Seite 4 Dienstag, 25. Dezember 1934 Rr. 301 Schule und Völker Versöhnung Ein Mahnruf an die sudetendeutsche Lehrerschaft Freiheit der politischen Gesin- Der Fascismus kann den traurigen Ruhm für sich in Anspruch nehmen, den Hatz in ungeahn­tem Matze gesteigert zu haben. Planmätzig wurde dieser gefördert und angesichts des Erfolges er­schrickt man geradezu Wer sein Ausmatz. Ein Blick über die Grenzen der Republik genügt, um sich ein genaues Bild davon zu machen. Was er allein in den Reihen der Lehrerschaft angerichtet hat, ist mehr als niederschmetternd. Tausende reichs­deutsche und österreichische Lehrer brachte er um Stelle und Brot. Noch schlimmer Wer wie der ma­terielle Schaden ist die geistige Verwüstung. Die Schulen hat er zu Rekrutenanstalten, die Lehrer zu Feldwebeln und Profotzen erniedrigt. Die Auf­gabe der Schulen im Dritten Reiche charakterisiert treffend das GedichtDer letzte Kamps" aus einem Lesebuch für die Oberstufe: So soll Europa stehen in Flammen Bei der Germanen Untergang!" Durch geschickte Maskierung verstand der Fascismus auch Teile des Sudetendeutschtums zu infizieren. Die Niedertracht wurde durch fortge­setzte Wiederholung zur Wahrheit umgelogen. In vollständiger Verkennung der wahren Absichten hat er auch innerhalb der sudetendeutschen Lehrer­schaft Eingang und Anhänger gefunden. Die Fol­gen dWon blieben nicht aus: Nichts Wer wäre schlechter, als wenn jene, die rechtzeitig davor warnten, sich schadenfroh die Hände reiben wollten. WW wir den fascistischen Terroristen so Wel vermerken, darf kein Mittel unseres Kampfes sein. DW soll nun nicht heitzen, daß wir uns zu einem saft- unh kraftlosen Pazi­fismus bekennen, der den Fascisten eine leichte Möglichkeit böte, uns jenes Schicksal zu bereiten, wie es Lehrerschaft und Schule in Deutschland , Oesterreich uW anderwärts erfahren mutzt«. Die sozialdemokratische Lehrerschaft kennt aus den Opfern ihrer Brüder die Folgen eines fascistischen Sieges, sie weih, was auf dem Spiele steht. In der Tschechoslowakei Wer würde im Falle der Auf­richtung des Fascismus die Zeche nicht allein von der sozialdemokratischen, soWern von der gesam­ten sudetendeutschen Lehrerschaft bezahlt werden. Zunächst Wer käme wohl gerade jene Schulgruppe unter das Fallbeil, deren Vertreter augeWlicklich am meisten autoritären Gedanken zuneigen. Jene also, die so gerne den Fascismus auch bei uns herbeisehnen, damitendlich die Schulautonomie kommt", würden sehr grohe Augen machen über das Ergebnis ihrer politischen Weitsichtigkeit. An dem glücklichen Ausgang des Ringens zwischen Freiheit und Fascismus ist die gesamte sudeten­deutsche Lehrerschaft interessiert. Was der totale und autoritäre Staat der Lehrerschaft zeigt, ist wenig verlockend. Wie kommt es nun, datz diese unmenschliche Art der Staats­führung und öffentlichen Verwaltung auch bei uns Anhänger fand? In diesem Zusammenhänge in- teresiiert uns nur der Zustand innerhalb der su­ detendeutschen Lehrerschaft. Die Lehrerschaft ist ein Teil unseres Volkes uW es wäre fast verwun­derlich, wenn sie den Auswirkungen der bracchia- len nationalsozialistischen Propaganda mit ihren schillernden Phrasen nicht erlegen wäre. Bis zum 30. Jänner 1933 ist vieles verständlich, was nachher kam, ist weniger erklärlich. Bis zum 30. Jänner gab es nur unabänderliche Programme, wie etwa den Punkt 1 in den Richtlinien für die Beamtenpolitik, aufgestellt auf dem Nürnberger Parteitage der NSDAP im Jahre 1929. Er lau­tet:Die NSDAP kämpft für die Aufrechterhal­tung des Berufbeamtentums mit seinen