Nr. 1
Dienstag, I. Jänner 1935
Seite b
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Zdenek Fierlinger  ,
tschcchosloivakischer Gesandter in Wien  , geb. 1891. Organisierte im August 1914 die Legionäre in Rußland  . 1918 leitete er das tschechoslowakische Bu­reau in Paris  . Verhandelte mit Hoo­ver über die Versorgung der Tschecho- slowakei   nach dem Umsturz. Schreibt volkswirtschaftliche Artikel für das Prävo Lidu". Schriften:Demokra- tie und Nationalitätenfrage",Sow- jetrußland auf neuer Bahn".
Josef Macek  ,
JUDr., Professor an der Handelshoch­schule in Prag   und sozialdemokratischer Abgeordneter, Redakteur der früher von Masäryk geleitetenNase Doba", geb. 1887. Hervorragender Volkswirt­schaftler und Kenner des Finanzwe­sens. Tritt gegenwärtig eifrig für die Beschaffung von Geldmitteln für Jn- vestitionszwecke zur Milderung der Ar­beitslosigkeit durch sogenannteOpera­tionen auf dem freien Markte" ein. (Ankauf erstklassiger Staatspapiere durch die Eechoslovakische National­bank.) Schriften über Adam Smith  , das Preisproblem,Grundlagen der Sozialpolitik",Wie Arbeitslosigkeit, Teueruna und Wohnungskrise gemacht und warum Streiks verloren werden", Wohin verschwand das Geld" u. a. m.
Deutsche   Jahreswende Von Friedrich Stampfer  
Deutschland   ist in Bewegung! Noch vor einem Jahre wunderte sich alle Welt, mit welcher atemraubender Schnelligkeit sich der d e u t sch e F a s c i s m u s einrichtete und befestigte. Aber das war trügerischer Schein. Die Bewegung, die mit dem Sturz der Regierung Hermann Müller   im Jahre 1930 entfesselt wurde, rollte weiter unsichtbaren Zielen zu. Vieles freilich wird klarer. Immer deutlicher sieht man die Konturen eines neuenObri g- keitsstaates, in dessen Herrschaft sich Gene­rale, Großbürokraten und Großkapitalisten teilen. Die Auseinandersetzung dieser Herrenschicht mit der NSDAP   ist eingeleitet, aber noch lange nicht abgeschlosien; alles deutet darauf hin, daß sie unter kräftigenHeil Hitler  "-Rufen mit der völ­ligen Entmachtung der Partei enden wird. Der Führer" entscheidet. Aber zu seiner bekannten Gottähnlichkeit gehört auch, daß er es, genau wie der liebe Gott, mit den stärkeren Bataillonen hält. Mit maßloser Enttäuschung finden die kleinen Ge­schäftsleute und Bauern ihren vermeintlichen Retter als Ucberkaiser von Gnaden des Groß­kapitals wieder. Die Parteiverdrossenheit wächst in dem gleichen Maße, in den: sich alle groß­mäuligen Versprechungen pseudosozialistischer wie nationalistischer Natur als eitel Humbug erwei- sen. Alle vertraulichen Berichte in Deutschland  stimmen darin überein, daß die Unzufriedenheit, die stille Revolte im Wachsen ist. Einstweilen steht der Kampf noch zwischen der siegreichen Partei und den alten Spitzen der kavitalistischen Gesellschaft. Die sozialisti- s ch e Arbeiterbewegung ist noch nicht mit im Spiel. Es kann aber bald die Zeit da sein, die ihr Eingreifen erfordert. Wie wird es dann mit ihr bestellt sein? Im Frühjahr 1933 schien alles weggewischt. Partei und Gewerkschaften, Kultur- und Sport­organisationen mit ihrer Millionenzahl von Mit­gliedern verschwanden plötzlich unter die Erd­oberfläche. Haben sie deswegen zu existieren auf­gehört? Auch hier gibt es wieder eine Uebereinstim« mung aller Berichte aus allen Teilen des Reiches, die um so bemerkensiverter ist, als die Bericht­erstatter keinerlei Verbindung untereinander haben, ja einander gar nicht kennen. Sie ver­sichern, wenn morgen der Druck aufhörte, würde übermorgen schon wieder die Bewegung d a st e h e n wie am Tage vor ihrem Ver« schwinden. Bor einem Jahr lauteten dw Berichte ganz anders. Die Bewegung