Nr. LS8 Freitag, 21. Dezember 1934 Seite» 4 Gefangene Jeden Morgen singt«ns ein Bogel Kiwit, kiwit, er umkreist»nS schimmernd»nd steigt und flieht. Bang hör ich meinen Namen rufen, so weit, so«eit, Bogel   singt daS düstere Lied dieser Zeit. Wir hacken die Erde nad graben hinab, hinab. Birlleicht kreiset der Bogel   bald stber rin Grab. Flügellahm hinter dem Stacheldraht, dir Srrlr wund, blick ich dem dunllen Bogel»ach mit stummem Mund. Wir legen«ns nieder a«fS Stroh der Erinnerung Baum dehnt sein Geäst über uns Gefangene aus. Wir sind lei der Liebste« im Traum. Mancher flüstert leise im Schlaf, es«erzittert im Raum. Wir gehen in den Garten, da erwache ich jüh, ich brach dir eine Rose im Traum. Den wachen Sinnen entgleitet der Verlockung Saum. Die Seele war ei« Falter um drin Lockenhaupt im Traum... DrS Sommers Fülle ist dahin, entblättert steht der Wald. Die Tanne« zitter» im Rauh reif, es ist kalt. Dir tückische» Nebrkschwad« zieh» herüber vom Moor. Das Hungergekreisch der Raben gellt ans Ohr. Ihr schwarzen Bote» des Unglücks mögt unsre Gäste sei«! Wenn wir verbifle» schweige», dürst ihr schrei'»... HanS Kirn er- 21 Dortmunder Kommunisten verurteilt. Der IV. Strafsenat des Oberlandesgerichtes Hamm   verhandelte gegen zahlreiche Dortmunder  Kommunisten, denen Borbereitung zum Hochver­rat, Beteiligung am Roten Frontkämpferbund so­wie verbotener Waffen- und Sprengstoffbesitz zur Last gelegt, war. Die Verhandlung hat ergeben, daß der Röte Frontkämpferbund trotz Verbotes seit Sommer 1932 in Dortmund  , insbesondere im Stadtteil Eving  , wieder errichtet worden war. Der Strafsenat verurteilte 21 Angeklagte zu Zucht­hausstrafen von einem Jahr drei Monaten bis sechs Jahren und 61 Angeklagte zu Gefängnisstrafen von einem Jahr bis zwei Jahren sechs Monaten. Die Malaria wütet auf Ceylon. Die Lebens­mittelversorgung der Opfer der Malariaepidemie wird immer schwieriger. In zahlreichen entfern­ten Dörfern sind fast alle Einwohner zu schwach, sich auf den Beinen halten zu können; in anderen Gemeinden ist der Zustand der Bevölkerung noch schlimmer und viele Leute haben sehr wenig Hoff­nung auf Genesung. Die einzige Art der Verhin­derung des Massensterbens bilden Hilfsex­pedit, ionen, und die vollkommen unentgelt­liche Versorgung mit Lebensmitteln. Die Regie­rung veranstaltete Sammlungen für den natio­nalen Hilfsfonds. C h i n i n ist jetzt sehr teuer, da sein Vorrat ständig abnimmt und neue Vorräte noch nicht eingetroffen sind. Aus allen von der Malaria betroffenen Gebieten kommen traurige Nachrichten. Kriegsentscheidung durch Präsidenten? Das Staatsdepartement studiert eine neue Definition! der Neutralität. Einer Information der Revuej .Außenpolitik" zufolge, schlägt der ehemalige Ge- neral-Attwag aus den Jahren 1914 bis 1917, Warren vor, daß einzig und allein der Präsident der Vereinigten Staaten   das Recht haben soll, die Neutralität aufzugeben oder zu entscheiden, wenn die Neutralität aufrecht erhalten wird. Der Prä­sident der Bereinigten Staaten wird diesem Vor­schläge gemäß, welcher den Gegenstand des Stu­diums des Staatsdepartementes bildet, auch zu entscheiden haben, ob ein Konflikt als Anlaß zum Kriege anzusehen ist und ob er dem Kongreß vor­gelegt werden soll. Malverbot für Max Liebermann  ! Nachdem Furtwängler fortgeekelt worden ist, geht die neudeutscheKultur" aufs Ganze. Dem greisen Max Liebermann  , einem der größten deutschen   Expressionisten, haben di« komischen.Kul­tur"-Feldwebel jetzt ein einjähriges Malverbot ins HauS geschickt. 