Wr. M» Sonntag, 9. September 1934 Sennin der Parlamentswahlen in Uebereinstim- mung gebracht werden. Große innerpolitische Beunruhigung haben in den Ferien gewisse Verfügungen de« Schulministe- rium« über Schulreduzierungen, bzw. Abberufung der staatlichen Lehrkräfte von kommunalen Mittel­schulen vorwiegend im deutschen Gebiet ver­ursacht. Direkte Verhandlungen der benachteiligten Städte mit dem Ministerium hinsichtlich der Ueber- aahme wenigsten« eine« Teile« de» Schulaufwandes sind bereit» eingcleitet; leider hat in allen diesen Dingen da« Finanzministerium da« letzte Wort zu sprechen. Wirtschaftlich wird die Koalition vor außerordentliche Schtvicrigkeiten gestellt sein. So­wohl die öffentliche Arbeitsbeschaffung wie auch die Privatwirtschaft warten sehnsüchtig auf die Zufuhr neuer finanzieller Mittel, ohne die eine Belebung der Wirtschaft und vor allem eine Senkung der ArbeiiS- losenziffcr nicht möglich sein wird. Daß Heuer bereits der August ein wenn auch unwesentliche« Absteigen der Arbeitslosenziffer mit sich brachte, gibt Anlaß zu ernsten Erwägungen, denen sich die Regierung schon in ihren ersten Beratungen nicht wird verschließen können, zumal die in den ersten Monaten de» heuri­gen Jahres sichtbare Besserungstendenz auch im inter­nationalen Maßstab bereits zum Stillstand ge­kommen ist. Dadurch wird die Frage möglichst weitrei­chender sozialer Hilfsmaßnahmen wiederindenBordergrundgerückt. Gerade in den Industriebetrieben wird eine aus­giebig« Dotierung der außer­ordentlichen Arbeitsfürsorge ver­langt und vor allem auch darnach gerufen, daß gewisse administrative RegistringierungSmaßnah- men, die sich in den Krisenbezirken außerordent­lich empfindlich auswirken, wieder rückgängig gemacht werden. Dazu kommt für die Regierung die Gorge um das nächstjährige Budget, das bisher nur als Entwurf des Finanzministeriums vorliegt und nunmehr die Regierung beschäftigen wird. Auch der parlamentarische SparauSschuß ist bereits für Dienstag einberufen worden. Regierung und Regierungsparteien haben also im letzten Herbst vor den normalen Wäh­len große und schwere Aufgaben vor sich. Mit all diesen Dingen haben sich bereits in der ver­gangenen Woche die Vorstände der beiden sozial­demokratischen Parteien beschäftigt und sie haben auch bereit« eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen, mit deren Durchführung die leitenden Parteifunktionäre betraut worden sind. Vie Fölsen der Margarine- Kontingentierung Zum Protest der Gemeindevertretung- Schreckenstein... Die am Donnerstag abgehaltene Sitzung der Gemeindevertretung Schreckenstein hat einstimmig gegen die ungerechte Aufteilung des Margarine- Acntingents Protest erhoben. Es wurde daraus dingewicsen, daß die Kürzung der Erzeugungs­quote für die Firma Schicht nicht nur einen Ent- gang an Arbeitsmöglichkeiten bedeutet, sondern durch die Verringerung der Umla­ge n die Finanzen der Gemeinde weiter ver­schlechtert. Dieser Protest, der mit den Stimmen der deutschen Sozialdemokraten beschlossen wurde, soll den maßgebenden Faktoren auf tschechischer Selle eine Mahnung sein. Jede derartig« Ungerechtigkeit wird Henle dop- pelt und dreifach hart empfunden. Eie trifft eine in fünf Krisenjahren schwer ver­elendete Bevölkerung, sie verkürzt Gemeinwesen, die mit allen Kräften gegen die doppelte Gefahr des wachsenden Hungers und des drohenden Bank­rotts zu ringen haben. Mit Recht haben die