Rr. SSI Herr Sandneri Sie hatten das Bedürfnis, mir in der .Rundschau" die Frage zu stellen, ob ich als Ver­treter der jungen sozialdeniolratischen Generation und Redakteur des Zentralorgans meiner Partei den in der sozialdemokratischen Presse über die Versammlung in Haida erschienenen Bericht bil­lige. Nach Ihrer Meinung»verkehrt er alles Tat­sächliche bewußt ins Gegenteil und arbeitet mit ungeheuerlichen Entstellungen". Ihre Neugierde kann ich rasch befriedigen: ich unterschreibe jedes W o r t, das in dem Be­richt steht, denn keines ist unwahr. Was hunderte Arbeiter selbst erlebten, werden Sie nicht abzu­leugnen vermögen. ES ist allerdings ziemlich müßig, mit Ihnen eine Unterhaltung über Wahrheit und Unwahrheit zu führen. War doch die Versammlung in Haida der stärkste Beweis dafür, daß Ihre Fähigkeit, Schmutziges vom Reinen zu unterscheiden durch Ihren Aufenthalt unter Ihren jetzigen.Kame­raden" beträchtlich vermindert wurde. Sie haben in Haida und in Trautenau   über die sozial­demokratischen Führer in jenem Kaschemmenton gesprochen, der Ihren jetzigen Freunden an Goebbels so gefällt. Ihre Behauptung, die »Parteibonzen" hätten die Sache des Sudeten­deutschtums ständig mit den Angelegenheiten ihrer eigenen Geldbörse verwechselt, hat Ihnen wohl den Beifall Ihrer Herde eingcbracht, aber Sie haben die Aufforderung, Beweise zu erbrin­gen, in keinem einzigen Falle befolgt. Meinen Sie, man müsse, nm im Namen der jungen Generation reden zu dürfen, so schimpf­lich die Gesinnung wechseln wie Sie und dann, um seine Vergangenheit vergessen zu machen, die früheren Genossen mit Kot bewerfen? Sie, der Sie ohne Bedenken und ohne den Schatten eines Beweises ehrliche Männer verleumden, weil Sie der geistigen Waffen im Kampfe gegen sie ermangeln, haben überhaupt das Recht verwirkt, von politischer Moral zu reden. Sie berufen sich auf die Gefolgschaft der jungen sudetendeutschen   Generation. Aber das Vertrauen einer irregeführten Jugend, die nach der fascistischen Führerideologie und Geisteshal­tung zu erziehen Sie ebenfalls eifrig bemüht sind, gibt Ihnen nicht das Recht, meinen Anspruch auf die Vertretung jenes Teils der jungen sudeten­ deutschen   Generation stresiig zu machen, die die Gesinnungslumperei ebenso verachtet wie die lcise- treterische Demut vor hakcnlrcuzlcrischcn Mörder­häuptlingen. Warum machen Sie sich Sorgen um mein« »Abhängigkeit" vom sozialdemokratischen Partei­vorstand? Meinen Sie, Sie könnten durch diesen albernen Dreh erreichen, daß man Ihre Ab­hängigkeit vom»Führer" Henlein   übersieht? Bon demselben Mann, der in geheimen. Rundschreiben' an sein« cGetreuen im. Vollgefühl., seiner.Dikta«, torenlvürde mitteilt, er habe nur Männer seiner 'Wahl und seines Vertrauens um sich versam­melt? S i e müssen tanzen wie Ihr Führer pfeift sonst kriegen Sie den Laufpaß und die gutbezahlte Bonzenstelle, die Ihnen der Gesin­nungswechsel einbrachte, ist unwiderruflich ver­loren. Aber wenn Sie sich so wciterentwickeln, wie die Versammlungen in Haida und Trautenau  zeigten, werden Sie des Vertrauens Ihres»Füh­rers" sicherlich immer würdig bleiben. Ueber mich brauchen Sie keine weiteren Auskünfte; aber es war notwendig, jenen Teil der Oeffentlichkeit mit Ihnen bekanntzuinachen, der nicht auf wendige Unverfrorenheit, sondern auf Anstand und Charakter im politischen Leben Wert legt. DaS war der einzige Grund, der mich be­wog, Ihnen zu antworten. Karl Kern. IhlittiMlMslMihv der tschechoslowakischen Wehrmacht (Bent a. d. Bäzava.)