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r. 10la. 16. Jahrgang. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Abgeordnetenhaus.

Auf der Tagesordnung steht die Beratung des Berichts der XIV. Kommission über den Antrag Gamp und Genossen betreffend Maßregeln gegen die in der Landwirtschaft herrschende Arbeiternot.

Die Einleitung und unit 1 werden mit großer Mehr­heit angenommen.

V

Dienstag, 2. Mai 1899.

Abg. Hirsch( frf. Vp.):

Abg. v. d. Borght mußte selbst zugeben, daß der Vorschlag' der Es folgt Punkt 2, der von der Erschwerung des Kontrakt: Kommission einen groben Verstoß gegen die bestehende Rechts­bruches handelt. ordnung darstellt. Ich bedauere aber, daß Sie beim Kontraktbruche Abg. Dr. Hirsch( fr. Vp.): für die ländlichen Arbeiter eine schärfere Bestrafung feststellen wollen. brüche bei Landarbeitern sind äußerst selten. Ich berufe mich für werden. Ich sehe für diese Bestimmung gar kein Bedürfnis. Kontrakt- Die Zeit wird kommen, wo Sie dies als einen Fehler erkennen Es ist außerordentlich schwer, dem Arbeitgeber den die Verwerflichkeit dieser Forderung auf Fachleute, wie die Profefforen Kontraktbruch nachzuweisen, während die Schuld des Arbeiters leicht Die Kommission beantragt hiernach: die fgl. Staatsregierung v. d. Golz und Weber Heidelberg. Dabei hat der ländliche Ar- nachweisbar ist. Ich bitte Sie, den Antrag der Kommission abzu­zu ersuchen, mit Rücksicht auf die in der Landwirtschaft, beiter heute noch kein Koalitionsrecht. Die triminelle Bestrafung lehnen. insbesondere in den landwirtschaftlichen Kleinbetrieben herrschende, des Kontraktbruches würde ein Ausnahmegesez gegen die Arbeiter den rationellen Betrieb der Landwirtschaft ernstlich gefährdende bedeuten.( Widerspruch.) Was für ein Unterschied ist es denn, ob Arbeiternot, ungefäumt die zur Milderung derselben geeigneten gefeß man die kontraktmäßige Lieferung von Lebensmitteln, Kohlen usw., geberischen und Verwaltungsmaßregeln in die Wege zu leiten, und aussetzt oder ob man seine Arbeitskraft nicht liefert? Für eine zu diesem Zweck neben der Hebung der Landwirtschaft überhaupt, Erweiterung der Rechte der ländlichen Arbeiter wird dieses Haus folgende Maßnahmen insbesondere in Aussicht zu nehmen: vorläufig nicht zu haben sein, ich richte aber den Appell an die ver­wandter Parteien, wenigstens die geringen Rechte der Arbeiter nicht noch verkümmern zu lassen.( Beifall links.)

1. Die Einführung der Konzessionspflicht für das Gewerbe der Gefindemakler, Arbeitsvermittler und ähnlicher Gewerbe­treibender mit der Maßnahme, daß für kleinere Orte die Erteilung der Konzession von dem Nachweis des vorhandenen Bedürfnisses ab= hängig gemacht wird, sowie das Verbot des Betriebes dieses Ge­werbes im Umherziehen, die Verschärfung der Kontrolle der Gesinde­vermieter und Stellenvermittler hinsichtlich der Buchführung, der Vermittlungstarife, die Zurückbehaltung von Legitimationspapieren, der Beherbergung von Stellensuchenden u. dgl.;

2. die Erschwverung des Kontraktbruchs

fontraktbrüchige Arbeiter beschäftigt;

Abg. Frhr. v. Richthofen- Mertschütz( f.):

Der An­

seinem Antrage eine schärfere Bestrafung der tontrattbrüchigen Ar­Abg. Dr. Sattler( natl.): Der Abg. v. Richthofen hat in beiter ganz allgemein gefordert. Nach seiner Auslegung ist der Antrag für uns noch unannehmbarer.

