Freitag, 21. Dezember 1934
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„Geht zu Bechynö in die Schule M i Warum nicht zu Beran? Die„Landpost" glaubt es sich leisten zu können, uns im Anschluß an die groß- Prager Versammlung der tschechischen Sozialdemokraten gute Lehren zu erteilen. Ganz in der Tonart der Hen- keinschen„Rundschau" wirft sie der deutschen Sozialdemokratie„haßerfüllten Kampf gegen jede völkische Regung im Sudetendeutschtum" vor, ja sie entblödet sich nicht, uns einen„r a ch e g i e- rigen Vorstoß gegen alles Deut sche " zu unterschieben. Den tschechischen Sozialdemokraten sagt die„Landpost" nach, sie hätten sich in die tschechische nationale Volksbewegung „offen und bedingungslos" eingegliedert. Und sie weiß dieses nach Anbiederung riechende Llck noch zu steigern:«Aber darüber hinaus sind die Führer der tschechischen Sozialdemokratie fast ausnahmslos der sudetendeutschenBewe- g u n g wenn auch nicht wohlwollend, so doch zumindest neutral gegenüber gestanden." Was meint die«Landpost" unter der «sudetendeutschen Bewegung": die Krebs und Jung oder Henlein oder ausgerechnet die deutsche Agrarpartei? Vielleicht genügt diese Feststellung: Wer behauptet, die tschechische Sozialdemokratie sei jemals einem sudetendeutschen Fascismus oder Ständeschwindel neutral gegenüber gestanden, der belohnt die anständige Haltung unserer Bruderpartei in nationalen Dingen mit frecher Verdrehung. Der belügt auch bewußt die sudetendeutsche Oeffentlichkeit. Der tschechischnationalen«Volksbewegung" der H o d a k und Stkibrnh hat sich die tschechische Sozialdemokratie niemals eingegliedert, sondern bekämpft sie mit gleicher Entschiedenheü, wie wir die offenen und getarnten Hakenkreuzler bekämpfen. Der bekannte Schristleitertrick, die Sozialdemokraten der anderen Nation zu loben, um die Sozialisten im eigenen Volke besser diffamieren zu können, geht also vollkommen daneben. Die »Landpost" soll sich als Beschützerin der»völ- ksschen Regungen" nur nicht übernehmen, denn die Feuerlöschmänner im Landstand haben schon genug zu tun. Nicht wir haben zu Bechynk in die Schule zu gehen, weil wir schon seü dem Smichover Kongreß mft ihm auf einer Linie kämpfen. Dafür aber könnte es den deutschen Agrariern nicht schaden, von der anständigen und maßvollen Haltung eines Beran zur Arbeiterbewegung zu lernen. Auch könnte es nicht schaden, auch die Schrift- lester der»Landpost" einzuladen, wenn HodZa den deutschagrarsschen Jugendführern wieder eine ernste demokratische Belehrung erteilt. Jedem Kinde eine Weihnachtsfreude! Fast in allen Fallengruppen beschäftigt man sich in den Vorweihnachtstagen mit der vom Reichsverein„Kinderfteunde" veranstalteten Aktien„Jedem Kinde eine Weihnachtsfreude". lieber die Durchführung dieser Aktion im Bezirk Letschen erhalten wir den folgenden schönen Bericht. Die unter obiger Parole vom Beichsverein der Kinderfteunde veranstaltete Weihnachts-Solidaritätsaktion wurde auch von den Fallengruppen des Bezirkes Letschen durchgeführt. Samstag, den 15. und Sonntag, den 16. Dezember, hatte nun die breite Oeffentlichkeit Gelegenheit, das Ergebnis dieser wochenlangen Bastelarbeit der Fallen zu bewundern. In geschmackvoller Form hatten sie all die vielen schönen Gegenstände im Saale des Dampfschiff- Hotels in Letschen ausgestellt. Schon beim Ein- ttütt leuchteten dem Besucher drei große Wandsprüche entgegen:„Freundschaft", der internationale Gruß aller Arbeiterkinder,„Wir sind das Bauvoll der kommenden Well", Ausdruck des festen Willens, an der Gestaltung dieser Well einstens mitzuarbeiten, und„Freude allen Kindern", als