Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG ,
14. Jahrgang
,, Zusätzliche Wähler"
Freitag, 26. Oktober 1934
Einzelpreis 70 Wolfer
( einschließlich 5 Heller Porto)
Nr. 251
An der 8 Milliarden- Grenze
Staatsvoranschlag für 1935
Paris.( Tsch. P. B.) Der„ Intransigeant" beriveist auf die falschen Wählerverzeichnisse im Saargebiete. Die Gesamtzahl der in den Listen Der Staatsvoranschlag für das Jahr 1935, eingetragenen Personen beträgt den Informa tionen des Blattes zufolge 520.000, wogegen die der Donnerstag dem Abgeordnetenhause vorge-, höchstmögliche Wählerzahl nicht 450.000 überlegt wurde, bietet ein getreues Bild der wirtjteige. Das Geheimnis dieses ll eberschusses Bra g. Am Donnerstag hat die Regierung| doch abgesehen. Der Finanzminister wird zwar schaftlichen Lage des Landes. Während in den von 70.000 sei, so sagt das Blatt, leicht zu er in einer späteren zweiten Sitzung, die auf die Freitag seine angekündigte Budgetrede halten, die früheren Jahren die schwere Krise der Wirtschaft Es handle sich dabei um die unrecht- feierliche Trauersibung für König Alexander, Aussprache darüber soll jedoch erst in der nächsten dazu zwang, die Ziffern des Budgets auf der mäßigerweise eingetragenen deutschen Wähler, Barthon und Poincaré folgte, das Budget für Woche im Rahmen einer allgemeinen Ausgabenseite immer wieder herabzusetzen, ist die von der Deutschen Front zu dem Zwecke ein- 1935 vorgelegt. Von der geplanten ersten Lesung Debatte erfolgen, die sich auch mit zwei weiteren jezt zum ersten Male wieder eine, wenn auch getragen wurden, um den Zuwachs an Stimmen wurde mit Rücksicht darauf, daß viele Parlamen- Exposees des Ministerpräsidenten und des Außen- tleine Steigerung der Ausgaben zu verzeichnen,
flären:
für die Angliederung des Saargebietes Deutschland zu erhöhen.
tarier mit Vorbereitungen für die Feier des 28. ministers zu beschäftigen haben wird. an Oktober intensiv beschäftigt sind, in letzter Minute Das Budget zeigt folgendes Bild:
Das Blatt macht den am 13. November zwecks Behandlung der Saarfrage zusammen tretenden Völkerbundrat auf diesen Umstand aufmerksam und verlangt, der Rat möge den Mut haben, die Verantwortung zu übernehmen und die Wählerverzeichnisse revidieren zu lassen.
Absage der PPS
an die Kommunisten
Die EinheitsfrontverhandIungen zwischen den sozialistischen und kommunistischen Parteien sind in Polen nach monatelangem Hin und Her endgültig gescheitert. Die Sosialisten erklärten auf ihrer gestrigen Parteiansschussitzung selbst einen Waffenstillstand mit den Kommunisten für unmöglich. Die sehr
1. Staatliche Hoheitsverwaltung:
4
die gesamten Staatsausgaben die gesamten Staatseinnahmen.
Der rechnungsmäßige Ueberschnß beträgt also
·
Ausgaben Einnahmen Betriebsgewinne Betriebsverluste
Investitionen:
1935 7.983,298.000 7.985,255.600 1,957.200
1934 7.630,665.720 7.631,839.990 1,174.270
II. Staatliche Unternehmungen:
Abfuhr an die Staatskasse:
Partei.
