Str. 30«Mittwoch, 19. Dezember 1934Seite 9Diätenabzüge gestaffeltPrag. Der ursprüngliche Koalitionsantrag,die bisherigen Abzüge von den Diäten der Parlamentarier unverändert bis Ende 1938 zu verlängern, wurde am Dienstag im Budgetausschuhnach einem Referat des Abgeordneten Bergmann(Nat.-Soz.) ziemlich überraschend geändert, indem eine Staffelung der Abzügeje nach dem Wohnort der Abgeordneten, bzw.Senatoren angenommen wurde.Der bisherige Abzug von 14 Prozent(d. i.700 Kc monatlich) bleibt für die Parlmnentarieraufrecht, die ihren ordentlichen Wohnsitz in Praghaben. Bei jenen, die außerhalb Prags in Böhmenoder Möhren-Schlesien wohnen, wurde der Abzugauf 10 Prozent, bei den Parlamentariern, die in derSlowakei'oder Karpathoruhland wohnen, auf 5 Prozent herabgesetzt. Die sonstigen Abstriche von denweiteren Bezügen der Vizepräsidenten(14 Prozent)und der beiden Präsidenten(19 Prozent) bleibenunverändert.*Im Plenum des Hauses erklärte Je zek(Nat.-Dem.), er sei dagegen, daß die Abzüge gemildert werden, solange die Abzüge der Staatsange-stcllten aufrecht bleiben. Bergmann erwiderte,daß Jezck als Mitglied des Zwölferausschusses derStaatsangestellten ja wiffen müsse, daß der Vorsitzende der Regierung dieser Kommission das b i n-dende Versprechen gegeben habe, dah dieGehaltsabzüge der Staatsangestellten im Jahre 1935allmählich gemildert werden. Das sei eine hinreichendeGarantie und es liege kein Grund vor, dieser Erklärung des Ministerpräsidenten, die sicher im Einvernehmen mit den übrigen Regierungsmitgliedernerfolgt sei, nicht zu glauben.Daraufhin wurde die Vorlage in der AuS-schuhfassung mit der einzigen, von der Koalitionbeantragten Aenderung angenommen, dah dieAbzüge für die slowakischen und karpathorussi-schen Parlamentarier nicht fünf, sondern sechsProzent betragen sollen.•An und für sich ist eine Staffelung der Diäten nach dem Wohnort sicher nicht unbillig. DieAuffaffung, ob sie aber gerade jetzt erfolgen undsich in einer Milderung der Abzüge für die außer-halb Prags ansässigen Parlamentarier auswirkensoll, war in den Couloirs jedoch geteilt. Zweifellos will man mit diesem ersten Durchbruch in dasSystem der Gehaltsabzüge eine allgemeine Milderung der Abzüge für die Staatsangestelltenüberhaupt einleiten, von der in der letzten Zeitso viel die Rede ist. Immerhin haben sich die Bedenken gegen diese Lösung auch in den Senatübertragen, der die Vorlage am Mittwoch zugewiesen erhalt, so dah augenblicklich eine nochmalige Abänderung der Vorlage in den Bereich derMöglichkeit fällt.Qualifizierte Mehrheitim Parlament noch nm 19 Stimmen überschrittenPrag. Im Parlament gab es am Montageine ungewöhnlich starke Präsenz: Auf der Tagesordnung stand die Abstimmung über die Regelungder Grenze mit Rumänien, wofür nach der Verfassung eine qualifizierte Mehrheit von 180Stimmen vorgeschrieben ist. Die Koalition hattedeshalb heute strengste Präsenz angeordnet, umdiese Vorlage, deren Verhandlung sich schon überzwei Jahre hinausschleppt, endlich zur Annahmebringen zu können. Tatsächlich ergab sich bei derersten Lesung eine hinreichende Mehrheit von 199Stimmen gegen 12, bei der zweiten Lesung sogareine solche von 203 gegen 13. An der Abstimmungbeteiligten sich auch sämtliche Regierungsmitglieder. Nachher wurden noch zwei weitere Verträgemit Rumänien über die Regelung der gegenseitigen Forderungen in alten Kronen und über dievlc fasclstisdie Internationaleunter römischer FührungM- n t r e n x.