Seite 2 1 1 5fr. 310 Snntolnß. 15. September 1931 Merparlamentarische Konferenz ohne Italiener (Venedig .) Im Hinblick auf die Haltung, welche die jugoslawische Presse in der letzten Zeit gegenüber Italien cinnimnü, erhielt die italie­nisch« Delegation, die an der interparlamentari­schen Konferenz in Belgrad teilnehmen sollte, in Venedig den Befehl, die Reise zu unterbrechen. ncr Politik betrachtete. Minister Beck ist, seit Hitler den Völkerbund verlassen hat und Mussolini dem Kollegen untreu geworden ist, der Exponent der deutschen Politik in Genf . Er ist Hitlers Vorreiter. ES ist bezeichnend, daß Bcrlinsich mit einigen Vorbehalten s y m- p a t h i s ch zu der polnischen Attacke einstellt. Hitler opfert den Schutz der deutschen Minderhei­ten in Polen (denn der deutsch -polnische Gegen- seitigkcitsvertrag betrifft nur Oberschlesien , nicht Posen und den Korridor), weil ihm die von Po­ len angekündigte Verletzung dcS Versailler Ver­trages und der Völkerbundsatzung wichtiger ist als der Schuh deutscher Menschen in Polen . Wenn Polen nicht cinlenkt und die West­mächte den Völkerbund in dem Augenblick, da er durch Rußland gestärkt werden soll, nicht in sei­ner Geltung und seinem Ansehen aufs neue schä­digen wollen, dann muh Polens Politik folgerichtig zum Austritt aus dem Völkerbund führen. Auf dieses Ziel steuert Hitler offensichtlich los. Eben haben Ber­ lin und Warschau gleicher Zeit erklärt, daß sic auch den O st p a k t a b I e h n e n. Beide wollen freie Hand gegenüber Rußland haben, denn beide rechnen für 1935 mit dem russisch -japanischen Krieg und der Möglichkeit, Rußland während dcS Krieges oder kurz nach einer eventuellen Nieder­lage in Ostasicn anzugreifen. Der Ostpakt würde ihnen völkerrechtlich die Hände binden. Aber Polen empfindet auch die Bindung durch die Völkerbund­satzung als lästig. Es will sie möglichst rasch ab­streifen, entweder indem es den Völkerbund zur Auerkcnnung eines flagranten Vertragsbruchs zlvingt und so seiner moralischen Autorität be­raubt, oder indem cs, wie vor ihm Deutschland und Japan , den Völkerbund verläßt. Die Allianz B e r l i nW arschau T okio nimmt immer deutlicher greifbare Formen an. Tie Staaten, die den nächsten Welt­krieg cntscsseln wollen, deren ausschweifendes Er­oberungsprogramm ohne den. neuen Weltkrieg keine Aussicht auf Verwirklichung hat, verlassen der Reihe nach den Völkerbund, nachdem sie ihm vorher die größtmöglichsten Schwierigkeiten be­reitet haben. Man muß aber Pilsudski vielleicht dankbar sein für die brutale Geste, mit der er seine Kar­ten aufdcckt. Je früher und je'deutlicher offenbar wird, wo chi'e kriegerischen Herren in Warschau und. Berkin^tsmauSwöllcn? umso bester werden sich die übrigen Mächte zu schützen wiffen. Zu den gestrigen Vorgängen in der Bölker- bundversammlung schreibt uns Genoste Friedrich 2 t a m p f e r: Ter Standpunkt, den Sir John Simon ge­genüber der politischenKündigung" des Minder- hcitenschuves eingenommen hat, ist derselbe, den alle deutschen Regierungen nach Hitler einnehmen werden. AIS die Entente der Republik Polen Gebiete übergab, in denen Deutsche wohnen, legte sie ihr auch die Verpflichtung auf, die Minderheitsrechte dieser zu achten. Dies« Verpflichtung