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Freitag, 5. Oktober 1934
Nr. 233
Llquiaicrung des B.d. L?
Macdonald wieder aktiv? London  . Ministerpräsident Macdonald kehrte in Begleitung seiner Tochter Isabella nach seinem langen Ferienaufenthalte in Kanada   nach Eng« land zurück und landete Donnerstag früh in Liverpool  . Von dort begab er sich unverzüglich nach London  . Die Berichterstatter melden, daß Macdonald äußerst frisch aussieht. Er wird am Freitag von einem Augenspezialisten untersucht werden.
demokratischen deutschen   Christlichsozialen aufs innigste herbeigesehnt wird, die Zügel der un­umschränkten Macht ergreife.. Die Gefahr für die junge spanische Repu­blik und fir die Arbeiterklasse, von der klerikal- monarchistischen Reaktion abgewürgt zu werden, ist natürlich durch die Einsetzung des neuen Mini- steriums Lerroux nicht kleiner geworden. Schon die von den Mordchristen als schwächlich bezeich. nete bisherige Regierung Samper hat alle Mit- tel angewendet, um eine Situation zu schaffen, die es ihr ermöglichen sollte, gegen die geeinigte Arbeiterschaft vorgehen zu können. Es ist wahr, daß das Land im Revolutionsfieber schauert und daß die Arbeiter. gewarnt durch die Vorgänge in Deutschland   und Oesterreich, entschlossen sind, sich von der katholisch-monarchistischen Reaktion nicht ohne Widerstand abschlachten zu lassen. Doch ist es eine fette Lüge, daßauch der Marxis- mus Spaniens   zum Bürgerkrieg rüste". Darauf laufen vielmehr alle über Betreibung der kätho- lischen Volksaktion, das ist der klerikalen Fasci- sten, inszenierten Aktionen der Staatsmacht hin­aus, die einen neuenReichstagsbrand" nach Goeringschem Muster zu arrangieren sucht. Was- fen und Munition werden jetzt vpn der Polizei in großen Mengengefunden", ebenso werden Laboratorien zur Bombenerzeugung entdeckt und sogar ein vollständiger, bis ins Detail ausgear­beiteter Revolutionsplanfiel" ihr in die Hände. Obwohl nicht erwiesen erscheint, daß die beschlagnahmten Waffen für die Marxisten, da- gegen nachgewiesen wurde, daß die größten davon für die klerikal-monarchistischen Kreise bestimmt waren, hat die Regierung nicht gegen diese, son­dern gegen die sozialistische Arbeiterschaft ihre Schläge gerichtet. Jnsoferne haben die Klerikalen recht, daß in Spanien   ein neuer Umsturzsich vorbereitet", das heißt, das Zsil der Klerofascisten ist und die revolutionäre Unruhe, von der daS Land infolge der, infamen klerikalen Hetze erfüllt ist, wird sich unter der neuen halbfaseistischen Regierung noch steigern. Spanien   ist zur Zeit ein Revolutions­herd, der jeden Augenblick explodieren kann und dies nur, weil die Mächte, die zwei Jahrhunderte schrankenlos zum Unheil des Volkes geherrscht und das Land bankerott gewirtschaftet haben, das alle Herrentum wieder in Macht und Würde ein­setzen wollen, was die Vernichtung aller Errun­genschaften der Arbefterbewegung zur Voraus- setzung hat. Daß unsere Christlichsozialen bei diesem Abwehrkampf gegen die Unterdrückung der or- ganisierten Arbeiter und der mit ihnen sympa- thifierenden Linksrepublikaner mit ganzen Her- zen auf Seite der Reaktion stehen, verdient zur Kennzeichnung dieser Demokraten dem dop­pelten Boden festgehalten zu werden. 1
