Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

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14. Jahrgang

Armeebefehl Masaryks

Zum 20. Gründungstag der tschechoslowakischen Wehrmacht

Freitag, 28. September 1934

Die Kunschak  - Partei will

Well sie Dollfuß   los ist

Der Anzeiger des Ministeriums für Nationalverteidigung hat folgenden Ar­mecbefehl des Präsidenten der Republik Wien.  ( E.-B.) Donnerstag vormittags trat anläßlich der 20- Jahr- Feier der Ents die Leitung der Christlichsozialen   Partei zu einer stehung der tschechoslowakischen Wehrmacht Beratung zusammen. Das Ergebnis der Sizung

veröffentlicht:

Am 28. September 1914 haben Freiwillige ber, Cestá Družina" in Kiew   in Rußland   und dic Rotte Nazdar" in Bayonne   in Frankreich  , die ersten Einheiten unserer Auslandstruppen geschaffen. Der Augenblick, als die erste Militär­fahne nach Jahrhunderten wiederum über den Häuptern unserer Legionen im Ausland suchte, ist ein historisches Datum der Entstehung des sschechoslowakischen Heeres.

Die Auslandsarmec hat beivußt an unsere vergangene militärische Tradition angeknüpft, dic aus tiefer nationaler und moralischer Ueberzeu gung quoll, die unsere Vorfahren unüberwindlich im Schuße ihrer Freiheit gemacht hat.

Wir fämpften im Weltkriege für die natio­nale, fulturelle, wirtschaftliche und soziale Bc= freiung, vor allem unser selbst, als auch anderer Völker. Wenn heute Tendenzen auftauchen, diese Freiheit zu bedrohen, eventuell sogar durch Her­vorrufung eines neuen Krieges, so glaube ich an ben gefunden Verstand der Mehrheit derer, die berufen find, über die Schicksale der Staaten au entscheiden, daß fie gegen den Krieg, für den Frieden entscheiden würden. Mber über alles glaube ich Euch, Soldaten der tschechoslowakischen Armee, glaube ich an Gure Liebe zur Republik und zur Freiheit, glaube ich, daß Ihr mit der gleichen Tapferkeit und Opferivilligkeit, mit der wir die Freiheit errungen haben, auch sie schüßen würdet. Sind wir doch hiezu auch unseren gefal= Tenen Kameraden verpflichtet, derer wir am heu tigen Jubiläumstage in Uebereinstimmung mit dem ganzen Volke dankbar gedenken. Wir wer den ihr durch teures Blut erkauftes Vermächtnis vor allem durch Arbeit im Frieden und für den Frieden, aber, wenn es

war der Beschluß, in der von Dollfuß   veranlaß­ten Liquidierung der Christlichsozialen   Partei nicht fortzufahren, sondern die Ausschaltung des dr. Dollfuß zu ihrer Wiederbelebung zu benüßen. An der Sizung nahmen neben Schusch nigg noch) Buresch   und Schmit teil.

Ueber die Beratungen berichtet das christ ichsoziale Neuigkeitsweltblatt" u. a.:

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weiterleben

nicht zur Zeit des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß um eine Auflösung der Partei, sondern nur um eine Einstellung der Tätigkeit der Partei gehandelt. Unter den geänderten Verhältnissen müßte aber die christlichsoziale Partei ihre Arbeiten im bis. herigen Geiste durchführen."

Diese Nachricht ist ein Beweis dafür, wie unangenehm auch den österreichischen Christlich  sozialen jener Dollfuß   war, den die katholischen Blätter jetzt zur Heiligsprechung empfehlen. Er hat die Christlichsozialen gegen ihren Willen zur ,, Die Parteileitungsmitglieder erörterten auch Vernichtung ihrer Partei gezivningen und sie ver­die Lage, die sich nach dem Tod des Bundeskanz- sprachen ihm die Erfüllung seines Begehrs. Nun lers Dr. Dollfuß für die Partei ergeben hat, er tot ist, halten sie sich an ihre Zusage nicht mehr denn es ist noch in aller Erinnerung, daß die gebunden, obwohl sich an dem von Dollfuß   ge Liquidierung der chriftlichsozialen Partei von Doll- schaffenen politischen Zustand Desterreichs nichts fuß unter gewiffen Bedingungen und Sicherungen geändert hat. Aus der Formulierung der gleich­gefordert und erreicht wurde. Durch den Tod geschalteten Zeitung, die den Bericht über die Ta­des Kanzlers ergab fich somit gewissermaßen eine gung veröffentlicht, ist förmlich das Aufatmen der geänderte Situation für die Partei, christlichsozialen Politiker zu vernehmen, die es die in eingehender Aussprache erörtert wurde. Wie nun nicht mehr notwendig haben, auf die Syste­es heißt, wurde von der Mehrzahl der Redner rie des größenwahnsinnigen Dollfuß   Rücksicht zu gegen eine Liquidierung der nehmen. Sie werden jetzt die Kollektivdiktatur der Bartei unter den derzeitigen geänderten Ver- christlichsozialen Parteigrößen errichten sofern hältniffen Stellung genommen. Es habe sich auch ihnen die Heimwehr das erlaubt.

