Sette» Mittwoch, 26. September 1634 Nr. 228 Und del uns? (Chicago .) Bier große Fleifchkonservierungü- firmcn, d. s. die Finna Swift, Armour, Tudahy und Wilson,'.teilen mit, daß sie die Stundenlöhne um 8 Prozent zu erhöhen beabsichtigen, was jährlich einen Betrag von etwa 10 Millionen Dollar ausmacht. Diese Lohnerhöhung wird 100.000 Arbeiter betreffen. katastrophe auf das„Regime" vereinbar mit dem — freilich nur für die Tschechoslowakei abgelegten— christlichsozialcn Bekenntnisse zur Demokratie?" Aber nem. es ist kein ehrliches Spiel— es ist eben— Antimarxismus. Zwar wird auch die agrarische JubventionSpolitik in einem Nebensatz bemängelt. Aber die Subventionen für landwirtschaftliche Zwecke sind doch zum großen, wenn nicht überwiegenden Teile Sache der Länder nud LandcSkulturräic— ivarum haben dann die Christlichsozialcn in der böhmischen Finanzkommission f ü r den LandcSvoranschlag gestimmt? Es"ist A n t! m a r x i S m u S in Reinkultur, der die Christlichsozialen dazu verleitet, sogar mit den Sünden ihrer Vergangenheit als Verdiensten zu protzen. Wie, die Christlichsozialen wagen eS, sich der Kassenüberschüsse deS Bürgerblocks zu rühmen, die ihm dank der Hochkonjunktur zugeftosscn sind? Sie beschwören die Erinnerung herauf, wie der Bürgerblock den Kapitalisten überreiche Steuergeschenke machte, während durch seine Zollpolitik, durch seine Politik der Konsumbclastung der Zusammenbruch der Massenkaufkraft vorbereitet wurde? Sie Preisen die Aktivität eines Staatshaushaltes, der nicht 800, sondern 10 bis 20 Millionen für Arbeitslose verausgabte? Sie erinnern daran, daß die Staatskasse Milliarden thesaurierte, während die Finanzen der Selbstverwaltung bewußt zugrunde gerichtet wurden! Sie schämen sich nicht, ein Loblied auf das Kassenergebnis einer sozialpolitischen und wirtschaftspolitischen Unfruchtbarkeit zu singen, die an den heutigen Krisennöten in so hohem Maße mitschuldig ist? Aber einfach eine antimarxistisch« Unverschämrheit ist eS, wenn die „Deutsche Presse" erzählt, die Sozialisten hätten „in den Jahren, da sie in den Gemeinden und Bezirken unbeschränkt herrschen konnten, bewiesen, daß sie mit ihrer„Großzügigkeit" auch das geordnetste Gemeinwesen in Unordnung und unerträgliche Schulden hineinregieren können". Die Sozialisten zogen im Jahr« 101V in Gemeinden ein, die durch Kriegswirtschaft und Kriegselend zerrüttet, von den bisher regierenden Spießer- klüngel vernachlässigt waren und standen dochei vor ungeheuren kommunalpolitischen Aufgaben, die der fortdauernde Notstand ihnen stellte. Wie sie die Aufgabe bewältigt haben, darüber wollen wir mit der„Deutschen Presse"' nicht streiten, denn dafür zeugen die Bauren, Anlagen und Kommunikationen, die sie geschaffen haben. Unwenn die Gemeinden in den fünf Krisenjahren, in die sie. mit der Fessel des GemeindefinanzgcsctzcS behaftet, eintraten, nicht völlig zusammengebrochen sind, so danken sie dies nicht zuletzt der aufopfernden Arbeit der sozialdemokratischen Gemeindevertreter. Wir sind dec„Deutsche Presse" von Herzen dankbar, daß sie mit diesem Ausbruch des Hasses ihre wahren Absichten so deutlich enthüllt hat. Was sollen ihr richtige Ziffern, was wahre Tatsachen! TS gilt der Hetze gegen die Sozialdemokratie! Aber die Wahrheit wird am Ende stärker sein, als die ducässichtige Demagogie! Vie kmiauna der österreichischen Sozialisten Wir lesen in der„Arbeiter-Zeitung ": „Es war ein« wichtige Aufgabe, die Gefahr der Zersplitterung zu überwinden: die verschiedenen neuen Gruppen zu einer