8S ist kein verfrühter Silvestettcherz, sondern eine Tatsache. Liebermann   darf in diesen zwölf Monaten nicht nur nicht ausstellen, so verfügt die Reichskulturkammer  , es ist ihm auch streng untersagt» zu malen. Wie kontrolliert man das? Werden sie dem großen Berliner   die Pinsel und Farbe» als.staats­feindlicher" Eigentum beschlagnahmen, werden sie einen Exekutor der Gestapo   ins Künstleratelier setzen, der Tag und Nacht die Fessel kontrolliert, die die Kulturfeinde dem Genie Max Liebermanns angelegt hohen? Was er verbrochen hat, der alte Mann? Ein Satz ist sein Verbrechen, ein köstlich plasti­scher Satz, der in seiner lebfrischen Derbheit das ganze System der Sklaverei besser charakterisiert als tausend Leitartikel. Ein ausländischer Freund hatte Liebermann   gefragt:Wie geht es denn jetzt in Deurjchland?" Und Liebermann   anttoortetc:Man kann gar nicht soviel essen, wie man kotzen möchte!" Dafür straft ihn dieReichskulturkammer  " mit einjährigem Malverbot. Sie haben es überhaupt mit den Verboten. Einem bekannten Architekten ist, ebenfalls für ein Jahr, das Bauen untersagt worden. Ueber ihn ist, auch im nationalsozialistischen Sinne, nichts Nachteiliges" bekannt geworden. Aber sein Baustil ist's, der das wacklige System der Diktatur in den Grundfesten zu erschüttern droht und die gleichgeschal- tete Konkurrenz, sowie die ebenso unbegabten, wie alte« Kämpfer blaß vor Neid werden läßt. Und so ist dieReichskulturkammer  " der Ansicht, daß eS für den neuen Staatnicht zu ertragen" sei, wenndie deutsche Landschaft durch jüdische Projefte" verschan­delt werde. Wenn man das alles so liest, ließe sich denken, daß hier besonders tückischeMiesmacher" und.Zer­setzer" am Werke seien, die eifrig bemüht sind, mit besonders saftigen Pointen das Land der Totalität allen Unsinns im Umkreis von mindestens 5000 Kilo­metern unmöglich zu machen. Aber dem ist nicht so. Sie halten allen Ernstes für rassisch-kulturelle Regeneration, was für normale Menschen höchstens noch rüder Witzblattstil ist. WaS sie erreichen wollen, ist die Ausschaltung jedes ernst­haften schöpferischen Könnens, weil sie wissen, daß nur stupidestes Mittelmaß dem Regime der Ungeisttgkeit gegenüber loyal und ungefährlich bleiben wird. Wissen und Können bedeutet Distanzierung vom Dritten Reich  ". So müssen sie die Leistung erschla­gen, um nicht selbst von der Leistung erschlagen zu werden! Zucker das ist ein Geschäft! Zucker ist eins der unentbehrlichsten Nah­rungsmittel des Volkes. Die Tschechoslowakei   ge­hört zu den bedeutendsten Zuckerproduktionslän­dern der Welt. Es gibt demnach genügend Zucker bei uns, ja, es gab in den letzten Jahren stets zu viel, so daß die Anbaufläche für Zuckerrüben und auch die Zuckerproduktion immer weiter einge­schränkt worden ist. Aber gleichzeittg sind zehn­tausende Familien, die Zucker nicht in genügen­den Mengen konsumieren können, weil sie ihn nicht kaufen können, da er zu teuer ist. Der Zucker muß bei uns übrigens auch in den meisten anderen Lünern   um ein Viel­faches teurer bezahlt werden, als er auf dem Weltmartt gehandelt wird. Vorstöße gegen die ho­hen Zucker-Inlandspreise sind bisher von den Zuckerproduzenten erfolgreich abgewehrt worden. Sie behaupten, niedrigere Preise vertrüge die Zuckerwirtschaft nicht. Das Inland müsse die ho­hen Preise bezahlen, um den Export, der aus Kon­kurrenzgründen viel billiger erfolgen müsse, über­haupt möglich machen. Ohne die hohen Inlands- preise sei der Export unmöglich und die Existenz der Zuckerproduktion