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PRAGER ZEITUNG

Raubüberfall in der Smečkagaffe

..Sozialdemokrat"

Kunst und Wissen

In ihrer Wohnung in Prag II., Smečka­Zweites Konzert der Bruckner- Gemeinde. Die gaffe Nr. 16, wurde gestern früh die 59jährige junge Prager Bruckner- Gemeinde setzt sich mit be­Anna Boha do v á von dem stellenlosen Privat- achtenswertem Fleiß für die Lösung der selbst gestell­beamten Josef Cihlář aus Prag XII. über- ten Aufgaben ein. Evit kürzlich hat sie ein Org e I= fallen und durch Messerstiche in den Hals verlegt. tonzert veranstaltet, weil die Pflege der Orgel­Auf die Hilferufe der Verwundeten ergriff der musik eine besondere Richtung ihres Arbeitsprogram­Attentäter die Flucht, wurde aber auf der Straße mes darstellt. Vorgestern diente sie mit einem Vo= von Passanten augehalten und der Polizei über- al- Konzert Bruckner selbst und seinem geben. Bei der Einvernahme gab er an, die Tat tonkünstlerischen Schaffen. Es gelangten nämlich vor­wiegend Kompofitionen des großen oberösterreichischen aus Not verübt zu haben, in der Hoffnung, bei Meisters zur Aufführung: Ein vierstimmiger Chor der Bohadová Geld zu finden. Die Ueberfallene mit Begleitung von drei Posaunen und Orgel Ecce wurde ins Spital überführt, wo sich herausstellte, facerdos", ein Tantum ergo für vierstimmigen daß ihre Verletzungen nicht lebensgefährlich sind. A- capella- Chor, vier Motetten, für vierstimmigen A- capella- Chor, zwei Marien- Lieder( eines für Alt und Orgelbegleitung und eines für siebenstimmigen A- capella- Chor) und als Besonderheit des Program­mes das einzige Orgelwerk Bruckners, das Vorspiel und die Fuge in C- Moll. Zur Ergänzung und ent­sprechenden Ausgestaltung der interessanten Vor­tragsordnung, dienten zwei schöne Choralvorspiele

Gerichtssaal

Am Tage der Anerkennung Sowjetrußlands

Schmährufe eines Betrunkenen.

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Sport Spiel Körperpflege

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Tischtennis- Wettkämpfe in Auffig

Freitag, 16. November 1934. Nr. 269

Bezirksverein ,, Arbeiterfürsorge", Brag

Der Prager Bezirksverein Arbeiter­Am Samstag, den 10. November, veranstaltete fürsorge" erläßt gemeinsam mit den übri die Tennis- Sektion des Atus Auffig eine Werbe­gen Prager sozialistischen Organisationen veranstaltung für Tischtennis. Es wurde der Rück­einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: wettkampf Atus Lerchenfeld gegen Atus Das Schicksal der Arbeitslosigkeit macht vor ussig ausgetragen, und zwar sieben Einzel- und feinem Hause Halt. Wenn es bisher an deiner Tür zwei Doppelspiele. Der Wettkampf endete mit dem vorbeigegangen ist, so sei glücklich, daß du zu denen Resultat von 7: 2 für Atus Auſsig.

