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Freitag, 19. Oktober 1934

Nr. 245

pmdcikommandns in der SW Gegen einen früheren Landesleiter Schmutzige Wüsche Im Gerichtssaal

Der ehemalige Landesleiter der SHF, Ru­dolf Tropschug jun., hat gegen den jetzigen Landesleiter der SHF, Roman Skomorov- s l h i, und den Schönberger Ortsgruppenleiter der SHF, Adolf Kolb jun., Ehrenbelei­digungsklagen eingebracht. Der Klage liegen angebliche ehrenrührige Aeuherungen über die Tätigkeit Tropschugs bei der SHF seitens der beiden Beklagten zugrunde. Bei der Hauptver­handlung, die am 16. Oktober vor dem Bezirks­gericht in M.-Schönberg durchgeführt wurde, dehnte der Verteidiger Tropschugs die Klage gegen Adolf Kolb wie folgt aus:»Am 29. August fand im Ortsgruppenzimmer der SHF in Schönberg um 8 Uhr abends eine vertrauliche Sitzung statt, bei welcher der Angeklagte Kolb erklärte, daß ein Prügelkommando der SHF ge­bildet werden wird, und daß der Privat- kläger der erste sein werde, der dem Kommando ausgeliefert wird. Die anwesenden Mitglieder be­auftragte er, wo immer sie den Privatkläger tref­fen, ihn ohne Zeugen zu beschimpfen und gebührend zu behandeln." Zum Beweis wird Rudolf Hocke, Techniker in Schön­berg, als Zeuge geführt. Die Beklagten, Kolb und Skomorovstyi, fühlen sich nicht schuldig, bieten aber im Eventualfall den Wahrheitsbeweis an. Der Zeuge Rudolf Tropschug sen. gibt an, der Be­klagte Kolb habe ihm mitgeteilt, dah sein Sohn»

Tropschug jun., Mitgliedsbeiträge einkassiert, Bücher verkauft und di« Gelder nicht abgeführt habe. Auch mit den Abonnementsgebühren der Zeitung habe er es so gemacht. Die Zeugin Hilde I a n k u sagt auS, Skomorovsky habe sie einmal Är September oder August gefragt, ob sie auch wisse, warum Tropschug entlassen worden sei. Als sie dies vereinte, habe Skomorovstyi gesagt, Trop­schug habe sich bei einigen Sachen Provisionen gemacht, er habe einige Briefe unterschlagen und er habe sich grobe Dienstvernachläfligungen zu schulden kommen lassen. Der ehemalige Senator Köhler meint, er habe gestaunt, daß Tropschug entlassen worden sei, der die ganze Bewegung auf­gebaut habe. Der Privatkläger Tropschug ver- langt, das Gericht möge die Bücher der Heimat­front sicherstellen wegen der Eintragungen betref­fend die Broschüren und begründet dies damit, daß in einem früheren Prozeß falsche Zeugen ge­führt wurden, und dah man versucht habe, zwei Zeugen zu bestechen. Der angebotene Wahrheitsbeweis wurde vom Gericht zugelafsen und die Verhandlung auf den 29. November,, 11 Uhr vormittags, vertagt. Man kann gespannt sein, wie die erhobenen Be­schuldigungen wegen der Bildung eines Prügel- kommandoS und die Beschuldigung wegen der fal­schen und bestochenen Zeugen werden entkräftet loerden.

Meißner kündigt neue Arbeitslager an** DaS ist die Ueberschrift eine- Schimpfartikels in der»Roten Fahne". In diesem Artikel werden die arbeitslosen Jugendlichen aufgefordert, gegen die Absicht, die Arbeitslager-Bewegung zu för­dern, schärfsten P r o t e st einzulegen. Die Redakteure der»Roten Fahne", die sich so über die Arbeitslager-Bewegung aufregen, könnten sich ohne große Mühe über die wahre Stimmung der arbeitslosen Jugendlichen unter­richten: siekönnten einmal bei den Teilnehmern an dem ArbeitSla« gerin Theresienstadt und den Lagern in Aussig und Boden­ bach Umfragen an stellen.

Was sie da erführen, wäre daS genaue Ge­genteil dessen, was die»Rote Fahne" den Ju« gnMch'ets"über die', Arbeitslager' stieismachen möchte. Aber eben deshalb wäre eS zur Veröf­fentlichung in der»Roten Fahne" nicht geeignet. So werden die Redakteure der.»Roten Fahne" über eine Sache weiter lügen, von der sie teils nichts verstehen, teils nichts verstehen wollen.

