Seite 4 Dienstag, 27. November 1934 Nr. 278 ^s§ dem einen sein Dornin, ist dem andern sein Nicolö Daß der Haupturheber der überflüssigen, un­würdigen und zu einer Kraftprobe des tschechischen Fascismus gewordenen Kundgebungen der tsche­chisch-nationalistischen Studenten der Prorektor Domin ift- dürfte in weiten Kreisen zweifels­frei. feststehen. Herr D o m i n hat noch Montag vormittags, als die Insignien schon übergeben waren und die Erregung eigentlich hätte abflauen muffen, alles getan, um sie von neuem aufzu­putschen. Er hat in einem Augenblick, als die Insignien sich bereits in den Händen des Schul­ministers befanden, die Studenten aufgefordert, in»Bereitschaft" zu bleiben, damit die Insignien Wirklich ausgeliefert und nicht ein neuer Versuch zu ihrer Entfremdung gemacht werde. Diese Rede kommt der Verdächtigung des Schul- Ministers gleich, er könnte eine Schiebung nicht nur zulaffen, sondern sogar durchführen! Tomin hat mit keinem Wort die Auslaffungen fascistischer Studenten gegen die demokratische Republik, die in seiner Gegenwart gemacht wur­den, zurückgewiesen. Er ist einer der Hauptver- antwortlichen für die Fortsetzung der Krawalle. Die tschechische Linkspreffe greift den akademischen Handlanger des Nationalhelden von Mutejovice mit Recht aufs schärfste an. Mag auch der Domin der gefährlichere sein, so soll doch in diesen Tagen nicht vergessen wer­den, daß auch auf de u ts che r Sei t e ei n Herr tätig ist, der das gleiche F o r m a t, die gleichen Ziele und die gleichen Methoden hat: der Herr Professor Marian San N i c o l ö. Dieser Landsmann Muffolinis, der heute noch nicht korrekt deutsch spricht und mit jedem Ton den Italiener verrät, hat sich seit Jah­ren zum Wahrer der»deutschen Belange" aufge­worfen. Er war auch diesmal von der Partie und wir glauben recht unterrichtet zu sein, wenn wir behaupten,- daß er der leitende Geist des Unternehmens war. Die Auffaffung zwar, daß die Durchführung eines Gesetzes für den akademi­schen Senat»unannehmbar" sei, deutet auf ge­ringe Kenntniffe im römischen Recht, aber es han­delt sich ja nicht um ein Rigorosum, sondern um Politik und daß die mit Recht nichts zu tun hat, wird dem Verehrer Muffolinis und Hitlers   sicher ein Glaubenssatz sein.> Herr San Nicolo befand sich Samstag im Rektorat. Was hatte er dort zu suchen? Er mag als Privatmann dort gewesen sein, aber es ist auffällig, daß er seit seinem Doppelrektorat wie selbswerständlich immer dabei ist. Unter Gesemann war er noch Prorektor (Stellvertreter des Rektors). Was ist er jetzt? Etwa Alt-Prorektor? Im deutschnatio- nalen Sprachschatz gibt es ja derlei Witze. San Nicolo ist der Erfinder der S t a a t s- Prüfungen in Pankrac, die für verhaf­tete Nazi eingeführt wurden und natürlich poli­tische Demonstrationen waren. Es ist sonst nicht bekannt, daß San Nicolo zu Prüflingen und Stu­denten sonderlich entgegenkommend wäre. Aber für die Nazi fuhr er nach Pankrac und rettete ihnen den PrüiungStermin. Unter der Rektorschaft San Nicolos gab es große Hochschulkrawalle, bei denen die völkischen Studenten ihre sozialistischen   und jüdi­schen Koll gen und Kolleginnen, wo sie ihrer ein­zeln habhaft wurden, barbarisch mißhandelten. Was tat San Nicolo? Sein Hauptaugenmerk galt der F e r n h al tu n g d e r P ol iz e i vom aka­demischen Boden. Wo immer sich ein Polizist nur in'der Ferne zeigte, intervenierte San Nicolo, daß