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10 Minuten Krupp und Genossen

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Dienstag, 25. Dezember 1934. Nr. 301

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den gro

von der Schwerindustrie  - trotz ihrer tagtäg­lichen, ja stündlichen Verbrechen und trotz des mehrwertheckenden Opfertodes von Millionen immer und immer noch nicht erkannt haben. Das Erkennen dieser Rüstungsindustrien wäre Was war das für eine ganz große Silence stungswettlauf verstärkt wird, indem ein Land Hotel in Shanghai   siten und natürlich feine allerdings auch ihr wohlverdientes Ende und dann auch für ein wirres Durcheinander und gegen das andere ausgespielt wird." Was heute Politik machen sondern lediglich Waffen verkau- Doch was sehen wir statt dessen? Ein Krupp, Aufgeregt sein, als der Senatsausschuß zur Un- geschieht, war also schon damals und noch viel, fen. Da ist zu treffen Monsieur Marchand von der wirklich nach 1918, zumindest für einige Zeit, tersuchung der amerikanischen   Rüstungsindustrie viel früher. Schneider- Creusot ,. Herr Hora von den Skoda  - fertig und aus dem Rüstungsgeschäft ausgeschal­,, Kurz vor dem Krieg so heißt es in einer Werken, Monsieur Laurent von den Brünner tet war, hat sich heute einiges von den Geschäften der Electric Boat Com­und stärker denn je pany in New York   und der Vickers- Armstrong Ltd. Arbeit Krupp und Essen" der genialen Larissa Waffenfabriken, Mister Zunder von Vickers- Am- wieder in das große Triebwerk eingeschaltet, das in London   feststellen konnte. In einigen Blättern Reißner, ich glaube, es war 1913, sagte Strupp strong und- er ist auch schon wieder da Herr nicht nur den Fascismus und Nationalsozialis­tat man wirklich so, als hätte man etivas ganz, auf einem Breffebankett die geniale Phrase, die Kornwalzer von der Firma Krupp  . Sie machen mus großgemacht und an die Macht gebracht hat, ganz neues erfahren, etwas worüber unser braver ebenso bemerkt wurde wie vor vierzig Jahren der aber nicht nur jeder für sich Geschäfte, o nein, sondern das auch wenn es die Profite oder gar Mond nicht schon so oft mehr als nur ein Auge Stahlflog: Eine Fabrik muß sich ihre Nachfrage sie machen sie alle sehr schön und friedlich zusam- die Rettung der Gesellschaft", also noch einmal zugedrückt hat. Schließlich hätten die aufgeregten selbst schaffen." Nun Krupp   machte Kanonen und men. So schanzt der eine dem anderen und umge- die Profite und Dividenden erfordern Redakteure amerikanischer und europäischer Blätter der Krieg war fein Käufer." Damals wie immer. fehrt Aufträge zu. Und ist einmal Not an Mann, Ben Krieg der Nationen andrehen wird. aus einer ganzen Reihe von Publikationen schon Als sich im April 1866 der preußische dann hilft Herr Kornwalzer sehr gern Monsieur Wir meinen allerdings, daß es viel nationa­längst fast alles wissen können, was jetzt im USA  - Kriegminister von Roon mit der vertraulichen Marchand oder Mister Zunder aus, wie auch die ler gedacht und gehandelt wäre, wenn unternom­Senatsausschuß zur Verhandlung fam wenn es Bitte an Krupp   wandte, mit Rücksicht auf die po- wieder Herrn Kornwalzer oder einem anderen. Es men würde, das internationale Rüstungsgeschäft ihnen nur jemals eingefallen wäre, in aktuellen litische Lage keine Kanonen an Oesterreich zu lie- wäre ja auch unverständlich, wenn es anders an seinen Quellen abzustopfen. Unmöglich? Nichts Büchern zu lesen. Wenn sie vor lauter Tempo und fern, da redete sich Herr Strupp mit bestehenden wäre. Denn besteht zwischen der verschiedenen ist auf die Dauer unmöglich, was große, zielbe­Aftualität auch nur einmal dazu kämen, das wirk- Verträgen und ähnlichem heraus, und schließlich Rüstungsindustrie nicht allerengste Liierung z. B. wußt geführte Voltsmassen wollen. lich Aktuelle und Wichtige zu sehen. Und wenn sie beschossen sich beide, Desterreicher wie Preußen, in den Stahlwerken von Puchow in China  ? Dieſe Allerdings bedarf es einer Führung. Und es schon sehen