Henlein wird Im Saal sprechen Heber die Durchführung der Henlein -Kund­gebung in Böhmisch-Leipa wurden Don­nerstag von den Zentralbehörden bestimmte Wei­sungen ausgegeben. Henlein wird nicht im Freien, sondern in einem Saal sprechen und der D e» monstrationszug durch die Stadt un­terbleibt.

diesen Gesetzesbrüchen bemerkt, obwohl er darauf I verhalten.

Die geforderte Verhandlung bei der Bezirks­behörde, um diese unerträglichen Zustände zu be­reinigen, wurde von der zuständigen Bezirks­behörde Deutsch-Gabel bis heute nicht eingeleitet. Aber bei der Schilderung dieser Zustände soll und darf nicht vergessen werden, daß auch bei einer so kleinen Arbeit wie der Bachregulierung in Röhrsdgrf, ständig ein Ingenieur als Vertreter des Landes als Aufsichtsorgan fungiert. Und dieserBertreterdes Landes hat nichts von

Vorn Lande Böhmen In den letzten Tagen hat die Landesverwal­tung von Böhmen hitf Regulierungsarbeiten an der Woberbach in Zwickau an die Firma Smetana in Ceskä Skalier vergeben. Um die Durchführung dieser Arbeiten haben sich durch lange Zeit der Bauarbeiterverband, die Stadtgemeinde Zwickau und nicht zuletzt die Parlamentarier unserer Par­tei redlichst bemüht, da die Stadt Zwickau zu den ausgesprochenen Hungergebieten gehört. Die Landesverwaltung hat diese Arbeit an die Firma Smetana vergeben, obwohl diese Firma bei den Bachregulierungsarbeiten in Röhrsdorf, die im Laufe dieses Jahres durchgeführt wurden» die vertraglichen Bedingungen gegenüber der Arbeiterschaft rücksichtslos gebrochen

aufmerksam gemacht wurde und nichts davon ge­hört, daß der Polier der Firma die Arbeiter stän­dig auf daS gemeinste beschimpfte. Und trotz der geschilderten Zustände wurde die Zwickauer Bachregulierung wiederum an die Firma Smetana vergeben, die in Zwickau ihre gesetzesbrecherische Tätigkeit auf Grund deS Ver­haltens der zuständigen Aemter fortsetzen wird. Am Sonntag, den 14. Oktober, hat in Zwickau in Anwesenheit des Senators Genossen Goth eine Konferenz der freien Gewerkschaften und der Partei stattgefunden, die sich ausführlich mit der ganzen Sachlage beschäftigte und be­schloß, daß alles unternommen werden muß, um den Unternehmer wie auch die arbeiterfeindliche Bürokratie zur Einhaltung der Arbeiterrrchte zu

Gesetzesbrecher erhalten öffentliche Aufträge

Hat. Bekanntlich Haben unsere und die tschechischen Genossen im Vorjahre in der Landesvertretung den Beschluß durchgesehi, daß bei allen Arbeiten, die durch das Land unterstützt werden, die regio­nalen Kollektivverträge zu gelten haben. Aus­nahmen dürfen nicht gestattet werden. So der Beschluß der LandesvertretungI Bei den Regulierungsarbeiten in Röhrs­dorf hat der Unternehmer Smetana die gel­tenden KollrktivvertragSlöhne nicht gezahlt. Die Maurer erhielten statt 5.10 XL pro Arbeits­stunde nur 4.80 XL. Die Entlohnung der Hilfsarbeiter erfolgte ganz willkürlich und nach Gutdünken der Bauleitung. Die gesetzliche Arbeitszeit wurde nicht eingehakten. Trotz schwerster Krise wurden während der ganzen Bauzeit 52.5 Stunden pro Woche gearbeitet, wie dies in einer Versammlung in RöhrSdorf, die von mehr als 50 beschäftigten Arbeitern besucht war, festgestellt werden konnte. Wasser­zulage für Arbeiten im Wasser wurde an die Arbeiter nicht gezahlt und als im Herbst 1932 bei Wasserarbeiten einige Arbeiter«m die Beistellung von Wasserstiefeln ersuchten, wnrden sie mit dieser Forderung, die auf einem gesetzlichen Rechte beruht, brüsk abgewiesen. ES gibt kein vertragliches noch gesetzliches Recht, das die Firma Smetana gegenüber ihren Arbeiter« nicht gebrochen hätte.