(Eigenbericht.) Die Herbstmanöver der republikanischen Wehrmacht, die größten seit ihrem Bestand, finden unter den Augen zahlreicher Gäste, militärischer und ziviler, statt. Die besondere Bedeutung, die den Herbst­übungen znkommt, drückt sich in der Gegenwart einer Reihe Minister und Parlamentarier(unter ihnen die Genossen Soukup, Hummel­hans und für unser« Partei Müller) in der Anwesenheit der französischen   Generalstabschefs und der gesamten hohen Generalität de» MRO aus. Die Manöver werden nicht nur«ine verhält- nismäßig große Zahl von Truppen und operativen Einheiten in Aktion sehen, sondern vor allem auch durch den streng feldmäßi gen Charal«.b beweisen, daß man das Manöver nicht als Spie­lerei. sondern als ernste Prüfung dec Wehrfähig­keit der Republik   auffaßt. Tatsächlich sind alle strategische» Annahmen, die taktische Durchfüh­rung und der so wichtige BerpflegSdienst feld­mäßig und dem Ernstfall möglichst angepaht. Die 'Truppe wird aus Feldküchen und Feldbäckereien verpflegt, der Nachschub ist auf die im Opera­tionsbereich liegenden Straßen und Bahnen be­schränkt, außerdem werden Lebensmittel und Fut­ter im RequisitionSberfahren aufgebracht. Der Schauplatz der Manöver Ist das südo st böhmische Hochland. Es ist ein Gebiet ohne große Städte und Bahnlinien, von vielen kleinen, meist schmalen, aber ost tiefen Tälern zerschnitten, von Kuppen überhöht, die 400 bi» 800 Meter Seehöhe erreichen und sich über den Talsohlen etwa 100 bi» 180 Meter er­heben. Einzelne Höhen steigen aber bi» über 700 Meter an und beherrschen weithin die Gegend. L» Seite.3 gibt viel Wald, der aber in kleinen Parzellen zwischen Wiesen und Feldern verstreut ist. Es ist ein für große Operationen schwierige» Gelände, da» aber für taktische Experimente sehr geeignet ist und Ueberraschungen ermöglicht. Die Operationen der roten(mährischen) Armee(General K a d l e c) gehen etwa aus der Linie Deutsch-Brod  -Jglau aus. Die blaue(böh­mische)^ Armee(General Voiruba) operiert aus dem Raum Beneschau  Votier. Die Armeen sind also in den Ausgangsstellungen sehr weit voneinander entfernt. Im Laufe des 20. Septem­ber näherten die Vorposten beider Armeen sich dem strittigen Gelände südlich der mittleren Sckzava zwischen Ledet, Zrut und der Bahnlinie JglauCerekerMczimosti. Die Manöverleitung gab in Bruö a. S. den hier untergebrachten Presseberichterstattern Don­nerstag Gelegenheit, das Terrain kcnnenzulernen und die Technik der modernen AufklärungS- und Vorpostengefcchte kennenzulernen. Vormittags wurden die Berichterstatter zum Empfang des französischen   Generals G a m c l i n und des Mi­nisters für nationale Verteidigung B r a d ä ö in LedeL zugezogen. Rege Gefechtstätigkeit war Donnerstag noch nicht zu verzeichne», sondern es handelte sich um Ein großes Geschrei, als ob sie ein Mittel erfunden hätten, das ganze deutsche   BoU glück­lich zu machen, erheben die deutschen   National­sozialisten über die Entlassung vieler Unglück­lichen. die seit dem Beginn dec