kann nicht gelöst werden, ohne daß zugleich auch, die terri­torialen Bestimmungen von Versailles in Frage gestellt werden. Die Deutschen in Polen haben von den Schutzbestimmungen des FriedenSvcrtrageS wie­derholt nützlichen Gebrauch gemacht. Manches Ungemach ist durch sie erspart worden, denn schon die Aussicht auf ein peinliches Verfahren in Genf wurde für die Warschauer Regierung oft genug zum Anlaß, den Eifer untergeordneter Behörden zu zügeln. Nicht zuletzt, um deu Deutscheu in Po­DieDeutsche Presse", die unsere wahren Darstellungen der deutschen Verhältnisse immer als Greuelpropaganda und unzulästige Einmi­schung in reichsdeutsche Angelegenheiten bezeich­net, scheut sich natürlich nicht, sich ständig in österreichische Dinge zu mengen. Denn sie ist nicht grundsätzlich gegen Henker und Ver- fassungSbrecher, sondern nur gegen jene, die nicht christlichsozial und katholisch sind. Es war daher nur folgerichtig, daß sie alle Greuel, die die Hcimwehr- und Polizeibesticn in den Febcrtagen gegen die österreichischen Arbeiter begingen, ver­teidigte und lobte und daß sie die Unterlegenen seither mit Schmutz bewirft. Sie nimmt cs dabei mit der Wahrheit und dem Anstand ebeusolvcnig genau wie bei anderen Fragen; ihre Redakteure haben vielen anderen voraus, daß jemanden zu haben-meinen, der ihnen die Sünden vergibt und also verleumden, lügen und denunzieren sie ohne Hemmung. In ihrer Ausgabe vom 14. September, un­ternimmt dieDeutsche Presse" einen General­angriff gegen die österreichische Cmigralion, der sie man staune über die Neuigkeit! nachsagt, daß sic Schuschnigg und seine Kumpane nicht liebt. Bekanntlich erscheint in Brünn dieArbeiter- Zeitung ", in der allwöchentlich die Meinung der österreichischen Arbeiter über die katholische Re­gierung zu finden(st. Auch dieDeutsche Preffe" scheint zu empfinden, daß es doch sehr läppisch wäre, diese Tatsache zuenthüllen". Aber sie sucht kranipfhast nach einer Möglichkeit, die der öster­ reichischen Henker-Regierung feindlich gesinnten Kräfte im Ausland lahmzulcgen. So erfindet sie denn Begebenheiten, die sie dann«enthüllt", um dadurch die Gefährlichkeit der österreichischen Emigration für unser Landnachzuweisen". Sie veröffentlicht eine in Wien hergestellte Weisung an die Schutzbundfunktionäre, deren Urheberschaft sie den Führern der österreichischen Emigration zuschriebt. Freilich steht ,ihr leih' an­dererBeweis" zur Verfügung dw'die Behaup­tung, der Stil sei der gleiche(!) wie jener der Schuhbundfunktionäreim sicheren Emigranten­asyl". Es ist möglich, daß die Weisungen echt sind; die Behauptung derDeutschen Presse" aber, sie seien Gcheimweisungen, ist schon er­logen. Die Führer der illegalen Arbeit in Oester­ reich sind nämlich nicht so dumm, ihre Geheim-' Weisungen an die anderen Funktionäre schwarz auf weiß weiterzugeben. Für die Echtheit des von derDeutschen Presse" wicdcrgcgcbenen er­sten Schriftstückes zeugt Wohl diese Stelle aus ihm: .Perachtet von den arbeitenden Masten, de­ren Kampfeswille trotz Terror und Galgen un< len bester helfen zu können ging die deutsche Re­publik^ in den Völkerbund. Die Hitlerrcgierun-, die Oesterreich und Danzig «erspielt hat, die eben dabei ist auch di« Saar zu verspielen, diese