Seite 2 Sonntag, 18. November 1934 Nr. 271 immer Wetter. Dabei werde« ihm Konzessionen gemacht, durch die seine militärische Macht, seine BündntSfähigkeit und seine Weltgeltung so gestärkt wird, daß er umso sicherer in dem ihm günstig er» scheinenden Zeitpunkt den Krieg vom Zaune bre­chen wird. Auch Frankreich   und seine Verbündeten stehen den Borständigungsbemühungen Hitler- Deutschland» nicht mehr so ablehnend gegenüber. Kommt diese Verständigung in irgend einer Form zustande, so wird durch das Entgegenkommen an Hitler-Deutschland der Krieg nicht verhindert, sondern sein Ausbruch nur verschoben und augen­scheinlich auf einen für Hitler   günstigeren Zeit­punkt. Jedenfalls zeigt die Entwicklung» daß die sogenannte Isolierung Deutschlands   nicht besteht und von den Böllerbundstaaten auch nicht an- gestrebt wird. Ferner erweist sich immer deut­licher, daß die bürgerlichen Regierungen der euro­ päischen   Staaten prinzipiell die grauenhafte Hit­ler-Diktatur nicht ablehnen, daß sie das System in Deutschland   anerkennen und mit ihm zu paktieren bereit sind, wenn fie damit ihren nationalen Jn- tereffen zu dienen glauben. Im Interesse der Ver­hinderung des weiteren faseistischen Vormärsche» ist aber eine tatsächliche Isolierung Hitler-Deutsch­lands unbedingt nötig. Eine vollständige Isolie­rung, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiete würde die deutsche   Aufrüstung hindern und die wirtschaftliche Krise im Lande und dadurch die Er« folgSauSsichten des antifascistischen Kampfes in Deutschland   so steigern, daß das die Welt mit Krieg bedrohende Hitler  -System wahrscheinlich ge­stürzt würde, bevor es den Weltkriegsbrand aus­gelöst hat. Da die bürgerlichen Regierungen der europäischen Staate« nicht planmäßig und ener­gisch auf diese wirtschaftliche Isolierung Hitler- Deutschlands hinwirken, ist es die Aufgabe der Arbeiterbewegung in allen Ländern, mit aller Energie und aller Leidenschaft in dieser Richtung zu wjxken und ihr Land zu der Politik zu veran­lassen, durch die allein der Friede der Welt ge- sichert werden kann. das Preisniveau durch geeignete Regelung der Ein- und Ausfuhr einzutvirken. Die Regelung des Pieh- auftriebes in die Konsumentenzeatrim. vor allem in Prag  . Pilsen  , Brünn  . Mähr.-Ostrau, einer nord­böhmischen Stadt, Kaschau  , Preßburg   und Ujhorod ist der Ausgangspunkt der ganzen Regelung des Vieh­marktes. Der Minister teilte schließlich mit, daß sein Res­sort an einem Entwurf über die Landwirt­schaftskammern arbeite, da die Landeskultur­räte kaum in Zukunft ihre Aufgaben erfüllen könn­ten. Das Landwirtschaftsministerium wird auch be­antragen. daß das gesamte landwirtschaftliche Schul­wesen in angemessener Weise verstaatlicht werde. In der vorausgegangenen Agrardebatte sprach von unserer Seite Genosse Dchweichhart ausführlich vor allem über das Problem der Planwirtschaft, über das Getreidemonopvl und das Viehsyndikat und ging dann auch auf verschiedene politische Aeußerunzen ein, die von deutscher  agrarischer Seite in den letzten Debatten gefallen sind. Wir werden die Rede im Auszug in der nächsten Folge unseres Blattes nachtragen. für die Aufhebung der PersonalsparmaBnahmen Am Freitag, den 16. November, tagte in Prag   das Kartell der Verbände der staatlichen und