einheitlichen, neuen sozialistischen Organisation zusammenzuführen und die Kampffähigen und Kampfwilligen unter den Kämpfern der alten Partei mit den neuen Organisationen zusammenzubringen. Diese Aufgabe ist gelöst. Bon der bei weitem stärksten unter den neuen Gruppen, der der Revolutionären Sozialisten, einberufen, hat eine Wiener Konferenz getagt, an der 70 Delegierte, von verschiedenen Gruppen in allen BczirkcnWienS gewählt, tcilgenommen haben. Sie hat alle kampffähigen und kämpfwilligen Kräfte zu der neuen Wiener Sozialistischen Organisation zu» sammrngeschlossen. Alle Gruppen, die noch abseits stehen, werden sich dieser neuen Organisation anschließen müssen, wenn sie nicht in unfruchtbarer Eigenbrötelei verkümmern wollen. Pie Diener Sozialisten haben nun wieder eine einheitliche Sozialistische Organisation. Sie wird mit den sozialistischen Organisationen der Bundesländer zusammen, in denen die Zersplitterung niemals so groß gewesen ist wie in Wien , die neue Sozialistische Partei begründen, die das große Erbe der alten Partei antreten und erneuern wird." Das Aktionsprogramm In dem von der Wiener Einigungskonferenz beschlossenen Aktionsprogramm heißt e» u. a.: Aller demokratischen Rechte beraubt, müsse die Arbeiterklasse ihren Kampf um den Sturz der faseistischen Diktatur, um die Eroberung der Staatsmacht durch das Proletariat führen. Sobald die faseistische Diktatur gestürzt sei, müsse eine Diktatur der Arbeiter und Bauern den Widerstand der. Ausbeuterklassen— der Kapitalisten, der(Nrohgrundbesitzer und ihres Trossevan Pfaffen, Bürokraten und Generalen— brechen, um das Herrenland anf die landwirtschaftlichen Ar» heiter, anf vaiiernsthne und Kleinpächter zn verteilen, dir großen Unternehmungen in der Industrie, im Ferstmrsen, im Handel, im Verkehrs» wesen und im Bankwesen zu sezialifirren und damit di« Grundlagen einer sezialistischen Gesell- schastserdnung zu schaffen. Erst wenn diese geschichtliche Funktion der Diktatur erfüllt sein wird, werde die„volle Freiheit deS einzelnen in einer sich selbst verwaltenden Gemeinschaft", als di« sozialistische Demokratie, möglich sein. Die Prinzipienerklärung erklärt weiter, daß die Partei alle Formen deS FaseiSmuS in unversöhnlicher Feindschaft bekämpfe: den Nationalsozialismus ebenso wie den KlerikofasciSmuS und wie die monarchistische Reaktion. Vie deutschen Volks- und Bürgerschulen Böhmens Im Schuljahre 1934-35 Nachstehend veröffentlichen wir eine Statistik über den Besuch der deutschen BolkS- und Bürgerschulen Böhmen - im heurigen Schuljahre. Stand im Schuljahre Unterschied% Zahl der Volksschulen ,,,,,,,, Zahl der Bürgerschulen 1088/84 2028 277 1084/85 2227 278 —1 +1 im ganzen.. 2605 2505 0 Anzahl der Schüler an Volksschulen..,. 288.600 280.620 —8070—8.4 .Anzahl der Schüler an Bürgerschulen... 58.121 56.842 —1270—2.2 im ganzen.. • 206.820 287.471 —0840—8.15 Anzahl der Klaffen an Volksschulen.,,. 6182 6102 —82—0.5 Anzahl der Klassen an Bürgerschulen... 1806 1870 —17—1.2 ...im ganzen..... !, 7528 .7481.. —40—0.6 Durchschnitt!. Schülerzahl an einer Volksschule 107 108 —4 Durchschnitt!. Schülerzahl an einer Bürgersch Ulf 200 204 —5 im ganze».. • 118 114.7 —8.8 Durchschnittliche Schülerzahl in einer Klasse an Volksschulen 86.0 87.8 —1.1 Durchschnittliche Schülerzahl in einer Klasse a» • Bürgerschulen 41.8 41.2 —0.1 im ganzen.. • 80.2 88.4 —0.8 Die man dieser Statistik entnimmt, ist also die Anzahl der Schüler an den deutschen BolkS« und Bürgerschulen um 3.1b Prozent gesunken. Dagegen ist die