nationale Regierung der nationalen Katastrophen,«ar sichtlich bereit, auch noch die deutschen Minderheitsrecht« in die Konkursmasse ihrer Aussenpolitik zu werfen. Man must Sir John Dank dafür wissen, dass er sich schlitzend vor deutsche Rechte stellte, die von einer deutschen Bankrottregierung leichtfertig prrisge- gebrn worden sind. gebrochen blieb, zerfleischt durch den korrupten Kampf untereinander, nur von den Bajonetten getragen, ganz auf die Hilfe ausländischer Impe­rialisten und Pfaffen angewiesen, so steht die jetzige Regierung da, kläglich und jämmerlich, wie die einzelnen Gestalten selbst, aber von oben bis unten von Blut triefend. SolcheGehcimweisungen" pfeifen nicht nur in Wien die Spatzen von den Dächern; so ungefähr, Ivie die österreichische Regierung hier geschildert wird, sieht sie-auch der zivilisierte Teil der europäischen Völker. Es liegt ja nicht an den österreichischen Arbeitern, daß solche Schriftstücke erscheinen, sondern an den katholischen Lenkern, denen man als ehrlicher Mensch nichts an­deres nachsagen kann als eben in diesenGeheim­weisungen" gesagt wird. Aber dieDeutsche Presse" kann sogar mit Weisungen für einen neuen Bürgerkrieg" auf­warten, die angeblich mittels Flugblat- t e S(l) verbreitet wurden. Da wird genau mit­geteilt, wie sich die Besatzung eines Hauses ver­teidigen müsse. Man kann Tausend acgen Eins wetten, daß die Wiener Arbeiter ihre Bürger» kricnscrfahrunqcn nicht mittels Flugzcttcl ver­breiten, wenn sie auch keineswegs gewillt sind, die in den Febcrtagen gesammelten Erkenntnisse ungenützt zu lassen. Den Vogel schießt aber dieDeutsche Preffe" mit derMeldung" ab, ein Führer der roten Emigration wolle sich an der Grenze bei Frain eine Billa kaufen und sie als Armee-Oberkom­mando cinrichten. Wenn die katholischen Schrift­leiter so genau unterrichtet sind, dann können sie doch wobl auch einen Namen nennen. Wir fordern sie jedenfalls dazu auf und versprechen ihnen, daß sie in der Villa als Sommergäste will­kommen sein werden wenn bis dabin ein ALK" im Ausland überhaupt noch nötig sein sollte. Selbstverständlich faselt dieDeutsche Presse" auch von Geheimsihungen der Revolutio­nären Sozialisten, die angeblich in Brünn, Bud- weis und Bratislava stattgefunden haben. Aber die österreichischen Sozjalistcp halten bekreuzigt .euch,, ibr Herren! ihre Sitzungen, in jCw st er- reich ab. Jetzt noch geheim, bald aber wieder öffentlich. DieDeutsche Preffe" hat sich mit ihren De­nunziationen nicht übel blamiert. Sie möge aber, wenn sie der Beruhiäuna Oesterreichs dienen will, ihre Erziehungsversuche nicht an den'illegalen österreichischen Sozialisten und an der österreichi­schen Emigration, sondern an der katholischen Re­gierung erproben. Sic bat die Verfassung ge­brochen, s i e hat die Arbeiterbewegung in die Illegalität und deren Führer ins Exil gedrängt, sie hat Verbrechen Über Verbrechen begangen. Ihr kann keine Niederträchtigkeit ausländischer Gesinnungsfreunde helfen. Diese machen sich mit -ihrem Gehaben nicht nur mitschuldig, sondern auch lächerlich. Hasko des englischen Fascismus Dir Mosleys Riesenblamage im Hybe-Park. Am vergangenen Sonntag hat in London die mit riesigem Tam-Tam bereits seit Wochen angekündigte