St. 260 Donnerstag, 25. Oktober 1934 Seile 3 Flucht aus der NSDAP Disziplinlosigkeiten In der SA — Drohung mit dem 30. Juni Das gelockerte Listenwahlrecht Die erste Probe auf die»Vorzugs* stimmen“ In Kesmark Bei den am Sonntag stattgefundenen Wahle« in die Gemeidevertretung von Kesmgrk Äußerte sich, wie amtlich gemeldet wird, zum erstenmal erfolgreich die Lockerung der Gebundenheit der Kandidatenlisten, wie sie die letzte Novelle zur Gemeindewahlordnung im 8 38, Absatz 3, durch Zulassung sogenannter Vorzugs- stimmen einführte. Der Wähler kann nämlich die Stimmliste unverändert abgeben oder er kann für einen bestimmten Kandidaten dadurch stimmen, daß er die Nummer seiner Reihenfolge a n st r e i ch t. Hat ein Kandidat eine wenigstens der Wahlzahl gleichkommende Anzahl solcher Borzugsstimmen erhalten, ist er zum Mitglied der Vertretung gelvählt und tritt an Stelle dessen, der sonst nach der Reihenfolge der Kandidatenliste als letzter gewählt wäre.(Der Listenführer darf hiedurch jedoch nicht betroffen werden.) In Käsmark trat bei den sonntägigen Wahlen gleich bei drei Kandidatenlisten eine Verschiebung ein. Die Wahlzahl betrug 87. Auf der Kandidatenliste der vereinigten christlichen Parteien erhielt der an zehnter Stelle stehende Kandidat 202 Vorzugsstimmen und wurde daher, da auf die Kandidatenliste acht Mandate entfielen, an Stelle des achten Kandidaten gewählt. Auf der Kandidatenliste der Zipser deutschen Partei, die ebenfalls acht Mandate erhielt, wurde sogar auf diese Weise ein Kandidat, der die Nummer 27 hatte und 138 Vorzugsstimmen erhielt, an Stelle des achten Kandidaten gewählt. Auf die Kandidatenliste der jüdischen Partei entfielen fünf Mandate; der bie sechste Nummer innehabende Kandidat erhielt 90 Vorzugsstimmen und trat somit an die Stelle des fünften Kandidaten. Diese Lockerung der starren Reihenfolge der Kandidaten auf der Liste einer Partei durch die Novelle 122/83 war eigentlich ein Versuch, wie das Listenwahlrecht etwas elastischer gestaltet werden könnte. Man hatte sich seinerzeit keine allzugrotzen Aendelungen davon versprochen. Nun hat sich aber bereits bei der ersten Wahl gezeD, daß diese Neuerung sich tatsächlich in der Praxis beträchtlich auswirken kann. Allerdings wivd man wohl erst abwarten müssen, wie sich dies« Neuerung in größeren Städten auswirken wird, wo die Wahlzahl beträchtlich höher ist als in KeSmark . Dann muß natürlich eine bedeutend größere Anzahl von Wählern ein und derselben Partei ihre Bemühungen aus einen und denselben Kandidaten konzentrieren, um ihm zu einem U«berspring«n seiner Vordermänner zu verhelfen. Ob eine analoge Bestimmung auch für Parlamentswahlen eine Bedeutung haben könnt«, wo 20.000 bis 80.000 Wähler einer Lifte einen bestimmten rückwärts stehenden Kandidaten ausdrücklich herauSheben müßten, muß wohl bezweifelt werden. Immerhin dürfte dadurch die DiSkuffion über ein« gewisse Lockerung deS Listenwahlrechtes, ohne beffen gute Grundprinzipien zu berühren, wiederum angefacht werden. Wehrmacht und Dienstzeit General Bläha für zweijährige Dienstpflicht. Der Chef der Militärkanzlei des Präsidenten der Republik, General Jng. Blaha, hielt Mittwoch abends im Klub„Pkitomnost" in Prag über das Thema„Die Forderung des zweijährigen Präsenzdienstes und die Bedürfnisse der Verteidigung deS Staates" einen Vortrag.