Sette 2

Sonntag, 14. Oktober 1934

Nr. 241

war. Die derdynamischen Außenpolitik" Hitlers innewohnenden Kräfte prallten notwendigerweise mit seinen außenpolitischen Konstruktionen zusam­men. Die deutsche Expansion nach Oesterreich , die in dem Naziputsch vom 25. Juli gipfelte, brachte Hitler im schärfsten Gegensatz zu Mussolini und zerstörte die Grundlagen der deutsch -italienischen Freundschaft. Die Loslösung von Rußland und die Attacken Deutschlands gegen dar französische Bündnissystem bewirkten eine enge Annäherung zwischen Frankreich und der Sowjetunion , die ge­meinsam an den Ausbau eines neuen Sicherheits­systems in Europa schritten. Schließlich führte auch die ungehemmte Aufrüstung Deutschlands , dieses Kernstück der Hitler 'schen Außenpolitik, in Verbin­dung mit den Ereignissen vom 3Y. Juni und 28. Juli, zu einer entschiedenen Schwenkung Englands. Mit seiner Erklärung vom 30. Juli, daß die englische Grenze am Rhein zu ver­teidigen sei, stellte sich der stellvertretende Mini­sterpräsident Baldwin an die Seite Frank­ reichs . Die Bilanz der Hitler 'schen Außen­politik, ein Jahr nach dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund, sieht demgemäß so aus: Die Hoffnungen auf ein Bündnis mit England und Italien sind zerschlagen; statt dessen ist eine An­näherung zwischen Frankreich und England und ein Einschwenken Italiens in die englisch -franzö­sische Front festzustellen; an die Stelle des von Deutschland zerschlagenen deutsch -russischen Bündnisses ist das rusfisch-franzö- sche Bündnis getreten, das die wichtigste Grundlage des in Bildung begriffenen neuen europäischen Sicherheitssystems bildet; der Völ­kerbund ist nicht, wie Hitler erwartete» in seine Bestandteile zerfallen, sondern durch den Beitritt der Sowjetunion weit stärker und aktionsfähiger als bisher geworden. Gegenüber diesen katastrophalen Einbußen und Fehlschlägen hat die Hitlerregierung in ihrer auswärtigen Politik nur einen Erfolg zu verzeichnen: den zehnjährigen Freund- schaftsvertrag mit Polen . Aber diese neue Freundschaft kostet Deutschland den Ver­zicht auf den polnischen Korridor und Ostober­schlesien, den Verzicht auf den Schutz der deutschen Minderheit in Polen , den Verzicht auf Danzig , dessen nationalsozialistische Regierung unter aus­drücklicher Billigung Hitlers Danzig in das pol­nische Wirtschaftsgebiet eingegliedert hat. Als Gegenleistung macht Polen allerdings die außen­politischen Abenteuer HitlerdeutschlandS mit, es erscheint aber zweifelhaft, ob das polnische Volk auf die Dauer eine Politik mitmachen wird, die eS trotz vorübergehender Erfolge auf Kosten Deutschlands zur außenpolitischen Isolie­rung und damit zur völligen Abhängigkeit von Deutschland verurteilen würde. In einflußreichen politischen und wirtschaft­lichen Kreisen Deutschlands scheint man neuer­dings das Fehlschlagen der außenpolitischen Spe­kulationen Hitlers , die mit dem Austritt aus hem Völkerbund verbunden waren, einzusehen. Dahin weisen die Sondierung-- und Anknüpfungsver­suche der deutschen Diplomaten in Genf , Rom und Wien , die den Boden für ein neues politi­sches Spiel Deutschlands vorbereiten sollen. Die­ses Spiel darf jedoch nicht über die Tatsache hin­wegtäuschen, daß die Hitlerregierung durch ihre Normalisierungsbestrebungen" nur die öffent­liche Meinung der übrigen Mächte einschläfern und Zeit für die Vollendung ihrer Aufrüstung gewinnen will. Denn das ist das Entscheidende bei der Be­

