Mittwoch, 26; September 1934 m Sordo«.»»««»t-«ettbe»erb Warschau.  (Pat.) Die größte Entfernung er­reichte bisher im Äordon-Bennet-Wettbewerb um den Bordon-Bennet-Pokal der polnische Ballon»Polo- nia". der Montag um 16 Uhr zirka860 Kilometer nordwestlich von Helsingfor» niederging. An Sowjet« rußland   sind Montag im ganzen fünf Ballone gelandet, davon drei an unbekannten Stellen in der Nähe von Leningrad  . An Gdowo bei Leningrad   lan­dete der amerikanische   Ballon.Buffalo". Der Ballon .Polonia" legte 1260 Kilometer zurück, d. i, die arößte Entfernung in diesem Wettbewerb. Dieser tzallon, der mit Oberstleutnant Wawszak und Kapi­tän Janusz als Führer am Gordon-Bennet-Flug teil­nahm, ging nach einer anderen Meldung am Dienstag um 16 Uhr beim Orte Lohilahti im Saima» Teengebiet in Finnland   aufdemWaffer nieder Die beiden Insassen konnten sich schw 1 m- n>end auf eine Insel retten. Bor der Landung trieb der Ballon, wie die beiden Luftschisfer vermuten. Ilber Sowjctrußland, und zwar wahrscheinlich über Leningrad  . Da die Ballonhülle riß, muhten sich die Insassen zum Niedergehrn entschlichen. (Eine Fra« auf 7584 Meter-Vhe Srinagar(Britisch-Ostindien). Die Mitglie­der der internationalen Karakorum  -Expe­dition, Frau Dyrenfurth, HannS Ertl und Hocker  , trafen auf dem Rückweg in Srinagar   ein, gefolgt von Professor Dyrenfurth und den alleren ExpeditionSteilnehmern. Die Llngekommenen berich­teten, daß Frau Dyrenfurth den Höhenrekord für Frauen geschlagen habe und eine Höhe von 7534 Metern erreichte. Dasselbe schlechte Wetter, daS der Ranga Parbat-Exveditjon zum Verhängnis wurde, hat auch der Expedition Dyrenfurth Schwie­rigkeiten bereitet. Frau Dyrenfurth und die Mit­glieder der Expedition, Ertl und Hocker, hatten ein Hochlager in einer Höhe von 6716 Metern erreicht, als da» Wetter umschlug. Die Bergsteiger waren gezwungen, eine Woche im Lager zu bleiben. Dann ging der Brennstoff au» und man versuchte, mit Proviantkisten Feuer zu machen, doch gelang«S nicht, da» Holz zum Brennen zu bringen. Die vier Gipfel de» Queen Mary-BergeS wurden von den Mitgliedern der Expedition erstiegen. Sie haben eine Höhe von 7861, 7534, 7487 und 7868 Meter erreicht. Der Fall de» verhafteten Polizciinspektor» Mariani in Lille  , der an der Spitze einer Bande von Betrügern stanv, beschäftigt über hundert Polizisten und Detektive. Die Untersuchungen er­strecken sich hauptsächlich auf Nordfrankreich und auch auf die in Paris   weit verztveigte Tätigkeit der Bande. Zu den bisher fcstgestellten Betrüge­reien aller Art gesellt sich auch noch das Verbre­chen von E r p r e s s u n g. Zahlreiche Zeugen sagten aus, daß der Inspektor und die Mitglieder seiner Bande Lösegelder erpreßten, indem sie Eltern drohten, daß ihre Kinder wer­den entführt werden. Wieder einmal der letzte Radrtzkyvetrran! Einige Blatter melden: Den 166. Geburtstag feiert in Dien   der letzte Soldat der Radetzky-Armee, der tschechische Schuster Josef Bojanovsky. Er wurde in einem Dorf bei Groß-Meseritsch   geboren. Al» Soldat machte erdenFeltzzugRadetzky» nach Italien   mit und wurde 1886 in der Schlacht bei Solferino   schwer ver­wundet. Bojanovsky ist trotz seine» hohen Alter­gesund und guter Laune. E» ist eine der Meldungen, die so