Dienstag, 1. September 1934.

Wte* fetzungen lauten: Abschaffung der auf der In d u st ei e lastenden Schulden und zusätzliche Kre­dite zwecks Ankurbelung der Produktion. Die Aufhebung.der Schuldenlast ist für die Industrie ebenso notwendig wie für die Landwirtschaft. Die bisherige Devalvation des Golddollars auf 6V.6 Prozent hat die Schuldenlast nur vermindert, aber nicht aufgehoben. Die Aufhebung der Schul­denlast bedeutet die Streichung von mindestens drei Vierteln des Gesamtbetrages, ist also nur durch eine Devalvation auf ettvck 2V Prozent durchführbar. Roosevelt wird wahrscheinlich schon in der nächsten Zeit die ihm vom Kongreß über­tragene Vollmacht bis aus 60 Prozent zn dcval- vieren, voll ausnützen und nach der Neuwahl die weitere Devalvierung auf 25 Prozent durch­führen. Die Farmer der Westen haben seit Jahrhunderten einen ununterbrochene» Kampf um Devalvationen, Inflationen und insbesondere um die Doppelmctallwährung, d, h. um die Ver­wendung von Silber als gesetzliches Währungs­metall, geführt, um ihre Schulden der Kapita­listenklasse dem Osten gegenüber zu besei­tigen. Die breitesten Massen der Vereinigten Staaten empfinden mit Recht, daß die Bank-, Handels- und Eisenbahn-Oligarchie von New Aork das ganze Land auSbcutct. Der gegenwärtige Kampf um das Silber ist ein Ausdruck dieser Ein­stellung gegen die New Iorker Finanz. Die eigentliche Ankurbelung der Konjunktur soll durch große öffentliche Aicheiten erfolgen. Der hievon ausgehende Anstoß soll durch zusätzliche Kredite auf gewisse Zweige der Industrie übertra­gen werden. Staatliche Kreditinstitute sollen durch außerordentlich großzügige Kreditpolitik Geldmittel in die Wirtschaft einpumpen und damit den einzelnen Unternehmungen die Chance zu sehr großen Gewinnen geben und sie auf diese Weise zu einer kühnen JnvestierungSpolitik ver­anlassen. Der Plan Roosevelts ist nicht doktrinär und paßt sich der Wirklichkeit an. Roosevelt ist bereit, der Zweckmäßigkeit wegen Widersprüche in Kauf zu nehmen. Einerseits sollen die großen Gewinn­chancen die Konjunktur ankurbeln, andererseits geht er darauf aus, die übermäßigen Gewinne der Großkapitalistenklasse zugunsten der Allge­meinheit zu beschneiden. ES ist klar, daß die Po­litik der allmählichen Ucberführung der Wirtschaft vom reinen Privatkapitalismus zum gemischten, teils nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten, teils nach der privatwirtschaftlichcn Rentabilität orientierten Trustkapitalismus der Kombina­tion des Privat» und Staatskapitalismus durch die Anspornung dec Profitgier auf der einen, durch die Beschneidung der Profite zugun­sten der Allgemeinheit auf der anderen Seite ver­wirklicht werden soll. Ein progressives Steuersystem soll durch hohe Vermögens-, Bermögenszuwachs-, Kapitalein­kommen« und Erbschaftssteuern sowie durch die staatlich festgesetzten Höchstpreise und Hüchsttarife wesentliche Teile des Nationaleinkommen statt wie bisher in die Taschen einiger tausend Multimillio­när«, in die staatlichen Kassen zwecks Durchfüh­rung der volkswirtschaftlich notwendigen Inve­stierungen und der Berplanmäßigung der BolkS- Wirtschast überleiten. Die Politik der Erhöhung der Kaufkraft der breiten Massen durch hohe Löhne und kurze Ar­beitszeit hat keine dauernden Erfolge gezeitigt. Neue Verkürzung der Arbeitszeit, neue Lohner­höhungen, Verminderung der ArbeitSlosenarmee sind geplant und sollen die Lage des Proletariats bessern.