auch zu berücksichtigen und mitzu- aus Kruppschen Kanonen. Nur das die Oesterrei- Werte sind von Krupp gebaut. Ihr Rohmaterial dann auch eines Zieles. Die Massen sind willig cher ihre Kanonen wohl weniger teurer eingekauft erhalten sie von der Société hunanaise de traite- und, was mehr ist, fast allüberall in Bewegung. Schon im Jahre 1932 konnte die Union   of haben, als die Preußen. Denn während der Pa- ment de minerai" in Siang- Kiang. Diese Gesell- Nur kann diese Bewegung ebenso gut für den Democratic Control eine Schrift The Secret In- triotismus des Herrn Krupp der wilhelminischen schaft ist Eigentum einer französisch- chinesischen Krieg wie für den Frieden ausgenutzt werden. ternational" veröffentlichen, in der das interna- Flotte Nickelstahlpanzerplatten für 2300.-t. Schneider- Creusot- Gruppe, in der neben der Für den Krieg arbeiten die Krupp und Genossen, tionale Waffen- und Giftgasgeschäft in aller Ein- die Tonne verkaufte, lieferte er die gleichen Pan- französischen Gruppe von Olivier, die deutsche wenn wir nicht. unter Einsatz unseres Letzten deutigkeit beweiskräftig dargestellt wurde, dann zerplatten für 1900.- Mark die Tonne an aus- Gruppe von Schnabel und die Frankfurter   Me- für den Frieden wirken, wer soll es denn tun? brachten wir glauben es, es war im Jahre ländische Mächte. Weiter. Bis zum Jahre 1911 tallgesellschaft figurieren. Weiterhin ist die Oli- Der Andere? Nein. Zuerst und noch einmal und die Amerikaner Hanighen und Engel- hatten die Krupp- Werke 53.000 Kanonen fertig vier- Gruppe mit der amerikanischen   Metallfirma noch einmal und immer wieder: Du. Und wenn das brecht( H. C. Engelbrecht ist Redakteur für Ge- gestellt, aber nur 26.000 dieser Kanonen sind in Schnabel- Gaumer liiert, die in Europa   durch das so sein wird, dann werden sehr bald gar viele schichte an den Social Science Abstracts") eine Deutschland   geblieben, 27.000 sind an 52 ver- Haus Lissauer in Köln   repräsentiert wird. So andere mit dir mit uns sein. Immer mehr, Arbeit Merchants of Death" heraus, in der sie schiedene Auslandsstaaten gegangen. gehen die Geschäfte und Beziehungen in und und immer mehr werdend, bis unbesiegbar eure schon Shelley sagte es eine Anflage erheben konnte, die umfassender und Wie Krupp  , so machten es natürlich auch die durcheinander, und lediglich die Massen der Völker Menge" Zahllos gewaltiger ist, als die, die der USA  - Senatsaus anderen nationalen" Rüstungsindustrien  , die sind die gutgläubigen Lämmlein, die die natio- seid Ihr Nichts sind sie". Arthur Seehof. schuß bis heute formuliert hat. Weiterhin mag Deutschen   Waffen- und Munitionsfabriken" in nalen" und ach so tüchtigen Wirtschaftsführer" hier, außer auf die Schrift von Richard Lewinsohn Karlsruhe, die der aus der Bullerjahn- Affäre be= ( Morus) über Sir Basil Zaharoff  ( die sich nicht fannte Paul von Contard leitete, Thyssen, Stinnes gerade durch Weitblick und Aktualität auszeichnet), und manche andere mehr. So lieferte z. B. der auf die Arbeit von Guiles Davonport, die in Bo- stramme Nationalsozialist Thyssen während des ston erschienen ist und ebenfalls über Zaharoff Krieges Infanterieschußschilde, die er an die handelt, aufmerksam gemacht sein. Dann hat z. B. deutsche   Heeresverwaltung mit 117.- Mark für H. C. Engelbrecht   in verschiedenen amerikanischen   das Stück verkaufte, für 68. Mark über Hol­Blättern wie The World Tomorrow" usw. lange land an die Entente- Mächte. Dann ist auch vor dem Zusammentritt des Senatsausschusses dies nur als Beispiel für viele ähnliche Geschäfte über die Geschäfte der blutigen. Internationale ge= der Stacheldraht, in dem die deutschen   Douau­handelt. mont- Stürmer vor Verdun   hängen blieben, von den Magdeburger   Draht- und Kabelwerken wäh­rend des Krieges über die Schweiz   nach Frankreich  geliefert worden. Daß die Rüstungsindustrien der anderen Staaten Gleiches und Aehnliches taten nichts ist, vom kapitalistischen   Standpunkt aus gesehen, selbstverständlicher und natürlicher.

