Nr. 236 Dienstag, 8. Oktober 1934 Seite 5 Ei» betrügerischer Gesandter Kaunas  . In dem Korruptionsprozesse gegen den frjcheren litauischen Gesandten in Berlin  (zuletzt Gesandter in London  ), Sid- zikausk a s, wurde am Sonntag das Urteil ge­fällt. Es lautet auf sechs Monate Gefäng­nis mit dreijähriger Bewährungsfrist. Sidzikaus- kas war beschuldigt, Gelder in der Höhe von 8 8.0 0 0 Mark, die er für die Ernennung von Ausländern zu litauischen Ehrenkonsuln erhalten hatte, nicht ihrer Bestimmung zugeführt zu haben. Zwei Mädchen überführen Budapest  . Der Autotaxi-Unternehmer aus Lukenec in der Slowakei   Adalbert L ö w y, der Sonntag abends mit drei Passagieren von Luke- nec in Budapest   eingetroffen war, hat auf der Straße zwischen Budapest   und Ujpest zwei Mäd­chen im Alter von 13 und 6 Jahren tödlich überfahren. Löwy wurde zur Polizei­hauptmannschaft Ujpest stellig gemacht. Er gab an, er habe alle Vorschriften eingehalten, habe aber in der Finsternis die beiden Ueberfahrenen nicht bemerkt. Die Augenzeugen bestätigen diese Aussagen. Montag nachmittag wurde eine Fach­kommission an Ort und Stelle entsandt, um die Richtigkeit der Angaben Löwhs zu kontrollieren. Ei« Masaryk-Denkrnal in Boskowitz  Sonntag fand in Boskowitz   die feierliche Enthüllung eines Denkmals des Präsidenten der Republik   T. G. Masaryk   statt, die in eine macht­volle Manifestation der Liebe und Verehrung die­ses Gebietes für den Präsidenten der Republik  auSklang. Ein Umzug durch die Stadt hielt auf dem Platz vor dem Bezirksamt, wo sich das Denk­mal befindet. Die Festrede hielt Oberst Randak aus Olmutz  . Dann übergab der Schöpfer des Denkmals, der Legionär Professor L. Schmidt, es der Fürsorge der Stadt Boskowitz  . Von der Versammlang wurde ein Huldigungstele­gramm an den Präsidenten der Republik   nach Lany gesandt. Als letzter Redner sprach der Bür­germeister der Stadt Brünn  , Tomes. Gleichfalls am Sonntag fand in B a s t(po­litischer Bezirk Prag  -Land) die feierliche Enthül­lung eines Denkmals für Antonin S v e h l a statt. Erzbischof Fgnaz Rieder ist nach längerer Krankheit Montag in Wieim 77. Lebensjahr gestorben. Selbstmord deS Berlegers Fritz Wreede? Aus Berlin   wird gemeldet: Der Berliner  Verleger Fritz Wreede, der Mitinhaber des TheaterverlageL Felix Mach Erben, wurde fest Mittwoch voriger Woche vermißt, bis er Sonniag Nachmittag am Ufer des PichelseeS tot a u f« gefunden wurde. Der Tote wies eine Schuß­wunde an der rechten Schläfe auf. Der Verleger, der länger? Zest hindurch unter starken Gemüts­depressionen zu leiden hatte so wird eben aus Berlin   gemeldet hatzweifels­ohne Selbstmord" begangen; er babe sich den Schuß vermutlich auf der Frey-Brücke in Span­ dau   beigebracht und sich dann ins Wasser ge-, stürzt. Das Wahlrecht. Das Wahlrecht in der So­ wjetunion   bestimmt bekanntlich, daß nur Men­schen, die eine für die Gesellschaft nützliche Arbett leisten, wählen dürfen. Leute, die ftemde Perso­nen zu Gewinnzwecken angestellt haben und solche, die von arbeitslosem Einkommen leben, sowie die Exponenten des zaristischen Regierungssystems sind vom Wahlrecht ausgeschlossen. Es tut der.Deutschen Presse" weh. daß es in der So­ wjetunion   keine Gleichheit im Wahlrecht gibt. Sie ist nämlich dafiir, daß vie Gleichheit nach dem System Dollfuß   eingerichtet wird: die Wahlen werden überhaupt abgeschafft und die Nichtstuer diktieren über die Arbeitenden. Uns dünkt, die .Deutsche Presse", die nicht müde wird, dem Kleriko-FascismuS Hossiannah zu fingen, hat jedes moralische Recht verwirft, über die Gerech­tigkeit irgendeines Wahlsystems zu urteilen. Der Alkoholismus im Rückgang. Das e n g- l i s ch e