Bon feiten des Bauarbeiterverbandes wurde alles unternommen, um der Willkür der Firma Smetana Grenzen zu setzen, die sich auf Kosten der Arbeiter und des Landes unrechtmäßig be­reicherte. Ueber dieses Drängen hat das Gewerbe­inspektorat Reichenberg Erhebungen gepflogen und die Firma auf die ungesetzlichen Handlungen auf­merksam gemacht. Die zuständige Bezirksbehörde wurde durch das Sekretariat. der. Bauarbeiter schriftlich und. mündlich auf das Treiben dieser Firma aufmerksam gemacht, die Lohnlisten wur­den der Bezirksbehörde vorgelegt, auS der Ver­tragsbruch und Ueberstundenarbeit nachgewiesen wurden. Geschehen ist nichts! Der Unternehmer konnte sein ungesetzliches Wirken fortsetzen. Ledig­lich wegen Ueberschreitung der gesetzlichen Ar­beitszeit erhielt diese Firma von der Bezirks­behörd« Deutsch-Gabel ein Strafmandat von 1000 XL. Ob diese Strafe bezahlt wurde, kann bezweifelt werden. Daß dieser Unternehmer de« Arbeitern di« Bertragslöhne vorenthielt, darum Haden sich die Behörden nicht gekümmert, dagegen wurde auch nichts unternommen.

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Die Anklage rekonstruiert den Vorgang: Annes, den Fußsteig oberhalb des Hohlwegs her­aufkommend, wird mit dem zur Schlinge geknote­ten Strick gefangen, ins Unterholz gezerrt, durch Schläge mit einem Stein betäubt und durch die Kehle geschnitten. Alles geht in Eile vor sich. Die Täter schneiden den Unterteil des Hemdes auf der einen Seite mit einem Messer ab, auf der andern reißen sie ihn, um schneller zu Rande zu kom­men, gewaltsam herunter. Ebenso wird der linke Aermel des Hemdes abgeschnitten, der rechte ab­gerissen. AuS den Aussagen der Mutter Hruza, des Vormunds Novak und der Näherin BhtlaLil geht klar hervor, dah Hilsner die Agnes lange kannte und aufmerksam verfolgte. Die>Angaben des Franz Cink und anderer begründen den Ver­dacht, daß er sich zur kritischen Stunde am Tat­ort befunden habe. Das Alibi ist dem Angeklagten nicht gelungen. Verdächtig machte er sich ferner dadurch, daß er, wie aus den Bekundungen meh­rerer Zeugen hervorgeht, an jenem Tag seine Kleidung mehrmals gewechselt hat. Nach dem Zeugnis her Frau Vomela, daß Hilsner eine ge­wisse Aehnlichkeit mit dem Unbekannten habe, den sie im Walde traf, darf man mit gutem Grund annehmen, daß Hilsner jener Mann ist. Ausführ­lich geht die Anklage auf den Fund der grauen Hose ein. Die braunen Flecke sind von Sachver­ständigen in Prag makroskopisch, mikroskopisch, chemisch und spektroskopisch untersucht worden, de: Befund ergibt die größte Wahrscheinlichkeit dafür, daß sie von Menschenblut herrühren. Aus dieser wichtigen Entdeckung erklärt sich, warum Hilsner

und seine Mutter gerade diese Hose so sorgfältig verbargen und ihren Besitz so hartnäckig leug­neten. Daß der Angeklagte ein großes Messer in einem Futteral bei sich getragen hat, ist durch drei unbedenkliche Zeugen erwiesen. Daß er diese wie alle einzelnen Umstände, welche auf ihn als Täter Hinweisen, unentwegt leugnet, macht ihn beson­der- verdächtia. Hinzu kommt, daß er eine recht bunte Vergangenheit hat, gegen das weibliche Ge­schlecht sich sehr keck benahm und seine sichere Geliebte Anna Benesch sogar mit dem Tode be­drohte, dah er von ganz schlechten Sitten ist und keinen guten Leumund hat, sich nichtStuerisch her­umtreibt und von seiner Mutter, die selbst nur von Almosen lebt, Unterstützungen verlangt. AuS allen diesen Gründen kann der Beschuldigt«»der ihm durch die Anklage zur Last gelegten Tat für fähig gehalten werden, und darum ist die gegen ihn erhobene Anklage vollkommen begründet"... Hundertundfünfzig Gulden haben die Ge­meinden ausgesetzt. Viel Geld für einen kleinen Mann, der sich mühselig mit ein bißchen Land­wirtschaft durchbringt. Ende Juli wird dem Vernehmungsrichter in Polna ein neuer Zeuge vorgeführt. Er heißt Peter PeSäk, ist 49 Jahre alt, verheiratet, gedienter Soldat; er hat ein Häuschen, ein Feld und zwei Stück Vieh, und wenn im Stall und auf dem Feld nichts zu tun ist, übernimmt er in der Stadt kleine Schlosserarbeiten, für die er etwas Geld oder Zah­lung in Naturalien erhält. Seine Schilderung ist bis in jede Einzelheit genau. An jenem 29. März, erzählt er, ist er um 4 Uhr nachmittags von Polna nach Dobroutov gegangen, wo sein Schwager Eoufek wohnt, der ihm immer etwas von seinem Honig überläßt. Unterwegs hat er sich bei einem Freund, dem Tischler Beöera, ein Stündchen aufgehalten, in einem der letzten Häuser am Ausgang der Stadt. Als es eben vom Kirchturm fünf schlug, ging er von Bekera weiter. Nach einer Viertelstunde, er war gerade bei der Wiese deS Herrn. Bolenee, des herrschaftlichen Brauer», blieb er ein bißchen stehen, um seine

