Seile 8. „Sozialdemokrat" Samstag, 22. Dezember 1934. Nr. 299 Weihnachh- Ermätsigung der Preise für Strumpfe und Staken. KOLUMBUS , Kinderstriimpfe aus Wolle, zur Strapaz. Früher Kc 4.- und 5.-, jetzt Kc 3.- und 4.- ZIMKY, starke WoDstrünfrfe für Frauen. > früher Kc 7.-, jetzt Kc L- WELLINGTON , Damensocken aus Wolle, für Frost und schlechtes Wetter. Früher Kc 6.-, jetzt 5.- FARMAR, starke Wollsocken für Herren früher Kc 7.-, jetzt Kc 6. STRAPAZSTRÜMPFE: Ferse, Spitze und Sohle verstärkt.» „MARTA": Aus Baumwolle, englisch , sehr ela- stisch in der ganzen Länge..*. Kc 3.-. „ASTRA": Starke Baumwollstrümpfe, für Schnee und Winterwetter K£ 4.-. „HANA": Englische Wollstrümpfe, in der ganzen Länge verstärkt mit Baumwolle, sehr dauerhaft....... K c 70.-. PttAQBB ZMTBMG Aus der Länderbank Bankleitung lehnt Notstandsaushilfe für Angestellte ab. Wie in allen Banken wurde auch in der Bank für Handel und Industrie, ehemals Landesbank, mit Rücksicht aus die durch den im Vorjahre durchgeführten einschneidenden Gehaltsabbau geschaffene Notlage der Angestellten die Auszahlung einer einmaligen Notstandszulage verlangt, deren Aufwand übrigens minimal und für die Bank ohne weiteres tragbar ist. Während in der Böhmischen Escomptebank und Creditanstalt so wie in der Böhmischen Unionbank die Auszahlung dieser Notstandszulage in der Höhe von 25 Prozent der Weihnachtsremuneration bewilligt wurde, lehnte die Direktion der Länderbank die Auszahlung dieser Zulage Prinzipien ab. Die am 21. Dezember abgehaltene Jnstitutsver- sämmlung der Angestellten hat nun eine Resolution beschlossen, in welcher die Angestellten ihrer Entrüstung, über den Standpunkt der Bank Ausdruck geben. Während die Bank im Vorjahr mit der Bebka und Unionbank gemeinsam vorging, als es sich um den Gehaltsabbau handelte, hört diese Solidarität plötzlich auf, sobald den Angestellten entgegengekümmen werden soll. Die Angestelltenschaft nimmt aufs stärkste Stellung dagegen, daß die Erfüllung ihrer minimalen Forderungen verweigert wird, während gleichzeitig durch die Anstellung eines neuen Vorstandsmitgliedes, daS die Bank während der ganzen Dauer der Krise entbehren konnte, eine in die hunderttaufende gehende Belastung verursacht wird. Die Angestellten protestieren wegen dieses Verhaltens ihrer Bankleitung und beharren auf ihren Forderungen? deren weitere Verfolgung sie ihren Vertretern austragen. Remuneration der Handelsangestellten in Prag Wir machen aufmerksam, daß alle jene Firmen, welche dem Prager Gremium angeschlossen sind, laut 'Kollektivvertrag verpflichtet sind, den Angestellten die Remuneration bis 20. Dezember auszuzahlen. Sie ist ein fester Bestandteil des Gehaltes und kann durch Sondervereinbaruygen nicht abgeändert werden. In jenen Fällen, wo dies geschieht, ist die Remuneration trotz Unterschriften nach Abgang von den Firmen einklagbar. Bei den übrigen Firmen must die Remuneration auch im heurigen Jahr gezahlt werden, falls sie im vorigen Jahre geleistet wurde, oder falls nicht eine andere Vereinbarung getroffen worden ist. Vereinharungen, die erst im Laufe des Jahres getroffen worden sind, gelten erst von. dem Zeitpunkt der Vereinbarung. Wenn also beispielsweise am 1. August eine Streichung der Remuneration vereinbart wurde, mutz die Remuneration bis Juli gezahlt werden. Es entspricht den Gepflogenheiten, die Remuneration nicht erst zum Weihnachtstage auszuzahlen weil den Angestellten die Möglichkeit geboten werden soll, in der Weihnachtswoche seine Einkäufe zu besorgen. Leider gibt es Firmeninhaber, die aus Kurzsichtigkeit die Remuneration gestrichen haben oder auch erst am letzten Tage ausbezahlen. Dah damit weder dem Handel noch dem Angestellten geholfen ist, wird jedem einsichtsvollen Menschen Kar sein. Die benachteiligten Angestellten wenden sich an ihre Organisationen.