öffentlichen Angestellten im Deutschen   Gewerk- schaftsbund(Reichenberg  ) im Beisein von Ver­tretern der Zentralgewerkschaftskommission. Die Mitglieder der Zwölferkommission berichteten über die bekannten Verhandlungen mit der Regierung wegen der Aufhebung der Personalsparmaßnah­men. In der Aussprache wurde zunächst die Tä­tigkeit der Zwölferkommission anerkannt und auS- gesprochen, daß diese Körperschaft der Verhand­lungspartner der Gewerkschaften mit der Regie­rung ist und daher aufrecht erhaltm bleiben muß. In der Besprechung der weiteren Aktion für die Aufhebung der Gehaltskürzungen wurde ins­besondere auf die Härte verwiesen, welche der Wegfall des vorherigen Existenzminimums für die Angehörigen der niederen Gehaltsgruppen gebracht hat. E» wurde beschlossen, die Aktion in der Rich­tung der Aufhebung der Sparmaßnahmen insbe­sondere der Verordnung L2 282/88 wetterzufüh­ren. DieDeutsche Landpost" hält es für zweck­mäßig, sich überdie berühmte Spürnase" der sozialdemokratischen Presse lustig zu machen. Die .Landpost" habe die Hacker-Rede richtig wieder- gegehen, aber, in der Setzerei sei ein Fehler passiert. Wir hätten also zu Unrecht behauptet, daß dieDeutsche Landpost" lediglich die Aeuße- rung Hackers über seine persönliche Haltung zur Henleinfront habe passieren lassen. Dazu ist festzustellen, daß es bei uns nicht einerSpür­nase", sondern lediglich der Schere bedurfte, um den Widerspruch zwischen Hackerrode und Landpostbericht herauszufinden: wir beschränk­ten uns nämlich darauf, di« Richtigstellung der Brüxer Zeitung" wiederzugeben. Wenn dieDeutsche Landpost" durch schlechte Witz« über uns von dem Faktum ablenken will, daß ihr von einem hackerfreundlichen Blatte eineRetuschie­ rung  " vorgeworfen wurde, so ist das ihre Sache. Wie nehmen aber gerne zur Kenntnis, daß sich dieDeutsche Landpost" nunmehr in vollem Um­fange zu den Aeußerungen Hackers bekennt, so daß also, was Hacker u n d sie betrifft, völlige Klarheit herrscht. Die politische Woche Da in der internationalen Politik einige Be­ruhigung eickgetreten ist und die großen Entschei­dungen erst nach dem Zusammentritt des außer­ordentlichen Völkerbundrates gegen Ende der kom­menden Woche zu erwarten sind, konzentrierte sich in der abgelaufenen Woche das ganze Interesse auf die innerpolitische Situation. Hiezu gaben die parlamentarischen Verhandlungen reichlich Gele­genheit^ Es gibt kein wichtigeres Problem politi­scher, wirtschaftlicher oder sozialer Art, da» nicht im Zuge der großen parlamentarischen Aussprache im Plenum aufgerollt worden und dann nicht auch während der Ausschußberatungen über das Bud­get zur Sprache gekommen wäre. Gleichzeittg arbeitete die Regierung an den aktuellen Fragen, die in der Regierungserklärung erwähnt sind. Zwei große Fragen stehen hier voran. Die eine betrifft die durch die internatio­nalen Ereignisse ausgelöste Verlängerung der militärischen Dien st pflicht und alle jene Fragen, die damit im Zusammen­hang stehen, die andere die Sanierung der Selbstverwaltungskörper, die von allen Seiten als wahres Schicksalsproblem nicht nur für die Selbstverwaltung» sondern für die ge­samte Bevölkerung bezeichnet wird. Die Fragen- auf deren richttge Lösung es hier ankommt, sind vor allem die finanzielle Bedeckung und die