Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI
IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
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14. Jahrgang
Ein kommunistisches
Kabinettstück
Dic Rote Fahne" schrieb in einer ihrer Glossen der gestrigen Nummer folgenden beachtlichen Saz über den
,, bolschewistischen Außenminister des stärksten Staates der Welt, der vom er trintenden Völkerbund und von den betrübten Loh= gerbern, denen die Felle von Versailles davon= schwimmen, als Retter gegen Krieg und im perialistische Bestilenz herbeigerufen wird..."
Unsund wahrscheinlich auch den sowjetrujjischen Außenminister- intereſſiert an dieser " politischen" Aeußerung eines Kommunistenblat tes nicht so sehr das darin enthaltene Urteil über den Böllerbund, als vielmehr gerade die Rolle, die dort nach der Meinung der" Roten Fahne" eben Litwinow angeblich spielt. Denn was sagt denn Litwinow , was sagt die Sowjetregierung dazu, daß Rußland im Völkerbund nur die Rolle spielen soll, ihn vor dem Ertrinken zu retten? Wir haben erst vor wenigen Tagen einen Aufruf der Dritten Internationale aus dem Jahre 1926 zitiert, in dem Moskau die pazifistische Legende" vom Völkerbund zu zerstören sich bemühte und sch dabei auf Lenin berief, der schon im Jahre 1919
Freitag, 14. September 1934
Im Tonfall des 30. Juni
Einzelpreis 70 Heller
( einschließlich 5 Heller Portal
Nr. 215
Führer Henlein befiehlt!
Hitlerscher Diktatorenstil/ Gegen Nörgler und Gerüchtemacher
Er hat keine Hintermänner Um den Kameradschaftsbund
/
Wir haben gestern die Veröffentlichung in der NEDAP. gegen den Herrenklub, obwohl| fliegen, wenn er seine Behauptungen nicht beeines Henleinschen Rundschreibens oder vielmehr dieser die NSDAP . und jener die SF. gemacht weisen kann. Gegen den Vorgesetzten kann man ciner Persönlichen Weisung Konrad haben. Henleins an alle Mitglieder der SHF." angefündigt. Sie liegt dem Rundschreiben Nr. 51 bei, das am 5. September in Eger ausgegeben wurde, und ist selbst vom 5. September datiert.
der schon in den ersten Säßen fräftig angeschlagen Interessant ist neben dem Cäsarenton, wird, die Berufung auf die Tage des bärtesten Kampfes".
Hier entsteht eine neue Legende. Herr Henlein hat bisher so gut wie überhaupt nicht gefämpft. Von hartem Kampf fann schon gar nicht die Rede sein und das härteste waren die Kuhhandel- Geschäfte mit Spina und Stenzl. Henlein hat sich in keiner Verſammlung gestellt, geschweige denn sonst irgend
ivic gekämpft. Er wurde auf das Postament des gottgesandten Führers gehoben, schlich an verz schiedenen Hintertüren herum und erbte einige 3chntausend Parteimitglieder von Jung und Krebs. Das ist der ganze Kampf! Er fährt im
Zweierlei ist an diesem Rundschreiben, an dieser Weisung des Führers interessant: in= haltlich die Tatsache, daß in der SHF. nach faum einjährigem Bestand schon Differen zen schwerster Natur vorhanden sein müssen, die das langatmige und energische Rundschreiben des Führers ausgelöst haben. Wir den Völkerbund als einen„ B und von Räu= werden noch sehen, welcher Art die Beschwerden bern und Voltsbetrügern" bezeichnete. der Mitglieder sind. Formell ist überaus Aus dieser Gesinnung haben die Kommunisten interessant der Stil, in dem„ Kamerad" durch eineinhalb Jahrzehnte die Sozialdemokraten Henlein zu seinen Mitgliedern spricht, der Tonwegen ihrer Wölferbundpolitik als Verräter und fall, die Diktion der Weisung, die den lek Sozialfascisten beschimpft.