Setter Dienstag, 9. Oktober 1934 Nr. 236 Proletarischer Sport und Einheitsfront Kongreß der SASI entlarvt die Abschluß der Beratungen Noch während auf dem Kongreß der SASI über die Beziehungen zur Kommunistischen Sport- Internationale beraten wurde, erschien in bürger­lichen Blättern die Mitteilung, daß eine Boxer- mannschast, die ausdrücklich als Mannschaft der kommunistischen   Sport- Internationale bezeichnet wurde, im Prager   Winterstadion gegen eine bürger­liche Mannschaft antteten wird. Der Kongreß beauftragte daher am Sonntag das Prä­sidium, vor den Verhandlungen mit Moskau   erst gründliche Aufklärungen über die sportlichen Wett­kämpfe der Sowjetsportler mit den bürgerlichen Verbänden zu verlangen. In dem Schreiben, das bom Präsidium der SASI an das Sekretariat der Roten Sportinter­nationale gerichtet wurde, hell es: Sie schlagen«nS vor, daß wir gemeinsam gegen die Fascisicrung und Militarisierung der Maffen durch den bürgerlichen Sport" kämpfen, ferner, daß wir mrS gemeinsam alseinen macht­vollen Faktor dem bürgerlichen Sport entgegen­stellen" solle«. ES ist zumindest eigenartig, daß Die uns ein solches Anbot schicken und zur glei­chen Zett eine Mannschaft zu eben jenen bürger- lichcn Sportverbänden entsenden, die wir angeb­lich gemeinsam bekämpfen sollen. Im Auftrage d«S VH. Kongresses der SASI«erlangen wir eine sofottigr Aufklärung der Angelegenheit, denn für uns war es bisher eine Selbstverständlichkett, daß sich klaffenbewußte proletarisch« Sportverbände nicht dazu hergeben dürfen, den bürgerlichen Sporwer- bänden Reklamedienste zu leisten." Die Auffasiung des Kongreffes über die Frage selbst wurde in folgender Entschließung niedergelegt: Voraussetzungen der Einheitsfront Das Exekutivkomitee der Roten Sport- Internationale hat eich mit einem Schreiben vom LL. September an die SASI gewandt und. die Einleitung von Verhandlungen zwischen beiden Organisationen angeregt. Der VII. Kongreß der SASI hat die Krage der Zusammenarbeit der beiden prole­tarischen Sportorganisationen mit Ernst und Gewissenhaftigkeit geprüft und wird für sei nen Teil alles tun. was möglich ist, um sie zu einer befriedigenden Lösung zu führen. Der VII. Kongreß der SASI verweist auf den Beschluß der Züricher Bürositzung vom Jänner d. J. Dieser Beschluß gibt den, der SASI angeschlossenen Landesverbänden be­reits die Möglichkeit unter gewissen Voraus- Setzungen mit den russischen Sportorganisa­tionen einen Sportverkehr zu pflegen. Der VII. Kongreß der SASI beauftragt «ein Präsidium, mit dem Exekutivkomitee der R. 8. /. in Verhandlungen einzutreten, unter welchen Bedingungen ein Sportverkehr zwi­schen den beiden internationalen Arbeiter­sportorganisationen möglich wäre. Als selbst­verständliche Voraussetzung eines solchen Sportverkehrs erachtet der VII. Kongreß der SASI die prinzipielle Ablehnung jedes Sport­verkehres mit den bürgerlichen Sportverbän­den. Die Verhandlungen mit der R. 8.1. erfol­gen selbstverständlich im engsten Einverneh­men mit der 8. A. I. und dem I. G. B. kommunistische Doppelzüngigkeit Wie wunderlich sich diese Dinge in den Köpfen der Kommunisten ausmalen, geht daraus hervor, daß eine Delegation der Reichenberger kommunistischen Turner und der