Wir haben vor einiger Zeit ein Rundschrei­ben der Henleinfront veröffentlicht, das die zwi­schen dem Sudetendeutschen   Landstand und der SHF getroffenen Abmachungen enthielt. Die Uebereinftimmung zwischen diesen beiden politi­schen Gruppierungen war auch bis zur Ver­öffentlichung dieses Dokuments kein Geheimnis. Aber es war der erste B e w e i s für das Zusam­menspiel zweier politischer Gruppen, deren eine in der Regierung unserer Demokratie vertreten ist, während die andere alle Nationalsozialisten um ihre Fahnen sammelt. Es ist bemerkenswert, daß sich besonders die landftändische Jugend um die Annäherung an die Henleinfront bemüht und daß diese Jugend in der Verfolgung ihres Zieles auch vor einer Ge­fährdung oder Vernichtung des Bundes der Landwirte keineswegs zurückschreckt. Ein Be­weis dafür sind die Betrachtungen, die in der po­litischen Jahresschau desDeutschen Landvolls- kalenders" über die Henleinfront angestellt werden: Die SHF baut sich unter Anerkennung des Staa­tes auf ständischer Grundlage auf, bedeutet also eine Fortsetzung der langjährigen Arbeit des Bundes der Landwirte, der sich als StandeSpartei dasselbe Ziel setzte. Die deutschen   Sozialdemo­kraten ließen zwar die ganze Zeit hindurch nicht­unversucht, die neue Bewegung als staatsfeindlich zu vernadern und sie als getarnten Ersatz für die aufgelöste DNSAP hinzustellen, ihr Endziel, daß auch die SHF aufgelöst werde, haben sie jedoch bis zur Stunde nicht erreicht, und zwar deswegen nicht, well der Bund der Landwirte seine schüt­zende Hand über die neue Bewegung hält, von der sich besonders die junge Landvolksgeneratioa «ine ersprießliche Zusammenarbeit zum Wohle des sudetendeutschen   Volkes erhofft." Daraus geht also hervor, daß die Tätigkeit der SHF nicht etwa eine Ergänzung, son­dern eine Fortsetzung der Arbeit des Bun­des der Landwirte sein soll, besten langjährige Arbeit damit überflüssig geworden ist. In das Streben nach völliger Totalität hat Henlein na­türlich auch das Aufgabengebiet des Bundes der Landwirte einbezogen. Das ging aus dem von UNS veröffentlichten Rundschreiben hervor, wird aber ebensosehr durch die Ausführungen des Dok- tor Hetz in der politischen Jahresschau des Land- volkskalenderS bestätigt. Die Jungen im Sudetendeutschen   Landsiand scheinen allerdings das Gefühl zu haben, daß die­sem Streben in der eigenen Partei noch einige Widerstände begegenen könnten. So haben sie denn ei» Programm zur Eroberung der Partei aufgestellt, das sie nicht einmal geheimhallen- ImDeutschen   Landvollskalen- der" schließt sich an die politische Javresschau em Aufsatz an. in dem demFreisinn" in der Land- volkSbewegung der Kampf angesagt und über den Gegensatz zwischen jung und all folgendes ge­sagt wird: Der Bund der Landwirte schuf.... eine straffe Organisation und stellte«in de« ZeiwerhLltniffen an gepaßtes Programm auf. Anfänglich vermochte er stch jedoch dem literalen Geist so wenig los- zusage» wie di« Deutsche Agrarpartei.(Die Bor. gängerin deS Bunde- der Landwirte. Die Redak­tion.) Später gelang ihm'das ater, wobei freilich zu bedenke« ist, daß niemand a»S feiner Haut heraus kann. Die in den alte» Anschauun­gen ausgewachsene» Anhänger der Par­tei suchen immer wiederliberaleJdeenznr Geltung zu bringe». Der Kampf, den
die Jungen gegen die Alten führte«, von Feinde» de- LaadstandeS mit Behagen beobachtet und glossiert, wird auf diese Weise verständlich. Die Jugend wird siegen, eben weil eS dir Ju­gend ist, die ja nicht ewig jung bleibt, sonder«» über kurz oder lang da- Schicksal de- LandstandeS in di« Handnehmen muß." Gustav Hacker   ist immerhin schon Vorsit­zender des Bundes der Landwirte und Wortfüh­rer des Sudetendeutschen Landstandes. Die Träume der Jungen scheinen in der deutschen Agrarpartei viel schneller zu reifen, als seibst Herr Dr. Hetz noch vor einigen Monaten gehofft hat. Der Kampfgegen den Liberalismus", den die landständische Jugend führen will, ist in Wirklichkell ein Kampf gegen die Be­jaherder Demokratie in den Rei­hen des B u'n deS der Landwirte und der Kanwf für die völlige Durchsetzung des! Sudetendeutschen Landstandes mit der Ideologie der SHF. Die spricht genau so über den Libera­lismus wie Herr Dr. Hetz; ihre Wurzeln hat diefr antiliberalistische Redeweise in der Propaganda des Herrn Goebbels  .