sozialdemokratischen Sprecher im Schreckcnsteiner Gemeindeparlament die Hetze zurückgewiesen» welche aus diesem An­laß von allen Seiten gegen die deutschen Sozial­demokraten betrieben wird. Werden sich nun end­lich die deutschbürgerlichen und kommunistischen Kritiker mit den agrarischen Urhebern der Margarinepolitik auseinandersetzen? Tschechische Unke und Henlein In derRovä Svoboda" lesen wir einen Artikel B. Guttvirths über Henlein , in welchem e« heißt: Die tschechische Linke wertet hie und da die Bedeutung der Mion Konrad Henlein » nicht rich­tig. Sie sieht in ihm manchmal den Mann, in wel» chem diejenigen«inen Helfer finden werden, die eine ehrliche nationale Zusammenarbeit in der Re­ publik anstreben. Darin werden sie durch einzelne Kundgebungen Henlein « bestärkt. In Wirklichkeit beginnt Henlein dort, wo die Hakenkreuzler und Deutschnationalen aufgchört haben, al« ihre Par­teien aufgelöst wurden. Al« Jung und Krebs da« Ende ihrer Polittk sichen, begannen sie chre Staat»- Iceuc, Loyalität, ihre Haltung zum Staat, ihren Willen zur nationalen Zusammenarbeit zu be­teuern. Er spricht davon, daß er Demokrat sei. Er sagt, daß seine Organisationen Menschen au« den Schützengräben und junge Arbeiter füllen. Andere bchaupten jedoch, daß in die Organisationen Hen­leins die Angehörigen der aufgelösten deutschen Parteien übergegangen sind. Wer die Zeitschrift Henleins aufmerksam liest, erkennt, daß Henlein nicht» Reue« geschaffen hat. Er kam mit nicht« mderem, al« womit Hitler gekommen ist. Henlein ist freilich belehrt durch da« schlimme Schicksal der zwei deutschen Parteien, deren Angehörige er über­nimmt. Deshalb spricht er so vorsichtig. Geist der sozialistischen Publizisfik. Da« Ver­trauen der Partei berief ihn an di« Stelle, an der einst Wilhelm Liebknecht gewirkt hatte: Stampfer wurde Chefredakteur desVorwärts". Er hatte unter schwierigen Verhältnissen, in heißbe­wegter Zeit zu wirken und die politischen An­schauungen, die er als Wortführer der Mehrheit vertrat, stießen oft auch auf Widerspruch. Nie aber konnte jemand die Lauterkeit der Gesinnung, die Reinheit des Wollens und die Entschlossenheit zum Einsatz der ganzen Person bei Friedrich Stampfer bezweifeln. Gerade als der Sturm der Konterrevolution über Deutschland hereinbrach, bewies Stampfer bis in die letzten schweren Tage, daß er mit dem scharfen politischen Blick die Ruhe des veranttoor» tungsbewußten Mannes verband. Er trat stärker hervor, als er in entscheidender Stunde den Kom­munisten das ehrlicheAnbotzuBurgfrie« den und gemeinsamem Kamps, machte. Er galt damals als der Exponent des Einheits- und Kampfwillens der deutschen Arbeiterklasse. Die KPD hat auch dieses Angebot verlacht und au«- gcschlagcn. Stampfer hielt auf seinem Posten aus, obwohl bekannt war, daß gerade gegen ihn alle Bluthunde des FasciSmuS losgelassen waren. Er tauchte in der Illegalität unter. Man suchte ihn in seiner Wohnung und bei Bekannten. Hätte man ihn damals gefunden, er hätte das Schicksal Siel» lings geteilt. Er ging ins Ausland, informierte die Bruderparteien über die deutschen Zustände und kehrte nochmals nach Deutschland zurück. Erst als nicht nur sein Leben bedroht, sondern auch jede weitere Arbeit für ihn unmöglich geworden war, kam er dauernd nach Prag , wo er die Lei« tung der Presse der emigrierten SPD übernahm. StUrmi gegen die SHF Eine bewegte Sandner-Versammlung In Heide Abrechnung mit dem Renegaten