er ja nicht akademischen Boden betrete und den völkischen Raufbolden ein Opfer entreiße. San Nicolo wahrte das akademische Recht, den Andersgesinnten zu prügeln. San Nicolo wurde zum»Führer" der akade­mischen Jugend schlechthin. Er sprach bei allen möglichen und unmöglichen Anläffen, er nahm Ovationen oft und gern entgegen^ er redete über alles und maßte sich Zensorenrecht, über alle an. Zugleich. Ehrenbursch der nationalen Barden und Schirmherr der klerikalen Ferdinandea, hat er zwischen Schwarz und Braun feste Stel­lung gefaßt. Als sein Rekioratsjahr ablicf, kam es zu der unentschiedenen Doppelwahl Gierach Kraus, die damit endete, daß Nicolo ein zwei­te s in a l gewählt wurde und ein zweites Jahr die Nicht geringen Einkünfte eines Rektors genie­ßen konnte. Auch damals erhielt sich die nie­mals dementierte Version, daß' dieWieder­wähl des verdienten Altrektors eine abge­kartete Sache gewesen sei, die über die Ver­bindungen der.Akademischen Sängerschaft Barden gemanäget wurde, die ebendamals die Mehrheit der Fakultäten beherrschte. Das Rektoratsjahr Gesemann brachte einen Fauxpas des neuen Rektors über den andern. -Zwischen dem Ministerium und der deutschen Universität wurden die Beziehungen abgebrochen. Das Rektorat rächte sich an den sozialistischen   Stu- . denken. Man erzählt sich, daß- hinter dem naiven Gesemann als böser Geist der rotbackige Prorek­tor Signor Mariano stand, eine lebfrische Figur aus der italienischen Opera busfa. Und jetzt war er wieder dabei, als der Rektor, der Prorektor und der Kanzleidirektor Prochaska dieVerteidi­gung" der Gebäude berieten. Er ist ganz das Gegen st ück zum Domin, beide Rektoren für die Ewigkeit, die sich nicht von ihren Würden trennen können, und wie jener noch eine politische Zukunft im tschechischen Fascismus, so erwartet dieser den Tag, da Henleins Mission scheitert und em neuerFührer" gesucht wird. . Tagcsncuigkcitcn 53 Bergarbeiter ertrunken Nagasaki  . In einem im Gouvernement Nagasaki   bestehenden Bergwerk wurde vor einiger Zeit ein neuer Stollen angelegt» derunterdem Meeresboden vorgetrirben wurde. Sonn­tag ist unvermittelt das Meerwasser mit kolossaler Gewalt in diesen Stollen eingebrochen und hat das Bergwerk vollständig überschwemmt. 53 Bergarbeiter sind ertrunken. Im Augenblick des Waffereinbruches sollte ein Förderkorb mit 15 Ar­beitern hrrabgelaffen werden, der jedoch noch im letzten Angenblick gestoppt und hochgehoben werden konnte, so das? diese Arbeiter gerettet wurden. Zwei schauerliche F,mde Gelsenkirchen  . Ein schauerlicher Fund wurde am Samstag in der Wohnung eines Berg­mannes namens Stanislaus N o z o l l in Buer   gemacht. Man entdeckte die Leiche sei­ner 22jährigen Tochter Hedwig, die be­reits am 18. Mai 1932 g e st o r b e n ist. Nozoll hatte jedoch den Sterbefall nicht an g e- zeigt, sondern die Leiche,"uftdicht abgeschlossen, in einem Bett die ganze Zeit über aufbewahrt. Da von der Verstorbenen nur noch das Knochen­gerippe vorhanden ist, ließ, sich auch noch nicht fest­stellen, ob das Mädchen eines natürlichen Todes gestorben ist. Nozoll wurde festgenommen. Er ist ein überspannter Mensch, der sich viel mit okkul­ten Dingen beschäftigt hat. So erklärte er seinen Angehörigen, das Mädchen dürfe nicht beerdigt werden, da es wieder aufer- st e h e n würde. Carlisle  (Pensylvanien). Auf einem stark bewaldeten Berghange wurden unter zwei Bett­decken