Uns dünkt, daß dieDeuffche Landpoft" es nicht notwendig hätte,Ein für allemal" hoch­mütige Antworten auf die Feststellungen von Tat­sachen zu erteilen. Sie hätte vielmehr die Pflicht, diese Tatsachen zu untersuchen; und die für den Sudetendcutschcn Landstand Verantwortlichen hätten die Aufgabe, diese Tatsachen aus der Well zuschaffen. Wie kann man eine Partei ernst nehme«, deren eigene Jugend ihre Liquidierung ankün­digt? Wie kann man an die politische Konsequeuz der Landstands-Politiker glauben, wenn sie ge­statten, daß ihre Jugendbewegung und ihr Schrift, tum von Nationalsozialisten betreut wird, die au- ihrer wahren Gesinnung noch viel weniger ein Hehl machen als die mit ihnen be­freundeten Totengräber des BdL aus der SHF? In wessen Namen spricht eigentlich Herr Spina? Im Name» jenes Volksteils, der dem BdL zum Zwecke der Tellnahme an einer demokrati­schen Parteienregirrung seine Stimme gab oder im Name» derer, die die Demokratie unter Zu­hilfenahme nationalsozialistischer Schlagworte bekämpfen? Wirkliche politische Konsequenz dürste mtt'llaren Entscheidungen nicht zögern. Der Na­tionalsozialismus wird nicht dadurch sympathi­scher und duldimgSwürdiger, daß er sich in einer an der tschechoslowakischen Regierung beteiligten Partei breitmacht.
Parlament in vierzehn Tagen Vorlase des Budgets In der ersten Sitzung
Wie die ParlamentSkorrespondeuz meldet, sachten gemäß dem Beschluß des Parlament-Prä­sidiums dir Borsitzenden der beide« Häuser der Nationalversammlung Dr. Stank! und Dr. Soukup de» Ministerpräsidenten M a l y p e t r auf u»rd besprachen mit ihm die Politische Lage sowie die Dispositionen betreffen- die Einberu­fung der beiden- Kammern der Rationalversamm' lang. Nach diese« Dispositionen wird die Früh- jahrStagung der Kammern in den nächsten Tagen geschloffen und die beiden Häuser werden um den 20. Oktober znr Herbsttagung einberufe« werden. Da der 20. Oktober ein Samstag ist, so dürfte die erste Sitzung wohl schon entweder ein
Der Betriebsterror Ein unglaublicher Fall Der KarlsbaderBollswille" schreibt: Auf der Anna-Zeche in GrünlaS, die einen gewissen Dr. Hans Weinkauf als Besitzer.hat, scheinen sich.in der letzten Zeit selt­same Dinge abzüspielen, auf die wir me Oeffent- lichkeit und besonders die amtlichen Stellen auf­merksam machen wollen. Die Belegschaft dieses Be­triebes in der Stärke von 60 bis 70 Mann ging vor zirka 14 Tagen daran, einen BetriebSauSschuß aufzustellen, welcher die Aufgabe gehabt hätte, die Rechte der Arbesterschaft zu sichern und zu ver­treten. Als die- Dr. Weinkauf und sein Ingenieur erfuhren, wurden die drei nominierten Betriebräte sofort ent­lassen. Ueber Einschreiten deS RevierbergamteS in Karlsbad   versprach dieser Ingenieur, di« Ent­lassungen wieder zurückzunehmen und die Gekün­digten wieder einzustellen, sowie die Rechte der Arbeiterschaft anzuerkennen. Kaum aber hatte der
bis zwei Tage früher oder erst am Dtzenstag der darauffolgenden Woche, d. i. am 23., erfolgen. Wie wir hereüs früher meldeten, besteht die Absicht, schon in dieser ersten Sitzung das Budget vorzulegen, dessen Entwurf am Donnerstag bereits einer Sitzung der politischen Minister un­terbreitet worden ist. Ein Achtmllllarden-Budget Der Gesamtbetrag des Budgets soll nach iw­offiziellen Meldungen acht Milliarden XL nicht überschreiten, also gegenüber dem Vorjahr um etwa 400 Millionen höher sein. Die Auftei­lung auf die einzelnen Ressorts steht jedoch noch nicht endgültig fest.