wenig auSster- ben wie die Radetzkyveteranen. Der letzte Feld­zug Radetzkys in Italien   fand 1846 statt. Da wäre der gute Bojanovsky also mit 18 Jahren Soldat und im Felde gewesen. Die Schlacht bei Solferino   fand 1886 statt. Radetzky   war damals bereits ein Jahr tot. Mit dem für Oesterreich unglücklich verlaufenen Feldzug hatte er so wenig zu tun, wie vermutlich der Veteran Bojanovsky mit ihm, Radetzky  , zu tun hatte. Die gute Laune des Hundertjährigen erklärt sich wohl mich daraus, daß er den Reportern so« schöne Geschichten er­zählen kann, ohne datz sie etwas merken... Der Unermüdliche Pieeerd. Pressemeldungen au» Warschau   zufolge erhielten polnische Werkstät­ten Auftrag zum Bau«ine» neuen Stratosphären­ballon» für Professor Piccard, Der Ballon wird einen Durchmesser von 66 Meter aufweisen. Ueberftandrner Schrecken. Eine au» ihrem Kä­fig entkommene Riesenschlange, die die Einwohner von Hasttng»(England) eine Woche lang in Schrecken gebalten hatte, wurde am Mon­tag an der Küste in tiefem Schlaf liegend gefunden und eingefangen. Die Schlange ist drei M«ter lang und wiegt einen halb e n Zentner. Ein verheerender Orkan und Welkenbruch suchte in den letzten Tagen die südlichen und westlichen mexikanischen Gebiete heim. In einem Südbezirk wurden grob« Schäden auf den Feldern angerichtet und die Bewässerungsanlagen vernichtet. In Guada- lahara wurde eine Frau getötet. Künstliche» Radin«? Frau Jolliot-Eurie hat, wie au» Paimpol lNordfrankreich) gemeldet, wird, die in französischen   Zeitungen verbreitete Meldung, «» sei ihr gelungen- künstliche» Radium herzustellen, dahin richtig gestellt, daß e» sich um eine vöm prakti­schen Standpunkt noch unbrauchbare Entdeckung handle. Sie habe die Möglichkeit gefunden, neue radioaktive Elemente durch Bestrahlung inaktiver Elemente mit Alfa-Strahlen zu schaffen. In Eng­land und Amerika   versuchte man die Herstellung von Radium auf andere Weise und r» sei dort schon ge­lungen, gröbere radioaktive Körper zustande zu bringen, ater in Frankreich   fehle e» an den für diese Versuche notwendigen Apparaten. Ein Pfarrer vor de« Altar niederzestechen. In Krzeszowiee(Polen  ) wurde in der Kirche auf den Pfarrer Moraik, al» er sich gerade zmn Altar begab, um die Messe zu zelebrieren, ein Anschlag verübt. Sette»' Weiße Zähne: Chlorodont Den Bater-Ausgedütger abgeschlachtet Die eigene Tochter al» bestialische Mörderin Schwiegersohn al» Helfer Dreitägiger Prozeß vor dem Prager   Schwurgericht Prag  . Das Prager   Kreisgericht steht im Zeichen eines Sensationsprozesses. Im großen Schwur« gcrichtssaal tagt da» Geschworenengericht vor dicht­gefülltem Auditorium zu dreitägiger Verhandlung über eine doppelte Mordanklage und auf der An­klagebank sitzt ein Ehepaar wegen gemeinsam voll­brachter Bluttat. ES ist kein gewöhnlicher Mord, der da verhandelt wird. DaS Opfer ist der leibliche Vater der Frau und der Schwiegervater de» Manne  ». Den Vorsitz führt OGR. Dr. S tz k o r ä. die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. S v o b o d a. Diese enthüllt ein düsteres Bild unvorstellbarer. Un­menschlichkeit. Angeklagt sind der LSjährlge Häusler und Arbeiter Anton Kindl und seine 28jährige Frau Bojen«. Und die Hauptschuld liegt auf der Frau, die «it