Str. S78Dienstag, 27. November 1934Seite 5Zum SS. GeburtstagGustaf DalLusDer berühmte schwedische Physiker und IngenieurNils Gustaf Daltn, der 1012 durch die Verleihungdes Nobelpreises für Physik ausgezeichnet wurde,vollendet am 30. November das 68. Lebensjahr.Sein Schicksal hat sich dadurch besonders tragischgestaltet, daß er bei einem seiner Experimente durchdie Explosion eines Gasbehälters das Augenlicht verlor.Prinzenhochzeit und ArbeiterschaftDer jüngste Sohn des Königs von Englanderhält infolge seiner Verheiratung einIahreS«gehalt von 28.000 Pfund, während er alsJunggeselle„nur" 10.000 Pfund bekam. Diesegewaltige Aufbesserung wurde von dem unabhängigen Arbeiterparteiler Marion im Unterhauszum Gegenstand einer Anfrage an die Regierunggemacht: ob die Volksvertretung Gelegenheithaben i würde, darüber zu sprechen. Premierminister Macdonald berief sich darauf, daßdiese Regelung durch das Gesetz von 1910 überdie Zivilliste vorgeschrieben sei. Auf die weitereFrage, ob es also nicht zu einer Diskussion imHause kommen oder dessen Bewilligung erforderlich sein würde, antwortete Macdonald lakonisch:„Nein, gar nicht!" Nun aber fragte der Arbeitervarteiler Pal in g:„Wird dieser Betrag fürMann und Frau von der Leitung der Arbeitslosenversicherung bei der Bemeflung der Unterstützungssätze für Arbeitslose in Betracht gezogen werden?"Aus der Regierungspartei ertönten Rufe„ZurOrdnung". Eine Antwort wurde dem Abgeord-neten Paling nicht erteilt.— Schatzkanzler Neville Chamberlain kündigte an, daß die Neuwahl deSUnterhauses vor November1938 vorgenvmmeN'werden wird.- Den liberalen Koalitionsbrüdern sagte er bereits den Abschied an.»««erliche SelbsthilfeParis. Verschiedene Landwirte der Bretagnesind zwecks Verwertung ihrer überschüssigen Getreidevorräte zur Selbsthilfe geschritten. Sie beschlossen, das Getreide, welches sie nicht absetzenkonnten, selbst zu vermahlen, Brot zu backen unddieses unter dem Bäckerpreise direkt an die Konsumenten zu verkaufen. In der Umgebung vonRenne- sind bereits drei solcher Backöfen in Betrieb, in denen täglich 1800 KilogrammBrot verarbeitet werden. Die Bäcker erklären, auch besseres, dem Borkriegsbrot ähnliches Brot Herstellen zu wollen.London—StapstndtLondon. Die englische Fliegerin Brucestartete Montag um 7 Uhr 80 Minuten mit einemWindmühlenflugzeug zum Fluge nachKapstadt. Es ist dies der erste Langstreckenflug miteinem Flugzeuge dieser Bauart.SechS Nazis vor einem Schweizer Gericht.Gestern begann vor dun Bundesgericht in St.Gallen der Prozeß gegen fünf österreichischeund einen reichsdeutschen Nationalsozialisten, dieim Juli d. I. im Auftrage der Landesleitung derösterreichischen nationalsozialistischen deutschenArbeiterpartei in München Spreng st offeüber die schweizerische Grenze nach Oesterreich zuschmuggeln versuchten, ivobei von der schweizerischen Polizei alle bis auf zwei festgenommenwurden. Die Angeklagten sind geständig.Havrman-Brncke in Pilsen. Sonntag vormittags wurde in Pilsen-Doubravka die vom Bezirke Pilsen unter staatlicher Beihilfe mit einemBauaufwande von 620.000 XL errichtete Habr-Man-Brücke feierlich dem Verkehr übergeben. DieFeierlichkeit eröffnete der Vorstand des Bezirksamtes Pilsen, Regierungsrat Belik, der einGlückwunschtelegramm des Arbeitenministers Dr. C z e ch an den Bezirk Pilsen zurVerlesung brachte. Der Bürgermeister der Stadt,Abgeordneter P i k, sprach dem Bezirke Pilsen denDank aus und gedachte der vielfachen VerdiensteSenator HabrmanS, dessen Namen die neue Brücketragen wird. Nach Jntonierung der Nationalhymne wurde die neue Brücke der öffentlichen Benützung Wergeben., Bon