«r 240

Samstag, 13. Oktober 1934

Seite 5

Begeisterung im Ständestaat DasReue Wiener Abendblatt" berichtet über einen Zivilprozeß, der nicht nur juristisch inter­essant ist: ein Wiener Hausbesitzer hat von seinen Mietern 120 Schillinge für die An­schaffung der behördlich vorgeschriebenen Flag­gen verlangt, und als die Mieter die Zahlung verweigerten, hat er um das Flaggengeld pro- zcssiert und ist, da er in zwei Instangen verlor, bis zur dritten und höchsten In stanz gegan­gen, dieihmrechtgab; denn die vorgeschrie­bene Beflaggung des Hauses müsse als Bestandteil dernotwendigen Einrichtung" betrachtet werden, und da der für diese Zwecke bestimmt« Teil der Mietsumme bereits verbraucht war, hätten die Mieter für die neuen Flaggen einen Sonderbeitrag Zu Zahlen. Dieser Prozess zeigt die Begeisterung, die das autoritäre Regime erweckt, von derRückseite. Vorn hängen die vorgeschriebenen Flaggen, aber hinter ihnen wohnen Leute, deren Enthusiasmus nicht einmal so weit geht, sie zu bezahlen. Bei den Mietern ist das im christlich-österreichischen Stän­destaat wahrhaftig lein Wunder. Aber daß auch der Hausbesitzer, dessen Stand von der Stände­regierung so sichtbar bevorzugt wird, nicht einmal 120 Schillinge aus Dankbarkeit für die Befreiung vom Marxismus opfern will, ist so ernüchternd, das; es eine Zeitung im autoritären Staate ihren Lesern nicht einmal in der entlegenen juristischen Ecke hätte mitteilen dürfen. Um so weniger, als das Verhalten des prozessierenden Hausbesitzers und das Urteil, das ihm zum Siege verhalf, ge­radezu symbolisch für den Sinn des Ständestaates überhaupt sind: der priviligierte Stand ist froh darüber, dass er die anderen endlich wieder aus­beuten kann und weil er privilegiert ist, braucht er nicht einmal die Kosten für den sichtbaren Aus­druck seiner Freude zu zahlen, sondern kann sie den anderen aufbürden, weil ja die Freude über den Ständestaat laut Vorschrift eine Sache des ganzen Volkes zu sein hat.

GorillaBobby" fällt seinen Wärter an Im Affenhaus des Berliner Zoologischen Gar­tens spielte sich ein gefährlicher Zwischenfall ab. Bei dem Menschenaffen des Zoologischen Gartens finden täglich vor zahlreichen Zuschauern Vorführungen statt, bei denen Bobby, der große Gorilla, immer das besonder« Interesse des Publikums findet. Am Mitt­woch bekam der Gorilla nun plötzlich einen Wutan­fall und packte den stellvertretenden Affenwärter Wille, ritz ihn zu Boden, warf sich auf ihn und brachte ihm mit seinen gewaltigen Gebiss Verletzungen bei. Durch die Schreckensrufe der Zuschauer wurde Bobby offenbar zu«och grösserer Wut aufgestachelt. Glück­licherweise waren inzwischen andere Wärter, die in der Nähe waren, auf den Vorfall aufmerksam gewor­den. Unverzüglich eilten sie ihrem bedrängten Kolle­gen zu Hilfe und es gelang ihnen schnell, den bereit­verletzten Wärter auS seiner gefährlichen Lage zu befreien. Wie die Direktion des Zoologischen Gartens mit­teilt, hat der Wärter Wilk« bei dem ungleichen Kampf mit dem Gorilla nur einen Biss am Oberschenkel davongetragen; da er aber innere Verletzungen da­vongetragen haben kann, wurde er zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Mordanschlag auf die Schwägerin. Der 22jährige beschäftigungslose Maurer Jaroslav Nahodil aus Bolikovice bei IaromKice n. R. gab Donnerstag abends auf seine Schwägerin, die Arbeitersgattin Marie Rahodilova aus Trebitsch bei einem Teich drei Revolverschüssc ab, von denen sie zwei in die Brust und in die Hand trafen. Als Jaroslav Nahodil von der Gendarmerie im Hause seines Bruders betroffen wurde, schoss er auf die Gendarmen. Er wurde jedoch von einem Gendarm in Notwehr durch einen Schuss in die Brust schlver verletzt. Er musste in das Krankenhaus gebracht Iverden. Auch die Verletzungen seiner Schwägerin Marie Rahodilova sind schwer.