urteilung der deutschen Außenpolitik, wie sie sich uns ein Jahr nach dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbünde, präsentiert: Trotz der kata­strophalen Bilanz dieses Jahres hält die Hitler­regierung an dem Kernstück ihrer Außenpolitik, der fieberhaft betriebenen Aufrüstung Deutschlands fest, um durch Gewinnung einer Ueberlegenheit im Luft« und Giftgaskrieg und

durch Militarisierung des gesamten Volkes die Möglichkeit zu erlangen, den übrigen Mächten ihren Wille» aufzuzwingen. Wer diese fundamen­tale Tatsache aus dem Auge läßt und die von Deutschland drohende Gefahr geringschätzt, för­dert bewußt oder unbewußt die deutsche Kata­strophenpolitik, die die Welt in einen neuen Krieg zu stürzen droht.

Die russische Sportdeiegation in der CSR und der Atus Einheitsfrontmanöver der Kommunisten

Seit zwei Monaten konnten wir in der bürger­lichen Presse ständig Notizen lesen über Verhandlun­gen der russischen Arbeitersportler mit den bürger­lichen Sportverbänden der Tschechoslowakischen Revu- blik. Während dieser Verhandlungen erhielten wir von keiner Seite ein Angebot Spiele oder Sport­treffen mit den russischen Sportlern zu organisieren. In den letzten Tagen des September verdichteten sich die Nachrichten in der bürgerlichen Presse dahin­gehend. daß mitgeteilt wurde, die russische Sport­delegation sei bereits auf der Reise. Plötzlich erhielten wir am 28. September, datiert vom 26. September, vom kommunistischen Reichen­berger Turnkreis die Aufforderung, gemeinsam mit den Kommunisten eine Mannschaft gegen die Russen zu stellen. In dem betreffenden Briefe ist keine Rede davon, daß die Russen auch gegen Bürgerliche an­treten, eS wird nur so nebenbei erwähnt, daß sie. gegen die FPT und gegen den Reichenberger Kreis Spiele absolvieren. Wir antworteten, daß wir allein grundsätzlich die Arbeitersportinternationale hat Spiele gegen russische Sportmannschasten freigege­ben, wenn die Bedingungen von Baris eingehalten werden zu Spielen gegen russische Mannschaften bereit sind, wenn finanziell annehmbare Bedingungen gestellt werden und führten im Briefe wörtlich an: Wir können aber keinesfalls einverstanden sei« mit einem Spiel in Verbindung mit der Mann- schaft, die am 11. Oktober in Prag eintrifft und in der Hauptsache Spiele gegen den EsÄF(Tsche­chisch-bürgerlicher Fußballverband) oder gegen eine Berbandsmatmschast des EsAF austrägt. Wenn die sowjetruffische Mmnschast bei ihrer Anwesen­heit in der Tschechoslowakei bloß gegen Vereine der Föderation oder gegen Eure Vereine spielt, sind wir bereit, ein»der zwei Spiele abzuschlietzen." Darauf erhielten wir von Reichenberg, diese Bedingungen betreffend, folgende Antwort: Borlänstg ist noch mit keinem dieser Ver­bände gemeint sind bürgerliche ein festes Abkommen abgeschlossen verhandelt wurde also und auch noch nicht sicher ist, mit wem die Dowjetmannschaft spielen wird. Uns als Freunde der Sowietunion handelt es sich darnm, das größte Interesse aller Schichten zu sichern nnd da in den 5 offiziellen Verbänden aemeiot.sind. die. bur- ' gerlichen; eine seine Umsihretpnngr^osMellen Verbände" ein großer Kader der Mitglieder sich aus Arbeiterschichte« rekrutiert, ist ein Grund für die FPT,«m mit den offiziellen Organisationen des EfAF zu verhandeln." Wir haben darauf noch einmal unsere erste Be­dingung wiederholt und mitgeteilt, daß, solang« milder EsAF verhandelt wird' wir nicht verha ndeln. Das war am 4. Ok­tober. Am 8. Oktober wurde telephonisch angerufen und um mündliche Verhandlungen ersucht. Diese mündlichen Verhandlungen wurden unsererseits für Montag, den 8. Oktober, in Aussig festgesetzt. Sams­tag, den 8- Oktober, kam ein Vertreter der FPT. Herr Schwab, nach Karlsbad und erklärte den Ord­nern, die beim Kongreß den Ordnerdienst versahen, daß Genosse Ullmann ihn herbestellt hätte.(Da i

