Str. 19 Mittwoch, LS. Jänner 193S Sette 3 Nllgenrelner Im Nttlerkunle Montag mittags sandte der Dentschlandsender Lagesnach­richte«, die bereits abgeschloffen waren, als der Ansager hinzu fügte:Wir er­halten soeben folgende Meldung". Es folgte dann ein ausführlicher Auszug aus der Rede des Senators Hilgen- reiner in Marlenbad, die einen Vergleich der Lage der SaarbebölKe- rung mit den Deutschen   der Tschecho­ slowakei   enthielt und für diese eine Status-quo-Abstimmung for­derte. Der Deutschlandsender wählte Zitate und Darstellung so, daß für de» deutschen   Hörer restlos klar wurde, waS Hilgenreiner mit seiner intereffau- ten Parallele gemeint hat. Die Mel­dung schloß mit dem Zitat aus Hilgen- reiners Rede:Wir wollen den Frie­de«, aber nur bei voller Gleich­berechtigung". unermüdlich für die Partei tätig ist, so daß er auch aus den Nachbarorten Arbeiter in di« Orga­nisation brachte. Eine politische Verhaftung wird aus T e p- l i tz berichtet. Dort ist eine Frau namens Erszebet O. auf Grund des Schutzgesetzes verhaftet und dem Kreisgericht Leitmeritz   zugeführt Wörden. Di« Behörden bewahren über die Verhaftung Still­schweigen. Frau O. ist die geschiedene Gattin eines ungarischen Offiziers, der pensioniert ist und in Aussig   lebt. Die Verhaftet« soll durch Briefe aus ihrer Heimat belastet worden sein. Zwei Kinder Todesopfer der Elbe  . Am Sonntag war eine Frau aus Politz a. E. mit ihrem sieben- und ihrem neunjährigen Knaben nach Pschira zum Besuch des Großvaters gefah­ren. Nachmittags gegen 4 Uhr tummelten sich die Knaben am Ufer der Elbe   in der Nähe von Tichlowitz. Plötzlich glitt der kleinere der Jungen aus und stürzte in das Wasser. Passanten am anderen Elbe-Ufer alarmierten di« Bewohner, denen es gelang, das Kind den kalten Fluten zu entreißen. Wiederbelebungsversuche blieben er­folglos. In der Hast des Rettungswerkes hatte man dem älteren Knaben, der noch auf dem Eise stand, keine Beachtung geschenkt. Auch dieses Kind fiel ins Wasser und ertrank. Die kleine Leicht konnte noch nicht geborgen werden. fuddtndeMfediei Seitsytejel Das Arbeitslosen-Elend Alle Meter stehen still im Friedländer »ezirke Im allgemeinen leiden di« deutschen Rand­gebiet« der Republik   im weitaus höheren Maße unter der Wirtschaftskrise als di« übrigen Gebiet«. In vielen Bezirken kann man jedoch feststellen, daß selbst eine allgemeine Belebung der Wirtschaft kaum mehr eine Behebung der Arbeitslosigkeit zur Folge haben wird, da viele Betriebe für immer stillgelegt wurden. Von dem Elend in manchen Bezirken ist auch viel in den Zeitungen geschrieben worden, aber von vielen Bezirken, in welchen «benfallS Not und Elend in ungeahntem Ausmaß sich breit macht, wird kaum gesprochen. Gin Bezirk, in dem große Not herrscht, von der allerdings wenig bekannt wurde, ist der Fried­ länder   Bezirk. In diesem Bezirke steht ein großer keil der Betriebe nicht erst seit dem Jahre 1989, sondern schon viele Jahre länger still. Die»rosten Betrieb« der Firma 8. Heini» schel& Eo., HeinerSdors o. T sind zum grüß­ten Teil schon abgetragen worden. Eine große Anzahl von Betrieben steht leer, viele ihrer Ma­schinen beraubt. ES feien hier nur die bedeu­tendsten angeführt: Eine Porzellanfabrik in Mildeneichrn, rin« HolzverwertungSfabrik in Haindorf, der Betrieb der Firma BrüninghauS in Hermsdorf  , weiters Betriebe der Firmen M. B. Neumanns Böhne, DitterSbach, C. A. Prcibisch, Dittersbach, Hrrm. Pollaks Böhne, Dörfel, Heinrich Müller   Wüstung, Johann Lie­big, Bunzendorf, Ehrtstopf& Unmak, Tschern- hausen, rin» Stärkefabrik