Der Kommiffionsbeschluß wird mit dem Antrage Sz mula angenommen unter Ablehnung anderer Anträge.

Es folgt der Abschnitt 3, der die größere Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse bei Festsetzung der Schulzeiten auf dem platten Lande verlangt.

Abg. Kopsch( frs. Vp.):

den Ferien wie bei den Schulstunden bereits statt. Nun heißt es in Die Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse findet sowohl bei dem Antrag: es soll eine größere Berücksichtigung erfolgen. Auch auch unter den Landwirten verschiedener Meinung über diese Frage diese Forderung fonnte man zunächst unterschreiben. Man kann ja sein, wie die Verhältnisse der Landwirte verschieden sind. Der Kartoffelhacken und dergleichen handelt; der Bauer dagegen braucht größere Befizer braucht die Kinder, wenn es sich um Rübenziehen,

Und

teien". Ich bin neugierig, welche Parteien mit der des Abg. Hirsch Herr Dr. Hirsch richtete einen Appell an die verwandten Par­verwandt find?( Heiterkeit.) Ich habe alle Achtung vor seiner Praxis des Lebens.( Sehr richtig!) Bücherweisheit, aber hier hilft diese nichts, hier beweist die Fragen Sie einmal die Bauern, Herr Hirsch! Dann werden Sie nicht erst eine Statistit a) durch Bestrafung der Arbeitgeber und Stellenvermittler brauchen, die Zunahme des Kontraktbruchs festzustellen.( Zustimmung wegen Verleitung dazu, rechts.) Nach den heutigen Ausführungen des Abg. Hirsch kann ich b) durch Bestrafung des Arbeitgebers, we her wissentlich weisheit nicht weiter hilft.( Sehr richtig! rechts.) Zwischen dem b) durch Bestrafung des Arbeitgebers, we her wissentlich nur weiter bei meiner Meinung bleiben, daß uns die Bücher c) durch Einführung einer Ersaßpflicht nach Analogie der fraft ist denn doch ein Unterschied. Ausbleiben von Kohlenlieferungen und sie während der Heuernte oder der Ernte selbst zur Beaufsichtigung dent von Arbeits­§§ 124b und 125 der Reichs- Gewerbe- Ordnung; fleinerer Geschwister, zum Essentragen usw. Welche Interessen sollen Eine Kohlenlieferung ba maßgebend sein? Die Bedeutung des Antrags ist aber überhaupt 3. die größere Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse bei fann häufig ruhig einige Wochen warten, in der Festiezung der Schulzeiten auf dem platten Lande( Halbtagsschule, Erntezeit wäre das Aussehen der Arbeitskraft geradezu verhängnis- die hier gehalten worden sind. Danach würde der Antrag, in gut nur zu erkennen im Zusammenhang aller Anträge und mit den Reden, Sommerschule, Ferienzeit) unter voller Wahrung der Ziele des Volls Genossen des Herrn Dr. Hirsch und der ihm nahestehenden Parteien Deutsch übersetzt, nicht anders lauten als fo: Gebt uns die Kinder boll.( Sehr richtig!) Leider aber ist es durch die Thätigkeit der 4. Die mögliche Verminderung der Beschäftigung von Arbeitern dahin gekommen, daß das Rechtsbewußtsein unseres Volks- der ländlichen Arbeiter mehr heraus aus der Schule, damit seitens der Staatsbetriebe während der Erutezeit, sowie über- lebens leider immer mehr schwindet.( Lachen links.) Das wir möglichst billige Arbeitskräfte für uns erhalten.( Sehr haupt die größere Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Arbeiter- Herzogtum Anhalt hat jetzt deshalb den Kontrattbruch unter Strafe richtig! lints.) Es ist erfreulich, daß selbst die Herren in der not bei den vom Staate auszuführenden Bauten; bei Arbeitnehmern wie gebern gestellt. Wir wünschen das auch. Der Kommission sich veranlaßt gesehen haben, hinzuzufügen: in voller 5. die größere Rücksichtnahme bei dem Strafvollzug während Arbeitnehmer kann ja schon heute deswegen bestraft werden.