. Nr. 244 Donnerstag, 18. Oktober 1934 Sekte 5 Kampf der Not! Sonntag Opfertag für dir frierenden Kinder. Der Kapitalismus ist das Gesellschaftssystem der peinigenden Gegensätze. Während in den noblen Merteln der Sorglosen der Winter nur neue Möglichkeiten des Amüsements bietet, greift er den Armen direft ans Herz und läßt das Mast der täglichen Sorgen ins Riesenhafte anwachsen. Woher nimmt ein Erwerbsloser das Geld zu Kohlen?! Woher nimmt er das Geld, um seinen Kindern warme Kleidung, Schuhwerk, die so drin» gend notwendigen Untersachen zu kaufen?! Hier wird der Winter zu einem fürchterlichen Problem, einem Problem, das in dieser Gesellschaft gewist niemals zu lösen sein wird! Die hungernden Kinder der Armen, die frie­renden Sühne und Töchter der Ausgebeuteten sind e>ne ständige leidenschaftliche Anklage gegen alle die, die den Profit über die Menschheit, den skrupelwsen Einzelegoismus über die elementarsten Interessen der Allgemeinheit stellen. Eine neue Ordnung wird diesem schmerzlichsten Unrecht, dem Unrecht, das an hilflosen Kindern be­gangen wird, ein Ende setzen. Aber auch unter den lähmenden Bedingungen der alten untergehenden Gesellschaft gilt eS zu hel­fen, zu lindern, das Aergste und Schlimmste zu ver­hüten! Die Demokratie für die Kinder", die es sich zum Ziel gesetzt hat, Wäsche, Schuhe und Kleider für die Aermsten herbeizuschaffen, ruft zum 21. zu einer Sammlung auf, der sich niemand entziehen sollte, wer irgendetwas entbehren kann. Gewist, der Arbeiter, der selbst oft nicht weist, wie er mit dem kärglichen Lohn auskommen soll, wird wenig erübrigen können und die, die eine Schuld abzutragen haben, an denen, die fie freud­los, elend und verzweifelt gemacht haben, werden, wie so oft, nicht oder nur sehr ungenügend zur Stelle sein. Trotzdem auch der kleinste Erfolg ist jeder Mühe wert. Wir stoßen die ehrliche soziale Emp­findung nicht von uns fort, wir bekritteln nicht den Versuch, helfen zu wollen, auch wenn wir wissen, dast es nur ein Versuch mit unzulänglichen Mit­teln ist Unser Ruf geht an die Eltern, Solidari­tät mit denen zu üben, denen«s noch schlimmer geht, als ihnen. Unser Ruf ergeht an die Arbeiterkinder, ihrer kleinen Kameraden zu gedenken, die nicht so glücklich sind, einen warmen Mantel für die Tage der Kälte zu besitzen. Proletarische Solidarität, im kleinen wie im Wwsten, istl«ttMaS> Schönste, was baS Volk: besitzt- An sie wird man am kommenden Sonntag nicht vergeblich appellieren! P. Michels Mützen»nd die Kürschner . Der Reichserziehungsminister Rust hat eine Anord­nung getroffen, die dem sogenannten»Schüler­mützenstreit" ein Ende bereiten soll. Allzu eifrige Hillerjungen hatten in den letzten Monaten wie­derholt Schülermützen als»Zöpfe einer veral­teten Zeit" verbrannt. Dies führte nicht nur zu starken Spannungen zwischen den Jungen, die an der Schülermühe. festhielten, und ihren Alters­genossen, die sie ablehnten, sondern veranlaßte auch das geschädigte Kürschnergewerbe zu einer Eingabe an das ReichSerziehungsmini- sterium. Hieraus entschied Reichsminister Rust, daß zwar der Schüler zum Tragen der Mütze nicht verpflichtet sei, er es jedoch nicht billigen könne, daß.durch Zwangsmaßnahmen das Tragen der Schülermützen unterbunden würde. Rekonstruktion des Londoner ThemsehafenS. Der britische Verkehrsminister kündigte die baldige Inangriffnahme der geplanten umfangreichen Rekon- struktionsarbeiten an den Londoner Hafeneinfahrten an, deren Kosten sich auf 1.6 Millionen Pfund Ster­ling belaufen. Es sollen u. a. die alten Kanäle er­weitert, zehn Brücken an der Themsemündung