„ Nieder mit dem ten Zweifel darüber beheben. daß eulein öfter bundl", rien die stommunisten alle nur Sitler topicrt, fondern daß er Villero Geist uso durch das Land, läßt sich von seinen Samedie Jahre hindurch in allen Tonarten. Nun ist in fich aufgefogen hat, so daß er nur noch mit den es ihnen zwar weder gelungen. den Völkerbund Worten des Führers sprechen fann, wobei es eine niederzuringen, noch die Sozialdemokratie in ihrer zweitrangige Frage ist, ob Hitler und Henlein Politit, auch was den Völkerbund anlangt, zu be- ihre Reden und Weisungen selbst verfassen oder ob in beiden Fällen ein anderer der wahre Aber angenommen, die„ Note Fahne" Autor ist. Daß die SHF. eine nach dem Muster hätte recht und der Völkerbund sei wirklich schon der Hitlerpartei aufgebaute, von ihrem Geist be= am Ertrinken. Warum jubelt dann darüber seelte, von allen demokratischen Formen meilennicht mit den Kommunisten die Sowjetregie-| weit entfernte Partei ist, das wird auch der verrung? Wie ist es möglich, daß Litwinow , an- stehen, der sich nicht mit Stilkritik besaßt. Der statt im Sinne unserer Kommunisten den Völ- Ton, der aus der Weisung Nr. 51 spricht, ist ferbund ertrinken zu lassen, zu seiner Rettung unverkennbar. So hat noch kein demokratischer herbeicilt?
irren.
Wir haben zwar keine hohe Meinung von den Schreibern der„ Roten Fahne", aber wir können uns dennoch nicht vorstellen. daß sie sich nicht des gigantisch lächerlichen Widerspru ches bewußt sind, in dem sie sich gerade in punkto Völkerbund bewegen. Aber anstatt entweder zu schweigen oder den anständigen Versuch zu unternehmen, den Kommunisten die Ursachen der um hundertachtzig Grad geänderten Haltung Meslaus zum Völkerbund zu erklären, blamieren sie sich durch immer weitere Verstrickung in noch gröBere und lächerliche Widersprüche. In wenigen Tagen vielleicht schon wird Litwinowneben den Räubern und Voltsbetrü= gern" in Genf sizzen; nach der Meinung der Roten Fahne" nur zu dem Zwecke, um siczu retten... Es fällt einem wirk= lich schwer zu glauben, daß das Gehirn geivisser fommunistischer Schreiber noch einmal in jenen Normalzustand gelangen könnte, der ihnen ein Urteil darüber erlauben wird, was man gesunden Lesern noch zumuten' fann!
Am Donnerstag zwischen 14 Uhr 10 und 21 Teilnehmer des Europa
17 Rom in den ersten Morgenstunden
aufgestiegen waren und in Wien u Brünn Zwi schenlandungen vorgenommen hatten, auf dem Prager Flugfeld ein, wo sich außer den offiziellen Persönlichkeiten Tausende von Zuschauern eingefunden hatten.
Parteiführer gesprochen, so hat hierzulande von Gajdas Armecbefehlen abgeschen- noch fein politischer Führer aufzutrumpfen gewagt, auch Stříbrný und Jung nicht. Man höre also: Angriffe auf die Führung
In der lezzien Zeit sind in einigen Gegenden gegen einzelne meiner nächsten Mitarbeiter Angriffe und Verlcumdungen erfolgt. Man hat bewußt die verschiedensten Gerüchte ausgestreut, um in unsere geschlossene Einheit Mißtrauen und Zwietracht zu tragen. Man bemängelt z. B., daß in der Hauptleitung zu viel„ Atademiter" scien, daß einige Mitglieder des„ Kameradschaftsbundes" waren, daß die Hauptleitung bürgerlich" sei, daß in ihr nur„ Theoretiker" und teine „ Praktiker" sitzen usw.
Gegen mich selber erhebt man derartige Vorwürfe nicht, aber man sucht meine Mitarbeiter zu verdächtigen".
Meine Mitarbeiter aber find Kameraden und Männer meines Vertrauens. Sie find in den Tagen des ersten Aufbaucs und bes härtesten Kampfes neben mir gestanden und haben sich bis heute als treue Rameraden und verläßliche Mitarbeiter
bewiesen und bewährt.
