Sette S Donner-tag» 24. Jänner 1938 Nr. 20 Gehört Danzig   zu Deutschland  ? Danzigs   politische Gefangene werden Ins Reich verschickt Danzig.  (PD.) Während in Genf   über die Einhaltung des Danziger Verfassungsstatut» der* handelt und von dem Senatspräsidenten Grei­ser zugesichert wurde, daß die vom Völkerbund garantierte Verfassung eingehalten würde, haben sich in Danzig   selbst bedeutsame Vorgänge abge­spielt, die das Staatsproblem Danzig   grundlegend berühren. Der(ehrenamtlich fungierende) verantwort­liche Redakteur der katholischen Danziger Volks­zeitung, Stadtverordneter W a w e r, wurde nach mehrtägiger Polizeihaft vom Schnellrichter zu 300 Gulden Strafe verurteilt, weil er durch die Publikation eines Artikels über die Vermittlung von Arbeitskräften nach Deutschland   fahrlässig ge­handelt habe. Eben diese Verschickungen und, wa» noch schwerer wiegt, die Verschickung Danziger Straf­gefangener in reichsdeutsche Gefängnisse, bedeuten die faktische Aushebung der Danziger Sonderstel­lung als Republik im Zollverband mit Polen  . Die Verschickung der Arbeitslosen zur reichsdeutschenLandhilfe" oder in Arbeits­lager geschieht(dies hat der Prozeß Wawer ziem, lich unzweideutig ergeben) keineswegs freiwillig. Der Arbeitsamtsleiter gab zu, daß den jugend­lichen Erwerbslosen   er nannte sie in seiner Aussage nurdie Jungens" die Stempelkarte abgenommen wird, damit sieam nächsten Tage nicht die Rücksprache über die Landhilfeverschickung abstreiten". Wäre diese Verschickung wirklich frei­willig, so würden solche Vorsichtsmaßnahmen wohl kaum notwendig sein. Da in der Welt niemand etwas ohne Grund verschenkt, auch das Dritte Reich nicht, so kann überdies die Aufnahme Danziger Erwerbsloser in solchen Stellen deS Reiches nur den Zweck haben, die Jugendlichen DanzigS   der reichsdeutschen nationalsozialistischen Jugenderziehung zu unter­werfen, d. h. die Rückgliederung DanzigS   an Deutschland   psychologisch vorzubereiten. Noch gra­vierender ist die Ueberweisung von Strafgefangenen an reichsdeutsche Strafanstalten. SS dürste kaum irgendwo in Europa   oder auch in anderen Kontinenten einen Staat geben, der seine Gefängnisinsassen einem Nachbarstaat zur Strafverschickung zuschickt, noch etwa einen Staat, der eine solche, keineswegs angenehme Aufgabe, ohne weiteres übernimmt. Nur wenn Deutschland   ernsthaft mit der Reannexion des Danziger Freistaat» rechnet, ist ein derartiges Entgegenkommen erklärbar und verständlich. Die ganz besondere Aufmerksamkeit der europäischen   Oeffentlichkeit wird es Wohl erregen, daß sich unter den an Deutschland   abgegebenen Gefangenen auch politische Gefangene befanden. Für sie bedeutet diese Ueberweisung eine ganz erhebliche Strafverschärfung und das Aufhören jeglicher, in Danzig   immerhin noch ge- gebenen, verfassungsrechtlichen Garantie über Dauer und Art des Strafvollzugs. Sie können beispielsweise nach Beendigung der gerichtlichen Strafe in ein reichsdeutsches Konzentrationslager abgeschoben werden, ohne daß ihre Angehörigen das mindeste für sie unternehmen können; und das, obwohl es auf Danziger Boden keine Konzen­trationslager gibt. entspricht dem wirklichen oder vermeintlichen kapitalistischen Interesse weit stärker ein Re- gime, daS die Absperrungspolitik ohne traditionelle Hemmungen durchführt und mit einer allgemeinen nationalistischen Ideologie den breiten Massen schmackhaft macht, jene staatliche Kontrolle undSozialisie­rung der Defizite", ohne die der Kapitalismus nicht mehr existieren kann, unter gewaltsamer Ausschaltung jeder parlamentarischen Ueber- wachung, hemmender sozialpolstischer Einrichtun­gen und bockbeiniger Arbeiterorganisationen durchführt