( Zuruf aber im Lande nur als eine Verzierung des Antrags auf Wahrung der Ziele des Volfsschulwesens". Dieser Zusag wird der dringenden landwirtschaftlichen Arbeitszeiten sowie die ver­des Abg. Goldschmidt.) Lassen Sie sich doch das Strafgesetzbuch mehrte Beschäftigung von Korrigenden und Strafgefangenen geben. Unter dem 24. April 1854 ist eine Geldstrafe für Kontratt gefaßt werden. Der Kern des Antrages ist Verkürzung bei Meliorationsarbeiten ; bruch des Gesindes und ländlichen Arbeiters vorgesehen. der Schulzeit zu Gunsten der Herren, die billige Arbeitskräfte brauchen. 6. die Einschränkung des bisherigen Verfahrens, den Arbeiter- trag, den ich stellen möchte, will den Kommissionsantrag dahin er zur Arbeit heranziehen zu können und gleichzeitig die Ziele der Wie denkt man eigentlich die Kinder in erhöhtem Maße markt durch Gewährung von besonderen Tarifverbilligungen auf weitern, daß auch die Arbeitnehmer schärfer bestraft werden können, Wolfsschule zu wahren? Diese Aufgaben zusammen lösen zu wollen, weite Entfernung zum Nachteil der Landwirtschaft künstlich zu ver- Wir bitten, den durch unseren Antrag erweiterten Kommissions: heißt die Quadratur des Zirkels lösen wollen. Welches sind denn wenn sie kontraktbrüchig werden oder Arbeitsgenossen dazu verleiten. 7. die Herbeiführung von Bestimmungen, wonach junge Leute antrag anzunehmen, den Antrag Szmula, der joeben eingebracht werden denn die Ziele der Volksschule bereits erreicht? Als erhalten wollen? Hig unter 18 Jahren nicht ohne ausdrückliche Genehmigung derjenigen, worden ist, bitten wir abzulehnen.( Beifall.) unter deren( väterlicher oder vormundschaftlicher) Gewalt sie stehen, Absatz a des 2. Punktes einfügen will: Dienst- und Arbeits­Inzwischen ist ein Antrag Szmula( C.) eingegangen, der in Fachmann kann ich nur sagen: in den weitaus meisten aus ihrem Heimatsorte fortziehen dürfen; ländlichen Schulen werden die Ziele, die unserer Volks­8. die Gewährung des Rechts an die Gemeinden, die Ab- genossen"; es soll also auch eine Bestrafung der Arbeiter herbei Die Halbtagsschule ist ja in unseren Schulen beinahe die Regel. Wo fchule gestellt werden, nicht erreicht.( Sehr richtig! links.) weifung neu Anziehender dann zu bewirken, wenn dieselben nicht geführt werden, die ihre Dienst- und Arbeitsgenossen zum Kontrakt- zwei klassen und ein Lehrer ist oder vier Klassen und zwei Lehrer, den Nachweis einer den sittlichen und hygienischen Anforderungen entsprechenden Wohnung erbringen, wobei das Schlafstellenwesen zu ift eit anderer Unterricht als Halbtagsunterricht schon jetzt gar nicht beschränken ist: Frhr. v. Richthofen meinte unsere Darlegungen damit abthun möglich. In Poſen kommen auf den Lehrer durchschnittlich 91 Kinder, 9. die Aenderung des Gesetzes über den Unterstüßungs: zu können, daß er fie als Theorie bezeichnete. Die Bücher, auf die fordert die Resolution das also noch besonders? Was heißt es muß also wiederum ein Halbtagsunterricht stattfinden. Weshalb wohnfis zur Erleichterung der Verpflichtungen der Wohnsizgemeinde wirten aus allen Teilen des Landes, fie bieten also dem Gesetzgeber dieser ist in Ostelbien nicht bloß die Regel, sondern auch in der Proving ich hinwies, beruhen auf der Befragung von Tausenden von Land­durch stärkere Heranziehung der Arbeitsgemeinde; Sommerschule? Wohl ein beschränkter Unterricht im Sommer; 10. die planmäßige