Innenministerium veröffentlicht eine Statistik. Darnach sind in den Jahren 1825 bis 1929 jährlich durchschnittlich 68.500 Menschen wegen Trunkenheit bestraft worden. Im Jahre 1932 waren es nur noch 33.800. Im Einklang damit steht der Rückgang der Roheitsdelikte. Es wurden wegen Roheit gegen Kinder bestraft: im Durchschnitt der Jahre 19251929: 1127 Per­sonen, 1931: 891 Personen, 1932: 725 Perso­nen. Nach englischen Zeitschriften sind in Groß- Britannien im Jahre 1933 224.845 Millionen Pfund Sterling   für belauschende Getränke(Bier, Wein, Branntwein usw.) ausgegeben worden. Das sind 3.3 Prozent weniger als im Jahre 1932. Diese Summe nach dem heutigen Pfund- Sterling-Kurg umgerechnet ergibt auf den Kopf der Bevölkerung einen Alkoholverbrauch von rund 600 Kd. Handelsplatz der Wikinger anSgegrabm. Das Kopenhagener Rationalmuseum hat auf einem alten Burgplatz cmf Seeland  , in der Nähe von Slagelse  , Ausgrabungen anstellen lassen, die ,u der Entdeckung ^jE^Merfiedlung führten. Diese Siedlung, die eme. nurvehnung von etwa zweieinhalb Hettar hat e" on Wall umschloffen. Etwa 20 Herd- ft, S' ien freigelegt werden. Man mmutt an. «m einen Handelsplatz handelt, der Ju­nten Bu?av^" ZL^e De Fund- in dem stellt^*' b-7^r'gens den Namen Trälleborg SL'LE>_größte frühgeschichtliche Siedlung dar di« brSher in Dänemark   ft-igelegt werden konnw. Einer, der 67 Brandlegungen eingesteht Ein Pyromane der Schrecken des Böhmerwalds In der Nähe von Winterberg   wurde dieser Tage der Slowake Alexander verhaf­tet, der als gefährlicher Brandstifter lange Zett der Schrecken des Böhmerwalds war. Er hielt es auf keinem Platze lange aus und schlug sich von Bauer zu Bauer durch. Wie viele Dienstgeber er hatte, läßt sich auch nicht an­nähernd feststellen. Das Zeugnis für ihn lautete nicht schlecht. Alexander ist arbeitsam, schafft für zwei, spricht nicht und gehorcht auf das Wort. Seine Dienstgeber waren damit zufrieden und es störte sie höchstens, daß Alexander oftmals schon nach zwei Tagen seinen Platz verließ und davon­ging, wie er gekommen war ohne Gepäck und nur in der Arbeitskleidung des Knechtes. Nie­mand, der ihm auf seinen Wegen begegnete, er­kannte, daß Alexander schon wieder auf Wander­schaft war. Das war auch der Grund, weshalb er lange Zeit ungestört seiner leidenschaftlichen Freude an Bränden huldigen konnte. Seine«Tätigkeit" geht bis auf das Jahr 1930 zurück und ist in ihrer Häufung so einzig­artig, daß sie sich nur aus der abnormalen seelischen Veranlagung Alexan­ders erklären läßt. Sobald er einen Brand ge­legt hatte, begab er sich 100 bis 200 Meter von dem brennenden Objekt hinweg und sah mit glänzenden Augen dem Spiel des Feuers zu. Am liebsten beobachtete er die vernichtende Wirkung der Flammen von einer Anhöhe aus. Bei einem der letzten Brände sagte er zu einem Schuljungen:»Das brennt, was? DaSistschönl Horch, wie die Glocken läuten und die Leute laufen! Diese Funken! Und so habe ich schon ost angezündetl" Der Junge erinnerte sich später an diese Worte und erzählte davon. So kam es der Gen­darmerie zu Ohren. Die Zahl der Brandlegun­gen, die Alexander auf dem Gewissen hat, läßt sich schwerlich ganz genau ermitteln. Bisher hat er 67 Fälle eingestanden. Der von ihm angerichtete Schaden wird minimal auf sechs Millionen KL geschätzt. Zu diesem Sachschaden kommen allerdings noch große moralische Schäden für viele Menschen. Die Brände brachten viele gute und ehrliche Menschen um das wertvollst«, das sie besitzen, um den guten Ruf. Viele wurden verhört und einige Fälle endeten in Untersuchungshaft. Auch wenn die Verdächtigten schließlich wegen Mangel an Bewei­sen freigelasien werden mußten, schloß sich die