7. 303 Samstag, 29. Dezember 1934 «eite 5 Griechenland rüstet auf Der Generalstab der griechischen Armee hat einen Plan des Kriegsrates ausgearbeitet, wel­chem die Reorganisation der griechischen Armee anvertraut werden soll. Der Kriegsrat wird sich aus den Stabschefs der Armee, der Marine und der Militärluftfahrt zusammensetzen. Weiter wurde im Prinzip dem Kredit für die Modernisie­rung der griechischen Armee im Betrage von acht Milliarden Drachmen zugestimmt. Verwaltet wird dieser Kredit durch die sogenannte Nationalvertei- digungskassr. an deren Spitze der Ministerpräsi­dent stehen wird. Das griechische Marineministe­rium hat bei englischen Schiffswerften zwei Tor­pedobootzerstörer von je 2000 Tonnen Raumge­halt in Auftrag gegeben. Für die Reparatur und den Bau von Militärflughäfen wurde vorderhand der Betrag von 175 Millionen Drachmen bewil­ligt. Das Innenministerium arbeitet an einem großangelegten Plan für Zwecke der Verteidigung der Bevölkerung gegen Giftgasangriffe. Blutiger Kampf mit Schmugglern. Bei der Ortschaft G a st e I an der h.o l l ä n d i s ch- bel­gischen Grenze kam es in der Nacht zum Mitt­woch zu einer wilden Schießerei zwischen hollän­dischen Zollbeamten und Schmugglern. Ein Zoll­beamter entdeckte auf einem Patrouillengange einen Schmugglertrupp, der sofort die Flucht er­griff. Der Beamte konnte einen der Schmuggler einholen und festnehmen. Als die übrigen Schmuggler merkten, daß der Beamte allein war, kehrten sie wieder zurück. Sie umzingelten ihn von allen Seiten und bewarfen ihn mit Steinen, so daß er seinen Häftling freilasien mußte. Im letzten Augenblick kamen fünf weitere Zollbeamte im Auto ihrem Kollegen zu Hilfe. Diese machten sofort von der Schußwaffe Gebrauch. Zunächst gelang es ihnen, die Angreifer zurückzudrängen. Diese wurden aber von der Bevölkerung von Gastel unterstützt und gingen abermals zum Angriff über. Die Beamten mußten sich an­dauernd schießend zurückziehen und ihren Kraft­wagen im Stiche laffen, der von der Menge z e r st ö r t wurde. Plötzlich tauchten neue Gen­darmen auf, die aus ihren Karabinern ganzem Salven abgaben, worauf die Schmuggler endlich in wilder Flucht davon liefen. AchtSchmugg- ler blieben mit schweren Schußver­letzungen liegen und wurden als Polizei­gefangene in ein Krankenhaus übergeführt. Unter­wegs erlag einer von ihnen seinen Verwun­dungen. Der Zustand von zwei weiteren ist be­sorgniserregend., Der Kulturkampf in Mexiko  . Aus M e x i- ko-City wird gemeldet: Ueberraschend wurde am Hl. Abend angeordnet, daß am ersten Weih­nachtsfeiertag sämtliche Staatsbeamte wie an einem Wochentage zu arbeüen haben. In der mexikanischen Kammer wurde in einem Antrag die Enteignung der Kirchenkunstschätze verlangt. Pest in China  . Aus chinesischer Quelle wird mitgeteklt, daß in der Umgebung von Tsinklanp, etwa 200 Meilen nördlich von Nanking  , einige tausend Personen an schwarzer Pest erkrankt sind. Es wur­den eiligst Aerzte und andere Hilfe dorthin entsandt. Volkswirtschaft und Sozialpolitik Wird die Fettzollerhöhung in Kraft treten? Einem Artikel des Genoffen Franz Svojse. in derKonsumgenossenschaft" ent­nehmen wir: Wir haben berests einigemal darauf ver­wiesen, daß im Sinne des Zollgesetzes vom 10. Juni 1934 ab 1. Jänner 1935 erhöhte Zölle für Fett und Speck in Kraft treten sollen. Obwohl es sich um ein bereits beschloffenes Gesetz handelt, versuchen wir mit allen Kräften, eine Aenderung herbeizuführen, denn bei der jetzigen Lage der Ver- Die Stadt Lima   feiert ihre« 400. Geburtstag