41 /y. FRITZ ROSENFELD: W*(Lqutta HM BOMAN ZWISCHEN TPAUM UND TAO Katta hörte die Worte, überlegte. Wäre ein leiseS Zittern in dieser Stunde über ihr Antlitz gegangen, das Heer hätte sich ihrer Hand ent­wunden, hätte die Reste der Hütten geplündert und wäre in alle Winde zerstoben. Aber. Katta reckte di« Hand mit dem Schwert, blickte nur ge­radeaus, der schweigenden Ebene entgegen, die vor ihnen lag, und deren Grenzen nur grauer, schwerer Dunst war. Unabsehbar dehnte sich diese Ebene. Da ritten die Tataren weiter, die Tochter ihre» Khan» nach,«und ihre Augen spähten nach einem roten oder grünen Mantel, ihre Ohren leg­ten sie auf den Boden, wenn das Heer ruhte^ob sie nicht das Stampfen von Pferden hörten. Die Nacht fiel ein, die Ränder de» Himmels verschwamme» in einem dunklen Grau mit der Erde, nur ein paar Sterne flimmerten über dem uferlosen, dunklen Raum, der da» Heer umfing. Denn die Soldaten einhielten, war nur da» Wie­hern ihrer eigenen Pferde in der großen Stille, und wenn sie weiterritten, nur da» Dröhnen ihrer eigenen Waffen. Unheimlich war diese Nacht. Wollen lagen über dem Mond, silbern zackte sein Licht den Rand einer Wolle,«he er hervortrat, für Augenblicke, um für Stunden wieder zu verschwinden. Da sandte Katta di« Tapfersten de» Heere» al» Kundschafter voraus. Langsam ritten sie einen Speerwurf weit vor dem Heer, langsam ritt da» Heer ihnen nach. Mit scharfem Aug suchten die Kundschafter den Boden ab, mit ihren Händen tasteten sie nach Spuren von Pferdehufen. Wer di« Steppe hielt die Spuren nicht lang, der Wind

Die Hauptforderung der amerikanischen Ge­werkschaften, die Arbeiterschaft am steigenden Wohlstand de» Lande» in immer wachsendem Maße teilnehmen zu lassen, ist von Roosevelt

übernommen worden. Im Falle der Neuwahl wer­den wir da» seltene Schauspiel der Zusammen­arbeit der Regierung und der Gewerkschaften eines großen Lande» erleben. Dr. B. R.

lichen Besuchers besonders auf sich ziehen. In der Seitenhalle ist eine Gärtnereischau etabliert. Hochgezüchtete Obstsorten und Blumengat­tungen erfreuen das Auge. Im rechten Flügel der Hckupthalle allerlei Nutzgegen­ständ«. von der Schreibmaschine bis zum Perser­teppich, von Kunstseidenstoffen bis zum Ondulationr­apparat. Im linken Flügel der Haupt« Halle stellen die Drogeriefirmen aus. Sier hat auch die Tavakregie einen mächtigen Stand eta­bliert, wo eine Zigarettenmaschine arbeitet und außerdem acht Tabakarbeiterinnen vor den Augen des.Publikums ihre Arbeit versehen. Vor und um die Halle bjeten allerlei LebenS- mittelfirmen Kostproben an und finden begreiflicher­weise mächtigen Zuspruch..Belieben Sie zu ver­süßen! die köstliche Suppe aus... Würfeln!" .Bitte, eine Probe unseres unübertrefflichen Kaf­fees" usw. Eine Firma, die Gefrier- und M> apparate erzeugt, hat ein ausdrucksvolles Aushänge­schild: Drei Eisblöcke, in denen ein Spanferkel, einige Blumen und ein Paar Fische tadel­los eingefroren sind. Und dann sind wir schon bei den Bratwurst« buden und Biervavillons angelangt, wo sich die er­müdeten Mcssebesucher zu erquicken pflegen. Bg.