umge­baut, einige Brücken geschleift und ein ganzes System hoher Viadukte geschaffen werden, mn die Mängel zu beseifigen, die sich aus dem Zeit­verlust bet denjenigen Schiffen ergeben, für deren Durchfahrt bisher die Zugbrücken gehoben werden Müssen. Bildfunk EnglandAustralien . Am Dienstag wurde zum erstenmal auf drahtlosem Wege von Eng­land nach Australien eine Photographie übertragen, die in der Melbourner Zeitschrift.Argus" veröffent­licht wurde. Die Uebertragung dauerte 26 Minuten und wurde mittels eines Systeme- durchgeführt, bei welchem gleichgerichtete Wellen zur Verwendung kommen. Opfer der Sensationsgier. Eine Tonfilm­gesellschaft hatte von New Aork aus ein Wasserflug­zeug dem DämpferWashington", der sich etwa 900 Kilometer vor New Aork befand, entgegen­gesandt, um Aufnahmen von der Ermordung des Königs Alexander l. möglichst schnell nach New Dork zu bekommen. Das Flugzeug unternahm mehrere Versuche, neben dem Dampfer, der gestoppt hatte, zu wassern. Dabei schlug eS um. Ein Mechaniker ertrank. Ein Rettungsboot derWashington" konnte die vier andern Flugzeuginsassen Übernehmen. 50.000 Dollar Löscgeld. Frau Toll, die Frau eine- reichen Kaufmannes aus LouiSville (Kentucky ), die vor einer Woche entführt wurde, wurde nunmehr von der Staatspolizei lebend und gesund aufgefun- den und nach Hauke gebracht. Es wird erklärt, daß der Entführer in einer Anstatt für Geisteskranke in­terniert gewesen ist. Bisher wurde er noch nicht ver­haftet, doch wurde seine Frau angehalten; man fand bei ihr einen Teil des Lösegeldes in der Höhe von 60.000 Dollar. 64 Kilometer Bücherregal«. Der englische König wird am Montag dir feierliche Eröffnung der neuen Universitätsbibliothek in Cambridge vornehmen, die über 1,600.000 Bücher besitzt, welche in Fächern von rund 40 Mellen Länge(über 64 Kilometer) ein­geordnet sind. Einer der kostbarsten Schätze dieser Bibliothek ist die berühmte Mainzer Bibel, welche im Jahre 1466 in Mainz gedruckt wurde und die auf den Betrag von 50.000 Pfund Sterling versichert ist. Der Bau dieser Bibliothek wurde mit einem Auf­wande von 800.000 Pfund Sterling durchgeführt. Der feierliche Eröffnungsaft wird vom König in dem 194 Fuß langen Lesesaale vorgenommen werden. Zu Fuß um die Welt Die Rekordreise eines Chinesen In Toronto , Ontario , ist soeben ein selt­samer Mann aufgetaucht, ein Chinese mit wetter­zerfurchtem Gesicht und ausgefranstem Khaki- Ueberwurf. Er meldete sich bei der Stadtverwal- tung und gab an, er heiße Poon Tuck Ming und komme größtenteils zu Fuß aus seiner chinesi- Die Caisson -Krankheit In der Medizin stehen wir Zivilisierte be­kanntlich noch vor ungeahnten Möglichkeiten. Um ein Haar wäre, eben an diesem Haar, der Krebs­erreger von einem gleichgeschalteten Berliner Gelehrten ans Licht gezogen und dem Führer in Freiheit dressiert vorgeführt worden. Die Sera mehren sich beträchtlich. Für wann ist eigentlich berechnet, daß wir alle den wohlverdienten Er­nährertod gestorben sein werden, weil wir eS nicht lassen wollen, mehr Produtte, die auf fremden Boden gewachsen sind Bananen aus Florida , ReiS auS Eeylon, Erdnüsse aus Kamerun , Emmen » thaler aus Kattowitz täglich zu verzehren, als solche, die von unserer eigenen Höhensonne be- strahlt worden sind? Die Lichtreklame, die KinoS, all die Prachtfeuerwerke für fremde Devisen im Dritten Reich werden tofficher einmal zu einer allgemeinen Erblindung, dem sogenannten Netz­hauttod führen aber wann? Auch neue Krank­heiten werden noch fast täglich entdeckt. Kennen Sie übrigens die Taissonkrankheft? Nun, in Wien ist jemand daran