Lima  , die Hauptstadt von Peru  , die von dem Eroberer des Landes Francisco Pizarro  (im Ausschnitt) im Jahre 1535 gegründet wurde, begeht im Jänner die Feier ihres vier­hundertjährigen Bestehens., braucher würde ein Inkrafttreten der Zoller­höhung zweifellos einen weiteren Rückgang des FettverbraucheS bedeuten. Die bei Inkrafttreten der geplanten Zollerhöhung sich automatisch voll­ziehenden Einfuhrrückgänge würden wieder auf unseren Export in jene Länder wirken, mit denen die Tschechoslowakei   in Kompensationsverkehr steht. Es ist daher zu verwundern, daß die für diese Frage in Betracht kommenden Wirtschafts- ministerien nicht initiativ vorgegangen sind. Der entsprechende Antrag der Zentralen unserer Kon- sumgenoffenschaften, ist von den entscheidenden Stellen sehr lau behandelt worden. Wir haben das Arbeitenministerium darauf aufmerksam gemacht, daß auch die letzten Reste unseres Nein gewordenen Kohlen- und Koksexportes nach Ungarn   verloren gehen, wenn es zu dieser Zollerhöhung kommen würde. Das Arbeiten Ministerium hqt sich nun dieser Frage angenommen, was wir mit Dank zur Kenntnis nehmen wollen. Ganz bezeichnend ist aber das Verhalten der Handets- und Gewerbekammern. Man sollt« annehmen, daß die Handelskammern das größte Interesse an einer Verbreiterung des internationalen Warenaustausches hätten. Das trifft auch in diesem Falle für die Handelskam­mern von Pilsen  » Budweis   und Brünn   zu, die sich für die Annahme des Antrages der Zentralen unserer Konsumgenossenschaften ausgesprochen haben. Anders die Reichenberger Handels­kammer. Diese sieht es offensichtlich als ihre Auf­gabe an, inersterReihedieJnteressen der Margarineindustriellen wahr­zunehmen, welche letztere sich wieder von der Ein­schränkung des Fettkonsums einen noch besseren Nutzen für Margarine erhoffen. Und so kommt es, daß die Reichenberger Handelskammer die Export­interessen unserer Volkswirtschaft bedenkenlos opfert. Die Reichenberger Handels- und Gewerbe­kammer tut unseren Einspruch gegen das Inkraft­treten erhöhter Fettzölle damit ab, daß sie sagt, die Frage des Fettzolles sei eine Angelegenheit der Landwirtschaft, und daß hohe Fettzölle für die Landwirtschaft iw Interesse der heimischen Mar­garineindustrie nötig wären. Ersteres ist nicht richtig. Die Frage erhöhter Fettzölle kann keine Angelegenheit sein, über die ausschließlich die Landwirtschaft zu entscheiden hat; hier handelt es sich vielmehr um ein allgemeines volkswirtschaft­liches Interesse. Weiters ist wichtig festzuhalten, daß wir keine genügende heimische Schweinefett­produktion haben und importieren müssen. Die Agrarier werden dem Herrn Handelskammersekre­tär gewiß sehr dankbar sein, daß er sich so warm für den Schutz von agrarischen Interessen eingesetzt hat, obwohl die Art und Weise, wie dies geschieht, im Gegensatz zu den allgemeinen Interessen des Handels und der Industrie steht. Das Referat der Reichenberger Handels- und Gewerbekammer stellt em Labyrinth von einander widersprechenden Meinungen dar. Wir wollen daraus nur das Konkrete behandeln, und das ist der Vermittlungsvorschlag, der auf die Festsetzung eines festen Zolles von 240 XL für Fett und von 180 XL für Rohspeck abzielt. Wiederholt ist in dem Referat angeführt, daß eine Fettzollerhöhung abgelehnt werden muß, aber trotzdem wird obiger Vorschlag gebracht, der effektiv eine Zollerhöhung bedeutet und so wiederum den Interessen der Mar- garineindustrie gerecht wird. Der Jndustriellenverband als solcher hat in der Frage des