sogenannten Arbciter-Radfahrer- Oppositton zu Verhandlungen nach Karlsbad   kam. Sie wurde natürlich weggeschickt. Ded Kongreß beschloß weiter eine Protest- kundgebung gegendie Unter­drückung der Arbeitersport­bewegung im Saarland   und in Danzig  . Der kämpfenden Arbeiterschaft in Spanien   wurden die Sympathien des Kongreffes ausgedrückt. Die wetteren Verhandlungen am Sonntag be­schäftigten sich zunächst mit den technischen Aufgaben und den internattonalen Beziehungen. In seinem Referate zu diesem Punkte behandelte Bühren die Werbearbeit«, vor allem in der Jugend und bei den Frauen, den Kampf gegen die fascifttschen Organi­sationen, neue Formen der Körperkultur und die Frage eines Sportabzeichens. Olympiade Antwerpen   1937 Aus den Referaten, die zu diesem Punkte die Belgier   Devlieger und Grandry erstatteten, geht hervor, daß die Belgier alles unternehmen wol­len, um die Olympiade zu einer machwollen Kund­gebung des proletarischen Massensports zu gestatten, zu einer Manifestatton, die die' engste Zusammen­arbeit mit der SAJ und dem JGB zeigen soll. In den Sttaßen Antwerpens   werden gewalttge Maffen belgischer, holländischer und französischer Arbeiter mobilisiert werden. Die Referenten sind der Ueber- zeugung, daß die Arbeiter-Olympiade die bürger- Bündnis KramäfStfibrnv Die Blockbildung auf der tschechischen Rech­ten geht dem erwarteten Ende entgegen. Bon der großenNationalen Opposition" ist dabei nur das Fusionsgeschäft der Nationaldemokraten mit der Stribrnh-Liga übriggeblieben, nachdem dir tschechischen Gewerbetreibenden ihre Beteiligung abgelehnt hatten. Die erklärt.fascifttschen Grup­pen in G a j d a s Umgebung konnten noch nie länger als für vierzehn Tage unter einen Hut gebracht werden und alle.Fronten", welche in dieser dunklen Zone des politischen Lebens ent­standen, zerstoben nach kurzer Zeit, weil ent­weder Gajda ausgeschloffen wurde oder die an­deren arrsschloß. S t k t b r n h und H o d a k. welcher bei den Nätionäldemokrgten die Linie ängibt,' sind am stärksten an einer Einigung interessiert, weil das Wenige, das sie noch haben, ihnen verloren zu gehen droht. Die Opposition hat den National­demokraten nicht gut getan. Nachdem sie wegen der Devalvation die Regierung verlassen hatten, haben sie polittsch Schlag auf Schlag erlitten. Die Par­tei, welche gemeinsam mit sechs anderen Gruppen in den letzten Wahlkampf gezogen ist, hat nicht einmal ihre Abgeordneten beisammen halten kön­nen. Zuletzt sind der Vertreter der gelben Ge­werkschaften Abg. H u d e c und der Führer des slowakischen Flügel» Dr. I v a n k a abgefallen. Illusionen über die Zukunft der zerrütteten Par­tei können sich K r a m a t und HodaL nicht machen. Um die Liga ist es nicht besser bestellt. Bor liche Olympiade in Antwerpen   übertreffen wird, daß sie aber auch unter den jetzigen schwierigen Veriält- niffen bestehen wird gegenüber den Olympiaden von Frankfurt   und Wien  . Die Stadt Antwerpen   wird ein großes Stadion, verschiedene kleinere Sport­anlagen, eine Radrennbahn, Hvei Schwimmbassins, eine sehr große Halle für leichtathletische Uebungen und einen großen Festsaal zur Verfügung stellen, außerdem sämllicheS Material für die Bauten und die Ausschmückung