4
7.175,462.400 8.002,870.400
1.503,860.400
676,452.400 465,092.400 1.055,229.800
7.157,125.580 8.100.627.000 1.607,922.400 828,020.980 363,887,900 1.235,985.370
-
der auch eine Steigerung der Einnahmen ent spricht. Die Erhöhung der Ausgaben beträgt gegenüber dem Vorjahre 352.7 Millionen, der eine Steigerung der Einnahmen im Betrage von 353.4 Millionen gegenübersteht, so daß der Voranschlag ausgeglichen ist. Man kann also sagen, daß der Stabilisierung der Wirtschaft freilich leider auf einem tiefen Niveau auch eine Stabilisierung der Staatswirtschaft entspricht, wobei der Vorteil nicht unterschätzt werden darf, daß durch die defizitlose Wirtschaft des. Staates eine weitere Versteifung des Kreditmarktes nicht eintritt. Wenn der Staat mit einem Defizit wirtschaftet, dann wird so viel Kapital vom Kreditmarkt abgeschöpft, daß für die Privatwirtschaft sowie für die Selbstverwaltungskörper kaum ein Kredit mehr zu heben ist.
weit links stehende jüdiſche ſozialistische Partei III. Zuweisungen an die Selbstverwaltungskörper etc.: verwaltung nehmen an der Erhöhung der
Bund" veröffentlichte eine Erklärung, wonach das Verhalten der Kommunisten jede Zusammenarbeit ausschließe.
Todesurteile und Lügen
die Waffen der spanischen Konterrevolution
Die spanische Regierung verbreitet zur Rechts fertigung ihrer Untaten im afturischen Bergarbeitergebiet jetzt Propagandalügen á la Goebbels. So wird der Tod des belgischen Konsuls in Santander, der in den Kämpfen in Oviedo durch einen Revolverschuß getötet wurde, als ein Mord der Aufständischen hingestellt. Mit großer Entrüstung wird berichtet, daß die Aufs ständischen das Gymnasium in Oviedo in die Luft gesprengt haben. Als ob in einem Kampf, in dem die Regierung ganze Stadtteile durch Mörser, Flieger und Schiffsgeschüße bombardieren und dem Erdboden gleichmachen ließ, eine Spren gung als besondere Barbarei zu werten wäre! Dann wird berichtet, daß 27 Geistliche ums Leben gekommen seien. Ihr Leben ist natürlich kostbarer als das der 2000 Bergleute, die niederkartätscht wurden.
Der Kriegsrat, der über die Führer des Aufstandes zu Gericht sizt, hat bisher 16 Todesurteile gefällt. Hunderte Verhaftete harren ihrer Aburteilung. Am Mittwoch wurde der Vorsitzende der Gewerkschaften, Gracia, und ein Sohn des bereits verhafteten Sozialistenführers Largo Caballeros verhaftet.
Budget
Tabakregie
•
Anteil der Selbstverwaltungskörper und Fonds an Steuern, Abgaben usw.
Straßenfonds
Meliorationsfonds
Wasserwirtschaftsfonds
Fonds für kleinere Bierbrauereien. Zuteilung an das Exportinstitut Fonds für gewerbliche Fortbildungsschulen Znweisungen an die Kaschan- Oderberger und Privatbahnen zur Deckung des Betriebsabganges
Für Arbeitslosenfürsorge:
a) aus der Einkommensteuer b) aus der Umsatzstener.
4
Summe aller Zuweisungen der Gruppe III
Kapital.
davon:
1.650,225.200 242,000.000 10,000.000 16,000.000 6,000.000
1.645,766.764
245,000.000 8,500.000 9,800.000 6,000.000
3,000.000
2,000.000
162,400.000
125,000.000
100,000.000 550,000.000 2.732,466.764
IV. Verwaltung der Staatsschuld:
1. Fundierte Schuld 2. Nichtfundierte Schuld 3. Auswärtige Schuld 4. Banknotenschuld. Ausgaben an:
Zinsen. Amortisation. Verwaltung
->
Summe der Ausgaben für die Staatsschuld
39.367,627.798
29.032,681.075
8.234,946.723 2.100,000.000
1.676,323.776 292,199.739 7,014.962 1.975,538.447
300,000,000 400,000,000 2.749,225.000
38.736.993.462
24.231,653.500 4.452,681.000 7.452,658.962 2.600,000.000
1.654,116.746 36,406.724 6,932.283 1.697,455.753
der wichtigsten Staatsbetriebe
10.000 10.000
Gewinstabfuhr an die Staaatskaffe 1.320,088.600
1.436,563.900
1935
1934
Staatslotterie
1935
103,286.600
1934
100,490.100
Ausgaben Einnahmen 744,701.600 2.080,900.200 848,767.500 2.302,931.400 124,636.400 121,187,300
Investitionen 16,110.000 17,600.000
21,339.800
20,687.200
Post, Telegraph, Telephon
1935
1.188,981.200 1.229,771.000
1934
1.178,582.000
1.210,211.000
78,008.000 55,700.000
38,050.700
31,291.450
Postsparkassa
1935
104,435.000
121,086.000
1934
103,982.000
120,656.000
Eisenbahnen.