Inkrafttretens höherer Fettzölle keine Stellung eingenommen; gewiß em Spiegel­bild der geteilten Meinungen innerhalb dieses Verbandes. Grundsätzlich erklärt dieser Verband, immer für Zollermäßigungen zu sein, schon wegen des erleichterten internationalen Güterverkehrs. In der Frage der Fettzölle jedoch werden die In­teressengegensätze sichtbar. Die Margarineseltion hat ein Interesse an höheren Fettzöllen; die Schweineimporteure sind»auch immer für Zoll­ermäßigung"; aber beim Fettzoll, wo es um ihre egoistischen Interessen geht, ist ihnen der Zollsatz noch zu niedrig. Sie verlangen ernstlich einen Fettzoll von XL 3.45. Diese Leute würden verdie­nen, vor aller Oeffentlichkeit mit Namensnennung angeprangert zu werden. Unsere Fettimporteure ermöglichen unserer Industrie bedeutende Exporte. Diese Exporte würden in dem Maße zurückgehen, als die Einfuhr sinkt. Der Bauer ist an Fettzöllen nicht interessiert. Der Fiskus hat nichts von höheren Zöllen, wenn die Einfuhr geringer wird. Alle Argumente spre­chen also gegen die für den 1. Jänner vorgesehene Fettzollerhöhung. Göttin Kali fordert Blut Von Ruth Körner. In Bengalen, der reichsten und lebendigsten Provinz Indiens  , lebt trotz Fortschritt und anti­religiöser Propaganda immer noch eine Gruppe fanatischer Kali-Anhänger, die den Kult der Göt­tin erschreckend hemmungslos und grausam durch­führt. Wo liegt der unheimlichste Ort Indiens  ? In den Dschungeln? Im Innern des Landes? An den Rändern der Wüsten und des Urwaldes? Rei­tet man auf Elefanten oder Kamelen dahin? Ueber Wege unter Lianen und Palmen? Nein. Zum unhchmlichsten Ort Indiens   führt die Stra­ßenbahn. Er ist zwanzig Minuten von den Wol­kenkratzern im Zentrum Kalkuttas   der größten indischen Stadt entfernt. Die Häuser sind ein bis zwei Stock hoch, die Straße ist breit und ge­pflastert und auf einem freien Platze stehen eng zusammengedrängt die roten und silbernen Auto­busse: Endstation. Dieser Vorort heißt Kalighat. Wenn man jedoch die Straße verläßt und dem schmalen ausgetretenen Feldweg folgt, kommt man nach etwa zehn Minuten in des Gebiet der Tempelstadt. Mit einem Schlag verändert sich das Bild. Wie die Läden im Basar, so stehen hier die Tempel mit den verschiedensten Göttern und Göt- xen nebeneinander. Ihre überlebensgroßen Bil­der sind mit Blumen geschmückt, mit tierischen Fetten verklebt und mit gefärbtem Reis bestreut. Uralte, hexenhaste Frauen oder schöne,, junge Priester offenbar nach Rang und Macht der Götter hüten und pflegen die Altäre. Ein Stückchen weiter an der Tempelmauer sitzen Bett­ler. In zwei Reihen, in drei Reihen, einer ganz dicht am andern. Aussätzige, mit Asche Be­schmierte, Hungrige, Fieberkranke.Memsahb! Memsahb!" Sie halten jedem Vorübergehenden ihre schmutzigen Ehschalen entgegen und schlagen mit ihren verkrüppelten Händen abwechselnd aus Mund und Magen.Memsahbl Memsahb!" Wei­ter führt der Weg zu einem Keinen, mit dickem, grünen Wasser gefüllten Bassin. Dieses Wasser ist heilig. Einige alte Leute und vier bis sechs Knaben baden darin; gleichzeitig waschen sie ihre Wäsche, vielmehr die Ueberreste ihrer Wäsche, und legen sie zum Trocknen an den Rand in den Staub der Straße oder gehen zu zwei und zwei in der Sonne, die Fetzen wie wertvolle Tücher ausge­spannt tragend. Schon bei diesem Bassin hört man ein dump­fes Brausen, wie das Rauschen eines Flusses oder das Murmeln einer riesigen Menschenmenge. Es kommt von dem großen Platz, dem Mittelpunft der Tempelstadt, auf dem sich Hunderte, Tausende, vielleicht