1933

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Die gleichgeschalteten Museen

Aus Berlin   wird uns geschrieben: Nachdem die Gleichschaltung des ganzen öffent­lichen Lebens erfolgt ist, haben die deutschen   Museen auch nicht unterlassen können, ihr Intellektopfer zu bringen. Wie man Museen flassischer Kunst gleich schalten kann, ist allerdings eine Frage, die nur tiefste Unkenntnis stellen kann. So wenig die Mu ſeumsschätze Deutschlands   mit Politik zu tun haben, den meisten Direktoren ist es gelungen, sie hitlerisch zu fynchronisieren: durch Sonderausstellungen und Vorträge.

schen Gheto? Oder gilt der Judenparagraph nicht für Ausländer? Aber man hat doch Georg Brandes  weggehängt! Aber Brandes war doch kein Maler? Nein, aber das Modell zu einem der drei ergrei­fendsten Altersbildnisse von Lovis Corinth  .

damit!

Weg

A props Corinth erzählt Berlin   folgende Anek­

Doch warum, wenn es sich um das verbreche­rische Tun der Rüstungsindustrie handelt, bis auf dote. Der Maler Franz Heckendorff ist natürlich die andere Seite des Globus gehen, bleiben wir Nazi geworden. Da er wegen Einbruchs im Wieder­bei uns, in Europa  , bleiben wir für diesmal holungsfall, bei eigenen Freunden übrigens vorbe­nur in Deutschland  , und es dürfte zur Genüge straft ist, eröffnet sich ihm in der Partei eine gigan­flar werden, daß es niemals eine nationale Rü­Zitieren wir, was allein jetzt in Berlin   geboten tische Karriere. Im Sommer lebte er von einem stungsindustrie gegeben hat. Wer sehr viel und Es wäre nun ein toller Wahn zu glauben, wird. Das Kaiser- Friedrich- Museum hat eine eleganten Weekend- Hotel in der Nähe Berlins  , ein vollkommen einwandfreies Material zum Thema dieses internationale Geschäftsgebaren der- Sonderausstellung Sport und Spiel bei Griechen beliebtes Absteigequartier höherer Parteiführer. Auch deutsche Rüstungsindustrie haben will, dem seien stungsindustrie hätte in der Nachkriegszeit nach- und Römern". Den Schulen, die hergeführt werden, Hitler mit seinem Adjutanten war dort zum Essen. von Arthur Saternus Die Schwerindustrie in gelassen. Im Gegenteil, es ist immer umfassen liefert der Lehrer den wehrsportlichen Kommentar. Natürlich bittet Heckendorf, der Führer" möge sich und nach dem Kriege", die anonym erschienene der gefährlicher geworden. So sind auf dem Niemals fehlt die Erklärung, daß die alten seine Bilder ,, ungestört" ansehen. Nach dem Rund­Arbeit Hinter den Kulissen des französischen   Kriegsschauplatz des Gran Chaco   Waffen aus Griechen Germanen waren. In einer gang bestürmt er den Begleiter: ,, Was hat Hitler Journalimus", von Otto Lehmann, Rußbüldt Die aller Herren Länder zu finden, zum Teil auch anderen deutschen   Stadt wird die Eingangstür eines gesagt? Bitte die Wahrheit." Der Adjutant zögert. blutige Internationale der Rüstungsindustrie", Waffen, die ihre zum erstenmal zur Anwendung Museumssaales durch zwei Büsten flantiert. Rechts Er ist schließlich zu Gast. Endlich gibt er nach. Also weiterhin Louis Launay und Jean Sennac Les gelangen, gewissermaßen als Generalprobe für ein Grieche mit dem Etikett: Nordischer Typus. der Führer hat gesagt: Dieselbe Klererei wie Relations Internationales des Industrie de Gu- das kommende