und so zumindest das kapitalistische Privateigentum rettet noch dazu gestützt auf eine Massenbewegung, der dies alles insoziali- stischer" oderständischer" Verhüllung präsen­tiert wird. DaS Ziel also ist beiden, Liberalismus und FascismuS, gleich. Nur die Mittel sind verschieden, genau ebenso verschieden wie die g e- fchichtlichen Situationen der beiden Geistesrichtungen. Daher ihr merkwürdiges Ver- hältnis: Der Fascismus kann den Liberalen nicht verzeihen, daß sie den Kapitalismus mit längst überholten Methoden und noch dazu unter offe­nem Bekenntnis zu seinem System retten wollen; dennoch übernimmt er vom Liberalismus die Verherrlichung derPrivattnittattve", die Feind­schaft gegen jede freie Arbeiterorganisatton, die Vorstellung, daß die Kapitalistenklasse(siehe z. B. Führer" undGefolgschaft" in der Deutschen Arbeitsfront  !) die entscheidende in der Gesell- schast sein müsse. Und analog sehen die Liberalen über- all mit scheelen Augen den jüngeren und akttve- ren Nebenbuhler an, der ihnen die besten Ideen wegschnappt, breite Massen fanatisiert und noch dazu den Liberalismus auf Schritt und Tritt be­schimpft aber sie können ihm ihre Hochachtung dafür nicht versagen, daß er die sozialisttsche Be­wegung auSzurotten unternimmt, das kapitali­stische Privateigentum rettet und die Kapitali­stenklasse zur führenden in der Gesellschaft macht. Freilich nur noch um den Preis, daß an die Stelle der unmittelbaren Herrschaft dieser Klasse jetzt eine Arbeitsteilung eintritt: In der Wirtschaft staatSkapttalisttsche Dittatur, in der Politik und im Kulturleben ein unbeschranktes Wirkungsgebiet einer Spezialorganisation uni- formierter Landsknechte. Der Ausgang des Liberalismus Diese Erwägungen zeigen uns zunächst, weshalb ausnahmslos in allen Ländern der Liberalismus während der NachkriegSzett in un­aufhaltsamem, nur selten unterbrochenem Rück- gang ist, von England bis zur Schweiz   und von Belgien   bis Schweden  , um nur von demokrati­schen Ländern zu reden. Mit dem ökonomischen Zeitalter des Liberalismus geht eben auch daS politische zu Ende und die Gemeinsamkeit deS Ziele-, die ihn mtt dem Fascismus verbindet, er- klärt uns auch zum guten Teil, weshalb gerade die ehemals liberalen Schichten die besten Kader für den Fascismus abgeben, weit mehr als die konservativen, die ihm doch scheinbar ideologisch weit näher stehen sollten. Der FasciS- muS ist eben dergeistigeErbedes Libera­lismus, die Fortsetzung der nackten kapitalisti­ schen   Jnteressenpolitik mit anderen Mitteln. Sowjetrussische Budgetziffern Moskau.  (Taß.) In der Budgetkommission des Zentralexekutivkomitees bezeichnete der Bolks- tommissär für Finanzen G r i n k o die Ergebnisse der Staatswirtschaft im Jahre 1934 als vollauf befriedigend. Gegenüber den im Budget mit 47.3 Milliarden Rubel veranschlagten Einnahmen wur­den de facto 49.7 Milliarden an Einnahmen er­zielt. Die Ausgaben waren mit 45.8 Milliarden prälimtniert, erreichten aber in Wirklichkeit 46.9 Milliarden Rubel. Nach diesen vorläufigen Be­rechnungen schließt also das Budget für 1934 mit einem Ueberschuß von 2.8 MMarden Rubel. Der Volkskommissar Grinko unterzog die ein­zelnen Posten einer eingehenden Analyse und er­klärte daS Steigen der Einnahmen aus dem er­höhten Ertragender Umsatzsteuer als Folge deS gesteigettettWareNuiNsatzes. Er teilte weiters mit, daß die Sowjetunion   für das Jahr 1935 die Budgeteinnahmen mit 65.7 Mil­liarden Rubel und die Ausgaben mit 65.2 Mil­liarden Rubel präliminiert hat. Sofioter Pollzeldlrektor nimmt seinen Abschied Sofia  . Der Sofioter Polizeidirektor N a- c e w hat um Entlassung von seinem Amte nach­gesucht. Die Sofioter Presse führt als