dreiMädchenim Alter von 8, 10 und 13 Jghren, offenbar Schwestern aus einer wohl­habenden Familie, tot aufgefunden. Sie hielten einander fest umarmt. Haust du meinen Juden... Wiener   Judenhatz als Antwort auf Prager  Judenhatz! Wien  . Montag mittags sammelten sich vor dem Gebäude der Wiener Universität   einige hun­dert Studenten, hauptsächlich gewesene National­sozialisten an, die stürmisch gegen die Prager  tschechoslowakischen Studenten undgegendie Luden demonstrierten. Polizei und Abteilungen der ostmärkischeir Sturmschaden ränmtesik^n Platz vor dem Universitätsgebäude und verdrängten die Demonstranten in die Seitengaffen. Eine kleinere Gruppen der Demonstranten wurden von der Po­lizei zerstreut. Stawiski-Prozeß auf einem Rebengeleise Montag begastn vor dem Pariser Geschivorr- nengericht der Prozeß des Polizeünspektors Bonny, der das WochenblattGringoire" und seinen Direktor, den Deputierten de Carbucci wegen Ehrenbeleidigung im Zusammenhang mit dem im Sommer erfolgten Verhör Bonnys vor dem parlamentarischen Stawiski  -Untersuchungs- ausschuß geklagt hat. Inspektor Bonny fordert 200.000 Franken Entschädigung: Die Verhand­lung wird einen politischen Charakter haben und sich hauptsächlich um den S tawiski-Skandal und um den Tod des Obergerichtsvates Prince dre­hen. Das Blatt»Gringoire" und der Mäger füh- ren unter den vorgeladenen Zeugen auch die ehe­maligen Ministerpräsidenten Chautemps und Tardieu, den Minister Mandel, den ehemaligen Justizminister Cheron und den ehemaligen Pariser Polizeipräfekten Chiappe. Die Verhandlung wird etwa drei Tage dauern. 200.000 Ouadratmeilen neuen Landes? Klein Amerika  . Admiral Byrd sandte dem Präsidenten Roosevelt   einen telegraphischen Be­richt über seinen Flug nach dem Südpol   und teilt darin mit, daß er 200.000 Quadratmeilen neuen Landes entdeckt hat. Die wunderwirkenden Insignien. Die In­signien der Prager Universität haben in diesen Tagen eine Zauberkraft ausgestrahlt, wie sie nur den merkwürdigsten Gegenständen zukommt, also etwa dem Heiligen Rock von Trier, dem Prä­ putium Christi  , sp in vier garantiert echten Aus­gaben vorhanden ist, den Reliquien des Johann von Nepomuk oder dem Ring, an dem der Hei­ lige Wenzel   Halt suchte, als sein Bruder Bole- flav(übrigens nach allem, was man von ihm weiß, ein Parteigänger Stkibrnhs und Vorkämp- fer der,Nationalen Opposition") ihn nieder­schlug. Nun sind diese Insignien also in den Bc- sitz der tschechischen Universität übergegangen. 6000 Studenten warten auf sie", konnte Stri- brnh noch Montag mittags schreiben. Sie haben nicht vergebens gewartet. Aber was wird jetzt geschehen? Welche Wunder werden sich ereignen? Zunächst müßten sich an den deutschen S t u d e n t e n, denen bisher der Abglanz der hehren Zeichen leuchtete, üble Folgen zeigen. Sie haben doch hoffentlich nicht umsonst für die gol­denen Stecken gekämpft und zwar nicht ihr Blut aber Wasser aus den Fenstern des Carolinums vergossen, um zwei Tage länger im Besitz der Heiligtümer zu sein! Man müßte an­nehmen, daß nun aus keinem deutschen Studen­ten mehr ein brauchbarer Arzt oder Anwalt wird, daß sie vergebens über den Büchern sitzen werden, außerstande, noch etwas zu kapieren, da doch der Segen fehlt, der von den Szeptern ausging. Und die tschechischen Studenten, die mit den echten Instrumenten graduiert werden? Die dürsten also jetzt bei keiner Operation mehr da­nebenschneiden, keinen Prozeß verlieren, alles müßten sie begreifen, als hätten sie den Nürn­ berger Trichter   zur Verfügung! 