> Die Rückkehr zum zweijährigen Militärdienst hält General Inst. Bläha unter den gegenwärtigen Umständen für eine Staatsnotwendig- keit, weil die Republik bei dem zweijährigen Militärdienst erstens eine an Qualität bessere Armee gewinne und zweitens die Mobilisierung der Streitkräfte im Falle eines plötzlichen Angriffes auf den Staat gesichert haben werde. Der komplizierte moderne Kampf, der von jedem Soldaten viel Selbständigkeit und Fähigkeit zum taktischen Handeln beansprucht, setze notwendig eine lange Ausbildung voraus. Dadurch werde auch Disziplin, Zusammenhalt und Abhärtung erzielt. Die französische und die belgische Armee, die einen kurzen Präsenzdienst haben, hätten andere Aufgaben als die tschechoslowakische Armee. Frankreich und Belgien seien strategisch günstiger gelegen als die Tschechoslowakei und außerdem seien ihre Grenzen stark befestigt. Der Landesausschuß für Böhmen behandelte in seiner Sitzung vom 24. Oktober 1934 außer einer Reihe laufender Angelegenheiten 118 Gemeindebudgets und bewilligte 329 Gemeinden die Einhebung verschiedener Abgaben und Gebühren. Er verlieh MUDr. A. Riegl den Posten der zweiten Gehaltsstufe als Direktor der Landesirrenanstalt in Dobbany. Mit Rücksicht auf die in der letzten Tagung der LandeSvertrctung hinsichtlich des Neubaues des LandeSarchives erhobenen Beschwerden wurde durch die vorgenommene kom- missionelle Untersuchung festgestellt, daß es sich nicht um Baumängel, sondern bloß um kleine bei jedem Neubau übliche Unzulänglichkeiten handelt. Diese Unzulänglichkeiten werden durch die betref- jenden Firmen ans ihre Soften beseitigt Werdau Obergruppenführer vonJagowhat einen Gruppen-Sonderbefehl erlassen, aus dem hervorgeht, daß es bisher trotz aller Säuberungsaktionrn nicht gelungen ist, die SA -Männer zu beruhigen und die Opposition zu unterdrücken. In dem Befehl wird u. a. mitgeteilt, daß auf dem ersten Transportzug der Berliner DA nach Nürnberg „ein unerhörtes Vorkommnis" geschehen sei. SA - Leute haben am Aeußeren der Eisenbahnwagen „die gemeinsten und unerhörtesten Aufschriften angebracht, die der Stabschef als gegen den Führer gerichtet auffaßt und als Hochverratsangelegenheit den Gerichten übergeben werde". Die Täter wurden bisher nicht gefaßt. Fagow warnt und erklärt,„im neuen Staat wird Hochverrat mit dem Tode bestraft. Der 30. Juniisthiefür ein warnendes Beispiel!" Außerdem enthält der Gruppen-Sonderbe- fehl Mitteilungen über die Maßregelungen von mehreren Sturmbannführern. Als Grund wird in der Mehrzahl der Fälle Ungehorsam und Disziplinlosigkeit angegeben. Zu Hirsen Maßregelungen erklärt Jagow: „Ich habe diesmal von einem Ausschluß noch abgesehen, da ich weiß, daß ein Ausschluß aus der SA unter den heutigen Umständen die Zerstörung jeder Lebensmöglichkeit für den Betreffenden in Deutschland bedeutet. Ich ersuche daher, es nicht als Weichherzigkeit aufzufaffen, wenn ich auf die nachfolgenden Bestrafungen erkannt habe: Zurück- Versetzung in den Stand eines SA-ManneS, Verbot zum Tragen der SA-Uniform, Beurlaubung." Der Präsident der„deutschen Arbeitsfront ", Dr. Robert Le y, hat auf dem Gauparteitag in Köln erklärt: „In den letzten Monaten hat mancher alte Kämpfer« n s e r e B e w e g u n g v erlas s e n. Das ist bedauerlich und schwer. Ich hoffe jedoch, daß sie alle einmal wieder zu uns zurückfinden werden." Damit hat Ley den Parteiführer Hitler Lügen gestraft. Dieser sagt immer, die nach der Volksabstimmung am 19. August zugestandenen 10 v. H. Neinsager seien samt und sonders Volksgenossen, die der NSDAP noch fernstehen und noch gewonnen werden müßten. Ley aber gibt zu, daß schon ein Rückstrom aus der NSDAP eingesetzt, und zwar gerade von„alten Kämpfern". kl» Dokument „christlicher" Kultur DollfuB-Innitzers Schergen: Mörder, Diebe, Hehler.,. Die Christlichsozialen suchen die Blutschuld des österreichischen