Weltgemebel. Und Militärmissio- Links ein Phantasieaffe mit dem Etikett: Negroider Corinth". Es war Hedendorfs glücklichster Tag. erre", Marchands de Canons", die verschienen aus den verschiedensten Ländern verfolgen Urmensch. Den Vogel der Gleichschaltung hat allerdings densten Schriften von Delaist und last not hier, im Gran Chaco  , in dem blutigen Versuchs­Aber weiter: Das Münzkabinett zeigt ,, Deut- das Museum in Hannover   abgeschossen, wie Wipp­least von H. R. Murray" Krupps and the In- laboratorium des kommenden Krieges das Funk- sche Kriegsmedaillen", das Kupferstichkabinett Die chen stand würde. Dessen Direktor Alexander Dor­ternational Armaments Ring" empfohlen. Es tionieren der Werkzeuge und Maschinen, die wäh- Kunst der nordischen Stämme und Völker", dar­ließe sich hier noch die eine und andere Arbeit an- rend des letzten großen Krieges noch unbekannt unter Rembrandt  . Seine herrlichen Judenbilder der" Museumskäufer abstrakter Bilder. Seine führen, doch wir wollen schließlich keine Biblio  - waren. Weiter find während der chinesisch- japani- sind noch immer nicht im Depot. Das Zeughaus zeigt modernen Säle waren gut. Was tun, nach dem Auf­graphie des internationalen Rüstungsgeschäftes schen Kämpfe auf den gleichen Schiffen, von den Weltkriegsbilder von der Vogesenfront. Warum bruch der Nation? Dorner legte vor die Bilder seiner geben sondern lediglich an einigen Beispielen zei- gleichen Firmen Waffen sowohl nach Shanghai   nicht endlich die Marneschlachten, wie sie wirklich von ihm in Wort und Schrift aufs höchste verehrten gen, daß die Enthüllungen des USA  - Senatsaus wie nach Yokohama   gegangen. Und auch während waren? Das Museum für Völkerfunde ist erbhösisch Meiſter auf Pulte schwarze Tafeln, weiß und rot schusses keineswegs Enthüllungen gewesen sind des chinesischen Bürgerkrieges sind die verschiede eingestellt. Seine Ausstellung heißt: Vom Grab- beschrieben, mit Terten, in denen er seine teuer ge­sondern lediglich Wiederholungen. Wiederholunnen kriegführenden Parteien von ein und densel- stock zum Pflug." Auch die Privatgalerien bleiben fauften Bilder verhöhnt und den dümmſten In­gen auf einem Klavier, das schon seit Jahrzehn- ben Firmen beliefert worden. Wer Geld hat, kann nicht zurück. Ferdinand stinkten der Museumsbesucher Möller hat eine Schau ten in Mißtönen flingt. von überallher Waffen haben, soviel und welche Nordisches Land". Schließlich hat sich sogar einmal ein Sonder- er auch nur will. Wenn ausschuß des Völkerbundes mit der Tätigkeit der nach Larissa Reißner   in der Rüstungsindustrie beschäftigt. Allerdings ist das Vorkriegszeit ein einziges Wort des Agenten der Material, das die Nachforschungen ergaben, nie- Frima Krupp in Peking   mehr wog, als die weit­mals veröffentlicht worden. Veröffentlicht sind läufigsten Versicherungen der offiziellen Landes­lediglich die Schlußfolgerungen, zu denen dieser vertretung", so wird das heute kaum anders sein. Ausschuß im Jahre 1921 kam. Und die sagen und man kann sich also in etwas vorstellen, was u. a.: daß Rüstungsfirmen internationale- für eine Rolle die Herrschaften spielen, die heute, stungsringe organisiert haben, durch die der- in intimster Zusammenarbeit, in einem großen

