Seite 6 Sozialdemokrat* Donnerstag, 25. Oktober 1934- Nr. 250 PRAGER ZMTBMG Fabriksbrand in Karlin In der Nacht auf Mittwoch gegen 1 Uhr brach in der Metallwarenfabrik L u st i g in Karlin , Po- bveßni 1, in der Politurabteilung ein Brand aus, durch welchen diese vollständig vernich­tet wurde. Von der genannten Abteilung griff das Feuer auch auf die benachbarte Abteilung für Nickelarbeiten über. Erst gegen 4 Uhr morgens gelang es einigen Feuerwehrabteilungen, den Brand zu lokalisieren. Der angerichtete Schade, der jedenfalls groß ist, konnte bisher nicht genau festgestellt werden; er ist durch Versicherung gedeckt. Vylekälek läßt sich scheiden. Der bekanntlich vor kurzem vom Prager Geschworenengericht wegen schwerer Körperbeschädigung, begangen an seinem Schwiegervater Josef Kajetan Tyl , zu 2% Jahren schweren Kerkers verurteilte Jaroslav Vylekälek hat eine Erklärung abgegeben, wonach er auf alle Rechtsmittel verzichtet und die Strafe sofort antritt. Das Urteil gegen seine F r a u, Marie Vylekälek, die wegen Mordes an ihrem Vater zu 25 Jahren schtveren Kerkers ver­urteilt wurde, ist noch nicht rechtskräftig, da die Verurteilte Berufung eingelegt hat. Durch die Verurteilung ist auch der von Jaroslav Vylekälek gegen seine Frau angestrengte Ehescheidungsprozeß in ein anderes Licht gestellt. Eine Verurteilung zu mehr als fünf Krhren aus Verschulden des Be­straften gilt nämlich nach dem Gesetz als hinrei­chender Schendungsgrund. Eine Festveranstaltung der PragerUrania" anläßlich des Staatsfeiertages findet im Bühnensaal der Urania am 27. Oktober um 6 Uhr abends statt. Mitwtrkende Ehm-Quartett, Dr. Fran­kel, H. Krasa, G. Mannheimer, H. Multerer, Th. Beidl. E. Wanka. Gcrlchtssaai Kommunistischer Schreier und Hitlerspion! Fünf Fahre schweren Kerkers für Norbert Wolf. Prag . Wir haben seinerzeit ausführlich über den Militärverratsprozeß gegen Norbert Wolf be­richtet. Norbert Wolf, preußischer Staatsangehöriger, kam im Jahre 1830 nach Prag , ließ sich pro forma an der deutschen medizinischen Fakultät einschreiben, schloß sich derLiuksftont" an und betätigte sich als wütender kommunistischer Schreihals. Seine revolutionäre" Gesinnung hinderte ihn nicht, Militärverrat im Dienste.der B r e s l a ü e r© p i o n ä g e z e n t r a l« des Dritten Reiches auszuüben. Es gelang ihm, einen Soldaten aus einer Stabskanzlei zu ge­winnen, der ihm Pläne des Preßburger Brückenkopfes verschaffte, die er nach Hitler- Deutschland zu verschieben suchte. Zu diesem Zwecke wollte er seine Freundin Charlotte F. mißbrauchen, eine Emigrantin mis Chemnitz , die sich aber trotz ver­schiedener Drohungen zu solchen Diensten nicht her­gab. sondern gegen denFreund" die Anzeige er­stattete. Heute wurde diese Verhandlung zu Ende geführt. Norbert Wolf wurde vom Gerichtshof des OGR. Dr. Pazdersky im Sinne der Anklage voll schuldig erkannt und zu fünf Jahren schweren und verschärf­ten Kerkers und zu 5000 Kc Geldstrafe verurteilt. Außer ihm war noch sein Handlanger Pitter- m a n n angeklagt, der mit fünf Monaten Ker und 1000 KL Geldstrafe wegkam- rb. Vorfrage Praf . Kozäk von der tschechischen Karls-Univer­ sität spricht am Freitag, den 26. Oktober, in der Kantgesellschaft(Urania- Klimentstä) über das ThemaMarxismus in der Praxis". Be­ginn 8 Uhr. Der Film in einer englischen Karikatur als Don Juan in dem FilmDie letzten Liebschaften des Don Juan ", der anfangs November in Prag herauskvimnt. Filme, die mir sehen möchten In Paris läuft seit einer Woche der neueste Film Reiri: ClairsDer letzte Milliar­där". der wie die