verfas- snngSmätzig garantierten Rechten,inSbesondere der nung und der freien Meinung s« äußerung der Beamten. Nach dem 30. Jän­ner 1933 hat sich an diesen unabänderlichen Punk­ten manches geändert. Ohne Unterschied der Ge­sinnung wurden alle jene Lehrer verfolgt, die in Wort oder Schrift gegen die Nationalsozialisten ausgetreten sind. In einem Erlatz an die Lehrer Sachsens z. B. erklärte der Kultusminister Dr. Harten! e, jeder Kritiker, der Mahnahmen der Regierung der nationalen Erhebung hatdie schwersten Folgen" des DienswerfahrenS zu tra­gen. Fast zur selben Zeit verkündete im Prager Parlament der nationalsozialistische Abgeordnete Simm, datz die sudetendeutsche Lehrerschaft im Lager des Nationalsozialismus stehe. Als Obmann der nationalsozialistischen Lehrergemeinde mußte er das wissen. Wie so war das möglich? Es wäre nichts un­richtiger. als zu sagen, die sudetendeutsche Lehrer­schaft habe keine Ursachen zu Beschwerden. Eine lange Lifte könnte vorgelegt werden, aber vergli­chen mit der Lage der reichsdeutschen oder österrei­chischen Lehrer geht es uns hundertmal besser. Man hat uns wohl den Gehalt gekürzt, das ist in Deutschland und Oesterreich ebenfalls in ausrei- chendem Matze geschehen, und wenn er dort noch etwas höher ist als bei uns, so ist das der so übel verleumdeten RepWlik und nicht etwa den neuen Herren zu danken. Neben dem Gelde haben aber diese Lehrer die Freiheit verloren, das höchste Gut, das der Mensch besitzt. DaS Eindringen der fascistischen Ideologie in das Sudetendeutschtum hat seine Hauptursache im verlorenen Kriege und in dem damit verbundenen Verluste der Machtstel­lung seiner Herrenschicht, die den geeigneten Zeit­punkt Wwartete, um gegen die sudetendeutsche Ar­beiterklasse, deren Vertreterin die Sozialdemo­kratie ist, eine Pogromstimmung zu erzeugen. In­nerhalb der Lehrerschaft setzte der Umbruch mit dem Gehaltsabbau ein, das Haupwerdienst an der Ueberführung der Lehrerschaft in das Lager des Fascismus hat dieneutrale" sudetendeutsche Lehrerpreffe. Sie sah im GehaltSWbau nur einen Schuldigen, die Sozialdemokratie, und vergaß ganz, daß sich im Laufe der Jahre von 1929 1934 in unserer wirtschaftlichen Struktur manches änderte, insbesondere aber Wersah sie, daß die Zahl der Arbeitslosen von 50.000 auf 750.000 gestiegen war. Die Folgen blieben nicht aus. Als die Demo­kratie sich zur Wehr setzte, tat man ganz verwun­dert. Ein in Deutschland wirkender Lehrer schrieb vor kurzem, daß in jedemLand, in dem der Fa­scismus noch nicht an der Macht ist, der äußerste Einsatz gegen diese Barbarei notwendig ist." Jqr Laufe des letzten Jahres ist nun auch bei uns manches anders geworden. Die Vorgänge in Deutschland und Oesterreich haben ihre Auswir­kungen nicht verfehlt, aber immer noch nicht viel anders ist daS Verhalten derneutralen" Lehrer­preffe geworden. Sie spricht geheimnisvoll von der wahren Demokratie", im Gegensatz zuentar­teten". In dunklen Orakelsprüchen wird von einem Kampf erzählt, in welchemdie Lehrerschaft in eherner Geschlossenheit allen finsteren Mächten die Sfirne bieten muß", damitschwerstes Unheil von Staat, Volk und Jugend abgewendet werde". Wer find die finsteren Mächte? Das ist die Preisfrage. Führen heißt, den Geführten die Wahrheit und wenn notweWig auch etwas Unpo­puläres zu sagen. Präsident M a s a r y k sei uns da wieder einmal Vorbild. Der gegenwärtig so i hoch in Kurs stehend« Heroismus, schlicht Mut ge­nannt, fehlt hier vollkommen. An der Beschneidung der Freiheit der sudeteWeutschen Lehrerschaft trägt die