Seite 2 DienStag, 2 Oktober 1834 Nr. 230 Henlein , Spina und die Republik Beachtenswerte Ausführungen des„PrAvo Lldu** Noch lehrreicher ist aber, was der Verfasser der politischen Jahresschau zu dem Pakte Polen- Deutschland zu sagen hat: »Die politische Bedeutung dieses Paktes liegt darin, daß sich Deutschland nach Osten hin Luft machte, um freiere Hand gegen Westen zu bekommen. Kur Pari» bildete der Pakt eine peinlicheUeberraschung und auch in Prag sah man dieser Verständigung mit Besorgnis entgegen." Bon solchen Sorgen ist aber unser Landstand- Demokrat nicht beschwert. Er turnt nach der freudigen Feststellung, daß jetzt der deutsche Einheitsstaat errichtet werde zu einer Entschuldigung der deutschen Zahlungseinstellung hinüber und spricht dann über den 30. Juni. Hitler säubert Da erfährt man, daß sich Hitler durch eine Verschwörung in der SA zu einem Strafgericht gedrängt gesehen habe und daß dieFührer der Verschwörung wenige Stunden nach ihrer Verhaftung auf Grund eines Standgerichtsurteils erschossen worden s-ien.— Nun hat selbst Hitler nie gesagt, daß er Standgerichte bemüht hat; das hat der Landsland- Demokrat zur Entschuldigung eines feigen Kameradenmorde» erfunden. Richt weniger saftig ist aber seine Lüge, Schleicher habe sich seiner Verhaftung mit der Waffe widersetzt und sei beim Kugelwechsel gefall en. Schleicher ist bekanntlich gar nicht dazu gekommen sich zur Wehr zu setzen! Die»Säuberungsallion", die Hitler nach dem 30. Juni durchgeführt hat, begründet der Landstand-Demokrat mit Zitaten aus nationalsozialistischen Blättern: »Das rasche und entschlossene Eingreifen Adolf Hitlers hat die Gefahr eines Bürgerkrieges mit seinen unabsehbaren Folgen im Keime erstickt.,. Rach der Ausräucherung des Münch enerVerschwörerneste» und der Säuberung derBewegnng von minderwertigen Elementen ist Adolf Hiller nach wie vor Herr der Lage." Was den Sudetendeutschen Landstand sichtbar befriedigt. Die Schatten der Klausener^ Schleicher und P r o b st, die am 30. Juni neben vielen anderen Nichtmitgliedern der Hunnenpartei umgekommen sind, stören ihn dabei nicht. Der»Landvolkkalender", der an dem»Drit ten Reich " soviel Gutes findet, kann selbstverständlich den Borzügen unserer Demokratie nicht auf den Namen kommen; jenseits der Grenzen sieht er nur Licht, bei uns nur Schatten. Aber seine Verfasser tummeln sich lustig in den demokratischen Wässern. Sie machen mit Henlein Stände- Politik und die Partei, auf die sie sich stütze« und berufen, sitzt in der Regierung unseres demokratischen Landes! Es ist hoch an der Zeit, daß hier Ordnung gemacht wird. Es wird den Sudetendeutschen Landstand, der für den Landvolkskalender verantwortlich zeichnet, niemand daran hindern, im Dritten Reich den Inbegriff edelster Staatskunst zu sehen. Aberersollauchdie Konsequenzen aus einer solchen Gesinnung ziehen! Gibt es im Sudetendeutschm Landstand noch Leute, die den Hetz und Hacker nicht beistimme«, so mögen sie es recht bald und vernehmlich sage«. Im anderen Falle müsste man annehmen, daß selbst die RegierungSbeteiligung der politischen Gruppe im Landstand nur der Tarnung haken kreuzlerischer Bestrebungen dient. DaS„Prävo Lidu" veröffentlicht in seiner Sonntagnummer an leitender Stelle einen Auf- .satz über die„Sudetendeutsche Heimatfront", der in seiner Sachlichkeit und treffsicheren Argumentation Anrecht auf außerordentliche Beachtung hat. Wir heben aus dem Artikel nachstehende Stellen hervor: Jede staatserhaltende tschechische Partei hat heute die Pflicht, den Vorgängen unter der deut schen Bevölkerung ein ernstes Augenmerk zu widmen. Kein tschechischer Demokrat wird die politische