einem schweren Brandnnglück betroffenwurde die im Thüringer Notgebiet liegende Wald-armeinde Viernau. In der Nacht zum Sonntagbrannte das mehrstöckige Fabriksgebäude der FirmaFriedrich Henkel völlig nieder. Mit ihr wurden wertvolle Maschinen sowie Halb- und Fertigwarenvorräte vernichtet. Das Maschinenbaus und das Büro-Eine frievttGe RekordfayrtHollandifches Unterfeeboot auf der WeltreiseKartoffel««xd Zwiebel« im TorpedorohrAm 14. November hat das holländischeUnterseeboot„K. 18" den Hafen von NieuwediepI verlassen, um eine Rekordfahrt um den halbenErdball anzutreten. Wenn es am 11. Juli desnächsten Jahres in Surabaya eintreffen wird, hates eine Strecke von fast 37.000 Kilometern zurückgelegt. Wenn alles glatt verläuft, ist damitein neuer Langstreckenrekord für Unterseebooteaufgestellt worden. Dieser Rekord ist allerdingsnicht der Hauptzweck, den die holländische. Regierung mit der Entsendung dieses Kriegsschiffes verfolgt. Nachdem erst im Luftrennen England—Australien eine holländische Maschine eine wahrhaft phantastische Leistung vollbracht und damitbewies, daß die holländische Luftfahrt berufen ist,eine große Roste im internationalen Flugwesenzu spielen, soll nunmehr„K. 18" zeigen, daß Holland auch auf maritimen Gebiet Großleistungcnvollbringen kann.Forschung auf der einsamsten Insel der WeltDie Reise des 707 Tonnen großen Bootesführt zunächst um Afrika. Auf dieser ersten Etappewerden die Häfen von Madeira, St. Vincent undDakar berührt. Danach soll der Südatlantiküberquert werden, um Pernambuco, Rio de Janeiro, Montevideo, Buenos Aires anzulaufen. Aufder zweiten Ueberquerung des Atlantischen Ozeanswird man der Insel Tristan da Cunha und denHäfen von Kapstadt, Durban, Mauritus und Fremantle einen Besuch abstatten.Am bedeutsamsten dürfte der Abstecher zu der.einsamsten Insel der Welt, Tristan da Cunha, sein.Dieses Eiland hat gegenwärtig. etwa 180 Ein-und Wohnhaus konnten gerettet werden. Etwa 120Arbeiter sind durch das Brandunglück zum Feierngezwungen.Ein tüchtiger Heiratsschwindler. BerlinerKriminalbeamte konnten in Hamburg den berüchtigten Hochstapler und Heiratsschwindler EduardSchröder festnehmen. Schröders Straflistereicht bis in das Jahre 1910 zurück. Bordem Kreige gelang es ihm, unter dem Nameneines Barons Prittwitz eine Frau um80.000 Reichsmaä zu schröpfen. Nach demKriege kettete er im Jahre 1924 als angeblicher Villenbesitzer eine Frau an sich, dieihm 6800 RM überließ. Beide wollten nach Zop-pot fahren. Am Tage der Abreise verschtvand derGauner mit dem Gelde auf Nimmerwiedersehen.Nach weiteren Verurteilungen wegen Heiratsschwindels näherte sich Schröder/.erneut einerDame, der er erzählte, daß er stin Rittergut inMecklenburg kaufen wolle. Die Frau überließ ihmschließlich 20.000 RM in Goldpfandbriefen, dieer für sie bei einer Dresdener Bank sicherstellenwollte. Kurz darauf kaufte sich der Schwindler,der sich in diesem Falle als Rittmeister a. D. ausgegeben hatte, einen Personenwagen und nahmauch einen Kraftwagenführer in seine„Dienste".Zusammen mit der Frau unternahm er eine lustigeFahrt ins Rheinland. Allmählich kamen der FrauBedenken und sie schüttete ihr Herz einem Bekannten aus. Auf dessen Veranlassung hin wurdeschließlich die Anzeige erstattet und es gelang nunmehr den Schwindler in Hamburg festzunehmen.Von den 20.000 RM wurden noch 2000 gefunden.Wolfsrudel i» Bulgari«. Infolge der plötzlichen Abkühlung, die in ganz Bulgarien eingetretenist, sind heuer, ebenso, wie zu Beginn des Wintersin den zwei vorhergegangenen Jahren, in der Umgebung der Stadt BurgaS am Schwarzen Meer wiederum die gefürchteten Rudel schwarzer