in Wirse, ein« Tuch­fabrik in Weißbach. Bei der Firma Klinger ia Neustadt a. T.» wo vor einigen Jahren noch 2600 Arbeiter und Angestellte beschäftigt wa­ren» werden nur noch zirka 600 beschäftigt. Im Betrieb« der Firma Wilh. Siegmund in Fried­land, werden jetzt von der Firma Kraus<S Hoffmann kaum mehr 100 Arbeiter beschäftigt gegen rund 400 vor wenigen Jahren. Di« Fir­ma Jg. Eisenschiml hat in letzter Zeit vielt Ar­beiter entlassen, der Rest arbeitet nur drei bis vier Tage in der Woche. Die Firma Ott» Mül­ler u. Co.» in EberSdorf läßt in 14 Tagen nur drei bis vier Tage arvtiten, ebenso wird auch bei der Firma Josef Ressel   in Rückersdorf   ge­arbeitet. Wie viele Klein-Betrieb« in der Metallindu­strie, in der Holzindustrie, in der Keramindustrie völlig stillgelegt oder nur ganz geringfügig be­schäftigt sind, wollen wir gar nicht untersuchen. Dem Expose des Ministers für soziale Für­sorge entnehmen wir, daß Ende Juli 1934 bei der öffentlichen Arbeitsvermitt­lungsstelle in Friedland 6252 Personen keine Arbeit zugewiesen werden konnte. Im D«- zember 1934 wurden bei diesem Amte 6350 Ar­beitslose auSgewiesen. Nachdem beim ArbeitSver- mtttlungSamte nicht alle Arbeitslosen erfaßt wer­den können, wurden bri den Gemeindeämtern Er­hebungen durchgrführt, welch« für Dezember 1934 einen Stand von 8220 Arbeitslosen er­gaben. Der Bezirk Friedland zählt rund 37.000 Einwohner, die Industriebevölkerung dürfte rund 84.000 betragen. Es ist also von der Industrie­bevölkerung jede dritte Person arbeitslos, oder da ja unter den 24.000, Kinder und Greise mit in­begriffen sind, mindestens jede zweit« arbeitsfä­hige Person der Jndustriebevölkerung arbeitslos. Wenn man zu jedem zweiten Arbeitslosen nur ein Familienmitglied rechnet, welches nicht arbeits­fähig ist, so kommt man dazu, daß ei»Drittel der Bevölkerung von der direkten Ar­beitslosigkeit betroffen ist. Wie eS um die Ernährung, um die Beklei­dung dieser unter der Geißel der Arbeitslosigkeit leidenden Bevölkerung bestellt ist, kann man nicht beschreiben. Man muß die ausgehungerten, ärm­lich gekleideten Personen sehen. Wie es um die Unterstützung der Arbeitslosen bestellt ist, haben wir schon eingangs geschildert. Notstands­arbeiten wurden in nennenswertem Maße überhaupt noch nicht durchgeführt. Di« bisher durchgefuhrten Arbeiten konnten höchsten» 200 bis 300 Arbeitern durch 14 Tage im Jahr« Beschäftigung bieten. Di««inst blühende Industrie im Friedländer Bezirk ist zusammengebrochen, nur öde» Brachland ist noch zu sehen. Di« Selbstverwaltungskörper stehen am Rand« de» Ruins, bet den Arbeitslosen ist die Hoffnung auf«in« Besserung der Verhält­nisse geschwunden. Die Gedanken in den Hirnen der Arbeitslosen werden immer mehr eine Gefahr für den demokratischen Staat. Mögen alle verant­wortlichen Stellen dies bedenken und Vorsorge treffe«, daß rasch und misgiebig Hilf« gebracht wird. Mißglückte Verteidigung des fasdstlschen Arbeits­beschaffungsprogrammes Mit sachlichen und unsachlichen Kritikern des AckeitSbeschaffungSprogrammeS der SHF setzt sich dieRundschau" in ihrer letzten Nummer aus­einander. Es ist leicht zu erraten, daß wir dabei unter denunsachlichen" Kritikern erscheinen. Die Antwort auf dies« unsere unsachliche Kritik ist freilich so armselig ausgefallen, daß wir darauf gar nicht mehr«tngehen würden, hätte eS der Rundschau" nicht beliebt, mit offenkundigen Ver­drehungen zu«betten. Die»Äundschau' behauptet, daß wir den Großbanken Vorkehrungen unterlegen,(zu deutsch  : unterstellen oder zuschrriben,) von denen erwiese­nermaßen