Wer gegen fie Vorwürfe erhebt, erhebt sie zugleich gegen mich! Denn ich habe mir die Mitarbeiter gefucht, die ich für meine Aufgabe brauche.
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raden feiern und erteilt Weisungen. Aber schon redet er von„ hartem Kampf" und in einem Jahr wird er selbst glauben, so wie Hitler heute vermutlich selber glaubt, daß er 15 Jahre lang " gekämpft" habe, während er von Banken und Industriellen, von Justiz und Regierungen ge= hätschelt und aufgepäpelt wurde!
Im Hitlerton- ein wenig untermischt mit Goebbelstönen- fährt der Führer Henlein fort:
,, Krankhafte Besserwisser"
Voll Unbehagen und Feindschaft spürt man das Vorwärtsschreiten und die innere Lebenskraft unserer Bewegung. Da man erkennt, daß unsere Bewegung von außen nicht zu erschüttern ist, versucht man, uns durch innere 3ersesung zu schwächen.
Agitatoren schlimmster Art, tranthafte Befferwiffer, ewignzufrie de ne find hier am Werke. Meisterhaft verstehen sie es, selber im Hintergrunde zu blei
ben und andere vorzuschiden. Gegen solche Gemeinheiten hilft nur eines: rücksichtsloses Durchgreifen dort, wo solche Gerüchte verbreitet werden. Wer bewußt unserer Bewegung schadet, oder sich von anderen mißbrauchen läßt, ist sofort auszuschließen. Wer als Amtstalter unserer Bewegung nicht die Straft hat, Ordnung zu schaffen, ist unfähig und soll einer stärkeren Persönlichkeit sein Amt abtreten.
Ortsgruppen aber, die nicht zucht halten, die Uneinigkeit und Untameradschaftlichkeit aufkommen laffen, werden bedingungslos und schimpflich aufgelöst. Ich erkläre ausdrücklich, daß ich von nun an gegen alle schärfstens einschrei= ten werde, die einzelne meiner Mitarbeiter un= begründet in irgendeiner Weise verdächtigen.
Ich werde unter leinen Umständen zulaffen, daf Außenstehende oder Gegner oder Nörgler das begonnene Werk stören oder untergraben.
Die Angriffe dürften in Summa von den Nationalsozialisten ausgehen, die ja Hört man die Melodie des 30. Juni? Den Als erster landete der Pole W I o dar= die Hauptkaders der SHF.- mindestens 80 Pro- Talt der Maschinenpistolen? Noch hält er ja kiewicz, dann kam noch ein Pole und zwei zent der Mitgliedschaft bilden. Die alten nicht dabei, Ernst machen und die Nör gler. Deutsche , bis schließlich um 14 Uhr 45 der erste Bürdenträger und Funktionäre der DNSAP . die frankhaften Befferwiffer, die UnzuTschechoslowake, Am bru 3, landete. Die Flies sind von den Funktionen teils durch obrigkeitliche friedenen wirklich schärfst ens" erledigen zu ger übernachten in Prag und fliegen heute früh Weisung, teils durch das Emporkommen der fönnen. Noch muß er sich begnügen, die rebelzur letzten Etappe über Kattowitz - Lemberg - neuen Henleinschen Führerschicht ausgeschlossen. lischen Gruppen schimpflich aufzulösen", Wilna nach Warschau weiter. Sie rebellieren gegen die Theoretiker und berufen aber er greift bereits durch". Er hat Hitlers Nach den bisher bekannten Ergebnissen hat sich darauf, die alten Praktiker zu sein. Reichstagsrede nach den Junimorden nicht um die größten Siegeschancen der Pole Baja n, Selbstverständlich arbeitet man auch, da die Nazi sonst studiert mit heißem Bemühen! der bei der Klassifizierung der technischen Eigen-' dem Henlein ja viele Proleten zugeführt haben, schaften seines Flugzeuges und in den übrigen mit dem Gedanken, daß die Hauptleitung bür vorläufigen Prüfungen einen großen Punktevor- gerlich sei. Gegen den Kameradschaftsbund sprung erzielte. scheint eine ähnliche Abneigung zu bestehen, wie
"
Kritit ist nicht erlaubt? Aber ja. Genau wie bei Hitler . In Deutschland darf der Arbeiter beispielsweise gegen den Treuhänder Beschwerde erheben. Aber er risfiert, aus dem Betrieb zu
aber in diktatorischen Staaten nie etwas be flingt es natürlich nach reinster Gerechtigkeit: weisen. So ähnlich ist es bei Henlein . Aeußerlich Beschwerden an IHN!