Prometheus in der Westentasche Zum 100-Jahr-JubUäum des Zündholzes. Von L. P. Relsay. Das moderne Feuerzeug ist eine wunderbare Sache. Es ist elegant und billig und man kann sich so schön damit spielen, wie mit einem Schlüssel­ring ccher einer Perlenkette. Man reagiert dabei die eigene Nervosität ab und steigert die der Ge­sprächspartner. Mit Zündhölzern kann man der­artige Effekte nur schwer erzielen. Auch fehlt beim Anstreichen eines Zündholzes die Spannung: Wird es Feuer fangen oder nicht? Beim wievielten An­reiben funktioniert es? Ist das Benzin schon aus­gegangen oder reicht es noch? etc. Solch' inter­essante Versuche lassen sich bei Streichhölzern nicht anstellen, denn diese haben eine überaus schätzens­werte Eigenschaft: sie sind ungemein verlässlich. Nicht-Funktionieren ausgeschlossen. Das ist auch ein Hauptgrund, weshalb ihnen das Feuerzeug nur verhältnismässig wenig Konkurrenz machen kann. Weltmacht aus Zündhölzchen . Die Verlässlichkeit des Zündholzes ist vielfach erprobt. In technischer Hinsicht, denn es hat seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts also seit rund 60 Jahren keine wesentliche Verbesserung erfahren können, in finanzieller Be­ziehung, denn es hat seine Erzeuger reich, und zwar sehr reich gemacht und den Staaten, die durch Monopole und Abgaben den Massenverbrauch be­steuerten, grosse Einnahmen gebracht. Ein Mann allerdings hat dem schwachen Hölzchen eine allzu harte Belastungsprobe zugemutet. Ivar K r e u- ger, der Beherrscher des schwedischen Zündholz­trusts, hat es verstanden, mit dem Zündholzkapital eine weltbeherrschende Finanzorganisation aufzu­bauen, durch Anleihegewährung an alle möglichen Staaten die Zoll- und Wirtschaftspolitik zu lenken, wie er wollte. Zehn Hölzchen verbraucht durch­schnittlich in unseren Ländern jedermann pro Tag. Zehn pro Kopf und Nase; das macht in Oester­ reich allein 68 Millionen Zündhölzer täglich I Aus Grund dieser Tributleistling an das Zündholz­kapital konnte Kreuger zu einer ungeahnten Macht emporsteigen. Aber der Dkann verspekulierte sich und eines Tages sah er sich gezwungen, zum Revol­ver zu greifen. Das Zündholz war zu schwach, es hatte versagt. Die traurige Geschichte des Hölzchens. Es hat schon viel erlebt das kleine Hölzchen. Viel Elend und Not der Arbeiter, die es herstellten, oiele meist getäuschte Hoffnungen der Erfinder und Forscher, die es erdachten und viel Geld, das es denen brachte, die seine Erzeugung finanzierten. Es sah die Arbeiter dahinsiechen an der schrecklichen Phosphornehrose, einer Ver­eiterung der Kieferknochen, di« durch Dämpfe bei der Erzeugung der Phosphorzünder, der Vorläufer unserer Sicherheitszünder, entstand. Erst 1907 wurde in Deutschland die Erzeugung der Phos­phorzünder verboten; durch 80 Jahre war sie er­laubt, tausende Arbeiter gingen an ihr zu­grunde.*) In der Frühzest des Streichholzes wurden an manchen Orten die Schachteln für die Zünder in Heimarbeit erzeugt. Aber die Leistungsfähigkeit der automatischen Maschinen diktierte den Preis, so dass als durchschnittlicher Wochenlohn bei ganztägiger Arbeitszeit nur eineinhalb Mark ge­zahlt wurde. Davon mussten deutsche Heimarbeiter eine Woche leben! Und die Erfinder? Heute tobt in der Fachliteratur ein heftiger Streit darüber, ob das Zündholz eine englische oder deutsche Erfindung sei, ob es 1828, 1827, 1831 oder noch später erdacht wurde und wem als ersten derzündende" Ge­danke kam. Feststeht, dass bis zum Anfang des achtzehnten Jahrhunderts Stahl und Stein die einzigen Instrumente zur Feuergewinnung