seinen Nachfolger den Befehlshaber der Sofioter Gar­ nison  , Oberst T a n o w s k i, an. Abrüstungsausschüsse kür den 15. Feber einberufen Genf  . Der Vorsitzende der Abrüstungskonfe­renz Henderson wird die Ausschüsse d.'r Konferenz, die mit der Ueberprüfung der Waffen­erzeugung und deS Waffenhandels sowie mit der Ausarbeitung der Texte betraut wurden, und auch den ständigen Abrüstungsausschuß, für den 15. Feber einberufen. Diese Einberufung erfolgt unabhängig von den Ergebnissen der diplomatischen Verhandlungen, die zu Ende des lausenden Mo­nates stattfinden werden. China   soll lapanfelndllche Propaganda unterdrücken Tokio  . Bon amtlichen Stellen wird verlaut­bart, daß der japanische   Generalkonsul in Nanking  in einer Unterredung mit dem chinesischen   Außen- ministK MfmrffHmwejs am 21. Jänner bekannt­gab, baß Japan   bereit sei, dieZusammen- arbeit mit China   zu erweitern, fall» China  , wie bereits angekündigt,auftichtige Bereitschaft" zu dieser Zusammenarbeit mit Japan  zwecks Erhaltung des Friedens in Ostasien   bei Wahrung der internationalen Verbindlichkeiten kundgeben wird. Gleichzeitig machte der General­konsul den chinesischen   Außenminister auf di« antijapanische Agitation in einigen chinesischen   Orten, namentlich in Hankau  , Tschentschou und Fukien, aufmerksam und ver­langte gleichzeitig, daß die chinesischen   Behörden eine solche Agitation mit geeigneten Mitteln unterdrücken, da unter derselben die künftige Zu­sammenarbeit der beiden Staaten leiden müßte. ver mexikanischeOlrtreik Mexiko  . Obwohl bereits Schiedsverhandluna gen im Gange sind, nimmt der mexikanische Oel- streik immer schärfere Formen an. Die Streiken­den wollen die Arbeit keineswegs eher aufnehmen, bis ein Schiedsspruch vorliegt, der jedoch auch nur unverbindlich sein würde, so daß die Arbeiter oder die GesellschaftMexikanischer Adler" ihn ab­lehnen können. DaS würde naturgemäß neu« Schwierigkeiten Hervorrufen. Mittwoch trat auch die Arbeiterschaft der einzigen bisher noch nicht vom Stress betroffene» GesellschaftCalifornia Standard Oil Company" kn einen Sympathiestreik. Die Benzin­knappheit wird immer größer, ob­wohl die Regierung zollfteie Einfuhr aus dem Auslande gestattet hat und bereits rund 350.000 Liter eingeführt worden find, die unter Kontrolle der Regierung verkauft wurden. Zahlreiche Kraftwagen sind wegen des Benzinmangels außer Betrieb gesetzt worden, und vor den wenigen noch arbeitenden Tankstellen stehen lange Wagen­schlangen. Auch in Tampico   begann am Mittwoch der von der dortigen Arbeitskammer angeietzte General st reik, an den voraussichtlich 20.000 Personen aus allen Berufen teilnehmea werden. Di« Ursache hierfür liegt in einem Streit zwischen Krccktwagenführern und Fuhrwerkern, di« verschiedentlich Autobusse in Verkehr gestellt batten. Trotz dem Eingreifen des Präsidenten hat sich der Konflikt so weit verschärft, daß die Arbeitskammer den Generalstreik ausrief. Insgesamt stehen 46 Gewerkschaften unter dem Generalstreik. Da auch die ElektrizitatSarbeiter streiken. Wird Tampico  völlig stromlos fein. Geheimer Fasdstenrat In Berlin  ? Berlin.  (AP.) In Regierungskreisen wird an die Errichtung eines Senats, ein« Art natio­nalsozialistisches Oberhaus, gedacht, das sich aus 61 Mitgliedern zusammensehen soll und dessen Verhandlungen itreng geheim sein sollen. MS Tagungsort ist das Braune Haus   in Aussicht ge­nommen. Maßgebend soll auch hier das Prinzip der Ernennung sein. Die Pläne befinden sich aber erst in einem vorbereitenden Stadium. Die WelBenberg-Sekte Berlin  . Wie der amtliche preußische Presse­dienst mitteilt, hat daS Geheime StaatSpolizeiamt dieWeißenberg-Sekte"(auchEvangelisch» johannische Kirche nach der Offenbarung Skt, Johannes" genannt) einschließlich ihrer Unter­gliederungen und deS KriegervereinesEwige» Leben" für daS Gebiet des Freistaates Preuße» aufgelöst Und'verboten/ Das Verbot ist erfolgt, weil dieWeißen­berg-Sette" unter dem Deckmantel religiöser Be- tättgung spiritistische Sitzungen abhält, in denen unter Verwendung von Medien di« Geister große« Männer und Nationalhelden zittert werden, um so für die Sette und denMeister Josef Weißen­berg" Propaganda zu machen, und darüber hin­aus versucht, die Verdienste der heutigen Regie­rung für sich in Anspruch zu nehmen. Nicht mit Unrecht! Denn die Weißenberg- Sette, deren Führer durch Auflegen weißen Käse» alle Krankheitenheilte", hat im Verein mit vie­len anderen Sekten jene Atmosphäre deS Wunder­und Führer-Glaubens mitgeformt, in der de« HitleriSmuS so gut gedeihen konnte. Copyright by Pressedienst>. Prager-Verlag. Wies Einmal räumte Nastja sein Arbeitszimmer üüf. Sie berührte die Gegenstände mit den scheuen Händen eines Menschen, dem alle Kunst fremd ist. Er forderte sie auf, sich zu setzen. Sie gehorchte wie immer und ftagte nach der Bedeutung der einzelnen Bildwerke. ES war seinem Künstlerher­zen, daS schon lange zu schlagen aufgehört hatte, unangenehm, über diese Dinge zu sprechen. Sie zeigte mit ihren sonnverbrannten Fingern dahin und dorthin und Felicien dacht« daran, daß er eigentlich schon lange keine Mädchenhand gestrei­chelt hatte. Und so küßte er Nastjas Handflächen. Sie seufzte verwundert auf; ein sonderbares Ge­fühl beschlich sie. Die Briefe ihres Liebsten waren unvergessen. Aber es wäre schrecklich gewesen, das Gut der Girauds zu verlassen, den Familientisch Felicien hob seinen Kopf von ihren Hand­flächen; man konnte in seinen Augen lesen: jetzt werde er sich dürstend an ihre Lippen heften. Nastja fühlte Mitleid mtt ihm, ein sonderbares Mitleid mit dieser wunderlichen und verschüch­terten Seele. Sie war ihm dankbar, weil er sie zu seinen Spaziergängen mitgenommen und mit seinem Verttauen beehrt hatte. Sie wehrte sich nicht. Sie wurde freudlos und widerspruchslos seine Geliebte. Abends verbrannte sie schamerfüllt die süßen Worte ihres Liebsten. Der war vielleicht nein, er war sicherlich tot. Wer der Vergangenheit lebt, beleidigt die Gegenwart Sie nahm sich vor, vernünftig zu sein. Felicien ging ihr im Atelier auf Schritt und Tritt nach. Er erlaubte nicht mehr, daß sie auf­räume. Er fühtte sich seü dem Siege über ihre Schwäche kräftiger. Abends wanderten sie durch das Dorf. Die Nacht leuchtete wie Silber. Der Mond war im Abnehmen und über dem hohen Grase tanzten die Mücken. Felicien erinnerte sich eines Gedichtes: Vom Monde fielen tausend grüne Funken..." Das hatte Babiola geschrieben. Den zwei­ten Vers flüsterte er, als fürchte er, jemand horche. «Nastja", fragte er dann,könntest du glücklich sein?" Sie dachte an alles, was ihr genommen und durch die Fremde ersetzt worden war, an ihr Heimatland, an das klingende Traben der Pferde, an ihre Muttersprache, die sie jetzt so selten hörte, an den teuren Toten, der durch diesen bra­ven, fremden, lebenden Menschen ersetzt werden sollte und in ihre Augen traten ttockene Tränen. Felicien fragte nochmals: Könntest du glücklich sein?" Ich könnte eS", sagte sie und fügte im Geiste dazu: wenn ich es könnte... Ihre Schatten verschmolzen: er umarmte sie. Und Felicien dachte: ich könnte auch glück­lich sein, wenn ja wenn nie mal/ eine Ba­biola gewesen wäre. .