Fun­dierung der Sanierung, für welche naturgemäß neue Mittel aufgebracht werden müssen. Die Auseinandersetzungen darüber bewegen sich in der Richtung, ob Überhaupt, bzw. welche neue Quelle« für diesen Zweck erschlossen werde» können. Daß daneben auch die ganze Konstruktiv» der Sanierungsvorlage, soweit es sich um di« Autonomie der Selbstverwaltung handelt auch ihre politische Sette und damit ihre beson­deren Schwierigkeiten hat, muß Wohl nicht erst be­sonders hervorgehoben werden. Soviel ist sicher, daß der Wille besteht, eine alle Teile wenigsten» zur Rot befriedigende Lösung zu finden. Aber es dürfte damit noch gute Weile haben. Ueberein- stimmend besteht aber der Wille, gerade in diesem Punkte die Lösung nicht allzuwett hinauszu­schieben. Von Wichtigkeit ist auch da» Schicksal einer ganzen Reihe terminierter Gesetze, die mit Ende d. I. ablaufen und für den Fäll, als ihre Verlängerung beschlossen werden sollte, sehr rasch geklärt und legislativ vorbereitet werde» müßten. Die Fragen sind zumeist polittscher Na­tur, wie das Partetengesetz, zum Teils wirtschaftlicher Natur, so der Exekutions­aufschub für Landwirte und Arbeitslose, das Moratorium für die vom Unwetter betrof­fenen Gebiete usw. Es stehen aber auch sozialpoli­tische Fragen zur Verhandlung, wie die sich Jahr für Jahr wiederholende Frage der Valori­sierung der Unfallsrenten und die Steuerabzüge der Privatangestellten. Daneben gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer ter­minierter Gesetze, über die schon in kürzester Zeit eine Entscheidung gettoffen werden muß. Im großen und ganzen herrscht jetzt in der Politik rege« Leben, wozu die wachsende Wahl» animiertheit und Aggressivität der diversenna« tivnalen Fronten" sehr viel beiträgt. Wie die Dinge liegen, wird es nach dieser Richtung hi» wohl viele enttäuschte Hoffnungen geben. Den» wer in unserem Lande sich umsteht und sehen will, der wird sich sehr bald überzeugen können, daß die Demokratie unseres Lande« in der Tradition und in den Menschen viel zu stark verankert ist, als daß dem reaktionären Ansturm ein Erfolg beschie- den sein könnte I Agrarische Planwirtschaft notwendig Exposee Hodias Im BudgetausschuB Prag  . Landwirtschaftsminister Dr. H od za erstattete Samstag im Budgetausschuß ein Ex­posee. in dem er einleitend in einer Polemik gegen Dr. Rosche erklärte, die ununterbrochene Teil­nahme der Agrarpartei an der Regierung führe die Partei nicht in Extreme, sondern zu christ­licher Geduld(!) und zu Kompromiß­bereitschaft. Getreu dem Vermächtnis S v e h l a s bleibe die Partei in dieser und in den künftigen Regierungen. Auch in der Außenhandelspolitik sei die Partei zu einem konstruktiven Pro­gramm gelangt, hemm« also keineswegs die Han» delsbezieHungen mit dem Ausland. Der Minister erklärte u. Der Agrarpolitik ist es«Äungen, die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte au» den Agrarländern zu un» nach einem Grundsatz zu regeln, der sich be­währt hat. Er beruht nicht auf bloßen Kontingen­ten und Kompensationen, sondern auf P e r z e n- tualquoten. Wir gewähren jedem Agrarland, da» in Betracht kommt, einen gewissen Prozentsatz. Selbstverständlich wird die überwiegende Mehrheit, fast, 106 Prozent, der Agrarimporte au» dem Ge­biete Mitteleuropa  » bezogen. Rur   