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PRAGER ZEITUNG

Berichtigung

Herr Dr. Mar Brod verlangt, gemäß§ 11 des Gesetzes vom 10. Juli 1933, Slg. 126, folgende Berichtigung unseres Artikels Die Roſe und der Duce"( Nummer 224 des Sozialdemokrat" vom 25. September 1934):" Unwahr ist, daß, da der Mar Brod nicht dabei sein konnte, wenigstens di Leser seiner Rubrik eine Freude haben sollen". Wahr ist vielmehr, daß Mar Brod keine Rubrik im Pra­ger Tagblatt" redigiert, daher auch keine als seine Rubrit" bezeichnet werden kann, da er ausschließlich als Verfasser der von ihm gezeichneten Beiträge und Kritiken tätig ist."

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,, Sozialdemokrat"

aber mit einer gütig- heiteren Menschlichkeit, die uns in ihrer Schlichtheit und Wirklichkeitsliebe doch wirk­Heutigen zwar allzu unproblematisch erscheint, aber sam geblieben sind. Die Anklage, die Dickens gegen die Grausamkeit des Schuldgefängnisses erhoben hat, in das die erfolgreichen Spekulanten die weniger erfolgreichen werfen ließen, und die Klarheit, mit der er den Hochmut und die Gewissenlosigkeit der guten Gesellschaft" zeichnet, haben die Institu­tionen des Schuldturms und die Moden des alten England überdauert.

Es hätte also ein wertvoller Film aus dieser Vorlage entstehen können, wenn Karel Lamač und Anny Ondra sich der Aufgabe gewachsen gezeigt Simultanvorstellung des Schachmeisters hätten, historische Echtheit mit sozialer Ethik zu ver­Flohr in Prag . Großmeister Flohr gibt vor seiner einen. Aber der Uebergang der Lustspiel- Firma ins Abreise nach Rußland am Donnerstag, den 11. ernste Fach ist nur unvollkommen geglückt. Der Re­Oftober, eine Simultanvorstellung an 50 Bret gisseur Lamač jagt allzu deutlich nach den gemütlich­tern. Gespielt wird im Grand Café Boule- heiteren Szenen, die seinem Talent am nächsten lie­gen und der Star Anny Ondra spielte allzu sehr vard" am Wenzelsplab und nicht, wie ursprüng­lich gemeldet wurde, im Hotel Zlatá Husa". Be- im Vordergrund und bleibt bei allem Bemühen um schlicht- ergreifende Wirkungen doch puppenhaft ginn der Vorstellung um halb 20 Uhr. und äußerlich.

Kunst und Wissen

Beethoven und wir. Ministerialrat a. D. Prof Leo Kestenberg hielt im Rahmen der Masaryk­Volkshochschule bereits seinen Vortrag über das ge­wählte Thema: Beethoven und wir. Mit lebhafter Rhetorit behandelt er diesen dankbaren Stoff, wohl wissend, daß kaum ein anderer Meister besser dazu geeignet ist, unserer Zeit als Vorbild zu dienen als Beethoven . Der Vortragende stellt diese Bersönlichkeit in flares Licht, versucht Beethovens Schaffen dem Zuhörer nahe zu bringen, indem e Werke des Meisters reproduziert. Das erste Mal waren es die Diabellivariationen, min die Variatio­nen über einen russischen Tanz aus dem Ballet Das Waldmädchen" und die Cello- Variationen über ein Thema aus Mozarts Zauberflöte ". Der Vor­tragende spielt, analysiert, erklärt, spielt wieder vor und schließlich gelingt es ihm wirklich, die Zuhörer zu zwingen, zu Beethoven zu kommen. Mit herzlich gespendetem Beifalle endete der anregende Voriraz. der in sechs weiteren Abenden seine Fortsetzung fin­

den wird.

Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Heute Mittwoch, halb acht Uhr: Das kleine Café, B 2. Donnerstag halb 8 Uhr: Die Entführung aus dem Serail, 2. - Freitag halb 8: Die acht vor dem Iti­mo, 1. Samstag 3 Uhr: Admiral

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Es ist kein schlechter Film geworden. Aber ein Film, der besser hätte werden müssen, um sein Ziel zu erreichen. eis­

Sport Spiel

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disziplin aufgefaßt wurde. So sahen wir Sport­

Mittwoch, 10. Oftober 1934. Nr. 237

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Ierinnen die sich noch im Sprungweitkampf be- Abonnements- Bestellschein.