war eine Unwahrheit.) Ihm wurde wieder mitgeteilt, am 8. seien in Aussig Verhandlungen. Am 7. Oktober kam eine Delegation im Auftrage der Roten Sportinternationale" und wolltezum Kongreß zugelassen werden. Ihnen wurde mitgeteilt, daß der Kongreß die Verhandlungen dem Büro, in der Frage EinheitSftont, übertragen habe, daß diese Verhand­lungen von Büro zu Büro stattfinden werden und Verhandlungen in Karlsbad am Kongreß zwecklos seien. Diese Delegation stellte an Genossen Ullmann die Anfrage, was mir dem Spiel gegen die Russen­mannschaft sei. Genosse Ullmann antwortete:»Wenn> gegen Bürgerliche gespielt wird, können wir nicht verhandeln." Darauf wurde behauptet, es fänden keineBerhandlungenmitBür- gerlichen statt. Genosse Ullmann hält ihnen darauf oben angeführten Reichenberger Brief unter die Nase und erklärte:.Mit Leuten, die lügen, kannman nicht verhan­deln." Am selben Tage, nachmittags nach 1 Uhr. erhielten wir die neuerliche Aufforderung, zu Ver­handlungen zu kommen, mit der Motivierung, daß nun ein Vertreter der russischen Mannschaft persön­lich anwesend sei. Die Genossen Ullmann, und Storch wollten sich nun auch vom Standpunkt de» offiziell«!, russischen. Vertreter» überzeugen und gingen zu der Verhandlung- Bei dieser Verhandlung stellten wir dieselben Bedingungen wie vorher. Der Vertreter der Russen erklärte, daß er darauf nicht eingehen könne, die Spiele gegen Bürgerliche werden absolviert, mit der fadenscheinigen Begrün­dung, daß m diesen bürgerlichen Verbinden auch Arbeiter feien. Dabei wurden doch Spiele mitProsimann- schäften abgeschlossen, also mit Vereinen deS bürgerlichen Verbandes, die rein kapitalistische Un­ternehmungen darstellen. Die Verhandlungen wurden, da den Russen dieSpielemitdenBür « gerlichen wichtiger sind, ebenfalls nach kur­zer Dauer abgebrochen. Wir waren schon bei der Tür des betreffenden Lokale», al» Herr Schwab er­klärte. daß nun versucht wird, Vereine von un» für Spiele zu gewinnen und an uns die Frage stellte, was wir dagegen unternehmen werden. Wir erklärten das sei unsere Angelegenheit, fügen nur hinzu, daß wir uns mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln gegen, solche Abschlüsse wehren werden,.-. Bezeichnend ist. daß die Verhandlungspartner al» sie am 7. Oktober in Karlsbad mit uns verhan­delten. bereit» einen Spielabschluß mit unserem Ver­eine Auffig-Kleische unterfertigt in der Tasche batten, für denselben Tag, den sie uni ange­botenhaben. Also noch einmal Hinterhältig­keit, wie sie schliuuner nicht sein kann- In der»Roten Fahne", Nr. 48 vom 10. Okto­ber l. I.. erschienen nun zwei Notizen. In der einen wird angeführt, daß im deutschen Gebiete gegen den BerbandSmeister Bartelsdorf sie verschweigen aber schamhaft, welcher Verband-meister(BartelSdorf ist BerbandSmeister de» kommunistischen Reichenberger Verbände») ein Spiel au»getragen wird, weiter für den 21. Oktober gegen Atus Aussig. Atu» Aussig ist falsch, e» kommt immer wieder der Arbeiter-

