Ceite 4

Dienstag, 4. September 1934.

Kommunistischer Verratalnolleme

Ein erschütternder

Bericht aus Dachau  

im Konzentrationslager

lager! Ein Appell an das Gewissen der Welt" erscheint demnächst bei der Verlags anstalt Graphia", Karlsbad  , ein Buch mit dreizehn authentischen Berichten aus deutschen Konzentrationslagern. Wir ent­nehmen den erschütternden Schilderungen

Nr. 206

Mittags, als wir zurüdfamen, Hörten wir in der Barade der siebenten Kompagnie lautes Schreien und Gepolter. Kameraden sagten uns: Die Sozialdemokraten Edelmann und Werntaler sind angekommen. Die Kommu nisten haben sich gleich auf sie gestürzt und schla­gen auf sie ein."

Da ging auch die Tür schon auf und die Meute stürzte heraus. Die Kommunisten trieben Unter dem Titel Konzentrations-| Kompagnie zusammen, da auch die Sozialdemo-| in Schutzhaft genommen und nach Dachau   einge- ihre beiden Opfer in den Weiher. Werntaler konnte ans andere Ufer gelangen. Edelmann fraten Hofmann zu Hilfe eilten. Es schien zu liefert worden sind! einer Rauferei zu kommen. Besonnene Gefangene In meiner eignen Barade lagen außer mir wurde von ein paar jungen Burschen mit Latten immer wieder unters Wasser gestoßen, bis er am aus beiden Barteien erkannten den Ernst der Lage. fast nur Kommunisten, und ich kann ehrlich sagen, Den Nazis wäre leicht ein willkommener Anlaß daß ich anfangs versucht habe, mit ihnen gute Ertrinken war. Die SS stand dabei und paßte geliefert worden, die drohende Prügelei unter den Kameradschaft zu halten. Aber bald genug gab auf, daß niemand den Mißhandelten zu Hilfe tam. Gefangenen als Meuterei auszulegen und sie als ich den Annäherungsversuch auf." Gehässige Endlich, als Edelmann schon halb bewußtlos war, Vorwand für ein Blutbad zu benußen. Feindseligkeit schlug mir entgegen. Und ich war griff ein SS- Mann ein und ließ ihn ins Nevier doch wirklich kein Bonze" gewesen, sondern ein schaffen, wo er lange Zeit bleiben mußte. Wern= Arbeiter wie sic. Freilich wenn ich mich be- taler wurde schon am andern Morgen zur Arbeit tehrt" und mit auf die SVD geschimpft, wenn ich abkommandiert. Sein Gesicht war zerschlagen, er alle Taten der KPD   gutgeheißen hätte, dann wäre hielt sich mühsam aufrecht. ich vielleicht ihr Freund geworden. So aber be­handelten sie mich wie einen Aussäßigen. Ich zog mich ganz von ihnen zurück.

folgende Stellen:

Hebt Kameradschaft! Diese Mah­nung stand in den meisten Unterkunftsräumen an Es kam aber noch erbärmlicher. Kommu­die Wand geschrieben. Leider blieb sie allzuoft nisten denunzierten Hofmann bei Steinbrenner. unbeachtet. Troß aller Veinigungen und Demü- Er hätte 70.000 Mart Arbeitergelder unterſchla­tigungen, welche die Gefangenen durch die 33| gen. Damit wollten sie erreichen, daß Hofmann

Mehr als zweitausend Gefangene waren täglich in Dachau   auf dem Appellplatz hinter den Baracken versammelt. Mit dem, Morgenap­pell" begann ihre tägliche Leidenszeit. Grauen liegt auf allen Gesich­tern vor dem kommenden Arbeitstag- dessen Ende noch keiner kennt!

Falle war selbst ein Steinbrenner noch gerechter als diese Bruderparteiler". Er erklärte, die Sache prüfen zu wollen und notierte sich den Namen Hofmann und anderes.

erlitten, erschierten sie sich das Leben in dieser von Steinbrenner in Sonderbehandlung" genom­Hölle noch selber. Ganz niederträchtig benahm men werden sollte. Aber o Wunder! In diesem sich der größte Teil der Kommunisten. Ich möchte teinen ehrlichen und braven Kommunisten, die es auch gab, berleben. Sie waren allerdings unter ihren Parteifreunden in verschwindender Minder­heit. Auch ich selbst habe, wie fast alle Gegner des Fascismus, die Hoffnung gehegt, das gemein same Leid, das sozialdemokratische und kommuni­stische Funktionäre erdulden mußten, werde der beste Stitt für eine kommende proletarische Ein­heitsfront sein. Aber schon nach furzer Zeit mei­

nes Aufenthaltes im Lager war diese Hoffnung

gründlich zerstört.