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Neue Machtkämpic in der NSDAP Goering  

, Goebbels  , Himmler

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Einzelpreis 70 Hoffer

( einschließlich 5 Heller Porte)

Nr. 227

Die armen Fabrikanten

Das Prager Tagblatt" hat vor einigen Tagen einen Leitartikel Hermann Schefters den Fabrikanten gewidmet. Während die ersten zivei Absätze dieses Artikels eine allgemein be fannte Erscheinung behandeln, daß nämlich je= weils die dritte Generation der Unternehmer das von ihren Vorfahren erworbene Gut verschleudert, wendet sich in den beiden letzten Abfäßen das Mitleid des Verfassers merkwürdigeripcise doch wieder diesen leichtlebigen und oft genug unfähi­gen Nachfahren zu. Man unterschäße die Tätigkeit eines Fabrikanten heute weit und wer nicht in einen Betrieb hineingeboren sei, have selten die Eignung zu diesem vielseitigsten aller Berufe. An den praktischen Erfolgen gemessen, würde man allerdings leicht der Meinung verfallen, daß offenbar niemand in den Betrieb hineingeboren" wurde, denn was diese Erben im allgemeinen übernehmen, das ist der Hochmut und eine souve= räne Verachtung der alten, seriösen Produktions­und Geschäftsmethoden. Nach Schefter soll der Fabrikant Fachmann und Kaufmann, Jurist und Versicherungsfachmann, aber auch Bankier sein, ferner welt- und sprachentundig- aber die Pra­ris zeigt, daß er dies eben alles nur soll", cs aber in den meisten Fällen nicht ist, von der oft zu Leichtsinn verführenden Welt- und Sprachen= fundigkeit vielleicht abgesehen. Und was der arme, vielgeplagte Fabritant sonst noch alles soll, das crfährt man aus folgendem Sab:

Er soll seine Pflicht dem Staat, der Gesells schaft, dem Angestellten gegenüber auf das gewis­senhafteste erfüllen, Zinsen, Steuern, Löhne und die meist kartellierten Lieferanten( die ja seine Klassen und Gesellschaftskollegen sind, Anm. der Red.) pünktlich bezahlen, aber niemand, weder Staat noch Bant oder Gewerkschaft, zer­bricht sich den Kopf, wie dem Fabrikanten dieses Wunder glücken soll wenn keine Aufträge tommen."

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Die Gewerkschaften haben es also neben dem Staat und den Banten dem Herrn Schefter an­

Die Nachrichten aus Deutschland   mehren sich, siegt hätte. In diesem Fall müßte Himmler   aber die von erbitterten Machtkämpfen im engsten Kreis sehr schnell sein, wenn er vermeiden will, daß Gö­um Hitler   sprechen. Man hatte vom Nürnberger ring und Goebbels   gemeinsame Sache machen und Parteitag erwartet, daß er die Frage der Stell- daß der brutalſte und der geriebenste unter den bertretung und Nachfolge hit braunen Gangsters gemeinsam zum Schlage aus­lers lösen werde. Hitler   ernennt nach dem holen, der dann ebenso gut Himmler allein, wie Dittat vom 2. August seinen Stellvertreter selbst Himmler und den Führer persönlich treffen könnte. getan. Staat und Banten mögen sich selbst füm­und der Stellvertreter ist für den Fall, daß dem Daß die wörtlich verstandene Beseitigung Hitlers  Führer etwas Göringisches zustößt, auch sein Nach die ,, einzige legale Lösung" sei, die nach der folger. Wahrscheinlich will Hitler   eben deshalb Uebernahme der Reichs- und Heerführung durch Bradáč m. p. T. G. Masaryk m. p. Göring   nicht mit der Nachfolge betrauen. Ander- ihn noch verblieben sei, ist die zurzeit in Deutsch­seits scheint er Göring   so sehr zu fürchten, daß er land beliebtestte und meist gehörte Verfassungs­es auch nicht wagt, seinen persönlichen Kandida- Interpretation in den oppositionellen Kreisen der NSDAP  .

notwendig sein wird, durch Kampf wahren.