der Stadt. Zur Finanzierung der Olympiade soll ein Beitrag von einem belgischen Francs(ungefähr 1) eingehoben werden. Außer­dem soll eine Nattonallotterie veranstaltet werden. Die Finanzen der SASI Infolge des Ausscheidens großer Länder mußte die Finanzgebarung der SASI auf eine neue Grund­lage gestellt werden. Nach eingehender Beratung wurde infolgedessen beschlossen, eine Erhöhung des bisherigen MitgliedSbeitrage» um 60 Prozent, also von 8 auf 12 Heller pro Jahr und Mitglied durch­zuführen. Neuwahl des Büros Aus den gleichen finanziellen Erwägungen heraus kam der Kongreß zu dem Beschluß, eine Verkleinerung der Leitung der SASI vorzuneh­men. Es wurde ein Büro gewählt, bestehend aus Dr. Julius Deutsch(Präsident), S i l a b a- Prag  (Sekretär), Bühren(techn. Leiter), Heinrich Müller  (Pressedienst) und bis zur Olympiade Devlieger-Belgien. Bei wich- ttgen Fragen wird die Länderkonferenz einbe­rufen. Die übrigen Wahlen erfolgten vorschlags­gemäß. Als nächster Tagungsort der SASI wurde Antwerpen   in Aussicht genommen. Nach Erledi­gung der Anträge fanden die von kameradschaft­lichem Geiste getragenen Beratungen in den Nach­mittagsstunden ihren Abschluß. wenigen Tagen ist, ipit dem Leiter der Stkibrnh- Blätter Dr. K a h ä n e k an der Spitze, eine Reihe von Redakteuren zu den Agrariern übergcgangen. Die Organisationen haben außerhalb Prags   nir­gends festen Fuß gefaßt. Stkibrnh steht jetzt auch vor dem wirtschaftlichen Zusammewbruch. Sein einziges Aktivum ist diMluflage seiner Zei­tungen: Eben da», was den Nationaldemokraten fehlt. Unter solchen Verhältniffen soll sich die Eini­gung zwischen Kramät und Stkibrnh vollziehen. Das Vorbild der politischen Peripherie kann da­bei nur gewinnen, verlieren wird dabei unter allen Umständen Dr. Kramäk, auf welchen nach einer besseren Vergangenheit der Schatten eines Stkibrnh fällt. Das Geschäft vollzieht sich unter der Devise: Stkkbrnäs Presse für die Nationaldemokraten, nationäldemokrätische» Geld für Stkibrnh, Diese Methode einer gegenseitigen Sanierung lag ja beiden Partnern nahe. Stribrnhs Virtuosität bei Ueberweisungen von einem Konto auf das andere kennt man aus den Prozessen, die ihn mehr als arg ramponierten, zur Genüge. Die Hintermän­ner der Danken- und Jndustriellenpartei wie­derum versuchen nicht zum erstenmal, zwei ver­krachte Unternehmen durch eine Fusion zu einem prosperierenden zu machen. Vom Erfolg scheinen sie nicht überzeugt zu sein. Die neue polittsche Handelsgesellschaft will eS wie verlautet vorläufig einmal mit einer Wahlgemeinschaft ver­suchen. Wenn diese so auSgeht, wie die bisherigen der Nationaldemokratie oder da» zerfallene Bünd­nis Gajda-Stribrnh, dann ist schade um das Geld, welches Preiß und Hodail heute investieren. Gemeindewahlen in Haselbach Trotz Untern eh merdruck rote Mehrhett Bei der Gemeindewahl, die Sonntag in Haselbachim Bezirk Falkenau stattfand, konnte unsere Partei ttotz der ungeheueren Agitation der SHF und trotz dem ungeheueren Druck, unter dem sich die Arbeiter des dortigen MeierhofeS der Montanwerke gestellt sahen, ihre Position behaup­ten. Die SHF hat neben den früheren Stimmen der Nazi noch einige(im ganzen 28) von den anderen Parteien erhalten. Daß wir ein