schien tot. Bon den alten Führern hatten einige die Nerven verloren und schmählich kapituliert. Andere, die eine würdigere Haltung bewahrten, meinten, daß alle Versuche einer Wiederbelebung bis auf weiteres völlig aus­sichtslos seien. Subjektiv hatten sie damit sogar recht; denn eine illegale Bewegung, deren Führer jedes Kind und jeder Polizist kennt, ist ein Wider­spruch in sich. Männer, die sich durch ihre frühere Arbeit Ansehen erworben haben, sind eben des­wegen zur Arbeit, die jetzt geleistet werden muß, unbrauchbar. Sie können nicht nützen, nur andere in Gefahr bringen. Die Wiederaufbau nicht einer Massen-, aber einer Kaderorganisation, ist das Werk des unbekannten Genossen, dessen
Andenken man einmal nicht weniger ehren wird, als das des unbekannten Soldateü. Da eine zentrale Führung nicht vorhanden oder nicht wirksam war, blieb zunächst alles der Initiative der einzelnen überlassen. Gruppen verschiedenster Art schossen aus dem Erdboden. Manchmal waren sie nur regional voneinander geschieden, manchmal auch durch Meinungsver­schiedenheiten voneinander getrennt. Sie bestanden fast ausschließlich aus tapferen jungen Menschen, die naturgemäß zum schärfsten Radikalismus neigten und auf die alten Führer schlecht zu sprechen tvaren. Es wurde viel Zeit mit Dis­kutieren verbracht und cs war eine Streitfrage, ob die Sozialdemokratie auch nur dem Namen nach weiter existieren dürfe oder ob es nicht richtiger sei, sie zugunsten einer neu zu schaffen­den Partei zu liquidieren. Das waren Dinge, die sich im engen Kreis einer aktiv gebliebenen oder erst aktiv gewordenen Jugend abspielten. Inzwischen stand aber auch anderwärts die Entwicklung nicht still. Die Partei die von den aktivsten opferbereitesten Kämpfer»' beinahe schon aufgegeben war, wurde von den Massen wieder entdeckt. Es ist beinahe grotesk: Während manche Genossen auf das Grab der SPD   nicht genug Felsblöcke wälzen konnten, gab es immer mehr polizeiliche und gerichtliche Verfolgungen wegen eines Ausspruches, der im Volk herumging und in verschiedenen Variationen besagt:Unter den Sozialdemokraten war es besser!" Flüsterparolen sind ausgegeben worden. Dieser Ausspruch war nicht darunter. Alte So­zialdemokraten hätten bei der Stimmung, in der sie sich selber befanden, gar nicht gewagt, eine solche Parole auszugebcn. Nein, die so sprachen, waren keine altenBonzen", sondern einfache Beobachter aus dem Volk. Zugleich ergab sich noch eine andere Ver­änderung. Die alten sozialdeinokratischen Funk­tionäre aus den Aemtcrn und in den Betrieben waren in der ersten Zeit allgemein über die Achseln angesehen worden. Scheu rückte man von ihnen ab. Das wurde binnen weniger Monate wieder ganz anders. Im Betrieb, in dem Wohn­bezirk ist der alte sozialdemokratische Funktionär wieder eine geachtete und gesuchte Persönlichkeit. So begegnen zwei Strömungen einander. Die eine kommt aus der Partei selbst. Als Reak­tion auf überschwängliche Hoffnungen, die bitter enttäuscht wurden, erhoben sich Berzweislungs« stimmungen, die zeitweilig fast zur Abkehr führ­ten. Die andere Strömung kommt a u 8 den breitenVolksmassen, die heute noch Hitler glauben, daß in den vergangenen vierzehn Jahren ausschließlichMarxisten" regiert haben, die aber jetzt finden, daß die Marxisten ihre Sache viel bester gemacht haben als die braunen Bonzen von heute. Aus den Masten fließt ein warmer Strom des Bertrauens in die erkaltete Atmo­sphäre der alten Organisation. Die Gruppen konnten naturgemäß über lokal begrenzte Ansätze nicht hinauskommen. Jetzt aber ist wieder die Partei selbst nicht als Massen- aber als Kaderorganisation in den