Bewegungsfreiheit unserer deutschen Mitbürger, soweit sie sich auf dem Boden unseres demokratisch-republikanischen Systems abspielt, einschränken wollen. ES darf aber niemand im Zweifel gelassen werden, daß wir in unserer Republik auch keine getarnten fascistischen Manöver dulden Wir haben den Herren Krebs und Jung gelehrt daß die Geduld und Nachsicht unserer jungen Demokratie auch ihre Grenzen hat. Wer sie überschreitet, hat mit sehr unangenehmen Konsequenzen zu rechnen. Das möge auch Herr Henlein rechtzeitig zur Kenntnis nehmen. Herr Henlein möge die Hoffnung aufgeben, daß er unsere Wachsamkeit durch billige Loyalitätsphrasen einschläfern kann. Seine glatten Worte vermögen keinen Urteilsfähigen zu täuschen, solange der Geist und die Praxis seiner Bewegung gegen ihn zeugen. Der Geist und die Praxis der Heimatfront sind faseistische, unterscheiden sich bisher gar nicht von den Methoden der verbotenen Hakenkreuzler. Gläubigen Gemütern auf tschechischer Seite möchten Henlein und seine Anwälte einreden, daß sich die Heimatfront nur das bescheidene Ziel gesteckt hat, die Mitglieder der aufgelösten Parteien zu sammeln, sie zur Loyalität und zu einem gesunden Aktivismu» zu erziehen. Das ist eine Lüge. Wenn sich Henlein mit seiner Partei auf den Boden unserer Verfassung stellen und in das System unserer demokratischen Staatspolitik eingliedern wollte, dann müßte er seine Kampffront eindeutig gegen den Geist des Hitlerismus richten, der einen Teil unserer deutschen Landsleute noch immer gefangen hält. Dann mühte er öffentliche Abrechnung halten mit der Abenteurerpolittk des Herrn Krebs, die hunderte von jungen Leuten ins Unglück gestürzt hat und die heute noch vom Dritten Reich aus fortgesetzt wird. Henlein glaubt sich vor der tschechischen Oeffentlichkeit ein Alibi verschafft zu haben, wenn er in Rundschreiben gegen die unbesonnenen Handlungen einzelner seiner Hakenkreuz- Terroristen Stellung nimmt, die als Bombenleger und Spione mit den Strafgesetzen-i«. schwersten Konflikt geraten sind. Das genügt nicht. Entscheidend für die poluische Beurteilung seiner Tätigkeit ist, daß er bisher kein Wort gegen die hakenkreuzlerische Propaganda gefunden hat, welche noch immer über die Grenzen herüber unter unserer deutsche« Bevölkerung getrieben wird. Henlein versteckt sich in diesem heiklen Punkt hinter der Ausrede, daß er sich in die reichsdeutschen Verhältnisse nicht einmischen will. Seine Grundsätze scheinen aber sehr elastisch zu sein. Die Presse des Herrn Henlein hat sich ungescheut in die österreichischen Verhältnisse eingemischt. Sie hat die dortigen österreichischen Hakenkreuzler mü blindem Eifer verteidigt, bis die„Rundschau" eines Tages von den Wiener Behörden verboten wurde. Die viel strengere reichsdeutsche Zensur hat bisher keinen Grund zu einem solchen Verbot der Hen- leinpresse gefunden. Wie reimt sich das? Wir stellen eine weitere Frage. Henlein will das Vertrauen der tschechischen Oeffentlichkeit erschleichen, indem er sich als der aktivistische Bändiger des sudetendeutschen Jrredentismus offeriert. Dieser seltsame Bändiger schwingt seine Peitsche aber nicht im Läwenkäfig, sondern im Zuschauerraum. Henlein richtet seine Agitation ausschließlich gegen die demokratischen Parteien unserer deutschen Bevölkerung. Die Heimatfront verlangt z. B. von der deutschen Gewerbepartei die glatte Kapitulation. Die deutschen Gewerbetteibenden und Kaufleute werden durch mehr oder minder versteckte Boykottandrohung gezwungen, ihr beizutreten. Henlein verlangt auch von den deutschen Christlichsozialen Unterordnung. Mit welchem Recht? Wo hat sich bisher ein demokratischer