gefährdet. Die Bilanzabschlüffe der Zuckerfabriken rede» nun freilich eine ganz andere Sprache. Dowett solche bisher für da» laufende Jahr veröffentlicht worden sind, weisen sie in der Mehrzahl recht er- liebliche Reingewinne auf. Es seien dafür auS den letzten Wochen ein paar Belege aufgeführt: Die Böhmische Gesellschaft für Zuckerindustrie erzielte im abge­laufenen Geschäftsjahr einen Reingewinn von 8,622.000 Kronen gegen 8,008.000 Kronen im vergangenen Jahre. Es wird eine siebenprozentige Dividende, das find 14 Kronen pro Aktie, zur Ausschüttung kommen. Die Schönpriesner Zuckerraf- fin e r i e-A.-G. stellt fest, daß die Beschäftigung und auch die erzielten Preise besser sind als im Vorjahre. Die Dividendenaussichten für das ab­gelaufene Geschäftsjahr werden günstig beurteilt; eS dürste wieder eine Dividende von 20 Kronen je Aktie wie im Vorjahr zur Ausschüttung kom­men. Die Lnndenbnrger Znckerraf- f i n e r i e-A.-G. erzielte mit 942.266 Kronen einen etwas höheren Reingewinn als im Vor-' fahre, auS dem wieder eine Dividende von 10 Pro­zent verteilt wird. Die Generalversammlung der Aussiger Zuckerraffineri e-A.-G. genehmigte den vorgelegten Geschäftsabschluß. Der Reingewinn beträgt 2,436.000 Kronen gegen nur 1,966.000 im Vorjahre. Die Dividende wurde auf 6 Prozent erhöht, ebenso wurde eine Erhöhung der Tantieme um rund 60.000 Kronen beschlossen. Der bedeutend höhere Reingewinn der Anffi- ger Zuckerraffinerie wurde erzielt, obwohl die Produktion geringer war alS im Vorjahr Trotz dieser recht beträchtlichen Dividenden ist eine Reihe von Zuckerraffinerie-Gesellschaften nicht in der Lage, den ganzen Reingewinn durch Dividendenausschüttung unterzubringen. Denn noch wesentlich höhere Dividen­den könnte« aufreizend und alarmierend wirken. Darum greifen die Zuckerkapitalisten zu einem anderen Mittel, daS für Nichteingeweihte die horrenden Profite etwas verschleiert: sie erhöhen dtS Aktienkapital ihrer Gesellschaften. Richt etwa dadurch, daß neue Aktien auSgegeben werden, die an der Börse zu den üblichen Preisen gekauft werden können, sondern dadurch, daß die Gesellschaften die alten Aktten gegen neue umtauschen. Aber diese neuen Aktten kanten nm ein Beispiel anzuführen nicht ans 160 KC wie die alten, sondern auf 300 AL. Die Aktionäre erhal­ten also mit den neuen Aktten ein Geschenk von 100 Prozent. Ihr Kapital hat sich über Nacht ver­doppelt, ohne daß sie etwaS dazu getan habe«. Da nun die Attionäre in keinem Falle nur eine Aktie, sondern meist hundert« von Aktten besitzen, so be­tragen diese Geschenke ost viele zehntausende Kro­nen! DaS dazu notwendige Kapital, daS Millio­nen Kronen beträgt, nehmen die Gesellschaften auS besonderen, auS Gewinnen in früheren Jahren aufgefüllten Fonds.. Diese riesigen Geschenke, die de« Zuckeraktio- nären in einem Jahr schlimmster Wirtschaft--»nd Finanznot in die Taschen fallen, werden obendrein noch verzinst. In vielen Fällen wird anf da» so erhöhte Aktienkapital eine rückwirkende Di­vidende gezahlt. Auf diese Weise werden die hohen Gewinne in der Zuckerwirtschaft untergebracht l So also wollen die nachstehenden Meldungen verstan­den sein: Die ZuckerfabrikTrebiöov A.-G. hat das Akttenkapital von 9 Millionen AL zu Lasten des Stabilisierungsfonds auf 18 Millio­nen AL erhöht. Die Aktten zu 160 AL werden ge­gen neue anf 300 AL mit Dividendenberechttgung ab 1. Jänner 1934 umgetauscht. DerBerwaltungsratder Zuckerfabri­ken Schöller u. Co. A.