6000 haben ge­wartet. Werden diese 6000 jetzt allesattund zufrieden sein? Friert keiner in seiner Bude? Hungert keinen, läuft keiner mehr a^f zerrissenen Sohlen? Wenn man sieht, wie S t r i- v r n H sich für die Insignien schlägt(als sei das Gold dazu aus denMutejowicer Bergwer­ken gegraben worden), so müßte man meinen, nun könnte es den tschechischen Studenten an nichts mehr fehlen. Es ist aber leider auch bei diesem Wunder in Wirklichkeit anders. Kein Deutscher hat weniger, kein Tscheche mehr zu essen, keinem fällt eine Prüfung leichter oder schwerer, keinem wird das jahrelange Betteln um eine Stelle angenehmer oder lästiger durch den Umstand, daß die Insignien ihren Besitzer ge­wechselt haben. Und was den G e i st betrifft: die deutschen Studenten haben zum großen Teil wenigstens in der Abschiedsstunde noch bewiesen, daß sie trotz der Insignien dumm ge­nug sind, den Hodäc und StkibrnH die politischen Schlagworte zu apportieren, und die tschechi­schen Studenten, soweit sie dem Domin fol­gen, verraten keineswegs, daß die Ausstrahlung der gewonnenen Heiligtümer sich fördernd auf ihren Geist auswirkt! Eine Kleinigkeit. Diese ganze Woche steht London   im Zeichen der Hochzeit des Herzogs von Kent und der Prinzessin Marina von Griechen­land. Also meldet das Tschechoslowakische Presse­büro, das dabei das Interesse unserer Bürger für den englischen Rummel reichlich zu überschätzen scheint. Wenn das Interesse von Englands Bevöl­kerung an dieser Hochzeit wirklich sounersättlich" ist, wie nun in alle Welt berichtet wird, so beweist das eben, daß eben ein gut Teil der Bewohner der großen Briteninsel immer noch im Glanze der Monarchie sich zu sonnen liebt, vielleicht auch, daß man dort weniger Sorgen hat oder aber ihnen in Festlichkeiten zu-entfliehen sucht. Aber um eines Satzes, einer kleinen Tatsache willen, erscheinen uns auch die Mitglieder des englischen Königs­hauses, selbst in ihren Familienangelegenheiten, sympathischer als sämtliche öffentlichen und prida- ten Dinge, die man beispielsweise über die regie­renden»Herren" in Deuffchland von heute kennt. Nach der Eheschließung werden nämlich die Neu­vermähltenunter den Klängen des Hochzeits­marsches von Mendelssohn" die Westminster-Abtei verlassen. Jenes Mendelssohn, dem man in Rasse- Deutschland nicht mehr auf den Namen kommen will; des Hochzeitsmarsches aus jener Mendels- sohnschen Sommernachts-Musik, die fast ein Jahr­hundert alt und berühmt werden mußte, ehe sie unter dem Kommando des Herrn Richard Strauß  als deutschunwürdig bezeichnet wurde, so daß seine Musikfeldwebel sich nun bemühen müssen, Shake­ speare   zu solchen Sommernachtsträumen zu ver­helfen, wie sie etwa der Musikalität des 30. Juni angemessen sind. Und da ist's, wenn auch nur eine Kleinigkeit, so doch erfreulich, daß sich der Herzog von Kent, der immerhin nicht zu Shakespeare, son­dern auch zur Kultur überhaupt bessere Beziehun­gen unterhalten dürste als der Duce   aus Brau­ nau  , sich Mendelssohn   zur Hochzeit aufspielen läßt. Im Rahmen der AktionDie Demokratie für das Kind" wurde Sonntag in der Mährisch- O st rau e r Bergbauschule ein Kongreß der Ver­treter der Sozialgesundheitsvereine und-Korpora­tionen dieses Bezirkes unter Beteiligung der Ver­treter der Behörden und der Stadt