Politiker solche größenwahnsinnige Zumutungen erlauben dürfen? Was hat das mit der aktwisti- schen Erziehung der Hakenkreuzler zu tun?... Wenn die Henleinleute täglich ihre anti- maristischen Wutausbrüche gegen die deutschen Sozialdemokraten richten und sie sogar rote Fascisten schimpfen, dann glauben wir noch lange nicht, daß sie deswegen Freunde der tschechischen Minderheiten sind. Henlein ist ein Feind jeder demokratischen Partei und jeder freien Arbeiterbewegung, daher ist er auch ein Feind der ungeheueren Mehrheit des tschechischen Volkes und unserer republikanischen Staatsordnung. An dieser Ueberzeugung wird«ns auch der Umstand nicht irre machen, daß sich die bisherige Tätigkest Henleins unter der Patronanz eines deutschen Ministers unserer demokratischen Regierung, des Herrn Spina, entwickelt hat. Wir kennen die bisherigen Ergebnisse dieses seltsamen Bündnisses. Henlein ist mit seinem Geiste bis tief in die Rechen der deutschen Agrarpartei eingedrungen mrd hat ihr chre Jugendbewegung entfremdet, aber Spina kann uns noch keinen einzigen Hakenkreuzler zeigen, den er zum Aktivisten bekehtt hat. Das ist ein sehr ungesunder Zustand. Auf die Dauer wird es nicht gehen, daß eine Regierungspartei das Patronat über eine so zweifelhafte Oppositionsbewegung übernimmt und dadurch die Grundlagen unserer parlamentarische» Arbeitsmehrheit untergräbt. Es macht einen schlechten Eindruck, wenn die deutschen Agrarier in Prag alle Vorteile einer Regierungspartei ausnühen und in bet Provinz draußen nicht den Mut z^r Verantwortung haben. Das ist Wqffer auf.die Mühlen der^Hakenkreuzler. So wird der gesunde AktiviSmüS in der deutschen Bevölkerung nicht gestärkt, sondern diskreditiert. Herr Spina wird es noch erfahren, daß es sehr gefährlich ist, auf zwei Sesseln zu sitzen. Wenn im tschechischen Lager eine engere Zusammenarbeit zwischen Ar- bcstern und Bauern möglich ist, dann mutz sie auch im deutschen Lager möglich sein. Romrelse Schuschniggs Wien . Wie die„Reichspost" meldet, wird der österreichische Bundeskanzler Dr. Schuschnigg leinen angekündigten offiziellen Besuch in Rom anfangs November absolvieren. Ihr selber, der Johanna Bomela, ist vorgestern, am Mittwoch, etwas Seltsames begtgnet. Sie war in Polna und machte sich um dreiviertel 8 Uhr auf den Weg ins Dorf, wie immer natürlich über den Bach zu den Marterln und am Bresinawald entlang. Kränklich wie sie ist, mußte sie langsam gehen, und.so brauchte sie gut eine halbe«stunde, bi» sie die Steigung zum Wald hinauf und den Hohlweg hinter sich hatte. Immerhin, die Hälfte des Wege» war zurückgelegt. Da hört sie plötzlich ein Geräusch hinter sich. Sie dreht sich um und sieht, wie ein junger Mensch, ein kräftiger Bursche, aus dem Wald stürzt und auf sie zugelaufen kommt. Der Bomela ist das unangenehm, sie kennt den Kerl nicht, er ist gewiß nicht aus der Gegend. In der Hand hat er einen weißen abgeschälten Stock, wie frisch geschnitten, und er macht mst ihm so komische Bewegungen. Sie geht weiter, aber schon hat er sie eingeholt und sieht ihr frech ins Gesicht. Ganz erschrocken sagt sie Guten Abend und fragt ihn, wohin er denn wolle... aber der Mensch brummt nur etwas vom Fichtenwald und»ich gehe in die Fichten".... und schon ist er wieder zwischen den Bäumen verschwunden. Einen grauen Anzug hat er angehaht. Mehr weiß sie nicht auszusagen. Dar also ist am Mittwoch zwischen fünf und sechs Uhr geschehen. Um die gleiche Stunde hat Agnes Hruza die Stadt verlassen, um den gleichen Weg zu gehen. Wenn sie wirklich seither^ver- schwunhen ist, so muß die Untersuchung/A^tt Der Gemeindevorsteher, der unterdessen auch herumgefragt