französische Presse berichtet eine bittere Satire gegen die bestehende Gesellschafts­ordnung und die nationalistisch-militaristischen Zeit­strömungen ist. In Rußland ist ein großer Film beendet worden, der den TitelDrei Lie­der Lber Lenin" trägt und die Zivilisierung der östlichen Sowjetunion , die Volkstrauer um Lenin und die Arbeit am Fünfjahrplan behandelt. In Nordafrika hat Pierre Benoit-Levy, der Schöp­fer desMaternelle"-Films, seinen neuen Film J t to" gedreht, in dessen Mittelpunkt das Schick­sal eines Äraberknaben steht. Wir sehen der hoffentlich baldigen Prager Aufführung dieser Filme mit Interesse entgegen. Und mit nicht minder großer Spannung warten wir auf die amtliche Bestätigung des Gerüchts, daß der Ein­fuhrstreit mit der amerikanischen Filmindustrie been- dte worden ist. Sollte es sich bestätigen, dann wäre ein so großer Vorrat an sehenswerten, aber hier noch nicht gezeigten Filmen verfügbar, daß wir auf viele Monate hinaus sämtliche Kitschfilme und sämtliche Schundprodukte aus dem Dritten Reich. entbehren könnten.- Kunst und wissen Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Don­nerstag halb 8. Schottenring, Gastspiel Gi­ sela Werbezirk , neueinstudiert, C 2. Freitag 8: Zwei Witwen, D 1. Samstag halb 8: Schottenring, Gastspiel Gisela Werbezirk , A 2.> Sonntag halb 3 Uhr:DaskleineCafe, halb 8: Zwei Witwen. Festvorstcllung anläß­lich des Staatsfeiertages, C 2. Spielplan der Kleinen Bühne. Donnerstag 8: Sensation sprozeß. Freitag 8: Hoch klingt das Lied vom braven Mann. Samsmg halb 8:Das lebenslängliche Kind, Erstaufführung.- Sonntag 3: Hedda Gabler; 8: Hoch klingt das Lied vom bravenMann. Spart Spiel Körperpflege Zehn Gebote für Schwimmer 1. Wenn du dich für das Schwimmen als Lei­besübung entschieden hast, so trete einem Schwimm­verein bei. Man wartet schon auf dich, um von dir etwas zu lernen. Wegen der dort herrschenden Ord­nung und Disziplin brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Diese Dinge sind ja so einfach und wer­den von dir aus dem ff. beherrscht! 2. Zum Schwimmunterricht komme möglichst sel­ten oder überhaupt nicht. Wenn du dann nichts ge­lernt hast, ist es ja leicht, den Schwimmlehrern den Vorwurf der Unfähigkeit zu machen I 3. Wenn du aber zur Uebungsstunde kommst, dann immer unpünktlich. Vergiß dabei Seife, Bade­hose und Handtuch mitzubringen. Die anderen stehen schon bereit, dir damit auszuhelfen. 4. Bemühe dich dann sofort mit dem Staube des Alltags belastet ins Schwimmbecken. Später kannst du dann gelegentlich die Brause benützen, um dich bei der Warmwafferabteilung beliebt zu machen. Boxe jeden nieder, der dir dabei im Wege steht! Zarte Rücksichten sind hier nicht am Platze! 5. Hatz du dich freigeschwonunen, so tobe dich gründlich aus! Wellenschinder und Schaumschläger genießen viel Ansehen bei den Schtvimmern! Wenn der Schwimmtvart zum Antreten pfeift, so nimm dir Zeit. Langsam und widerwärtig folge dem Rufe. Du gibst damit ein glänzendes Zeugnis von der Liebe zur Sache und die anderen merken sofort, was für ein Prachtexemplar du bist! 6. An der Sprunganlage hast du Gelegenheit, Kraft und Mut zu entfalten. Mache möglichst immer den gleichen Sprung bis zwanzigmal hintereinander. Deutsche sozialdemokratische Frauenorganisation Prag Freita g, den 26. Oktober, abends acht Uhr im Monopol(gegenüber Masaryk- bahnhof) Frauen- und Mädchenabend Genossin Emma. Riedel spricht über Die internationale genossenschaftliche Frauen- konferenz in London ". So ein bißchen Theaterspiel drumrum und recht viel Spritzer schinden Eindruck. Bist