Notdurft zu verrichten» und sah dabei hinüber nach dem Bresinawald; dort hat er vor ein paar Jähren Holz gekauft, es ist ein billiger Kauf ge­wesen und er hat ein schönes Stück Geld verdient, darum schaut er sich den Wald stet- mit Vergnü­gen an. Sein Blick blieb an einer Gestalt haften, einem schlanken, jungen Menschen in einem grauen Anzug, der auf dem Fußsteig oberhalb des Hohlweges, die Hand auf einen weißen Stock ge­stützt, stand und gegen die Stadt hinübersah. Es war kein andrer als Leopold Hilsner. Ein Zweifel kann nicht bestehen. Er kennt den Polda von Jugend auf, früher haben sie doch in einem Hause miteinander gewohnt. Nach einigen Minuten machte Polda wie ein Soldat kehrt, faßte den Stock in der Mitte und ging, indem er ihn warf, wie es feine Gewohnheit ist, in den Jungwald hinein. Dort erkannte der Beobachter nun noch zwei Männer, ungefähr so groß wie HilSner, aber breiter und älter als er; beide mit Hüten auf dem Kopf und in dunklen Kleidern, der eine besser, der andere schäbig an­gezogen. Die Gesichter blieben ihm durch Ge­sträuch verdeckt. Auf diese beiden sprach Hilsner ein. ES war ungefähr«in Viertel nach sechs. Dem PeSäk fielen die drei Leute auf, und er stand und beobachtete sie etwa sechs bis zehn Minuten hin­durch. Dann ging er weiter seines Weges nach Dobroutov und kümmerte sich nicht mehr um den Juden und die zwei andern drüben am Wald­rand. Seinem Schwager erzählte er von der Be­obachtung nichts. Der Richter staunt. Die Entfernung von der Stelle, an der Peöäk stand, bis zum Fundort der Leiche, wo er die drei Leute gesehen hat, ist groß. Wir konnte er mit freiem Auge so detaillierte Wahrnehmungen machen? Nun, PeSäk rühmt sich einer hervorragenden Sehschärfe. Und warum hat er vier Monate verstreichen lassen, bis er diese wichtige Beobachtung zu Protokoll gab? Er hat «S sich so lange überlegt, weil er oft von Juden Aufträge erhält. Er kann eS sich nicht leisten, Kun­