Mandat weniger haben als im Jahre 1931, ist darauf zurückzuführen, daß der Berwatter des genannten Meierhofes mit auf der SHF-Liste kandidierte. Welchen Einfluß diese Kandidatur hatte und unter welchem Druck die Arbeiter standen, beweist die Tatsache, daß auch die tschechischen Arbeiter, die am Meierhof beschäfttgt sind, die Henleinliste wählten, so daß auch unsere tschechischen Genossen 16 Stimmen verloren haben. Die rote Mehrheit, die seit dem Jahre 1919 in dieser Gemeinde be­steht, konnte aber nicht beseitigt werden. Nachstehend das Resultat: 1934 1931 St. M. St. M. Deutsche   Sozialdemokraten 178 6 195 7 Tschech  . Sozialdemokraten 64 2 80 2 SHF 164 5 136 4 Freisoziale.... 61 2 72 2 467 483 Die deutsche Sozialdemokratie hat also 38.1 Prozent aller abgegebenen Stimmen auf sich ver­einigt gegen 40 Prozent im Jahre 1931. Man konnte uns also mit aller Agitation nur knappe zwei Prozent Stimmen abnehmen. Sudetendeutscher Helmatbund** Wie dieLidove Noviny" melden, entfaltet der vom ehemaligen Abgeordneten Krebs   ge­führteSudetendeutsche Heimatbund" in Deutsch­ land   in letzter Zett eine rege Tätigkeit. Der Dresdner Anzeiger" veröffentlichte dieser Tage eine Kundgebung der obigen Organisation, es mögen sich alle Sudetendeutschen, welche in Deutschland   leben, in diese Organisation melden. Durch Vereinigung in der Organisation sollen sie ihre Raffenbrüder in den sudetendeutschen   Pro­vinzen in ihrem Kampfe für Raffe und deutsche  Kultur moralisch unterstützen". Die Zugehörigkeit zum Heimatbund sollEhrenpflicht" jedes in Deutschland   lebenden Sudetendeutschen   sein. Hoffentlich werden diejenigen in Deutschland  lebenden Sudetendeutschen  , die nur ein bißchen in- nern Zusammenhang noch mit dem Staat haben, der ihre Heimat ist, sich von dieser irredentistischen, nur dem Hakenkreuz dienenden Organisation fern hakten. Reorganisterung der tschechisch- klerikal-» Presse. WieL. N." mittcilen können, werden im Zuge der Neugestaltung der Preffe der tschechischen Vollspartei die BlätterL i d" undP r a jj s k h Vekernik" ausgelassen. Das bisherige Haupt­blattLidove L i st y" wird von nun an nur sechs Seiten haben und aufhören, sich Zentral­organ der Partei zu nennen. Damit würde sich auch in dieser Richtung die seit einiger Zeit beob­achtete Erscheinung bestätigen, daß di« mährische« Organe der Partei, die Dr. Sramek am nächsten stehen, in vielen Dingen eine Haltung einnehmen, welche den Ansichten des vom Abg. Stasek geführ­ten böhmischen Flügels widerspricht. 16 BRUNO ADLER  : Dabei vernahm er einen scharfen gedehnten Pfiff. Hilsner war es bestimmt nicht. Dagegen könnte eS derselbe Fremde gewesen sein, der einige Mädchen angesprochen und erschreckt hat. Und nochmals erllärt die Mutter Hruza: sie wisse nicht das geringste anzuführen, waS auf die Spur des Mörders weist. Agnes habe mit niemand Feindschaft gehabt, zu Hause herrschte Eintracht, die Geschwister liebten einander. Etwas habe sie allerdings bisher anzuführen vergessen: In der vorigen Woche habe ihre Tochter einmal erwähnt, daß vor dem HauS der Prchal ein Jude gestanden und sie ganz sonderbar angesehen habe. WaS für ein Jude das war, das habe sie nicht ge­sagt. Gesprochen hätten die beiden