gestorben. Ein ganz simpler und schlichter Jemand/ Ein schen Heimat. Aus seinem schmalen Bündel, sei­nem einzigen Reisegepäck, wieS er«in kleines zer- ledertes Notizbuch vor, das über und über von Stempeln und NamenSzügen gefüllt ist. Man wollte seinen Augen nicht trauen, als man neben den Namen berühmtester europäischer Staatsmänner, Wissenschaftler und Künstler auch die Schriftzüge des amerikanischen Präsidenten Roosevelt entdeckte. Innerhalb kurzer Zeit waren die Reporter der Zeitungen informiert, die sich auf dem schnellsten Wege auf der Stadtverwaltung einfanden. Was sie erfuhren fft zwar gerade nicht welterschütternd, aber immerhin der Mitteilung wert. Poon Tuck stammt auS einer Provinz, in der bitterste Hungersnot herrschte, so daß er sich ent­schloß, auSzuwandern. Seine Wanderschaft machte ihm viel Freude, und da blieb er einfach im Laufen. Fünf Jahre ist es her, daß er aus China auswandert«. Er marschierte quer durch Asien , dann durch Europa , ließ sich nach Amerika übersetzen und ist jetzt auf dem Wege durch Ka­ nada . Seinen Lebensunterhalt verschafft er sich durch den Verkauf von Autogrammen berühmter Leute. Bis jetzt hat er 22 Paar Schuhe durch­gelaufen. Er hofft, daß in China die Hungers­not beendet sein wird, wenn er nach seiner Welt­reise zurückkehrt. Arbeiter. Ein Arbeiter, der eine junge Frau hatte und zwei Kinder. Ein besserer Herr stirbt nicht an der Caissonkrankheit. Was das ist und wieso das kam? Sehr einfach, wenn man dieser Tage die Wiener , jetzt auf ettel Frömmigkeit abgestimmten Blätter laS: Der Arbeiter namens Wawreckawar beim großen Reichsbrückenschlag über die Donau beschäftigt. Er stteg mit seinen Kollegen in die große Wanne, die auf den Grund des Stromes versenkt wird, damit. man drinnen und drunten schaufeln und mauern kann. Nur(!) 1,66 Atmosphären Ueberdruck herrschten in dem Zau- berkübel so stellen die auf Gottesfurcht gleich­geschalteten Blätter fest. Und bis zu 3.3 Attnosphären haben schon andere Wawreckas durchaus gesund überstanden. Aber jener erst­genannte Wawrecka starb nun einmal an dem .Kübel, wie an den Atmosphären. Herzschwäche und Lungenödem! Sonst nichts weiter! Gleich hinter seinem Caisson brach er zusammen. Daher der schöne, wohlklingende und doch so wissenschaftlich exakte und propre Namen Caisson­krankheit! Ueber die neue Reichsbrücke werden sicher einmal gutlackierte Limusinen sanft dahingleiten. Eine einfache Rechnung: 6+ 10= 16 Ein Kind mit 6 Jahren in der Hand des Gegners, wird mit 16 Jahren ein Kämpfer 82ZLI> UnS sein. Ein Kind mit 6 Jahren in unserer Hand, wird mit 16 Jahren... ein Kämpfer RIF IMS sein. ArbeltereKem, merket: 8+ 10= 101 Werbet Hlr die Kinderfreunde, CjalalflfaO euere Kinder in unsere Falken» JMIIIKCI Gemeinschaft 1 Max Winter. Bom Sinn der Solidarität Von Irma Bächli. Die Nöte unserer Zett bieten mancherlei Anlaß, Solidarität zu bekunden. Bald sind es Angehörige verschütteter Bergleute, die unsere Hilfe brauchen, bald sind es von Unwetterkata­strophen betroffene Opfer, ein anders Mal han­delt es sich um die Unterbringung von Flücht­lingen oder um die Verschickung von Arbeits» losenttnder. Man müßte tatsächlich ein vielfacher Mil­lionär sein, um all diesen Hilfsbedürftigen und Hilfesuchende^ zu helfen. Wie verständlich ist es, wenn der einzelne resigniert den Kopf schüttelt: Was kann ich t u n, bei all dem Elend? Und statt auch nur im kleinsten zu helfen, vertieft er sich in soziologische und philosophische Betrachtungen über die schädlichen Auswir­kungen der kapitalistischen Gesellschaftsform. Wo soll man auch