Ziel ihrer Weihnachts-Solidaritätsaktion. An der rückwärtigen Stirnloand und auch an anderen Stellen große rote Fahnen mft dem Roten Fallen. Entlang der vier Saalseiten, sowie in der Saalmitte waren auf Tischen die Spielsachen ausgestellt. In bunter Abwechslung lagen und standen Holztiere» Klötzeldörfer» Puppen, Autos, Fuhrwerke, Gesellschaftsspiele und viele andere schöne Sachen. Einige Sätze auf einem großen Plakat erläuterten den Besuchern den Zweck dieser Ausstellung: Alle hier ausgestellten Spielsachen wurden von Arbeiterkindern selbst ge- bastelt. In wenigen Tagen wandern diese Spielsachen in dft Stuben arbeitsloser Familien, um deren Kindern eine kleine Weihnachtsfreude zu bereiten. Die Roten Fallen üben praktische Solidarität. Einige Rote Fallen und Helfer betätigten sich als Führer und gaben den Besuchern weiterer Erklärungen oder beantworteten an sie gestellte Fragen. An einer Seite des Saales befand sich eine Darstellung der internationalen Kinderbewegung. Sozialistische Kinderzeitschristen aus Nor wegen , Dänemark , Holland , Belgien , Frankreich , Schweiz , Polen , Ungarn , Oesterreich, Deutsch land (beide jetzt verboten), Tschechoslowakei (deutsche und tschechische) zeigten den Besuchern,
daß der sozialistische Erziehungsgedanke heute schon in allen Ländern Fuß gefaßt hat. Viele ausgestellte Photographien ermöglichten auch einen Einblick in das bunte und vielgestallete Leben in unseren Kindergemeinschasten. In einem Nebenzimmer unterhielt der„rote!Kasperl" die vielen kleinen Ausstellungsbesucher. Immer wieder dröhnten Lachsalven, wenn Kasperl seine lustigen Spässe trieb. Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Ausstellung war bester Ausdruck und Beweis für die große Begeisterungsund Leistungsfähigkeit unserer Arbeiterkinder. Den Kinderfteunde» gebührt der Dank dafür, daß sie unsere Arbeiterbuben und Mädel im Sinne sozialistischer Gemeinschaft und praktischer Hilfeleistung beschäftigen und erziehen. SVH-- SHF= DNSAP Daß die Volkshilfe nur eine Arbeitsstelle der Henleinfront und diese wieder die Fortsetzung"der aufgelösten Nazipartei ist, stellte sich in Mährisch-Schönberg heraus,'als die SVH sich mit ihren Vertretern in den Winterhilfsausschüssen der Gemeinde einstellte. Zunächst hatte die SVH, unterstützt vom Bund der Landwirte und der Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft, gefordert, daß die Gemeinde— also eine öffentlich-rechtliche Körperschaft!— sich der Bollshilfe e i n- und unterordne. Das wurde denn doch abgelehnt und so fand sich die SVH bereit, in die Gemeindeausschüffe zu delegieren. Als ihre Vertreter entsandte sie ausschließlich Mitglieder der SHF! Und unter den SHF-Leuten der SVH befand sich wieder bezeichnenderweise der ehemalige Nazi-Senator Franz Köhler. Als der BerteilungsauSschuß gebildet wurde, erklärte der Vorsitzende der SVH, ein Fabrikant Siegel, ebenfalls Henlein -Mann, seine Freunde hätten«strenge Weisung", daß die von ihnen gesammelten Gegenstände nur von ihnen selbst verteilt werden dürften. Es zeigt sich also, daß über zentrale Weisungen die Verteilung der öffentlichen Hand entzogen und— wie in einigen Orten schon erwiesen wurde— parteiisch zugunsten der SHF geübt werden soll. Noch weiter ging der Landeskaffier der SHF, ebenfalls Vertreter der SVH, der offen erklärte:»Wir müssen den Bertei- lungsausschuß in der Hand haben". Gerade dieses offene Eingeständnis des Führungs- und Totalitätsanspruchs der SHF—SVH führte dann aber zum Widerstand der übrigen Parteien und dazu,, daß. der dhristlichsoziale Fürsorgereferent zum Obmann des Ausschusses gewählt wurde.
