SrtteS Donnerstag, 25. Oktober 1934 Nr. SSV Varrsr an der Saar Gegenaktion tut not! Labour-Kandidat gewählt London . Bei einer Ersatzwahl zum Unterhaus in Nord Lambeth, das bisher durch einen Liberalen' vertreten war, wurde der Kandidat der Arbeiterpartei Strauß gewählt.■ Heimatfront in seiner Leipaer„Programmrede" den schweren Notstand, in dem sich die sudetendeutsche Bevölkerung befindet, einfach übergan- gen hat, als ob es nicht zehntausende deutscher Arbeitsloser und Kurzarbeiter gäbe, werden ge- rade wir in den kommenden Wochen die s o- zialeNot der Sudeten deutschen in den Vordergrund st eilen. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse zeigt, daß das Eingreifen des Staates in die Gestaltung der Wirtschaft des Landes in den nächsten Wochen eine Lebensnotwendigkeit für die Bevölkerung ist. Es handelt sich darum Menschen, die jahrelang ohne regelmäßige Arbeit sind, wieder in den Produktionsprozeß einzugliedern und wir haben in unserem Aussiger Kampfprogramm, dessen Sachlichkest, Bestimmtheit und Klarhest von den unklaren Phrasen Henleins deutlich absticht, ge- sagt, daß eine solche Arbeitsbeschaffung nur möglich ist durch die Verkürzung der Arbeitszeit, durch große öffentliche Investitionen und die Sa- nicrung der Selbstverwaltung, damit auch diese öffentliche Arbeiten unternehmen kann. Dabei muß der Arbeitsbeschaffung für die junge Generation im Interesse der Zukunft des Sudetendeutschtums ein besonderes Augenmerk zugewendet werden. Unsere Sorge gilt weiter der Be- lebung des Exportes und auch da haben wir im einzelnen klar ausgesprochen, was geschehen muß. In erster Linie aber werden wir mit der größten Zähigkeit dafür kämpfen^ daß die von der Krise Betroffenen wenigstens über den Winter hinwegkommen, nicht hungern und frieren müssen. Unsere Vertrauensmänner werden alle bürokratischen Schikanen aufdecken, die sich bei den, verschiedenen Unterstützungsaktionen für die Arbeitslosen ergeben. Die deutsche Sozialdemokratie und ihre parlamentarische Vertretung hat fest mehreren Jahren den Kampf um die Erhaltung der Demokratie und die Sorge für die Opfer der Krise in den Mittelpunkt ihrer Politik gestellt. Die Freiheit und das Leben berat- beiten d?n Schi ch^t e n d e S Sude tendeutschtums zu erhalten, war unsere ober st e Aufgabe und muß es auch weiterhin bleiben. Wir haben dazu beigetragen, die Demokratie zu festi- gen, welche die Arbeiterklasse nach den Worten Matteottis so notwendig braucht wie die Menschen die Lust zum Atmen. Die ganze europäische Entwicklung hat uns darin Recht gegeben und wir werden die Politik der Demokratie und der Fürsorge für die notleidenden Menschen weiter betreiben, die Politik der sozialen Demokratie, die sowohl im Interesse der arbeitenden Klassen unseres Volkes wie auch des Sndetendeutschtums gelegen ist. Eine Untersuchungskommission über den nationalsozialistischen Terror an der Saar , bestehend aus Lord Marley(London ), William O. Thomson(New Jork), Georg Bran- t i n g(Stockholm ) und Michael Karolyi (Paris ) hat über Einladung verschiedene Organisationen, marxistischer wie katholischer, das Saargebiet bereist und unterbreitet der Weltöffentlichkeit und dem Hohen Rat des Völkerbundes nunmehr einen Bericht, der ein Hilferuf in zwölfter Stunde ist. An der Saar bereitet sich eines der größten Verbrechen der Geschichte vor. Ein Volk, das über sein Schicksal selbst entscheiden soll und in seiner großen Mehrheit das Urteil schon gefällt hat, wird durch den denkbar schamlosesten Terror von außen gezwungen, gegen seine Interessen zu- entscheiden., Deutsche Wahlen finden unter dem klar erkennbaren Druck der Staatsmaschine statt. An der Saar wird dem Namen nach frei abgestimmt. In Wahrheit herrscht dort