Die Ergebnisse: Einzel: Aron gegen gehörst, die geben können und nicht bitten und Stibor 2: 1( 21:19, 13:21, 21:13); Hoche gegen nehmen müssen. Vergiß nicht derer, die dir die Ritschel 2: 0( 21: 6, 21:11); Gregor gegen Heger Hände entgegenstrecken und deine Hilfe erwarten. 2: 0( 21:11, 21:10); Aron H. gegen Bartel 2: 0 Hilf den verzweifelten Vätern und Müttern, hilf ( 22:20, 21:16); Gampe gegen Weishaupt 2: 0 den armen schuldlosen Kindern, hilf der arbeits­( 21:15, 21:19); Stibor gegen Helmich 0: 2( 6:21, loſen Jugend, der man den Segen der Arbeit ge= 11:21); Hoche M. gegen Gebert 2: 1( 10:21, 23:21, nommen hat, die, kaum der Lehre entwachsen, 21:19). Doppel: Aron- Hoche gegen Sti­bor- Weishaupt 2: 0( 21:19, 21.10); Hoche M.- feiern und hungern muß. Beweise die Kraft der Gampe gegen Bartel- Gebert 2: 1( 10:21, 15:21). Hilfsbereitschaft und die Solidarität der arbei­Während und nach dem Wettkampfe zeigte Ge- tenden Menschen, sie ist das Licht, das die Gegen­rosse Charwat, Atus Prag, Tischtennis- wart erhellt und die Zukunft in einen Hoffnungs­Exhibition im wahrsten Sinne des Wortes und schimmer taucht. bewies, daß unsere Prager Gruppe in dieser Sport- Wir können nur auf einem feinen Teilgebiet art tonangebend ist. Sieben der stärksten Aufiger die Not der Krisenopfer lindern helfen. Wir haben Spieler stellten sich ihm zum Wettkampfe und alle das Steinschönauer Gebiet, wo 48 Prozent der Einwohnerschaft arbeitslos sind, gewählt. In Steinschönau sind von 100 erwerbs fähigen Menschen 71 arbeitslos. In diesen Zif fern malt sich die ganze Not der Glasarbeiter in der Krise. In diesen Ziffern spiegelt sich das Schicksal der unterernährten Kinder, die kraftlos den Schülerepidemien zum Opfer fallen, das Schicksal der vielen unglücklichen Kleinen, die nicht mehr die geistige Kraft haben, dem Unterricht zu folgen, weil ihnen der Hunger fast das Bewußt sein raubt. Seid ihres Schicksales eingedenk und helfet und gebet uns für sie.

Erwartet Sonntag die Sammler der ,, Arbeiterfürsorge!

Brag. Es ist noch in guter Erinnerung, welche Kapriolen die fascistische und halbfascistische Presse vollführte, als im August d. J. die de jure- Aner­fennung der Sowjetunion durch die Regierung unse­rer Republik erfolgte. Das hohle nationalistische Pa­thos dieser Hezartikel fonnte freilich nur in wenigen bon Joh. Sebastian Bach . Die künstlerischen Mittler Gehirnen zündend wirken, vor allem freilich in sol- des abermals durch starke Anteilnahme des Publi­chen, denen vorher reichlich alkoholischer Brennstoff fums ausgezeichneten Konzerts waren der neuge­zugeführt worden war. gründete Chor der Bruckner Gemeinde unter der liebevollen und sorgfältigen Leitung Her­berti e bi ch 3, ein Vokalförper, der weniger durch seine flangliche Fülle auffällt als durch seine gute Disziplin und seine stilistische Geschultheit, der aus gezeichnete Orgelmeister der Prager Deutschen Mu­fikakademie Prof. Josef Langer und die Altistin und Gesangsmeisterin derselben Musikhochschule Frau Prof. Brömse- Schünemann. E. J.

mußten sich in zwei glatten Säßen geschlagen be­fennen.

E. A.

Borländerkampf Norwegen- Rußland. In Oslo fand ein Länderkampf im Boren zwischen dem Ar­beitersportbund und einer russischen Ländermann schaft statt. Nachdem allgemein bekannt war, daß die Ruſſen ihre stärkste Vertretung entfandt hatten, war man auf den Ausgang dieses Kampfes sehr ge= spannt. Die norwegische Mannschaft war aber der Situation gewachsen und der Kampf endete unent­schieden 4: 4. 4000 Zuschauer waren anwesend.

Wir fammeln für Steinschönau und die nm­liegenden Orte: Geld Kleider Wäsche­Lebensmittel.