Hitlerherrschaft in den Konzentrationslagern festgehaltcn worden sind. Daß daS Lager Oranienburg  , eines von Dut­zenden, sogar gänzlich aufgehoben worden ist, ver­künden sie täglich dreimal durch das Radio. Was bedeutet die Entlassung so vieler Marxisten und Juden aus der Nazihölle? EsmußPlatzge- fchaffenwerdenfürdie rebellierenden SA  - Leute. Das Gerede von der weitherzigen Amnestie, die Hitler gewährt habe, ist Schwindel, wie 09 Prozent von alledem, was die Verkünder der na­tionalsozialistischen HcilSlehren kundtun. Auf manchen Gebieten wird die niederträchtigste Spit- zekarbeit sogar noch raffinierter gestaltet. Voll- kommen glaubwürdig wird berichtet, daß man in der Abwesenheit mißliebiger Personen in deren Wohnungen ganz kleine Mikrophone eingebaut hat, die das Abhören eines jeden Wortes, das in solchen Wohnungen gesprochen wird, ermöglicht. Technisch ist diese Einrichtung garnichts neues, sie hat schon im letzten Weltkriege raffinierteren Spionen in Hotelzimmern erhebliche Dienste ge­leistet. Mehr als schändlich ist jedoch die Anwen­dung solcher^ Methoden zur Bespitzelung eigener Voltsgenossin, die pölitisch ÄS' nicht zuverlässig angesehen werden. Daß die Juden unter gar lei­nen Umständen als zuverlässige Staatsbürger an­gesehen werden, wird jeden Tag von neuem de­monstriert. Auf dem nationalsozialistischen Par­teitag in Nürnberg   hat Hitler   sich fast nur in Ge­sellschaft des wüstesten Judenverleumders Strei­cher gezeigt, der unaufhörlich ganz offen zu Ju­denpogromen ermuntert. Adolf Hitler   aber hat ihn al» den unermüdlichsten Kämpfer gegen das Judentum gepriesen. Uebrigens hat dieser Strei­cher jetzt einen Konkurrenten bekommen in dem Apotheker Wilhelm Michael in Altona  . Dieser Hitler  -Mann läßt an Deutlichkeit inbezug auf seine Wünsche eben so wenig übrig wie Streicher. Dafür eine Probe aus einer von ihm herausgege­benen Schrift: ,Bor 180 herrschte noch der gute alte Zustand, der heute auch wieder kommen mutz: Jeder deutsche Junge konnte erreichen, datz ein des Wege» kommender Jude vor ihm den Hut ab­zog, indem er einfach sagte: ,Fud, mach More»'." In Berlin   sind von 200.000 SA-Leuten Dreiviertel entlassen worden, so daß nach der Abg. Ivanka verläßt die Nationaldemokratie. Der siowakische Abgeordnete der national- demokratischen Partei Dr. Milan Ivanka hat auf sein Mandat verzichtet. Die Nationaldemo­kraten verlieren damit ihren stärksten Mann in der Slowakei   und erleiden einen schtvcren Schlag, da Dr. Ivanka seinen Schritt au» politischen Gründen, zum Zeichen seiner Ablehnung der na- tionaldemokratischen Politik, tat. Ivanka ist der viert« Abgeordnete, der die nationaldemokratische Partei verläßt. Tschechische Sozialdemokraten gegen Selbstverwaltungsgesetz Wie dasPrävo Lidu" berichtet, hat am Mittwoch eine gemeinsame Sitzung des Partei­vorstandes der tschechischen Sozialdemokratie mit den Vorständen der beiden parlamentarischen Klub» stattgefundcn, in der u. a. der Bürgermei­ster von Pilsen  , Genosse P i k, über die vorberei­teten Vorlagen über die Sanierung der Selbst- perwaltungSfinanzen referierte und»die anti­demokratischen Tendenzen dieser Vorlage ab­lehnte". DaS Blatt bringt auch eine Notiz unter dem Titel»Angriff der Bürokratie auf die