* Nastja begann sich heimisch zu fühlen. Frau Giraud schrie wohl hie und da ohne jeden Grund mit ihr. Wahrscheinlich ertrug sie eS nicht, daß Felicien jetzt den lieben langen Tag in der Nähe der Russin verweilte. Der alte Giraud ahnte, was er nicht wissen wollte und wurde noch schweig­samer. Er setzte sich erst zu Tisch, wenn die stille Nastja bereits Platz genommen hätte. Felicien war ihm dafür dankbar. Noch mehr aber dafür, daß er nicht mehr von Paris   sprach. Im Dorfe sind die Schicksale lleiner und ein­facher. In der kleinen Kirche erteilte ein lleinerer Gott den Segen, als in dem mächtigen Dome von Notre Dame  . Nastja war lleiner als Babiola. Felicien könne seine Sehnsucht nach Babiola nicht los werden. Er lief in die Felder, um das Grauen seiner Schwäche in Einsamkeit zu be­kämpfen. Einmal stellte ihm Nastja nach. Sie mußte lange auf ihn warten. Sie stand auf dem Rain und eine unsag­bare Angst prägte sich in ihrem Gesichte aus. Sie war blaß und verstört, wie damals, als man ihren Vater gemordet hatte. Felicien kam, ftoher gestimmt als sonst. Felicien, wo warst du?" In den Feldern. Ist das Mittagessen schon fertig?" Ich weiß es nicht. Ich bin dir entgegen­gegangen." Er faßte sie bei der Hand und wollte mtt ihr gehen, Hand in Hand, wie sie immer gingen. Ich muß dir etwas sagen." Er erschrak. Er hatte vor allem Neuen Angst. Nastja sah jämmerlich aus. Mach mit mir, was du willst. Ich ver­spreche dir alles zu tun, was du für gut findest. Ich werde zum Arzt in die Stadt fahren wenn du es so willst ich werde aus deinem Leben verschwinden ich werde aus der Welt ver­schwinden ganz wie du willst" Er begriff. Nastja war sehr blaß. Ein Weilchen stand er ratlos da. Seine ganze Schwäche kam ihm zum Bewußtsein. Er nahm sich vor, diesmal stark zu sein. Gut, Nastja. Ich habe nie daran gedacht, aber wenn du sagst, daß wir daran denken müssen, dann quäle dich nicht weiter. Das Gut ist groß. Es kann viele erhalten..." Nastja fühlte die Erleichterung mit der Er­gebenheit ihres dankbaren Körpers, der sich nun nicht töten mußte. Sie faßten einander bei den Händen und gingen dahin wie Kinder, die für allzulanges Spielen bestraft werden sollten. FelicienS Schritte nahmen unbewußt an Kraft und Ernst zu. Nastja, gib acht, hier ist ein Stein" Danke", sagte sie dankbar. Wir wollen noch nicht heimgehen." Sie gingen ans Ende des Dorfes, dort wa­ren zwei Teiche, deren Wasser wie Opale schim- mertcn. Ringsum dehnten sich die Felder, die alle zum Gute Giraud gehörten und bis an den Ho­rizont reichten. Felicien jauchzte laut heraus, um sich von der Ueberfülle der in ihm wachsenden Kräfte zu befreien. Nastja lächeüe wie di« Morgensonne. Sie setzten sich dicht ans Ufer. DaS Spiegel­bild ihrer Köpfe schaukelte im Wasser. Nastja, das wird lustig sein! Wir be­kommen ein Kind!" Die Glocken der Kirche läuteten; eS klang, als kämen diese Töne geradewegs vom Himmel. Nastja dachte:Jetzt weiß ich, warum ich lei­den mußte um glücklich zu werden." Das Tor des Gutes erschien ihnen wie die Tür in eine andere Welt. Nastja blieb einen Augenblick stehen und Felicien erriet sofort, wa» sie dachte. Mütterchen, komm. Hab keine Angst." Deutlich war der Vermittler ihrer beiden Seelen fühlbar. Bei Tisch er ernst, aber nicht ttaurig wie sonst. Frau Giraud, die sich das Recht, die Supp« auszuteilen, nicht nehmen ließ, tat dies heute mit ahnungsvoll zitternder Hand. Ihr schien, daß daS einizige Gefühl, das sie ihrem Sohne gestattet hatte, durch ein stärkeres bedroht war. Nach Tisch ging Felicien in sein Zimmer. Er hatte den Wunsch, sich die Taten des Pariser Fe­licien anzusehen. Das erstemal stand er ohne Un­ruhe und Selbstvorwürfen vor seinen Figuren. Steine", dachte er, vollständig von der Vorstel­lung seines Kindes erfüllt. Eines KindeS, daS lebend und warm war und ihn lauter ansprechen wird als alle Kritss.(Fortsetzung folgt.).