du dabei mit der Bundesbadehose bekleidet, so werden deine Sport­genoffen besonders stolz auf dich sein! 7., Beim Tauchen mache die Augen zu, damit du recht viel siehst! Auch den Mund kann man dabei aufmachen I Manchmal schnappst du etwas auf. Beim Herauskommen kannst du dann schön husten und spucken, das beweist, daß du etwas geleistet hast! 8. Während des Wasserballspieles findest du ge­nügend Gelegenheit, den Ball mit irgendeinem Kopf zu verwechseln! Auch Faustschläge kannst du anbrin­gen( Schön ist es, wenn du lange Fingernägel hast. Dieser Umstand macht dich schristgewandt! Deine Mitspieler können dies immer sehr deutlich lesen! 9. Wenn du diese Gebote befolgst, bist du auch ein ausgezeichneter Rettungsschwimmer! Du hast Ge­fühle erweckt, die du bestimmt pflegen wirst! 10. Im allgemeinen mußt du jede Gelegenheit zur Kritik wahrnehmen! Wenn man von dir irgend­eine Mitarbeit verlangt, so weigere dich entschieden aus bestimmten, nur dir bekannten Gründen! Mache grundsätzlich immer Schwierigkeiten, damit die Funk­tionäre mehr Lust und Liebe zu ihrer ideellen Arbeit erhalten! Der Weg zum Größenwahn ist dann für dich frei!' K. Sch. Aus der Partei Sozialistische Jugend, Kreis Prag . Freitag, den 26. Oktober, 8 Uhr abends im Parteiheim: Funktionär­appell. Vcrdnsnadirlditcn PRAG ab. Wir erwarten Genossinnen!. Genossen! Am Mittwoch, den 31. Oktober, um 8 Uhr abends halten wir im Hotel Monopol. Prag II.. Hav« liLkova 5(gegenüber Masaryk - Bochnhof) unsere Generalversammlung die Teilnahme aller Mitgliedes SPD. -Flüchtlingshilfe am Donnerstag, 25. Oktober, abends um 7 Uhr im Gewerkschaftshaus, Prag II., Perstyn 11: Mitgliederversammlung mit Vortrag über die politische Lage. Die Ärbeitsgemein- chaft über Mittelstandsfragen fällt aus. Zutritt nur mit Mitgliedskarten. Süße Pflanzen Von E. Aldt. Eigentlich haben wir es erst in der Kriegs­und Nachkriegszeit so richtig verstehen.gelernt, daß dem Zucker in unserer Ernährung eine ungeheuer wichtige. Rolle zukommt. Etwas gedankenlos und überheblich hat man früher gern die Vorliebe für Süßigkeiten alsGenäschigkeit" abgetan. Daß Kinder gern Süßes aßen nun gut, dafür waren es eben Kinder, denen man diese Schwäche gern r-achsah, lveil sie es eben noch nicht verstehen konnten, daß man sich manches im Leben versagen muß." Wenn aber Erlvachsene ihr Geld zum Kon­ditor trugen, so wurden sie deshalb von vielen verurteilt, die es merkwürdigerweise durchaus nicht für eine Schwäche, vielmehr für etlvas durch­aus Selbstverständliches ansahen,, wenn sie ihr Geld für Tabak und Bier au-dgaben. Trinken und rauchen galten fürmännlich". Wer ein richtiger Student sein wollte, mutzte entsprechend trinkfest sein, sonst war er eben noch ein kleiner Junge. Nnd der Halbivüchsige fühlte sich schon als ganzer Mann, tvemi er seine erste Zigarette rauchte. Die Zigarren und das Bier waren durchaus notwen­dige Ausgaben und selbstverständliche Posten im Budget. Aber Süßigkeiten kaufen welche Ver­schwendung! Erst der Mangel an Süßstoffen während des Krieges hat es vielen zum Bewußt­sein gebracht, welche Rolle dem Zucker in unserer Ernährung zukommt. Jeder Sportler weiß, welche Erfrischung und Hebung der erschöpften Kräfte ein paar Stück Zucker bewirken können. Es gibt kein leichter lösbares und leichter verdauliches Nah­rungsmittel, keines, das in kürzester Zeit vom Körper aufgenommeu und an die Stätten des Ver­brauches geschafft würde, keines, das besser'ge­eignet wäre, die erschöpften Reserven zu ergänzen, den Muskeln neue Energiequellen zuzuführen. Und'jede Frau, die auf