Selbst­verwaltung", Ivo e» darlegt, daß die uational- demokrätische hohe Bürokratie Ihren Einfluß aus den Inhalt der Vorlagen geltend gemacht bat. Der SanierungssondS, aus dem der Staat Kredite Geplänkel der Vorhut auf beiden Seiten. Kavallerie. Infanterie, Maschinengewehrabteilun­gen und die leicht beweglichen Panzerautomobile Ivurden vorgeschoben. Die Gegner tasteten einan­der ab, um die schtvachen Stellen der Front und die voraussichtliche Stoßrichtung zu'erkunden. In den Nachmittagsstunden wurde ganz vereilizelt auch Artillerie eingesetzt. Auf dem Südflügel hörte man beiderseits Maschinengewehrfeuer. Leb­hast Ivar gegen Abend auch die Flicgeraufklärung, wobei sich manövermäßige Luftkämpfe enttvickeltcn. Man kann damit rechnen, datz in der Nacht beide Armeen die Frontlinien beziehen werden, in denen sie sich zu schlagen gedenken. DaS Aussehen der Soldaten ist gut, die Be­völkerung nimmt das Militär überall freudig und mit großer Herzlichkeit auf. Der Stabsches der Manöverleitung Oberst F a s s e t t i hielt an die Pressevertreter eine in demokratischen Geist gehaltene Ansprache, in der er als die Aufgabe der modernen Armee die Ver­teidigung des Landes und die Sicherung der Ruhe und des Friedens für alle Staatsbürger be­zeichnete. Er zitierte ein Wort von Maurice Bac- rc's, datz die Soldaten heute nicht mehr für den Ruhm, sondern fiir die Scholle und die Zukunft Ihrer Kinder kämpfen. »Reinigung" immer noch 80.000 übrig geblieben sind, also 49.099 zu viel, wenn man ein leben­diges Exemplar für ein Museum oder eine Mena­gerie ausbewahren wollte. Allmählich werden imnier mehr Einzelresul- late von der Abstimmung am 19. August bekannt. Erst diese Nachweise im Kleinen lassen erkennen, in wie unerhörter Weise von den Nationalsoziali- itcn im Großen geschwindelt worden ist. Bekannt­lick waren für den»Führer" rund 38 Millionen Stimmen abgegeben worden, während die Oppo­sition auf rund 8 Millionen(gegen 2.5 Millio­nen bei der vorletzten Abstimmung) gestiegen war. Ter deutschen   Presse war verboten worden, Ver- glcichSzifsern. nebeneinander zu stellen, eS durf­ten also die Abstimmungsergebnisse vom 12. No­vember 1983 nicht mit denen vom 19. August 1934 verglichen werden. In den Ländern Baden  * und Württemberg   hatten sich die Nein-Stimmen verdreifacht. In einzelnen Orten war daS Ver­hältnis noch viel drastischer. In Forst in der Lau­ sitz  (unweit von Berlin  ) wurden angeblich 26.634 Stimmen abgegeben, obwohl nur 26.193 Berech­tigte nachgewiesen werden können. 441 Stim­men haben die Naziwahlvorsteher zugunsten Hit­lers also mehr gezählt. Daß solche Rechenkunst­stücke zahlreich vorgekommen sind, kann nicht ver- wundern, wird doch aus Bayern   berichtet, daß durch die Dörfer LautsprechautoS gefahren sind, um zu verkünden,datz auch der abstimmen könne, der nicht im Besitze einer Wahlkarte oder eines Stimmscheine« sei. Er solle sich ins Wahl­lokal begeben und auf Ehrenwort wählen." Ein Ehrenwort bedeutet bei den Nazis nichts, wie man aus zahlreichen Beispielen, die selbst höchste Füh­rer geliefert haben, weiß. Die Behauptung, daß Hitler jetzt schon kaum eine Mehrheit im Dritten Reich werde erlangen können, wenn eine absolut freie und wirklich ge­heime Abstimmung möglich