Sette 6
„Sozialdemokrat"
Freitag, 14. Dezember 1934. Nr. 292
Der Bezirksverein.Arbeiterfürsorge"
ersucht seine Gesinnungsfreunde und Gönner, Geldspenden für das Winterhilfswerk für Stein- schönau bis zum 15. Dezember einzuzahlen auf das Postsparkafsen-Konto Nr. 95.839 Prag . Wer Kleiderspenden vorbereitet hat, die noch nicht abgeholt wurden, wird gebeten, diese unserem Sekretariat, Prag XII., Slezskä 13, Tel. 539,19, bekanntzugeben. Die Abrechnung der Listen und Lebensmittelblocks ist«och diese Woche vorzunehmen.
PBAGgR ZEITUlift
Jeden S^.tag Ausflugszug i«S Riesengebirge. Die Staatsbahndirektion in Prag , Referat der Aus- flugszüg« verlautbart, daß sie stets am Samstag Abend(Abreise um 18 Uhr 33 Minuten)«inen Sondermotorzug nach Freiheit a. d. Aupa— Johannisbad zum Preis« von 75 XL veranstaltet. In diesem Preise inbegriffen der Fahrpreis hin und zurück, der Fahrpreis für den Autobus nach Johannisbad und zurück, Nachtlager und Frühstück, sowie Unfallsversicherung, oder Sonntag früh zum Preise von 06 Kc.(Fahrkarten hin und zurück, und Autobus nach Johannisbad und zurück). Anmeldungen nimmt stets spätestens bis zum vorhergehenden Freitag 17 Uhr, das Referat der Ausflugszüge Prag , Bazar neben dem Wilsonbahnhof Telephon Nr. 383.55 entgegen. Jahres- und Halbjahreskarten. Zwecks Vermeidung des Andranges in den letzten Dezembertagen macht die Staatsbahndirektion in Prag darauf aufmerksam, daß die Jahres- und Halbjahreskarten, die ab 1. Jänner 1935 gelten, bereits bei der Ausgabestelle des Masarykbahnhofes in Prag von 8 bis 13 Uhr ausgefolgt werden. Vom 17. Dezember bis 12. Jänner werden die Jahreskarten täglich von 8 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr ausgegeben. Am Heiligen Abend, zum Silvester und am Samstag nur von 8bis 12 Uhr. An Sonn- und Feiertagen wird nicht amtiert.
Kunst und wissen Billiges Weihnachtsab»nnement z« Geschenkzwecken. Ausgabe ab 15. Dezember 1934. 18 Vorstellungen rm Neuen Theater und acht Premieren in der Kleinen Bühne, beginnend im Jänner 1935. Ein guter Galeriefitz 210 XL, ein guter Parterresitz 440 XL usw.«sw. Ermäßigung gegenüber den Kassenpreisen bis über die Hälfte! Drei Raten- Zahlungen möglich! Spielplan des Uenen Deutschen Theaters. Freitag halb 8: Der Enkel des Golem. D 2.— Samstag 7: Tannhäuser , CI«
Spielpla« der Kleinen Bühne. Heute Freitag 8 Uhr: Schule für Steuerzahler, Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf.— Samstag 8%: Maxund Moritz, Erstaufführung, 8:Schulefür Steuerzahler.
Gcriciitssaal Die Geliebte erstochen Eine Eifersuchtstragödie vor den Prager Geschworenen. Prag . Die gegenwärtige Schwurgerichtsperiode steht im Zeichen der M o r d- und Sittlichkeitsverbrechen, die das Hauptkontingent der verhandelten Fälle stellen. Nach einer wahren Serie schwerer Anklagen wegen Notzucht und Blutschande stand am Mittwoch wieder ein Mordfall zur Verhandlung. Angeklagt war der 24jährige Kellner Stanislav K v a p i l des Mordes an seiner Geliebten Anna L u l e Z. Die Verhandlung leitete Vizepräsident C h a r y p a r, als Ankläger fungierte Staatsanwalt Dr. S p i n a r. Der Angeklagte war mit der Anna Lukes vor vier Jahren bekannt geworden. Damals war sie noch ledig und hieß Mare s. Es kam häufig zu Auftritten zwischen dem Paar und einige Zeugen behaupten, Kvapil habe seine Freundin mißhandelt. Im ganzen aber wird ihm ein gutes Zeugnis ausgestellt. Er soll brav und arbeitsam gewesen sein und außerordentlich verliebt in seine Freundin, die ihrerseits, kein gerade musterhaftes Leben führte, nebenbei verschiedene andere Bekanntschaften und Beziehungen unterhielt rind in allerlei Nachtlokalen wie zuhause war. Als ihre Mutter ihr einmal Vorhaltungen machte, antwortete sie: „Wenn ich nicht ausgehen darf, müßte ich verrückt werden." . Später heiratete sie den Kaufmami Lukes, den sie aber bald wieder verließ, um mit dem Angeklagten zusammenzuleben. Da sie sich auf die Dauer mit ihm nicht vertrug, kehrte sie zu ihrem Manne zurück.