eigenen.Händen den Vater abgeschlachtet hat., Ihr Mann hat bei der Ermordung tätig mit­gewirkt. Während aber die Frau nach anfänglichem Leugnen ein Geständnis abgelegt hat, das sie freilich bei der Vcrhandung wieder abzuschwächen versucht, leugnet Anton Kindl hartnäckig die Schuld, so datz der Proztb, wenigstens zum Teil, ein Jndi- zienprozeh ist und die Angeklagten durch das Be­weismaterial überführt werden müssen. Da» Märtyrin« eine» Ausgedingers. Die angeklagte Bojena Kindl lebte mit ihrem Gatten(es war ihre zweite Ehe), in dem Häuschen ihre» Vaters im Dorfe Eervenh Ujezd bei Unh o f ch t. Dar Zusammenleben verlief zunächst leidlich, doch kam es auch in der ersten Zeit schon zu kleineren Zusammenstöben zwischen dem 88jährigen Vater Franz Sindeläk und dem Ehepaar, hauptsächlich deshalb, weil da» au» erster Ehe stam­mende Kind, ein Mädchen namenS Vönceslava. die der Liebling deS alten Sindeläk war, sowohl von ihrem Stiefvater als auch von der eigenen Mütter sehr schlecht behandelt wurde und Sindeläk sich seiner Enkelin annahm. Wenn diese Frau schon ihr eigenes Kind schlecht behandelte, wie muhte e» da erst dem alten Vater ergehen, wenn er der Behandlung seiner liebevollen Kinder bedingungslos ausgeliefert war! Trotzdem lieh sich der alte Sindeläk herbei, sein Häuschen dem Ehepaar abzutreten. Er bedang sich dafür lebenslängliche Wohnung und Verpflegung aus, nebst einer einmaligen Abfindung von 2666 KL. Kaum war der Ausgedingevertrag unterschrieben und da» Häuschen übergeben, hatte er auch schon, wie zu erwarten wär, die.«>..(ip-n Hölle auf Erden. Er hatte seinen letzten Wert verloren und war nur» mehr ein lästiger Ballast, dessen man sich so schnell al» möglich zu entledigen suchte. Schimpfereien und Raufereien waren an der Tagesordnung. In welcher Art der Ausgedinger mißhandelt wurde, davon legen die GcrichtSakten de» Bezirksgerichtes Unhoscht Zeug­nis ab. Der Ausgedinger war genötigt, gegen seinen Schwiegersohn Anzeige zu erstatten, weit dieser ihn gewürgt und mehrfach gegen da» Bettgestell geworfen hatte. Im Feber fand in dieser Sache die erste Verhand­lung statt, die vertagt wurde und am 2. März fort­gesetzt werden sollte. Zu dieser Verhandlung kam e» aber nicht mehr, denn inzwischen vollendete sich da­tragische Schicksal de» gequälten Ausgedinger». Den letzten Anstoh zu dem furchtbaren Ende aber gab di« Absicht de» Au»gedinger», ein« neu« Eh« einzugehrn, wodurch sein« Tochter und deren Mann ein« Schmälerung de» Erbteile» be­fürchteten. Franz Sindeläk hatte eine ernsthafte Bekanntschaft mit einer Witwe angeknüpft und beabsichtigt«, sie zu heiraten. Die- schlug dem Faß den Boden aus. In der Nacht vom 17. Feber kam e» zur Katastrophe. Die Anklage entwirft folgende» Bild von dem grauenhaften Hergang:. Die angeklagten Eheleute verabredeten sich, den Ausgedinger am Abend des 17. Feber aus der Welt zu schaffen. Sindeläk war ausgcgangen und kam erst gegen 11 Ühr nacht» .zurück. Er wurde erwartet..'