Am selben Tage meldet, sich auch der Vor­mund Novak, der bisher sein Wissen bei sich be­halten hat.Eine» Tage-, Anfang Februar," gibt er zu Protokoll,kam die Agnes zu mir ge­laufen und erzählte mir, daß ihr der Jude Hils- ner von der Prchab bis zum letzten Haus nach­gestiegen sei, wo der Weg zum Marterl abzweigt, daß er ihr immer nachgesehen und daß sie vor ihm Furcht habe. Ich fragte sie noch, was das denn für ein Jude sei, und sie sagte, so ein häß­licher Jude, eben dieser Schuster» dieser Polda HilSnerl" Novak habe daraufhin das Mädchen bis in die Nähe des BresinawaldeS begleitet, aber nichts Verdächtiges bemerkt. Eine sensationelle neue Enthüllung! Der jüdische Kantor und Schächter von'Gollsch-Jenikau, Kurzweil, ist einer der Mittäter des Polnaer Mordes. Sein Dienstmädchen hat ihn beobachtet, wie er sich die Kratzwunden abwusch, die er im Kampf mit dem Opfer im. Gesicht erhalten hat. An den Rabbiner von Polna , der damit als der dritte Spießgeselle entlarvt ist, hat er ein Päck­chen geschickt, deklariert als Parfümsendung; aber was enthielt es? Ein Fläschchen mit Menschen­blut. DaSDeutsche Bollsblatt", das diese Mel­dung bringt, verfällt wieder der Beschlagnahme. Schneider verliest den Artikel im Landtag. Für ihn ist eS erwiesen, daß man jetzt die wahren Mör­der erwischt hat. Besonders die Kratzwunden im Gesicht des Kurzweil sind überführend. Man hat ja, behauptet er, auch unter den Fingernägeln der geschachteten Hruza Menschenfleisch gefunden I Die

Juden haben den Verdacht auf den irrsinnigen Fand« abgewälzt, der mit der Sache überhaupt nichts zu tun hat. Das war ein Meisterstück, aber ein zweitesmal wird ihnen der Dreh nicht ge­lingen! Ein Jude, der einen Mord begangen hat, darf fteilich in Oesterreich nicht verhaftet wer­den... Zurufe unterbrechen den Redner. Die telegraphische Nachricht von der Verhaftung des Kurzweil ist eben eingetroffen.Das Telegramm ist nie aufgegeben worden!" ruft, Schneider. Eine jüdische Fälschung!" Gregorig:Da gibt's nichts al»: Hinaus mit die Juden!" Geßmann:Alle Juden aufhängen l" Schneider:Wenn bei einem Juden ein Ver­dacht festgestellt wird, so wird der Justizminister und der Sektionschef bestochen, damit daß er die Sache niederschlägt. In Oesterreich werden Justiz­minister bestochen, um überwitsene Ritualmörder freizulassen l" In den Lärm, der daraufhin ent­steht, schreft er immer wieder:Der Ruber ist ebenfalls bestochen! Ich werd's dem Lumpen schon zeigen!" (Der Statthalter Graf Kielmannsegg schweigt.) Der Kantor Kurzweil wird von der Gendar­merie geholt und ins nächste Bezirksgericht ringe- liefert. Ganz Jenikau ist auf den Beinen. Die sieben Kilometer nach Habern werden zu Fuß zurückgelegt. Aus den Dörfern ringsum kommen die Leute, sich den Transport des Ritualmörders anzuschauen. Bor Gericht wird der Kantor ver­hört und sofort entlassen. In dem Fläschchen, das er dem Dr. Goldberger nach Polna geschickt hatte, befand sich Suppenwürze. Er bringt gegen Schnei­der und Vergani, den Herausgeber, die Ehren- beleidigungS- und Berleumdungsklage ein. Aber in seinem Wohnort ist er erledigt. Er darf sich nicht mehr auf die Gasse wagen. In ganz Oesterreich geht der Ritualmord um. Im Keller eines Ottakringer Hauses wird die