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1934 bas

fanden, auf den nahen Ruhebänken, ungeachtet ihres Nummeraufrufes, beim Bier trinken. Einzelne Wettkämpfer mußten durch den Lautsprecher vier- Abonniere ab und fünfmal ausgerufen werden, bis sich endlich die täglich erscheinende Bentralorgan der deutschen Pulver wurde durch den Starter verchlöpft"; so richtigen Leute am Start meldeten. Unnötig viel sozialdemokratischen Arbeiterpartei wurde bei einem einzigen Start nicht weniger als viermal geschossen. Oft wurden mehr Organisatio­,, Gozialdemokrat" nen zum Wettkampf aufgefordert, als sich Teilneh­Verwaltung Prag XII., Fochova. 62, mer am Start einfanden. Und so etwas nennen die zum Preise von 16 monatlich, und sende diesen Kommunisten Rot- Sport"!"- Da erübrigt sich Betrag nach Erhalt des Erlagſcheines ein. jeder Kommentar!

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Name: Genaue Adresse:

Tennisspielen ein gutes Geschäft. Das Part­fer Weltmeisterschaftsturnier" der Profi hat, wie jest feststeht, eine Einnahme von 116.000 Franken ergeben. Allein der letzte Tag brachte 63.000 Fran- Lehte Post: fen ein. Nach Abzug aller Unkosten verblieben noch 50.000 Franken, so daß an die sieben Spieler mit Tilden an der Spize je etwa 12.000 ausgezahli werden konnten.

Literatur

Unterschrift:

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Körperpflege Gewinnung des nötigen Diſtanzgefühls zum heuti- Marr ist, flieht er. Das ist wirklich charakteristisch

Fifa bewilligt Russenspiele!