.l, Beim Betreten des Hause» trat ihm sein Schwiegersohn, der angeklagte Anton Kindl entgegen und provozierte einen Wortwechsel, in dessen Verlauf er alsbald zu Tätlichkeiten überging. Er warf den Sindeläk zu Boden und die eigene Tochter warf dem Vater ein« Schling« um den Hal» und begann ihn zu drosseln. Es entspann sich ein ftirchtbarer Kampf. Der Ueber- fallene kämpfte verzweifelt um sein Leben. Zahl­reiche Kratzwunden nnd ein tiefer Bih an der Hand der Bojena Kindl zeugen von erbitterter Gegenwehr. Die gellenden Hilferufe des Gewürgten veranlassten einen Vorübergehenden, mit dem Stock an die HauS- türe zu klopfen. Streit und Zank waren ja in diesem HanS an der Tagesordnung und der Nachbar be­ruhigte sich, als nach seinem Pochen Ruhe eintrat. Aber diese Ruhe hatte eine andere Ursache... Durch daS Klopfen an der HauStüre auf­geschreckt, batte die Tochter eine Axt ergriffen und de« Vater durch einen Hieb mit dem Axthel« auf den Schädel betäubt. Den Bewusstlosen würgte dann Anton Kindl vollend» ab. Am nächsten Morgen alarmierte» Ehepaar einen Nachbarn mit der Nachricht: Unser Alter hat sich aufgehängt." Tatsächlich fand der Nachbar den alten Sindeläk in dein Schupfen hängend auf. Er bemerkte aber, als er den Toten abschnitt(denKindern" war das merkwürdigerweise vörher nicht eingefallen), daß dessen Haar ganz nah war und der Strick nicht eng nm den Hals der Leiche lag. Daraus ergibt sich, datz der angebliche Selbstmörder kurz vorher gewaschen worden war. Daß er sich nicht selbst gewaschen haben konnte, ergab, sich au» der schweren Wunde auf fei­net» Scheitel.'Der Strick lag aber deshalb nicht eng um den Hals, weil., eint bereit» erstarrt« Leiche in die Schling« gehängt worden war, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Diese Aus­legung der Gerichtsärzte bestätigte später da» Ge­ständnis der Angeklagten, die erklärt«, sie habe sich vor der Leiche de» Vater» gefürchtet und den Er­mordeten mit Hilfe ihres Mannes in dem Schupfen aufgehängt. Die Bojena Kindl ist, wie erwähnt, im wesent­lichen geständig. Ihr Gatte bestreitet dagegen jede Teilnahme an dem Mord und gibt bloss zu. bei der Wegschaffung" der Leich«, d. h. bei Vortäuschung des Selbstmorde» mitgewirkt zu haben. Die beute einvernommenen Zeugen bestätigten vollkommen die AuSfvhrungen der Anklage. In den späten Nach- mittagSstunden wurde die Verhandlung aus morgen vertagt. rb. Ein gewisser Piskorek, der sichtlich geistergestört ist, versetzte dem Psarrer meuchlings einen Messerstich in den Rücken. Moraik liegt in Agonie. Gcdenkmarken-Abstempelnng. Beim Postamt« Praha 16-Hrad" werden am 28. September 1634, d. i. am Gedenk-Tage der Gründung der ersten For­mationen der tschechoslowakischen Auslandsarmee, die zu diesem Zwecke hcrmiSgegebenen Gedenkmarken mit einem besonderen GelegenheitS-Ort» und Da­tumstempel in roter Farbe mit dem Datum vom 28. September 1984 abgestempelt werden. Nach die­sem Tage wird die Abstempelung zu philatelistischen Zwecken bei den Philatelistenschaltern de» Post­amte» 1 in Prag  , bi» einschließlich zum 26. Oktober d. I. fortgesetzt»verden. Auswärtige Interessenten können abgestempelte Briefmarkenserien durch Ver­mittlung de» nächsten Postamtes bestellen. Am 11.