Ansiedelung von kleinen und mittleren eine bessere Grundlage als die Erfahrungen eines Landwirtes, der dieser ist in Ostelbien nicht bloß die Regel, sondern auch in der Proving Sachfen; bei Magdeburg kommt er sehr häufig vor. Nun wird aber auch noch Landwirten, sowie von landwirtschaftlichen Arbeitern durch ein unentbehrlicher Rohstoff und kann sehr wohl mit der Arbeits - der Beginn um 1/2 6 Uhr gefordert. Die Kinder müssen also mindestens Genossenschaftsverbände und unter Mitwirkung des Staates in dazu fraft verglichen werden. Zurückweisen muß ich es, daß unsere Presse bis spät in die Nacht. Jit das nicht eine Grausamkeit gegen die geeigneten Bezirken; um 1/5 Uhr aufstehen. Dann sollen sie den ganzen Tag arbeiten 11. a) Die Beurlaubung von im aktiven Militärdienste das Rechtsbewußtsein im Volte mindere, ganz ich Gegentheil. Ich Kinder? Verträgt sich eine solche Forderung überhaupt mit dent stehenden Mannschaften zu dringenden landwirtschaftlichen Arbeiten verstehe diese Gesezesmacherei nicht, die sich immer nur gegen den Charakter der allgemeinen Volksschule? Es gehen doch in diese ( Erntearbeiten 2c.); Arbeiter richtet. Mein juristisches Gewissen empört sich dagegen, die b) die größere Rüdfichtnahme auf die dringenden landwirtschaft- Verleitung zu einer That, den Kontrattbiuch, unter Strafe zu Schulen nicht bloß die Kinder der Tagelöhner, die Sie( nach rechts) ausbeuten wollen. Wie sollen die Ferien anders gelegt lichen Arbeiten bei der Wahl des Zeitpunktes zur Einziehung von stellen, die selbst nicht strafbar ist.( Beifall.) Wo kann werden? Reservisten und Landwehrleuten zu militärischen Uebungen. man denn Abg. Frizen( C.): Die letzte Aeußerung von Dr. Hirsch ver­die bestehenden Ferien noch Die Ferien find doch außerhalb des c) die Revision der Dienstvorschriften über Marschgebührnisse stehe ich nicht. Durch das Gesetz von 1854- also einer Zeit, wo es erheblich fürzen? Von für die zur Entlassung kommenden Mannschaften nach der Richtung findes und der ländlichen Arbeiter unter Sirafe und um diese Ar- können. Und darum solcher Lärm! Oder wollen Sie diesen arment noch keine Socialdemokratie gab der Festzeit wegen geschaffen. stellt den Kontraktbruch des Ge- eigentlichen Sommers hin, daß die früher der Landwirtschaft angehörenden Mannschaften beiter handelt es sich hier allein.( Sehr richtig!) Im vorliegenden Kindern, denen die großen Ferien nur erhöhte Arbeit bringen, auch diesen Ferien werden Sie überhaupt nur drei Tage abknapsent nach ihrem Heimats oder Gestellungsort entlassen werden; 12. die Erweiterung der Zulassung ausländischer Arbeiter, Punkt ist auch nur von der Bestrafung der Arbeit geber die Rede, soweit es die nationalen Rücksichten irgend gestatten, insbesondere weshalb also die Klage, daß sich der Absatz nur gegen die Arbeiter diese paar Festtage noch verfümmern? Und ist denn schließlich der auch zum Gesindedienst in nicht gemischtsprachigen Bezirken, sowie die ebenso die Verleitung dazu. Im großen ganzen stimmen wir für die Mehrzahl der ländlichen Lehrer zugleich Küfter und Organist iſt, auch zum Gesindedienst in nicht gemischtsprachigen Bezirken, sowie die richte?( Sehr richtig!) Der Kontrattbruch muß bestraft werden, spruch auf Ruhepausen hat?( Lachen rechts.) Sie wissen wohl, daß Lehrer nicht auch ein Mensch, der Berücksichtigung verdient und An Vereinfachung der von den Arbeitgebern den Behörden gegen die Vorschläge der Kommission. über abzugebenden Verpflichtungserklärungen.