Vordergrund getreten. Sie will die Zusammen­fassung. Die Gruppen sollen nicht sie und nicht einander bekämpfen, sondern sich eingliedern und in gemeinsamem Kampf gemeinsame Frontstel­lungen beziehen. Spaltungsbestrebungen werden aufs schärfste verurteilt. Kein Problem der Füh­rung, des Prinzips oder der Taktik scheint wichtig genug, um eine Störung der gefährlichen ille­galen Arbeit durch Uneinigkeit zu rechtfertigen. Was speziell das Führ er Problem betrifft, so scheint man auf dem besten Wege zu sein, cs im Sinne einer gründlichen Erneuerung zn lösen, wobei veraltete Richtungsbegriffe eine so große Rolle gar nicht mehr spielen, wie manche der alten emigrierten Führer sich das vorstellen. Das sind Erscheinungen, die wert sind, ver­zeichne: zu werden, auch wenn keineswegs sicher ist, daß sie sich schon in der allernächsten Zeit in: großen Stil auswirken werden. Wann diese Wirkung beginnt, hängt ab vom AuSgang der Machtkämpfe innerhalb des Systems selbst. An dem Tage aber, an dem das Volk aus dem Traum der Barbarei und des Phrasenrausches erwacht, wird es nach Freiheit. Menschlichkeit, nach einer praktischen Neugestaltung seines politischen und wirtschaftlichen Daseins rufen. Dann wird eine verjüngte, kampfgestählte Sozialdemokratie da sein und ihm geben, was es verlangt.
Um die Jungen! Statt einer Neulahrsbetraditnng Von Oda Olberg  Die Jugend mit der alten Kraft zu erfassen 'und zu halten, das ist die große Aufgabe unserer Partei. Richt der Sozialismus als Idee versagt: niemals ist die Wahrheit und Berechti­gung seiner Gesellschaftskritik in so erschüttern­der Weise an einem Material von Millionen dar­getan worden wie heute. Hätte der Sozialismus al- solcher seine ideelle Stoßkraft eingebüßt, dann würde man den Namen nicht stehlen, um gegne­rischen Bewegungen Stoßkraft zu verschaffen. Der revolutionäre Drang und die ordnende Vernunft der Menschheit haben neben oder über dem So­zialismus kein soziales Ideal aufgestellt. Daß sichKonkurrenzunterneh« m e n" anbieten, ist für uns in diesem Zusam­menhang von nebensächlicher Bedeutung, weil wir überzeugt sind, daß die Partei an sie nur abgibt, was sie ohnehin nicht wahrhaft erfaßt und sich zu eigen gemacht hatte. Unser Problem ist aber gerade die Fähigkeit, wahrhaft zu erfassest und sich zu eigen zu machen. Es sei hier nur in Paranthese auf den grundlegenden Unterschied zwischen derKonkurrenz" des Nationalsozialis­mus und des Kommunismus hingewiesen. Wie cs Raupen gibt, die in Farbe und Zeichnung die Blätter nachäffen, von deren Vernichtung sie le­ben, so äfft der Nationalsozialismus in Namen und Redeweise die Arbeiterpartei nach, die zu vernichten er ausgezogen ist. Er will nicht den Sozialisnms mit anderen Mitteln, sondern er will ihn nicht. Der Kommunismus da­gegen soweit er nicht verkappte Reaktion ist, als welche er uns hier nichts angeht will so­zialistische Ideale auf anderem Wege verwirk­lichen, nicht als Willen der Menschheit, in den
USSR   im Schein werf erlicht
ihre
von
Sein Gegenpol ist der kleinbürgerliche auslän­dische Spezialist, Ingenieur, Techniker. Hat einen Vertrag auf 400 Rubel Gehalt sowie eine Zwei­zimmerwohnung. Kommt mit Frau, Kind, einer Wohnungseinrichtung und großen Hoffnungen in Moskau   an.Die Wohnung ist noch nicht ganz fertig, Genosse, wissen Sie, wir wachsen so schnell, kommen nicht nach. Wir haben inzwischen ein Zimmer im HotelEuropa  " für Sie belegt". Das' Zimmer ist oben im 3. Stock, 5 Meter lang, 3 Meter breit, die Sachen werden irgendwo einge­lagert. Es ist etwas eng, das Kind spielt auf dem Hotel-Korridor, im Zimmer darf man nicht kochen, nicht einmal elektrisch(man tut es doch).' Im Betrieb stürzt sich der Mann in die Arbeit. Hun­dert Dinge, die man verbessern muß, im Interesse des sozialistischen   Aufbaus. Dieses Verfahren ist längst veraltet, unrentabel, auf jene Weise könnte' man ausländisches Rohmaterial sparen, das die so rare Valuta kostet.