miteinander nicht.Den Leopold HilSner aber kannte sie, denn sie erzählte einmal von ihm, daß er ein ausgelern­ter Schuster sei und daß er nichts mache." An diesem Tag, dem S. April, verhaftet man in Kuttenberg   einen Vagabunden, den dreißigmal vorbestraften Mallovsky, für dessen Täterschaft verschiedene Anzeichen sprechen. Nicht nur die Juden atmen erleichtert auf; auch dem Richter ist vor der Bewegung, die die Stadt erfaßt hat, angst und bange. Unerdeflen ist die Frist abgelaufen, in der die Aerzte ihr Gutachten abzustatten haben. Bom 6. April datiert, bezeichnet eS die Schnittwunde am Hals al» Hauptursache de» Tode  ». Der Schnitt sei wahrscheinlich mit einem starken Messer auS- geführt worden. Die Familie HilSner ist in Polna ihres Leben» nicht sicher. Da sich auch die Glaubens ­genossen hüten, für sie etwas zu tun, wird sie von der Behörde auSgewiesen. Marie Hilsner, ihre verkrüppelt« Schwester und der jüngere Sobn Blut abzapfen, im Kerker geschmachtet. Jetzt er­kennt er die Chance, die sich seiner Rehabilitie­rung, seinem Blatt und seinen polittfchen Inter­packen ihren Kram zusammen und lassen sich indessen bietet. Jetzt mobilisiert er die Wiener  . Ernst die Gemeinde Groß-Meseritsch   abschieben, wo sie die Heimatzuständigkeit besitzen. Gern werden sie dort nicht ausgenommen, aber sie haben ein Recht auf Obdach, und weil sie bei Juden keine Unter­kunft finden, müssen sie anderswo Ouartier neh­men. Die christliche Wirtin wird jedoch mtt Droh­briefen so lange bearbeitet, bis sie Furcht bekommt und die unbeliebte Gesellschaft auf die Straße setzt. Nun muß die Gemeinde sich ihrer annehmen Der Raum, in dem man sie unterbringt, ist so klein, daß sie eine Truhe und einen Küchenschrank bei dem Tempeldiener einstellen, und der bewährt die Klamotten in der sogenannten Alten Syna­goge auf. Wo ist das Blut?"' Anfang» sind es nur die kleinen Zeitungen de» flachen Lande» und ein paar klerikale und chauvi- nisttsche Prager   Winkelblatter, die sich um den Polnaer Mädchenmmord kümmern. Sie ergehen sich ausführlich in der Beschreibung der Tat und geben de» VolkeSstimme, die radikale» Einschreiten gegen die Pest der Religionsverbrechen fordert, reichlich Raum und Nachdruck. Zur Aufmunterung der Dörfer und Landstädte mag das genügen; den Fall in seiner ganzen Bedeutung aufzurollen, wird aber erst von Wien   aus, der Hauptstadt und! dem Sitz des österreichisch  -ungarischen ReichSrats, I gelingen. Das bedeutet frellich, daß man sich mit den Deutschen   einlaffen muß, mit den völlischen Tschechenfreffern noch dazu, aber das gemeinsame Interesse ist diesmal stärker al» der nationale Gegensatz. Ein kleiner Prager   Journalist stürzt sich gierig auf den Fall. Er ist kein Konjunkturjäger, schon vor Jahren hat er für seine Ueberzeugung, daß die Juden in Böhmen   und Mähren   den christ- lichen Jungfrauen bei jeder paffenden Gelegenheit Schneider, an den er sich wendet, ist zwar ein Führer der völlischen Gruppe, er selber ein tsche­chischer Nationalist. Mer ebenso wie die Radikalen in Wien  , obwohl antiklerikal und Bahnbrecher der Los von Rom  "-Bewegung, mit den Christlich­sozialen einen parlamentarischen Block bilden, werden sie auch mit den verhaßten Tschechen