Leiche eines getöteten kleinen Mädchens gefunden. Hals über Kopf stürzt Schneider an den Fundort. Die Tat sieht einem jüdischen Verbrechen ver­teufelt ähnlich. Bevor die nächste Ausgabe des Deutschen DolksblatteS" erscheint, hat man den Mörder gefaßt. Ex ist unzweifelhaft christlich­arisch. Mehr Erfolg verheißt ein mehrere Wochen zurückliegender Fall. Im LeichenhauS des Salz­ burger Zentralfriedhofes ist ein schauerlicher Mord geschehen. Man fand ein junges Mädchen mit durchschnittenem Hals. Die Untersuchung ergab, daß die Arme einem Lustmord zum Opfer gefallen ist. Ein der Tat Verdächtiger wurde verhaftet und wieder freigelassen.^vie Entdeckung, daß man es dabeiohne Zweifel mit einem Ritualmord zu tun" habe, wird jetzt aus Salzburg einer bayrischen Grenzzeitung« dem Amtsblatt de- königl. Amts­gerichts und des Stadtmagistrats Traunstein, mit­geteilt. Die Todeswunde des Opfers»ist ein ganz regulärer Schächtschnitt gewesen". Zwei Personen, heißt eS noch, wissen sich bestimmt zu erinnern,»daß sie kurz vor der kritischen Zeit auf dem Friedhof einen Juden mit einem Talmud begegnet sind." Von Braunau am Inn bis zur russischen Grenze, von Bodenbach bis Agram und von Kärnten bis Rumänien sind die Gemüter verfin­stert und die Hirne behext. Di« Erwachsenen verfallen dem magischen Bann, und die Kinder tragen für LebenSzeft die Last der Furcht und des HasseS.\ Die Gerichte in den Kronländern werden mit Ritualmordanzeigen überschwemmt. Im Wiener Landtag hält der Abt Monsignore Schei« cher Brandreden gegen die jüdische Mordpest. Dem Landmarschall ist eS peinlich, gegen den geistlichen Parteiführer einzuschresten, lieber gibt er den Vorsitz an dessen Genossen Strobach ab. Die Reden werden im ganzen Land begeistert ausgenommen- Die Bluthetze hat Presse und Kanzeln erobert, sie soll auch die Arbeiterschaft er­fassen. In Böhmen und Mähren gärt eS unter

Sportklub Kleische in Frage. In der zweiten Notiz unter der Ueberschrist:»Schafft die Arbeiter-Sport- einhest" wird neben anderem angeführt, daß Sekre­tär Ullmann der Delegation der FPT erklärte, nur dann mit ihnen verhandeln zu wollen, wenn vorbei keine Verhandlungen mit Vereinen deS Verbandes ge­führt würden. In unseren Briesen ist diese Bedin­gung nirgend» enthalten. ES ist also eine wahrschein­lich bewußte falsche Darstellung, um nicht zugestehen zu müssen, daß wir die Bedingung stell­ten. Spielverkehr gegen die Bür­gerlichen dürfe nicht stat^ finden. So glaubt man der Einheitsfront zu dienen. Auf diesem Wege will man Spiele mit klafsenbewuß- ten Arbeitern austragen. Wir machen alle Miere Ver­eine darauf aufmerksam, daß Spielabschmsse gegen die Russen gleichbedeutend mit Aut­sch I u ß aus unserem Verband ist. Wir hoffen, daß diese Darstellung genügt, um den Nachweis zu führen, daß wir offen und unseren Beschlüssen entsprechend die Verhandlungen geführt haben, daß ober auf der anderen Seite der Wille zu offener gemeinsamer Arbeit im Interesse der gesam­ten Arbeiterbewegung nicht vorhanden ist. Wenn unter solchen Voraussetzungen die Berbandlungen von Sportinternationale zu Nrortinternationale ge­führt werden, so steht bereits im vorhinein das Er­gebnis dieser Verhandlungen fest. Der Arbeiter-Sportklub Kleische hatte eine» Vertrag mit der russischen Fußballmannschaft abge­schlossen. unter der Bedingung, daß der Vertrag nur dann gift, wenn die Verbandself nicht antritt, weiter daß Spiele gegen bürgerliche Mannschaften vor dyn Spiele mit Kleische nicht stattfinden dürfen. Außer­dem war ün Vertrage die Bedingung, daß da» Spiel nicht zu politischer Propaganda für die kommunistische Partei auSgenützt wird. Freitag bat nun der Arbeiter-Sportklub be­schlossen. da» Spiel nicht. auSzutragen. da der Ver­trag nicht eingehalten wurde. Ersten» finden Spiele mit Bürgerlichenvor dem Spiel ggegen Kleische statt, zweiten» wird da» Spiel siebe»Rote Fahne" z u v o l i- tischerPropaganda ausgenützt. Man wird nun versuchen, einen anderen Verein zu gewinnen. Dort, wo man an Funktionäre berantritt. haben diese sich sofort mit un» in Beichindung zu setzen. In einigen Bezirken wird auch versucht, unsere Vereine für den Empfang der kom- munisiischen Sportler zu gewinnen. DieKommu« nist en sollen für diesen Empfang diebürgerlichen Sportvereine. mit denen sie spielen, einladen. Unsere Mannschaften be-. ttiligen sich nicht! Die BnndeSleiwn« de» Arbeiter-Turn- und Sportverb ander. ** Gebt die richtige Antwort! Die Kommunisten wollen die Anwesenheit der. mit den bürgerlichen Sportlern spielenden Russen- s Mannschaften selbstverständlich wieder zu politi-ö scher Propaganda für ihre zerrütteten Organisationj nen mißbrauchen. Sie wenden sich unter anderen,» mit Umgehung unserer Zentralgrgamsation, an ein-! zrlne Vereine um Mitwirkung beim Empfang der j Russen. Unsere Genossen werden auf di« Beschlüsse de» Karlsbader Kongresses der SASJ aufmerksam ge-j macht, der zwar beschlossen hat, mit der R.S.J. in I Verhandlungen zu treten, aber nach BekanntwerdenJ der Tatsache, daß die Kommunisten, während sie| unS die Einheitsfront antragen, diese mit den Bür-I gerlichen schon hergestellt hatten, erst Aufklärung! von der R.S.J. verlangten. Diese Aufklärung wurde i bisher nicht gegeben, wohl aber sind die Spalters Überall wieder an der Arbeit, den Arbeitersports neuerlich zu schädigen. Unsere Genossen sollen also» an den Empfängen nicht teilnehmen und die Kom­munisten anweisen, sich wegen Staffage zu den poli«4 tischen Empfängen gefälligst an die Bürgerlichen zu! wenden, mit denen sie im Sporwerkehr stehen.