Dies Ist die SVHI Ein Beitrag rar Volksgemeinschaft. InZossenin Schlesien sind zu den dortigen Landwirten, die alljährlich ganz erheblich zur Wcihnachtssammlung für die Arbeitslosen beitrugen und damit einen Beweis wirklicher Volksgemeinschaft lieferten, die Henleinleute gegangen und legten ihnen folgendes Schreiben zur Unterschrift vor: Sudctendeutsches Bolkshilfswerk. G etreid esammlung in Zossen . Die unterzeichneten Landwirte, welche Getreide am 3. Dezember d. I. gespendet haben, behalten sich daS Recht vor, bei der Verteilung an die arbeitslosen Volksgenossen nur jene zu berücksichtigen, welche keinen Haß gegen andere führen und nicht versuchen, Volksgenossen aus dem Brot« zu reißen. Es geht nicht an, Leute zu unterstützen, welch« die Einheit des Volkes hemmen und ihre Kinder in die tschechische Schule schicken. Sollte sich das im Laufe des Jahres ändern, so kann nächstes Jahr wieder allgemein verteilt werden, aber heuer nicht. Unterschriften: Januschke, Seifert Paul, Rieger Otto, Heinz Liebor, Beierle Josef, Bruno Engel, Ullmann Fil.» Springer Richard, Beyerle Alfred, Januschke Joh., Pietsch Joh., Boguth Joh., Plisch Franz, Herman, Hoppe Franz, Frank, Novak, Kolb Hugo, Kinzel, Gebauer Johann, Gebauer P., Schindler, Schmidt Josef , Weyrisch I., Engel Erwin, Seifert I., Wawra Paul, Gebauer, Gröger, Meier. Das gemeinsame Werk aller Einwohner des OrteS soll also nach dem Willen der SHF-Leute durchbrochen werden, um die Sozialdemokraten auf die Knie zu zwingen, um die Arbeiter zu einer Gesinnungslumperei zu verleiten. Das ist die Volksgemeinschaft I
Agrarische Protektionskinder Wir lesen in der„Zukunft": Vor 14 Tagen wurden die Löwensteinschen Wälder bei Lichtenstein mit Zustimmung des Bodenamtes an Herrn Hkebikek verkauft, der ftü- her Eigentümer des Meierhofes in Chränscho- witz war und vor zwei Jahren in Konkurs ging. Die Erwerbung des Waldes durch Herrn Hiebi- cek ist um so unbegreiflicher, als er gar kein Fachmann ist und deshalb die Befürchtung begründet erscheint, daß der wertvolle Wald nicht nach forstwirtschaftlichen Gesichtspunkten bear
beitet und allmählich zugrunde gerichtet wird. Der Wald hat ein Ausmaß von zirka 830 Hektar, dessen heutiger Wert von Fachleuten auf S Millionen geschätzt wird. Herr HkebiLek erwarb ihn jedoch für 2 Millionen XL, sozusagen für einen Pappenstiel. Eines der vielen Rätsel dieses Falles ist die Frage, wieso er überhaupt über einen solchen Betrag verfügt, der bis Juni 1935 zur Gänze bezahlt sein muß, nachdem er doch vor zwei Jahren in Konkurs gegangen war und man nicht gut annehmen kann, daß er bei dieser Gelegenheit noch einige Millionen verdiente. Vielleicht könnte mancher Beamte deS Bodenamtes dieses Geheimnis lüsten, zumal man von gewissen verwandtschaftlichen Beziehungen spricht, die bis zu den höchsten Spitzen der Bürokräfte Hinaufteichen sollen. Die erste Verfügung des Herrn Hkebicek auf seinem neuen Besitz war die Entlassung des gesamten Personals bis auf drei Heger. Ein paar proletarische Familien waren die ersten Opfer. Wir verlangen von den zuständigen Behörden Aufklärung, wie es möglich war, daß dieser ausgedehnte Waldkomplex in privaten Besitz gelangen konnte, insbesondere an einen Nichtfachmann, entgegen den llaren Bestimmungen der Bodenreform, deren Sinn es war, die geschäftliche Ausbeutung der Wälder durch Privatpersonen zu verhindern. Auch darüber muß Aufklärung geschaffen werden, durch wessen Verschulden es geschehen konnte, daß Hrebicek die Wälder, die einen Wert von sechs Millionen Kronen haben, mit Zustimmung des Bodenamtes um zwei Millionen erwarb.
