» Heer der Tataren denFeinden entgegen.Durch eine Stadt ritten sie, durch die Trümmer einer Stadt. Ueberall die langen, blankenDolche der Assassinen, Fetzen ihrer roten undgrünen Mäntel auf der Erde, oft auch einer au»ihrem Heer, mit offenen Augen, ein Schwert inder Brust, die Hände verkrallt, in einer Lach« vonBlut. Wimmern klang au» den Häusern, nochlebten Menschen, die da» Schwert verschont, dieder Brand verschont. Eine alte Frau wurde au»einer Hütte geholt, ihr Antlitz war wie Pergament, ihre Augen blickten verstört und angstvoll.»Die Assassinen," schrie sie,„die Assassinen.Rote Mäntel— Schwerter— Blut— viel Blut— unsre Hütte—"Sie wie» auf einen Haufen verkohlter Balken.»Meine Kinder."Sie schlug die Hände vor da» Gesicht.In den Wäldern vor der Stadt fanden sieversprengte Flüchtlinge, versprengte Tote. Auchdie noch lebten, waren tot. Ihre Augen sahen nurden Tod, in ihren Ohren gellte nur. Tod. Einerrannte mit dem Kopf gegen einen Stamm, verfluchte diesen Kopf, der nicht zerschellen wollte,verflucht« sein« Hand, die zu feig war, den Dolchin» eigene Herz zu senken, verfluchte die Assassi-nen, die sein Weib.fortgeschleppt, sein« Kinder.»Laßt mich sterben," schrie er.«Allah hatmich geschlagen. Allah ist bei den Räubern."Sie sahen alte Frauen am Wegrand sitzen,die aufgeriffene große Augen hatten und leer vorsich hinstarrten. Sie hatten Gra» in der Hand,hohe», lange» Gra», und legten e» an di« Brust,wie«in Kind, um e» zu säugen.„Schlaf," sangen sie,»schlaf. Der Abendkommt, der Vater kehrt heim."Sie sahen Männer am Wegrand sitzen, diemit geballten Fäusten auf einen gefällten Baumstamm einhieben. Wie Besessen« gebärdeten sie sichund schrien:„Er lebt— er lebt— nach tausend Hiebenlebt^ er wie vor dem ersten— laßt ab von ihm—laßt ab— der Teufel beschützt ihn—"Und sie hieben weiter und hämmerten, bi»ihre Fäuste wund waren, und sie zu Boden fielen.Dann gellte nur mehr ihr dumpfe» Geschrei:„Er lebt— er lebt, nach tausend Hieb«lebt er—"Da» war die Straße, die die Assassinen geritten, da» Heer Ro«u Eddin», die Sendbotende» Teufel».—von den Assassinen aber erblickte man keimSpur.Rur ihr« Opfer sah man. in endloser Reihe.Dorf an Dorf, Zelt an Zelt. Da wurden sie irr.Katta sammelte die Anführer um sich, beriet mftihnen. Sie schüttelten die Köpfe. Ri« zogen dieAssassinen sich unbesiegt zurück, und nie waren siebesiegt worden. Hinter einem Hügel lauert« siewohl, hinter einer Falt« de» Boden», bielleich!hinier einer Wolke, um wie Gewitterhagel auf dstCcflitet’ loszubrechen.(Fortsetzung folgt.)