anfangen? Was sind hunderttausende bei dieser Unmenge unter­stützungsbedürftiger Menschen? Nichts! Nichts! Es bleibt also nur die Hoffnung, daß ein­mal diese kapitalistische Wirtschaft abgelöst werde durch den Sozialismus. Was kann i ch tun, so fragen andere. Und wenngleich wenige frei sind von Sorgen, wenn leise die Not auch an die eigene Tür pocht, hie und da ist doch etwas Geld übrig, ein wenig Essen, etwas Wäsche und Kleidung. Meist sind es sogar die weniger bemittelten Genossen, die sogar ein Arbettslosenkind oder einen Flüchtling bei sich aufnehmen. Fremden- zimmrr und'Chaffelogue haben sie" allerdings <nlD>'äksir" mit ihrem. Buben. unP^ihrem Mädek schlafen sie zu dritt in zwei Betten und haben so noch ein Plätzchen frei, für einen, dem si^ hel­fen wollen. Und mit dem Essen teilen sie sich schon ein. Was schadet es, wenn die Ration des einzelnen etwas kleiner wird? Die Not rings umher ist so groß. Da will es ohnehin nicht so recht schmecken, wenn man nicht ein ganz klein wenig auf seine Weise mithilft, das Elend etwas zu lindern. Und schließlich kommt es nicht allein auf den geldlichen Wert einer Sache an. Ein freund­liches Wort, ein warmer Händedruck ist bei der Art des Gebens wesentlich. Vom Ueberfluß zu schenken ist kein Kunststück. So teilen freudig und gern viele das wenige, das sie haben, um diesem oder jenem Genossen zu helfen- Sozialismus verpflichtet Fühlen wir uns denn nicht alle miteinander verbunden? Von dieser Hilfsbereitschaft sollte man gar nicht reden. ES ist so selbstverständlich. Genossin! Ist Deine Nachbarin schon bei der Pa r telf Vielleicht werden fesche Oberleutnants darüber den Säbel klirrend schleifen? Vielleicht wird ein Arbeitermädel hinterm ersten Brückenpfeiler ihrem Schatz, der keine Arbeit und so viel Hunger hat, ein Paar Würstel kaufen? Das wird das Leben sein wqx kommt da auf Lungenödem und Herzschwäche? Wer weiß noch von der Caisson­krankheit? Solche Leute, welche die Welt nicht zur längst verdienten Ruhe kommen lassen wollen, möchten freilich glauben machen, daß das ganze Arbeiterleben einem Krankendasein in einem Caisson, einem großen, tiefen und dunklem Caisson gliche; Ueberdruck , so wolle es wohl der Kapitalismus, die gleitenden Limusinen und die klirrenden Leutnantssäbel, sei wahrhaftig überall genug vorhanden, nicht nur auf dem kühlen Grund der blauen Donau ... Noch ein paar lumpige Atmosphären ge­fällig? Was liegt daran, an einem von so vielen Wawreckas? Ein besserer Herr stirbt ja nicht im Kübel. F. E. Roth. Dreimertel-Zahres-Handelsbilanz Die Exportkonjunktur nach Deutschland und ihr Ende Ausgleich durch Ausfuhrsteigerung nach Ländern, mit denen mir passiv sind Die letzte Bilanz unseres Außenhandels, von unS am Dienstag veröffentlicht, muß auf den ersten Blick einen recht günstigen Eindruck hinter­lassen. Ist doch die A u S f u h r mit 73 Mill. XL auf einen Stand angekommen, wie sie ihn inner­halb der ersten drei Jahre nicht erreicht hatte. Und da auf der anderen Seite di« Einfuhr keinen wetteren Rückgang erfahren hat, so ist im ganzen eine bedeutende Vermehrung des Außen­handelsumsatzes zu verzeichnen, wie ihn nicht viele Länder von einer ähnlichen wirtschaftlichen Struk­tur wie die Tschechoslowakische Republik aufzu­weisen haben- Der verhältnismäßig hohe Ausfuhr­üb er schuß von 251 Mill. XL im September und die Taffache, daß er im wesentlichen durch die Steigerung der Ausfuhrvon Halb­fabrikaten und Fertigwaren zu« standegekommen ist, würde, wenn im Außen­handel noch die früheren normalen Verhältnisse bestünden, vorbehaltlos begrüßt werden. Wäre