(All. A.-Verb.) Die Prager Städtische Sparkaste hat im Laufe des Donnerstag-Nachmittag in die Sammelbüchsen aller Weihnachtsbäume der Jugendfürsorge in Gross- Prag je 1000 KL, insgesamt also 16.000 KL hinterlegen lasten. Ausserdem widmete das.Institut dem „Ceskk Srdctz" zugunsten der Aktion für die notleidende Intelligenz 5000 KS. Vorträge Fra » und Politik Ei» Vortrag der Genoffin Dr. Schweli Ueber„D ie Fran und die Politik." sprach am letzten Abend des kulturpolitischen Kursus unseres Bezirksbildungsausschuffes Genoffin Dr. Karla S ch w e l b. In einem umfangreichen, mate- rialhaltigen Referat versuchte sie die besonderen Gesetze, denen die Haltung der Frau in der Politik unterliegt, soziologisch, psychologisch und vor allem ökonomisch herauszuschälen. 'Die Frau von heute, ist von der Krise des kapi talistischen Systems genau so erfatzt, wie der Mann. Die werKätige Frau ist gewih keine Einzelerscheinung mehr, sondern ein Maffenthpus, wenn auch die Frauenarbeit im Abklingen begriffen ist. Arbeitskraft gilt als Ware, auf dem kapitalistischen Waren- markt notiert die Arbeit der Frau geringer, weil sie ihren Beruf nur als Uebergangsstadium auffatzt (Heirat!), während der Mann seine Arbeitskraft zeitlebens in die Waagschale werfen kann. Selbstverständlich spielt bei diesem Lohndruck auch die typische Profitspekulation eine Rolle, aber Genoffin Dr. Schwelb warnte mit Recht davor, diese Frage losgelöst vom sozialen Gesamtproblem zu behandeln. Die Rednerin brachte sodann erschütternde Zahlen über die Not der Heimarbeiterinnen, der Frauen in den Textilbetrieben, skizzierte in der deutlichsten Sprache der Welt, in der der Zahlen, das Marty- rium der Spitzenweberinnen des Rothau -Neudeker Hungergebiets, die für 3 Kc täglich mühevollste Arbeit leisten müffen. Diese Ausbeutung bis zum Weistbluten birgt die Gefahr der Lethargie in sich der Indolenz aus Erschöpfung. Enqusten unter den arbeitenden Frauen zeitigten dafür überraschende Resultate. Nach statistischen Angaben über die Proletarisierung der intellektuellen Frauen(Konzipientin- nen verdienen nach jahrelangem Studium weniger als Stenotypistinnen, weil sie nicht so gut Maschine schreiben können), behandelte die Rednerin das Eheproblem. Hierbei nannte fie den Kampf gegen empfängnisverhütende Mittel eine vernunftlose Barbarei. Die sozialistische Propaganda mutz dem Gefühlsleben der Frau entgegenkommen, sie mutz das Elementar-Triebhafte ihrer Stimmungen zu erfüllen wissen, sie sollte auch der Neigung der Frau zur „Totalität" entgegenkommen und ihr vor allem ein Ziel aufzeigen. Eine angeregte Diskussion unterstrich und ergänzte das gehalwolle Referat. Pierre Der Film Kamilla Horn in dem Film„Ein Walzer für dich"« Moskauer Nächte Das ist zweifellos ein respektabler Film: der Roman, nach dem er gedreht ist, soll von einem Mitglied der Französischen Akademie(namens Pierre BLnot) stammen, der Regisseur Alex Granowsky ist ein— von der Bühne her— berühmter Mann, und die beiden Hauptdarsteller H a r r y