alleinige Schuld der reichsdeutsche Nationalso­zialismus. DW ist der Feind aller deutschen Leh­rer, alle die mit ihm sympathisieren oder versu­chen, ihm eine gute Seite abzugewinnen, sind ebensolche Schädlinge. Nicht weniger schuldig aber siW jene, die dazu schweigen. Damft die Lehrerschaft wieder Ellenbogen- freiheit bekommt, ist zunächst die Erkennung des Kampfzieles notwendig. Das besteht in der Nie- derringung der fascistischen Ideologie und in dem Bekenntnis zur Völkerverständigung. Die Völker­verständigung ist der einzige Weg zur Erhaltung der sudetendeutschen Schule. Dazu müssen die Lehrer schon in der Schule den GruW legen. Ein großer Versuch auf dem Wege zu diesem Ziele wird die in der Zeit vom 14. bis 19. April in Teplitz-Schönau stattfindendePädagogische Woche" sein, die für deutsche und tschechische Leh­rer zugänglich ist und in umfassender Weise dW ProblemSchule und Bölkerversöh- n u n g" behandeln wird. Josef Hu dl. *. Das genaue Programm der in der Zeit vom 14. bis 19. April in Teplitz stattfindendenPädagogi­schen Woche" lautet: 1. Die kulturellen Aufgaben der Deutschen und Tschechen . Redner: Außenminister Dr. Ed­ vard Benes , Prag . 8. Wie kann der sudetendeutsche Lehrer für die Völkerversöhnung wirken? Redner: Minister für öffentliche Arbeiten Dr. Ludwig C z e ch, Prag . Die Solidarität der Arbester und Angestell­ten ist Weraus groß. Besonders in dieser schwe­ren Zeit der Wirtschaftskrise hat sie wahrhaft herr­liche Beispiele ihrer Wirksamkeit gesetzt. Dabei muß man bedenken, daß die Geber und SpeWer selbst nur auf karge Lohn- und Gehaltsbezüge an­gewiesen sind uW neben diesen Opfern noch viele andere Verpflichtungen zu erfüllen haben. Vor uns liegt eine rohe Zusammenstellung des De» zirksvereines.Arbeiterfürsorge" Teplitz- Schönau Wer seine Leistungen in den Jahren 1930, 1931, 1932,1938 und 1934. Mehr alS ein« Biertelmitlivn Kronen wurden in diesen fünf Jahren allein im Bezirk­gebiete verteilt! 1891 Personen erhielten Lebensmittel­anweisungen im Gesamtbeträge von 36.928 Ki. Je nach der Bedürftigkeit und der Kinderzahl erhielten die Empfänger für eine Anweisung Lebens­mittel im Werte von 15 bis 60 K£. 494 Familien erhielten Lebensmittel­pakete im Welte von 21.671 Ai , die zum größ­ten Teil vor den Weihnachtsfeiertagen ausgegeben wurden. 142 Frauen, die ohne Hilfe krank oder im Wochenbett lagen, wurden der Hauspflege an mehr als 1200 Tagen teklhastig, was einem Betrag von 12.015 K5 erforderte. 177 Personen(Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer) erhielten Schuhe im Werte von 9226 AL. 115 Familien wurde angesichts ihres steigenden Notstandes eine Mietzinsaushilfe im Ge- Paula Wallisch : Ein Held stirbt Leben. Kampf und Tod de» Koloman Wellisch Preis im Buchhandel Ki 40., für die Parteien* Ausgabe Kc 22.% 8. Wie soll die Demokratie nationale Konflikte lö­sen? Redner: Unw.-Prof. Dr. Emanuel R ä d l, Prag . 4. Wie betreibe ich in Geschichte und Muttersprache Völkerversöhnung? Redner: Prof. Dr. Klein­berg, KarlsbW. 5. Der Gedanke der Völkerversöhnung in den neuen Lehrplänen für Volks- Bürger- und Mittelschulen. Redner: Doz. Dr. V. P i i- h o d a, Prag . 6. Wie wirke ich für die BMerversöhnung in der Volksschule? Die Teilnehmergebühr für die ganze Veranstal­tung beträgt 80 K£. Der Besuch eines Einzelvortra- ges kostet 5 Kc. Auswärtige Teilnehmre erhalten bil­lige und gute Unterkunft mit sehr guter Verpflegung zum Preise von 200 KJ für die ganze Dauer der Pädagogischen Woche". Junglehrer bis zu zehn Dienstjähren zahlen 150 Kc. Anmeldungen und Auskünfte bei: Professor Dr. Ludwig Kohler, Teplitz-Schönau , Durer Straße 16. samtbetrage von 6013 Kc gewährt. 