Weihnachten

in der USSR  

Soweit man überhaupt von Weihnachten   in der USSR   sprechen kann, muß gesagt werden, daß jie zeitlich nicht mit unseren Weihnachten zusam­menfallen. Denn obwohl die Sowjets den alten gregorianischen Kalender beseitigten, halten die, die noch die Feiertage begehen, zäh an ihm fest. So feiern diese Kreise ihren Weihnachtsabend nicht am 24. Dezember, sondern 13 Tage später.

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In Moskau   selbst, in einem winzigen Kirchlein in der Nähe des Roten Plazes erlebte ich, wie sich die " Internationale"; das Glockenspiel vom Kreml­turm, in den Kirchengesang mischte.

ner stand früher links von den Linksten. Er war

preisgibt. Klee,

Feiniger, Nolde, Archipenko   er enthüllt sie jetzt als Dokumente des sterilen ,, liberalistischen" Zeit­alters. Vor kurzem pries er sie noch als kommuni­stische Avantgarde.

Weniger Charakter hat die Moderne Galerie im Kronprinzenmuseum. Alle bekannten jüdischen Maler find weggehängt. Aber ein neuer ist eingezogen: der große, früpverstorbene Amadeo Modigliani  . Sein Die Gleichschaltung auf dem fürzesten Weg Mädchenbild mit dem Blick unendlicher Trauer ver- hatte Mannheim   1933 vollzogen. Dort wurde Cha­folgt den Betrachter noch, wenn er weitergeht. Wußte galls weltberühmtes, großes Delbild Der Rab­man nicht, daß Modigliani   mütterlicherseits von biner" auf einem Karren als Pranger durch die Spinoza abstammt, väterlicherseits aus dem römi- Stadt gefahren und öffentlich verbrannt ―dd.

ganz winziges Bäumlein zu beschaffen, dessen ganz| Da sagst Du mir nichts Neues. Es ist eine alte spärliche, auch heute noch schwer zu beschaffende Geschichte, daß der Mensch aus den Mühen des All­Kerzen sie heimlich, bei fest zugezogenen Fenstern tags in das Reich des Mythos flüchtet, ob das nun und verschlossenen Türen anzünden. die christliche, die mohammedanische, die jüdische Religion, der Spiritismus oder sonst etwas ist. Er sucht sich dort den Halt und den Trost, den er im Leben nicht finden kann."

Ich sah in den Kirchen neben alten Leuten auch ganz junge, solche, die vom ersten bis zum letzten Jahre ihrer Erziehungsperiode Sowjet­schulen besucht haben mußten, auf die kein Ein­