soweit e» unsere handelspolitischen Interessen und KompensationS- rückflchten erfordern, überlassen lvtr eine bestimmte Quote den Ueberseestaaten. Da» Gotroitzeuwnopol bezeichne« der Minister vom Standpunkt des Jnlandmarktes,«der auch der AuhenhtmdelspelUÄ als ein« r, ß,» P tn«. « sei daher rin unerklärliches Rätsel, daß sich gerade di« Industrie s, hartntckig»ege» das Monatzel stelle« kennte. Infolge de» Monopols habe man bereit» gleich nach der Ernt« 8000 Waggon» Weizen in Iugo« stawien kaufen und weitere«000 durch iöption sichern können, obwohl diese Mengen zunächst nicht auf den Markt kommen. Da» wirkt sich, ohne unsere landwirtschaftlichen Schichten zu beunruhigen, zum Vorteil unserer Industrie au», denn diese kann im Rahmen de» Aeguivalent» nach Jugo­slawien ihre Produkte ausführen. Auch zur Ein­fuhr einer bestimmten Getreidemenge au» Ungarn  erklärt sich der Minister bereit, nur müßte Lequi» välent auch Holz cn»Sg«führt werden. Aus wirtschaftlichen Rücksichten müssen wir alle Bemühungen unterstützen, die auf die Belebung des AgrarblockS der mitteleuropä- sche« Staaten gerichtet sind, der in letzter Zett nicht gut funktioniert. Der Minister appelliert an alle Faktoren dieses Blocks, sich für ein große» und enge» Regionalabkommen mit einem bestimmten Aktionsprogramm einzusetzen, das in der Anknüp­fung handelspolitischer Beziehungen mit Westeuropa   gipfeln wütt>e. Die Ueberseestaaten führen nach Europa   rund 100 Millionen Zentner Getreide ein. Die Ueber- schüsse Mitteleuropa  » betragen nicht mehr als 18 bi» 20 Millionen Zentner. E» verbleiben also noch ge­nug Exportmöglichkeiten für die Ueberseestaaten. Vor zwei Jahren habe der Minister al» Ziel der Agrarpolitik die Beseitigung der PrersdiSparität zwi­schen Landwirtschaft und Industrie und die Hebung des Preisniveau» der Agrarprodukte bezeichnet. Tat­sächlich hat sich seither da» Preisniveau gehoben, und «vor durch Auftauf der Ueberschüsie, die auf da» Preisniveau drückten. Aber diese Injektion war keine Therapie, deshalb mußte man zu einer organi­schen Wirtschaftsreform greifen. Das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte be­wirkt Ueberproduktion, die die Quelle der Krise ist. Daher mußte der autorit ative Ein­griff de» Staate» erfolgen. Dieser Ein« griff bedeutet btn staatlichen Jnterventionalisniu» und nichts mehr, er bedeutet keinen Staatskapitalismus und keinen Staatssozialismus. Wir haben einen Mittelweg gefunden. Da» Landwirtschafts­ministerium ist im allgemeinen mit den Ergebnissen des Monopolshstem» zufrieden. Selbstverftänd« lich ist die Reform kein vollkommene» Werk, im all­gemeinen haben sich aber alle Komponenten der Ge- treideaesellschaft bewährt. Es gibt fteilich gewisse organisatorische Mängel und auf Grund der gewon­nenen Erfahrungen wird an einer Rovellie» rungderMonopolveror'dnung gearbeitet, die jedoch weder die Struktur de» Monopols noch sein Programm und seine Prinzipien tangieren wird. Der Minister betont, daß die Gettoideanban- flächen nicht vermehrt, senden« in einzelne« Ge­rieten n» ch verringert»erden müsse». Wir haben noch ständig Ueoerschüss«; an deren Stelle must man Srsatzfrüchte«nsguen. Diese» Problem ist kompliziert und nicht leicht, ater«an darf sich davor nicht fürcht«. Wenn e»»ntee Mit­wirkung