(Havas.) Montag ist inMontreux der internationale Rat, der vom»Aktionsausschuß für die Universa-litätRoms" einberufen wurde, unter demVorsitze des italienischen Delegierten General 8 o-s e l s ch i zusammengetreten. Es gelangten zweiResolutionen zur Annahme, in denen erklärt wird,daß der korporative Fasrismus die einzige Grundlage für die friedliche Entwicklung Europas istund der Marxismus, der Kapitalismus und derfalsche bonrgeoisr Rationalismus verurteilt werden. Unter den Teilnehmern des Kongresses befinden sich vor allem Vertreter der österreichischen Heimwehren, der nationalistischenAufteilung des Vermögens gewisser Waisenkassenaus den Grenzgebieten angenommen.Ausgeliefert wurde der Ungarisch-NationaleSzentivänyi nach 8 14, 1, und derKommunist Vallo nach 8 16, 3 des Schutzgesetzes.— Nächste Sitzung Mittwoch, den 19. Dezember,um 12 Uhr mittags.Vie ArbeitslosigkeitIn NordböhmenIm November um 8.78 Prozent gestiegenDie Anzahl der Arbeitslosen ist in Nordböhmen im Laufe des Monates November 1934von 119.982 auf 128.093, d. i. um 8111, also8.78 Prozent gestiegen. Im gleichen Monate desVorjahres war die Anzahl der am Ende des Monates gemeldeten Arbeitslosen 131.273, washeuer also ein Minus von 3180, d. i. 2.4 Prozent bedeutet. Bon den einzelnen Zweigen sind anzuführen(zum Vergleich mit den früheren Jahrensind auch in den Klammern die Daten vom Anfang November 1934 und vom Ende des MonatesNovember 1933 angeführt): die Textilindustriemit 23.222,(22.492, 24.748), Hilfsarbeiter mit18.821(17.914, 20.625), Glasindustrie mit16.975(16.169, 19.318), Bauindustrie mit14.258, Metallindustrie 11.783(10.761,11.878), Taglöhner mit 10.823(9749,10.849) usw.Auf dem Arbeitsmarkte machte sich vor allemdie Beendigung der Saisonarbeiten geltend. Inden Industriezweigen ist fast durchwegs eine Verschlechterung zu verzeichnen, besonders in der Textilindustrie, was sich hauptsächlich in der Vermehrung der zeitweisen Aussetzungen zeigt. Derselben ist auch die große Erhöhung der Anzahl derarbeitslosen Bauarbeiter zuzuschreiben, die heuerbedeutend größer ist, als wie in den früherenJahren.Boykott-Aufruf der LondonerFrauenWährend die von den Nazis neuorganisiertedeutsche Handelskammer in London die jüdischenKausteute Englands zur Aufgabe des Boykottsreichsdeutscher Waren bewegen will, ist der deutschen Ausfuhr in London ein neuer Gegner erstanden: die.EinkaufS-Liga der Frauen" hat sichrechtzeitig vor Weihnachten mit einem Aufruf andie Londonerinnen gewandt, in dem auf die Entrechtung der Frauen im Dritten Reich und aufDeutschlands Kriegsrüftungen hingewiesen wird.Der Schlußsatz des Aufrufs lautet:»Es ist eurePflicht als Frauen, die deutschen Waren zu b o y-koitieren, denn damit kämpst ihr für dieFreiheit und für den Frieden!"Bewegung in Griechenland, der sogenannten holländische»»Schwarzen Front",der portugisischen faseistischen Bewegung, der rumänischen»Eisernen Front"und der spanische»»Falanga".Der Internationale sascistische Kongreßnahm ferner eine Resolution über die„soziale"Aktion des Fasrismus und gegen die jüdisch c n und internationalisierenden sowie die demChristentum feindlichen Elemente an. Der Kongreß sandte an Mussolini als Haupt desitalienischen Fasrismus, ein Begrüßungstelegramm.Vor zwanzig Jahrenging Masaryk Ins AuslandDienstag abends wurde in Prag im Repräsentationshaus vom Tschechoslowakischen Nationalrat und den Legionärsorganisationen die 20. Wiederkehr des Tages, an dem der damalige ProfessorMasaryk die österreichische Grenze überschritt,um den nationalen Abwehrkampf gegen Oesterreichzu organisieren, festlich begangen. Namens derRegierung, die durch fünf Minister vertreten