«,d 12. Lebensjahr nm sichersten vor de« Lade. Die Zahlen über die Sterblich­keit und da» Alter und Geschlecht der Verstorbe­nen in der Tschechoslowakei   gestatten einige interessante Schlüffe. Bon 160.000 männlichcir Einwohnern sterben die meisten im ersten Lebens­jahr, und zwar nicht weniger als 14.382, bei den Frauennur" 11,808. Diese Sterblichkeit geht dann rasch zurück, bi» sie beim männlichen Ge­schlecht im 12. Lebensjahr das-Minimum von 128 Sterbefällen(unter 100.000 Gleichaltri­gen), beim tveiblichen Geschlecht im 11. Lebens­jahr das Minimum von 132 Sterbefällen er­reicht. Die LebenSwahrscheinlichkeit, d. i. die Wahrscheinlichkeit, datz man da» nächste Lebens­jahr erlebt, ist bei beiden Geschlechtern in beiden erwähnten Lebensjahren di« größte. Sie beträgt beim männlichen Geschlecht 98.847 Prozent, beim weiblichen Geschlecht 99.843 Prozent, von 100.000 Männern werden 7 hundertjährig, von 100.000 Frauen 10. ,(«Prager Presse?.). Eine Ente aber wa» für eine? Ein Wil­derer schob in der Nähe von Teschen   eine, Ente, welche zwei Köpfe hatte. Man bot ihm für die Trophäe 2800 KL, der Mann will sie aber nicht verkaufen. So berichtet eine Prager Abend­zeitung. Hoffentlich hat sie keine Zeitungsente geschossen. HINIM MU UM Wandernde Maschinen hungernde Menschen Die Abwrackung nnserer Textilindustrie. In der letzten Nummer desTextilarbeiters" finden wir eine interessante längere Darstellung über die Auswanderung unserer Textilindustrie in diejenigen Länder, welche bisher ihren Bedarf an Textilwaren nicht selbst gedeckt haben, insbe­sondere nach dem Südosten. Als Beispiel dafür loird Ungarn   gewählt, das einmal unser wich­tigste» Absatzgebiet war, dessen Markt wir aber zum Teil auS eigener Schuld, zum Teil infolge der zollpolitischen Abriegelung des ungarischen Marktes wahrscheinlich dauernd verloren haben. Die ungarische Textilindustrie besatz im Jahre 1913 123 Betriebe, 1932 jedoch 289. Sie be­schäftigte am 1. Oktober 1913 16.062 und am 1. Oktober 1932 39.871 Arbeiter. Der Wert der von ihr erzeugten Waren stieg in derselben Zeit Von 98,402.000 auf 287,217.000 Pengö. Die Baumwollindustrie Ungarns   deckte im Jahre 1928 erst 44.18 Prozent des inländischen Garn- Verbrauches, während der Rest von 55.88 Prozent auf die Einfuhr ausländischer Garne entfiel. Im Jahre 1933 aber war die ungarische Baumwoll­industrie schon in der Lage, 91.41 Prozent deS inländischen Garnverbrauches selbst herzustellen, während der von der Einfuhr gedeckte Bedarf nur hinein in die 3reü Uereimguag' 64MüaftsiUcfwr(Uademikrl noch 8.89 Prozent betrug, obwohl von 1928 bi» 1933 der Garnverbrauch von 94.996 Meterzent­nern auf 288.182 Meterzentner gestiegen ist. Aehnlich hat sich die ungarische Wollindustrie ent- wickelt, die 1927 47.87 Prozent deS inländischen WollgariwerbraucheS erzeugte, 1933 aber schon 80.53 Prozent deckte, so datz der Anteil der Ein-' fuhr von 52,13 Prozent auf 19.47 Prozent sank. Noch drastischer wird dieser Aufstieg der ungari­schen Textilindustrie durch die Entwicklung der Produktion von Baumwollwaren illustriert. 