Nach zehn Tagen sagte Steinbrenner zu Sof­mann:" Du hast Glück gehabt, daß nichts Wah­res dran ist, sonst hättest du was erleben können!"

Auch mich wollte einmal ein Kommunist de­nunzieren. Dem war befannt, daß ich schwer mißhandelt worden war. Trotzdem verstieg er sich damit du richtige Prügel befommit!"

Nie während meiner ganzen Lagerzeit habe ich erlebt, daß ein Sozialdemokrat einen Kommu­nisten bei der SS anzeigte. Umgekehrt gab es tein größeres Vergnügen für die Kommunisten, ale uns die Schinder auf den Hals zu hezen. Die SS   zeigte sich dafür erkenntlich.

Am 8. Juni tam ein Auto mit neuen Ge­fangenen an. Ich stand gerade mit anderen vor der Kommandantur und wartete auf die Verneh­mung. Wir konnten von weitem nicht erkennen, wer die Neuen waren.

Zu den Anführern gehörte in diesem Fall der fnapp zwanzigjährige Kommunist Steidle. Er berief sich darauf, daß sein Vater 1919 im Stra Benkampf erschossen wurde, als Edelmann in Augsburg   Polizeipräsident war. Den Ueberfall auf einen Wehrlosen nannte er Rache".

Aber Steidle war 1919 sechs Jahre alt, er kann also unmöglich ein eignes Urteil über den Vorfall haben. Immerhin er ist in diesem Rachegefühl erzogen worden. Aber die andern alle ergriffen begeistert die Gelegenheit, einem sozialdemokratischen Bonzen eins auszuwischen". Und sie benahmen sich dabei genau so vichisch bru­tal wie die schwarzen Henker von der SS.

Todessturz in Pardubiz

Holländischer Fahrer erschlägt sich beim Rennen um den ,, Goldenen Sturzhelm

Pardubik. Das am Sonntag hier statt- den Kopf. Der Holländer blieb auf der Stelle tot gefundene Flachbahnrennen der Motorradfahrer, liegen. welches die besten Kämpfer aus zwölf Ländern Trotz dieser Schreckensszene wurde das am Start sah, brachte zwei schwere Unglücks- Rennen nicht unterbrochen(!) fälle. Nach den beiden ersten Punkten des Pro- Gesamtsieger wurde der Landsmann des tödlich gramms traten die Fahrer der Kategorie bis zu Verunglückten, Van Dijk, der ein Stunden= 250 Zentimeter an. In der zweiten Kurve hava- mittel von 119 Kilometer erreichte. rierte der Desterreicher Ra ab und mußte schwer verletzt ins Krankenhaus geschafft werden. Einige Sekunden später stürzte der Tschechoslowake Dokihal. Auf seine Maschine fuhr der knapp hinter ihm kommende Holländer Poldertvaarta, der Sieger des vorjährigen Rennens, auf. Pol­dervaartas Nad wurde zertrümmert, die Lent= Stange zerbrach und zerschmetterte dem Fahrer

Das Prager Tagblatt" vom Sonntag schrieb über den ,, Goldenen Sturzhelm":

,, Das Rennen verspricht durch die Teilnahme der Besten von 12 Nationen und durch die glatte Strede überaus spannend zu werden, da selbst bei höchster Fahrkunst Stürze nicht zu vermeiden sein werden."

Es war ,, fpannend"!