Die Versammlung aufgelöst Am Freitag suchte der Goebbels de« Herrn Henlein , der bekannte Herr Sandner die Glasstadt Haida heim. Die Versammlung fand in der Turnhalle statt und war massenhaft be« acht. Nicht nur die Anhänger Henleins waren gekommen, sondern auch viele hunderte Arbeiter, vor allem Sozialdemokraten. Diese Zusammen- rtzung der Versammlung nahm dann Sandner zum Anlaß, die Diskussionsbereitschaft der SHF. zu belveisin. Die SHF. sei immer willens, sich mit den Andersdenkenden sachlich auseinander« zusehen. Zunächst sind zu dieser heuchlerischen Feststellung" Sandners einige Bemerkungen zu machen. Diskussionsbereitschaft mit Gummiknüppeln Die Arbeiter Haidas, deren Sinn schon lange nach einer Aussprache mit Sandner steht, mußten sich den Eingang in den Versammlungsraum er­zwingen. Die Henleinordner hatten schon um halb ß Uhr nachmittag« die Saaleingänge besetzt und unternahmen später im Schutze der Dunkelheit Angriffe mit Steinen und Gummiknüp­peln gegen unsere vordrängenden Genossen. Die Mehrheit unserer Genossen konnte erst in den Saal, al« die Arbeiter die Zugänge zur Turnhalle auch für die Henleinleute, abzuriegeln begonnen hatten. AIS kurz nach 2l> Uhr der sozialdemokratische Red­ner, Genosse Karl Kern, in Begleitung de« Be­zirkssekretärs Genossen K a h a b k a und anderer Freunde durch den Seiteneingang in den Saal zu kommen versuchten, führten die auSsprachehungri- gen Raufbolde Sandner« ein wüste« Stückchen auf. Al« e« dem Genossen Kern, den man offenbar verkannt hatte, schon gelungen war, in den Saal zu kommen, wurde der Eingang von Henleinordnern, die sofort nach Hilfe pfiffen; blockiert und die übri­gen Genossen wurden zurückgedrängt. Datei wurde der Jngrndzrnoffe Herbert Werner am Halse gewürgt und tu dir Tür gezwüugt, so daß er kurze Zeit da« Bewußtsein verlor. Die Glastür ging dabei vollständig zu Bruch. Erst al« unsere Genossen im Saal alarmiert wor­den waren, ließen die Ordner Kahabka und seine Begleiter ein. So hatten also die Arbeiter einen Vorgeschmack von demDi-kussionSwillen" der Hen­leinleute und sie versäumten nicht, die heuchleri­schen Beteuerungen Sandner« sofort in leidenschaft­lichen Zwischenrufen richtigzustellen. Die Henlein­leute diskutieren nur, wenn man sie dazu zwingt. Raufbolde von auswärts Es muß aber auch die VersammlungSmethodik der Henleinfascisten beachtet werden. Die Zahl der Henleinbegeisterten auS Haida und Umgebung war nicht allzugroß und jedenfall« viel geringer al« die Zahl der marxistischen Versammlungsteilnehmer. Aber Sandner hatte zu seinem SchuheS ch l ä» ger"au« den entferntesten Ge­genden alle Mitglieder be« Deutschen Turn­verbands in Autobussen kommen lassen. Die .Ordner" waren fast durchweg« von auswärts, da­mit man sie nicht erkenne, wenn zur Betätigung mit den noch vomVolkssport" übernommenen Gummiknüppeln und Stahlruten Gelegenheit sein sollte. DieseOrdner" waren bi« aus Bad K u n» nerSdorf, Warnsdorf, R u m b u r g, Kummer, Böhmisch-Leipa , Nieder- gründ und anderen Orten gekommen I Neben demPersammlungSschuh" hatten sie die Aufgabe, dem Sandner Beifall zu klatschen. Außer ihnen beteiligten sich durchaus nicht viel Versammlungs­teilnehmer an dem BegeisterungSradau. noch nicht auSgeträumi und daß ihn Sandner für schön hält, ist aufschlußreicher als alle Loyalitäts­beteuerungen seines Chef«. Dann verkündete der Renegat die Legende von denedlen" Kräften in der jungen