Zehntausende von Menschen drängen. Frauen im weißen Sari; Männer, halbnackt, mit bunt bemalten Stirnen; Mönche in ihren orange­farbenen Tüchern; Kinder, die hin und her gesto­ßen werden; Händler, die mit ausgeschrienen und gepreßten Stimmen Ketten grcllroter Tempel­blumen anbieten; räudige, fast verhungerte Hunde, die in erwartungsvoller Erregung umherschnutz- Pern. Monoton und leist singen die Teufelsanbe­ter vor ihrem ewigen Feuer. Betäubend ist der durchdringende Geruch der Blumen, die Hitze fast unerträglich. Ein schwerer Monsunwind jagt Pech­schwarze Wolken über den Himmel. Dann und wann erhellt ein ganz greller Sonnenstrahl den Platz. Der Gottesdienst im Kalitempel wurde eben beendet. Noch hocken einige Frauen auf den Stu­fen und im Tempelinnern oder liegen vor dem Eingang, ihre Stirnen in den Staub gedrückt. Sie Kagey, beten und bitten. Kali ist nämlich die furchtbarste und grausamste Göttin der Hindureli­gion, die Hüterin aller gefährlichen Krankheiten, die Lenkerin der Giftschlangen. Nur die herzzer­reißendsten Gebete, unterstützt durch Blutopfer, können sie versöhnen, rühren und gütig stimmen. Und um dieses Blutopfer zu vollziehen, sammeln sich die Gläubigen auf denr Platz, auf dem wenige Schritte vom Tempel entfernt zwei ga­belförmige Opferblöcke stehen. Nach langen Weih­zeremonien und Besprengungen mit heiligem Wasser wird em kleines Opfertter nach dem an­dern auf den Block gelegt. Ein Priester hält ihm die Hinterbeine zusammen, während der andere mit einem kurzen, scharfen Messer den Kopf vom Rumpfe trennt. Auf diese Weist werden der Göt­tin Kali täglich sechs bis acht Ziegen geopfert. Und so ost ein Kopf auf die Erde fällt, vor die Füße der Gläubigen rollt und ein Strahl von Blut auf­spritzt, geht ein Freudenschrei durch die Menge. Kampf der Schweizer   Kommunisten untereinander Innerhalb der Schweizer   Kommunistischen Partei haben die'"gegenseitigen Kämpfe noch nie aufgehört. In Thalwil   hat die dortige KP-Leitung einige Leitungsmitglieder wegen Abiveichen von der Linie ausgeschlossen. Diese haben eine opposi- tionelle Rote Hilfe-Gruppe begründet, die jetzt ein Zirkular verbreitet mit folgenden Vorwürfen gegen den Führer der Schweizer   Kommunisten Trostel: Der Sekretär der Roten Hilfe in Zürich  , Trostel, hat einem vom deutschen   Nationalsozialis­mus verfolgten Genossen die Unterstützung ent­zogen, weil er in bezug auf die Lage in Deutsch­ land   trotzkistische Auffassungen bekundete.... I» der entscheidenden Versammlung vom 17. Novem­ber konnte Sekretär Trostel uns nicht überzeugen, daß unser Denken und Handeln falsch sei. Auf welch schwachen Füßen seine Argumentation stand, bezeugt die Tatsache, daß er Arbeiter als Schuftebeschimpfte und ihnen m i t Biergläsern drohte... Di« Behaup­tung der KP und der RH, daß Genosse Fr. seit 1933 aus der KPD   ausgeschloffen sei und die Tatsache, daß trotzdem von ihm di« Rückkehr nach Deutschland   gefordert wurde, läßt bei jedem objektiv denkenden Menschen die Vermutung aufkommen, daß es sich hier um die Abschiebung eines der KP-Leitüng und ihrer Politik nicht mehr bedingungslos ergebenen Genoffen handelt, was somit nichts anderes als seine Auslieferung an denFasciS- rnui bedeutet." Wir können nicht die Richtigkeit der hier von Kommunisten gegen die kommunistische Leitung er­hobenen Vorwürfe nachprüfen, aber dieser Streit offenbart einen sehr erfreulichen Zustand in der KP, in der scheinbar jeder Jedem alles Böses zu­traut. Archäologische Arbeiten in Mittelamerika  (AP.) Die