Bevölkerung nach ihrer Rückkehr gegen sie ab, weil in der Entlaffung aus der Hast noch kein Beweis für die Unschuld erblickt wurde. So stürzte die krankhafte Leidenschaft eines verblödeten Knechtes viele Menschen ins Unglück. Um so größer ist die Befriedigung der Bevölkerung- des mittel- und südböhmischen Gebietes, in dem sich Alexander Herumtrieb, über die Verhaftung dieses Brand­stifters. Nun kann wieder in die Dörfer Ruhe ein­kehren. Die Bevölkerung erblickt darin einen großen Gewinn, auch wenn Alexander für seine Untaten straflos ausgehen dürste weil er einer Irrenanstalt überstellt werden dürste. 29 Kannibalen hingerichtet Menschenfrefser-Gelage in Belgisch-Kongo Chartum(Sudan  ). Den aus Chartum ein­treffenden Nachrichten zufolge soll die weiße uns Eingeborenen-Bevöllerung in der Umgebung von Wambu in Belgisch-Kongo durch die ständigen Angriffe der Kannibalen, die die Siedlun­gen überfallen und die erschlage­nen Ansiedler auffressen, in Angst und Spannung gehalten werden. Diese Angriffe beginnen ein sehr ernstes Problem für die belgi­schen Behörden zu werden. In den letzten Tagen trafen Meldungen ein, daß die belgische Kolonial ­polizei sich neuerdings mit der Organisierung von Mitteln gegen die starken Kannibalen-Trupps be­schäftigte, die in den Wäldern von Wambu ihre Anwesenheit durch Reste von Menschen­fresser-Gelagen ankündigten. Die Po­lizei organisierte eine große Strafexpedition, die im Urwalde 29 Kannibalen vom Stamme der Zape-Zapu und Ariben gefangen nahm, welche in Körben Reste menschlicher Körper fortschaffen wollten. Die Kannibalen wurden kurzerhand zum Tode verurteill und durch den Strang hingerichtet. Lloyd George  , der frühere englische   Ministerpräsident und Führer der Liberalen Partei, hat sich aus dem politischen Leben zurückgezogen. Er empfing am vergangenen Donnerstag auf seinem Landgut 300 Bauern aus seiner Um­gebung, denen er die Bortelle der Kunst- Bemisturig auseinandersetzte. Lloyd George  erklärte, im Augenblick alle seine Energie sei­nem Gute und dem Schreiben eines Buches zu widmen. Er beginne um sechs Uhr früh zu arbeiten, lese zunächst Dokumente und schreibe dann Artikel. Den Rest des Tages verbringe er bei seinen Erdäpfeln und Schweinen. Im Kanal erstickt. Im Betriebe der Papier­fabrik Tannroda bei Weimar   hat sich am Sonn­tag ein schwerer Unglücksfall ereignet. Bei der Kon­trolle einer Abwässerableitung in einem Schacht tour»« ein' BetricbSangehöriaer Kirchner durch Gase bewußtlos. Da am Sonntag der Betrieb ruhte, konnte der Unglücksfall nicht sofort bemerkt werden, so daß Kirchner erstickte. Bei den späteren Rettungsversuch:» ist em Betriebsmeister in Un­kenntnis der Gestrhr in dem Schacht ebenfalls er­stickt. Zwei weitere hilfsbereite Einwohner von Tannroda   liege» schwer erkrankt darnied«. Bei einem besteht Lebensgefahr. Infolge deS Genusses von verdorbenen Kamel­fleisch erkrankten im Dorfe Beba in Aegypten   zahl­reiche Dorfbewohner. Bisher sind acht Personen an den Folgen dieser Fleischvergiftung gestorben, wäh­rend 180 Dorfeinwohner i»S Krankenhaus gebracht werden mußten. Teer in Flammen. In der Nacht zum Mon­tag war in einer Asphalt- und Dachpappen-Fabrik beim Hamburg  -Lehrter Güterbahnhof in Berlin  beim Kochen von Steinkohlenteer   Teer über- und in die Feuerftelle gelaufen. Bevor noch die Schaum­löscher in Tätigkeit gesetzt werden konnten, schlugen zehn Meter hohe Stichflammen zum Dach empor. Im selben Augenblick stand der ganze Dachstuhl in Flammen. Panikartig verließen die Arbei- ter das brennende Gebäude. Als die Feuerwehr erschien, fand sie ein einziges Flammenmeer vor, da der Teer inzwischen wie ein brennender Strom nach allen