Vie Legitimation der Einheit** frontler ImPrävo Lidu" schreibt Jaroslav Koudelta über die Einheitsfront u. a.: Die ernsten Aufgaben der sozialistischen Politik bei uns das kritische Brodeln der internationalen Angelegenheiten in Europa und besonders, im Fer­nen Osten belehren un» genügend, daß die Zeit kost­bar und die Politik kein Spaß ist. Darum wollte sich unsere Partei niemals in irgendwelche gemeinschaft­liche Manöver mit den Kommunisten verwickeln. Sie hatten nirgends positiven Wert und die Sozialdemo­kratie ist nicht für eine Politik der Zwecklosigkeit. Jetzt wollen sie wieder mit un» die Einheitsfront. Sie wurde einmütig abgelehnt vom ganzen soziali­ stischen Block. Darum erzeugen sie örtliche Einheits­frontaffären und versuchen den zu prellen, der sich mit ihnen abgibt. Die Einheitsfront ist aber nicht zu erzwingen. Sie ist eine Sache de» Vertrauens und der Verantwortlichkeit. Wir haben einen sozialisti­schen Block dreier Parteien und dieser Block entstand und macht sich geltend ohne jedwede Phrase über die Einheitsfront. Wer guten Willen und Verantwort­lichkeitsgefühl hat, hat auch sehr viel Gelegenheit zur Einheitsfront. Die Kommunisten können dem soziali­ stischen Block gleich beitreten, wenn sie positiv parla­mentarisch arbeiten und aktive Stützen unserer De­mokratie sein wollen. Dazu sind keine Zeremonien notwendig, keine Titel, nichts al» die Erfordernisse der täglichen Praxis. Die Kommunisten trennten sich selbst von der sozialistischen Gesamtheit ab und die Frage der neuen Einheit der Arbeiterschaft ist nicht eine Frage des Willens der sozialdemokratischen Parteien, sondern nur der Kommunisten selbst. Ihre Einheitsfront mit ihrerkameradschaftlichen Kritik" ist noch nicht der Ausdruck solchen Willens. Die So­zialisten können darum nicht hinter den Kommuni­sten laufen. Dies um so weniger, als die KPTsch. nicht irgendein genauer Begriff ist. Wann war der letzte Kongreß dieser Partei? Das weiß niemand Wieviel Mitglieder hat diese Partei in Wahrheit? DaS weiß auch niemand. Wann gab es irgend welche Dahlen innerhalb der KPTsch? Und'wie kann man mit jemandem verhandeln, der seine Legitimation nicht in Ordnung hat? Statt der Einheitsfront verlangen wir von den Kommunisten, daß sie sich aus den Boden der neuen sowjetrussischen Außenpolitik stellen.