archäologischen Arbeiten in Zentral­ amerika  , insbesondere die Bemühungen, die in den Dschungeln der Halbinsel Vukatan liegenden Ruiüen- städte der Mayas freizulegen, sind erst neueren Datums und haben intensiv erst vor einigen Jahr­zehnten eingesetzt. Es waren vor allem englische und amerikanische wissenschaftliche Jnstituttonln, die mit namhaften Mitteln versucht haben, das zu retten, was von der unsinnigen Zerstörungswut der Aben- teuerer des 16. Jahrhunderts verschont geblieben ist. Die Schwierigkeiten, die sich einer Erforschung der alten Ailturzentren entgegenstellten, waren unge­heuer. Zunächst waren Verträge mit der mexikani­schen Regierung nöttg, die darauf bestand, daß min­destens 2000 Maya-Indianer bei den Arbeiten stän­dig beschäftigt werden müßten. Danach galt es, das ganze Gebiet von dem Dickicht zu säubern, um eine Häuserkolonie anlegen und den Kampf gegen die Ma­laria aufnehmen zu können. Weiter erwies es sich als nötig, durch fortwährende Geschenke das Zu­trauen der Eingeborenen, insbesondere der sogenann­ten Chiole-Jäger, zu gewinnen, die den Dschungel auffuchen, um das zur Erzeugung von Kaugummi  notwendige Bauniharz zu gewinnen. Die Halbinsel besitzt weder Eisenbahn noch Landstraßen. Verbin­dungen mit der Außenwelt vermitteln nut Lastdamp­fer und Postflugzeuge. Die MahaS hatten eine anders geartete Kultur als die Azteken und Inkas. Die Un­tersuchungen haben ergeben, daß sie über eine Zeit­rechnung verfügten, die genauer als die damalige von Europa   war. Mehrere Heilmittel, wie Chinin, wurden auS ihrer Heilkunde von Europa   übernom­men. Sie besaßen Schulen, in denen das Lesen und Schreiben ihrer Bilderschrift gelehtt wurde. In den Städten herrschte peinliche Sauberkeit. Die Sttaßen waren gepflastert und die einzelnen Landesteile durch breite Straßen verbunden, von denen noch kilometer­lange Reste zu sehen sind. Die heutigen Nachkommen haben sich zwar in Sitte, Kleidung und Sprache europäisiert, aber die Handfertigkeit und künstlerische Anlage aus ihrer Vergangenheit herübergerettet. Dann eilen die Frommen herbei, hingerissen pom Blutrausch, mit verzerrten Gesichtern und in Ex- tase fast taumelnd; sie schütten Reis. Blumen und Geld aus ihren Opfergefätzen und füllen Schalen mit der dampfenden roten Flüssigkeit. Mit Blut bemalen sie ihre Sttrnen, ihre Wangen, ihre Hände, ihre Fußsohlen; sie lecken es vom Boden auf und küssen es von den Blöcken. Denn dieses Blut bringt Glück und schützt vor allem Unheil Nach dem Opfer werden die Köpfe der Tie» gesammelt und in eine lange Reihe gelegt; vor ihr sitzt ein Priester und zerteilt mit seinem hei­ligen Messer die Leichen. Rund um ihn hocken un­zählige Frauen und lauern gierig auf die bluti­gen Fleischstücke, die ihnen zugeworfen werden. Kaum haben sie solche Klumpen ergattert, ver­schwinden sie in der Menge, chren Schatz vor nei* dischen Blicken ängstlich bergend. Und um die Hautfetzen den letzten unheiligen Rest rau­fen die Hunde und Krähen. Plötzlich fallen einige schwere Regentropfen. Die Menschen fliehen durcheinander, stoßen und drängen zu den Ausgängen und wenige Minuten später geht ein Wolkenbruch nieder, der alles ver­hüllt, grau in grau, der das Blut vom Boden fort­wäscht, der die Hunde und Krähen vertreibt, der in die weit offenen, starren Augen der Tirrköpfe fällt, der die roten Tempelblumen zerschlägt und in Bächen an den Opferblöcken herabrinnt. Der Platz ist leer. Fast ausgestorben. Und das eben Gesehene erscheint wie eine furchtbar bedrückende Fata Morgana.