und spanischen Henker-Regimes» an der sie geistig> teilhaben, durch, infame Greuelmärchen aufzuwiegen. Sie lügen, hemmungslos wie die Schüler der Jesuiten in Dingen des Gewissens sind, daß Arbeiter in Asturien Bürgerkinder geblendet haben. Nur ein Nazi- oder Jesuitenhirn kann solche Dinge erfinden, um dem politischen Gegner zu schaden. So erlogen diese Greuel sind, so wahr ist, was über die Verbrechen der christlichen Fascisten berichtet wird. Was sich unter dem Szepter der katholischen Machthaber Oesterreichs , unter dem Segen Jnnitzers und d e r H e r r s ch a f t d e s Heiligen Dollfuß abspielt und abgespielt hat, wird wieder einmal an einem erschütternden Beispiel deutlich, von dem wir in einer Zuschrift Kenntnis erhalten. Wir geben sie vollinhaltlich wieder. Sie lautet: Sehr geehrte Redaktion! Sie schreiben in Ihrer Nummer vom 23. Oktober 1934 in einem kleinen Bericht über„Gutheißung der Morde von Marseille " in Oesterreich . Ich wundere mich über diese Sachen gar nicht. Seit Februar 1934 ist es in Oesterreich Sitte und Gebrauch, daß man Morde gutheißt oder selbst mordet. Ein kleines Beispiel von mir. Meine Mutter, die Obmännin der soz. Frauenorts» gruppe Klagenfurt , wurde am 13. Feber 1934 von einem Heimwehrfaseisten (der laut Strafkarte 12 Jahre wegen Raubmordes in Wie» gesessen ist) feiglings von rückwärtsniedergeschossen, meinen Bater traf darauf der Schlag, und mein» Schwester vergiftete sich am selben Tage wegen Kränkung. Also dreiTodeSopfer in zwei Stunden. Roch nicht genug, daß ich an einem Tage meine ganz« Familie verlor, wurde ich wegen Beleidigung der H e i m- w e h r z u sechSMonaten schweren KerkerS verurteilt. Ja, die Regierung ging weiter. Sie beschlagnahmte das Erbteil meines BaterS, 80.000 Schilling, welche' bei der Zentralsparkaffa der Gemeinde Wien eingelegt waren, die ich bis heute noch nicht bekommen habe. Die Leichenbestattung verlangte 3000 Schilling für die Bestattung. Woher nehmen? Jetzt kam die gemeine Tat. Eine Billa am Wörthersee , die das Eigentum meiner Elter« war, im Werte von 280.000 Schilling wurde«m 3000 Schilling verstei-gertl Der Polizeidirektor von Klagenfurth hat sie bei der Verauktionierung erworben. Jetzt braucht stch wenigstens seine Tochter, d i e A e r z t i n ist, keine Instrumente kaufen, da meine Schwester, die erste Assistentin an der chir. Klinik war, einekomplett einge» r i ch t e t e Ordination hatte. Ich hab« durch meine Bertreter den Bundesverwaltungsgerichtshof angerufen, wurde aber a b g e w i e» s e n. Außerdem wurde ich(stand vor dem Doktorat) von sämtliche« österreichischen Universitäten relegiert. Ist das Gerechtigkeit??? Obwohl der Herr Schuschnigg immer die Worte „Justitia fundamentum regnorum" im Munde führt, sieht man in Oesterreich von einer Gerechtigkeit nichts. Aber die Zeiten werden sich ändern. Ich will nur»och hinzufügen, daß derjenige» der meine Mutter erschossen hat, nach den Februarunruhen mit der„G o l d e- nen" ausgezeichnet wurde, und heute Präsident der Kärntner Arbeiterkammer ist.„Und jetzt soll mir einer sagen, ob es in Oesterreich nicht Sitte ist, Leute hinzumorden und Morde gutzuheißen." Hochachtungsvoll: Wir kennen den Namen und die Person des Autors dieser Zuschrift, die wohl zu den furchtbarsten Dokumenten dieser Zeit überhaupt, des sittlichen Verfalls katholischer Würdenträge r im besonderen gehört. Unser Gewährsmann teilt uns auch mit, daß er seine Behauptungen b e- weisen könne. Das Wort dazu hat die österreichische Regierung, deren Chef als I u st i z mitt i st e r ja ein doppeltes Interesse daran haben müßte, diese