Baums

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im Walde treffen und manche sehr schöne Epi­sode, die man gern nochmals nachliest. Wie alle Bi­cher Oskar Baums zeichnet auch dieses sich durch einfach- schöne, flare Sprache aus. Eines der be sten Details: Im Gefängnis, in der Zelle, fällt Ostar Baum: Zwei Deutsche ", Verlag: La Rolf das Bruchstück eines Buches in die Hände, das Bibliothèque, Antwerpen.- Den größeren Teil die ihn ungemein fesselt, in dem er viel ihm richtig ses Romanes hat der Dichter vor dem Machtan- Scheinendes findet. Aber als er später in einem tritt des deutschen Fascismus geschrieben. In einer Buchladen das Fragment vorzeigt, dieses Buch kau­furzen Nachbemerfung sagt er, es erscheine ihm zur fen will und erfährt, daß es das Kapital" von gen Deutschland wichtig, nach den grellen Eindrücken für den deutschen Intellektuellen: er will den Mar­des Umsturzes die unmittelbar vorangegangene Zeit, rismus nicht kennenlernen, er will sich mit ihm nicht vor allem die Stimmung des Jahres 1932, unge- wirklich auseinanderseben, es genügt ihm, von einem ,, Führer", der auch vom Marrismus keine Ahnung Die sowjetrussischen Fußballer, welche diese trübt von Parteilichkeit zu betrachten." Woche gemeinsam mit Leichtathleten zu Wettkämp- Versuch, objektiv zu sein, ist in erstaunlichem Aus- hat, zu hören, daß er schrecklich und verderblich ist. fen in der Tschechoslowakei eintreffen, werden am maße geglückt. Es kann keinen Zweifel geben dar­Oskar Baum hat in seinem Roman nicht ganz Sonntag an Stelle des vorgesehenen Spieles mit dem über, auf welcher Seite er steht, aber der National- die Spannungen des Jahres 1932 eingefangen, Profitlub Sparta gegen ein Team der FPT antre- sozialist, der einem zum Marristen gewordenen Ju- jenen furchtbaren Schwebezustand, und seine beiden ten. Dienstag, den 16. d., werden die russischen gendfreunde gegenübersteht, dieser Fabrikantensohn Deutschen sind auch nicht charakteristisch, nicht wirk Fußballer und die Leichtathleten in Brünn star- Rolf, hat fast durchwegs sympathische Züge, während lich repräsentativ für die Deutschen dieser Zeit ten. Der Gegner der Fußballer ist K. 3 idenice. ſein Widerpart Erhard nicht ganz so gefällt. Rolf ist aber zwei interessante Menschen hat er gezeichnet und Die Brünner Profi haben von der Fifa im einer jener Studenten, die wirklich an den sozialisti- ein wesentliches Stück ihrer Zeit und ihrer Welt. Wege durch die CAF die Bewilligung erschen Gehalt des Nationalsozialismus geglaubt ha­ I . H. halten. Am 20. d. will Sparta Kladno ein ben, gefangen zugleich von der nationalen Erneu Spiel mit den Russen austragen und voraussicht- erungsverheißung, einer jener Studenten, die heute lich wird die Fifa auch diesem Ansuchen stattgeben längſt ſchwer an ihrer Enttäuschung tragen. Rolf iſt Filme in Prager Lichtspielhäusern Wie verlautet, trägt sich auch Vittoria Pil- so etwas wie ein reiner Tor", und das ist er vor sen mit der Absicht, mit den Russen zu spielen. allem den Frauen gegenüber. Die hübsche Inge liebt Wie zu ersehen, sind die hiesigen Kommunisten sens" zu sein scheint; er vermag die sich zu schenken er, weil sie ihm der ,, Inbegriff eines feuschen We­diesmal der erste Gegner, der mit den Russen spie Bereite nicht zu nehmen, als er erfahren hat, daß len wird aber nur durch Zufall, da der 14. Of tober ja für die Prager Sparta reserviert war. sie etwas anderes ist. Ein Nationalsozialist, der nichts, gar nichts von dem Dreck und der Gemeinheit Die Fifa hat sich anscheinend eines anderen be- jah, die sich seit je hinter dem Schild mit dem Ha sozialisten gegeben und gibt sie noch, aber sie sind wahrlich nicht typisch für die Angehörigen jener buntscheckigen Haufen, die Hitler an die Macht tru­gen! So daß also Baums nationaler Student nicht der Repräsentant des Nationalsozialismus ist! Ge­blait Volksrecht" lesen wir unter obigem Titei: der die politische Ueberzeugung verfochten wird, das Ist das Arbeitersport? Im Züricher Bruder meinsam ist ihm und Erhard die Harinädigkeit, mit. Am letzten Sonntag grüßten uns rote Fahnen im Starre, Ungraziöse des besessenen" Deutschen , der Sihlhölzli, der Lautsprecher spielt die Internationale teine Uebergänge, keine Zwischenlichter kennen will. es muß etwas Großes im Gange sein, also gehen Versöhnend aber ist die trotz allem dauernde Freund­wir hinein. Außer einigen Sportlern und Funktio- schaft zwischen beiden, die sich zweimal bewährt: zu­nären liegt der große Plaz in gähnender Leere. Das erit, als Rolf wegen vermeintlichen politischen Tot­Programm gibt uns reichlichen Aufschluß über Wesen schlages verhaftet ist, das zweitemal, als Rolf nach und Charakter der Veranstaltung. Der Arbeiter- dem Nazisieg den Freund rettet. Neben den beiden sportverein Zürich- Altstadt führt hier Meisterschafts- Männern stehen Inge, die leichte, aber nicht un­austragungen und internationale" Sportwett- sympathische bessere Dirne, die von Rolfs Schwester kämpfe durch. Die gleiche Organisation führt eine bergebens zu retten versucht wird. Sie fährt doch Regiewirtschaft, deren sechs Serviertöchter seit 8 Uhr im Auto eines Kavaliers davon, und Hilde will mit herumstehen mußten und um Mittag mit aller Mühe Erhard nach Rußland gehen. Es gibt in diesem Stuhlverstopfung. Spezialärzte für Verdau einen kurzen Imbiß, bestehend aus Zervelats und Roman viele interessante Gespräche, viele gutge- ungsfrankheiten erklären, daß das natürliche Brot, erhielten. Es war aber auch bemühend, mit zeichnete Nebengestalten die bemerkenswerteste der Franz- Josef"-Bitterwasser als ein sehr zweddien anzusehen, wie bei vielen der Beteiligten die Sport - philosophierende Wanderer, den die Freunde nachts liches Hausmittel warm zu empfehlen ist.