abgehalten. Neber»Die Demokratie für das Kind" sprach Pro­fessor Dr. K a I l ä b und über ihre praktische Durchführung der Instruktor des Sozialfürsorge­ministeriums K o t e k. Ein Vertreter der deutschen Vereine und Korporationen meldete sich zur Mit­arbeit an dieser Aktion. Die Zahl der Kinder, die durch die AktionDie Demokratie für das Kind" im Mährisch-Ostrauer Bezirke verköstigt werden, ist von 4000 auf 5000 gestiegen. Eisenbahnunfall. Die Staatsbahndirektion in Königgrätz   gibt bekannt: In der Nacht zum 25. November ü b e r f u h r der Lastzug Nr. 8388 auf der Strecke zwischen Reichenau   bei Gab­ lonz   a. N. und Liebenau zwei frei weidende Zi­geunerpferde, wobei es zur E n t g l e i- sungeinesWaggons kam, der die Bahnstrecke verrammelte. Die Passagiere der Züge Nr. 1102 und 1112 mußten umsteigen, um die Reise fortsetzen zu können. Die Strecke war Sonn­tag nrorgens wieder steigelegt. Sonntag ent­gleiste in der Haltestelle Velkh Valtinov beim Ver­schieben eines Lastzuges ein Waggon, wobei die Strecke versperrt wurde. Zu den Zügen 90? und 910 stiegen die Fahrgäste um. Die Ursache wird untersucht. Samuel Jnsull, der in Verbindung inst dem Zusammenbruch der Corporation Securities Com­pany wegen Betruges zum Schaden des Staates Gauhauptversammlung der »Naturfreunde" in Reichenberg Die am 17. November in Reichenberg stattgefun­dene Gauhaupwersammlung der im GaueNord­ böhmen  " vereinigten Ortsgruppen erfreute sich einer besonders regen Teilnahme aller nordböhmischen Ortsgruppen, die fast ausnahmslos vertreten waren- Auf die Berichte zurückkommend, kann sestgestellt werden, daß unsere Naturfreundebewegung hierzu­lande den Erschütterungen der Zeit standzuhalten vermochte.. Nur allein das wirtschaftliche Elend er­schwert vielen die Teilnahme an unserer kulturellen Arbeit. Naiurfreundetätigkeit umfaßt nicht nur das Wandern, sondern auch das Bildungswesen durch Vorträge naturwissenschaftlicher, seelenkundlichcr und soziologischer Tendenz, die ost draußen bei Mutter Grün abgchalien wurden. Den malerisch-ronianii- schen Waldschulen und Bezirkstreffen der nördlicheren Ortsgruppen, wie diese auch weiterhin durchgeführt werden, stellt sich die geradezu mustergültige Arbeit der Ortsgruppe Böhm.-Lewa besonders durch ihre intensive Jugendarbeit(besitzt eigene Wandcrzelte) würdig zur Seite. Auch in Ostböhmen wurde vor­bildliche Arbeit im Interesse der Bewegung geleistet. Eine Bezirkswanderung in Reichstadt sah 300 Teil­nehmer versammelt. Auch sei der Pflege des Esperanto durch Lehrkurse(Leitung: Genosse Schiller  ) nicht vergessen. Die neue Gauleitung wurde wieder der Ort- grnppc Warnsdorf übertragen: zum Vorsitzenden wurde Genosse F r i c s e r wiedergewählt, zu seinem Stellvertreter Genosse V ö lk e l t. Beim Wintersport beginnend, der die nächste Naturfreundearbeit dar­stellt. sei vorläufig das Gautreffen am 13. lläuuer 1935 in Jägerdörfel sowie auch Arbeiter-Winter« sporttreffen auf der Königshöhe bekanntgegeben. Tas WortNaturfreunde-Führer" soll für die Zukunft immer mehr zu einer sogenannten Ehrenbezeichnung werden, die erst durch den Nachweis touristisch­technischer Eignungen und Kenntnisse der Wander­gebiete richtig erworben werden kann. Dieser, von der Sektion für Rattkr- und Volkskunde besonders be- iriebene Gedanke soll unter ihren besonderen Wei­sungen durch einen im Frühjahr 1935 festgesetzten Wanderführerlehrgang in der