Seiten des Raumes au-einandergefloffen war und viele hundert Rollen fertiger Dachpappen er­faßt und entzündet hat. Infolge der Löscharbeiten mußte der Güterbahnbetrieb zeitweise unterbrochen werden. Da die nächste Wasserstelle mehrere hun­dert Meter entfernt lag. konnten sich die Flammen auch auf das anschließende Gelände einer F a s- saden-Putzfabrik weiter auSbreiten. Auch der lange Dachstuhl dieser Fabrik wurde vernichtet. Erst nach fast dreistündiger Tätigkeit konnte die Feuerwehr die Gewalt der Flammen brechen. Der Schade« beträgt sicherlich mehrere hunderttausend Mark. Elf Rennpferde verbrannt. In den Pferde­ställen des Rennplätze- in BineenneS brach ein Feuer aus. Elf Rennpferde kamen bei dem Brand ums Leben. Die Polizei untersucht die Angelegen­heit. Wetterbericht. Der Lufwruck nimmt über dem Binnenland« rasch ab, ist jedoch noch immer bedeu­tend übernormal. Bei schwachem Winde herrscht in unseren Gegenden schönes Wetter und nur im Kar- pathengebiet behauptet sich stviHveise stärkere Be­wölkung. Die Wetteraussichten sind noch immer ziemlich günstig. Erst später kann vmn Ozean wie­der kühlere Lust Vordringen und teilweise auch Mitteleuropa   erfassen. Wahrscheinliches Wetter von heute: Bis auf Morgennebel im ganzen schön, im Westen des Staates etwas wär­mer, auf den Bergen auffrischender Mnd. Shäter stellenweise Bewölkungszunahme. Im übrigen Ge­biet stärkere nächtliche Abkühlung, untertags mäßig togtm._ Wetteraussichten für Mitt­woch: Iw Westen des Staates etwas unsicher, sonst wenig verändert. Reichsfachschaft der Schweinskerle '* Erklärung des noch Möglichen Der New Docker Rechtsanwalt William O. Thompson, bis vor kurzem Mitglied des leitenden NRA  -AuSschusses, berichtet über seinen Besuch inBerlin, wo es ihm trotz sechsfachem Versuch nicht gelang, die Erlaubnis zu einem Be­such bei Thälmann   zu erlangen. Wir wissen, daß der gewesene Kommunistenfuhrer demnächst vor jenesVollsgericht" kommen soll, das aus drei studierten Richtern und zwei SA-Häuptlingen be­steht und ganz einfach ein Rachetribunal ohne die niindesten Rechtsgarantien ist. Thompson hat dort eine Weile zugehört und ist entsetzt über eine der­artige Justizverhöhnung von dannen gegangen. Als er dem Auslandspressechef Dr. Hanf- st ä n g l gegenüber auf die Protesterklärung Ox­forder Professoren gegen die Rechtszustände in dem Deutschland   von heute verwies, schrie dieser Hanfstängl:Verflucht diese Oxforder Profeflo- ren! Ich werde ihnen einige unserer Schweins- kerle auf den HalS schicke«, damit sie ihnen ihr Oxford niederbrennen." Damit hat Dr. Hanfftängl gewiß die rich­tige Bezeichnung für die einfachen Hitleristen ge­funden, denen die Detailarbeit zugewiesen ist, während die Führer große Kulturreden halten, Interviews voll Friedensliebe und Liebe zu Frankreich   und dec ganzen Welt geben, Empfänge und Feste veranstalten, wenn sie nicht gerade durch Massenmord an Freunden abgehalten sind. Das Wirken der Schweinskerle hat man soeben wieder schaudernd aus der neuen Sammlung von Häftlingserlebnissen in den deutschen Konzentra« Eine Liste In einer seiner vielen Nürnberger Reden hat Adolf Hitler   gesagt:»Im neuen Staat erhält jeder Arbeiter das, was ihm mit Recht z u ft e h t l" Was ihm im»Dritten Reich  " aber»zu­steht", beweist folgendes: Weit mehr als 40 Menschen sind in den letz­ten 18 Monaten in Deutschland   hingerichtet wor­den. 37 zumTod« verurteilteAnti- fafeisten warten in den ZuchthauSzellen des »neuen Staates" auf die Erlösung durch Hen­kershand. Hier Listen-Auszug: Die Arbeiter Winkler und Bartel, die im Mai 1933 vom Ehemnitzer Schwurgericht zum Tode verurteill worden sind, der Arbeiter Wolf, den das