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Bobby, halb 8 Uhr: Rigoletto, Gastspiel onnen und die Gegnerschaft gegen Sowjetrußland fenkreuz berbergen. Gewiß hat es solche National Th.: Journale, Groteske, Report. Ab halb 2 bis 7.

Willy Domgraf- Faßbender, D 2.

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Spielplan der Kleinen Bühne. Mittwoch, 8 Uhr: Nobelpreis. Donnerstag, 8 Uhr: Märchen im Grand hotel. Freitag, 8 Uhr: Sensationsprozeß. Samstag,

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halb 8 Uhr: Revue: Soch klingt das Lied bom braben Mann, Uraufführung.

Der Film

Klein Dorrit

Diefer Lamač- Ondra- Film( der wieder in Deutschland fabriziert wurde) weicht von dem bis­herigen Schema dieser Lustspielform ab. Er hat den Ehrgeiz, eine Erzählung des englischen Dichters Charles Dickens auf die Leinwand zu bringen, ein Werk also, das nichts mit possenhaften Ver­wechslungen, schwankhaften Verkleidungen und scherzhaften Verwicklungen zu tun hat, um so mehr

Pariser Brief

Von Hans Hirth.

Du irrst Dich, mein lieber Peter, wenn Du meinst, ich müsse schon allein deshalb ein glück­licher Mensch sein, weil ich in Paris leben darf. Nein, lieber Freund, es wäre höchstens ein Grund mehr, um noch unglücklicher zu sein. Paris soll die schönste, amüsanteste Stadt der Welt sein. Möglich! Wir aber, die kein Geld haben weil

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aufgegeben, wohl in der Hoffnung wie die Borer Internationale, daß die Russen Verhandlungen über einen eventuellen Eintritt dann eher geneigter wären.

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Olym

bis einschließlich Donnerstag, den 11. Oktober Fenix: Musik des Herzen". Tſch. Adria: Vergessene Männer". Alfa: Dein ist mein Herz". E. Avion: ,, Klein Dorit". D. Flora: Die falschen Zwillinge". D. Gaumont: Der lette Mann". Tsch. Hollywood : Musik des Herzen". Hvězda: Vergessene Männer". Kinema, B. Kotva: Jud Süß". E. Lucerna: ,, Jud Süß". E. Metro: Der letzte Mann ". Tsch. die pic: Helden der Eismeere ferade". D. Radio: Der heldenhafte Kapitän Tscheljustinleute". R. Passage: Mass Korforan". Tsch. Stant: Toboggan". Fr. Světozor: Der leßte Mann". Tsch. Carlton: vorit: Der heldenhafte Kapitän Kortoran". Tsch. Der heldenhafte Kapitän Korforan". Tich. Fa hafte Stapitän Korforan". Lich . Lido: Bella Donna". E. Rory: Der heldens Zwei Herzen in Zärtlichkeit vereint". D. I Vejvodu: Val dek: Die falschen Zwillinge". D.

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Mitteilungen aus dem Publikum