-G. beschloß, der Generalversammlung vorzuschlagen, aus dem Reingewinn von 6,049.000 AL wie im Vorjahre eine Dividende von 7.6 Prozent auszuzahlen. Die Dividende ist Mar prozentuell unverändert, da aber inzwischen die Aktten von 400 auf 600 AL Nennwert aufgestempelt wurden, bedeutet dies prakttsch eine Erhöhung der Dividende um 60 Prozent, das ist von 30 auf 46 AL die Aktie. Zwei zum Schöllerkonzern gehörige Zucker­fabriken stempeln ihr Aktienkapital auS dem Sta­bilisierungsfonds auf. Die Chropiner Zul­ke r f a b r i k-A.-G. erhöht das Kapital von 7.2 auf 10.8 Millionen AL. Die Zuckerfabrik Brüx A.-G. von 1.63 auf 3.06 Millionen AL. Die Landwirtschaftliche Zuk- kerfabrik und Raffinerie in R ö m k i tz i. H. schlägt der Generalversammlung die Erhöhung des Aktienkapitals von 4 auf 8 Mil­lionen AL durch Ausgabe von Grattsaktien zu La­sten des Stabilisierungsfonds vor. Die Erste mährische landwirt- sch östliche Zuckerfabrik in Kremsier  erhöht das Aktienkapital von 1.46 auf 7.3 Millio­nen AL. Es erfolgt eine Aufitemplung von 200 auf 1000 AL. Von dem dazu erforderlichen Kapi­tal werden 6.54 Millionen AL dem Stabilisie­rungsfonds und 300.000 AL dem Reingewinn des letzten JahreS entnommen. In dem letzten Falle werden ans 200 AL 1000 AL gemacht! Die Aktionäre, die nur 1.46 Millionen Kronen eingezahlt haben, erhalten 8.86 Millionen Ai   geschenkt. Es sind wirklich gewalttge Sonderprofite, die den Zuckerkapitalisten zufallen. Und das in einer Zeit, in der bei uns zehntausend« Menschen nicht einmal das zu einem Stück trockenen Brotes not­wendige Geld haben. Und eben diese notleidende Bevölkerung ist es, die mit dem teuren Zucker­preis den Zuckerakttonären diese phantastischen Gewinne zahlen muß. Denn die Zuckerausfuhr, die 1926 rund 1 Million Tonnen betrug, ist bis 1933 auf 206.000 Tonnen zurückgegangen, und im Jahr 1934 weiter gesunken. Die Bilanzabschlüsse der tschechoflowattschen Zuckerindustrie schreien förmlich nach der schleuni­gen Herabsetzung der volkswirtschaftlich schädlichen Zuckerpreise. Ille Ballade von Pinsk Bon Erich Gottgetreu, Jerusalem  . An einem Frühjahrsabend des Jahres 1919 schickte der polnische Kommandant der Stadt Pinst Truppen ins Volkshaus, in dem wett über hundert jüdische junge Leute gemütlich beisammen saßen, diskutierten, Zeitung lasen oder Schach   spielten. Von der Diskussion weg, von der Zeitung weg, vom Schach weg wurden die Versammelten ver­haftet und ins Gefängnis geschleppt, die Mädchen, die Frauen, die Männer. Alle hatten Mißhand­lungen zu erdulden. Am nächsten Morgen entließ der Kommandant die Mädchen und Frauen. Die Männer, siebenzig an der Zahl, ließ er standrecht­lich erschießenwegen revolutionärer Um­triebe". Die Angelegenheit kam vor den polnischen Sejm. Der verantwortliche Kommandant wurde bestraft. Noch Jahre hindurch lastete auf der kleinen Handelsstadt im Osten die Erinnerung an die grausige Tat. Noch Jahre hindurch stand der Wahnsinn des Verbrechens zwischen den Mauern der niederen Häuser wie giftiges gelbes Unkraut. Biele, die in der Blutnacht von Pinfl ihre Brüder ihnen und Freunde verloren hatten, wanderten aus. Sie Oie Frau des großen Kämpfers der österreichischen Arbeiterbewegung Ko­ loman Wallisch  ' schildert das Leben, die Kämpfe und den Heldentod ihres Man­nes. Das Buch umfaßt 260 Seiten, mit 16 ganzseitigen Bildern, in Ganzleinen gebunden, mit farbigem Schutzumschlag, auf holzfreiem Papier gedruckt, Preis RM 4.20. Für Organisationen Sonder­ausgabe. Erhältlich in jeder Buchhand­lung. Bestellungen vermittelt unsere Verwaltung. Bevölkrrungspolitik bei den Nazi. Nachdem