wäre, ist bestimmt richtig. Eine geheime und freie Wahl können die Terroristen also garnicht zulassen, sie müssen ihre BergewaltigungSpolitik fortsehen.»Vierzehn Tage Pressefreiheit würden genügen, um gräßliche Dinge, von denen daS Ausland keine Ahnung hat, an den Tag zu bringen und die Regierung zu stürzen." Das sagt derCoriera d'Jtalia". Zu den Bemerkungen des italienischen Blattes sei übrigens nur gesagt, daß die Verhältnisse in dem Italien   Mussolinis nicht wesentlich anders sein dürften, als im Deutschland   Hitlers  . Robert Böhmer. für die Selbstvertraltung garantieren würde,>oll aus Quellen gespeist werden, welche nach der sozia­len Seite hin unannehmbar sind und ebenso ist die Delegierung bürokratischer Aufsichtspersonen tr- die Gemeinden für die Selbstverwaltung un­würdig. Die Selbstverwaltung würde dadurch der Bürokratie vollkommen ausgeliefert werden. Henlein durchschaut In Oesterreich  Die«Prager Presse" schreibt über da» Verbot der HenleinschenRundschau" in Oesterreich  : DaS Verbot derRundschau" Henleins, wenige Wochen nach dem Wiener   Kanzlermord, ist auS mehr als einem Grunde interessant. Es ist ein Beweis, daß man in Oesterreich   über Henleins Rundschau" und seine Ziele voll im Bilde ist. Erfahrung ist eben der beste Lehrmeister. Jedenfalls sind die politischen Ereignisse mehr als paradox: in Oesterreich   sieht man in dem Blatt Henleins nationalsozialisti» s ch e Konterbande, in der Tschechoflowakei Die i in erster Reihe ein Kampf gegen die deutschen   So­zialdemokraten. Man findet auf dieser Linie auch dasDeutsche Volksblatt" in Kopwtau, da- Henlein und der SHF brillante Sekundanten- und Reklamedienste leistet. Es glaubt die Tatsache in Abrede stellen zu können, daß HenlemS Be- tvegung im deutschen   Gebiet Unruhe hervorgerufen hat und stellt die Behauptung auf, daß diese Un­ruhe vom»Konkurrenzneid" der deutsche  » Sozial­demokraten hervorgerusen ist. Die deutschen   So­zialdemokraten brauchen keinen Antvalt. Doch ist , es evident, daß man mit solchen Redensarten' ine IVertuschungSpolitik treibt, um den^lick > vom richtigen Ziel abzulenken. Ununterbrochene . Angriffe gegen eine Partei, die l o y a l am Staate (mitarbeitet und im Koalitionsverband mit tfche« t choslowakischen Parteien das Banner der Demo« . lratie hochhält, sind ein Dokument dafür, daß man in bestimmten Redaltionsstuben nicht mehr den Tag erwarten kann, wo die loyalen deutschen   Par­teien von der SHF aufgesogen sein werden und wo Henleür den Tag für gekommen sehen wird, alle Rücksichten auf die Takril fallen zu lassen. Spanien  vor entscheidenden Tagen (Madrid  .) Der ehemalige sozialistische Deputierte Gabriel Moron   wurde wegen Aufbewahrung von Explosivstoffen verhaftet. Echo de Paris" undDaily Telegraph  " berichten auö Madrid  , dass die Lage in Spanien  äußerst gespannt sei. ES herrschen Befürchtungen vor einem sozialistische» Umsturz. Hohe Beamte und auch zahlreiche Generale sind mit den So­zialisten eines Sinne» und auch unter den Solda­ten habe die sozialistische Propaganda stark an Boden gewonnen. Zwei Todesurteile und zwei lebenslängliche Kerkerstrafen (Wien  .) In Leoben   wurden am Donners­tag die beiden Angeklagten Stromberger und Kal- cker wegen Vergehens gegen das