tatsächlich nicht die Rede ist. Damit soll offensichtlich der Anschein erweckt werden, daß wir den Großbanken die Stange halten. Run, wir ha­ben selbstverständlich den Großbanken keine Vor­kehrungen zugeschrieben, sondern wir haben Vor­kehrungen de» Gesetzgebers festgestellt, der im Gesetz« vom 14. März 1934, Nr. 49 der Sammlung der Gesetz« und Verordnungen ange­ordnet hat, daß die Geldanstalten 10 Prozent ihres Einlagenzuwachses an di« Reeskompte- und Lombardanstalt abführen. Erwiesenermaßen ist also da», wovon angeblich erwiesenermaßen kein« Rede ist, geltendes Gesetz. DieRundschau" beschuldigt uns, daß wir eine halb« Million Arbeitslose verhunaem lassen wollten, weil wir uns und das allerdings mit aller Schärf» dagegen gewendet haben, daß«in« klein« Aufbesserung der Unterstützungen für dl« unorganisierten Arbeiter auf Kosten der erworbe­nen Ansprüche der organisierten hereingebracht werden soll. Wer hat denn di«»ewitz unzurei­chenden, aber vor unserem Eingreifen eben über­haupt nicht vorhandenen Unterstützungsaktionen für di« Unorganisierten geschaffen und wer hat dagegen gehetzt- Und was für eine Logik ist da», die nicht verstehen will, daß wir die SHF nicht deshalb tadeln, weil sie den Unorganisierten etwas geben will(oder wenigstens so tut), sondern des­halb, weil sie den Organisierten etwas nehmen Willi Da» sind also di« polemischen Methoden eine» Blatte», da» u n s Entstellungen vorwirft. Aber, wie das bei Antimarxisten üblich ist, was di« Rundschau" verschweigt, spricht deutlicher als alle ihre Wort«. Mit Kiner Silbe geht der Antikriti­ker auf unsere Feststellungen über die F a s c i- fierung des ArbeitsrechteS ein, I di« da» sozusagen sozialpolitischen Jnhatt der Pro«> grammbroschüre bildet. Diese Absicht wird also zu­gegeben. Die,,Rundschau" bekennt sich zu demAr» beitsp siegel", dessen Diktat an Strlle des Tarifvertrages, der Arbeitsvermittlung und der Gewerbeinspektion tritt. Wir nehmen diese Aufklärung über daS wahr« Wesen der neuesten Auflage deS VolkKge« meinschaftsschwindels mit gebührender Dankbar­keit zur Kenntnis. Die SVH und die Not der Bevölkerung In der Stadt Böhmisch-Leipa  ergab die Sammlung der SVH etwa 20.000.| Das ist immerhin viel mehr, als jemals bei ande- ren öffentlichen Sammlungen aufgebracht werden konnte. Die Verteilung ging so vor sich, daß die! sich meldenden Arbeitslosen«ine«in-j malige Aushilfe von 10 K üj bekamen. Beileibe aber nicht alle. Bei bekannten, Sozialdemokraten hat man Ausnahmen gemacht,\ selbstverständlich auch bei Kommunisten. Man hat ruhig gesagt»Sie find Sozialdemokrat und Ihr Bruder ist Kommunist, also können Sie nicht- be­kommen." In Wolfersdorf   bei Böhm.- Leipa wurde der Beschluß gefaßt, all« Arbeitslosen ohne Unterschied der Partei zu beteil««. Ms es aber zur Durchführung kam, war die Sach« ganz anders. Jen« Arbeitslosen, dir Mitglieder des Arbeiterturnvereines find, wurden von der Be­titlung ausgeschlossen. Motiviert wurde dies da­mit, daß Arbeitslos«, di« noch hie und da 80 Hel­ler für den Turnverein erübrigen, eben nicht be» dürftig seien. In der Gemeinde Reugarten bet Bohmtsch-Lrtpa ergab die Sammlung den sehr ansehnlichen Betrag von 8000 XL. verteilt wird dieses Geld ausschließlich an die Anhänger der SHF. Ein Arbeitsloser mit sechs Kindern, der in bitterster Rot lebt, bekam nicht»inen Heller, weil er un» nahe steht. Oie Gleichschaltung der Feuerwehren Wie wir schon seinerzeit mitteilten, beabsich­tigte das Präsidium des deutschen   Landes-Feuer- wehrverbandr» ein neues Statut nach berühmtem