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fleinen Hotel, wo ich nur mit schwerer Mühe und| Mahlzeit aus Vorspeise, Braten mit Beilage, in den Kaffeehäusern wo eine Jause meht Not die Monatsmiete bezahlen kann. Nicht nur ich, nach dem Braten noch ein Gemije, Nachtisch, eine fostet als mein Mittagessen und Nachtmahl zu sondern fast alle die Glücklichen", die mit mir Flasche Bier oder ein Viertelliter Wein und Brot sammen ihre Modellkleider ausführen. in einem Hotel wohnen, können nur mit den so viel mant will. Am Abend dasselbe und auch noch größten Schwierigkeiten sich den Lurus des Suppe dazu. Es scheint recht ausgiebig zu sein. würde ich auch dort suchen? Mein Weg führt mid Ich komme nur selten in diese Gegend. Wa Wohnens leisten. Tatsächlich, wenn man vom Tisch aufsteht, kann in diese Teile der Stadt, wo man doch ein wenig Hochstapler gegangen bin, weil ich ständig im hat man wieder Hunger. Die Speisen werden aus gehe ich an der Großmarkthalle vorbei. Hundert Du darfst nicht glauben, daß ich unter die man sich kaum rühren. Aber eine Stunde später Aussicht auf Arbeit hat. Fast einen jeden Ta Hotel wohne. In Paris kennt man nicht den Be- ganz minderwertigem Rohmaterial hergestellt, auf und aber Hunderte von Menschen stehen hier her griff von möblierten Zimmern. Wer hier auch billigem, schlechten Del gekocht. Ich kann Dir um in der Hoffnung, für zwei bis drei Stunder man die wenigen Franken, die hier zu verdienen sein Haus mit großen Buchstaben das Wort so einer Pariser Mahlzeit unbedingt vor. Hast stehlen zu können. Am Hellichten Tag liegt ei nur fünf bis sechs Zimmer vermietet, schreibt auf sagen, eine Portion Kraut mit Knödel ziehe ich Arbeit zu bekommen oder ein bißchen Ob sind, wirklich nicht Geld nennen kann merken Hotel " heraus.( Es muß schon eine gewaltige Du aber nur 6 Franken in Deiner Tasche, dann alter Mann in bis zur Unkenntlichkeit zerfetzten nichts von den Schönheiten dieser Stadt. Die Annehmlichkeiten des Lebens bleiben überall den ein neues Hotel zu finden. Dieser scheinbar vor- in einem Restaurant kaufen können, weil Du fümmert ein paar Schritte weiter. Warum e Anstrengung kosten, in Paris einen Namen für wirst Du kaum diese reichhaltige Mahlzeit Dir Lumpen und schläft. Ein Wachmann steht unbe Reichen vorbehalten. Hier scheint es sogar allei- nehme Zustand des Hotelwohnens birgt schrecklich einen Franken Trinkgeld geben mußt. Hast Du ihn nicht wegjagt? Aus Mitleid? Aus Gleich niges Privilegium der Reichen zu sein. Ich werde Gefahren in sich. Wer nicht pünktlich auf die es nicht, dann bleibst Du mit Deinen sechs Fran- gültigkeit? Oder vielleicht, weil es auf dieser es versuchen, Dir Paris so zu schildern, wie es Stunde den Zimmerpreis bezahlen kann, wird un- ten in der Tasche hungrig. Du meinst, Du würdest Einen vielleicht nicht mehr darauf mehr ankommt in Wirklichkeit ist. Nicht mit den Augen der Tou- barmherzig auf die Straße gefeßt. Und dann nur eine von allen diesen Speisen essen? Dann da in ganz Paris Menschen auf der Straß risten, die sich an den Schönheiten des Place de la hat man die Möglichkeit, in den schönsten aller genügt noch weniger Deine Barschaft, weil es schlafen. Wenn in der Nacht die Metro ge Concorde begeistern, die den Bois de Boulogne Großstadtwälder, den Bois de Boulogne , oder egal ist, ob Du nur eine Suppe oder die ganze schlossen wird, wirst Du auf einem jeden Trep für den schönsten aller Großstadtwälder halten, unter der Seine das Nachtquartier zu suchen. Speisekarte von oben bis nach unten bestellt. Du penabsatz der Eingänge Menschen finden, die di Hier ist alles auf Massenbetrieb eingestellt. mußt das Couvert bezahlen, was im fleinsten Nacht hier verbringen. Der Pariser sieht es ga sende und aber tausende Konfektionsanzüge