Die Arbeitslosigkeit In Mähren -Schlesien Neuerliche Zunahme der Arbeitslosenziffer im November. Di« Zahl der Arbeitslosen im Lande Mähren- Schlesien ist im Monat November wieder beträchtlich gestiegen, und zwar gegen den Monat Oktober um 13.628 Personen. Allerdings ist dies« Zahl noch bedeutend geringer als die im Vorjahre. Bei 61 Arbeitsämtern des Landes meldeten sich im November insgesamt 226.501 Arbeitslose, davon 179.811 Männer, 46.420 Frauen und 270 Lehrlinge und Lehrmädchen. Die Unternehmer meldeten 12.440 freie Stellen; untergebracht wurden 12.246 Personen, und zwar 9148 Männer, 3033 Frauen und 65 Lehrlinge und Lehrmädchen. »-^.Dig^trötzten Arbeitsloscnziffcru meldeten folgende Bezirke: Brünn -Stadt 12.936 lim Oktober
12.090), Schönberg 9072(8948), Mährisch-Ostrau 9067(8631), Sternberg 9051(8843), Fried«! 8673(8581), Boskowitz 8349(8009), Brünn-Land 7903(7936), Troppau 7736(7150), Neutitschein 7718(7424), Jägerndorf 7379 6999), Freistadt 6895(6768), Freudenthal 6840(6318), Ung.- Brod 5779(5265), Freiwaldau 5456(5095), Mähr.-Trübau 5395(5307), Ung.-Hradisch 5288 (3895), Trebitsch 4202(3916), Wall.-Meseritsch 4124(3795), Hohenstadt 4076, Mistek 8957 (3886), Wsetin 3920(3910). Die Zahl der Arbeitslosen hat sich also nur im Bezirk Brünn-Land verringert, während sie sich in allen übrigen Bezirken vergrößerte.
„Ezechkartenvezieher." Die Geschäftsstelle der SVH gibt Erhebungsbogen aus, auf denen sich auch die Rubrik„Czechkartenbezieher" befindet. Das soll wohl h ö h n i s ch gemeint sein. Immerhin könnten sich die Herren dabei erinnern, daß lange, ehe sie da waren, Sozialdemokraten prak- tischeFürsorgearbeit geleistet haben l Die deutsche Völkerbundliga hielt Mittwoch eine Trauer sitzung aus Anlaß des Ablebens ihres Präsidenten Dr. Medinger ab. Dr. N e l b ö ck(Brünn ) brachte eine Reihe von Kim-, dolenzschreiben zur Verlesung, aus denen hervorgeht, welch großer Wertschätzung sich Dr. Medinger im Inland und in ganz Europa als Freund des Friedens, der Minderheiten und der Völkerverständigung erfreute. Dann hielt Dr. Nelböck dem Verstorbenen einen herzlichen und tief empfundenen Nachruf, den die Anwesenden zum Zeichen der Trauer stehend anhörten. Dr. Nelböck würdigte den Verstorbenen als einen Mann, ter in edlem Idealismus seine Person hintansetzte, um der Idee zu dienen und der mit großem Können und einer vornehmen Kunst der Menschenbehandlung Persönlichkeiten verschiedenster Rich, tungen zu gemeinsamer Arbeit zusammenzuführen wußte. Ein Roß vom„Himmel" für die Arbeitslosen. Der Fuhrwerkbesitzer Himmel in Wallern hatte ein zwar schon bejahrtes, aber gut erhaltenes und genährtes Pferd. Nachdem es zum Ziehen nicht mehr recht tauglich war, und vom Vereine abgelöst wurde, wurde es geschlachtet und das Fleisch, über 300 Kilo, an die Arbeitslosen unentgeltlich verteilt. Ueber 100 Arbeitslose erhielten je 2.5 bis 3 Kilo Fleisch gratis. Es roch diese Woche in der ganzen Stadt nach Roßbraten, Gulasch und Gedämpftem. Politik der Erpressung. Gen. H., der schon längere Zeit arbeitslos ist und sich weigerte, den Henlein-Sammlern einen Betrag zu spenden, erhielt einen Brief, in welchem er beschimpft und bedroht wurde, daß er sich nicht mehr auf der Gasse blicken lassen möchte, sonst würde er die teutschen Fäuste kennen lernen.