*) In Oesterreich wurde erst 1909 die Erzeugung der Phosphorzünder verboten. Zwei Jahrzehnte lang musste Viktor Adler , der grosse Sozialpolitik«, einen zähen Kampf für dieses Verbot führen. Ein sozialdemokratisch« Dringlichkeitsantrag, von Adler I begründet, erzwang 1909 das Verbot.

8ne iwueSpiizenleistung die Jknen Seid spart.

Bi« neuen Osram-Q-Lampen brauchen zum Teil je nach Spannung und Type erheblich we- niger Strom für die gleiche lichtmenge wie die bisherigen Osram-lampen. Gegenüber unvoll­kommenen, Mh wach brenn enden Glühlampen ist der Stromverbrauch bei gleicher Lichtleistung bis iv 30»/« geringer. Wirtschaften Sie sparsam, benützen Sie Osram--lampen mit dem Spar- draht, dann haben Sie billiges licht. Verlangen Sie immer ausdrücklich Osram-|sj Lampen.

waren, dass später Tunk- und Tauchhölzer und chemische Z ü n d m a s ch i n e n in Gebrauch waren und erst mit dem Auftreten von I. F. Kammerer das Phosphorzündholz seinen Sie-, geszug begann. Das Licht aus der Kerkerzelle. Kammerer liess sich 1820 in Ludwigsburg in Württemberg als Siebmacher und Trommelfabri- kant nieder und arbeitete schon 1832 in seinem Privatlaboratorium an der Erfindung der Phos- phorzünder. 1833 wurde er wegen revolutionärer Umtriebe verhaftet und auf dem Hohenasperg in­terniert. H i e r, im Gefängnis, in dem auch der Dichter Schubart und der Jude Süss Oppenheimer gesessen sind, fand er das richtige Rezept für seine Zünder, nach dem im wesentlichen bis zum Jahre 1907 in Deutschland Phosphorzünder hergestellt wurden. Die Hölzchen waren mst Schwefel ge­tränkt und hatten Zündköpfe, in denen Phosphor enthalten war. An j e ile r reibenden Fläche, z. B. am Hosenboden, konnten sie zur Entzündung ge­bracht werden. Es gelang Kammerer, aus dem Gefängnis zu fliehen und in die Schweiz zu kom­men. In Seefeld bei Zürich , in Strassburg und in Wien (1834) gründete er gemeinsam mit Geld­gebern Zündhölzfabriken. Er selbst befass keine Mittel, da sein Haus, Geschäft und Vermögen in Ludwigsburg konfisziert worden waren, er hatte nur sein Rezept. Da aber damals Erfinder man­gels einer Patentgesetzgebung Noch schutzloser den Fabrikanten ausgeliefert waren, als sie es heute sind, hatte Kammerer nicht viel vom schliesslichen Erfolg feiner Idee. Er zog sich vom Zündholz­geschäft so ziemlich zurück und lebte in Zürich vor allem politisch tätig. Sein Haus war eine Zuflucht­stätte der deutschen politischen Emigrierten des Jahres 1848/49. Er war Kassier und Mitbegrün- der der deuffchen Hilfsgemeinschaft für polifische Flüchtlinge. Die Phosphorzünder konnten sich trotz anfänglicher Schwierigkeiten, behördlicher Schikane und Verbote bald durchsetzen. Kammerer erlebte noch den Triumph seiner Idee; den Profit trugen andere davon. Typisches Erfinderschicksal