war,sprach Dr. Derer, für die Legionäre Dr.S Y ch r a v a und Jng. Pavel.Mildes Urteil gegen tschechischeJungfasclsten aufgehobenBrünn. Das Oberste Gericht in Brünn fällteam Dienstag die Entscheidung in Angelegenheitder faseistischen Jungmannschaft. Der Nichtigkeitsbeschwerde des Staatsanwalts gegen das Urteil des Kreisgerichtes in Pilsen gab das ObersteGericht statt und hob das Urteil auf. Fernerfällte das Oberste Gericht ein Urteil, durch das derHauptangeklagte B. B r o Z i k aus Pilsen wegenVerbrechens nach dem Gesetze zum Schutze der Republik zu einem Jahr schweren Kerkers und zumVerlust der bürgerlichen Ehrenrechte unbedingtverurteilt wird. Ursprünglich lautete das Urteilauf zwei Monate strengen Arrests unbedingt. DerStraffall der übrigen 55 Angeklagten wurde andas Kreisgericht in Pilsen zu neuer Verhandlungzurückverwiesen.Im Falle Johann K o n r ä d aus Pilsen, derwegen eines ähnlichen Delikts mit einer Gruppevon 46 Fascisten in Klattau vor Gericht stand undzu einem Monat strengen Arrest, verurteilt wurde,hat das Oberste Gericht die Nichtigkeitsbeschwerdeabgewiese».Vorschlag an die Postdirektion. Wir habenneuerdings auf einen Uebergriff der deutschenPostbehörden aufmerksam zu mache». Ein Exemplar des„Sozialdemokrat", adressiert an die„Danziger Volksstimme" in D a n z i g, kam mitfolgendem Vermerk zurück:„Zeitung in Deutschland verboten. Infolgedessenauf Grund Artikel 45, Ziffer 3 des Weltposwer-trages zurück."Dieser Vermerk stammt vom Bahnpostamt 20,Dresden A 7, Kellstratze 12. Der Zeitungsumschlag befindet sich in der Redaktion des„Sozialdemokrat".— Da die Zeitung nicht nach Deutschland, sondern nach Danzig adressiert war, hatkeine.deutsche Postbehörde das Recht, die Beförderung zu verweigern. Wir schlagen deshalb unserer Postdirektion vor, gegen die ständigen Ueber-griffe der reichsdeutschen Poststellen einzuschreiten.Anläßlich der Weihnachtsfeiertagewird unser Blatt bereits am Dienstag, den25. Dezember» zeitlich früh, als Weihnachtsnummer in verstärktem Umfange inallen Orten sein, und können unsere Kolporteure die Zeitungen schon um 6 Uhr frühvon der Bahn abholen.Die Ausgaben von Mittwoch, den28., und Donnerstag, den 27. Dezember,entfallen. Unser Blatt erscheinterst Freitag, den 28. Dezember, wiedernormal.Am Dienstag, den 1. Jänner 1985,erscheint unser Blatt als NeujahrSnummrrim verstärkten Umfang, die Mittwoch-ausgabe vom 2. Jänner erscheint zur gewohnten Stunde.Die Verwaltung.EntflechtungAus Berlin wird uns geschrieben:Eine deutsche Zestschrift hat endlich den Mutgefunden, gegen das Verbrechen der Kastration undSterilisatipn Stellung zu nehmen. Schützend stelltsie sich vor die Opfex. Vor die Menschen? Rein,vor die Sprache. Es. ist. das Organ des DeutschenSprachvereins, das in der Nununer vom Brächet1934 die Vergewaltigung der deutschen Sprachebedauert, weil»hier, wie sonst ganz überflüssigerWeise die Wahl des. fremden Wortes. den irrigenAnschein erweckt, als ob die deutsche Sprache nichtüber die notwendigen Ausdrucksmittel, verfügte.".Fort mit der Kastration. Man sage: Entmannung.Ganz besonders ärgerlich findet der deutscheSprachverein das Wort sterilisieren. Sein Gebrauch ist geradezu unappetitlich, da man ja leiderGottes noch immer das Einkochen von Obst, dieEntkeimung von Milch als Sterilisation bezeichnet.Dabei ist auch dieses Wort längst überflüssig geworden, seitdem der-Gebrauch der Weckesche»Gläser zum Verbum»einwecken"- geführt hat.Was liegt näher als denselben Stamm für Menschen und Kompott zu verwenden. Und wie schönreimt sich dann auf