der gleiche Terror wie in Deutschland selbst, nur daß die Terroristen ihre Gegner noch als national- Verräter hinstellen und so den rein seelischen Druck verstärken. Die Kommission berichtet, daß ihre Erhebungen selbst schwer waren: Da die Kommission keinerlei amtlichen Charakter trägt und ihr daher jede amtliche Unterstützung fehlte, war ihre Arbeit verschiedenen Einschränkungen ausgesetzt. Dies um so mehr, als der physische und moralische Terror der Na- tionalsozialisten im Saargebiet viele Opfer und Zeugen dieses Terrors aus Angst vor neuen Verfolgungen davon abhielt, sich bei der Kommission zu melden. Trotzdem haben sich bei der Kommission über 40 Opfer des nationalsozialistischen Terrors(mit wenigen Ausnahmen durchwegs Fälle aus dem Monat September 1934) und eine noch größere Anzahl Zeugen von Terrorfällen gemeldet. Vernommen wurden Angehörige aller sozialen Schichten: Bergleute, Priester, Straßenbahner, Angestellte, Kaufleute, Aerzte, Juristen, u. zw. aus allen Bezirken des Saargebietes. Das jüngste Opfer des Terrors, das einvernommen wurde, war drei Jahre alt, das ä l t e st e— eine Frau— 60 Jahre. Zum größeren Teil waren die Opfer und Zeugen, die man anhörte, parteilos. In fast allen Fällen wurde ermittelt, daß die Polizei nur zögernd und verspätet eingriff und sich weigerte, den Namen des Angreifers sicherzustellen. Sämtliche Fälle wurden durch zlveiZeügen"(äußer'dem Opfer" selbst) erhärtet. Die schon von früher bekannten Anschläge werden nicht mehr neu aufgeführt. Unter 40 Fällen hat die Kommission eine Auswahl von acht Fälle", getroffen, die sie mit allen Einzelheiten der weitesten Oeffentlichkeit mitteilt. Da ist ein Bergmann , der von 30 bis 40 Nazis überfallen und mit Ochsenziemern und Stahlruten geschlagen wurde, bis er umfiel, ein Kommunalangestellter, der besinnungslos geschlagen wurde, ein Kaufmann, den sie mit Stahlruten schwer verletzten, so daß er arbeitsunfähig wurde, ein Elektrotechniker, der vor seinem Hause überfallen und bewußtlosge- i s ch l a g e n wurde, eine Witwe, die man prü gelte, bis sie bewußtlos umfiel, ein Schlosser, dem man auf deutschem Gebiet acht Tage Dunkelarrest aufdonnert«, eine Frau, vor deren Haus Rauchbomben zur Explosion gebracht wurden, endlich ein Berg mann , den man prügelte, daß er tagelang arbeitsunfähig war. Solche Fälle ereigne': sich, wie die Kommission berichtet, tagtäglich und sprechen sich in dem dichtbevölkerten Gebiet(489 Menschen pro Quadratkilometer) rasch herum, so daß jeder Einzelfall von Terror doch eine Massenwirkung erzeugt. Eine Frau halb totzuschlagen, das bedeutet zugleich hunderte Frauen einzuschüchtern, einen Menschen durch Terror seiner Sache abwendig zu machen, bedeutet Dutzende Kämpfer mutlos zu machen. Sehr beliebt sind die öffentlichen Anprangerungen und vor allem die Drohung, „Denk an 19881", die in Hunderttausenden Flugblättern verbreitet wird. Als sehr gefährlich bezeichnet die Kommission die Tätigkeit der Bischöfe von Spever und Trier, - die— selbst vermutlich unter stärkstem Druck— gegen die katholischen Geistlichen, die gegen Hitler sind, mit Disziplinarstrafen, vor allem mit der lebensgefährlichen Versetzung ins Dritte Reich, vorgehen. In weiten Kreisen sei man überzeugt, so berichtet die Kommission, daß die Abstimmung nicht geheim sein werde. Die Nazi verbreiten diesen Glauben und schüchtern die Menschen dadurch begreiflicherweise furchtbar ein. In den G-- meindeausfchüffen sitzen fast nur Anhänger der Deutschen Front. In den rund 90 Gemeindeausschüssen sitzen nur 7 Sozialdemokraten und nur ein Kommunist, obwohl beide Parteien bei den letzten Wahlen 37 Prozent der Stimmen I auf sich bereinigen. Diese Ausschüsse setzen aber die Wählerlisten zusammen. Man