Anzahl der Schulen gleich geblieben, die Anzahl der Klassen ist jedoch gleichfalls gesunken, und zwar um 0.6 Prozent. Die durchschnittliche Schüleranzahl an einer Schule ist vom vorigen zum heurigen Schuljahr von 118 auf 114.7, die durchschnittliche Schüleranzahl in einer Klaffe von 3V.2 auf 38.4 zurückgegangen. Goldstandard-Linder für gegenseitige Zusammenarbeit (Genf .) Die sechs auf dem Goldstandard ve» harrenden Länder, d. i. Belgien , Frankreich , Jta lien, Luxemburg , Holland und die Schweiz , vev öffentlichen ein Kommunique über gemeinsam^ Beratungen in Genf , in dem neuerlich ihre Entschlossenheit betont wird, die Goldwährung unbedingt aufrecht zu erhalten weil die- eine der wichtigsten Vorbedingungen fü die.wirtschaftliche und finanzielle Wiedcrgesun^ düng der Welt sei. Als hauptsächlichstes Ziel müsse die Erweiterungdes internationalen Warenaustausches gesteckt werden. Eine eigene Kommiffion von Vertretern der genannten Regierungen soll die Erweiterung des internationalen Warenaustausches und den Ausbau des Reiseverkehrs und des Transportwesens zwischen den Goldstandardländern studieren. Andere Staaten würden sich hoffentlich diesem Schritt möglichst bald anschliehen. Henleins Hoffnungen und das Noldauwasser In der„Sudetcndeutschen Tageszeitung" vom 28.„Herbstmond" hat der innige Wunsch aller sudetendeutschen Fascisten und Antimarxisten in einem Leitartikel seinen Niederschlag gefunden. ES heißt dort u. a.: „Die Blockbildungen im tschechisch-bürgerlichen Lager sind ohne Zweifel nicht bloß von wahltaktischen. sonder» auch von grundsätzlichen Beweggründen bestimmt. Die nächsten Wahlen, von denen man zwar sagt, daß sie nicht vor einem Jahr siaitfindcn(aber cs ist gefährlich, in der Politik auf so lange Zeit Prophezeiungen zu machen)—, diese Wahlen also werden sich im Zeichen der Auseinandersetzungen zwischen Marxismus und Antimarxirmus abspielcn. Alle Anzeichen der Innenpolitik deuten darauf hin, daß eine bedeutende Verschiebung der Wählermassen erfolgt und daß das Prager Parlament nach Neuwahlen eine ganz andere Zusammensetzung aufweisen wird als jetzt. Die Blockbildungen im tschechisch-bürgerlichen Lager sind die ersten Ansätze zu einer Konzentration des" tschechischen Nationalismus und Antim axiS- m u r und einer Neuentwicklung der Innenpolitik nach den Neuwahlen. Es mag sein, daß noch viel Wasser die Moldau kinuntcrfließt, bevor eS zu bestimmten Ergebnissen dieser Neuentloicklung kommt. Aber die Unirisse der antimarxistischen Sammlung stehen trotzdem scharf und deutlich am Horizont. Die sudetendeutschen nationalen Parteien werden gut tun, die M ö g l I ch k e i t e n, die sich ihnen bieten, schon jetzt ins Auge zu fassen. Sie werden sonst eines schönen Tages wieder von-den . Ereignissen überrascht werden. Oder ist.es der Ehrgeiz der sudetendeutschen Politik.. da- Buch der verpaßten Gelegenheiten um ein neues Blatt zu vermehren?" Wie herrlich wär'? für Henlein, wenn er. Arm in Arm mit dem Herrn Brany, die Sozialdemokraten zu Paaren treiben könnte. Uln diese Gelegenheit nicht zu verpaffen, nähme er sogar die Konzentration de« tschechischen Nationalismus in Kauf. In dem Wasser, da» selbst nach der Meinung der„Sudetendeutschen Tageszeitung" bis „zu bestimmten Ergebnissen dieser Neuentwicklung" die Moldau hinunterfließen wird, werden, dünkt un», die Hoffnungen der sudetendeutsche« Antimarxisten ersaufen. Dieses Moldauwaffer wird zudem in der nächsten Zeit eiskalt werden.. 