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Dies war denn auch der Fall beim 33jährigen Buchbinder Josef hádal, in Mosta u gebürtig als Sohn eines mährischen Auswanderers, aber tschechoslowakischer Staatsbürger und zuständig nach Vsetin in Mähren . Der junge Mann vollführte am 13. August, am Tage nach der offiziellen Aner­fennung Sovjetrußlands, auf dem Wilson bahnhof einen beträchtlichen Erzeß. Beim Ein­steigen in seinem Zug begann er zu brüllen: Schande über unsere Regierung, die Sowjetrußland anerkannt hat, welches fleine Kinder umbringen läßt!" Dieses geistreiche Schlagwort hat der Er­Werbekonzert des Theaterorchesters. Deutsches zedent vermutlich aus den faſciſtiſchen Preſſeerzeug- Haus, Mittwoch, 21, November, 8 Uhr.( Dirigent: nissen übernommen, die sich in jener Zeit an hystert Széll) Johann, Josef, Richard Strauß - Abend. Soli- wichtige Sigung statt, zu der das Erscheinen aller trauenspersonen der Organisationen für den Be 10., 12., Vorverkauf täglich an der Theater­sten: Boot, Konezni. Nur drei Preise: 7 fasse und im Deutschen Haus.

scher Demagogie überboten. Gleichwohl werden die Nationalisten an diesem Märtyrer seiner Ueberzeu­gung" faum Freude haben, denn der Schreier war schwer betrunken. Am Donnerstag war er angeklagt wegen Störung des öffentlichen Friedens und Schmähung der Republik nach Paragraph 14 des Schutzgesetzes. Vor dem Straffenat P er ni er­flärte er, er habe sich aus Groll und Enttäuschung über die Anerkennung Sowjetrußlands mit Rum einen ordentlichen Affen angetrunken und in be­rauschtem Zustand den Krawall verursacht.

Die Motive. seiner Entrüstung sind übrigens durchaus materieller Natur. Sein Vater hatte in Moskau ein Geschäft, um welches er bei dem bol­schewistischen Umsturz tam, wobei er als Legionär auch sein ganzes Vermögen verlor. Der Angeklagte habe gehofft, daß bei der Anerkennung des Sowjet­staates auch eine Entschädigung für solche Geschädigte ausbedungen werde. Als diese Erwartung nicht er­füllt wurde, betrant er sich gründlich und die Folge war der erwähnte Erzeß.

Der Gerichtshof erkannte den Angeklagten mur der le bertretung schuldig und verurteilte ihn zu drei Tagen strengen Arrestes und 300 Geldstrafe unbedingt.

Auf Arbeitsuche in Brasilien

Hans Hirth.

rb.

Als in mir der Gedanke auffam, nach Bra­ silien auszuwandern, wußte ich von dem Land nur soviel, daß dort vorzügliche Zigarren und ebenso guter Kaffee zu haben sind. Als Mensch von inellem Entschluß, jaß ich einige Tage später am Bord eines Schnelldampfers und blätterte in cinem Sprachführer herum, in der holden Hoff nung, einige Worte portugiesisch zu erlernen. Ich glaubte auch, nach drei bis vier Tagen imstande zu sein, nach einer Straße fragen zu können, die notivendigen Kleinigkeiten zu besorgen, etc. Erst als ich in Rio de Janeiro meine Sprachkenntnisse gebrauchen wollte, merkte ich, daß man nicht eine einzige Silbe von dem verstanden, was ich sagte. Ich ging am ziveiten Tag in ein Geschäft hinein, um mir ein Stück Seife zu kaufen. Meine Ver­fuche, mich mit dem Verkäufer zu verständigen, blieben ergebnislos. Durch unsere lebhafte Unter­haltung wurde ein Herr auf mich aufmerksam, der dann auf uns zukam und mit ein wenig atzentier­tem Deutsch fragte, was ich eigentlich wünsche. Er war der Chef des Hauses. Ich bekam mein Stück Seife, auch eine Rajierklinge und Zahnpasta fonnte ich ohne weitere Schwierigkeiten ein­kaufen und während der Herr mich zur Kassa be­gleitete, erkundigte er sich, wie lange ich in Rio zu bleiben beabsichtige. Ich antwortete ihm, daß ich ein Auswanderer sei und mich in Rio nieder­lassen wolle. Er schaute mich vom Kopf bis Fuß an, nahm das Patet aus meiner Hand, mich beim Arm und geleitete mich durch das riesige Ge­schäftslofal in sein Kontor. Dort bot er mir Plaz an und fragte mich, woher ich komme, wer und was ich sei. Tann stand er auf, tam auf mich zu, legte jeine Hand auf meine Schulter und sagte:

Arbeitervorstellung Zwei Witwen ", komische Oper von Smetana , am Sonntag, den 18. November, um halb 3 Uhr nachmittag im Neuen Deutschen Theater. Karten täglich von 8-4, 2-6 bei Optiker Deutsch , Graben, Koruna.

Für ein karpathorussisches Nationaltheater. Mitt­och wurde im Saale der Uzbor oder Gewerbe­schule in feierlicher Weise der sechsmonatige Vor ten für das karpathorussische Nationaltheater eröff bereitungskurs zur Ausbildung von Kräf­net, zu dem sich rund 40 Teilnehmer beiderlei Geschlechtes gemeldet haben. Der feierlichen Eröff= mung wohnten u. a. der Landespräsident Rozsypal bei.

Die Theaterkrachs im Dritten Reich . Die Krise der Theater in Deutschland dauert an. Jetzt ist wieder ein Theater, das lange hindurch das feine Lustspiel gepflegt hatte, das Theater in der Stre iemannstraße, gezwungen gewesen, nach der 12. Aufführung von Romeo und Julia " zu schließen.

Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Freitag 7: Giuditta , D 1.- Samstag: Na chi vor dem Ultimo, C 2.

Aus der Partei

Sektion der sozialdemokratischen Bankbeamten. Dienstag, den 20. November 1934 um halb 19 Uhr im Parteiheim Prag II, Národni. 4, findet eine Mitglieder erbeten wird.

Am 18. und 25. November vormittags kommen unsere Helfer und holen getragene Klei der und Wäsche und was sonst eventuell vorbes reitet wurde( Schuhe, Lebensmittelspenden usw.) aus der Wohnung ab. Auch Geldspenden werden angenommen. Wir bitten um Zuwendung von Geldspenden, die von den Obmännern und Ver­

werden, sowie auf das Postspartassekonto der Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker. Unser ehemaliges Ausschußmitglied, Genosse Kurt Arbeiterfürsorge Nr. 95839 eingezahlt werden fönnen. Swoboda, wird Samstag, den 17. d. M., Uhr an der deutschen Universität in Prag zum Doktor der Rechte promovieren.

um 12

Deutsche sozialdemokratische

Franenorganisation Prag Freitag, den 16. November um 8 Uhr abends im Monopol"

Frauen- und Mädchenabend Genosse Ernst Paul wird über das Thema ,, Querschnitt durch das Leben des judeten­deutschen Arbeiters"

Spielplan der Kleinen Bühne. Freitag 8: sprechen. Fremdenverkehr. Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf. Samstag 8: Hoch klingt das Lied vom braven Mann.

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Das Bezirksfrauenkomitee.

Ich wurde an einen Hotelier empfohlen, der mich wieder in eine Familienpension schickte, wo man einen Hausdiener brauchte. Der Einzug in meine fünftige Arbeitsstätte vollzog sich höchst ein­fach: Die Besizerin der Pension fragte mich, ob ich arbeiten wolle. Ich bejahte eifrig und in den näch­sten fünf Minuten stand ich schon mit aufgerollten Hemdärmeln in der Küche und wusch das Früh­stücksgeschirr.