sudetendeutschen Generation, die es an­geblich schon vor Jahren vor dem üblen Parteige­zänk ekelte und die darum schon lange den Grund­stein zu einer Erneuerungsbewegung legten. Sand­ner hatte den Mut, sich dabei auf einen Artikel zu berufen, den er vor Jahren in dieTribüne" ge- schriehen hat und der gewissermaßen sein heutiges politisches Bekenntnis vorwegnehme. Er beklagte sich, daß die Gegner nicht ihre schützende Hand über die junge Bewegung der SHF gehalten haben, gab zu, daß den Burschen um Henlein noch manche Er­fahrung fehlt, verlangte aber trotzdem, daß sich alle Sudetendeutschen unter ihre Führung begeben. Die Gründung der SHF. sei gerade im richti­gen Zeitpunkt erfolgt.(AI « es sich nämlich al« notwendig erwie«, das Werk der Herren Jung und Kreb« auf neuer organisatorischer Grundlage fortzusehen.) Dann lobte Sandner die Pro« grammlofigkeit seiner Bewegung, der da« Streben ! nach der Volksgemeinschaft Programm genug sei ! und besprach den Kampf um den deutschen Arbeits­platz. Schließlich behauptete er, daß nur 2% Pro­zent von der Arbeitsanleihe in da» sudetendeutsche Gebiet gekommen seien, obwohl die Sudetendeutschen 25 Prozent gezeichnet hätten. Er, der R e n e g a t, meinte, die SHF. sei die Bewegung der Anständi­gen,- der Leute mit den reinen Händen, die nicht wie dieSystempolitiker"' die Interessen des Vol­ke« mit den Interessen ihrer Geldtasche verwechsel­ten. Dann legte er wieder ein Bekenntnis zur Demokratie ab da« tat Hitler bekanntlich i» Nürnberg auch, der sich sogar für den besten Demokraten hält behauptete, der Arbeiter werde in der SHF wahre Solidarität erleben und meinte, es sei doch schade und zwecklos, daß wir einander die Schädel einschlügen.Mit dem Gesindel, da« zwischen den Nationen stehend, die Meinung der Tschechen über die SHF macht und Schmutz und Unrat nach Deutschland wirft, wer­den wir abrechnen" rief Sandnerbegeistert" aus. Dio Abrechnung Diese Begeisterung verflog al« sich der Spre­cher unserer Partei man hatte ihm und dem kommunistischen Redner je eine halbe Stunde Rede­zeit zugebilligt zu Worte meldete. Gen. Kern rechnete zunächst mit dem Renegaten Sandner ab und zerstörte die Legende von denaufbauwilligen" Kräften in der jungen sudetendeutschen Generation, die noch vor Jahresfrist alleauibauend" undnach Neuem ringend" bei den Jung.und Krebs des Hitler ständen. Sollte e» aber, junge Leute gegeben haben; die es vor fünf oder sechs Jahren diesen Zeit­punkt nannte Sandner vor der Parteipolitik ekelte, so war Sandner bestimmt nicht dabei: Denn der Artikel, den er 1980 in dieTribüne"'ge­schrieben hat Genosse Kern hatte ihn mit in der Versammlung war antibürgerlich und gut sozial­demokratisch. Jetzt wirft der Mann mit denrei­nen Händen" Kot auf feine früheren Genosse». Ein erbärmlicheres Renegatentum ist wohl kaum noch zu finden. Dann geißelte Genosse Kern, immer wie­der von dem Wutgeheul der Henleinfascisten unter­brochen, die, von Sandner alsMobilisiernng aller Anständigen" bezeichnete organisatorische Bemühung der SHF um die Nazis von gestern, die noch vor Jahresfrist Hitler offen gelobt und dann ihren Führern Jung und Krebs zugunsten einer tschecho­slowakischen Staatsgesinnung feige die Treue ge­brochen haben. Aber sie sind heute noch Hitler- freunde; der Kampf im sudetendeutschen Lager voll­zieht sich unter der ParoleFür oder gegen Hitler ", auch wenn die SHF in ihren Versammlungen die Erörterung