Jedes Mitglied ist berechtigt, an die oberste Führung den strengsten Maßstab anzulegen. Jedent steht es zu, seine begründeten Beschwers den gegen Mitglieder der Hauptleitung un mittelbar an mich zu richten. Ich erkläre aber. daß jeder, der seine Beschwerde einbringt, auch mit seiner Person für seine Angaben cinstehen muß. Wer munvillig handelt, oder unbewiesene Gerüchte weiterverbreitet, wird unnachsichtig zur Rechenschaft gezogen.
Das mit dem strengsten Maßstab" stammt wörtlich aus Hitlers Aufruf an die SA . Nun geht Stamerad penſein auf die„ Ocrüchte“
Um allen Gerüchten ein für allemal den Boden zu entziehen, mache ich nachstehende Mitteilungen:
1. Außer mir gehören der Hauptleitung der SHF an die Kameraden( in alphabetischer Reihenfolge):
a) Dr. Walter Brand ; 2citung meiner Kanzlei( Asch).
b) Karl H. Frank ; Leiter der Werbestelle. c). Dr. Frizz Köllner; Wahlleitung, Rechtsfragen.
d) Richard 2 cm m e I; Amtsleiter der Hauptstelle.
e) Ing. Ernst Peschla; Wirtschaftsfragen, Soziales Hilfswerk.
f) Ing. Wini Rümmler; Zeitungsleiter ( Rundschau).
g) Dr. Wilhelm Scbcfo.ws y; Vertung der politischen Kanzlei( Pressestelle Prag ). h) Rudolf Sandne r; Leitung des Organisationsaufbaues.
Alle Mitglieder der Hauptleitung sind einander rang gleich.. Sic arbeiten in ihrem Aufgabenbereiche und sind mir persön lich verantwortlich.
Als richtiger Diktator hat er schon eine Kabinettskanzlei. Walter Bra n d, der Manager des KB ist Leiter seine r" Kanzlei. Dr.
II ner ist ein bekannter Nazi von Jungs Beiten her. Se betowsky ist der kleine Goebbels, wie dieser ein besonders waschechter Germane. Verloren gegangen ist der Hauptleitung Herr Kund t, der Leiter des Deutschpolitischen Arbeitsamtes. Wir hatten, als unverbesserliche Nörgler, an seiner Doppelrolle allerhand bemängelt. Es scheint, daß il gen reiner sich diese Nörgelei zu eigen gemacht und den Henlein um einen Mitführer gebracht hat.
Dann setzt sich Henlein mit den Einwänden auseinander, daß seine Minister pardon: Mitarbeiter Theoretiker, Akademiker und bürgerlich seien. Er verweist darauf daß sie alle aus der praktischen Arbeit, z. B. der Jugendbewegung, kommen. Besonders, das vergißt er zu erwähnen, Sandner. Der fam nämlich aus der Sozialistischen Jugend.
Gegen das„ klassenkämpferische Denken"
2. Der Vorwurf, daß in der Hauptleitung nur ,, Akademiker" sißen, ist unwahr. Die Nameraden der Hauptleitung kommen aus den verschie densten Lebenstreifen. Jemanden einen Vorwurf daraus zu machen, daß er einen akademischen Grad erworben hat, zeigt nur die sonderbare Denkungsart jenes Menschen, der einen solchen Vorwurf erhebt. Ein größeres Wissen gereichte noch niemanden zur Schande.