gehen, wenn die Sache der Antisemitismus e» verlangt. Und wer wäre besser geeignet, den Fall zu übernehmen, als dieser Sckmeider, der uner­müdlich« Kämpfer gegen die Judokratie. Sein« Feinde sind zwar zahlreich, sie nennen ihn, der eS vom kleinen Agitator zum wohlhabenden Mann und polittfchen Machtfaktor gebracht hat, noch immer den Mechaniker, sie verübeln ihm, daß er Unterschriftsstempel und Stimmzettel gefälscht hat und der Verleitung zu falscher Zeugenaussage überführt wurde, aber sie konnten nicht verhin­dern, daß sein Einfluß und seine Volkstümlichkeit dennoch wuchsen. Schneider hat al» erster die glückliche Formel gefunden, zwischen Menschen und Juden zu unterscheiden. Er ist der richtige Mann. Sehr geehrter Herr! In Polna   wurde ein 19jährige» Mäd­chen, Agne» Hruza, von einem Juden ermordet. Nachdem dort ein jüdischer Richter ist, so macht er jetzt schon Versuche, di« ganze Geschichte tot- zuschweigen. Der jüdische Mörder wurde gesehen von Frau Bomela, Gemahlin des Gemeinde­vorstehers, und war da» ein gewisser Leopold HilSner  , 22jähriger Jude. Der Jude hat die Frau ergriffen, und nachdem er gesehen hat, daß das nicht dieselbe ist, auf di« er.wartete, hat er sie losgelassen und gleich darauf wurde ermordet die ledige Aneschka Hruza. Der Jude wurde infolge Drängens aller Leute verhaftet, aber von dem jüdischen Richter bald losgelassen. BUte bei dem Justizminister gleich einzuschreiten, damit eine unparteiische Gerichtskommission mit der Sache betraut werde, sonst ist der jüdische Richter imstande, alle Spuren des Mörders zu vertilgen und ihm zu helfen; wir haben schon sehr viel« Bei­spiele seiner schreienden Parteilichkeit. Ich habe das in derCeflt Zäjmh" ver­öffentlicht, die Nummer wurde aber wie ge­wöhnlich konfisziert, deshalb habe ich keinen Weg als nur mich an Ihnen zu wenden und zu bitten um energisches Einschreiten. Gefahr im Verzüge. Mtt Gruß Ihr ergebenster Jaromir Husek. Schneider ist der richtige Mann. Ob die Behauptungen dieses Briefes zutreffen, ist vorcrst nebensächlich. Justizminister ist Ignaz Edler von Ruber, mtt ihm wird Schneider leicht fertig werden. Es gab doch da' unlängst einen Skandal, über den ganz Wien   gellatscht hat. Gegen den Sohn eines adligen Großindustriellen schlvebtc eine Anklage, und zwar, selbstverständlich, da eS sich um geadelle Juden handelte, wegen eines Stttlichkeitsvergehens. Eines Tages aber wurde das Verfahren glatt niedergeschlagen. Man nannte in den Kaffeehäusern die Summe, die das den reichen Vater gekostet haben soll. Schneider weiß natürlich genau Bescheid, und dieses Wissen bringt er mit dem Brief seines Kollegen Husek und den Beschimpfungen des Gerichts vor den Minister. Nach dieser Unterredung veröffentlicht er das Schreiben imDeutschen VolkSblatt", und zu seiner Genugtuung darf er berichten, daß die inzwischen erfolgte Verhaftung des HilSner aus seine Intervention bei Ruber zurückzuführen sei. Zugleich übernimmt das Blatt eine Darstellung der rituellen Bluttat aus der Prager  Politik", hebt durch Fettdruck hervor, daß die Wunde der Ermordeten von einem Ohr bis zum andern reichte, und bemerkt:ES handelt sich wohl wieder um den sogenannten Schächtschnitt. D. Red." (Fortsetzung folgt)