Versammlung der englischen F a- feisten, Marke Mosley , stattgefunden, die nach dem Willen ihrer mit bombastischen Ankün­digungen nicht sparenden Managerdie gewal­tigste Willenskundgebung des erwachten Englands" werden sÄlte. Es wurde allerdings nur die ge­waltigste Blamage, die der Politik des an Niederlagen ja reichen englischen Hitlerkopisten bisher zugestoßcn ist. Während offenbar tendenziöse Meldungen ausländischer Agenturen, die auch in die hiesige Preffe Eingang gefunden haben» von 100.009 Personen zu berichten wußten, die sich angeblich im Hyde-Park versammelt hatten, kann man aus den Mitteilungen der englischen Preffe aller Par­teirichtungen ganz andere Dinge erfahren. Danach hatten sich im Hyde-Park ganze 25.000 Menschen eingefunden» von denen zu allem Ueberflutz nur ein verschwindend geringer Bruchteil Fascisten» die überwiegende Mehrheil aber antifascistische Demonstranten waren. Die Schwarzhemdcn" waren dreitausend Mann start aufmarschiert, die zu ihrem Schutze heicheiziticrtcu Polizisten hingegen versammelten sich in doppelter Stärke. Diese 6000 Mann genügten indes noch nicht, um die Fascisten vor der Wut des wirklich erwachten" England zu schützen, so daß Reserve­polizei hinzugezogen werden mußte. Als Sir Oswald Mosley seine Rede begin­nen wollte, brach ein fürchterlicher Lärm aus. Die erregten Maffen nahmen eine drohende Haltung ein und versuchten» die Rednertribüne zu stürmen. Nur unter größten Anstrengungen ge­lang es der Polizei, die Menge davon abzuhaltcn, ganze Arbeit" zu machen. Mosleys Rede war sehr kurz und ging unter ständigen Niedcrrufen auf den Fascismus vor sich, so daß sie nur den Uni- stehcndcn bruchstückweffe verständlich war. Die Schwarzhemdcn" waren in ausgesprochener Pa­nikstimmung und machten bei jeder Steigerung des Tumults Miene, Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen. Gegen Schluß der Kundgebung war aus der Manifestation der Fascisten eine Demon­stration gegen die Fascisten geworden, wie sie grandioser nicht gedacht werden kann. Der Ab- marsch der Niedergeschrienen vollzog sich unter der schirmenden Hand stärkster Polizeiabteilungrn. Welcher Anstrengungen es bedurfte» um die Fa- scisten vor der berechtigten Empörung der Lon­ doner -Bevölkerungzu schützen,-bewies die Tatsache, daß selbst Windmühlenflugzeuge aufgebote» waren, um die Rettungsaktion für. die Schwarz­hemden aus der Luft her zu dirigieren. Die Londoner Blätter find sich darüber einig, daß die Mosley -Bewegung" mit dieser vernich­tenden Niederlage einen Stoß erhalten hat, von dem sie sich so bald nicht erholen wird. Bezeich­nend für die Stimmung des englischen Volkes ist, daß gewiffe Konjunkturblätter, die dem.eng­lischen Hitler" bisher die Stange gehalten, hatten, sich aus taktischen Gründen mehr und mehr von Mosley distanzieren. Jedenfalls sind die Chancen des englischen FasciSmuS zux Zeit auf den Null­punkt gesunken. Nadi dem ncnkcrlob die Dcniiiizlatton Eine Niedertracht derDeutschen Presse Das Ende: eine Blamage 51 yy. FRITZ ROSENFELD: oz ma dxJutta HN ROMAN ZWISCHEN TRAUM UNO TAO - Sie sehnten sich nach der Steppe und den Hügeln ihrer Heimat, wo ihre Weiber ihrer harr­ten und ihre Kinder, ihre warmen Hütten und ihre Zelte, die