8 „Neuigkeiten? Allerhand! Hast du in Ober-WjeSnitz noch nichts davon gehört? Ach so, du bist nicht durchs Dorf gegangen. Also laß dir erzählen!" Ein Mädchen aus diesem Ort, Marie Klima, Tochter eines kleinen Händlers und Magd beim Gemeindevorsteher Stohanzl, ist am vorigen Sonntag in aller Frühe fortgegangen, um die Neun-Uhr-Meffe in Pollm zu hören, und seither nicht wieder gesehen worden. Gestern, am Mittwoch, hat die Stohanzl, was di« Borstehersfrau ist, die Anzeige beim Gendarmerie-Postenführer gemacht. Kein Mensch hat eine Ahnung, was dem Mädel passiert sein könnte. Rur der Burda, der Altbursche in der Mühle Bor , hat sie am Sonntagvormittag nach der Meffe gesehen, wie sie vom Ringplatz kam und durch« Obere Tor ging; wahrscheinlich nach Saborna, dort hat sie nämlich einen Burschen, Richard Zumpl heißt er, und dorthin ist sie gewöhnlich am Sonntag gegangen. „Und was sagt der Zumpl?" „Er weiß von nichts.... Ich kenn die Klima auch. Ganz hübsch wäre sie, wenn nicht die oberen Zähne etwa» vorstehen wüvdren. Aber sonst—«in strammes Frauenzimmer, sag ich dir. Und wie roll hinter jeder Hose her. Da braucht man nicht viel Geschichten zu machen." „Hast du vielleicht auch mit ihr...?" „Werd' mich hüten! Mit dem Burschen in Saborna will ich nichts zu tun Hachen! Das ist ein roher Kerl. Wer wetz, was er mit der Mari« gemacht hat. Der Burda sagt, daß st« ganz ver rückt nach ihm war. Nur zu pfeifen hat er brauchen. Was er verlangt hat, hat sie getan." HilSner kann das nicht verstehen. Wenn ihm seine Anna jeden Wunsch erfüllen würde, warum sollte er ihr etwa» antun? Der andere unterbricht ihn: „Vielleicht hat er sie verkauft." „Was heißt verkauft?" „In ein Puff mein' ich. Hast du noch nie davon gehört? Da» gibt'» doch! Aber so dumm ist die Marie nicht. Ich denk wa» Viel Schlimmeres. und er flüstert dem andern etwas zu. HilSner sieht sich ganz erschrocken im Wald um. Aber weit und breit keine Seele, di« zuhören könnte. Nur in den Kronen der. Bäume rauscht e», das trockene Laub raschelt, und Summen im Gras und in der Luft. Der Junge aus Polna kommt in» Erzählen. Er hat in Zeitungen und Büchern allerlei gelesen und weiß von seltsamen Verbrechen, von unbegreiflichen und mörderische« Verirrungen der Liebe. Die gruselige Stille de« Walde« behagt ihm, seine Geschichten werden immer schauerlicher. Um nicht lächerlich zu erscheinen, verrät Hilsner mit keinem Wort seine furchtbar«" Angst. Diese Angst.vor Blut und Gewalt ist da« einzige, dessen er sich schämt, er möchte sie überwinden, doch«» gelingt ihm nicht. Der andere findet kein Ende seiner entsetzlichen Mords- und Räubergeschichten. Hilsner leidet Qualen. Schliefffich besinnt er sich darauf, daß er es ellig hab«. Aber der Freund läßt nicht locker. Er ist im besten Zug. „Polda," sagt er und dämpft die Stimme, „wir sind doch alte Freund«! Mir kannst du e» sagen. Ist da» richtig, daß ihr Juden Christenblut braucht für eure Mazzen zu Ostern? Man hört doch immer davon, daß christliche Mädchen im Frühjahr von Juden geschlachtet werden..." Hilsner ist aufgestanden, um weiterzugehen, hat sein Bündel schon ausgenommen und möchte nichts al» fort. Er ficht den Weg entlang, den er gehen wird. „Ich hab da» auch gehört. Lauter Unsinn! Ich kenn keinen Juden, der christliche« Blut ißt. Hör mir auf mit dem dummen Zeug!" Und er lacht gequält, sagt rasch Adieu und geht davon. Niemand nimmt von seiner Rückkehr Notiz. Di««Mutter schimpft wie immer, well er so lang herumgebummelt und nichts mitgebracht hat, Moritz, der kleinere Bruder, hänselt und ärgert ihn wie immer, und die verkrüppelte