bruch verleiten.

Abg. Dr. Hirsch( frs. Bp.):

Wir betonen aber,

Der Kommissionsbeschluß bedeutet eine Erweiterung des von daß wir nicht mit jedem Punkte völlig einverstanden sind. Dem den Konservativen eingebrachten Antrages( Arendt und Gen.). Außer- Antrag Szmula stimmen wir bei, den Antrag Richthofen halten wir dem liegt noch folgender Antrag Hirsch( frs. Vp.) und Gen. vor, für bedenklich; warum das Gesetz von 1854 noch verschärfen? den Antrag 10 folgendermaßen zu fassen: Abg. Dr. van der Borght( natl.):

also auch am Sonntag keine Ruhepause hat, sodaß ihnen einige Er­holungszeit wohl zu gönnen ist.( Rufe und Lachen rechts.) Man wird diese Verhandlungen im Lande aufmerksam betrachten.( Abg. v. Pappen­ heim ( f.): Wir haben furchtbare Angst vor den Lehrern! Lachest rechts.) Die Lehrer haben die Entwickelung der ihnen anvertrauten 10. Die Förderung der Ansiedelung von kleinen und mittleren Der Abg. Dr. Hirsch nahm für seine Partei in besonderem Maße Kinder zu schüßen, soweit sie können. Gerade der Landlehrer hat Landwirten und von landwirtschaftlichen Arbeitern durch Private in Anspruch, daß sie das Rechtsbewußtsein des Volkes schärfe. Darin hier große Aufgaben. Es ist notwendig, daß auch in diesem Hause und Verbände namentlich in Bezirken mit überwiegendem Groß- möchte ich ihm nicht folgen. Herr Hirsch nivelliert zu start. Was sich ein Anwalt findet, der diese armen Kinder schützt.( Abg. grundbesitz, insbesondere auch durch Parzellierung von Staats: für die Industrie paßt, paßt noch nicht für die Landwirtschaft.( Sehr v. Pappenheim ( t.): Wolfsredner! Heiterfeit.) Lehrer, Geistliche domänen, sowie durch Beseitigung des Familien- Fideikommiß- richtig!) Er fann auch nicht ohne weiteres die Koalitionsfreiheit auf und die Schulaufsicht muß darüber wachen, daß die ihr anvertraute rechts. alle Verhältnisse übertragen. Will er den Seeleuten etwa die- Jugend nicht durch andere Einflüsse ihrer Ausbildung entzogen und Die Abschnitte des Antrages werden einzeln beraten, zunächst felbe Koalitionsfreiheit gewähren wie den industriellen Arbeitern? in ihrer förperlichen wie geistigen Entwickelung gehemmt wird. der von der Konzessionspflicht der Stellenvermittler. Eine ganze Reihe von Kommissions- Mitgliedern hätten gern den Kon- Es wäre interessant zu erfahren, wie viel Stunden eigentlich die Abg. Wintermeyer( frs. Vg.): Die bestehenden Verhältnisse trattbruch bestraft; ich gehöre nicht dazu. Aber sie waren überzeugt, Kinder in der ländlichen Arbeit täglich beschäftigt werden. Ist das, in der Stellenvermittelung sind gewiß noch verbesserungsbedürftig, daß ungeheuere Schwierigkeiten entgegenstehen, und haben sich des- was die Kinder in den Jahren der Schulzeit verdienen, ein ge= aber für manche Gegenden unentbehrlich. Wir werden gegen halb gesagt: wenn wir aus Not die Straflosigkeit der Arbeiter be- nügendes Aequivalent für das, was sie an der Ausbildung einbüßen? Bestimmungen stimmen, die geeignet sind, die Gewerbefreiheit ab- stehen lassen müssen, so wollen wir doch wenigstens die Leute be- Es ist ein Unterschied, ob die Kinder in der Landwirtschaft zubrödeln. strafen, die sie zum Kontrattbruch verleiten. Mit Arbeiterfreundlichkeit ihrer Eltern oder von Großgrundbefizern beschäftigt werden. Abg. Frhr. v. Richthofen Mertschüß( f.): Wir sind enschieden hat die Sache nichts zu thun. Arbeiterfreundlichkeit besteht nicht bloß Wenn die Eltern mitarbeiten, so ist die Gewähr bor für eine wirkliche Konzessionierung der Gesindemakler, für das Ver- darin, daß man die Interessen der Arbeiter wahrnimmt, sondern daß man handen, daß das Kind nicht übermäßig angestrengt bot, das Gewerbe im Umherziehen zu betreiben, und die genaue zwischen den Interessen der Arbeiter und Arbeitgeber einen Ausgleich sucht. wird.( Sehr richtig 1) Man macht Arbeiterschuß Geseze. Wenn Prüfung des Bedürfnisses. Obgleich ich also mit dem Abg. Hirsch nicht einverstanden bin, so irgend jemand geschüßt werden muß, sind es die Kinder.( Sehr fann ich mich doch auch dem Antrage v. Richthofen nicht anschließen. richtig! links.) Erwachsene haben die Möglichkeit, sich allein zut Die Verschärfung des Kontrattbruches war bisher auf dem Lande schützen; wer aber schüßt die Kinder gegen übermäßige Anstrengung? nur ein civilrechtliches Delift und wird in der ganzen übrigen Gesetz- Die tonservativen Grenzboten" sagen; nicht Menschenliebe, sondern gebung nur als solches behandelt. Sie wollen mit dem Antrage ausgesprochene Gleichgültigkeit, kaufmännische Berechnung und rohe einen neuen Grundsaß für die Strafgesetzgebung schaffen, dann Lieblosigkeit sind die Motive des Antrags.( hört! hört! links.) Jch müßten Sie ihn aber auch auf die Industrie- Arbeiter und die ganze bitte Sie, im Interesse der Schule und unserer Kinder die Anträge übrige Bevölkerung ausdehnen, abzulehnen.( Lebhafter Beifall links. Zischen rechts.)