Verheißungsvolle Eröffnung der den Auirtellungiraum Prager Herbstmesse

Die am Sonntag eröffnete Prager Herbst­mustermesse steht in bemerkenswerter Weise im Zeichen unserer Exportindustrien. Im zweiten Stockwerk de» MeffepalasteS stellt unsere Glas- und keramische Indu­strie in bisher nicht dagcwesener Vollständigkeit auS, ebenso hat die Metallindustrie ihr Bestes getan. Auch die Spiclwaren- und Papierindustrie ist sehr gut vertreten und ganz besonders fällt die großzügig organisiert« Ausstellung der LederverarbeitungS- i n d u st r i e ins Auge. Auch die T ex t il i n d u- sr r i e ist gut vertreten. Die Zahl der Aussteller ist gegenüber dem Vorjahr»m 12.3% auf 2.914 gestiegen, was um so bemerkenswerter ist» wenn man den schweren Rückgang.der kurz vorher beendeten Leipziger Messe in Betracht zieht. Auch der Ausstellungsraum ist beträchtlich ge­wachsen. Bei der außerordentlichen sozialen Bedeu­tung unsere» Jndustrieexportes, auf den Hundert­tausende arbeitender Menschen direkt und indirekt angewiesen sind(vor allem in unseren deutschen Randgebieten), erscheint die Initiative unserer Exportindustrien um so erfreulicher. Als gutes Vorzeichen für die weitere Belebung unserer In­dustrie kann das starke Interesse ausländischer Einkäufer gewertet werden. Daß die internationale Nach­frage nach tschechoslowakischen Waren steigende Tendenz zeigt, beweist die Tatsache, daß ernste Interessenten au» 29 Staaten in Prag eingetrof­fen sind. Die meisten Ausländer kamen wieder aus den Nachbarstaaten und vom Balkan . Wichtig ist jedoch der erhöhte Besuch auS den kaufkräf­tigeren West- und Nordstaaten sowie auS lieber.- see. Interessant ist auch der starke Besuch auS dem Baltikum . Das eingetroffene Ausland zeigt sich an den ausgestellten tschechoslowakischen Waren stark interessiert und vergab auch, soweit es sich bereits über die Leistungsfähigkeit der einzelne^ Aussteller informieren konnte, Aufträge. OptimiSmu» hinsichtlich M JnlandmarktrS. , Der erste Messesonntaq, der sich in üblicher Weise. auA im Prager Straßenleben bemerkbar machte, führte auch eine Menge neugieriger Be­schauer in den Messepalast und auf das alt« und das neue AuSstellungSgelände. Es gab auch mehr als ge­nug zu sehen, was den Jnlandsionsumen. t e n und seine Lieferanten interessieren kann, voraus­gesetzt, daß die breiten Massen der Verbraucher auch imstande sein werden, die guten und schönen Dinge, die da ausgestellt sind, anzuschaffen. Auf demneuen AuSstellunaSae- lände" gegenüber dem Messevalast ist z. B. eine Sonderabteilung für»Sparsame Hauswirt­schaf t". Kein Zweifel, daß die wunderhübschen Ge­räte, die da ausgestellt sind, Zeit und Geld sparen, daß alle diese Sparkocher, StaMauger. Patent­küchenherde usw. ein leichte», saubere» und sparsame» Arbeiten in der Hauswirtschaft ermöglichen. Kein

Zweifel, daß die ausgestellten Mübeleinrichtungen ebenso schön als zweckmäßig und dauerhaft sind. Man sorge nur dafür, daß die Kaufkraft der konsumieren­den Massen entsprechend gestärkt wird und der ge­wünschte Absatz wird sich sogleich einstellen. Die un« gelvöbnlich hohe Beschickung der Messe durch die In­dustrien. die sich vor allem auf den Inland»- markt stützen, beweist einen beträchtlichen Optimis­mus. Der Möbel- und Radiomarkt weist z. B. eine Rekordziffer von Ausstellern auf. Ans de«altm AuSstellungSgelände" konzentriert sich die Ausstellung von allerlei prakti­schen Alltagsdingen, die das Interesse des gewöhn-

Marx oder Henlein? Natürlich Henlein! Die blasphemistische Fragestellung stammt nicht von uns, sondern von einem Mitarbeiter der Landpost", welcher in der RubrikSpreu und Körner" seinen antimarxistischen Mist ausbreitet. Warum gefällt diesem Herrn Henlein besser als Marx? Weil Henlein den Versuch der National­sozialisten fortsetzt, den verruchten Sozialdemo­kraten die Arbeiter abspenstig zu machen. Er meint: Bildet die Sndetendeutsche Heimatfront dem deutschfühlenden Arbeiter einen Halt und Hort, so ist sie zu fördern.. Tja, das ist noch die Frage, vorläufig suchen vorwiegend die I u n g b a u e r n bei Henlein Schutz und Hort vor ihrer grünen Partei. Wenn schließlich die Spreu vom Landstand zur Heimat­front geht und die roten Körner bleiben bei den Sozi», dann wird besagter Marxtöter nicht allein auf den Trümmern seiner Hoffnungen wehklagen!