den Fabrikwebern wefter. Streik» werden vor­bereitet. Wo die Fabrikanten Juden find, setzt die antisemitische Agitation ein. Sie unterstützt, keineswegs die Forderungen der Arbeiterschaft.> aber fie hat ein Interesse daran, die Leute auf die Straße zu bringen. In den Läden werden Bilder von den Nachoder und Polnaer Plün­derungen auSgehängt. So ist es auch in Hor- schitz, einem böhmischen.Weberort. Man erwar­tet den Ausbruch der Unruhen seit Tagen. Di«! Garnison Königgrätz ist alarmiert, eine Kompag­nie steht marschbereit. Ob sie marschiert, hängt! davon ab, in welcher Richtung sich die Wut de» Volles entladen wird. Als ein Prager sozialisti­scher Redakteur, der eine Ansprache an die Ar- befter hallen will, sich beim Bezirkskommissär meldet und arretiert wird, und als seine An-! Hänger die Freilassung verlangen und mit Gewalt! drohen, ist ein Extrazug mit Infanterie in kür- j zester Frist zur Stelle- Die Juden sind diesen»! Zwischenfall dankbar. Wenn es gegen sie ge­gangen wäre, hätten.sie länger auf das Militärl warten müssen. In den kleinen Orten haben sie kern gute», Leben. Wenn der jüdische Kaufmann am Morgen! seinen Laden aufschließt, ruft ihm sein Nachbar! zu:»Na, wen habt ihr heute Nacht wieder um-! gebracht?" Alte Freundschaften gehen in Brüche;« keiner traut dem andern über den Weg. Kein Kind christlicher Eltern wagt sich in die Näht! eines Juden. Leidenschaftlich haßt e» seinen-I dischen Alter»- und Schulkameraden. Sie spre-- chen nicht miteinander, aber auf der Straße, in; der Schule, überall, wo sich ein jüdisches Kind! zeigt, wird e» mtt der Bewegung begrüßt, in«' sich ün ganzen Land eingebürgert hat: die flacht Hand ahmt das Durchschneiden der Kehle nach-! Weder Eltern, noch Lehrer denken daran, baf zu ändern. (Fortsetzung folgt)