nimmt auf Grund genauer Berechnungen an, daß dem Wahlschwindel schon dadurch Vorschub geleistet 88 Kriegsschiffe in Rekorzeit durch den Panama -Kana] Christobal(Panama ). Eine aus 88 Kriegsschiffen bestehende Flotte der Vereinigten Staa ten unternahm in der Nacht auf Mittwoch den Versuch, den Panamakanal in Rekordzeit zu durchfahren. Der gesamte übrige Kanalverkehr wurde eingestellt. Der bisherige Rekord betrug 48 Stunden. Dir Pazifik -Flotte, die seit Ende April im Atlantischen Ozean weilte, befindet sich nunmehr auf der Rückfahrt in den Stillen Ozean und man erwartet, daß die Kanaldurchfahrt in 40 Stunden beendet sem wird. Die PPS gegen Becks Außenpolitik Der Hauptausschuß der Sozialdemokratischen Partei Polens hat in einer scharfen Resolutton gegen die Außenpolitik PilsudskiS und Becks Stellung genommeck. Die Resolution stellt fest, daß Polen ein Bundesgenosse deS HitleriSmus ist, der eine eminente Kriegsgefahr bedeute. Diese Außenpolitik gefährde auch die Entwicklung Polens . Im Sv BRUNO ADLER: Auch das Organ der böhmischen Statthalterei wendet sich gegen die Ritualmordbeschuldigung. Sie sei gegen die ersten Christen wie später gegen die Ketzer und die Juden erhoben und von den Kirchenvätern und einer ganzen Reihe von Päpsten ex cathedra verworfen worden. Die Zumutung, daß die Juden, denen die Religion jeden Genuß von Blut verbietet, Menschenblut genießen, sei ungeheuerlich. Mit dem Mädchenmord von Polna stehe das Judentum in keinerlei Verbindung. Die Kultusgemeinde Groß-Meseritsch erklärt in einer Zuschrift an den Präsidenten des Kreisgerichts Kuttenberg , daß sie mit Hilsner und seiner Familie gar nichts zu tun habe. Dr. Aured- nicck überreicht beim Obersten Gerichtshof die Nichtigkeitsbeschwerde. Sie gründet sich auf die Ablehnung der von ihm in der Hauptverhandlung gestellten Anträge: ein Fakultätsgutachten über die angeblichen Blutflecke auf der Hose, ein zweites Uber die Frage, ob die Strangulierung oder die Schnittwunde den Tod herbeigeführt habe, einzuholen; einen Lokalaugenschein und eine'Sehprobe mit dem Zeugen Pesäk unter Zuziehung des gesamten Schwurgerichts voczunehmen; den wegen Mordes und Sittlichkeitsverbrechens verhafteten Franz Wehr herbeizuschaffen und ihn den Zeugen aus Polna gegenüberzustellen; und die 82 Gutachten zu verlesen, aus denen hervorgeht, daß die jüdische Religion keinen Ritualmvrd kennt. Der allgemeinen Diskussion des Falles macht vorläufig, eine Meldung ein Ende: .6 i I 3» t f o e st e h t." Leopold Hilsner hatte das Urteil unbewegt ausgenommen. Er war in seine Zelle zurückgebracht worden. Die Häftlinge, mit denen er sie teilt, Mörder, Sexualverbrecher, Berufsdiebe, interessieren sich nicht besonders für ihn. Einer, der bisher von seiner Schuld nicht überzeugt war, ist ein wenig verlegen; ein anderer hat es längst gewußt Nnd begrüßt ihn jetzt schadenfroh. Einer tröstet ihn: begnadigt müsse er werden, weil er ja nur auf Grund von Indizien verurteilt sei, und eines Tages werde man ihn schon herauslaffen, wenn er'S erlebe. Hilsner lächelt stumpfiinnig vor sich hin. Wer am Wend verliert er feine Ruhe. Er jammert und schreit und beteuert seine Unschuld, und wenn ihm die andern nicht glauben, flucht und tobt er um so wütender. Am stärksten richtet sich sein Zorn gegen die Polnaer Juden. Ihre zurückhaltenden Aussagen haben sein Unglück verschuldet, glaubt er. Auf die Genossen macht das wenig Eindruck. Sie treiben wieder ihre Scherze mit ihm, prügeln ihn und lachen ihn aus. WaS sie nur immer mit dem Miffek, dem Aufseher, zu tuscheln haben? Wenn sie im Hof spazieren gehen, ist der Miffek stets neben ihm und brummt in ihn hinein: ganz recht geschehe ihm, wenn sie ihn aufhängen, warum gestehe er nicht.