Wirtsdiattsplan der Zcnlralsozlal- vcrskhcrnngsanstalt Mr das Jahr 1935
Unter Vorsitz des Abg. Anton Hampl, des Vorsitzenden der Zentralsozialversicherungsanstalt, fand Mittwoch die Sitzung des Ausschusses dieser Anstalt statt. . Direftor B. Klumpar referiette Wer den Wirtschaftsplan der Zentralsozialversicherungs» anstalt für das Jähr' 1935. Er führte aus, daß das Ansteigen des Außenhandels und des Indexes der industriellen Erzeugung nicht in einem Ansteigen der Zahl der versicherten Arbeiter zum Ausdruck gekommen ist. Wiewohl in den Frühjahrsmonaten gegenüber dem Vorjahr mehr Versicherte zu zählen waren, zeigen die Sommer- und Herbstmonate des Jahres 1934 ein Sinken der Versichertenzahl gegenüber dem Jahre 1933. Im Durchschnitt der ersten zehn Monate des heurigen Jahres beträgt das Sinken der Bersichertenzahl allerdings nicht ganz ein Prozent im Vergleich zur selben Zeit des Jahres 1933. Die Borschreibung des Versiche- rungsbettrages für die ersten neun Monate des Jahre» 1934 ist ungefähr um elf Millionen XL niedriger als im Jahre 1933; hingegen ist in der Abführung der von den Krankenversicherungsanstalten eingehobenen Versicherungsbeiträge an die ZentralsoziälverficherungSanstalt eine Besserung eingetteten. Die Zentralsozialversicherungsanstalt tritt in daS Stadium der Entwicklung, in welchem sozusagen die ganzen Einnahmen an Beiträgen in den Ausgaben der Anstalt aufgehen. Diese Erscheinung wird durch daS Anwachsen der Ausgaben für Leistungen und Renten bewirkt und durch die Einführung deS Alterszuschusses noch beschleunigt. Künftighin wird der Erttag der angelegten Kapitalien den wesentlichen Bestandteil deS Vermögenszuwachses der Zentral- sozialverficherungSanstalt bilden. Infolgedessen würde der Vermögenszuwachs der Zentralsozial-- versicherungsanstalt selbst dann eine Vermmde- rung erfahren, wenn die Einnahmen nicht sinken würden. Im Jahre 1930 belief sich der Vermögenszuwachs auf 634 Millionen XL, im Jahre 1933 auf bereits nur 432 Millionen XL und im Jahre 1934 wird er noch niedriger sein. Im Wirtschaftsplan für das Jahr 1935 werden die Einnahmen an Beiträgen auf 380 Millionen XL veranschlagt. Di« für die Auszahlung der Renten und Leistungen notwendigen
Mittel werden für das Jahr 1935 bereits auf 270 Millionen XL veranschlagt, für die Hcilfür- sorge dürften ungefähr 27 Millionen XL notwendig werden. Der Zentralsozialversicherungsanstalt dürften im Jahre 1935 nach Abzug der für die Auszahlung det Renten und Leistungen sowie der sonstigen Ausgaben notwendigen Be- träge ungefähr 342 Millionen XL, demnach ettva» weniger als im Vorjahr, für die Vermögensanlage zur Verfügung stehen. Hierauf wurde der Wirtschaftsplan für daß Jahr 1935 genehmigt. Für den Ankauf von Wertpapieren und für staatliche Fonds werden auf Grund dieses Wirtschaftsplanes 175 Millionen XL bereitgestellt, hievon als Darlehen an den Staatlichen Sttaßenbaufonds 100 Millionen XL, für den Staatlichen Fonds für wasserwirtschaftliche Meliorationen 15 Millionen XL(außer fünf Millionen XL für Darlehen an Wasserbaugenossenschaften), für den Elektrifizierungsfonds jechs Millionen XL, für den Ankauf staatlicher Wertpapiere 20 Millionen XL. Außerdem werden dem Ankauf sonstiger mündclsicherer Wertpapiere 34 Millionen XL Vorbehalten, für die Pflichteinlage bei dem Tschechoflowaftschen ReeSkompte» und Lombardinstitut 34 Millionen XL, für Hypothekardarlehen nach dem BauförderungSgesetz, insbesondere aber für Darlehen auf Familienhäuschen der zur Sozialversicherung dauernd beitra- genden Personen 20 Millionen XL, für Hypothekardarlehen für landwittschaftliche Betriebe und Zinshäuser 23 Millionen XL, fiir Kommunaldarlehen 35 Millionen XL, für Hypothekardarlehen für die der Industrie und dem Gewerbe dienenden Objekte 30 Millionen XL. Der Finanzierung d-r Exportkredite mit Staatsgarantie wird sowohl im Wirtschaftsplan als auch bei der nicht dauernden Anlage des Vermögens gedacht werden. Der Wirtschaftsplan wurde vom Ausschuß der Zentralsozialversicherungsanstalt ein stimm!» genehmigt. Nach einem vom Dr. P. Zenfl erstatteten Referat wurden verschiedene Aenderungen der Dienst- und Disziplinarordnung für di« Angestellten der KrankenversicherungSanstaltcn infolge der Aenderung deS Gesetzes betreffend die Privatangestellten genehmigt