FUr die Bürokratie selten keine Gesetze? Wie die Kontrolle der Ernährungs ­aktion durchgeführt wurde Die willkürliche und unsoziale Durchführung der Kontrolle der Ernährungsaktion durch die Landesbehörde hat allgemeinen Widerstand her­vorgerufen. So wurden im Karlsbader Bezirk durch die Landeskontrollore 40 Prozent aller Un­terstützungen gestrichen und erst dringende Inter­ventionen in Prag hatten zur Folge, daß Korrek­turen vorgenommen wurden. Die sozialen Kom­missionen in den Orten und Bezirken wurden auf­gefordert, selbst die Ueberprüfung vorzunehmen. Das Resultat war kennzeichnend für die Metho­den, welche die Bürokratie angewendet hatte. Ge­nossin Schaffer, welche das Vorgehen der Lan- deskontrollort scharf kritisierte, teilte in der Lan- deSvertretung einige Beispiele mit. In der Gemeinde Weheditz hat der Kontrol­lor 106 Personen gestrichen. Es wurde fest- gestellt, daß er sich dabei ein Schema zurecht­gelegt hatte, das. mit den Weisungen des Mini­steriums für soziale Fürsorge überhaupt nicht in Einklang gebracht werden kann. So wurde auch in Fällen, wo in einer Wohnung mehrere Familien zusammen wohnen, ganz ohne Rücksicht auf die Zahl der Familienmitglieder nur ein llnterstützungsberechtigter anerkannt. Die Be­stimmungen des Ministeriums wurden also ganz außeracht gelassen. Die neuerliche Ueberprüfung in Weheditz ergab, daß, höchstens fünf Prozent a«S der Aktion ge­strichen werden konnten und auch das nur, wenn die Vorschriften engher­zig auSgelegt werden. Ganz ähnlich ist eS in D o- nawitz, Putschirn, Schlackenwerth, Meierhöfen und i« vielen andern Ge­meinden. Ungerecht werden auch die sogenannten Sai­sonarbeiter behandelt. Wenn wir die Statistiken der entsprechenden Gewerkschaften betrachten, überzeugt man sich, daß diese Arbeiter manchmal nur 14 Tage im Jahre Arbeit haben, die meiste« höchstens zwei Monate. In dieser Zeit können sie nicht so viel verdienen, um ein Jahr lang davon leben zu können. Bor einigen Tagen unternahm die Karls­bader Bezirksbehörde eine Aktion gegen»Pfusch­arbeit". Jetzt tritt die Teplitzer Bezirksbehörde mit einem Erlaß gegen daS sogenannte Schwarzgra« den von Kohle auf. Immer wieder lesen wir er­schüttert Nachrichten, daß Menschen bei diesem wilden Bergbau ums Leben gekommen oder zu Krüppeln geworden sind. Trotzdem geschieht eS Weiter. Warum? Weil die Arbeitslosen keine Kohle zum Heizen kaufen können und well sie sich durch den Verkauf von ein wenig schwarz gegrabener Kohle ein« geringe Verdienstmöglichkeit schaffen. Die Behörden sind absolut nicht schonend' dagegen vorgegangen. Sie haben Strafen verhängt, aber sie geben selbst zu, daß diese wirkungslos geblie­ben sind. Die Menschen fitzen ihre Strafe ab und wenn sie herauskommen, nehmen sie die Gefahr von neuem auf sich. DaS alles sind Dinge, die mit Erlässen nicht auS der Welt zu schaffe» sind. Hun- gernden Menschen muß man Arbeit verschaffen.

den zu verlieren. Ihm kommt jeder Kreuzer zu­gute. Und dann weiß er auch, wie schrecklich die Rache der Juden ist. Der Staatsanwalt hat seinen Kronzeuge«. Da« Gericht Am 12. September beginnt vor dem Kutten­berger Kreisgericht die Haupwerhandlung. Die Dauer des Prozesses ist auf fünf Tage angesetzt. Vorsitzender des Gerichtshofes ist der KreiS - gerichtSpräfident Hofrat Jejek. Die Anklage ver­tritt als Staatsanwalt Oberlandesgerichtsrat Schneider-Swoboda. Der Ankläger hat 28 Zeu­gen, die Verteidigung, die der Kuttenberger Ad­vokat Dr. Aukednikek übernommen hat, noch wei­tere 32 Zeugen beantragt. Auch der Vertreter der Mutter Hruza, die sich dem Strafverfahren angeschloffen hat, Dr. Baxa, hat noch einig« An­träge auf Zeugenvorladungen gestellt. Die für die September-Session-ausgelosten 14 Geschwo­renen können sich des allgemeinen Interesses kaum erwehren. Es sind einfache Männer» die meisten von ihnen aus dem Bauernstand. Der junge Verteidiger des Angeklagten hat eS nicht leicht gehabt, sich auf seine Aufgabe vor­zubereiten. Auch sur ihn bleibt das Dickicht der Unklarheiten und Widersprüche in den Atten un­durchdringlich. Die Untersuchungsbehörde hat die Zeugenaussagen, welche der Entlastung seines Mandanten dienen, vernachlässigt, sie war, trotz bestem Willen deS KreiSgerichtSadjunkten Bau- dyfch, ein Instrument des Staatsanwalts. Gegen ihn, gegen die hohen Wiener Stellen, von denen die Direktiven ausgegeben werden, und gegen den Geist, der das gesamte Voll beherrscht, kann ei« einzelner nicht leicht auffommen. DasRechtS- komitee" der Sästver und Sadll durfte 180 Men­schen einvernehmen; ihm, dem Verteidiger ist es kaum möglich, sich mit den wenigen in Verbindung zu setzen, von denen er Aufklärung erwarten kann. (Fortsetzung folgt.'