2anh, am 18. September 1934.

Schutzbündler holen Waffen

ten, den Mann feines Herzens, Rudolf& c ß, zu

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berufen. Im Wahlkampf", das heißt in dem Propagandarummel vor dem 19. August, hat es zivar Gelegenheit gehabt, mehrere Male an reprä­sentativer Stelle hervorzutreten, aber die Ent­scheidung hat auch Nürnberg   noch nicht gebracht.

Wien.( Tsch. P. B.) In cinem Waffen­lager der Heimwehren in der Mariahilfer- Straße wurden Mittwoch zehn Männer, die Waffen ent­führen wollten, verhaftet. Sie geben an, daß fie Wie es heißt, steht hinter, der als die Waffen an die Sozialdemokraten weitergeben der getreue Niemand" bezeichnet wird, ein sehr wollten. Am gleichen Tage find unbekannte mächtiger Mann des Dritten Reiches  , den man Täter in ein anderes Waffenlager der Heimweh- lange nicht genügend beachtet hat, der sich aber im ren, u. zw. in Ottakring   eingedrungen, wo fie etwa stillen hinaufzuarbeiten verstanden hat: Hein 20 Gewehre und sonstiges Material entwendeten. rich Himmli r, Oberster Führer der SS. Himmler   hat sich am 30. Juni als der ver­

Ein treffendes Bild von den Zuständen im neudeutschen Ribelungenreich entwirft der Bericht­erstatter des Pariser Tagblattes", der sie so schildert:

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mern, wie sie sich mit dem Herrn Schefter aus einandersetzen wollen, was aber die Gewerk schaften anbelangt, so müssen wir wohl ode übel einmal ein paar durchaus offene Worte an die Herren Wirtschaftsführer und ihre Advokaten richten.

In diesem Falle tonnten die Täter nicht gefa läßlichste Mann des Regimes erwiesen. Er hat es politischen Kräfte des nationalsozialistischen Spit zu bestehen, daß sie alle vernünftigen Vorschläge

werden.