sie Jahr um Jahr weiter in die Wildnis vorschoben, zu friedlichem Werk. Ihre Trommeln donnerten, ihre Waffen klirrten, als sie Abschied nahmen von Pal. Er stand auf einem Hügel, sein Rappe erschien vor dem Himmel wie ein Schatten. Nur eine Waffe trug Pal, das Schwert, das er von Ala Eddin erhalten, um zu töten, und mit dem er Roecu Eddin getötet, Ala Eddins Sohn. Das Heer zog in die Nacht hinaus, warf kaum mehr einen Blick zu seinem Führer, der zu­rückblieb. Die Tataren sahen nur di« sieben Hü­gel von Kasan und den großen Strom, ihre Hei­mat. Wenige wandten sich um und hoben den Speer zum Gruß. Pal hob die Hand und dankt«: die letzten Freunde gingen. Die Nacht verbrachte er im Freien, die ge­fallene Burg der Affassinen starrte er an, im Mond lag sie da wie ein gespenstiges gezackte» Lier. Am Morgen wusch er sich an einer Quell«, tränkte seinen Rappen und machte sich auf den Weg. XIV. Die rauchenden Trümmer von Ulleika gossen ein fahle» Rot über den Himmel, Brandgeruch ,.lag in der Luft und ein großes. Schweigen senkte sich Über da» Tal, al» Pal langsam dävonritt. -. Die Affassinen waren nicht mehr, der Fürst der Berg« war nicht, mehr, aber wär der Garten? Baumgestalten, phantastisch im hellen Licht de» Morgens säumten den Weg. Vogelgeschrei begleitete Pal. Tiere zeigten sich am Waldrand. Pal ließ sie grasen: nun ruhte das Schwert, und kein Pfeil zischte mehr in der Luft. Die Tiere sahen ihn aus großen Augen an. Ein seltsames Wesen, sagten diese Augen, zieht durch den Wald. Es sendet nicht Schmerz auf den fliegenden Federn, es bringt nicht Tod durch das schwirrende Eisen. Ein seltsames Wesen. Wenn die Einsamkeit um ihn zu singen be­gann, wenn das Schweigen klang unter einem Uebermaß der Sehnsucht, die es erfüllte, griff Pal an den Hals: das Amulett betrachtete er» den kleinen Glücksgott Tung-Lis, und dachte an den Ehinesen, der bei dem Fest im Garten erschlagen worden. Weich lag daS Haar Axjuttas um den kleinen chinesischen Hund. Gut war es und Ruhe senkte es ins Blut, das Amulett an der Brust zu wiffen. Der Rappen trabte. geduldig seinen Weg. Pak spornte ihn nicht an. Er suchte mit den Augen den Wald ab, er spähte nach den Gipfeln der Berge, und nach großen Toren. Nach dem golde­nen, das glühte, und nach dem schwarzen, das keiner wiedersah... Die Berge stiegen<m, nackter FelS ragte hoch, da» grüne Kleid der Bäume wurde dürfti­ger und ärmer. Eng wurde der Weg,' mühsam nur fand da» Pferd zwischen den Baumrechen Platz für sein« Hufe. Seste schlugt» Pal in» Ge­sicht, Zweige blieben an seinen Kleidern hän­gen. Bäumte sich da» Pferd, sprang e» zur Seit«, fühlte er auf der Brust, auf der nackten Haut,'da» Amulett: ein leises Kitzeln,«in leises Reiben- der Haare gegen seinen Leib. So ritt er drei Tage und drei Nächt«. Am Morgen de» vierten Tages Pal- Augen hingen am Himmel, an der blauen, durch­sichtigen Riesenglocke au» Tla», die heute war wie vor zwanzig Jahren und in tausend Jahren sein wird wie heute blieb der Rappe stehen. Erst fühlte Pal cs nicht: der Himmel wanderte ja nicht mit, wenn man ritt: die große blaue. Kugel aus heller Seide blieb gleich, wie ein gutes Schicksal, das einen Menschen sein ganzes Leben lang überwacht und jegliches Unheil von