=

Abg. v. Czarlinski( Bole): Mit dem Durchbruche der Getverbe­freiheit haben wir schlechte Erfahrungen gemacht. Wir werden des­halb gegen die Konzessionspflicht stimmen. Anders steht es mit der Ausübung dieses Gewerbes im Umherziehen. Wir bitten deshalb getrennt darüber abzustimmen.

Abg. Dr. Hirsch( frs. Vp.): Ohne Not sollte man an bestehende Zustände nichts ändern. Gerade mit polizeilichen Eingriffen haben wir recht schlechte Erfahrungen gemacht. Warum nehmen die Land­wirtschaftskammern und die landwirtschaftlichen Vereine den Stellen­nachweis nicht selbst in die Hand?

Außerdem wird eine völlig gleiche Behandlung zwischen Arbeitern Inzwischen ist ein Antrag des Abg. Dr. Sattler( natl.) ein­und Arbeitgebern durch den Antrag nicht erreicht, es müßte sonst gegangen, statt größere Berücksichtigung" zu sagen möglichste Be­für beide Teile Gefängnisstrafe vorgesehen werden; andernfalls wird rücksichtigung". Geheimrat Conrad: Herr v. Richthofen hat den Wunsch aus- der Arbeiter immer mit Gefängnis, der Arbeitgeber immer mit Abg. Dasbach( C.): Im Interesse des westlichen Teils des gesprochen, die Reichsregierung möchte doch endlich mit fräftigen Geldstrafe belegt werden. Der Antrag würde nur die Agitations- Landes, der Rheinprovinz , bitte ich Sie, den Antrag der Kommission Maßregeln vorgehen, um der Leutenot zu begegnen. Soweit es fraft der Socialdemokratie unter den ländlichen Arbeitern anzunehmen. Dort sind die Verhältnisse wesentlich anders als im Osten. den zur Verhandlung stehenden Punkt betrifft, ist diesem Wunsche ja vermehren und dazu beitragen, daß die ländlichen Arbeiter Deshalb treffen die Befürchtungen des Vorredners, wenigstens für unsere schon entsprochen durch den Gefeßentwurf, betreffend die Konzessions - das Land in noch größerem Umfange verlassen. Wenn Gegend, nicht zu. Eine Ausbeutung der Kinder wird da nicht eintreten; pflicht der Gesindemakler, der im Reichstag eingebracht worden ist. die Verleitung zum Kontraftbruch bestraft wird und und die hier arbeiten die Kinder in den landwirtschaftlichen Betrieben der Eltern. Wenn dann der Abg. Hirsch einen Appell an die landwirtschaft- Arbeitsvermittler unter strengere Zucht genommen werden, so Etwas geändert kann der Schulbetrieb sehr wohl werden. Vielfach lichen Vereine richtet, doch den Arbeitsnachweis einzu wird sich doch dadurch die Zahl der Kontraktbrüche auf dem Lande werden an die Kinder auf dem Lande zu große Anforderungen richten, so ist dies auch schon fast überall geschehen. schon vermindern, und man follte erst einmal versuchen, damit ausgestellt. Ein großer Teil des Unterrichtsstoffes fönnte ohne Schaden Das Ministerium hat die Landwirtschaftskammern aufgefordert, solche zukommen. Aus diesen Gründen werde ich gegen den Antrag für die Kinder aus den Landschulen ausgeschieden werden. 