187 unterernährte Kinder wurden mehr als 4000 Tage(jedes Kind mindestens 25 Tage) in Seidenschwanz, Hirschberg mid Dittersbach während der F e r i e n verpflegt und betreut. Dies erfordert« einen Aufwand von 41.858 KL. 104 Frauen, die niemals einige Tage von der Last ihres Alltags ftei sein konnten, wurde ein E r- holungsaufenthalt in Eichwald ge­währt. Der Aufwand betrug 28.298 KL. 74 jugendlich« Arbeiter und Arbetterinnen er­langten durch den Bezirksverein Erholungs­wochen, wofür 6050 KL verausgabt wurden. 87 krank« Personen, die infolge langer Arbeits­losigkeit, keiner Lraiüenversicherung mehr angehörten, erhielten- M cd t iam en te nu Betrage von 3345 KL. 52 niederkommende Mütter wurden mft Kin­derwäsche beteilt, wofür 7250 KL ausgegeben wurden. Außerdem wurden Bargeldnnterstützimg«»» Brotzuweisungen, Subventionen für soziale Werke, FahrtauSlagen und sonstige Zuwendungen an Hunderte Familien im Betrage von 103.000 KL auSbezahlt. Dieser fin^e Auszug aus den Berichten der letzten fünf Jahre spricht eine deutliche Sprache. Er ist ein erhebendes Dokument proletarischer Solidarität. Wieviele Freude und Sonne konnte in Kinderherzen getragen, wieviel Hoffnung und Ruhe den Armen und Hilfsbedürftigen gegeben werden. Und alles das ohne Gesinnungszwang, ohne Seelenfang, ohne den Druck auf das Denken und Fühlen der Menschen, wie wir ihn anderwärts beobachten konnten. Unsere Arbeiterfürsorge in fünf Krisenjahren Fahrt ins Blaue Bon H. K Breslauer. Ausgerechnet!" sagte der dicke Herr zu dem magern Herren, als die entzückende junge Dame die Abteiltür auftiß. Ach da ist ja noch genügend Platz" rief die junge Dame,komm, Alfted, das haben wir prächtig-getroffen... Du wirst dich hier in die Türecke setzen" Vorsichtig schob sie den jungen Mann ins Ab­teil, der zögernd die Bank abtastete und sich.in die Ecke sinken ließ. Freust du dich, Alfred?". Du bist so gut, Irmgard!" lächelte der Blinde dankbar. Den Koffer legen Sie hier ins Netz" wandte sich die junge Dame an den Gepäcksträ­ger, so, Alfted, dein Koffer ist gerade über dir..." und zu den beiden Herren sich wen­dend, sagte sie bezaWernd liebenswürdig:Bit­te, sich nicht stören zu lassen; mein Bruder wird sie nicht belästigen!" Sie warf einen besorgt zärtlichen Blick auf den Blinden und fügte ttau- rig hinzu.Er ist erstaunlich selbständig!" Oh, bitte, bitte" knurrte der magere Herr. Danke, Irmgard' sagte der Blinde leise. Grüß Mama" Und Bruder und Schwester nahmen Abschied. Der dicke Herr sah den magern Herrn mißmu­tig an, zuckte die Achseln und vertiefte sich in die Zeitung. Der Blinde saß still in seiner Ecke. Nach einer Stunde nahm er die schwarze Brille herunter. Seine Augen waren geschlossen, die Lider ver- sebwollen und gerötet; blaugelb in den Augen­winkeln, ließen sie den magern Herrn einen un­willkürlichen AuSruf des Entsetzens ausstoßen. Verzeihen" murmelte btt Blinde, sich mit dem Taschentuch die Augen abtupfend, verzeihen ich vergaß, daß ich nicht allein bin" Nein nein" beruhigte ihn der dicke Herr, wenn Ihnen die Brille unangenehm ist" Der Blinde schüttelte den Kopf. Sie sind zu liebenswürdig" beklommen seufzend setzte er die Brille wieder auf, Irm­gard hat mir gesagt, wie fürchterlich meine Au­gen aussehen" ,Lh^e Schwester?" Ja ich bat sie, mir die volle Wahrheit zu sagen... Man muß doch wissen wie man aus­sieht, wenn man seinen Mitmenschen nicht gar lästig fallen will!" Sie machen