neuen Lausitzer Hütte in Szene gesetzt werden. Dieser Wanderführer-Lehr­gang, der mehrere aufeinanderfolgende Sonntage be­anspruchen wird, beinhaltet Kartenlesen. Sanitäts-, Heimatkunde, Geologie und Botanik. Schon heute besteht die sichere Gewähr, daß uns zu jedem Thema besondere Fachleute zur Verfügung siehe«. Frohe Begeisterung löste die Nachricht aus, daß wir bald und mit uns die ganze Arbeiterbewegung im Riesengebirge   wiederum eine neue, eigene Heimat finden werden. Die pachtweise, von uns be­triebene Rübezahlbaude auf der Stufenseite bei Petzer   erweist sich den Anforderungen nicht mehr ge­wachsen. Fast zur gleichen Zeit nun geht ein Grund­stück im Ausmaße von 31.600 Quadratmeter, vom Walde begrenzt, am Lenzenberg zwischen der Bohn- wiese und der Fuchsbergbaude liegend, in Natur- freundebesitz über und bald soll von dort noch mehr zu hören sein. Neben einigen internen Anträgen fei noch ein besonders beifällig aufgenommener erwähnt. Dem Meister unseres Wanderns", unserem Genossen Hansel, der berests sei« 60. Lebensjcchr kürzlich überschreiten konnte, sei ein Gedenkschreiben für seine unvergänglichen Naturfreundeverdienste zu über­mitteln. Wir zweifeln nicht daran, daß unsere herrliche Naturfreundebewegung weiterlebt und solange leben wird, solange der Mensch überhaupt ein Recht über sein eigenes Denken besitztujid solange es gelingen wird, die Seuche des Fascismus abzuwehren. Sko. angeklagt war, wurde in Chicago   von den Geschworenen freigesprochen. Auch fäint- liche 16 Mstangeklagten erzielten ein freisprechen­des Urteil. Die Geschworenen berieten zwei Stun­den. Der Jnsull-Prozeß hat im ganzen acht Wo­chen gedauert. Nach der Bekanntgabe des Freispru­ches veranstalteten die im Gerichtssaal Anwesen­den eine Kundgebung für Jnsull und die übrigen Freigesprochenen. Der Staat Illinois   beab­sichtigt übrigens, einer anderen Meldung zufolge, seine Anklage gegen Jnsull auftechtzuerhalten und das gerichtliche Verfahren gegen ihn fortzusetzen. Matuschka nach Oesterreich  . Blättermeldün- gen zufolge wird Matuschka von Budapest   wie* derum nach dem Gefängnis Stein in Oesterreich  gebracht werden. Selbstmord im Gefängnis. Der 34jährige Kurt Erich Röhler, der am Dienstag abends in Wittgensdorf   bei Chemnitz   den Chemnitzer  Heilpraktiker Oskar Heidevogel in einen Hinterhalt gelockt und erschossen hatte, um sich dessen Stellung zu beschaffen, hat, nach dem Be­richt des DNB, im Chemnitzer   Uuterfuchuugs- gefängnis Selbstmord begangen. Brigitte Helm   im Gefängnis. Dem Anträge des Staatsanwalts entsprechend, verurteilte die fünfte Strafkammer des Berliner   Landgerichtes am Montag die Filmschauspielerin Brigitte Helm   wegen fahrlässiger Körperverletzung zu zwei Monaten Gefängnis und zu den Kosten des Verfahrens. Die Angeklagte hatte am Abend des 27. August mit ihrem Wagen in Berlin   eine Frau angefahren. Der Vorsitzende hob in der Begrün­dung des Urteils hervor, daß skne Geldstrafe nicht in Frage kommen könne, da die Angeklagte schon einmal aus gleichem Anlasse vor Gericht gestan- den habe. Wahrscheinliches Wetter Dienstag: Etwas auf­frischender West- bis Nordweftwind, milde, vorwie­gend bedeckt, strichweise etwas Regen. Auf den Bergen leichter Frost zeitweise stürmisch. Nur in der Südslowakei geringere Bewölkung. W ett e r- aus sichten für Mittwoch: Unbeständig. West- bis Nordweftwind. Im allgemeinen noch immer mffoe.