der Industrie gelinge, die feste Abnahme zu festen Preisen soweit zu sichern, hast«an ans einer bestimmten Flicht die Ersatzfrüchte anbauen könnte, so wirr damit die Dan« de» Monopols und aller damit auch für die Industrie verbunde­nen Vorteile gesichert. Eine Planwirtschaft, bei der die Prodnktionsfreihrit ihre Grenze in dem Kampf gegen bi« Uebrrschüsse findet, ist notwendig. Die Regelung des Viehmarkte» kann keine blinde Nachahmung des Getreidemonopol» sein. Das bisherige Viehshndikat wird nach Möglichkeit bereit» 0^1. Jänner durch die Gesellschaft ersetzt, die nm allen Befugnissen au»gestattet sein wird, mn aus Anna Brügge lebt»och... EriLhl««S vom SV. J««i 1984 Von PeterTutei«. »Wo warst Du hin, Johann?" Anna Brügge richtete sich von der Wasch­balge auf und sah fragend auf Johann. Ich war nur spazieren." Du weist doch, daß Du nicht zu den heim­lichen Versammlungen gehen sollst. Vater hat es Dir doch verboten. Und mit der SA schon über­haupt nicht. Bleibe Du man schön ruhig zu Hause. Es ist besser für Dich." Es war aUerdings nicht so gemeint, aber man soll ja in dieser Zett auf seine Kinder auf­passen. ES ist doch merkwürdig, daß man beim Wasche» immer auf Gedanken kommt, Gedanken, di««inen nur unruhig machen. ES ist wohl besser, wenn man überhaupt nicht dentt. Es wäre doch am besten. Denn vom vielen Denken kann e» einem so sehen wie Onkel Hans. Onkel Han» wollte auch nur mal frische Lust schnappen. Und beim Spazie­rengehen kann man gleicherzeit viel sehen. Aber was man in diesen Lagen zu sehen bekommt, da­von geht einem die Galle über. Und zum lieber« fluß hatte Onkel Han» die Angewohnheit, mit sich selber zu sprechen, leider zu laut, so laut, daß einer von den unzähligen Spitzeln, die sich in den Sttaßen herumtreiben, Onkel Hans anzeigte. Und nun, nun saß er im Konzentrationslager. Waschen bringt absolut kein Spaß. Heber» Haupt wenn die Taschen so dreckig sind wie Jo­hanne» Taschen. Immer voller Tabak. Hundert­mal hatte fie e» ihm wohl gesagt, aber immer wieder wurde es vergessen. Johann, Du sollst doch daran denken, daß Du die Pfeife ausklopfst, bevor Du sie in die Tasche steckst.« Ja* Anna sah nach ihm. Er saß und sah an­dauernd sein« Stiefelspitzen an. Denn die Stiefel waren neu... Aber doch, wo in Allerwelt hast Du die Stiefel her? Hast Du Arbeit bekommen? Nu red doch'n Ton, Johann." DA." Herrjesu» nochmal was sagst Du? Du bist bei der SA? DaS ist aber schön. So be­kommst Du wenigstens Attcett. viel Glück mein Junge.. Anna war froh. Nun bekam Johann doch nochmal Arbeit. Allerdings bet der SA. Aber, was soll man machen. Anna konnte zuerst kein Wort sagen. Heut­zutage bedeutete SA. Arbeit, Brot und Verdienst. Aber dann fand sich Anna rasch hinein. Das lernt man in dieser Zett, in einer Zett, wo jeder Tag neues brachte. Aber jetzt mußte man aufpassen. Jawohl, aufpassen. Nicht mehr die Zeiten vergleichen. Run, da Johann bei der SA ist. heißt es doppelt auf­paffen. Nicht darum, daß Johann sagen könnte, seine Eltern sind Sozialdemokraten. Nein, das wird er nicht machen. Aber, es könnten Freunde kommen, und dann ein Wort zuviel, dann ist der Teufel los. Ja, ja. aufpassen mußte man. Sonst könnte eS einem so gehen, wie Frau Wiese, die hier im Haufe wohnt. Ihr Sohn ging auch zu der SA, Freunde kamen und gingen. Rur   Frau Wiese konnte nicht den Mund halten. Nein, das konnte sie nicht. Was ihr nicht paßte, da» sagte sie. Und die Folgen? Frau Wiese sitzt nun schon lange im Gefängnis, wegen Verächtlichmachung der Regie­ rung.   