— Was er denn gestehen solle?— Wer die andern Juden waren, mit'denen er das Mädel geschlichtet habe! Wenn er das bekenne, werde er begnadigt werden ... Die Zellengenossen sagen dasselbe, und Moj- ois macht ihnen vor, wie man ihn hängen wird; schlingt ihm einen Fetzen um den Hals, hebt ihn hoch und alle lachen sich krumm über sein Geschrei. Miffek kommt herein und lacht mit:„Ganz recht, du Jud> warum bist du so verstockt!" Hilsners Aufregung wächst von Stunde zu Stunde. Er schläft kaum mehr, tagsüber sitzt er geistesabwesend herum, von Zeit zu Zeit bricht er in wildes Geschrei aus. Dann kommen Arator und Pro- chaska, sie meinen es gut mit ihm, sagen sie, und raten ihm, zu gestehen. Und wieder versinkt er in den dumpfen Zustand. Die Nacht von Dienstag aus Mittwoch ist die schlimmste. Alle Glieder schmerzen ihn von den Püffen und Prügeln. Schließt er die Augen, steht hoch und drohend der Galgen vor ihm. Zum tansendstenmal sagt er vor sich hin: man kann doch einen Unschuldigen nicht aufhängen... Wer warum sollte man eS eigentlich nicht können?... Wenn er ein Geständnis ablegte? Zwei Juden, sagen sie, waren mit ihm, einer von ihnen hinkt. Der Erdmann aus Trebitsch hat einen kurzen Fuß. Er hat heuer einmal bei der Mutter genächtigt, zugleich mit dem Wassermann, auch so ein Schnorrer... Am Morgen erdröhnt das Haus vom Hämmern und Klopfen. DaS Gerichtsgebäude bekommt eine Telephonanlage, eben werden unten die Isolatoren befesttgt.„Hörst du, Polda?" sagt Ara tor ,„jetzt wird der Galgen für dich aufgestellt!" Hilsner weiß, daß das nicht wehr ist» Und doch geht ihm jeder Hammerschlag durch Mark und Bein. Nicht anders wird es sich anhören, wenn es erst so weit ist. WaS soll er nur tun, großer Gott! Er wird noch verrückt werden, er hält das nicht aus! Gr stöhnt und jammert. Arator und Prochafla setzen ihm wieder hefttg zu:„Sei doch nicht so blöd, was gehen dich die andern an, sag halt, wer es war!"—„Aber gleich,„sonst ist eS zu spät!" „Da!" Arator schiebt ihm ein Stück Papier und einen Bleistift hin. Wo er den nur her hat? geht es Polda flüchtig durch den Kopf.„SchreibS auf, wenn dus nicht sagen willst!" Wer er schreibt Nicht.„Also laß mich schreiben!" Polda schweigt. In ihm ist kein klarer Gedanke mehr.„Wie heißen sie?" fragt ihn jener. Und wie selbständig kommt es heraus:„Wassermann."—„Und der andere?" —„Erdmann."—„Und ihr habt sie miteinander umgebracht?"—„Nein... sie haben bei der Mutter übernachtet."—„Am Tag vor dem Mord?"„Ja."—„Und dann?" Wie gerufen erscheint nun Miffek und steUt weitere Fragen. Hilsner gibt nur kurze Anttvor- wird, daß 70.000 bis 80.000 Wähler mehr ein» getragen sind, als es tatsächlich gibt. Die Zählung der Stimmen und Bekanntgabe der Ergebnisse soll durch die Bürgermeistereien erfolgen. Auch darin sieht man eine Gefahr. Die Kommission ersucht den Hohen Rat deS Völkerbundes, die Durchführung einer Reihe von raschen Reformen zu erwägen, von denen die J wichtigsten wären: Schaffung neuer Gemrindeausschüffe mit patttälischer Vertretung der Wstimmuugs»! Parteien, Prüfung der Wahllisten durch neu- trale Kommissionen, Bekanntgabe des Wahlergebnisses nach Kreisen statt nach Gemeinde« (um das Nachrechnen der Stimmen und Erraten der Reinsttmmen zu verhindern, bzw.■ die Angst davor auszuschalten), dir Stimm-Z zählung für daS ganze Gebiet an einem Ort, j und zwar möglichst im Ausland, Stimmzäh-' lang durch neutrale Beamte, Vernichtung der Zettel nach, der Zählung, Belehrung der Bevölkerung über alle Sicherungen der geheime« und freien Abstimmung, Intervention bei« Vatikan gegen den bischöflichen Terror gegen die Priester. Sicherung der BersammlungS- freiheit und der Propaganda für i.lle Parteien, unparteiische Handhabung der Polizei-! und ttchterlichen Gewalt. Es steht fakttsch zu befürchten, daß an der Saar keine freie Abstimmung stattfindet, wenn nicht biefe. Reformen durchgeführt werden. Es ist leider so, wie kürzlich ein Beobachter schrieb: ä Die Nazi wissen, daß ihnen nichts geschieht, auch wenn die anderen siegen; die Demokraten wisseti,! daß ihnen der Tod droht, wenn die Nazi siegen.’ Daher sind jene hemmungslos, diese stehen unter i einem Terror, der selbst dann noch da wäre, wenn er nicht so sichtbar brutal geübt würde. Die 17 Millionen Menschen, die in Deutschland s dem braunen Terror unterworfen wurden, konnte die Welt nicht retten. Die halbe Million, die im Saargebiet geopfert werden soll, könnte dus zivilisierte Europa retten, indem sie die Freiheit der Abstimmung sicherte. Es wäre ein Verbrechen, lastend auf dem Gewissen aller noch Freien, wenn zur Rettung der Saarkämpfer nichts geschähe! besonderen wendet sich die PPS«egen die an ti ts ch e ch o sl o w a kis ch e Politik der Regierung. Sie fordert Zusammengehen mit der Kleinen Entente . Ausweisung von Geistlichen aus Mexiko Mexiko-Stadt . Wie aus Ciudad Bravos,, dem Staate Guerrero , gemeldet wird, hat die, dortige Staatsregierung angeordnet, daß der Bischof von Chilapa sowie sämtlichen übrigen katholischen Geistlichen innerhalb von 72 Stunden des Staatsgebiet verlassen müssen. Den Ausgewiesenen wird Verletzung der Verfassung vorgeworfen. Im Staate Chihuabna hak die Regierung «ine Kirche geschloffen, in der sich ein behördlich nicht genehmigte- Priesterseminar befand. Bei Erscheinen der Polizei waren 22 Seminaristen anwesend, die, ebenso wie' die Geistlichen der Kirche, aus dem Gebäude entfernt wurden. Wie das katholische Blatt„Palabra " aus dem Staate Colima meldet, sind dort die letzten beiden Kirchen geschloffen und die noch vorhandenen Geistlichen ausgewiesen worden. ten. Wer schließlich haben sie alles aus ihm herausbekommen, was sie wissen wollen: daß ihn die beiden und ein dritter namens Frailer nach einem Mädchen gefragt haben, und daß er ihnen die Agnes Hruza nannte. Was fie mit ihr vorhatten, wußte er nicht, vielleicht wollten sie mit ihr schlafen. Ob er am Nachmittag mit ihnen durch das Gäßchen bei der Pojmann gegangen sei?— Ja. — Und ob einer von den Fremden hinke?— Ja. — Er habe sie in den Wald geführt, an den Ort, wo man das Mädchen kommen sehen mußte. Dort versteckte sich Wassermann hinter einem Baum, Erbmann im Gestrüpp. Als sie vorbeikam, wurde sie mit dem Stock geschlagen und in den Wald gezerrt. Er selber wollte nichts weiter sehen und sei weggelaufen. DaS Geständnis ergänzt er mit der Versicherung, die Polnaer Juden seien eine Bande— wenn sie vor Gericht besser über ihn gesprochen hätten, wäre ihm daS alles erspart geblieben. Der Aufleher erstattet sofort die Anzeige, und HilSner wird vor den Richter geführt. Dort wiederholt und ergänzt er sein Geständnis. Er habe eS früher nicht ablegen wollen, weil er alles auf sich zu nehmen entschlossen war. Er habe geglaubt, man werde ihm nichts beweisen können, er werde mit einem Monat davonkommen, und dann habe er auch befürchtet, die Juden würden e- ihm nachttagen, wenn er spräche... Der Richter, Dr. Bavdysch, mißtraut der Ausfage. Bruchstückweise dringt der Inhalt des Geständnisses in die Oeffentlichkeit. Fette Lettern verkünden den Sieg auf der ganzen Linie. Die tschechischen Blätter, voran„Närodni Listy", schwelgen im Triumph. Die Wiener völlischen nnd christlichsozialen Zeitungen fordern die Austreibung der Juden. Der Untersuchungsrichter wahrt Zurückhaltung: das Geständnis bedürfe noch der Aufhellung. (Forfletzung folgt.)
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14 (25.10.1934) 250
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