1925 vermochte die ungarische Baumwollindustrie nur 47.84 Prozent deS gesamten AnlandSverbrauche» zu decken, 1933 aber schon 100 Prozent. Der An« teil der Einfuhr am JnlandSverbrauch sank da­her von 52.16 Prozent auf 0 Prozent im Jahre 1933. Ungarn   ist aber, soweit die Textilindustrie in Betracht kommt, keineswegs ein Einzclfall, sondern nur ein typisches Beispiel für den Auf­schwung der Textilindustrie in einer Reihe von anderen mittel- und südosteuropäischen Ländern, deren Textilindustrie bis zum Ausbruch des Welt­krieges fast keine Bedeutung hatte. Die Folge dieser Entwicklung ist. daß in den letzten Jahren unsere Textilindustrie viele Millio­nen Kilogramm gebrauchter Textilmaschinen ab­montiert und ins Ausland verkauft hat, so datz man geradezu von einer Abwrackung unserer Textilindustrie sprechen kann. Der Ausfuhrüberschuß im Außen-' handel Die günstigste Erscheinung in der Entwick­lung deS tschechoslowakischen Außenhandels der er­sten acht Monate des Jahres 1934 ist die gegen­über der gleichen Zeit des Vorjahres wesentlich erhöhte Ausfuhr von. Fertigwaren. Diese Aus­fuhrsteigerung hat dazu beigetragen, datz da« Passivum, mit dem im vorigen Jahr der Außen­handel abschlotz. sich in ein Aktivum verwandelt hat. Bom Jänner bis August 1934 sind für rund 2H0 Millionen KL mehr Waren aus der Tsche« : choslvibakci anSgeführl,. als' eingeführt worden.>'' Allerdings geht dieser hohe Ileberscbuß nicht mir-''- auf die Ausfuhrsteigerung zurück. Er wurde viel»' mehr in dieser Höhe nur erreicht durch die gleich­zeitige Drosselung der Einfuhr. Eine Uebersicht über den tschechoslowakischen Außenhandel läßt erkennen, daß die Tschechoslo­ wakei   mit der Mehrzahl ihrer Handelspartner den Handel zu ihrem Vorteil tätigt. Nach einer Ta­belle, die dem letzten Bulletin der Tschechosiowa« .kischen Nationalbank entnommen ist, war von.. I Jänner bis Juli 1934(der August ist noch nicht. erfaßt) der Außenhandel mit folgenden Ländern. aktiv. Zum Vergleich führen wir daS Ergebnis. vom Jänner bis Juli 1933 mit an. JännerJuli JännerJuki 1984 in tausend 1933 KL Ehina. 45.650 20.908 Dänemark.  , » 9.555 1.189 Jugoslawien  . 31.944 29.205 Kanada  .. W 28.786 passiv 26.495 Ungarn., 22.010 1.284 Deutschland  , 107.156 passiv 148.802 Niederlande   t 22.850 87.529 Oesterreich 222.826 216.875 Rumänien  26.463 67.890 Vereinigte Staaten 61.924 89.472 Schweden  « 18.570 21.763 Schweiz  ,, 48.872 42.692 Triest., 8.241 passiv 34.221 Türkei  ,. 99.695 8.416 Großbritannien  46.285 18.484 Mit allen vorstehenden Ländern, mit AuS nähme von Kanada  , Deutschland   und Triest  ' ist demnach bereit» im vorigen Jahre der Handels­verkehr aktiv gewesen. Ganz auffällig ist unser Ausfuhrüberschuß nach Oesterreich  , nach Deutsch­ land   und nach der Türkei  . Unter den Staaten, mit denen unser Außen­handel in der Zeit vom Jänner bis Juli 1934 wei­terhin passiv blieb, befinden sich: Argentinien  , Australien  , Belgien  , Brasilien  , Britisch-Jndicn,. Bulgarien, Aegypten  , Frankreich  . Hamburg  , Ita­ lien  , Polen  , Sowjetrußland und Spanien  . Das höchste Passivum hat sich im Handelsverkehr mit Frankreich   herausgebildet. ES ist in den ersten sieben Monaten dieses Jahres auf 110,447.000 KL angestiegen, während eS. im vorigen Jahre in< der gleichen Zeit nur 34,213.000 betragen hat. Diese ungünstige Entwicklung geht a«( die Kontin­gentierung der Warenein fuhr in Frankreich   zu­rück, von der insbesondere die tschechoslotvakischey: Ausfuhrerzeugnisse betroffen worden sind. So erfreulich der Ausfuhrüberschuß im gan«' zen ist, jo nachdrücklich muß doch darauf auf-: merksam gemacht werden, daß die Voraussetzung.. zu seiner Erhaltung. und weiteren Entwicklung., da» Aufhören der Einfuhrdrossclung ist.;