ihm fernhält. Dann erwacht« er, sah sich um. Der Weg, den sein Auge in den Wald zurückverfolgcn konnte, brach hier ab. Dickicht lag vor ihm, es schien von Menschenhänden geschichtet, es schien eine Sperrmauer zu sein aus Stämmen und Zweigen und Gestrüpp. Pal stieg vom Pferd, hieb auf das Dickicht ein. Es gab kaum nach, der Wall war dicht, der Wall war festgestampft, hier sollte ein Weg für immer verlegt werden. Pal band sein Pferd an einen Baum und begann mit langen, leeren Aesten in dem. großen dunklen Haufen zu wühlen, schob Zweige fort, hieb Zweige ab, fegte vergilb­tes Laub zur Seite. Kleine Tiere, aufgescheucht, stoben davon: der graue Leib einer Schlange rin­gelte sich funkelnd ttefer und tiefer in- das Laiüb- gchäuse ein, um zu verschwinden. Groß sahen die Äugen des Rappen zu Pal. E» war, al» verstünde das Tier, daß in dieser Stunde wichtiges sich begab. Lange währte es, bis Pal den Weg freige­legt hatte. Eine enge Gaffe nur hatte er mit dem Schwert tn der Hand durch das Geäst geschnitten. Kaum konnte da» Pferd durch und sein niederge­beugter Leib. Der. Rappe scheute vor diesem kleinen, dunk­len Tor zurück, ging hoch, machte kehrt. Da stieg Pal ab, zog da» Tier hinter sich, vorsichtig, das Schwert vorgestreckt. Wieviele Feinde mochten auf der anderen Sette de» Walls warten, mit Keulen und Aexten, Wegelagerer, Räuber? Niemand war auf der anderen Seite de» Walde», al» die Sttlle, eine große, sehnsüchtige Stille..Der alt« Weg schlängelte sich weiter. Erst lugte Pal in jeden Winkel, der sich öffnete, m die Kronen der Bäume hinauf. In den Kronen konn ­ten. Feinde sitzen, hinter den Büschen konnten sic den Bogen spannen, hinter jedem. Stamm konnte ein Schwert lauern; Nichts rührte sich. Aeste knackten, wenn ein Tier durch den Wald lief, Laub fiel, wenn der Wind die Kronen schüttelte. Nur das Schnaube» deS Pferdes störte diese lebendige Sttlle. Da griff Pal wieder nach dem Amulett: Führte es ihn den richtigen Weg, den Weg zu Axjutta? Log der kleine Glücksgott diesmal nicht? Der Weg wurde wieder schmäler, wie eine Meerenge war er zwischen Felsen. Wand sich zwischen Bäumen und Stein«»,' kroch hügelan. sprang wirr und steil hügelabwärt», bog scharf in ein kleine» Tal, führte wieder aufwärts, über einen Sattel; und stürzte dann jäh in die Tiefe. Und nun stand Pal da und e» war wie ei» Erwachen aus einem Traum: ein großes, lang- gestrccktes Tal breitete sich au», da» von einem Kranz hoher Berge umschloffen war. Zu beiden Seiten ragten sie auf, diese Gipfel, diese wjld- gezackten FelSgrate... Er hatte sie gesehen.... Durch daö Tal lief«in Weg. Weiß, einsam, breit... Er hatte ihn gesehen. Er sprang vom.Pferd, er dreht« sich- im Kreis. Sucht« immer wieder den Kranz der Berge ab. Diese Zack« dort, wie di« Nase«ineS Menschen, dieser kühn geschwungene Rücken dort, niemand vergaß ihn, der ihn einmal gesehen... Und diese beiden Gral«, wie die Hörner eines Bock», wie' ost stand der Mond zwffchen ihnen. Dann war er wie eine Zielscheibe, es lockte, auf das runde Gelbe zwischen den grauen Zacken zu schießen. Doch wo war die Mauer, da» Tal? Die' Giebel der Paläste?.Die Brunnen? DaS L der glücklichen Menschen? Und wo der Gong, der große Gong? (Fortsetzung folgt)'.'