Führerprinzip" einzuführen. Die Entwürfe zu diesem neuen Muster-Statut gingen allen Weh­ren zu und in gewalttgen Bezirksversammlungen, die Wer 80.000 Mitglieder vertraten, wurde die­ses Statut abgelehnt. Am 20. d. M. fand nun G Prag«in« Ausschußsitzung statt- wo die von den Bezirksverbänden gewählten Obmänner hiezu Stellung nahmen und daS Ergebnis lautet: Hierdurch teil« ich Ihnen mit, daß bei der i gestern in Prag   abgehaltenen Ausschußsitzung des Deutschen Landesverbandes für Feuerwehr- und RrttungSwesen in Böhmen di« neuprojektierten Satzungen durch einen«instimmigen De- schlußabg«lehnt worden sind und eine Reu- i auflage auf ganz unbestimmt« Zeit vertagt wor­den ist." Die Urheber diese- Statutes dürften ob die­ses Beschlusses recht wenig erbaut gewesen sein, oder haben sie vielleicht gar mitgestimmt, weil die Angst die eigene Tourage übertönte? Wie dem auch sei, auf alle Fälle gehört diesesFührer­prinzip* in kein demokratisches Land und falls sich jene Herren gar so sehr darnach sehnen, so habe': sie ja alle Pässe und im Dritten Reich ist Platz genug, um sich dort wirksam al»Führer" zu be­tätigen. Vorbildlich« Parteiarbeit. Tschemin ist eine kleine Landgemeinde im Tuschkauer Gerichts­bezirk. Der Großteil der Bevölkerung sind land­wirtschaftlich« und Bauarbeiter. Heute herrscht auch die Arbeitslosigkeit in ziemlich großem Maße Für dir landwirtschaftlichen Arbeiter des Groß­grundbesitzes gelten manchmal noch geradezu patriarchalische Arbeitsverhältniffe. Wohl besteht die Parteiorganisation in Tsöhemin schon viele Jahre, doch hatten unsere Genossen unter diesen Ilmständen einen sehr harten Kampf zu führen Im Vorjahre war es besonders schwer: der Mit- gliederstand war auf elf zurückgegangen und der verbleibenden Mitglieder bemächtigte sich fast Ver­zagtheit, so daß einige schon daran dachten, die Organisation überhaupt aufzulösen. Da griff die Bezirksleitung Tuschkau   ein und es gelang dem Genossen Walch, dem kleinen Fähnlein der treuen Genossen wieder neuen Mut einguflvhen und ihnen da< Versprech«» abzunehmen, daß sie mit erhöhter Kraft an dem Wiederaufbau der Organisation arbeiten werden. Die Genossen haben dieses Ver­sprechen mehr als hundertprozentig eingehakten. Der Mitgliedsrstand wurde innerhalb eines Jah­res von 11 aus 48 Mitglieder gesteigert. Da» Haupwerdienst an diesem glänzenden Erfolg gebührt dem Genossen Franz Müller, der Ein Sträfling klagt anl Millionenbetrug der Leriach-Gruben am Staat und dem Bergarbelterfonde Im.Buch äasu" schreibt der Sekretär de» Ostrauer Revierrates, Genosse L o p i n k a, daß er Anfang Jänner«in aus Prag   datierte» Schrei­ben erhalten habe, mtt welchem ihm mitgeteilt wurde, daß dem Schreiber zur Zeit da Dr. Za- j i ö 11 noch Zentraldirektor der Lartsch-Mönnich- schen Kohlengruben gewesen sei, also noch vor sei­ner Verurteilung, von diesem erzählt wurde, daß Larisch den Revierrat in Mähr-Ostrau an dem zehnprozentigen Anteil vom Reingewinn, der nach einem Gesetz dem BergarbeitersondS abgeführt werden muß, um mehrere Millionen Kronen ge­schädigt habe. Genosse Lopinka besucht« hieraus den ehemaligen Zentraldirektor, der bekanntlich wegen seiner Millionenbetrügereien an Larisch, zu viereinhalb Jahren Kerkers verurteilt wurde, die er jetzt in der Strafanstalt Bory bei Pilsen   absitzt, und verlangte von ihm nähere Erklärungen über diese von ihm erhobene Anschuldigung Noch bevor Gen. Lopinka an ZajiLek eine Frage richten konnte, sagte dieser:»Sie kommen wegen der An­gelegenheit der Bergarbeitergelderi Gut! Die Herren haben mich