Baur und Annabella sind(neben Madeleine Renand und dem Komiker Fernande !) die besten Schauspieler, die der französische Film der Welt zu zeigen hat. Aber was hilft da?, wenn der Roman des Unsterblichen eine unmögliche und kitschige Geschichte von Lieb? und Spionage ist,— und wenn die Regie Granowskys(wie schon beim„König Pausole") sich als zu starr und' zu frostig für den Film erweist? Gra nowsky versteht es, Szenen zu bauen, aber nicht, bewegtes Leben auf die Leinwand zu bringen. Obgleich ihm die Atmosphäre des zaristischen Russland zur Kriegszeit bekannt sein dürfte, hat er sie hier mit Zwiebeltürmchen, Uniformen und Zigeunermusik nur schwach anzudeuten vermocht. Ein paar theatralische Szenen gelingen ihm großartig,— aber sie bleiben Wirbel in einem unbewegten Meer. Was zu retten war, haben die Hauptdarsteller gerettet, vor allem Harry Baur (der unvergessliche David Golder)der hier«inen reichen Moskauer Kaufmann wie eine Dostojewfli-Gestalt aus Grausamkeit und Schwäche, aus Gier und Empfindsamkeit aufbaut. Und Annabella hat wieder all ihre Anmut, alle Musik der Sprache, der Bewegung und der Blicke,— aber eine Rolle hat fie nicht. Sie ist nur die, in die stch ein junger Offizier im Lazarett verliebt hat, während der Kaufmann sie heiraten will, woraus sich ein schrecklich spannender Kampf zwischen den beiden Rivalen ergibt, da der Kaufmann den Offizier zufällig am Spieltisch erwischt, ihn zum Einsatz einer riesigen Summe reizt und sie ihm.abgewinnt, was dazu führt, dass der Offizier beinahe zum Selbstmord entschlossen ist, dann beinahe in die Netze einer Spionin gerät, dann beinahe zum Tode verurteilt— und dann plötzlich durch die überirdische Güte des Kaufmanns vor allem Uebel bewahrt wird. Den Offizier spielt Richard Willen erträglich. Die Spionin spielt Madame Spinelly mii gefährlichen Uebertreibungen. Also im Sfil des Manuskripts.—eis— Mitteilungen aus dem Publikum. Leiden Sie an Rheumatismus ? Beraten Sie sich mit Ihrem Arzte, was Sie dagegen tun sollen und kaufen Sie Alpa-Franzbranntwein. Alpa-Ein- reibung verschafft Ihnen Erleichterung, beschleunigt den Blutkreislauf, stärkt die Muskeln und belebt die Nerven. 100 UleihnachtsbücheP Kunst und Wissen Tschechoslowakische Künstler in Rußland . Die sowjetrussische Gesellschaft Jnwurist veranstaltet in Moskau und in Leningrad «ine Reihe von Theateraufführungen. Es ist bereits die Beteiligung von 40 hervorragenden Gästen aus der Tschechoslowakei , Polen , Schweden , Frankreich , England und den Vereinigten Staaten angemeldet.— Die in Moskau bestehenden 37 Theater(1913 gab es bloss 15) werden täglich von 34.000 Personen besucht.— Die 61 Mos kauer Kinos weisen einen Tagesbesuch von 137.000 Personen auf. Autzerdem gibt es in Mos kau ungefähr 800 Kinoanlagen in Klubs und Schulen. Sämtliche Kinoanlagen Moskaus können an einem Abend von 200.000 Personen besucht werden. Gastspiel Ernst Deutsch in der Neuinszenierung von Galsworthys„Gesellschaft" Donnerstag(C I) Wiederholung Samstag(A 2 ). Gewöhnliche Preise! Wochenspielplan des Neuen Deutschen Theaters. Samstag halb 8: Ensemblegastspiel des Scalatheaters Wien mit Albert Baffermann, Ernst Deutsch usw. Erstaufführung: DerCharmeur von L o n d o n, C 2.— Sonntag halb 3: Giuditta , halb 8: Der Charmeur von London , Ensemblegastspiel des Scalatheaters Wien mit Albert und Else Baffermann, Ernst Deutsch etc.— D 1.