Karpathoruffischer Bezirk überschwemmt

Großteil der Ernte vernichtet

Uzhorod, 2. September. Der Bezirk Kralovsky Chlumec wurde von einem Wolkenbruch heimgesucht, der großen Schaden an der Ernte anrichtete. Man rechnet damit, daß ctwa 40 Prozent der Erntevernichtet wurden. An zahlreichen Stellen wurde die Erde von Weinbergen weggeschwemmt und es wurden die Trauben von den Schloßen herabge= schlagen. In der Zone der Gemeinden Velký und Malý Gyrež, Szentes, Chlumec Královstý, Bačka, Leles und Biel   wurde die Tabak- Erntezu 80 Prozentvernichtet. In Královský Chlumec wurden die Straßen mit Wasser überflutet, so daß fie Flüffen ähnlich sahen. Sämtliche Keller und Parterre Wohnungen stehen unter Wasser. Der Wind war so start, daß von der katholischen Kirche   die Kuppel mit dem Kreuz herab= geriffen wurde. Der Schaden wird von einer Kommission untersucht.

=

zu der Acußerung: Ich gehe zu Steinbrenner. Ueberschwemmung im Oftrauer Gebiet Wirbelsturm in Südwestfrankreich

Infolge der ununterbrochenen Regenfälle, die

Die Selbstachtung gebot cs, sich von Lumpen= Als Antwort befam er von mir prompt eine Paris  , 2. September. Der gesamte Süds gefindel abzukehren, das sich nicht schämte, den Ohrfeige. Einige nebenstehende Kommunisten den ganzen Sonntag und Montag bis in die Mor- westen Frankreichs   ist von einem heftigen Wirbels Nationalsozialisten Helfersdienste gegen Sozialfagten mir:" Da hast du recht getan!" genstunden anhielten, sind im Gebiete von Groß- Sturm heimgesucht worden. Die Telephonverbin demokraten zu leisten. Man hatte es im Lager Ich bin im Lager auch viel mit Kommunisten Ostrau die Oder und die Ostravita samt ihren bungen mit Paris   waren lange Zeit unterbrochen. doch mit kommunistischer Elite zu tun, mit Funk- beisammen gewesen, mit anständigen Proletariern, Nebenläufen über die Ufer getreten. In Nova- Der Wallfahrtsort Lourdes  , war den ganzen tionären der KPD  . Aber fommunistische Welt- feinen Waulhelden, sondern überzeugten Ketassen. Ves bei Mährisch Oſtrau   betrug der Waſſerſtand Samstag über von der Außenwelt abges anschauung, fommunistischer Idealismus und Ge- fämpfern. Wenn ich denen sagte, welches Gesin- der Oder Montag um 7 Uhr früh 185 Zenti- schnitten. Seit 30 Jahren erinnert sich die meinschaftsgeist des Proletariats, all diese Be- del sie doch als Parteifunktionäre hätten, erwider meter, um 13 1hr 220 Zentimeter über dem Bevölkerung keines solchen Unwetters. Der Sturm griffe waren bei den kommunistischen   Witgefan- ten sie, daß sie selbst darunter litten und sich an- Normale. Der Waſſerſtand der Oſtravika war um hat die Städte Bayonne  , Tarbes  , Toulouse   und genen in Dachau   nicht in den geringsten Spuren gewidert fühlten. Ein Kommunist aus Ober- 13 Uhr 116 Zentimeter übernormal. Die Oder Perpignan   heimgesucht. Es sind zwei Todesfälle Deren ganze weltanschauliche und bayern   sagte mir einmal wörtlich:" Ich weiß ja, ist bei Stojatka über die Ufer getreten. Längs der neben zahlreichen Verletzten zu beklagen. In politische Weisheit bestand in ſtändigen wüsten daß 75 Prozent der kommunistischen   Funktionäre Buflüſſe ſind einige niedriger gelegene Grund- Toulouse tötete ein stürzender Baum in einem Schimpfereien auf die sozialdemokratischen Mit- teine Kommunisten sind. Es war in der NPD ſtücke überschwemmt, wobei zahlreiche Grummet Zigeunerlager einen Mann. In Pau wurde einem gefangenen. eben der Fehler, daß jeder Lump, der am lautesten Haufen von den Fluten fortgespült wurden. Am Gärtner durch einen abgebrochenen Ast der Schä­Als der sozialdemokratische Landtagsabge gegen die SPD   schimpfte, einen Funktionärposten Nachmittag ist das Hochwasser bereits langsam del zertrümmert. ordnete Albert Roßhaupter   vom Gefängnis befam!" Fürstenfeldbruck   nach Dachau   überführt wurde, hat ihn der SS  - Lagerverwalter Wienhardt am

zurückgegangen. Für die Stadt Mährisch Ostran besteht keine leberschwemmungsgefahr. In den Alpen   schon Schneefall