Schlankheit Wert legt, Iveiß, daß" sie Süßigkeiten meiden mutz, eben die­ses hohen Nährwertes wegen. Biel mehr als bis­her sollte der Zucker Volksnahrungsmittel seist, sollte er auch dem Aermsten zugänglich sein. Die Gewinnung von Zucker aus verschiedenen Pflanzen wird schon seit urdenklichen Zeiten be ­trieben, freilich nicht bei uns, sondern in den Ländern der Tropen; denn unser Klima bringt wenig zuckerhaltige Pflanzen hervor. Das Mittel- alter kannte hierzulande als Süßstoff eigentlich nur den Honig. Dann kam das Zuckerrohr, dessen Verarbeitung in den Tropen von alters her geübt wurde. Es ist noch keine 200 Jahre her seit der Entdeckung des Zuckergehaltes der Rübe und erst im 19. Jahrhundert gibt es Fabriken zur Ver­arbeitung des Rübenzuckers. Die Tropen sind reich an Zuckerpflanzen, Ueber die ganze Tropenwelt verbreitet wird Zuckerrohr gebaut, und seit den ältesten Zeiten kennt man Verfahren, den süßen Preßsast der Pflanze einzudicken und den Zucker daraus zu gewinnen. Aber daneben gibt es zahl­reiche andere Pflanzen, die den gleichen Zwecken dienen. Verschiedene Palmenärten, die Dattel­palme, ine Kokospalme und allen voran die Arenga-Palme sind als Zuckerpflanzen sehr ge­schätzt. Der Säst wird den Palmen zu gewissen Zeiten abgezapft und dann entweder direkt auf Zucker verarbeitet oder zu einem alkoholischen Ge­tränk, dem Palmwein, vergoren. Die Gewistnung des Saftes erfolgt in der Weise, daß man den Blütenstand abschneidet und an der Schnittstelle ein Bambusrohr zum Auffangen des Saftes be­festigt. Einige Tage nach der Verwundung beginnt der Saft zu fließen und fließt tage- und wochen­lang. Der Geschmack dieses Saftes soll etwa dem eines sehr süßen Mostes entsprechen. Die Arenga- palme blüht ungefähr nach dem 10 Lebensjahr. Ihre Blüten- und Fruchtstände sind massig und schwer. Den reifen Fruchtstand kann ein starker Mann nur mit Mühe heben. Zucker ist es, den der Baum als Baustoff für diese Fruchtmaffe in seine Krone hinaufsendet. Zucker ist die Nahrung, die, vielfach umgewandelt, die Blüten sich entfalten, die Früchte reifen läßt. Aber der Mensch wartet nicht ab, bis die Pflanze diese kostbare Nahrung für ihre Zwecke verwendet hat. Er köpft den jun­gen, sich entfaltenden Blütenstand und leitet die vom' Stamm in die Krone gesendeten Säfte in seine Behälter ab. Dabei ändert sich der Nah­rungszustrom scheinbar gar nicht, ja es scheint, fast, als ob der Wundreiz die Pflanze zu noch grö­ßerer Produktivität anregen würde. Es ist, als ob der Baum/es gar nicht gemerkt hätte, daß er seines Blütenstandes, seiner Nachkommenschaft, beraubt wurde und verschwenderisch sendet er weiter sei­nen Reichtum hinauf in die Krone. Es wird be­richtet, daß ein einziger Baum in 5 Tagen 18 Liter Zuckersaft liefern kann. In ähnlicher Weise überlistet der Mensch schon seit uralten Zei­ten eine andere, in Amerika heimische Pflanze, die Agave, deren Saft vergoren und als Pulque be­zeichnet, seit Jahrtausenden das Nationalgetränk der Mexikaner gewesen ist, aber vielfach auch zur Zuckergewinnung diente und dient. Die Agave wird als Zierpflanze vielfach auch in Europa ge­zogen. An den Küsten des Mittelländischen Meeres kann man diese schöne Pflanze alljährlich zu tau-, senden blühen sehen.. Sie blüht nur ein einziges- mal in ihrem Leben. Ihre dickfleischigen Blätter, die zu einer riesigen, grundständigen Rosette ver­einigt stehen, sammeln durch viele Jahre Reserve­stoffe auf. Und in einem Frühjahr kommt'dann inmitten der Rosette ein Blütenschast hervor, der eine Höhe von 6 bis 8 Meter erreicht. Die