ver- Dafür bekommst Du eine Serviette und Brot. Paris , wie die Männer auf dem Grand Boule In den Mammutwarenhäusern werden tau- Restaurant mindestens 1.50 bis 2 Franken fostet. nicht mehr. Es gehört genau so zu dem Bild vo tauft und alle diese Menschen, die in den Konfek- Dann das obligatorische Trinkgeld und Du kannst vard, die den unternehmungsluftigen Fremde tionszügen herumlaufen, nehmen auch ihre wahrhaftig höchstens einen Teller Gemüse essen. in allen Sprachen der Welt überreden, das be Mahlzeiten in Großbetrieben ein. Pris- Fir steht Es bleibt Dir nichts anderes übrta, als in ein rühmte Pariser Nachtleben zu studieren. Ma auf den großen Tafeln vor den Massenausspei- Kaffeehaus zu gehen, dort einen Staffee zu trin- würde glauben, daß zumindest in diesem Milie Wir hatten neulich nichts zu essen, weshalb fungen. Nun muß ich Dir von der berühmten ken und dazu ein Sandwich zu essen. Der Kaffee alles glänzt. Aber mein lieber Peter, hier schrei ich einen Anzug verkaufen wollte. Das Patet französischen Küche auch etwas erzählen. Nicht kostet am Barpult 60 Centimes. Seßt Du Dich einem das Elend vielleicht noch greller entgegen unter meinem Arm ging ich in die Gegend, wo die von der Küche des Hotels Claridge, Grand Hotel aber nieder, dann kostet er 1.25 bis 1.50 Fran- wie in der Markthalle. In düsteren Nebengassen Altkleidergeschäfte wie die Pilze nebeneinander oder den kleinen verschwiegenen Restaurants, wo ten. Warum? Ja mein Gott. Der Cafétier ist vor den Häusern, die mit goldenen Möbeln, Tep liegen und ihre von Herrschaften abgelegten ein Mittagessen zu zweit einige hundert Franken der Meinung, wer auf Bequemlichkeit reflektiert, pichen und Spiegelwänden auf den Besucher war Kleider feilbieten. Ich ging von Geschäft zu Ge- foftet, sondern von den Pris- Fir- Restaurants, der soll zahlen. schäft, konnte aber meinen Anzug nicht loswerden. wo um 6 bis 7 Franken eine Mahlzeit zu ten, stehen die Frauen dußendweise. Frauen, mi Auch in der Metro scheint dieses Leitprinzip eingefallenen Wangen vorgestern vielleicht no Onein. Es war ein guter Anzug. Mein Sonn- haben ist. tagsanzug. zu sein. Es gibt erste und zweite Klasse, gepol- Verkäuferin bei Lafayette und heute steht sie bet Aber verkaufen konnte ich ihn doch Lange, mit schmutzigen roten Tüchern be sterte und Holzbänke. Oft sind wir wie Heringe braucht, ausgehungert auf der Straße, um fi nicht. In Frankreich darf der Trödler in seinem deckte Tische stehen im Speisesaal. Körbe, so groß, in der zweiten Klasse hineigepreßt und der erste für ein Nachtmahl, für ein paar Franken Geschäft nichts einkaufen. Wenn ich etwas zu wie sie bei uns die Frauen zum Einkauf auf den Klasse- Wagen hinter uns fährt halbleer mit, bis verkaufen. verkaufen habe, dann muß er zu mir in die Woh- Markt mitnehmen, stehen mit Brot gefüllt be- im Champs Elysees , wo auch die wenigen Passa­nung kommen und es lohnt. Ich wohne in einem reit. In allen dieſen Gaſtwirtſchaften beſteht die giere, meiſtens elegante Frauen, aussteigen, um Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich 16. vierteljährig 48.-, halbjährig 96, ganzjährig 192.-. Laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Inserate werden Telegraphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt. Druderei: Orbis". Drude, Verlags- und Beitungs- A.- G., Prag Die Zeitungsfrankatur wurde von der Poft- und

den Verkehr vor der Oper, der von berittenen Wachleuten geregelt wird, mit dem größten Re­spekt betrachten, sehe ich Paris , sondern mit den Augen der Eriverbslosen, der, um effen zu können, seinen Anzug verkaufen will und selbst dabei auf größte Schwierigkeiten stößt. Ja, glaube mir mein

lieber Peter.

Sichst Du, lieber Peter, das ist Paris .

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