— Montag: Geschloffen! Dienstag halb 3:Menschen in Weist, halb 8: Erstauffiihrung: Der singende Traum, Gastdirigent: Richard Tauber , A 2.— Mittwoch halb 3:Fremdenverkehr, halb 8: Der singende Traum, Gastspiel Richard Tauber , BI.— Donnerstag halb 8: Gesellschaft, Gastspiel Ernst Deutsch , neuinszeniert, C 1. — Freitag halb 8: Der KrxidekreiS, D 2.—. Samstag halb 8: Gesellschaft, A 2.— Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Samstag 4%: Max und Moritz, 8: Gastspiel der Su- betenbühne: Das Gotteskind.— Sonntag, halb 4: Maxund Moritz, 8 Ühr: Schule für Steuerzahler.— Montag: Geschlossen! Dienstag 3%: Schule für Steuerzähl e r, halb 8: Mädels im Nachtbetrieb, Erstaufführung.— Mittwoch 11; M a x und Moritz, 3:Sensationsprozest, 8: Mädels im Nachtbetrieb.—Donnerstag 8: Mädels im Nachtbetrieb.— Freitag 8:NachtvordemUltimo, Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf.— Samstag, 4%: Maxund Moritz, 8? N ä d e l s im Nachtbetrieb. , Jl' u 1. J'J" 1,11111 1 1■ ii Sport• Spiel• Körperpflege AC. Sparta, Prag, sammelte in diesem Jahre zugunsten der Arbeitslosen 23.311.40 KL. Auherdem spendete die Leitung für die Aktion„D e- mokratie fürs Kind" den Betrag von 1898.15 Kc.— Von den übrigen tschechischen Profiklubs hört man in dieser Beziehung nichts; von den deutschen Vereinen ganz zu schweigen. Henlein -Turnhalle— versteigert. Wie aus S ch a i b a berichtet wird, wurde dort die im Jahre 1929 mit einem Kostenaufwande von 350.000 Kö errichtete Turnhalle des Deutschen Turnvereines versteigert. Um 130.000 KL erstand sie der Glasmaler Markovfly aus Arnsdorf . Da auch gleichzeitig die Turngeräte mit feilgeboten wurden, mutzte der Verein seinen Turnbetrieb einstellen. Filme In Prager Lichtspielhäusern Adria:„Aergert nicht den Großpapa"(Tsch.— Vl. Burian).— Avion:„Moskauer Nächte"(Fr.— Annabella, Harry Baur ),— Bcranek:„Mutter KräLmerka"(Tsch.)— Fenix:„Das unsterbliche Lied"(D.)— Florar„Maskerade"(D.)— Hvkzda:„Aergere nicht den Großpapa"(Tsch.)— Julis:„Moskauer Nächte"(Fr.)— Kinerna: Journale, Groteske, Reportage khalb 2 bis viertel 8)— Koruna:„Der Mann, den man nicht verhaften konnte".— Kotva:„Stürmische Jugend"(Fr.)— Lacerna:„Stürmische Jugend"— Metro:„Nocturna"(D.— Regie: G. Machaty)— Olympier „Maskerade"(D.)— Praha :„Der Mann, den man nicht verhaften konnte"— Radio:„Mutter KraL- merka"(Tsch.)— Skaut:„Die Drei-Groschen- O p e r"(D.)— Alma:„Kleine Frauen" (D.— Kath. Hepburn )— Bajkal:„Mutter KraL- merka"(Tsch.)— Beseda:„Der letzte Mann " (Tsch.— Hugo Haas) Carlton:„Jud Süss" (Engl.)— Illusion:„Solang du ein« Mutter hast" (Tsch.)— Lido:„Kleine Frauen"— Louvre:„Solang du eine Mutter hast.."(Tsch.)— Macrska: „Solang du eine Mutter hast.."(Tsch.)— Roxy: „Solang du eine Mutter hast..."(Tsch.)— Sport: „Don Juans letzte Liebe"(Engl.) OPTIK u. FOTO DEUTSCH PHkopy Verlanget überall Volkszünder Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich KL 16.—, vierteljährig Kc 48.—, halbjährig KL 96.—, ganzjährig KL 192.—.— Inserate werden laut Taris billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlass. — Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retonrmarken— Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Telegraphendirektion mit Erlast Nr. 13.800/V11/1930 bewilligt.— Druckerei:.Orbis", Druck-. Verlags- und Zeitungs-A.-G.. Prag .
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14 (22.12.1934) 299
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