reichsdeutscher Fragen meidet. Um so Sandnersneuer Ton* Sandner» Rede war ein Sammelsurium von Phrasen und Bauschalverdächtigungen gegen die Sozialdemokraten. Man sieht, wie dieser Mann, der einmal bessere Tage gesehen hat, sich dem Henlein -Milieu anpaßt und von Versammlung zu Versammlung ausgiebiger und frecher verleumdet. Derneue Ton", den er und die Seinen al« die nachWahrhaftigkeit" undSachlichkeit strebende junge Generation in die Polittk bringen woll­ten, ist ein übler Kaschemmenton und diesach­lichen" Argumente, die der Sandner gegen die So« zialdemokraten vorzubringen hat, machen der ha« kenkreuzlerischen Banditenmoral alle Ehre": e« sind Beschimpfungen niedrigster Art. Und dieser Sandner spielt den Entrüsteten, wenn die Sozialdemokraten nicht zurück flöten, son­dern kräftig zurückschlagen allerdings ohne den Gauherdenton der sudetendeutschen Volkser­neuerer nachzuahmen. Ein Renegat entlarvt sich selbst Mit der Selbstsicherheit de« Renegaten Sand­ner ist e« au«, wenn er sich seinen ehemaligen Ge­nossen gegenübersteht. Offenbar was da«, auch die Ursache für die unvorsichtigen Eingeständnisse, die er eingang« seiner Rede h»nsichtlich der Auflösung der DNSÄP machte: Mit Patho« rief er in den Saal: Da» Jahr 1988 hat nn« Sudetendeutsche« viel genommen!" Wen denn, was denn! Nun, man weiß: E« nahm den Sudetendeutschen die DNSAP und den Kreb». Und weiter schmetterte er in den Saal: »Mag es(da» Jahr 1983) aach manchen schönen Traum zerstört haben: eine« konnte man nn« nicht nehmen, den Willen," Sudetendeutsche zu sein und zu bleiben." Und e« war doch der schöne Traum der heutigen Henlein­leute, nicht Sudetendeutsche zu bleiben, sondern Hitlardeutschezu werden! Der Traum ist Friedrich Stampfer sechzig Jahrei Friedrich Stampfer , der Chef­redakteur desNeuen Vorwärts" ist gestern 60 Jahre alt geworden. Die Arbeiter der Tschechoslo­ wakei werden mit uns eines Sinnes sein, wenn wir den Genossen Stampfer zu seinem 60. Ge­burtstag vonHerzenbeglück wünschen und wenn wir ihm vor allem anderen wünschen, daß der Kampf für ein besseres Deutschland , den er seit Jahr und Tag in unserer Mitte führt, recht bald von Erfolg und Sieg gekrönt sein möge. Friedrich Stampfer ist aus unseren Reihen hervorgegangen. Deutsch -Mährer von Geburt, ist er in Brünn aufgewachsen, von wo so viele Bertrauensmänner und Führer der österrei­chischen Arbeiterbewegung ausgegangen sind, das die Wiege der sozialistischen Presse Oesterreichs und der Sudetenländer war. Als junger Student kam Stampfer, der wie so viele Intellektuelle der Zeit vor Hainfeld und bald nach Hainfeld erkannt hatte, daß die freiheitlichen Ideale, denen er nach­strebte, nur durch den Sozialismus erfüllt werden können, in die Arbeiterbewegung. Das Miterleben großer sozialer Kämpfe, deren Zeuge er auf dem heißumstrittenen Boden der Industriestadt Brünn wurde, trug das seine dazu bei, ans dem jungen, tief menschlich empfindenden Mann einen Klaffen­kämpfer zu machen. Fast zwei Jahrzehnte war Stampfer in der österreichischen Arbeiterbewegung tätig, Dann ging er nach Deutschland , wie um jene Zeit viele, die das mächtige geistige Leben der großen deutschen Bewegung lockte. Bald war Stampfer einer der führenden Jonrnalisten der deutschen Partei. Als Leiter der Pressekorrespon- denz gewann er bestimmenden Einfluß aus den mehr müssen wir bemüht sein, den Dreck und An­rat, in dem sich die Hitlerbegeisterten