aber nur, um ihn alsbald zum zweitenmal zu verlassen. Sie hat im Laufe eines Jahres geheiratet, stch scheide» lasten und ihre« früheren Gatten noch einmal geheiratet. Schließlich verteilte sie ihre Gunst zwischen dem Gatten und dem Freund, wobei sie auch ab und zu noch verschiedene Abenteuer hatte. Kein Wunder also, daß bei der Verliebtheit Und Eifersucht Kvapils die Situation allmählich bedrohlich wurde. Bereits im Juni d. I. kam es zu solchen Gewalttätigkeiten, daß die Lukes gegen den Angeklagten Strafanzeige wegen leichter Körperverletzung und gefährlicher Drohung erstattete. In der Nacht auf den 15. Juli kam es zur Katastrophe. Anna Lukes saß mit ihrem Bekannten Karl Petrläk im Nachtlokal„P e k l o"(„Hölle") in der Waffer- gasse, als der Angeklagte ins Lokal kam. Beim Anblick ' seiner Freundin und deren Kavaliers geriet er in größte Erregung und verursachte einen gewaltigen Exzeß, wobei er Gläser gegen die beiden schleuderte und schließlich mit Gewalt aus dem Lokal entfernt werden mußte. Kvapil lief hierauf nachhause und holte stch en» großes Küchenmeffer. Mit diesem bewaffnet lauerte er in der Erbengaste vor dem Haus, in welchem die Lukes wohnte. Als diese in Begleitung ihres Galans sich endlich näherte, sprang Kvapil auf sie zu und rief sie an. In Ahnung der drohenden Gefahr flüchtete die Lukes und Kvapil verfolgte sie. In der Londhnfkä holte er ste ein und stieß ihr das Mester zuerst in den Kopf, dann in de» linken Arm und endlich in die linke Brustseite. Anna Lukes verblutete in wenige» Minuten. Der Täter warf dann das Mester weg und ließ sich widerstandslos festnehmen.. Bei der Verhaftung äußerte er noch seine Befriedigung über die vollbrachte Tat. Bei der Hauptberhandlung bestritt er die Mordabsicht und erklärte, er habe seine Geliebte nur erschrecken wollen. Er zeigte sich zerknirscht und reumütig und weinte bei seiner Einvernahme. Di« Verhandlung dauerte bis gegen Abend und endete damit, daß die Geschworenen die ersteHaupt- frage auf Mord einstimmig verneinten. Dagegen bejahten sie gleichfalls ein- stimmigdie Eventualfrage auf Totschlag. Der Schwurgerichtshof verurteilte Stanislav Kvapil zu fünf Jahre» schweren und verschärften Kerkers. rb.