Wölfe auf«getaucht, deren Zahl trotz verschiedener Maßnahmender Behörden bedeutet zugenommen hat. Diegroße Vermehrung dieser Wölfe hat u. a. auch seinenGrund darin, daß die Bevölkerung dieser abgelegenen Gegend sie als geheiligte Tiere ansieht, die nicht getötet werden dürfen. An verschiedenen Orten haben die Landbewohner den Wölfensogar Nahrungsmittel in den Feldern, auf den Wiesen und. in den Wäldern niedergelegt. Die Wölfebewegen sich auch.vollkommen ungezwungen undrichten in der Gegend großen Schaden unter denHerden an. Auf den Weiden nm das Dorf Djul-geri im Bezirk Burgas und rings um das DorfGjoktepe in der Nahe der Stadt Malko Tarnowoan der türkischen Grenze wüten zwei starke Rudel,die bereits mehr als 100 Schafe geriffen haben.Die Behörden haben umfangreiche Maßnahmen zurAusrottung d-r Wölfe ergriffen.Neterfall ans einen Vritffchen Vizekonsul. Wieaus Teheran berichtet wird, ist der britische Bizekon-sul Hart am 18. November bei Mesch ed vonBanditen überfallen und beraubt worden. Er erhielteinen Schub in den Arm. Zwei Perser, die sich inseiner Begleitung befanden, wurden schwer verwundet. Die Behörden haben Maßnahmen getroffen, umder Räuber habhaft zu werden.Explodierende FeuerwerkskörperUniversität, Staatsbibliothek und Hochschulefür Politik.Bor einigen Tagen ging durch die Weltpressedie Nachricht, daß in der Berliner Staatsbibliothekund im Universitätsgebäude Feuerwerkskörper explodiert seien, die beim Explodieren antinationalsozialistische Handzettel in den Saal gestreut hätten. Das amtliche„Deutsche Nachrichtenbüro"hüllte sich in Schweigen.Jetzt ist an den Berliner Anschlagsäulen fol-wohner, die gänzlich abgeschlossen von der übrigenWelt leben. Sie besitzen keine Telegraphenstationund auch keine Rundfunkempfänger. Bor dreiJahren hat ein Dampfer die Insel zum letztenMal besucht. Trotzdem, oder wahrscheinlich gerade deswegen, sollen sich die Bewohner sehr glücklich fühlen. Die Ankunft des Unterseebootesdürfte für sie eine riesige Sensation darstellen.Die Besatzung von„K. 18" hat die Aufgabe,die genaue geographische Lage des Eilandes fest«tu stellen und Nachforschungen über die Nachkommen des ersten Königs von Tristan da Cunha,eines holländischen Seemanns namens PieterGroon, zu erheben, der sich dort vor etwa hundertJahren ansiedelte. Auch sonst handelt cs sich umein durchaus friedliches Unternehmen.Ueberall, ist den angelauseney Häfen sollen holländische Filme vorgefiihrt werden, die das Leben inHolland zeigen. Weiter werden wissenschaftlicheMessungen durchgeführt werden. Zu diesem Zwecknimmt der berühmte holländische Forscher, Pro-fesspr Dening Mainesz, an der großen und strapazenvollen Reise teil. Die Besatzung besteht aus35 Offizieren nnd Seeleuten, die besonders fürdiesen Zweck ausgesucht und geschult wurden.Waffen werden auf dieser friedlichen Reise nichtmitgeführt. So befinden sich beispielsweise inden Torpedorohren Kartoffeln und Zwiebeln, die' der Ernährung der Mannschaft während der Fahrtdienen sollen. An die Besatzung werden die höchsten Anforderungen gestellt, da sie viele Monatelang in beschränktestem Raum leben muß undschutzlos der Kälte und der tropischen Hitze ausge-sctzt ist.gende amtliche Bekanntmachung des BerlinerPolizeipräsidiums erschienen:„Am letzten Mittwoch wurden im großenLesesaal der Staatsbibliothekund in der Hochschule für Politik undam Donnerstag in der Universität je einFeuerwerkskörper in Form einer Buchst-trappe zur Entzündung gebracht. Für die Aufklärung ist von Wichtigkeit: 1. Wer kennt den Hersteller? 2. Wer hat sich zur Zeit der Tat in derNähe des Platzes(Platz A 70) verdächtig zuschaffen gemacht? 