- Bitte, Genosse, dazu haben wir eine eigene Abteilung, die Bris, reichen Sie nur alles genau beschrieben und ausgezeichnet ein. Sie wissen, wir prämiieren Erfindungen und Rationalisierungsvorschläge. Der Ausländer winkt ab. Prämie? Ich tue es aus Interesse am Auf­bau! Nächtelang sitzt er im engen Zimmer am schmalen Tisch, in der Ecke schläft unruhig durch das elektrische Licht und den Zigarettenqualm, das Kind. Die Frau schmollt, er winkt ab. Der Auf­bau!" In der Bris liegt die Zeichnung 6 Monate, geht verloren, wird neu angefertigt, eine Kontroll­kommission findet sie ausgezeichnet aber der Durchführung stehen technische Schwierigkeiten entgegen. Die Wohnung soll bestimmtnächsten Monat" fertig werden. Der Vertrag ist da, schwarz auf weiß, aber wer wird denn einen sozialistischen Betrieb verklagen? Der Vertrag läuft ab, wird nicht erneuert, der Anspruch erlischt, der Direktor sagt, das Hotel werde auf die Dauer zu teuer, irgendwo findet sich ein ebenso kleines Zimmer, ganz weit draußen, eine Stunde vom Betrieb, hie Straßenbahn überfüllt. Der Traum von der Zloei-
Die Sowjetunion   steht heute in ihrem 18. Lebensjahr. Sie ist nicht mehr so von der Welt abgeschlossen wie sie es noch vor einigen Jahren war. Die staatliche ReisegesellschaftIntourist" wirbt in Paris   und New Uork, in Stockholm   und in Athen   in lockenden PlakatenBesucht die USSR  ." Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller fahren zn Tagungen, Kongressen nach Moskau  , Leningrad  , Charkow   und Odessa  . Hunderte von Arbeitern jeder Parteirichtung besuchen zu den großen proletarischen Feiertagen, zum 1. Mai und 7. November, die Union  , bereisen das weite Land. Tausende deutscher, tschechoslowakischer, öster­reichischer, amerikanischer Facharbeiter, Techniker, Ingenieure arbeiteten und arbeiten heute noch in Magnitogorsk  , in Stverdlowft, im Kusbaß, in Rostow  , in Leningrad  , Stalingrad  , Moskau   und Tiflis  . Dutzende von Weltblättern haben ständigen Korrespondenten in der USSR  . Und doch gibt es kein Land der Welt» dem man, im Grunde genommen, so wenig weiß, so wenig richtig, genau und erschöpfend weiß, es gibt kein Land, über das sich die Meinungen so kraß gcgcnüberstehen, wie das bei der Beurteilung der Solvjetunion der Fall ist. Lassen wir die offensichtlich nach der guten oder schlechten Seite entstellte Berichterstattung der extremen Linken und Rechten ruhig beiseite. Nehmen wir nur die subjektivEhrlichen", die der Wahrheit dienen wollen. Auch ihre Urteile wider­sprechen sich kraß. Und nur der, der die Sowjet­wirklichkeit in allen ihrer Sphären, in all ihren Wandlungen lange Zeit mit erlebt hat, wird diese widersprechenden Meinungen ruhig anhören kön­nen, ohne jene, die diese verschiedenen Meinungen vertreten, Lügner nennen zu müssen. Denn er weiß, daß auch er die Dinge nicht von Anfang an so sah,'wie er sie heute sieht. Was macht die Sowjetwirklichkeit so schwer erkennbar, was ist die Ursache der widersprechen-