Sprengstoff­gesetz zum Tode verurteilt. Sie waren beschuldigt, die Urheber de» Sprengstoffanschlages auf Kaplan Eibe in Kahenberg zn sein, der tödlich verletzt wurde. Da das Verfahren vor dem Schwurgericht durchgeführt worden war, wird die im Gesetz vor­gesehene Berufungsfrist abgewartet. Vor dem Wiener   Militärgericht hatten sich heute zum zweiten Male die beiden Wachebeamten G r y l k a und N i k i s ch zu verantworten. In der heute wiederaufgenommenen Verhandlung klagte der Staatsanwalt die beiden Wachebeamten wegen entfernter Teilnahme am Hochverrat an, deren sie sich schuldig gemacht hätten, weil sie bei der Besetzung derRawag" für die Putschisten Wache standen. Die beiden Angeklagten wurden zu lebenslänglich em Kerker verurteilt. Nit dem FascIsmus gibt es keinen Frieden I Da» Ende eines Bersöhnungsversuchs Die Innsbrucker  Volkszeitung" konnte nach den Febertagen alsUnabhängiges Organ für die Interessen der Arbeiter und Angestellten Tirols" weitererscheinen. Die Redaktion hatte eine gewisse Bewegungsfreiheit, weil die Behörden daran interessiert waren, daS Ueberlaufen der Arbeiter zu den in Tirol besonders starken Nazis zu ver­hindern. Othmar Popp versuchte, diese Situation zugunsten der Arbeiter auSzunützen und durch die Schreibweise seines Blattes die fascistische Regie­rung zu einer versöhnlichen Politik gegenüber den Arbeitern zu bewegen. Diesen Versuche» standen die Arbeiter sehr skeptisch gegenüber, die nicht mit Unrecht in der Haltung Popps ein Paktieren mit dem FasciSmuS erblickten. Denn jede Anerken­nung des fascistischen Rcgierungsprinzips ist ein Verrat an den LebcnSinteressen der Arbeiter. Das gilt objektiv auch für Othmar Popp, dem der ehr­liche subjektive Glaube an die Zweckmäßigkeit sei­nes BersuchS nicht ohne weiteres abzusprccken ist. Othmar Popp hat die neuerliche und grund­lose Verhaftung des früheren Innsbrucker   Schutz­bundkommandanten Kuprian in seiner Zeitung kritisch besprochen. DaS Blatt wurde daraufhin konfisziert. Popp hat, gemeinsam mit einer R"ihe von Beisitzern der Innsbrucker   Arbeiterkammer  , mit der Amtsniederlegung geantwortet und den Bundeskanzler angerufen. Popp hat das Mandat des Chefredaktuers der Volkszeitung" nicht von den Innsbrucker   Arbei­tern, sondern durch die Gnade der fascistischen Be­hörden erhalten, die sich nach der Niederschlagung der Nazis offenbar stark genug fühlen, in Tirol daS gegen die sozialdemokratische Arbeiterschaft nachzuholen, was sie in den anderen Bundeslän­dern schon bewerkstelligt haben. So wird denn der Streit mit der Einsetzung eines den Fascisien glaubt man einedemokratische Wochenzeitung" vor sich zu haben, die dem deutschen   Nationalso­zialismus meilenweit fernsteht und die politischen .Kräfte zur loyalen Mitarbeit zusammenzufassen verspricht. genehmeren Chefredakteurs enden. Der FakeiS- mns kann bei Strafe seines Unterganges keine wirkliche Versöhnung mit den Arbeitern herbei­führen. Darum kann es auch für die Arbeiter kein« Versöhnung mit dem FasciSmuS, sonoern ! nur den entschiedensten Kampf gegen ihn geben. Vom Standpunkt einer kurzsichtigen Kirch- Das ist die Lehre,, aus dem Versuche Othmar turmpolitik aus ist allerdings der Kampf Henlein» Popps.* Hitlers Wahl* und Spitzelmaschinen