Vertreter des Revierbergamtes den Schacht vev» lassen, als die getroffenen Vereinbarungen ver­worfen und die drei aufgestellten Betriebsräte neuerlich gekündigt wurden. Die Herren gäbe« dann durch Anschlag bekannt, daß sich jeder Beschäftigte, der sich mit dem Borgehe« der Betriebsleitung einverstanden erklärt, auf einer Liste, welch« in der Werkskanzlei anflaz, unterschreiben soll«. Die Belegschaft konnte an diesem Tage eine halbe Stunde vor Arbeitsschluß zutage fahren, und hier versuchte dieser famose Ingenieur, Katz mit Namen, das Vorgehen der Betriebsleitung zu rechtfertigen. Die Belegschaft lehnte dieses provo­katorische Ansinnen, wie nicht anders zu erwarten war, einmütig ab. Und jetzt scheinen diese Herren aufs Ganze gehen zu wollen. Wie wir in Erfahrung brachten, wollen sie nun die alte Belegschaft rntlaffen nnd Neuaufnahme» vornehmen; den neuen Arbeitern wäre dann das Recht genom­men,«ine Vertretung zu wählen, da ja laut Gesetz jeder erst eine gewisse Zett beschäftigt sein muß, um wählen zu können oder um wählbar zu sein."
Copyright 198« by Michal Kacha Varia«, Png XIX HilSner lacht nur.Ihr seid ja alle ver­rückt!" Da versucht es der Freund auf andere Art. Ich geh jetzt in die Totenkammer, mir die Hruza anschauen. Kommst du mit?" Polda schüttelt den Kopf. Auch das noch, zu einer Toten, einer Erschlagenen soll er! So, du willst nicht. Dann weiÄen freilich alle Leute erst recht sagen, daß du es gewesen bist... daß du der Mörder bist." Und er fichr ihn mit einem unschönen Lächeln an. HilSner seufzt und sagt:Also komm!" Sie schleichen sich nach der Friedhofskirche. Dort beobachtet Skala den andern genau. Aber nichts Seltsames oder Auffallendes ist an ihm zu bemerken. Er wirft einen furchtsamen und neugierigen Blick auf den Leichnam und beeilt sich, wieder hinauszukommen. Früher hat sie mir besser gefallen," sagt er roh, wie um seine Ueberlegenheit zu beweisen. Schade..." Am nächsten Morgen wird er auf die An­zeige des Klenovec hin vor den Bezirksrichter geladen. Da' er sieht, daß die Affäre sich nicht von selbst erledigt, kriegt er es mit der Angst. Er glaubt am besten zu fahren, wenn er jede Frage, die ihm mit der Geschichte in Verbindung bringen will, einfach verneint. Die Ermordete, erklärt er, habe er nicht gekannt, dann muß er aber zugeben, daß er,..wenn er sie sah, Wohl wußte, wer sie war. Im Bresinawald sei es weder am Mittwoch noch am Donnerstag gewe- fo-
Diesmal war ihm aufgetragen worden, in seinem dunklen Feiertagsanzug zu erscheinen, um nochmals mit der Bomela konfrontiert zu wer­den. Die Aussage, die sie zu Protokoll gibt, ist im wesentlichen dieselbe wie gestern: Ich habe den Leopold HilSner nie gesehen, ich kenne ihn überhaupt nicht, und ich kann in ihm keinesfalls den Menschen wiedererkennen, der am Mittwoch Abend beim Bresinawald mit dem Stock in der Hand an mich herangetreten ist." Der Richter hält eS erst gar nicht für not­wendig, mit Hilsner ein Protokoll aufzunehmen. Er schickt ihn nach Hause. Sich allein auf der Straße zu zeigen, kann Hilsner nicht wagen. Ein Wachmann mutz ihn begleiten. Bor dem Tor des Gerichtsgebäudes auf dem Ringplatz erwartet ihn eine zusammen­geströmte Menge. Die Leute stützen Schmährufe aus, als sie sehen müssen, daß der krumme Hund, der Mörder, der Blutsauger fteigelassen worden ist. Die Stadt ist besessen. Gestern schon sind bei einigen Juden die Scheibe» eingeschlagen worden. Heute sitzen sie in der Judenstadt hinter geschlos­senen Fensterläden in ihren Wohnungen und Ge­schäften; der FeftgotteSdienst kann nicht abgehal­ten werden. Allerlei Fremde sind zu sehen, Leute aus Nachbarorten, sogar ein Prager, ein Herr vcm der Zeitung, soll angekommen sein. Jede Stunde läßt neue wilde Gerüchte ent­stehen. Am Ort des Leichenfundes hat ein Pol- naer Handwerker ein Paar Riemen entdeckt, die unter Moos und Reisig versteckt waren. Bald nachher finden sich auch mehrere Scherben. Klar, datz es sich um die Gebetriemen handelt, wie sie hie Juden bei der Verrichtung ihrer Morgen­andacht verwenden, und um das Gefäß, in wel­chem das ausströmende Blut des Opfers aufge­fangen wurde... In der ungeheuren Be­wegung, die solche und ähnliche Entdeckungen Her­vorrufen, gcht die gerichtliche Feststellung, daß ein