entwecken— verrecken.Leider bestehen Bedenken bei der Zeitschrift,aber es gibt Ersatz. Die Sterilisation des Menschen durch das Dritte Reich soll Entfruchtung genannt werden. Das fordert sie.Im übrigen ist Entfruchtung zur Zeit dasgroße Arztgeschäft in Deutschland. Hunderte bestürmen die Aerzte in der Provinz, entfruchtet zuwerden. In Berlin haben sich nach Angabe desStadtarztes Dr. Klein allein etwa 1000 gemeldet.Auf einem deutschen Kongreß wurde neulich berichtet, daß eine Frau sich„ostisch überlagert"fühlte und schuldbeladen um Entfruchtung flehte.Man sieht, es ist nur ein Schritt vom Wahnsinnder erweckten zu den entweckten Deutschen.Der hübsche, kerngesunde Bauernjunge, dersich sterilisieren läßt, weil sein Vater etwas zu vielgetrunken hat, ist der Liebling des Dorfes geworden. Er kann sich vor Anträgen kaum mehr retten.Wie aus der Postkutschenzeit mutet der Kampfum die Abtreibung an. Hitler ist gründlicher.Deswegen hat auch kürzlich das Hauptblattdes Reichsnährstandes vorgeschlagen, daß benachbarte Dörfer einem„Zqchtwaxt". unterstellt werden sollen. Er hat„die. wertvollen Ehegatten zuverpflichten, eine möglichst.große. Zahl von Kindern zu haben". Die.Liebe, bleibt, wie man sieht,ein Reservat der wilden. Tiere und Emigranten,die sich von keinem Zuchtwart verkuppeln lassen.Ist aber erst die Liebe gänzlich eugenisch mechanisiert, dann verschwinden aus Deutschland die letzten Reste des liberalistischen. Zeitalters.—dd.BrückenBrücken sind wie Arme, die dich Sergen,Wenn du nichts mehr siehst als deinen Weg,Endlos, grau—, kem Ziel, nur einen Steg,Und du lebst in einer Welt von Särge«...*'Brücken sind wie gute, milde Sterne»Wenn im Retz der Straßen d« erschrickst.Und erschauernd in die Zukunft blickst.Zeigen sie das Ziel dir in der Fern«—!*Brücken find wie schwingend« Gedanke«,deine Last—, läßt du sie nicht zurück—?Geh' hinüber—. Drüben wohnt das Glück,Den« die Hoffnung stäßt auf kein« Schranken.*Brücken find eS, die«ns weiter tragen,Laßt fie täuschen—. Rur der Mensch zerbricht,Dein der Glaube an sei« Ziel erlischt—Laßt uns zueinander Brücke« schlagen!Pierre.Der Tauchervon San MartinoScharf und zackig ragt das Eiland an sonnigen Tagen aus der blauen Spiegelflut des Mit-telmeereS. Mit einem weißen Saum, wie Brüsseler iSpitzen, schmücken die Wellen die FelSküsten. Abermeterhoch spritzen die Wogen, rennen wütend undtoll gegen das Gestade an, bricht ein Sturm los.Dann ist die friedliche Fischerinsel nicht wieder.zuerkennen und der Fremde, den hier ein Unwetterüberrascht und festhält, befürchtet, die nächste heranbrausende Wafferwoge würde alles verschlingen.An solch einem Tage sah ich einen Mann amUfer stehen, dort, wo es besonders steil abstürzte.Aus seinem wettergebräunten Gesicht leuchtetenzwei übergroße Augen, in denen sich die aufzuckenden Blitze widerspiegelten. Durch das volle schwarzeHaar zog die silberne Furche einer hellen Strähne,die Lippen hatte er fest aufeinandergepreßt, dieFlügel seiner schmalen Nase— die ihn als Sohndieser Insel kennzeichnete— bebten in heftigsterErregung.Ich schätzte den Mann auf höchstens vierzigJahre. Er stand mit nacktem Oberkörper inlauernd vorgebeugter Stellung, den Blick starr indie Tiefe gerichtet. Die weiten Beinkleider um seineFüße schlenkerten im Sturm wie zerfetzte Segelam Mast. Zuweilen hob er den rechten Arm, holtezu einem mächtigen Schlag aus und ließ ihn insLeere niedersausen. Dabei entrang sich ein unendlich qualvolles Stöhnen seinem Munde.Eine Weile betrachtete ich gebannt das unheimliche Schauspiel, dann zog ich es vor, in diekleine Schenke am Hafen zurückzukehren, lDer alte Pedro, dick und gutgelaunt wie immer, begrüßte mich mit spanischer Grandezza undfragte nach meinen Wünschen. Ich erzählte ihmmein Erlebnis.