Brüning in Rom  

Die Welt durchlebt eine der schwersten Wirt­schaftskrisen, wie sie überhaupt jemals verzeich net wurde. Es ist eine Krise der kapitalistischen  Wirtschaftsordnung, allgemein anerkannt als eine strukturelle und nicht bloß konjunkturelle Strife. Man sollte meinen, daß die Verteidiger des Kas ,, Der Kampf um das Amt des zweiten Man- pitalismus sich doch irgendwie bemühen würden, nes im Staate tobt weiter. Es ist ein verbissener, einen Ausweg aus der von ihnen verschuldeten haßsprühender Kampf im Dunkel, mit allen Mit- und herbeigeführten Mißwirtſchaft zu finden. Es teln des Spionageromans geführt. Briefe ver- wäre indeffen weit gefehlt, solchen Illuſionen fchwinden, Telephongespräche werden abgehorcht, nachzugehen. Vielmehr überlassen es die Herren Agents provocateurs   find am Wert: die Herren Unternehmer und ihre Klopffechter allen anderen Führer wenden die bewährten Hausrezepte ihrer Bevölkerungsfreisen, sich darüber den Kopf zu Schreckensherrschaft nun gegeneinander au. Alle zerbrechen und ihre einzige Aufgabe scheint darin aber auch verstanden, nach dem 30. Juni die Blut- zelapparats find lediglich auf das eine Hochziel ablehnen und mit einer seltenen Sturheit gerade schuld auf Göring   allein abzuwälzen und sich als gerichtet: irgendeinem Nivalen im Machtkampfe das tun, was den gegenwärtigen Zustand nur noch unbeteiligt an den von der Gestapo   durchgeführten eine Falle zu stellen. Wenn Herr Goebbels   sich weiter verschärfen muß. Unter vernünftig und Morden hinzustellen. Neuerlich soll zwischen ihm einmal verplappert und aus dem byzantinischen wirklich volkswirtschaftlich denkenden Menschen Das Pariser Tageblatt  " meldet: und Göring   ein heftiger Kampf um die Gestapo   Ton der Lobhubeleien auf den Bollender der besteht kaum mehr ein Zweifel darüber, daß eine der Hauptursachen der Krise in der mangelnden Wie wir von besonderer Seite erfahren, be- selbst, die stärkste Position Görings, entbrannt Schöpfung" fällt was übrigens im intimen findet sich der Erreichskanzler Brüning seit sein. Bekanntlich hat Himmler SS.- Leute in die Kreis öfter vorkommen foll, so freut eine der- Kaufkraft der wirtschaftlich entscheidenden Bevöl Furzem in Rom  . Nachdem er sich mehrere Monate Geheime Staatspolizei   eingeschmuggelt und durch artige Entgleisung Göring   mehr als die Erobe- ferungsschichten, nämlich der Arbeiterschaft zu lang in England aufhielt, hat er den Weg in die sie Göring   überwachen lassen. Vor rung des Planeten Mars  , die der Herr Neichsluft- suchen ist. Wenn beispielsweise nur die Vergar­beiter des Ostrauer Steinkohlenrevieres im vers Batikanstadt gefunden, wo er jetzt, ebenso wie der allem wurde Görings Liebesleben bespielt. 3wvi- fahrtminister natürlich auf dem Brogramm hat. gangenen Jahre gegenüber dem Jahre 1929 einen Zentrumsführer Prälat Kaas, der päpstlicher schen den beiden Männern besteht jetzt die denkbar Natürlich sieht es in Goebbels   Propaganda- Lohnverlust von 576 Millionen erlitten, so ist Haustämmerer ist, lebt und auch nach wie vor ver- stärkste Spannung. Jeder möchte den anderen be- minifterium, in Darrés Reichsernährungsminiſte es ganz klar, daß dieser gewaltige Lohnausfall fucht, einen gewiffen Einfluß auf die Kirchenpolitik ſeitigen, jedem ist jedes Mittel recht und jeder rium, felbft in Dr. Fricks Reichsinnenministerium sich bei allen Kaufleuten des Revieres, bei den schreckt wahrscheinlich nur vor dem Risiko zurück, nicht viel anders aus, neun Zehntel der hitlerdeut- Hausherren, in den Tabattrafiken, in den Gast­daß der andere noch strupelloser, noch tüdischer fchen Regierungsgeschäfte beftehen aus wechselfei- häusern usw. auswirken muß, daß alle diese Leute In Prag  vorgehen und ihn hineinlegen könnte. Beneš in Prag  tiger Befpibelung und Bekämpfung. Der berühmte wieder viel geringere Bestellungen bei den Groß­Goebbels stand lange Zeit auf Seiten Dolchftok von hinten", den Deutschlands   Natio- händlern, bei den Fabriken, in den Brauereien Genf.( Tſch. P. V.  ) Minister Dr. Beneš ist Himmlers  , dem er große Einkünfte aus einem füd- nalsozialisten bekanntlich die Alleinschuld am tra- usw. machen können. Obwohl also dieser Kreiss heute abends nach Brag abgereist. Vor seiner Ab- deutschen Zeitungsverlag zugeschanzt hat. Dann gifchen Zusammenbruch 1918 beimessen in die lauf der Dinge jedem bekannt ist, lehnen es die reise hatte er eine längere Unterredung mit dem sollen sich Mishelligkeiten zwischen Goebbels   und fer Zeit der sogenannten nationalen Erhebung Herren Unternehmer und nicht nur der ein französischen   Außenminister Barthou  , mit dem Himmler ergeben haben. Nach einer engli wird er täglich von neuem geführt. Man begreift, zelne Unternehmer, sondern ihre Gesamtheit, ihre ersten italienischen Delegierten Baron Aloisi und sch en Version sollen Göring  , Goeb= welchen Zweck der Ehrenbolch von Hitlers Gnaden Organisation- ab, daraus die notwendigen mit dem englischen Delegierten Lordgeheimsiegel- bels und Blomberg   taltgestellt hat, mit dem die Diadochen paradieren; diefer Konsequenzen zu ziehen. Ja, es scheint oft genug, bewahrer Eden. Gegenstand der Unterredungen werden. Das würde wohl bedeuten, daß die niedliche, kleine Dolch, den man in der kommenden als ob sie gerade mit sadistischer Wollust genau war die österreichische Frage und der Ostpalt. Gruppe Himmler- Heß auf der ganzen Linic ge: Berliner   Saison auch zum Frad tragen wird." das Gegenteil dessen täten, was zum Nutzen der

bes Papstes auszuüben."

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