plumper provokatorischer Schwindel vorliege, unter. An diesem Tag wird Agnes Hruza beigesetzt. Wer irgend abkommen kann, ist dabei. Eine mächtige Welle von Mitgefühl strömt der Mutter und dem Bruder entgegen. Aber die beiden tra­gen wie immer ihr mürrisches und gedrücktes Wesen zur Schau. Einige böse Mäuler, die schon seit Samstag mit dem Verdacht hausieren gehen, der Johann habe mit der Sache mehr zu tun als der Polda, man solle sich den Burschen nur ge­nauer ansehen, er habe doch immer eine Wut auf die Schwester gehabt und ihr Erbteil nicht aus­zahlen wollen, und das Stück von der Maurer­schürze gebe auch zu denken, und seine Roheit bei der Leiche sprech« Bände, diese Nörgler und Wich­tigtuer, die sicherlich von den Juden dafür be­zahlt bekommen, behaupten im Wirtshaus nach der Bestattung, der Johann habe die rechte Hand imnier in der Tasche behalten, und als er beim Beten beide Hände falten muhte, habe er den Hut so angefatzt, daß man ihm nicht auf die Finger sehen konnte. Auch zum Gruß, sagen sie, gebe er nur die Linke, gewih sei die andere zerkratzt. Und um den Hals trage er ein Tuch, das man sonst auch noch nie bei ihm gesehen habe.... Aber die bestochenen Schwätzer werden rasch zum Schweigen gebracht. Die Volksstimme verlangt, datz etwas ge­schehe. Man kann doch den Hilsner, den Verbre­cher, nicht einfach laufen lassen! Also begeben sich Klenovec und Sedlak noch einmal in die Wohnung, stöbern sie gründlich bis in jeden Winkel durch und untersuchen die alten Kleider, die die Mutter zusammengeschnorrt hat. Den hellen Anzug wol­len sie finden, den die Vomela an dem Menschen im Wald gesehen hat. Eine graue Hose ist wohl da, ein abgetragenes Stück mit ein paar rost­braunen Flecken, aber dafür interessieren sie sich nicht. Polda selbst gibt nur alberne Antworten. Sein Freund Vesely ist bei ihm, und ihm will er zeigen, datz er sich von den Herren nicht imponie ­
ren lässt. Wo der helle Anzug sei, ftagt man ih» zum x-tenmal. Der hängt in der Lust, erwidert er frech. Da wird eS dem Postenführer, den die Erfolglosigkeit ohnedies nervös macht, zu bunt. Soll er sich von dem Judenbuben auch noch Un- verschämtheiten gefallen lassen? Der hat es nötig, mit einer Amtsperson, einer höheren Be­hörde, Witze zu machen! Wo es doch trotz feinem Leugnen erwiesen ist, dass er am Mittwoch in der Bresina war. Und er verhaftet ihn. Jetzt werden sie alle einsperren, die nicht arbeiten," sagt HilSner zu Vesüy und lässt sich abführen. DaS Signal ist gegeben. Die Polnaer sehe» in der Verhaftung den erbrachten Schuldbeweis. Am Abend rotten sich ein paar hundert zusammen. Mtt Stöckey und Beilen gehen sie gegen die stoi­schen Geschäfte vor. Sie schlagen kaputt, was nicht niet- und nagelfest ist. Die wenigen noch unversehrten Fenster der Synagoge und der jüdi­schen Wohnungen gehen in Trümmer, und in das Splittern von Glas und Holz klingt das Geschrei der Männer und Weiber und das Lied von.Blitz und Hölle". Die Ortspolizei ist weder stark ge­nug noch bereit, energisch einzugreifen. Der Ge» richtsvorsteher ruft telephonisch die Gendarmerft von Deutsch-Brod  , der nächsten böhmischen Stadt» zu Hilfe. Nach ein paar Stunden ebbt die Erregmptz ab. Im Wirtshaus von Bitek geht es lustig zu. Das andere, das sonst die Juden besuchen, hat längst Tür und Fenster fest verschlossen. Am folgenden Morgen sieht es aus, als fei die Ruhe wiederhergestellt. Die auswärtigen Gendarmen haben die lautesten Schreier fester« nommen. Das Gericht wird sie zweifellos ganz gehörig verknaxen man weiß doch, welche« Einstuß die Juden bei den Aemtern hchbep (Fortsetzung kolgt.)