3. Wer hat dieses Buch aufdem genannten Platz vor der Entzündung liegenoder bei einem Besucher gesehen? Für Angaben,die zur Ermittlung des Täters führen, ist eineBelohnung von 300 Mark ausgesetzt,deren Verteilen unter Ausschluß des Rechtswegeserfolgt. Gez.:,Der Polizeipräsident von Lewetzow".!<^....Weiterhin wird bekannt, daß zivei Tage nachldem Vorfall das Mit nehme n von Hand-tuschen, Stadtkoffern und g r ö ß e«r e rr M a p p e n i n den Les e s aal derS t a a tsbibliothek untersagt worden ist.Volkswirtschaft end SozialpolitikStreiks und Aussperrungenim Oktober 1934Nach den Mitteilungen des StatistischenStaatsamtes waren im Oktober 16 Streiks(imSeptember 14), davon 14(12) Einzel, und 2(2) Massenstreiks in 21(31) Betrieben. DieStreiks betrafen 1861(8438) Angestellte, vondenen 1667(8717) streikten und 88(8) infolge des Streiks nicht arbeiteten.' Die Streikenden versäumten'11.483(8916) Arbeitstage undverlören an Lohn 203.278(112.476) Kronen.Die infolge des Streiks nicht Arbeitenden versäumten 389(87) Arbeitstage und verloren anLohn 9624(1231) Kronen.Vier Streiks entfielen auf das Baugewerbe(1260 versäumte Arbeitstage), je zwei Streiksauf die Steinindustrie(7016 Tage) und dieGlasindustrie(230 Tage), je ein Streik auf denBergbau(1207 Tage), die Metallverarbeitung(16 Tage), die Maschinenfabrikation(1031Tage), die Textilindustrie(672 Tage) und dieBekleidungsindustrie(21 Tage).In fünf Fällen wurde verlangt die Lohnaufbesserung(8276), in drei Fällen die Nichtent-lassung von Angestellten(1898), in einem FallNichtherabsetzung der Löhne(1031), in drei Fällen waren verschiedene Forderungen(281 y undin vier Fällen sind die Ursachen noch unbekannt.Das Ergebnis war in einem Fall günstig(221), in acht Füllen teiÜveise günstig(9911),in drei Fällen ungünstig(1321) und in vier Fällen ist. es noch unbekannt.Aussperrungen gab es im Oktober nicht.Ueberzeit-Arbeitim Oktober stark zurückgrgangenNach den vorläufigen Daten des StatistischenStaatsamtes wurde im Oftober eine Bewilligung(im Vorjahr 166) zu Uberzeitarbeit an eine Firma(163) mit 238 Angestellten(81.163) erteilt.Diese Bewilligung gilt für di« Dauer von vierWochen(689) für insgesamt 48 Stunden(384.288), das sind sechs Arbeitstage(48.063).Betriebsstillegungenr« der Textilindustrie•Durch die Nichtbezahlung der nach Deutschland gelieferten Waren und die sich daraus erge-EMIL STRAUSS;Die Entstehung derTschechoslowakischen Republikbroschiert K£ 45—gebunden K< 55*—Zu beziehen durch die Zentralstelle für das Bildungswesen, Prag XII., Siezski 13bendcn Exportschwierigkeiten hat die Bcfchäfti-gung in einigen Zweigen unserer Textilindustrieeine erhebliche Verschlechterung erfahren. DieFirma I. Etrich in Oberaltstadt hat ihren Be-j trieb, in dein in der letzten Zeit 40 Stunde»>vö-! chcntlich gearbeitet wurde, vorübergehend gänzlich eingestellt. Die Arbeit dürste voraussichtlicherst nach Beginn des neuen Jahres wieder ausgenommen lverdcn. Der Betrieb der Finna A.Haase in Parschnitz, der Nach zwölfjährigem Still-I stand erst im Laufe des letzten Sommers wiederausgenommen wurde, und in dem 100 ArbeiterBeschäftigung gefunden Hattens ist wieder stillgelegt wordetr. Die gesamte Arbeiterschaft wurde! entlassen.ticrichfssaalSchießender Einbrecher ver demPrager SchwurgerichtPolizist schwor vorletzt— Täter simuliertGeisteskrankreit—. Zweitägiger ProzeßPrag. Der 28jährige Josef Dej m, der Mon-tag dem Prager Schwurgericht auS der Untersuchungshaft vorgeführt wurde, ist ein gefährlicherKunde. Unter seinen elf Vorstrafen sind schwereKexkerstrafen von bielmonatiger Dauer. Vor.