Anklage zu widerlegen oder aber den Mörder und die in seiner Spur schreitenden Diebe, Betrüger, Hehler und ungerechten Richter zur Verantwortung zu ziehen. Dollar»Pfund-Stabllislerung 7 Ein amerikanischer Versuchsballon. Washington . Die Edinburger Rede des Botschafters der Vereinigten Staaten in London , in der eine Stabilisierung des Verhältnisses zwischen dem Dolla» und dem englischen Pfund befürwortet worden war, ist in hiesigen politischen Kreisen mit Interesse ausgenommen worden, zumal die Rede vielfach als Fühler angesehen wird. Die Tatsache, daß der Gouverneur der New Dorker Federal Reserve Bank Harrison, seit seiner Rückkehr von Europa bereits wiederholt im Weißen Haus vorgesprochen hat, findet um so mehr Beachtung, als man bislang eine Stabilisierung des Dollar erst zu späterer Zeit erwartet hat. Frankreich vor einer Regierungskrise Die Radikalen gegen Doumergues Verfassungsreform Zwischen den Vertretern der radikalsozialistischen(bürgerlich-demokratischen) Partei'm Kabinett Doumergue und dem Ministerpräsidenten ist ein heftiger Kampf um die Ver- faffuttgsreform entbrannt. Doumergue hat einen Plan entworfen, der angeblich der Sicherung der Republik gegen Umsturzversuche, aber auch gegen wirtschaftliche Schwierigkeiten dienen soll. Es handelt sich um den Uebergang von der parlamentarischen zur autoritären De m o k r a t i e mit starker Spitze. Vor allem soll di? Stellung des Ministerpräsidenten gefestigt werden, der heute als President du conseil nur eine vermittelnde u'>d ordnende Tätigkeit ausübt, aber kein: Möglichkeit der Initiative hat. Auf die Verwaltung kann er nur durch die Ressortminister einwirken, desgleichen auch die Gesetzgebung in der Kammer nur durch die Ressortminister beeinflussen: Doumergues Reformen laufen vor allem darauf hinaus» dem Ministerpräsidenten eine Stellung zu geben, wie sie der englische Premier hat oder der deutsche Reichskanzler hatte. Daneben w>!i Doumergue auch den Weg fiir die Ermächtiaung»n politischer und wirtschaftlicher Art freimaÄen. Bei der strengen Zentralisation d.r französischen Verwaltung würde diese Refcrm die Legale. Schaffung einer Diktatur des Ministerpräsidenten bedeuten. Da der ganze Verwaltungsapparat von Paris aus dirigiert wird, liegt die einzige Einschränkung d-r bürokratischen Willkür in dem Einfluß der oft wechselnden Ressortminister. Unterstehen awr die Präfekten der Departements und die N:terprä- fekten der Arrondissements, die Bürgermeister (die„Maires") und die ganze Polizei dem Premierminister, so ist er unter Ausschaltung der Parteien des Parlaments der Herr Frankreichs . Leon Blum erklärt darum im„Prpuläir-", daß die Reform Doumergues das Ende der Republik bedeuten würde. Die Radikalen, die nach dem Sturz Chauxtemps' und dem Feberaüfitand der Fascisten in einer Panikstimmung waren und sich mit Haut und Haar Doumergue verschrieben hatten, scheinen bereits weitgehende Zugeständnisse gemacht zu haben. Nach den Kantonalwahlen, bei denen ihre Positionen aber im wesentlichen unerschüttert und sie die weitaus stärkste Partei blieben, wächst ihnen neuer Mut zu und sie rebellieren gegen Doumergue. Der Parteivorstand der Radikalen hat sich.schroff gegen die Reform ausgesprochen. Die Minister scheinen zu einem Kompromiß geneigt. Doumergue selbst will den Plan nicht aufgeben, sondern für jedes seiner Projekte einzeln kämpfen und nur zurücktreten, wenn der Plan als Ganzes abgelehnt wird. Man muß aber nach den Erfahrungen der letzten zehn Jahre sehr stark mit einem Umfall der Radikalen rechnen. Bezeichnend ist, daß Herriot in der„Ere