«Ach, Sie meinen Joft, antwortete der Wirtund kratzte seine braune, ölige Glatze.„Tja, dasist ein armer Junge und er verdient es, daß manMitleid mit ihm hat... Sehen Sie, mein Herr,Jose hatte Annabell« sehr geliebt. Sie wuchsenals Kinder zusammen auf und er träumte davon,sich mit ihr einst ein kleines Wirtshaus drübenauf dem Festland aufzumachen. Aber die schöne,vielumworbene Annabella trug kein Verlangennach solch einem häuslichen Glück— und verschwand eines Tages von San Martino. Joft rastewie ein junger andalusischer Stier, als er es erfuhr-— wir gingen ihm aus dem Wege und wollten ihn austoben lassen. Er sprang in sein Bootund segelte nach Westen... Fünf Jahre blieb eraus, wir dachten alle, er sei längst tot. Inzwischenbegruben wir seine Mutter und auch sein Vaterkam von einem Fischfang nicht mehr heim. Nachfünf Jahren, am Himmelfahrtstage, tauchte unserJoft groß, heiter und männlich wieder auf. Zeigtelachend und stolz sein erspartes Geld. Erzählteso manches von seinen Abenteuern als Taucher inden verschiedenen Meeren. Bon Annabella spracher kein Wort mehr, die blieb verschollen, wirhüteten uns, an sie zu erinnern und so schien allesbei bestem Wind.Da kam die Sache mit der„Granada". Sieerinnern sich doch, mein Herr, die vor zehn Jahrenan der afrikanischen Küste mit Mann und Mausversoff? Den Rettungs- und Bergungsarbeitenstellten sich ungeahnt große Schwierigkeiten entgegen, weil das Gerücht umging, die„Granada"gehörte zu den schwimmenden Särgen, Schiffe, aufderen Untergang die Gesellschaft hofft, um diehohe Versicherungssumme zu erlangen— und dasBetreten eines solchen Fahrzeuges bringt jedemehrlichen Seemann Unglück.. Deshalb fanden sichauch keine Taucher, die gewillt gewesen wären,hinabzusteigen. Trotzdem mußte wenigstens eineAnzahl der verunglückten Passagiere geborgenwerden, um einen internationalen Skandal zu verhüten. Der erste Taucher, der sich bereit ercklärte, Jwar Josk. Wir warnten ihn, versuchten ihn zurückzuhalten und erinnerten ihn an den Fluch, derauf dem Schiffe laste—• er verlachte unsereMahnung. Stieg hinunter, in der Hand das kleinescharfe Beil, mit dem er'sich einen Weg durch dasGrauen bahnen wollte.Der Alte schwieg. In' der Finsternis tasteteich heimlich nach meinem Glas, um die Erregungzu meistern.„Und—?"„— und als man Jose nach banger Frist mitunendlicher Mühe wieder an Deck des Rettungsschiffes gezogen hatte, lag er stundenlang in tiefster Ohnmacht. Wohl, kam er wieder, zu sich. Dochsein Geist blieb zerrüttet.... Später wurde die„Granada" doch gehoben.und. die Leichenagnosziert. Es müssen sich herzzerreißende Szenenwährend des Unterganges abgespielt haben. Vielewaren bis zur Unkenntlichkeit aufgedunsen undman sah noch die Todesangst in ihren verzerrtenGesichtern. Mütter hielten krampfhaft die Kinderan die Brust, manche waren in den Kabinen erstickt. Fast alle waren von Fischen angefressen.Den Kapitän fand man mit durchschossener Schläfe>n seiner Kajüte, engumschlungen mit einer jungen, schönen Frau."„Annabella", sagte ich leise.Pedro nickte.„Ihr war die Kugel mitten insHerz gedrungen. Sie hat bestimmt nicht lange gelitten. Nur des Kapitäns Kopf soll überdies gräßliche Wunden aufgewiesen haben. Wie von frischenBeilhieben..."Das Unwetter fdfiten vorüber. Draußen lichtete es sich.„Noch ein Glas mein Herr?", fragtePedro höflich.Hams Leo Reich.