Der Film Die Siebzehnjährige Als gäbe es keine neuen Filme von Rene Clair , von Benoit-Levy, von Gustav Machaw und von Jacques Feyder (und noch ein gutes Dutzend äfiderev Filme. vk'e wir noch nicht Usnftn haben), stürzen sich unsere Verleiher und Kinodesitzer auf die Abfälle aus Goebbels ' Küche— und wundern sich über den Streik des Publikums. Aber wer soll— zum Beispiel— an dieser »Siebzehnjährigen" Gefallen finden, die man einem verschollenen Theaterstück des schon halb vergeffenen Max Dreher entnommen hat, der um die Jahr- hundertwende ein Mitläufer des dramatischen Naturalismus war— und dessen Schaffen schon einmal als Vorlage für eine dumme Parodie auf die „Mädchen in Uniform" benützt wurde(die„Reifende Jugend" hieß). Wer soll sich für dieses adelige Töchterchen interessieren, das vom jungen und vom alten Baron Schletiow gleichzeitig geliebt wird und auf diese Weise zu unbeschreiblich komischen Auseinandersetzungen zwischen Vater, Sohn. Mutter und Großpapa Anlaß gibt und dem Erntefest auf dem Rittergut beinahe einen tragischen Abschluß geben würde, wenn nicht die schleunige Abreise des Mädchens alles wieder in Ordnung brächte? Diese sterbenslangweilige Geschichte wäre nicht einmal durch gute Darstellung zu retten. Wenn aber der Regisseur so plmnp ist, wie dieser Herr Rabenalt und im ganzen Ensemble sich nur«in einziger wirklicher Schauspieler(nämlich Alfred Abel ) befindet, dann bleibt nichts als ein« gähnende Leere.— eis—.
Spott• Spiel• Körperpflege Die DTI-Leichtathlettk L Z. 1934 14 neue Berbandsbestleistnngen, davon drei bei den Frauen— Die zehn besten Durchschnittsleistungen I. Die Leichtathlefik in der DTJC hat ihren eigentlichen Aufstieg im Jahre 1933 genommen und im heurigen Jahre durch die Prager Arbeiter-Olympiade eine Verstärkung erfahren, di« auch in d«r Erzielung neuer BerbandSbesileistungen bei den Männern wie bei den Frauen Ausdruck fand. In. organisatorischer und technischer Beziehung war die Arbeit bei der Olympiade ein großer Fortschritt und der im nächsten Jahre folgende Schulungskurs der Spartenleiter wird hierin weitere erfolgreiche Tätigkeit gewährleisten. In allen zwölf Kreisen nimmt, das Jntereffe für die Leichtathletik zu. Ein großes Hindernis für eine erfolgreiche Ausbildung und Weiterentwicklung bilden die kleinen, für die Leichtathletik ungeeigneten Sportplätze. Daß aber die tschechischen Arbeitersportler gerade trotz diesem großen Handicap ihre Leistungsfähigkeit stark verbessern konnten, das zeugt von großer Liebe für den Sport und im besonderen für die Arbeitersportbewegung. Daher ist es auch zu begrüßen, daß die leichtathleti- schen Techniker nun darangehen, eine Leistungstabelle zu veröffentlichen, di« in übersichtlicher Form das Vorwärtsstreben in der Leichtathletik veranschaulicht.
Unerklärlich ist, daß der Sportler Hally in der Leistungsliste auffcheint, wo dieser doch kurz nach der Olympiade zu den Bürgerlichen ging(Sparta Prag). Bei den Leistungen der zehn Besten find die Ergebnisse der Ersten oft besser als die Bestleistung; sie fanden als solche nur deshalb nicht die Anerkennung, weil die Protokolle darüber nicht dem Technischen Ausschuß zur Genehmigung vorgelegt wurden. Die neuen Bestleistungen 100 Meter: Hally(Prag ) 10.8 Sek. 800 Meter: Kraft(Pilsen ) 2:05.5 Mia. 1500 Meter: Kolin(Prag ) 4:20 Min. 10.000 Meter: Hrdlicka(Brünn ) 35:02.4 Min. 4X100 Meter: DTJ Brünn V 46.4 Sek. Schwedenstafette: DTJ Brünn V 2:12.4 Min.