Aber wie soll Anna es Hermann, ihren Mann, beibringen? Hermann der schon alsRo­ter" weit und breit bekannt war. Wenn der hörte, daß sein Sohn bei der SA ist, Freudensprünge wird er nicht machen, und zum Ueberftuß war Her­mann noch so hitzig. Anna sah auf die Uhr. Es ist Zeit, daß Anna zur Fabrik ging, wo Hermann arbeitete. Auf kei­nen Fall durfte Hermann von anderen Leuten er­fahren, daß Johann zu der SA gegangen ist. Her­mann ist so jähzornig. E» könnte etwas passieren. Hermann Brügge wurde rasend, wie er diese Neuigkeit erfuhr. Er schimpfte in allen Tonarten. Er, Hermann, ein Sozialdemokrat. Und sein Sohn ein Nazi. Da soll doch der. Hermann wurde viel rasender als Anna eS befürchtet hatte. Sie hatte Not und Mühe, ihn einigermaßen zu beruhigen. Anna beeilte sich mit Hermann, daß sie nach Hause kamen. Hermann konnte auf offener Straße verhaftet werden, so laut fluchte er. Hermann mußte sich selber zuletzt sagen, daß es keinen Zweck hatte, Krach zu machen. Aber auf­paffen. Zum Donnerwetter, ja, aufpaffen vor seinem eigenen Sohn. Jawohl. Aufpaffen. Sich selber in acht nehmen vor seinem eigenen Sohn. Zum Teufel nochmal. Das ist ja zum Kotzen. Zuletzt hatte Anna Hermann ooch soweit, daß er versprach, keinen Krach zu schlagen. ES ist nun einmal geschehen. Auch mußte Hermann verspre­chen mit Johann nicht mehr über Politik spre­chen zu wollen. Die erste Zett blieb Johann noch bei den Eltern wohnen. Es war eine schwere Zeit. Her­mann wurde zuletzt nervös. Sogar sein Radio, den er selber gebaut hatte, diel ihm auf die Ner­ven. Alle», alle». Glücklicherweise wurde Johann in kurzer Zett versetzt. Johann wurde befördert. Er kam zu einer Leibwache bei einem höheren Führer. Anna und Hermann atmeten auf. Aber wenn Anna Johann in seiner Uniform sah, wurde sie sogar stolz auf ihm. Er sah ja so schneidig und niedlich aus. Und dann geschah da» Unglück. Eine» Abends kam Johann nach Hause Anna und Hermann saßen in der Küche. Johann war lustig und aufgeräumt. Er roch nach Wein. Na ja, man' war ja bei der SA. Anna konnte an Hermann sehen, daß es ihm nicht paßte. Hermann sagte nichts. Er wußte auch, daß Johann keinen Wert darauf gelegt hätte. Abend." sagte Johann und legte 28 Mark auf den Tisch,da habt ihr beide etwa», macht euch auch mal'n guten Abend." Hermann sprang auf. Er war ganz weiß im Gesicht. Nimm Dein gottverdammtes Berrätergeld vom Tisch. Weg mit dem Dreck." Anna legte ihre beiden Hände auf den Arm von Hermann und sagte ruhig: Aber Hermann, sei doch still." Laß mich in Ruh'". Hermann sprang auf. Er sammelte da» Geld vom Tisch und warf e» plötzlich Johann in» Ge­ sicht.   Klirrend fiel da» Geld auf den Fuß­boden. Hermann und Johann starrten sich an. Johann zog langsam seine Hand züm Revolver­halter. Es war still, unheimlich still. Hermann, Johann." schrie Anna. Keiner hörte auf sie. Dann ballte Hermann die Jaust und schlug Johann in» Gesicht. Johann tau­melte so stark, gegen die Tür, daß sie aufging. Her­mann ging auf Johann zu, aber da war Jo^mn schon au» der Tür. (Schluß folgt!)