DieRote Fahne " lügt Da» Blättchen des Herrn Kreibich zehrt tveiter von dem nahrhaften Stoff sozialdemokra­tischer Leitartikel,. Auf. die letzte Charakterisie­rung der antisowjetistischen Politik unserer Kom­munisten posaunt da» Fähnchen in die-Welt, wir wärenfür Waffenlieferungen«» I a p a n." Wie mans nimmt. Wir wären sehr gegen jede Waffenlieferung nach Japan , wenn Sozialdemokraten und Kommunisten zusammen die Macht hätten, die» zu verhindern. Wer will aber der retchsd rutschen und itali­enischen Rüstungsindustrie verwehren, Waf­fen nach Japan zu liefern? Wer hindert die amerikanischen Waffenfabriken daran? Diese gewichtigten Einwände werden aber die Kommunisten nicht hindern, weiter so zu tun, al» ob man von der Tschechoslowakei auS eine Weltblockade verhängen könnte. Denn sie sind großzügig, wenn sie revolutionäre Forderungen nicht an sich selbst, sondern an andere stellen.

wehte da» Gra» wieder hoch, den Sand der Straße legte er in Falten, wie den Sand der Wüste. Sie sind in der Nähe," sagten di« alten Krieger.Die Luft ist erfüllt vom Atem ihrer Pferde, der Klang ihrer Waffen weht in der Lust." Dann hörten sie den Schrei der Kundschafter, dann waren die Kundschafter verschwunden, al» hätte die Ebene, sie verschluckt. Dann standen sie vor einer Mauer von Schreiens vor einer Wolke von Menschenstimmen, die sich ausbreitete und ihnen entgegendrang wie ein schwerer, wallender Nebel, durch den kein Mensch den Weg mehr findet. Und aus der Wolke blitzten die Schwerter, au» der Wolke brach der Tod, von allen Seiten hieb er auf die Tataren ein, vor ihnen war er. an den Flanken griff er mit langem Schwert in das Heer. Schon wollten die Tataren wenden, schon wollten sie diesem dunklen Gegner entrinnen, der sich in die Erde eingewühlt hatte wie ein Maul­wurf und nun hervorbrach, um sie in nächtlichem Kampf zu überrumpeln da hatten sie auch im Rücken ein« Wolke von Stimmen, eine Wolke von Trommeln, und den großen Nebel dumpfen Ge­sang». Da stand auch hinter ihnen, wie die Stern« am Himmel, da» Leuchten der Schwerter, da stand auch hinter ihnen riesengroß der Tod. Verwirrung kam in die Reihen der Tataren. Um Äarta scharten sie sich. Run war sie nicht mehr an der Spitze de» Heere», nun'standen die kleinen Tatarenpferde in engen und großen Krei­sen um sie, wie ein undurchdringlicher Wald rag­ten die Lanzen ihrer Krieger. Nun warteten die Tataren nicht mehr auf Katta » Befehl, nun schütz­ten sie nicht ihren Feldherrn, die Tochter ihre» Khan» schützten sie, die Erbin de» Reich». Mit ihren Waffen und ihren Leibern schützten sie Katta : eine atmende Festung waren sie, und wie eine Festung wurden sie von den Assassinen be­kannt. Tula war alt, tätet Tula war tapfer und klug. Er baute Wed« Nr furchtbaren stählernen