1935
3.958,843.500 3.293,221.900
1934
4.055.476.500 3.236,254.500
1935
532,627.500
2,500.000 2,000.000 285,800.000 222,000.000 571,518.000 43,265.500
16,651.000 16,674.000
37,495.700
1934
518,140.100
1935
1934
419,905.600 410,537.500
537,719.800 467,200.500 469,598.000
37,630.900 15,750.000
19,579.700
30,937.000
24,200.000
33,644.100
1935
•
7.175,462,400
8.002,870.400
465,092.400
1,055,229.800
1934
Staatsgüter und Forste
Staatliche Berg und Hüttenwerfe
Gesamte Staatsbetriebe
7.157,125.580 8.100,627.000 363,887.900 1.235,985.370
Defizit
665,621.600'). 819,222.000
¹) Davon aus der Staatskasse zu decken: 400,621.600
Von der eigentlichen StaatsAusgaben das Min. des Aeußern, das für nat. Verteidigung von 1227 Mill. auf 1280 Millionen), das Handelsministerium, das Ministerium für soziale Fürsorge( von 742.5 Millio nen auf 802 Millionen), das Gesundheitsministerium( von 140.5 Millionen auf 143 Millionen) und die Pensions- und Versorgungsgenüsse( bon 1996 Millionen auf 2084 Millionen) teil. Unter den Ministerien, deren Ausga ben nicht erhöht werden, befindet sich auch das für öffentliche Arbeiten, dessen Ausgaben ungefähr genau so groß sind wie im Vorjahre( 1934 439 Millionen, 1935 437 Millionen). Der geringe Rüdgang trifft nur die Personalausgaäen, nicht aber die Sachausgaben( meistens Investitionen), die gleich geblieben sind, nämlich 348 Millionen; dazu kommen freilich noch die Investitionen für den Straßenfond, die sich auf 622 Millionen belaufen.
Etwas schlechter als voriges Jahr schneiden die Staatsbetriebe ab, deren Ueberfchuß 1934 1235.9 Millionen betrug, 1935 aber nur 1055.2 Millionen aufweist, das ist also um 180.7 Millionen weniger. Der Löwenanteil diejes Gewinnes entfällt, wie immer, auf die Tabafregie, deren Gewinn 1320 Millionen betrug. ( Der Gesamtgewinn der Staatsbetriebe ist durch Verluste geringer.) Ein Sorgenkind des Staates bilden nach wie vor die Eisenbahnen, die von ihrem Fehlbetrage 265 Millionen aus eigenem decken, während der Staat 400 Millionen aus der Staatskassa zuschießen muß. Er freulich ist, daß die Investitionen einzelner Staatsbetriebe größer sind als im Vorjahre, so die der Eisenbahnen um 64 Millionen, die der Post um 22 Millionen.
Gewachsen sind auch die Ausgaben des Staates, die ihm aus der Verzinsung seiner chu Id erwachsen. Zinsen und Amortisation für die innere Staatsschuld find von 1461.5 Millionen auf 1723.5 Millionen gestiegen, eine Folge der Arbeitsanleihe, die der auswärtigen Schuld von 229.7 auf, 245.8 Millionen, was wieder auf die Abwertung der Krone zurückzuführen ist. Interessant ist die Bestimmung im Finanzgesetz, daß die Verlosung und Amorti sation der fundierten inneren Schuld, die bis 31. Dezember 1934 aufgehoben war, auch im Jahre 1935 nicht erfolgen wird. Das wird kompensiert durch den Ankauf von Staatsschuldvershreibungen aus offenem Markte bis zum Be trage von 150 Millionen. Diese Schuldverschrei.