DieSchwedischen ". Auch der Erfinder unserer Sicherheits­zünder konnte durch die Finger sehen. 1881 eder 1&52 trat Prof. Böttger in Frankfurt mit seiner Erfindung" hervor. Zündhölzer propagierte er ohne weissen Phosphor und Schwefel, die bei der Erzeugung keine schweren Krankheiten hervor­riefen wie die Phosphorzünder die auch nicht durch den verbrannten Schwefel zum Husten reizten und die letzten Endes ungiftig waren. Die Phosphorzünder waren nämlich ihrer Billigkeit und Giftigkeit wegen ein beliebtes und überall leicht erhältliches Selbstmordmittel. Er konnte seine Erfindung aber nicht durchsetzen. Erst zlvan- zig Jahre später nahmen die Schweden die Sache in die Hand, verbesserten Böttgers Erfindung und eroberten die Welt für dieschwedischen" oder Sicherheits-Zündhölzchen. Die Schachteln trugen den Aufdruck: Säkkerhets Tändstikker Paraffinade. Utan Svafel ooch Phosphor. Tända endast mot ladens plan. Deutsch : Paraffinierte Sicherheitszündhölzer . Ohne Schwefel und Phosphor. Entzünden sich nur an der Streichfläche. In Berlin wurden Schlagermelodien zu die­sem Text komponiert. Die schwedische Zündholz­industrie wurde führend in der ganzen Welt und behauptet diese Position teilweise noch heute. Und der Erfinder? Darüber schweigt die Geschichte. D« Mythos von bet Zündholzsteu«. Die griechische Sage berichtet, dass Prome­ theus den Göttern das Feuer raubt«, um es den Menschen zu bringen. Zur Strafe wurde er an einen Felsen geschmiedet, wo ihm ein Adler täglich die Leber aushackte, bis ihn Herkules befreüe. Wir sind viel prosaischer geworden. Wir bemühen weder Götter noch Titanen, wenn wir Feuer haben wollen. Wir greifen in die Westentasche und zün­den uns die Zigarette an. Und die Strafe des Prometheus? Auch dafür ist heute gesorgt. Sehen Sie sich nur die Zündholzpreise an!

Weiße Nachte Der Mitteleuropäer kann sich nur schw« eine nordische Sommernacht vorstellen. Die Sonne scheint ohne Ende, immer noch und immer noch ist es hell. Man wartet auf Nacht und Dunkelheit sie kommen nicht. Endlich verschwindet die Sonne hint« dem Horizonte, der hier meistens Wasser ist, See oder offenes Meer. Aber es wird nicht finster. Der Himmel bleibt hell, und nur allmählich wird es ein flein wenig dämmerig, aber immer noch ist eS so licht, dass man in der Geisterstunde im Freien ganz gut die Zeitung lesen könnte. Man liest sie aber nicht, sondern gebt zu Bett. Anfangs glaubt man nicht schlafen zu können, ab« man gewöhnt sich doch ein. Bor den Fenstern sind dunfle Vorhänge, die den Raum verdunkeln helfen, und dann kommt schon d« Schlaf, genau wie daheim. Der längste Tag wird gefeiert vom ganzen Volke. Niemand blecht zu Hause. Die Strassen­bahnen stellen schon um sechs Uhr den Berkchr ein, denn die Schaffner wollen doch auch Mittsom­mer feiern. Da haben die Taxi gute Zeit. Auch unzählig« Omnibusse, voll mit Menschen, fahren aus der Stadt ans Meer, an einen See, irgend­wo hinaus in§ Freie. Die meisten aber drängen ans Meer. Schiff aus Schiff verlässt den. Hafen,