Weihnachtsfeiern im Hause sind offiziell nicht berboten, wie die Sowjetregierung überhaupt weniger in die rein private Sphäre eingreift, als allgemein angenommen wird. Sie weiß, daß Ver­Damals berstand ich erst wirklich, warum bote nur zur Uebertretung reizen und bevorzugt fluß von früher gewirkt haben konnte. So fragte noch heute so viele Menschen, die mit beiden Füßen die indirekte Methode. Am Weihnachtstag werden ich einen Bekannten, der mir nach langem hin und lernend, arbeitend, organisierend im Sowjetleben regelmäßig antireligiöse Feiern in den Klubs, her gestand, daß er Weihnachten gefeiert hatte, stehen, Kirchen besuchen, Weihnachten feiern. Ich Kulturhäusern, Roten Ecken der Betriebe veran- nach dem warum. Um den Kindern eine Freude verstand, weshalb die Sowjetregierung in den staltet, um die Leute von Zuhause fortzulocken. zu machen..." Ich sah ihn lange prüfend an. letzten Jahren, besonders seit 1932, die anti­Im Straßenbild sieht man keine Aenderung. Außerdem gibt es den moralischen Druck". Die Da rückte er endlich heraus: Und auch, um selbst religiöse Propaganda abgebremst, weniger aggress Nur, wenn man die sogenannten" freien" om als religiös" Verdächtigen erblicken ihre mehr mal eine andere Atmosphäre zu spüren. Religiös jib gestaltet hat. merzläden beobachtet, in denen man so gut wie oder minder gelungenen Karikaturen einige Tage bin ich bestimmt nicht. Aber sehen Sie, das Leben ohne Beschränkung Butter, Wurst, Fleisch, Scho= Und ich muß wieder den Funktionär der folade, Zigaretten, Weine, wenn auch zu einem bor dem Feſt in der überall vorhandenen Wand- ist so hart, so rücksichtslos und schwer. Im großen mehrfachen der Kooperativpreise, faufen kann, deitung mit einer Unterschrift Jwanow feiert die genau so toie in Kleinigkeiten. Und da ist es ganz Gottlosen" zitieren, der mir zum Schlusse sagte: Geburt des Christkindleins", wobei das" Feiern" schön, mal nicht an falsche Affordsäße, Brotpreis­Solange wir den Leuten keine besseren, größeren sieht man, daß die Läden voller sind als sonst, daß meist als reichlicher Genuß von Wodka dargestellt erhöhungen, an die Drängelei in der Straßen- Wohnungen geben können, solange die meisten Käufer mit kleinen und großen Paketen über die wird. bahn zu denken. Da gehe ich, das einzigemal im Löhne niedrig, die Preise hoch sind, erzählen wir Straßen eilen. Ein Funktionär des Bundes der Auch auf andere Weise erschwert man die Jahre in die Kirche, hör die schönen weichen Lieder. der Masse umsonst von Kopernikus  , Galilei  , Häckel kämpfenden Gottlosen" verriet mir, daß vor Weih- Weihnachtsfeiern. Tannenbäume dürfen auf der Und wenn wir dann nach Hause kommen, ist meine und Darwin  . Wir werden erst dann den wissen­nachten 1933 die Tagesumjäße der Kommerzge- Straße nicht verkauft werden, sie schwarz", in Frau nicht verärgert und nervös, wir packen die schaftlich begründeten Atheismus in der Masse schäfte sich in Moskau   und Leningrad   gegenüber ben ausnahmslos dem Staat und den Gemeinden feinen Eßwaren aus, für die wir uns das Geld verankern fönnen, wenn es uns gelungen ist, eine dem normalen Durchschnittsumsatz fast verdoppelt gehörigen Wäldern zu fällen, ist Diebstahl ge- feit langem zusammensparten, die Kleinen sind heitere, frohe Wirklichkeit zu schaffen, aus der man sellschaftlichen Eigentums" und wird mit nicht froh und lustig, und wir verleben beim Schein der nicht in das Surrogat des Mystizismus zu flüchten braucht. Dann wird es auch wohl keine heimlich In den wenigen Kirchen, die die Großstädte inter   5 Jahren Gefängnis oder Zivangsarbeit be- Lichter einen schönen Abend." noch haben, drängen sich die Menschen, zelebriert straft. lind trotzdem finden die Russen immer Als ich dieses Gespräch meinem Freund von gefeierten Weihnachten mehr geben." der Pope in großem Ornat die Weihnachtsmesse. wieder Mittel und Wege, sich ein, manchmal den Gottlosen erzählte, war er gar nicht erstaunt.

hatten.

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A. Rudolf.