Henlein« so wohl fühlen, um der Kultur und Würde de« deut­schen Volker und um seiner Freiheit willen von unferer Heimat fernzuhalten. Den Kampf nm den deutschen Arbeitsplan führe« die deutsche « Unternehmer, die in Auto« begeistert zn Henlein« Kundgebungen fahren, so, daß sie ihre Unternehmunzen in» tschechische Ge­biet verlese«; ihre Solidarität mit dem deutschen Arbeiter in derVolksgemeinschaft" wird dadurch bewiesen, daß sie die marxistische« Arbeiter um ihrer Gestmmng willen auf« Pflaster werfen oder überhaupt nicht aufnehmen. Volksgemeinschaft" ist auch, wenn man nie­derträchtige hetzerische Aufrufe gegen dieParteibon. zen" erläßt und sie ohne Beweis bezichtigt, eine Politik der persönlichen Bereicherung zu treiben. Da« Mißtrauen der Tschechen erfließt aus der fasci - stischen Gesinnung der Henleinleute, die Henle tu sagen und Hiller meinen. Di« Forderung Sandner». einander nicht die Schädel einzuschlagen, muß mai. richtig verstehen: e« ist die Fordemng en die sozia­ listischen Arbeiter, ihre Gesinnung zu verrate« und sich Henlein zu unterstellen. Dann wären sie belieb:, dann würden ihnen die Köpfe gestreichelt. Die Henleinfascisten werden aber alt und grau werden in der Hoffnung, daß sich dieser fromme Wunsch erfüllt. Schließlich wie- Genosse Kern nach, daß jene Gesinnungsakrobaten nicht das Recht haben, von unserer Partei Leistungen zu verlangen, die deren Erfüllung durch den unentwegten Kamps ge­gen die Sozialdemokratie selbst verhinderten(poli­tische Fragen sind eben Machtsragen) und daß die Volksgemeinschaft nicht mit glatten Phrasen, son­dern nur durch den Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung, durch die Beseitigung der Klassen­gegensätze, die gleichbedeutend ist mit der Abschaf­fung der Armut, mit dem Sozialismus. Schluß Im Sturm Nachdem sich der stürmische Beifall der Arbei­ter gelegt hatte, versuchte Herr Sandner, den die Hiebe Kerns offenbar sehr schmerzten, s o f o r t zu antworten. Er hätte solange geredet, daß e« dem kommunistischen Redner nicht möglich gewesen wäre, in der von Kern besorgten Entlarvung der Hen« leinbewegung und ihrer sauberen Anwälte fortzu­fahren. Die Arbeiter zwangen den Gekränften, sich wieder zu sehen und dem kommunistischen Abgeord­neten H a d e k das Wort zu lassen, der die Ver­logenheit und geistige Abhängigkeit der Heinlein- front von der Hillerpartei aufzeigte und nachwie», daß die Henleinleute dort ratlos und unfähig sind, wo es auf praktische Arbeit ankommt. Sandner begann fein Schlußwort mtt frechen Ausfällen gegen, die Sozialdemokratie und ver­suchte, den Vorwurf des Renegatentum« abzuschwä­chen. Dann beschimpfte er unter steigender Erregung und Empörung der Arbeiter Rußland , um über Deutschland nicht reden zu müssen und schließlich beschimpfte er die Arbeiter selbst. Seine Worte gin­gen bald in den Entrüstungsrufen der Arbeiter un­ter; mitten im Trubel löste der Regierungsvertreter dieVer- fammlung auf. Unter dem brausenden Ge­sang derInternationale" verließen die Arbeiter den Saal. Auf der Straße standen noch immer Genossen, die nicht in den Saal hatten kommen können. So hat Sandner auch in Haida erfahren, daß die Bäume der SHF. nicht in den Himmel wachsen» daß Renegaten nach Verdienst behandelt werden und daß die Sozialdemokratie ein Geg­ner ist, dem dos Totsagen durch die Henkein- fascisten sehr gut bekommt. Uns dünkt» Herr Sand­ner wird noch oft schlechte Tage habe«.