-dem SchwurgerichiShof des OGR. Dr. Sv t m-bera war nun dieser Josef Dejm angeklagt deszweifachen Verbrechens des nicht vollendeten Mordes, deS zweifachen Verbrechens der gefährlichenDrohung, de- Verbrechens deS versuchten Einbruchs-diebstahles und der Uebertretung gegen daS Waffenpatent.Die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. T r Z i> k h.In der Nacht auf den 21. Juli d. I. beobachtete■der Nachtaufseher derVinohradskaZalosjna(Weinberger Sparkasse), wie sich ein unbekannterMann aus den vergitterten ÄuSlagescheiben derFirma Kettner zu schaffen machte und verständigte telephonisch die Polizei. Wie später fesigestelltwurde, hat der Einbrecher, als welcher Josef Dejm-festgestssMwuxde,-Hin WeHk.-nicht tzMepden könnestiI-weil ein Ttzil I»«r.SicheeheitSschlchje»iseinen Be»,-'mühungen widerstand. Dcrtzcrbeierlende Polizeiinspektor Boukal kam eben noch zur rechten£:it...um den Einbrecher flüchten zu sehen. Er nahm,'unterstützt' von mehreren mutigen Passanten, dieVerfolgung auf. Der Einbrecher, wehrte sich gegen,bie' Verfolger,"dir, ihm hart auf den Fersen waren,zunächst mit Hieben mit seinem Handwerkszeugl Brecheisen und einet mit DiebSgerät gefülltenAktentasche). Im Lauf der weiteren Verfolgungzog er dann den Revolver und feuerte dreiSchüsse ab.Inspektor Boukal erlitt einen schweren Lungenschuß,dem Nachtwächter der" Firma Beranek, der stch ander Verfolgung beteiligte, wurden durch einen Nah schuß die Haare versengt,ohne daß ihn das Geschoß erreicht hätte. Ein Schußging inS Leer« und beim vierten Abdrücken versagteder Revolver deS Verbrechers. Er wurde fest.e-nommen, an Ort und Stelle gründlich verprügeltund sodann der Polizei übergeben. Bei seiner Festnahme bedrohte er seine Verfolger mit dem Tode.Ein klarer und eindeutiger Sachverhalt. Ebendeshalb nahm Josef Dejm seine Zuflucht dazu, daß er- den„Magor" spielte.Den„Magor spielen" bedeutet imKriminalsargondie Simulation einer Geisteskrankheit. Josef Dejmhat sich ein besonderes Schema für diese Simulation zurechtgelegt. Er betrachtet unausgesetzt seine.Fingernagel und wenn jemand zu ihm tritt, nimmter dessen Finger in seine Hand und unterwirft dieNägel des Betreffenden einer eingehenden Besichtigung. Ab und zu kratzt er die Leute, mit denener jeweils zu tun hat, weiß aber sehr gut die Amtspersonen von gewöhnlichen Sterblichen zu unterscheiden. Die Simulation, die er fest fast einemhalben Jahr durchführt, erfordert einen beträchtlichen Aufwand von Willenskraft, ist aber recht unsachgemäß durchgeführt. Die Gerichtsärzte bezeichnen den Angeklagtenals ungeschickten Simulanten,dessen vorgespiegeltes Krankheitsbild absolut unglaubwürdig ist. Der als.sachverständiger Zeugevorgeladene Gefängnisarzt Dr. N a v a r a berichtetedem Schwurgericht eine Reihe ergötzlicher Episodenzu diesem Punkt. Man hat z. B. den„unzurechnungsfähigen" Josef Dejm dem Strahl einer Wasserspritze ausgesetzt. Er verbarg sich prompt hinterdem Rücken des G e f ä n g n i s a r z t e s, wo er sich.mit Recht sicher fühlte.Dejm erhielt diese Simulationstaktik auch beiseiner Einvernahme vor den Geschworenen aufrecht.Er reagierte auf keine Fragen und betrachtete un«ausgesetzt.seine Fingernägel.. Es wurde eine Reihevon Zeugen einvernommen, unter denen der angeschossene Polizeiinspektor Boukal die größte Aufmerksamkeit erregte. Inspektor Boukal ist bis zum heutigen Tag von den Folgen seines schweren Lungen-,schusses nicht genesen Und noch immer nicht dienstfähig. Er sprach mit leiser Und schwacher Stimme.Es Besteht die Befürchtung, daß er nie..mehr seinefrühere Gesundheit wieder erlangen wird.Die Verhandlung wurde auf heute vertagt.<tf.?•