hat, bringt eine wichtige Neuigkeit nach Hause. Einige Leute aus dem Dorf haben gestern auf dem Abhang des Hohlwegs vor der Stadt Blutspuren bemerkt. Run sammelt Klenover sofort ein paar Männer, die mit ihm den Wald zwischen dem Dorf und der Stadt durchsuchen sollen. Sein Ehrgeiz und die Hoffnung, das Rätsel allein zu lösen, spornen ihn an. Aber was er findet, ist kaum der Mühe wert: am Waldrand, nicht weit vom Dorf, entdeckt er den Stumpf eines Tännchens, das erst vor ganz kurzer Zeit abgeschnitten worden sein kann. Vielleicht diente es zu dem Stock in der Hand der Fremden, der die Bomela angesprochen hat. Im Moos daneben sind Eindrücke festzustellen, wie wenn jemand eS sich hier bequem gemacht hätte. Die andern kommen ohne jedes EvgÄbnis zurück. Am andern Morgen, Karsamstag, wird die Suche mit frischen Kräften fortgesetzt. Leute aus Polna sind dabei und Dörfler auö Klein-WjeSnitz und Dobrouiov, Schuljungen, die die Aufgabe haben, das Gebüsch zu durchsuchen, wo dessen Dichte den Erwachsenen Schwierigkeiten macht. Für die Buben ist dar schöner als Jndianerspielen; sie stürzen sich mit Begeisterung in da- Jungholz . ES ist noch nicht neun Uhr morgen», al» man einen lauten Schrei hört: »Jesu » Maria! Da liegt sie!" Der Lehrer Urban erkennt die Stimme seines Schüler» Herta. Sein erster Gedanke ist, ich sich der Bub nicht einen schlechten Scherz erlaubt — es ist heute der 1. April. Aber sie liegt hier, die Leiche. Wenn man Polna nach Süden verläßt und über die»Brückeln" des Mühlbach» zu dem hohen steinernen Bildstock hinaufgeht, an dem die Bilder au» der Heiligengeschichte auf den vier Seiten de» Monuments schon längst verblichen sind, und den isiasi'da» Marterl nennt, senkt sich das Gelände 1kvf intz^Tal de» Dobrikauer Bach» und steigt neuerlich^\ an bis zur Höhe de» BresinawaldeS. iHj 1"/ Hier schneidet sich der Weg etwa vier Meter ttef in den lehmige« Boden«in. Bon Wagenspuren durchfurcht, ist er selbst bei trockenem Wetter kaum gangbar. Die Fußgänger benutzen die beiden Pfade, die oben auf den Böschungen de» Hohlweges entlang laufen, und zwar mit Borliebe den östlichen, weil er breiter, bequemer und freier ist als der andere, der am Waldrand hinführt und durch Bäume und Büsche behindert ist. Gerade wo sich der Hohlweg mit dem Wald berührt, nur ein paar Schritte von der Straße weg, im dichtesten Jungholz des Waldsaum», ist die Fundstelle. Drei Gendarmen und der Lor- Der letzte Tas des Bauarbeiterkongresses Prag.(Eigenbericht.) Der dritte Kongreßtag brachte nach Abschluß der Debatte über das sozialpolitische Referat, als 5, Punkt der Tages- ordnung die Berichte der Kommissionen. Dem Bericht der Anttagskommiffion, die eine ganz außerordentliche Arbeit zu bewälttgen hatte, schickte Verbandsobmann Genosse Zacharda eine kurze Einleitung voraus, in der er die Delegierten bat, sich bei der Abstimmung über die vorgelegten Anträge die großen Schwierigkeiten vor Augen zu halten, mit denen die Arbeit des Berbandsvorstandes, besonders hinsichtlich der Finanzagenda verknüpft ist. Im Verlaufe des nun folgenden Referates, wurden von den Berichterstattern(Genosse Slech und Müller) der Antragskommission dem Kongreß 170 bearbeitete Anträge zur Abstimmung vorgelegt. Neben 16 Anträgen des Berbandsvorstandes auf A e n d e- rung einzelner Bestimmungen des Regulativs, lagen noch 00 Anträge der Truppen und Zahlstellen zu dem gleichen Punkt vor. Der Rest entfällt auf andere Anträge verschiedener Art. Einsttmmig und mit Beifall genehmigte der Kongreß die auf dem wirtschaftspolitischen Referat des Genossen Abg. T a Y e r l e aufgebaute wirtschaftliche Resolution, die folgenden sieben