braun- schweiger Sondergericht zum Tode verurtellt hat, der Arbeiter Reitinger, ein Opfer des! Schwurgerichts Frankfurt   a. M., die Arbeiter Marquardt und Beck, zwei Chemnitzer  , die Arbeiter Kasparik und Schmied, Ebenfalls aus Chemnitz  , ttonSlagern(»KonzenttationSlager", Verlag: Graphia, Karlsbad  ) erfahren. Man fragt sich immer wieder: Wie ist es möglich, daß junge Deuffche, Angehörige dieses großen Bolles ohne Analphabeten, voll von Intelligenz und Geschick, zu solchen Bestten werden? Vergessen wir bei dem Versuch der Erklärung nicht das alle Beispiel von dem Meister, der die Lehrlinge prügelt, weil er als Lehrling geprü­gelt worden ist. Diese Schweinskerle haben die energischeste Beeinflussung ihres Lebens in der braunen oder schwarzen Armee erfahren. Diese Truppen sind nicht nur äußerlich der kaiserlichen Armee nachgebildet ihre aus jener stammen­den Unteroffiziere und Offiziere haben sie auch vollkommen noch jenem Muster ausgebildet. Zu den wesentlichsten Einrichtungen der Vorkriegs­armee gehörte aber auch der»heilige Geist"! Man lese doch die Reichstagsdebatten aus der Vorkriegszeit über den Militäretat nach. Da findet man immer wieder Reden August Bebels und anderer Sozialisten über die systematischen brutalen Mißhandlungen der Rekruten, und zwar gerghe durch,dse bereits längerdieyWden Sillda-,. ten. Die jungen Rekruten, dir aus Ungeschick und mangelnder Uebung die Uebungen nicht vor­schriftsmäßig ferttgbrachten. mußten nachexer­zieren, die»alten Diener" konnten ihre Ren­dezvous oder Bierstunden nicht rechtzeittg errei­chen und ihre Wut wurde auf die Rekruten ab­gelenkt. In der Nacht erschienen dann vermummt« Gestalten mit Knüppeln, Peitschen, bei der Ma­rine mit Tauenden und nun wurde auf die Re­kruten grausam eingeschlagen. Den Kopf drückte man ihnen in die Kiffen, damit man das Schreien nicht höre gerade so wie jetzt im Durchgangs­lager Reichenbach   in Sachsen  , wo die Nazifrauen ein Kiffen spendeten, damit die Bürger das fiircht- bare Schmerzensgeschrei der Verhafteten nicht mehr hören. So wurde den Reftuten der Zivilgeist aus- geprügelt. So war und ist in der SA und SS und so gehen die Schweinskerle mit den ihnen ausgelieferten Marxisten und sonstigen»Staats­feinden" um. So konnte der Saufführer der»Ar­ beitsfront  " Dr. Ley letzthin sagen, daß alle Funktionäre des Dritten Reiches   die gleiche Schule und die gleiche Haltung haben die des unbe­dingt gehorchenden Kadavers Die sozusagen komplizierteren sadistischen Verbrechen, besonders der höheren Braun- und Schwarzhemden find nur Steigerungen der ein­fachen, alltäglichen Mißhandlung Wehrloser und waren ebenso wie dar homosexuelle Treiben auch schon bei den Himmelstößen und manchen Offizie­ren der kaiserlichen Armee üblich: es sind Aus- sttahlungen desselben»heiligen Geistes".' der Arbeiter Morgen, dem Henker über- anttvortet durch das Schwurgericht Prenzlau  , der Arbeiter Letzner, den die Magdebur­ ger   Blutjustiz auf dem Gewissen hat, die Jungarbeiter Szczodry und Forlz, verurtellt vom Schwurgericht Berlin   III, der A r b e i t e r Trampenau aus Harburg  , der Arbeiter Pischen, Hamburg  , der Arbeiter Purl, ebenfalls Hamburg  , die Arbeiter Fischer, Deitmer und Hel- big, Dortmund  , die Arbeiter Schutte und Scheer, Ham­ burg  , der Arbeiter Hahn, Breslau  , der Arbeiter Grickschatz, Königsberg  , die Arbeiter Epstein und Ziegler, Berlin  , die Arbeit e r Mattern, Broede und Klause, Berlin  , zehn Arbeitet aus Anhalt-Dessau  , die das Schwurgericht am 24. November 1933 zum Tode verurteilt hat. Diese Liste sagt alles! Sie zeigt der Well, was, nach Adolf Hitler  ,»jedem Arbeiter" im neuen Staat mit Recht zusteht!