nouvelle" grundsätzlich für die Fortdauer des Burgfriedens Stellung nimmt. Schuschniggs Romreise verschoben Wien . Der österreichische Bundeskanzler Dr. Schuschnigg wird seine ursprünglich für Anfang November in Aussicht genommene Romreise erst zu einem späteren Termin unternehmen, der bisher noch nicht definitiv festgelegt worden ist. Man kann aber als sicher annehmen, daß der Besuch der italienischen Hauptstadt erst nach dem Wie ner Besuche des ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös stattfinden werde. Mitschuldige in Budapest verhaftet Budapest . Auf Ersuchen des jugoslawi- schen Gesandten in Budapest hat die Budapester politische Polizei einen kroatischen Emigranten, der mit dem Marseiller Anschlag in Verbindung stehen soll, ausgeforscht und stellig gemacht. Sein Name wird jedoch im Interesse der weiteren Erhebungen bisher geheimgehalten. Einer, der mehr weih? Salzburg . In der Untersuchungshaft des Salzburger Gerichtes befindet sich ein gewisser Vinzenz Stoklasa, ein jugoslawischer Staatsangehöriger, der kürzlich nach seiner Ankunft aus München in Salzburg verhaftet wurde, weil er gefälschte Dokumente bei sich hatte. Stoklasa ließ sich dieser Tage dem ihn verhörenden Polizeibeamten vorführen und teilte ihm mit, daß er die an dem Marseiller Attentat beteiligten Pexsonen kenne und über sie wichtige Informationen liefern könne. Stoklasa wurde darauf- hin nach Wien gebracht und dort, einem neue» Verhöre unterzogen. Seine Aussagen bilden den Gegenstand einer amtlichen Untersuchung. Japan will FlottenparitMt London . Mittwoch begannen die amerika nisch -japanischen Flottenbesprechungen. Nachdem die Japaner ihre Haltung allgemein begründet hatten, baten die Amerikaner um nähere Aufklärung. Die japanischen Vorschläge wurden an Präsident Roosevelt gekabelt. Die amerikanische Abordnung leugnet nicht, daß einer der stärksten Punkte in Japans Forderungen sein Verlangen nach Gleichheit in den Bertei» digungsrechten sei. In Tokio wird bestätigt, daß Japan bei den Flottenbesprechungen in London folgende Vorschläge machen wird: Gleichheit der Verteidigungskräfte, Aufhebung des Flottenvertrages und Einführung einer Globaltonnage sowie Beseitigung der Angriffswaffen. Amerika dagegen Rach einer späteren Reuter-Meldung ist die amerikanische Flottendelegation durch dir Unnachgiebigkeit der japanischen Delegierten und ihre Forderungen beunruhigt, obwohl die japanische Delegation ihre Forderungen nur flüchtig stizzieren. ES wird versichert, daß die Amerikaner entschlossen sind, sich jeder Forderung nach einer Aenderung des bisherigen Verhältnisses der Flottenstärken z« widersetzen. politische Häftlinge in Oesterreich Die„Times" veröffentlicht einen von Wick Ham Streed, dem bekannten englischen Publizisten und von H, G. Wells, dem berühmten englischen Schriftsteller unterzeichneten Brief über die Lage der seit den Feber-Unruhen eingekerkerten Sozialistenführer. Es wird darauf hingewiesell, daß der Bürgermeister von Wien , Seitz, noch immer in Hast ist, obwohl keine Anklage gegen ihn erhoben wurde und obwohl seine Gesundheit schwer gelitten hat. Das Mitglied des Nationalrates S e v e r wird in einer Heilanstalt in Einzelhaft gehalten und ist fast erölindet. General Körner, Otto Glöckel und Paul Speiser sind nur einige der Namen der vielen Hunderte, die im Gefängnis und Konzentrations- lager ohne Anklage und ohne Gerichtsverfahren festgehalten werden. In dem Brief wird die Forderung erhoben, die Gefangene sobald wie möglich fteizulasseu.
Ausgabe
14 (25.10.1934) 250
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