vollbeladen mit fröhlichen Menschen. Man fährt ost hundert Kilometer und weiter nach ein« Insel. Unterwegs wird auf dem Schiff ge­tanzt und gesungen, wenn auch nicht mit jener Ausgelassenheit, welche uns«en Festen ost zu eigen ist. Obgleich es empfindlich kalt ist im Freien, Reibt doch das Deck vollbesetzt. In Mäntel und Decken gehüllt, verbringen die meisten die Nacht an Bord. Freüich ist ihnen das Erlebnis der Mitternachtssonne nicht annähernd so wichttg wie dem Mitteleuropäer. Sie sind da, feiern pflicht­gemäß das Iulfest, aber sie schauen kaum hin nach dem roten Streifen über dem Meere, wo das Tagesgestirn verschwunden ist. Dieser Lichtstreif rückt langsam von Westen nach Osten, man kann förmlich verfolgen, wie die Sonne wand«t. Bald kommt sie wieder und macht die schwache Däm­merung zum hellen Lichte. Die Leute sind in­dessen eingeschlafen. Auch di« unteren Räume des Schiffes sind nun vollbesetzt. Junge Pärchen schlafen zärttich aneinandergeschmiegt auf den Pol­sterbänken der Kajüten. Doch es kommt niemand auf den Gedanken, das elektrische Deckenlicht aus­zuschalten oder sonstwiedie günstige Gelegen­heit auSzunützen". Die Menschen haben kälteres Blut. Und natürliche Kultur! Sie lachen und schwatzen, singen ein wenig und gehen immer wie­der einmal an die frische Lust, ab« es wird keine

schwüle Lust, kein heimliches Flüstern, keine Küsserei... Das Schiff fuhr von Helsinki durch die un­zähligen dem Lande vorgelagerten Inselchen. Ein Lots« war nötig, denn die Fahrtrinne für das ziemlich große Schiff war schmal. Plötzlich gab es einen furchtbaren Stoß, die Gläser flogen vom Tisch und zerschellten, alles prallte gegeneinander und dann saß das Schiff fest. Großer Schreck packte alle. Und jetzt konnte man Wohl scheu, daß jenes kältere Blut nicht geringere Liebe ist. Ein sehr liebes Mädchen, die mit ihrem Burschen mit­fuhr, wurde verstört und bleich, eilte hinaus und war unbeschreiblich aufgeregt, weil ihr Bräutigam augenblicklich nicht bei ihr war. Nun, es war nichts geschehen, und bald hatten sich die LiebesleUte wieder. Und nun ließen sie ihre Hände zusam­men, und aus ihren ernstgewordenen Gesichtern sprach ein tiefes Glück über die vorübergegangene Gefahr. Die Stimmung war durch diesen Zwi­schenfall getrübt, und«st nach Stunden kehrte langsam die Heiterkeit wieder. Das Schiff hatte aber durch den Zwischenfall gut eine Stunde ver- loren, und das Ziel, eine grosse felsige Insel, kam lange nicht in Sicht. Als es schon gegen Morgen ging, kam einer der Burschen von Deck in die Kajüte und erklärte, wir wären schon längst am Ziele, wenn der Kapitän nicht nach einem passen­den Steine suchte, wo er aufsahren könne. Ueber

diesen Witz wurde herzlich gelacht, und nun waren sie alle wieder fröhlich. Die Zeit bis sechs Uhr wurde nun zum Schlafen benützt, so gut es eben ging. Als dann die Sonne alle Wolken besiegt hatte, verließen die Fahrgäste das Schiff und begaben sich auf die Insel. Tausende waren mit den vielen Schiffen angekommen, aber wo waren sie hin? In den Felsen, am Strande, auf Wiesen und in Wäldern zerstreute sich die Menge, und nur selten traf man einzelne wieder, die sich des freien Tages freuten, in der Sonne lagen ob« badeten. Am Abend fanden sich alle wieder am Schiffe ein, sonnenverbrannt und fröhlich. Glücklich und zufrieden fuhren sie wieder der Heimat zu, ge- stärst und erholt, stffch zur Alltagsarbeit. Alkohol war unter den Genossen nicht verbraucht worden. Als zwei fremde Gäste, die angetrunken waren, in der Kajüte«schienen, wurden sie verlaibt, ihnen aber gleichzeitig bedeutet, sie mögen schnell wieder verschwinden, da Ausländer anwesend seien, die keinen schlechten Eindruck von Finnlands Arbeiter­schaft bekommen dürften. Und sie, die Betrun­kenen, sollten sich schämen. Weiße Nächte, kiihle Nächte im nüchternen Norden. Doch wer sie erlebt hat, trägt immer das Bild im Herzen, wie die geliebte Sonne so lange und freundlich die Menschenfinder beglückt. f. w.