OURIST

DIE RA

Vereinsnachrichten

REIN

Ortsgruppe Prag. Sonntag, dest 18. November, um halb 9 Uhr bei der Endstation der 5er- Elektrischen in Hlupočepy. Wanderung ins Zigeu nerial. Führer: Plot. Auskünfte und Anmeldungen jeden Freitag von 6 bis halb 8 Uhr in der Geschäftsstelle in Brag II, Nás rodni. 4, 2. Stock.

Urania- Kino, Klimentská 4.

Fernsprecher 61623.

Ein Mädel wirbelt durch die Welt

mit Magda Schneider , Harald Paulsen und Jakob Tiedtke.

entlassen. So geschah es auch mir und nun stand ich wieder ohne Arbeit da.

der damals zwanzig Jahre zählte, nach Brasilien halten will, kann doch leichter Beschäftigung dann seinen Pflichten nicht nach, wird er fristlos ausgewandert. Wir kamen mit etwa fünf Milreis finden. an und am zweiten Tag verkauften wir Zeitungen im Hafen. Ich will Ihnen nicht sagen, daß Sie das gleiche tun sollen, aber folgen Sie meinem Rat, tragen Sie tein Taschentuch in Ihrer Zigarren tasche, die gelben Handschuhe legen Sie in Ihren Koffer zurück, hier ist es warm, hier braucht man die Hände nicht gegen die Kälte zu schüßen, den Photoapparat lassen Sie zu Hause und gehen Sie Arbeit suchen. Aber Sie sollen Arbeit suchen und keine Stellung. Ich habe diesen Rat schon an manche eingewanderten Intellektuellen gegeben. Befolgt hat ihn noch kaum einer."

Dann nahm er seinen Hut und hieß mich, ihm folgen. Er ging mit mir aus seinem Ge­schäft und führte mich zu einem kleinen Laden, ging mit mir hinein, verlangte Seife, Rasiertlinge und Zahnpasta. Ich schaute ihn verwundert an:

Mein Geschäft ist zu teuer für einen Ein­wanderer, hier faufen Sie um vieles billiger ein."

In dieser Pension hatte ich ein ziemlich ab­wechslungsreiches Tagesprogramm. Ab 7 Uhr in der Früh bis 9 Uhr mußte ich das Frühstück den Gästen im Speisezimmer servieren, nachher das Geschirr waschen, die Zimmer in Gesellschaft einer Negerin aufräumen, um gegen halb 12 mich wie­der in einen Kellner zu verwandeln und das zweite Frühstück zu servieren. Nachdem ich wieder beim Geschirrwaschen geholfen hatte, durfte ich die Be­sorgungen für die Gäste erledigen und am Abend wieder den Kellner spielen. Für meine Arbeit wurde ich verhältnismäßig gut bezahlt: ich hatte ein kleines Zimmer, ausgiebiges Essen und 40 Milreis Lohn in der Woche.