alt« Tante Henriette sitzt stöhnend wie immer beim Kaffeetopf. Unter seinen Kameraden, ein paar arbeitsscheuen tschechischen Burschen, und unter den Jungen au» den jüdischen Häusem bespricht man eifrig den Fall deS vermißten Mädchen». Auch in d«.n Gast« häusem, beim vitek, wo di« böhmischen Kleinbürger, wie bei Basch, wo die Juden verehren, wird geflüstert und verdächtigt. Der Zumpl hat etwa» mit ihr angestellt, hetzt e» bei den Jungen. Rein, der Stehltk wird e« gewesm sein, der Hausierer, ihn hat der Gendarm Sonntag im Herrschaftswald gesehen. Andere wissen, daß die Klima mit dem Mann ihrer Schwester, dem Mil» feit, ewig Krach hatte; er habe das Mädel oft geschlagen, sie stritten sich wegm einer Erbschaft, und dem Menschen sei alles zuzutrauen. Auch die alten Klimas sollen schlecht zu ihr gewesen sein. In dieser weltabgeschiedenen Gegend passiert eS nicht selten, daß ein Mädchen verschwindet, die Bevölkerung ist beunruhigt, und so kann Klenovee, der Gendarmeriegewaltige de» Orte», nicht umhin, ein« Amtshandlung vorzunehmen. Er hält bet nächster Gelegenheit den Zumpl aus Saborna an und fragt ihn aus.„Lassen Sie mich in Ruhe," sagt der,„ich bin am Sonntag zu Hause gewesen. Ich weiß von nichts." Gegen Milfcit, den Schwager der vermißten, vorzugehen, versucht er gar nicht erst. Womit sollte er denn feinen verdacht gegen einen angesehenen Mann begründen? Stohanzl, der Gemeindevorsteher von Ober« WjeSnitz, und seine Frau, bei denen Marie Kkima da« Vieh zu versorgen hatte, glaube» nicht an«in Verbrechen .„Sie ist halt in die Welt gegangen wie viele andre," sagen sie.„Wahrscheinlich ins Oesterreichische zum Schnitt. Die Marianka hat eben ein unmhige» Blut, fragt nur die Burschen. Keinen hat sie in Ruhe gelassen. Uebrigen« war sie oft wie verdreht. Neulich erst, als die Kuh gekalbt hat, gibt ihr die Frau ein Trinkgeld, dreißig Kreuzer, und statt Vergelt'« Gott ! sagt da« Mädel doch: Grüß Gott ! Schief gelacht haben wir un» all« darüber!" Und die Frau Gemeindevorsteher setzt hinzu:„Alle sind sie undankbar, die Menscher! Achtundzwanzig Gulden hat st« bei un« gehabt im Jahr..." 3« der Heimat Polda zieht es zu seiner Freundin. Am ersten Sonntag nach seiner Heimkehr besucht er sie. In Saar sagt man ihm, daß beim Bau der Lokalstrecke Arbeitet eingestellt würden. Di«-Bezahlung ist nicht schlecht, die Anna in der Nähe, zu Hause ist sowieso nichts lo», also läßt er sich anstellen. Eg ist ein Hetzer Spätsommer und eine schwere ungewohnte Arbeit. Am Abend fühlt et sich völlig zerschlagen. Aber zum Trost hat er die Anna und seinen Freund Franz Skala, auch«inen Schustergesellen. Da» Mädchen scheint sich frellich nicht mehr viel au» ihrem alten Freund zu machen, wiewohl er ihr zum Namenstag die schwarze Schürze mit den bunten Blumen geschenkt hat. Aber was man so manchmal von ihr behauptet, daß sie eS mit jedem treibt,, der ihr in die Näh« kommt, la» glaubt devPolda nicht. Eines Tage» trifft ihn«in großer Stein, der die Böschung de» Bahndammes herunterrollt. Er stürzt mit der Karre auf den spitzen Schotter und verletzt sich an Hand und Mund. Jetzt hat er genug. Nur noch den nächsten Samstag wartet er ab, dann sagt er der Anna Lebewohl. Sein Freund Skala begleitet ihn nach Polna . Unterweg» sind st« lustig, sie haben ein.hjßchen Geld st» der Lasche, sooft sie einem Weibsbild begegnen, gibt«»«inen kleine» Spaß. ßFortjetzung folgte
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14 (26.9.1934) 225
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