Punkte als wirtschastspoki- tische Forderungen zur Linderung der Arbeitslosenelends erhebt: 1. Verkürzung der Arbeitszeit; 2. Einstellung weiterar Rationalisierungsmaßnahme«; 3. Rechtsverbindlichkeit der Kollektivverträge und gesetzliche Sicherung der Mindestlohnsätze; 4. Beschleunigte Regelung der staatlichen Ber- gabebedingungen bei Sicherung grwerkschaft- kicher Kontrolle: 5. Ausbau der Gewerbe iw- spektion und Uedertragung der Exekutivgewalt an ihre Organe; 6. Strafverfolgung der Unternehmer, die die Arbeiterschutzbestrmmun- gen umgehen; 7. Meldepflicht aller freiwerdenden Arbeitsstellen. Der Berbandstag fordert weiter den Ausbau der Alters« und JnvaliditätSversicherung und lehnt alle Maßnahmen ad» durch die die Bauarbeiter(unter Berufung auf angebliche»Saisonarbeit") ganz oder teilweise, vom Staatsbeitrag zur Arbeitslosenunterstützung ausgeschaltet werden solle«. Der Verbandstag erklärt, daß die Bauarbeiter keine Almosen und Unterstützung wollen. Sie wolle« Arbett und Brot! Die Bauarbeiter erwatten, daß die Regierung alle Maßnahmen und Anträge/mrrcki welche eine regere Bautätigkeit entfaltet werden könnte, fördert. Der Berbandstag spricht der Gemeinsame« Landeszentrale das volle Lerttauen aus und erklärt, daß er die Verwirklichung der gemeinsame« Forderungen mit allen Kräften unterstützen wird. Hierauf schrttt der Kongreß zu de« Wahle« des Berbandsvorstandes, der R e d ak« teure der Berbandszeitschristen, der Kontrollkommission und der B e• schwerdekommission. Der Wahlvorschlag wurde genehmigt. In das Verbandspräsidium wurden wiedergewählt die Genossen: Boj- tich Zacharda als Borsitzerider, Franz Mül« ler als zweiter Vorsitzender und Wenzel S l a ch mund Novak sorgen dafür, daß ihr niemand nahe kommt, bis die Gerichtskommission ekntrifft. Bald erscheint Marie Hruza, die Mutter, weinend, jeden, der sich ihr nähert, böse musternd. Sie hat einen > einfachen Sarg mitgebracht. Gleich nach ihr die Polnaer Herren, der Landesgerichtsrat Reichenbach, der Bürgermeister Sadil, der Tuchmacher Sedlak, der als Gemeinderat für die städtischen Polizeiangelegenheiten zuständig ist, und die Äe- richtSärzte Prokesch und Michalek. Sie sehen die vielen Leute im Dickicht stehen und können erst gar nicht erkennen, wo die Leiche liegt, bis die Polizisten sie auf die Stelle aufmerksam machen. Der Richter ist wütend, weil die Umgebung der Fundstätte völlig zertrampelt ist. Aber jetzt ist es zu spät, Klenovee kann das nicht mehr gutmachen. Zuerst sieht man nichts als ein Häufchen, das von vier Leinen abgeschnittenen Fichtenbäumen bedeckt ist. Schräg sind die Fichten gegeneinander daraufgestellt. Unter ihnen liegt der Leichnam, das Gesicht zum Erdboden, die Hände über dem Kopf, in einer flachen trockenen Mulde. Ueber den Kopf ist ein bunter Rock und der obere Teil des blutigen Hemdes gezerrt, der untere ist abgeschnitten oder abgerissen. Rumpf und Oberschenkel sind nackt, an den Armen hängen, wie mit Gewalt darübergezogen, zwei Leibchen und Reste der Hemdärmel. Die Beine sind mit roten Barchenthosen, gestreiften Wollstrümpfen und Schnürstiefeln bekleidet. Besonders fällt auf, daß der ganze Körper stark gekrümmt ist. Die Unterschenkel sind in einem scharfen Winkel vqp den Knien ab nach innen umgebogen. Am Kopf, der von Blut stark befleckt ist, stellen die Aerzte mehrere Wunden fest. Die dunkelrötlichen Haare kleben zusammen. Unter dem toten Körper hat sich eine kleine Blutlache gebildet, auch ein paar Steine daneben sind blutbespritzt. (Fortsetzung folgt.)
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14 (2.10.1934) 230
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