Pflanze hat durch Jahre Nahrungsstoffe erzeugt und auf­gestapelt und Wasser aus dem kargen Boden ge­sogen und aufgespeichert, um dann in wenigen Monaten wundervolle, üppige Blüten hervorzu­bringen, sich ganz zu erschöpfen und dann zusam- mcnzubrechen, um anderen, nachkommenden Pflanzen Platz zu machen. In Amerika , ihrer Heimat, lebt eine solche Pflanze etwa 8 Jahre, etwas langer an den Küsten des Mittelmeeres. In unserem kargen Klima gelingt es selten, Agaven zur Blüte zu bringen. Solche Treibhaus­pflanzen blühen kaum ftüher als in 30 bis 50 Jahren. Zur Gewinnung des süßen Saftes schneiden die Mexikaner den aufschiehenden Blü­tenschaft, wenn er erst etwa 3 Meter Höhe er­reicht hat, ab, höhlen dann nach einer längeren Ruhezeit die Mitte der Pflanze aus, wodurch ein Kessel entsteht, in dem sich der Säst sammelt, der zweimal täglich mit einem aus einem Flaschen­kürbis hergestellten Stechheber abgesaugt wird. Es wird angegeben, daß eine mittelgroße Pflanze nun durch ein halbes Jahr täglich 6 bis 8 Liter Säst liefert. Man kann so von einer einzigen Pflanze über tausend Liter Säst erhglten und da der durchschnittliche Zuckergehalt etwa 10 Prozent beträgt, so bedeutet das eine Zuckerausbeute von nicht weniger als 100 Kilogramm pro Pflanze. Dann allerdings ist die Pflanze völlig erschöpft und geht zugrunde, wie es ihrem normalen Ent­wicklungsablauf entspricht. Eine andere amerikanische Zuckerpflanze ist ser Zuckerahorn, der bei den Indianern schon von alters her sehr geschätzt war. Nach der ursprüng­lichen, alten Gewinnungsmethode wurde der Baum mit einer Axt horizontal angeschnitten. Den ausfließenden Saft leitete man durch Rinden­stücke ab. Heute bringt man Bohrlöcher an, in Ivelche Metallrohre eingefügt werden. Ein großer Baum kann 50 bis 150 Liter Saft liefern, der 12 bis 35 Kilogramm Zucker enthält. Der Ahorn­zucker wird auch heute noch in Amerika sehr ge­schätzt. Ausschließlich Pflanzen find es, welche uns mit Zucker versorgen. Bei dem vorerwähnten Honig sind ja die Bienen nur die Sammler und Bereiter. Auch sie müssen den Zucker von den Pflanzen beziehen, den einzigen Wesen, die in ihren grünen Blättern die Zuckersynthese voll­bringen können. Aber sie können es nur im Son­nenlicht, und daher kommt es, daß die Pflanzen der Tropen so viel zuckerreicher sind als die unserer Heimat. Selbst der süße Birkensaft enthält kaum mehr als 1 Prozent. Die südliche Sonne vermag Wunder zu vollbringen» sie zaubert ein viel üppigeres Wachstum hervor, als wir in unseren kühlen Heimat es uns auch nur träumen lassen können. Aber die Kunst des Pflanzenzüchters hat unserer kargen Natur abzulisten gewußt, was sie uns nicht freiwillig gab. Die Stammpflanze unserer Zuckerrübe ist eine Pflanze der süd­europäischen Küsten. Die Züchter haben durch planmäßige, fortgesetzte Auslese den Zuckergehalt der Rübe von kaum 7 Prozent auf durchschnittlich 14 bis 20 Prozent gebracht, ja man hat bereits in einzelnen Fällen einen Zuckergehalt von 26 Prozent erzielt, so daß unsere Zuckergewinnung trotz dem für die Zuckerproduktion in den Pflanzen so ungünstigen Klima hinter der von der Sonne begünstigten Erdstriche nicht zurücksteht. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch tue Post monatlich KL 16., vierteljährig KL 48., halbjährig KL 96.- ganzjährig KL 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß . Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Telegraphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/VH/1980 bewilligt. Druckerei: ,3Orbis" Druck-, Verlags- und Zeitungs-A.-G.. Prag .