er doch ein Beweis dafür, daß, sich die Erzeig« .nisse- unseres Landes auf den Absatzmärkten- 'gegenüsier' der Konkurrenz erfolgreich durchzu­setzen vermochten.. Aber von diesennormalen" Verhältnissen hat sich der Außenhandel aller Länder weit, sehr weit entfernt. Die beträchtliche Attivspitze im tschechoslowakischen Außenhandel, die in dem Dreivierteljahr 1934 höher als eine halbe Mil­liarde XL ist, ist darum auch leider nicht alS der Ausdruck einer allgemeinen Besserung im Nutzen­handel anzusehen. Liegt bis jetzt auch die Länderstatistik unseres Außenhandels für September noch nicht vor, so zeigt doch eben die starke Ausfuhrsteigerung in Hotz und in Halbfabrikaten der Textil- und Metallindustrie, daß der Ausfuhrüberschuss-um erheblichen Teil durch Mehrausfuhr nach Deutschland entstan­den ist. Diese Exportkonjunktur hat ihre Ur­sache in der Rohstoff-«nd Devisenknappheit Deutschlands und hat dazu beigeiragen, die Forderungen der tschechoflowakischen Exporteure an Deutschland immer näher an 300 Mil­lionen XL heranzubringen. Daß diese Entwicklung für die tschechoslowakische Exportindustrie nicht ungefährlich ist, darauf ist in den letzten Wochen auch von amtlicher Sette aufmerksam gemacht worden. Die Haltung Deutschlands in den zurzeit stattfindenden Wirt- schastsvcrhandlungen mutz diese begründeten Be- fürchtnngen noch verstärken. Da unter den bisherigen Bedingungen die Exportkonjunktur nach Deutschland nicht weiter genützt werden kann» da aber von deutscher Seite eine für die Tschechoflowakei tragbare Regelung des Zahlungsverkehrs für den Außenhandel ab­gelehnt wird, muß mit dem nahen Ende dieser Exportkonjunktur gerechnet werden. I« den letzten Tagen sind verschiedene Mel­dungen durch die Presse gegangen, aus denen ersichtlich war, daß die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches unsere Industrie schwer schädigt«nd die Arbeitslosig­keit von tausenden sudctcndeutschcr Arbeiter verschuldet. Eine Kapitulation der Tschechoflowakei vor den deutschen Forderungen würde für die tschecho- flowakische Wirtschaft keine günstigere Situation schaffen. Vielleicht könnte die Exportkonjunktur noch eine kurze Zeit ausgenützt werden. Das allerdings aber nur mit der trüben Aussicht, daß dann die Beträge, die in Deutschland eingefroren > sind,^noWNelHöher-sind- Dann^auß-enttveder der Staat für die geschädigten Exportindustriellen einspringen und die Mittel, die dazu notwendig sind, doch wieder von den breiten Volksschichten durch Steuern" oder andere Belastungen eintreiben oder aber zahlreiche wirtschaftliche Unterneh­mungen stehen vor unüberwindlichen finanziellen Schwierigkeiten, bie. in den Bankrott münden. So oder so die Exportkonjunktur ist dann auf jeden Fall zuende, nur mit dem Effekt, daß Wirtschaft und nicht zuletzt die Arbeiter noch viel schärfer geschädigt sind. Aus diesen Gründen, und weil ein anderer Teil unseres Ausfuhrüberschusses aus dem Außen­handel mit den Balkanländern kommt, in denen unsere nicht sofort einbringbaren Schuldenfor- derungen rasch angewachsen sind, zwingt die jüngste Entwicklung unserer Handelsbilanz ge­radezu dazu, die Handelsbeziehungen mit jenen Staaten zu überprüfen und neu zu regeln, von denen wir für viel größere Beträge Waren be­ziehen, als sie von uns. Rach dieser Richtung mutz der tschochoflowa- ftsche Außenhandel mit den größten Anstren­gungen ausgebaut werden» wenn der im Handelsverkehr mtt Deutschland durch die Schuld der faseistischen Wirtschaftspolitik un­vermeidliche Rückschlag nicht alle Ansätze zu einer wirtschaftlichen Belebung erschlagen soll.