Dächer der Schilde, dahinter die Pfeile gezielt, die Lanzen gereckt wurden. Er stieß von vier Seiten mit diesen eisernen kriechenden Riesentieren aus Menschenkörpern, Todesverachtung und Eisen gegen die Tataren vor und der Ring aus Men­schen, der sich um Katta schloß, wurde wie die Rinde eine» Baume», schlissig und zerrissen. Die Tataren hatten nur Schilde au» Holz und konnten im Dunkeln nicht zielen. Sie hieben wild auf die Gegner ein, wo sie sich näherten, aber sie waren doch wehrlo» gegen die roten und grünen Teufel mit ihrem schrecklichen Gesang, mit ihren langen, breiten Schwertern, mit ihren langschäftigen Lan­zen. Ueberall barst der Menschenring um Katta , und sprang auch die zweite und dritte Reihe der Krieger in die Lücken, die Schar der Tataren wurde kleiner und kleiner. So währte der Kampf fast bi» in den Morgen. Da riß Katta ihr Pferd hoch, da wie» sie mit dem Schwert in der Richtung, au» der sie ge­kommen waren. Da stieß sie durch den Ring ihrer Kämpfer wieder vor, an die Spitze, hieb sich durch die Assassinen. sprengte mit ihren Kriegern eine» der ehernen Dächer, empfing«inen Schlag auf die Schulter, teilte Tod au» unter den Feinden und bahnte endlich ihrem Heer einen Weg au» der furchtbaren Umklammerung der Feinde. Die hielten ein, als ein Ruf sie erstarren machte: Tula ist tot." Tula ist tot? Fahl rief es da» Echo über di« Ebene. Tula ist tot! Da sanken alle Schwerter. Da hatten die Ta­taren freie Bahn. Froh, die Reste ihre« Heere» zu retten, jagten sie im Anbruch des Tage« ihrer Heimat entgegen. Die Assassinen trugen auf einer Bahre aus Speeren ihren toten Führer langsam durch den Morgen, durch den Tag, durch di« Nacht, über die Gebirge, nach Nlleika. Roecu Eddin neigte sich vor dem Toten. Der

Mann mit dem dünnen grauen Bart und den grauen Schläfen, der Mann, dessen Augen so hart waren und doch so menschlich, der Mann, der in seinem langen Leben viele tausende Feinde getötet und doch eine Katze liebte mit aller Inbrunst seines Herzens und sich hätte steinigen lassen für das Leben eines Bogels, der Mann war mehr als ein toter Krieger: er war die tote Macht der Assassinen . Dies war der erste Kampf zwsschen den Ta­taren und dem Fürsten der Berge. Noch war der Fürst der Berge Sieger, wenn auch Tula bleich in bleiernem Schlaf auf der Bahre lag. DaS Tatarenheer ritt heim. Nun achtete e» nicht mehr der Toten und der zerstörten Dörfer am Wegrand, der vom Wind zerflackerten, zer­zausten Zelte. Nun trug e» große Trauer in sei­nen Reihen, nun dachten die Krieger an Brüder und Freunde, und neben jedem ritt stumm der Tod. Bor Kasan sandte Katta einen Boten au», der dem Khan berichten sollte:' Das Heer der Assassinen ist nicht besiegt, aber aufgehalten, sein Führer ist tot. Der eiserne Ring, auf den e» biß, wird eS warnen, Wester vorzudringen. Die Frauen von Kasan musterten die Reihen der einziehenden Krieger. Sie zitterten, ob auch alle wiederkämen, die ausgezogen waren und ob ihre Männer, ihre Söhne den Händen der Würger entronnen. Große Trauer lag über Kasan , wie eine große dunkle Wolke. Geduckt schlichen die Frauen zu den Brunnen, die Kinder hockten in den Win­keln und weinten. Flüche stiegen auf gegen den Khan und gegen Katta . Ein Weib gegen die Assassinen zu senden! Wasser sollte sie von den Brunnen holen, die Fürstentochter, Linnen sollte sie weben, wenn ihr Sinn nach Arbeit stand. Gesenkten Hauptes trat Katta vor den Vater. (Fortsetzung folgt.),