Aus dem Zentralgebirge der Aubergue und den Savoyen   werden Schneefälle gemeldet, die eine Höhe von 10 Zentimetern erreicht haben.

ersten Tage nach der Ankunft beim Morgenappell Denunziation kommuniſtiſcher Witgefangener. Wolkenbrüche vernichten 200.000 q italienische Auch im Norden Frankreichs   gingen Unwetter

aufgerufen:

Sehr viele fozialdemokratische Gefangene int Lager verdanken erlittene Mißhandlungen nur der Was die Sozialdemokraten jeden Tag auch noch Weintrauben Wo ist der Roßhaupter, raus da, den muß von den Bruderparteilern" an Drangsalierun­ich auch sehen!" gen erduldeten, vergißt so leicht keiner, denn dies Mailand  , 3. September. In den oberitalie­Der sonst so verachtete Wienhardt betam bei tat noch weher als die Quälereien der Nazis. nischen Gebirgen ist der erste Schnee gefallen. Das diesen Worten dröhnendes Beifallsgelächter der Die weitaus meisten fommunistischen Häft- Stilffer Joch hat 30 Rentimeter Neuschnee. Im Kommunisten. Diese begrüßten" Roßhaupter linge bespißelten und verrieten ihre sozialdemo­dann durch die Ueberreichung von Blumensträu- kratischen Leidensgefährten genau so faltblütig Trientiner Gebiet sind die Verge schon ab 1800 Ben" und höhnische Wize." und heimtückisch, wie es die unpolitischen Strimi- Meter Höhe mit Schnee bedeckt.

nieder.

Und Sturm über Dänemark  Kopenhagen  , 3. September. Dänemar! wurde am Samstag und in der Nacht zum Sonn­tag von heftigem Sturm und wolfenbruchartigem Am Montag, dem 3. Juli 1933, wollten die nellen taten. Vielleicht mit mehr hämischer In den tiefer gelegenen Gebieten Oberita- Regen heimgesucht. In Kopenhagen   hatte das Kommunisten den soeben eingelieferten Arbeits- Freude. Durch Denunziationen forgten sie auch liens herrschten Stürme und Wolfen- Rettungstorps mit der Beseitigung von Baffer­losen Leopold Hofmann   aus Regensburg   oft genug dafür, daß ehemalige SPD  - Funktio= brüche, die großen Schaden anrichteten. Das schäden stark zu tun. in ihre Behandlung" nehmen. Kaum hatte er näre, die noch nicht in Dachau   waren, abgeholt

die Baracke betreten, da stürmten schon die tom- und eingeliefert wurden. Ich weiß das nicht aus staatliche Weinbauinstitut schätzt allein den in Besonders heftig wirfte sich der Sturm in munistischen Gefangenen aus Schlheim und drittem Munde. Mir gegenüber haben sich bei Monserrato  , einem der Hauptzentren des piemon- der Schiffahrt aus. In verschiedenen Häfen sind Regenst auf auf Hofmann ein. Er war ihnen verschiedenen Gelegenheiten die Augsburger Kom- tesischen Weinbaues, angerichteten Schaden auf zahlreiche kleinere Fahrzeuge von den Vers berhajt, weil er als Versammlungsredner früher munisten Steidle und Lebera ahmer, ein 15 Millionen Lire. Nicht weniger als 200.000 tauungen losgerissen worden und gesunken. in den beiden Orten erfolgreich fommunistische Heilkundiger, gerühmt, daß auf Grund ihrer eig= Doppelzentner Weintrauben sind in Von See wird eine Reihe von Strandungen ges Diskussionsredner abgefertigt hatte. Etwa tau- nen Denunziation an das Kommando des Lagers fend Gefangene rotteten sich in dem freien Raume Dachau   die beiden Sozialdemokraten Edden lekten Tagen in diesem Gebiet völlig vermeldet, wobei 40 Menschenleben aus Ge­zwischen den Baraden der neunten und zehnten mann und Werntaler, beide aus Augsburg  , In ichtet worden. Ifahr gerettet werden mußten.