nicht geschont, ich werde sie auch nicht schonen." Dann erzählte er. Aus seinen umfangreichen Aussagen ging vor allem hervor, daß die Grubenherren den B e r g- arbeiterfonds um mehr als neun Millionen Kronen geschädigt haben. ZajiLek sagte weiter, daß er die Bilanzaus­weise gefälscht hat, wodurch der Staat ungeheure Verluste erlitten hat. Er erklärte: »AlS Zentraldirektor von Larisch habe ich den Staat um 2b Millionen K£ geschädigt!" ZajiLek erzählte weiter von Steuerab- s ch r e i b u n g e n, die er mit Hilfe eines Advo­katen für Larisch erzielt habe. Allein aus dem Titel polnischer Kohle habe man eine Abschreibung von 20 Millionen KL erreicht. An der Wahrheit der Angaben ZajiLek» kann nicht gezweifelt wer­den, da er Einzelheiten aller dieser Manipulatio­nen erwähnte, die jeden Zweifel über seine Be­hauptungen auSschaltcn. Man darf nunmehr auf die Folgen dieser Enthüllungen, die einmal von der Verworfenheit der Unternehmermoral Zeugnis ablegen und zum andern zeigen, wo die Quellen sind, au» denen die Mittel im Kampfe gegen Arbeitslosigkeit und Not genommen werden könn­ten, gespannt sein. Rassensachverstfindlger Tlrala Brünn. In der letzten Zett wurde wieder­holt über Antipathiekundgebungen der Münchner  Studenten gegen den Inhaber de» Lehrstuhls für Rassenforschung, Dr. Lothar Tirala  , berichtet. Da­zu erfahren wir von wohlinformierter Seite: Die Theorien Tirala», nach denen die nordische Raffe allein alles Große auf der Welt hervor­gebracht hat, müffen um so kurioser anmuten, als der Vater des bis vor kurzem in Brünn   tätig gewesenen Frauenarztes mit ausgedehnter jüdi­scher Klientel, ein angesehener Steuerbeamter, wiederholt und mit Stolz erklärt hat, daß er der Sohn einer Jüdin und daher Halbjud« sei. Tat­sächlich führt der Stammbaum der seit Jahr­zehnten in Brünn   ansässigen Familie zu einer Großmutter de» unentwegten Rassen forscher», über deren Abkunst verdächtige Unklarheit herrscht. Dir hartnäckigen Gerüchte über Einlie­ferung Tiralas in» Konzentrationslager mögen nicht zuletzt in der Entdeckung dieser Großmutter begründet sein. Aus dem Abgeordnetenhause. DaS Präfidium des Abgeordnetenhauses hält Freitag, den 28. Jänner, um 11 Uhr vormittag» rin« Sitzung ab. MandatSniederkeguns deS Abgeordneten Koudelka. Wie dasPrävo Lidu" mitteilt, hat der tschechische Sozialdemokrat Koudelka, der aus der Kleinbauernbewegung hervorging, auf sein Abgeordnetenmandat verzichtet, und zwar offen­bar unter dem Druck der Partei, welche, wie daS Blatt weiter meldet,»mit dem Vorgehen beim Ankauf von Grundstücken in Gedlec bei Kuttenberg   nicht einverstanden" war. Die MnrückungStermine. In der Sammlung der Gesetze und Verordnungen erschien die Kund­machung des Nationalverteidigungsministeriums über die Einrückungstcrmine im Jahre 1938. Ms Einrückungstermin wird für die Angehörigen der Ersatzreservr, di« im.Jahre 1934 oder früher assentiert worden sind, der 1. März 1935 festgesetzt. Der Einrückungstermin für die Ange­hörigen der Ecsatzreserve, die im Jahre 1988 assentiert werden, sowie die Einrückungstermine zum Präsenzdienst im Jahre 1935 werden später festgesetzt werden. Nach den kürz­lichen Erklärungen des Generalstabschefs soll künftig der Einrückungstermin einheitlich auf den 1. Oktober festgesetzt werden. Schurchniss nach park und London  Braucht der Austrofaecismus wieder Geld? London  . Der österreichische Bundeskanzler Dr. Schuschnigg   wird wahrscheinlich Ende Feber in London   eintreffen. Unterwegs wird er, wie es heißt, einige Tage i n P a r i S Aufenthalt nehmen.