Von A. Rudolf den Meinungen selbst derEhrlichen"? Die absolute Unvergleichbarkeit der Verhält ­nisse mit allen äußerlich ähnlichen Erscheinungen der kapitalistischen   Welt. Und die unendliche Ver ­schiedenheit des Eindrucks, je nachdem, wo der Be ­schauer, materiell und psychologisch genommen, steht. Der Tourist in dem durchaus europäischen Astoria-Hotel" in Leningrad  , im Moskauer  Savoy", der zu den Klängen der Jazzband am Abend Tango tanzt, in seinen Zimmern fließen ­des Wasser hat, der in der schnittigen Limousine von einer Musterschule in einen neuen Betrieb, vom Stadion zur Oper fährt, weiß nichts von den tausend Mühen des russischen Alltags. Je nach Temperament übersieht oder verzeiht er nachsichtig die bei allen unvermeidliche Feststellung, daß die Organisation nicht so recht klappt, daß Pünktlich- keit keine Sowjettugend'ist, daß Auskünfte meist nicht stimmen, daß die Bedienung langsam und meist unhöflich uninteressiert ist. Während er in seinem Schlafwagenabteil nach Charkow   fährt, notiert er schnell einige stati ­stische Angaben über Löhne, Gehälter, Soziakver- sicherung, Industrieproduktion und Kollektivie ­rung, kommt, ohne diese Dinge auch nur halb ­wegs verdaut zu haben, in eine neue Stadt, spricht durch Dolmetscher mit fteundlichen, wenn auch nicht direkt instruierten, so doch an den Verkehr mit Ausländern schon gewöhnten Rotarmisten, Fürsorgezöglingen, Kollektivbäuerinnen, sieht Ge ­rüste von Neubauten, sieht neue Häuserblocks, ganze neue Städte, setzt sich, während all dies noch in buntem Reigen in seinem Kopf umherwirbelt, hin, schreibt einen begeisterten Artikel nach dem anderen. Die Schwierigkeiten? Uebergangserschei- nungen! Laßt mal die Dinge richtig in Schuß kommen, dann werdet ihr sehen. Er ist sub-_...... jektiv vollkommen ehrlich, glaubt alles richtig ge-| zimmerwohnung ist ausgeträumt, sehen, erfaßt, erkannt zu haben. Am Anfang waren die 400 Rubel ein Bom-
I bcngehalt. Das Brot kostete imLnsnab", der ! geschlossenen staatlichen Berteilungsstelle der aus­ländischen Spezialisten 28 Kopeken pro Laib, jetzt über einen Rubel. Butter stieg von 2,30 auf 8 Rubel pro Kilo, Fleisch von 1 Rubel auf 3,30, Eier von 5 auf 40 Kopeken pro Stück, die Normen wurden verringert, die Frau flagt, es gibt nicht genug Milch, und in denKommerzgeschäften", wo es keine Noftn gibt, kostet der Liter 2.30 Rubel. Es hat zwar 100 Rubel Erhöhung gegeben, aber das gleicht die Differenz noch lange nicht aus. Jetzt kämen die früher großzügig abgelehnten Prämien sehr zu staften, aber es gibt sie nur spär­lich, der Betrieb muß sparen. Im ersten Jahre gab eS anstandslos Auskandsurlaub mit Hin- und Rückreisebilett in Sowjetrubeln, ja, sogar etwas ausländische Valuta, dieses Jahr ist eS nichts da- 1 mit. So fuhr die Frau alleine, wartete, ohne Geld, auf Angehörige angewiesen, 10 Wochen draußen auf das Rückreisevisum. Auch sonst wächst die Abgeschlossenheit. Es gibt immer weniger ausländische Zeitungen, gar keine Fachzeitschriften mehr, keine ausländischen Bücher für Sowjetgeld, im Betrieb Aerger über Bürokraten, die die Durchführung sonnenflarer Vorschläge verhindern. Endlich ein Hoffnungs­strahl. Der Betrieb baut ein Haus.Die schönste Zweizimmerwohnung bekommen Sie" versichert der Direftor feierlich. Das Haus wird lange nicht fertig. Zehnmal schon saß man bereit zum Um­zug. Aber da gab es kein Fensterglas, da keine elektrischen Leitungsdrähte. Endlich der große Moment und im letzten Moment ist ein anderer in aller Stille in die versprochene Wohnung ein­gezogen. Der Direktor entschuldigt sich verlegen der andere hätte noch ältere Rechte gehabt, man würde sehen, was man machen könnte ,.. Der Ausländer sieht sich in seinen 15 Quadratmetern um, die Frau redet ihm zu, er nimmt seine-. Piere und fährt in die Heimat, wo er wie ein Rohrsvatz auf alles, was mit   der USSR. zu tun hat, schimpft. Beides sind typische Fälle. Es gibt sie zu Hunderten, vielleicht zu Tausenden und keiner von beiden hat Recht, wdil jeder zwar absolut