etz schlimmer als es ist!" tröstete der dicke Herr. Oh ich weiß alles ich weiß es... Irmgard hat mich nicht getäuscht!" Nnd leiser, wie mit sich selbst sprechend,, flüsterte er zärt­lich,Sie ist ein Engel!" Fahren Sie weit?" ftagte der dicke Herr. Nach Udine !" Hm machte der dicke Herr betteten. Zu Verwandten!" Und Sie fürchten sich nicht: so allein!?" Fürchten? NLinl Die Menschen find ja so hilfsbereit... Man hat mich nie fühlen lassen, daß ich blind bin... Leider konnte meine Schwester nicht mitkomtnen... Sie muß bei der Mutter bleiben... Und außerdem bin ich die Sttecke schon gefahren... Vor Jahren..." Stunde um Stunde verging. Der Blinde regte sich nicht. Er schlief. Erst als der Morgen dämmerte, richtete er sich langsam auf und zog seine Uhr. In einer halben Stunde sind wtt an der Grenze!" sagte er. _Ja" nickte der dicke Herr ftöstelnd. Sonderbar* meinte der Blinde, son­derbar, daß Sie gar keine Angst haben!" Angst?" wunderte der Dicke sich. Wegen des Geldes!" Gell>?" fuhr der Magere auf. Allerdings ich habe genau gese­hen, wie Sie das Leder der Bankpolsterung loS- machten und das Geld darunter schoben"' Sie Sie haben" der Dicke schob kläglich die Unterlippe vor. Muß eine nette Summe sein!" Sie ttäumenl" schnaubte der Magere. Ebenso wie ich blind bin!"«Was ist Ihnen mein Schweigen wert?" Herr" In fünfundzwanzig Minuten ist es zu spät!" Der Dicke sah den Magern ratlos an. Sind Sie mit fünftausend Dollar zufrieden?" ftagte der Dicke nach einer Pause. Der Blinde schob die Brille auf die Stirne und lachte vergnügt. Donnerwetter müssen Sie eine Menge Geld mithaben... Na dann sagen wir siebentau­send und ich war immer blind!" Rasch nahm der Magere die Banknoten aus dem Versteck, während der Dicke, in der Tür ste­hend, Ausschau hielt. Sehen Sie," schmunzelte der Blinde, nach­dem er seinen Anteil in Empfang genommen und der Magere den Rest wieder in Sicherheit ge­bracht hatte,ich mache das viel praktischer!" Er steckte die Banknoten in ein Kuvert, bog es in der Mitte zusammen und schob eS tief hinab in den Fensterspalt. Einfach, nicht Ivahr?... Wenn wir über der Grenze sind, helfe ich mtt dem Stock etwas nach' öffne die Fußbodenklappe und ziehe das Kuvert unten heraus.. Das Abbiegen ist not­wendig, damtt sich das Kuvert da drinnen ver­klemmt und nicht vorzeittg hinunterfällt denn es könnte so einem Zöllner einmal einfallen da unten nachzusehen" Der Dicke war sprachlos. Und und wie ist das mtt Ihren Au­gen?" ftagte der Magere, zitternd vor Empö- rung. Ebenso einfach... Künstliche Entzündung und etwas Schminke... Sieht gräulich aus und ist äußerst wirksam. Besonders bei Damen hatte ich damit schon den allergrößten Erfolg... Tja ich habe das Geschäft in der letzten Zett an der Schweizer Grenze betrieben und arbeite heute zum erstenmal auf dieser Sttecke... Der Anfang war jedoch ganz zufriedenstellend... Aber ent­schuldigen Sie, meine Herren, ich muß meine Braut rufen" Ihre Braut-" Ja sie sitzt im Damenabtefl und langweflt sich bestimmt, die Aermste... Ich mache näm- lich die Fahrt ins Blaue aus taktischen Gründen niemals allein. Eine schön« Frau und ein be­dauernswerter Krüppel, das ist doch so rührend und man ist viel unbehelligter bei der Grenz­kontrolle Der Blinde erhob sich, öffnete die Tür und rief kläglich. Irmgard Irmgard komm doch zu mir" Lächelnd betrat die entzückende junge Dam« das Abteil. Gut geschlafen, Alfted?" Sehr gut, Irmgard... Die Herren haben sich in der liebenswürdigsten Weise meiner an- | genommen... Es ist alles in schönster Ord­nung!"