Ich hörte schon früher, daß man in der größ ten Bierbrauerei Rios, in der Antarctica ", als Arbeiter besonders leicht ankommen könne. Diese Information stimmte zwar nicht ganz, aber etwas Wahres war doch daran. Die Hilfsarbeiter wer den nicht nach Namen, sondern nach Nummern registriert. In der Früh um 6 Uhr stehen die Leute in langen Reihen vor dem Eingangstor und beim Einlaß geben sie ihre Nummern ab. An einem jeden Donnerstag ist Lohnauszahlung, was zur Folge hat, daß Freitag früh eine beträchtliche Anzahl von Arbeitern nicht wiederkommt. Stellt man sich also hinter diejenigen, die bereits Num mern haben und den Kontrollbeamten passierten, wird man ohne weiteren Formalitäten aufgenom men, das heißt, man bekommt eine Nummer und nun tann die Arbeit beginnen. Unter allen physi schen Arbeiten, die ich in Brasilien verrichtete, ist Ich befolgte den guten Rat des Herrn K. und die bei der Antarctica " die schwerste und am legte zu Hause meine gelben Handschuhe, meinen schlechtesten bezahlte gewesen. Zehn Stunden lang Photoapparat und das Taschentuch aus meiner Bierflaschen waschen, ständig im Wasser stehen und Zigarrentasche ab und ging und suchte eine in fließendem falten Wasser die Etiketten abs Stellung. Wenn man bedenkt, daß ich außer der Fast zivei Monate arbeitete ich in der Pen- fraßen, die hineingestopften Korte aus den Flas ungarischen, die meine Muttersprache ist, die fion, als ich erfuhr, daß in einer fleinen Strick- fchen herausziehen, das alles für einen Stunden deutsche so mehr oder weniger perfekt beherrschte, warenfabrik ein Arbeiter gesucht werde, dem die lohn von 800 Reis( damals ungefähr 3 Kronen)! braucht man nicht viel Kombinationsgabe, um Aufsicht über die Maschinen, Warenausgabe etc. Es ist nur selbstverständlich, daß ich eine auszurechnen, welchen Erfolg meine Suche hatte: untersteht. Ich sprach bei dem Fabrikanten vor, der andere, weniger schwere und besser bezahlte Arbeit nach kurzer Zeit besaß ich kein Geld mehr. Der mich fragte, ob ich mich bei den Maschinen aus zu bekommen trachtete. Ich ließ meinen Namen Reihe nach wanderten die Requisiten eines euro- tenne. Ich sagte, daß dies der Fall sei, worauf bei einem Arbeitsvermittler einschreiben und nach päischen Intellektuellen zum Trödler und in die er mich mit einem Tageslohn von 16 Milreis auf wenigen Tagen erhielt ich von ihm einige Adressen, Pfandleihanstalt: Photoapparat, Zigarrenetui, nahm. Es dürfte meinem Arbeitgeber nicht lange ivo Copeiros( Hausdiener) gesucht wurden. Ich Ring und Taschenuhr, goldene Knöpfe, dann der verborgen geblieben sein, daß ich kein hervorragen- sprach zu dieser Zeit schon ziemlich gut portugies Smoking wozu auch so etwas für einen Ein- der Fachmann bin, weil er mir nach acht Tagen sisch, so daß ich bei einem Arzt als Copeiro ein wanderer und in rascher Folge alle Anzüge meinen Lohn auszahlte und bemerkte, ich solle treten konnte. Ueber drei Monate arbeitete ich bei bis auf den letzten, den ich anhatte. Dann suchte verläufig nicht zur Arbeit kommen; wenn er mich dem Arzt, der mir dann zu meiner ersten Stellung ich Arbeit und ich fand welche. wieder brauche, lasse er mich rufen. Hier muß ich verhalf. Ich wurde bei einer der größten Tages­Wenn auch in Brasilien die Arbeitslosigkeit bemerken, daß in Brasilien von niemandem ein zeitungen als Photoreporter angestellt. immer mehr wächst, so ist es doch verhältnismäßig Befähigungsnachweis oder Zeugnis verlangt wird. Fast ein ganzes Jahr habe ich gebraucht, bis leichter, Arbeit zu finden als bei uns in Europa . Behauptet jemand, daß er imstande sei, eine Arbeit ich so weit war, als Auswanderer in Brasilien Vor allem, wer sich von seiner Hände Arbeit er zu verrichten, wird er aufgenommen. Kommt er eine Stellung und nicht nur Arbeit zu bekommen! Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Poft monatlich 16. vierteljährig 48.-, halbjährig 96.-, ganzjährig 192.-. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Breisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Telegraphendirektion mit Erlaß. Nr. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt. Druderei: Orbis" Drude, Verlags- und Beitungs- A.- G., Prag .

Mein lieber Freund, ich bin vor 40 Jahren als achtzehnjähriger Bursche mit meinem Bruder,

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