aus Deutschland   nach der Machterschleichung Hitlers   so ziemlich alle großen Geister und seriöse Menschen ins Ausland gegangen oder in Konzen­trattonslagern interniert oder auf der Flucht er­schossen worden sind, kommen dort nur noch Ignoranten, Verbrecher und Kreaturen zum Worte und was von ihnen kommt, das ist auch darnach. In Stuttgart   erzählte vor kurzem ein Ministerial­rat S t ä h l e den Angestellten u. a. folgenden hanebüchenen Blödsinn: Niemals sei, so fühtte er nach dem Bettcht deS Württembergischen LandespreffediensteS" u. a. aus, gegen die drei Gesetze der Erhaltung der Zahl, des Erbwettes und des Blutes so gesündigt worden, wie in den 16 Jahren nach dem Kriege (ein Jahr Hitlerei eingeschloffen, d. Red.). Wäh­rend noch zehn Jahre nach dem 70er Krieg auf 1000 Einwohner in Deutschland   42 Lebendgebo- rene kamen, habe diese Zahl zehn Jahre nach dem Weltkrieg nur noch 12 betragen. Die zahlenmäßig«!>?. Stärke eines Volles könne aber nur erhalten wer­den, wenn auf 1000 Einwohner mindestens 30 Lebendgeburten kämen. Dies bedeut«, daß auf jede Familie im Durchschnitt 3%, praktisch 4 Kinder fallen müßten. Deutschland   fehlten sieben Mil­lionen Kinder, die als Verbraucher ausfielen. S o sei die W i r ts ch a f t S no t gerade­zu eine Folge deS Geburten  -> rückgangeS. Die Geschicke der Völker würden nicht in den Kabinetten, simdern in den Kindbetten entschieden werden. Dieses Musterexemplar eines NaziamtSwalterS ist ein sozial-wirtschafts- und bevötterungspolitisches Genie. 7 Millionen Arbeitslose können in den deutschen   Betrieben nicht eingereiht werden, sind arbettsloS, die deutsche Industrie leidet an De­visen- und Rohstofftnangel und dieser deutsche Ministerialrat, der seine polittsche und wissen­schaftliche Ausbildung in einer Baumschule ge­nossen haben mag, empfiehlt jeder Familie 4 Kin­der, da, wie er errechnet hat, 7 Millionen zum Fehlen kommen. Folgt man aber seiner Denkart, so wird die Frage nicht müßig sein, inwieweit, abgesehen von ihm selber, sich die hervorragendsten Repräsentanten des neudeutschen Regimes an die der Gesetze gehalten haben. Wieviele Kinder haben Hitler  , Göring  , Goebbels  , Röhm, Heines, Heldorf, Feder, Rosenberg, Ley, Himmler  , Heß und die ganze Gesellschaft, die daS neudeutsche Regiment führt und soweit sie den 30. Juni überlebt haben? alle hatten eine Hoffnung und ein Ziel: Erez Israel. Sie kamen ans Ziel. Gevaih, dieKwuzzah Pinfl", liegt am An­fang des Emek in der Nähe von Haifa  . Als ich vor mehreren Jahren zum erstenmal nach Palästina kam, waren an der Stelle der heutigen Siedlung nur einige Arbeiter zu sehen, die die neue Heimat mit einem Drahtzaun umzogen. Nun, im Winter 1934, finde ich jene Stelle wieder: ein blühendes, in sozialistischen Formen zusammengeschweißtes und bereits mit Ueberschuß arbeitendes Gemein­wesen mit siebenzig Erwachsenen, dreißig Kindern, weitem Getreidefeld, umfangreicher Tierzucht und einem werdenden Wald, dessen Name die Er­innerung an die ermordeten Brüder, die unschuldi­gen Opfer, dieKiduschim von Pinst" trägt. * Die Mitglieder der Kwuzzah sprechen unter­einander hebräisch, seltener jiddisch, und mit dem kleinen fünfjährigen Einwanderer aus Kottbus  » dessen sich Heidje und Abraham elterlich annehmen, verständigt man sich vorläufig in gebrochenem Deutsch. Hans von Kottbus, jetzt Jehuda, antwor­tet munter im behäbigen Dialekt seiner Lausitzer Heimat. Eine schöne Gemeinschaft deS Frieden-, des Wohlstandes und des edlen Vorbilds ist dieses Pinst" bei Haifa  .