Hochsprung: SmrLka(Prag ) 1.76 Meter, Weitsprung: Goth(Prag ) 6.64 Meter. Dreisprung: Goth(Prag ) 13.38 Meter. Kugel: Schöps(Prag ) 12.38 Meter. Diskus: Jgnacek(Brünn ) 38.52 Meter. Frauen: Olympische Staffel: DTJ Brünn V 58.8 Sek. Kugel: Kucerovä(Prag ) 9.93 Meter. Diskus: PaLikovskä(Preßburg ) 28.92 Meter. Die Leistungen der zehn besten Sportler (Der Ort des Wettkämpfers bedeutet den Sitz des Kreises, welchem er angehört.) Kurz- und Mittelstrecken 10V Meter: 1. Hally(Prag ) 10.8, 2. Kral« (Proßnitz) 11, 8.-6. Mirek(Proßnitz), Poupa (Königgrätz ), Saulich(Proßnitz) 11.1, 6. Kugler (Brünn ) 11.3, 7.—8. Brzicky und Sandtner(Prag ) 11.4, 9.—12. Bubak(Preßburg ), Pokorny und Sindler(Pilsen ), Zanaska(Brünn ) 11.5 Sek. Durchschnitt: 11.22, 1933: 11.39 Sek. Bestleisiung: Hally(Prag ) 10.8 Sek., erzielt im Jahre 1934. 200 Meter: 1. Mirek(Proßnitz) 22.9, 2. Kra- lik(Proßnitz) 23.2, 3. Hally(Prag ) 23.8, 4. Kugler(Brünn ) 23.9, 5. Saulich(Proßnitz) 24.1, 6. Sandtner(Prag ) 24.2, 7.—8. Holubec und Pokorny(Pilsen ) 24.3, 9. Rozboril(Brünn ) 24.4, 10. Brzicky(Prag ) 24.6 Sek. Durch sch nit.t: 23.97, 1933: 24.51 Sek. Bestleistung: Brzicky(Prag ) 23.3 Sek., erzielt 1930.
400 Meter: 1. Kralik(Proßnitz) 52.8, 2. Sekot (Proßnitz) 53, 3. Saulich(Proßnitz) 53.4, 4. Kvas- niLka(Proßnitz) 54.1, 5. Zanaska(Brünn ) 54.2, 6. Cerny(Prag ) 54.6, 7. Kugler(Brünn ) 55.2, 8..Holubec(Pilsen ) 55.3, 9.—10. Krajikek(Pilsen ), und Rozbokil(Brünn ) 55.8 SÄ. Durchschnitt: 54.42, 1933: 54.94 SÄ. Bestleisiung: Skala(Pardubitz ) 51.6 SÄ., erzielt 1931. 800 Meter: 1. Sekot(Proßnitz) 2:08, 2. Sau-, lich(Proßnitz) 2:03.8, 3. Kvasnikka(Proßnitz) 2:04, 4. Kraft(Pilsen ) 2:05.5, 5..Karafiat(Prag ) 2:05.9, 6. Kralik(Proßnitz) 2:06.8, 7. Purchart (Brüx ) 2:07, 8. Dolezel(Proßnitz) 2:09, 9. Flegr (Brüx ) 2:09.2, 10. Kolin(Prag ) 2:09.5 Min. Durchschnitt: 2:06.3, 1933: 2:10.7 Min« Bestleisiung: Kraft(Pilsen ) 2:05.5 Min., erzielt 1934. 1500 Meter: 1. Kolin(Prag ) 4.20, 2. Kraft (Pilsen ) 4:23.2, 8. Gallo(Preßburg ) 4:26.4, 4. Dolezel(Proßnitz) 4:29, 5. Huüka(Proßnitz) 4:29.1, 6. Saulich(Proßnitz) 4:30.9, 7. Lanik (Brünn ) 4:31.4, 8. Smutny(Brünn ) 4:32, 9. Bo- senile!(Pardubitz ) 4:33,10.<stika(Pilsen ) 4:33.2 Minuten. Durchschnitt: 4:28.8, 1933: 4:30.4 Min. Bestleistung: Kolin(Prag ) 4:20 Min., erzielt 1934.
Lus der Partei Bezirksvertretnng Prag: Montag Sit u n g. Montag, den 17. Dezember, 8 Uhr abends, im Parteihei« Rärodni tr. wichtige Sitzung. SPD -Emigranten Prag : Die angesetzte Versammlung für diese Woche muß verschoben werden. Sie findet Donnerstag, den 20. Dezember um 7 Uhr abends im GewerffchaftShaus am PerSthn statt.
Vereinsnadirldilcn * Ab morgen Mieder Kinder- A turnen! Turnzeit: 8 bis 5 Uhr im Deutschen Realgymnasium in der StLpanskä. Eltern! Be- reitet eueren Kindern eine Freude. S ch ickt sie in das PRAG Atiiz--Ainderturilenl
Urania-Kino, Ktimentska 4. Fernsprecher 61623.
SU Srcita«: „Die große Chance“ mit Häuft Niese in der Sauvtrolle.
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