60 Seiten Einrichtungen zu treffen, und diese sind meistens der Aufforderung v. Richthofen stimmen und ein großer Teil meiner politischen Freunde über Raumlehre fand ich in einem Rechenbuche. Wozu? Dem nachgekommen. Es lassen sich aber von einer Centralstelle allein oder alle werden sich mir anschließen. Dagegen habe ich nichts gegen praktischen Bedürfnis muß die Schule genügen, nicht irgend welchen nicht alle Vermittelungen für das flache Land erledigen; es bedarf den Antrag Szmula einzuwenden. überspannten Anforderungen forscher Schul­dazu auch unterer und lokaler Organe. Es ist Pflicht, dafür zu Abg. Frhr. v. Richthofen- Mertschütz( fons.): Ich will nicht das Inspettoren. Hier in Berlin sezen die Kinder bis 3 Uhr nachts forgen, daß die Stellenvermittler zuverlässige Leute sind. Das soll Gesetz von 1854 wesentlich ändern. Ich will mich gerade im Rahmen Regel auf, müffen Zeitungen austragen und Streichhölzer verkaufen. die Konzessionspflicht ermöglichen. dieses Gesetzes halten. Der Gerechtigkeit halber möchte ich in diesem Das schädigt die Gesundheit der Kinder; es schädigt sie aber nicht, Abg. Dr. Sattler( natl.): Da in weiten Kreisen meiner politischen Absatz Arbeitnehmern wie gebern dieselben Pflichten auferlegen und wenn die Kinder ihren Eltern Kartoffeln segen oder Rüben ziehen Freunde anerkannt wird, daß auf diesem Gebiete Mißstände bestehen, nur den gegenwärtigen Zustand, der sowohl polizeiliche wie richterliche Helfen. Nehmen Sie den Antrag an, der die Möglichkeit giebt, den will ich der Annahme der Resolution nicht widersprechen, obwohl Bestrafung zuläßt, vereinheitlichen. Wenn ich Herrn Dr. Hirsch gefragt lokalen Bedürfnissen Rechnung zu tragen.( Beifall.) ich der Meinung bin, daß man auf anderem Wege vielleicht besser habe, an welche großen verwandten Parteien" er gedacht hat, fo Abg. Ernst( frs. Vg.): Die Ziele der Volksschule werden schon zum Ziele gelangen wird als auf dem vorgeschlagenen. habe ich an Familienverwandtschaft selbstverständlich nicht gedacht. bei den gegenwärtigen Unterrichtsverhältnissen nicht erreicht. Tie Damit schließt die Erörterung. ( Heiterkeit.) Halbtagsschulen waren als Notbehelf geschaffen und haben sich nach

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