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Freitag, 25. Jänner 1935

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Der Fluch der Zerstörung Anerkennung sozialistischer Kultur« arbeit aus Gegners Mund Der»Wiener Arbeitersonntag", früher die Sonntagsbeilage derArbeiter-Zeitung ", dient sitzt der Propaganda der Schuschnigg -Regierung zur Gewinnung der sozialistischen Arbeiter. Das ist keine leichte Aufgabe, denn die Wiener Arbei­terschaft steht den Anbiederungsversuchen der katholischen Fascisten mit dem allergrößten Miß­trauen gegenüber und so entringt sich dem genann­ten Blatte ein Wehschrei, aus dem herauszuhören ist, vor welch unüberwindliche Schwierigkeit sich die Redaktion gestellt sieht, der aber auch wegen der darin ausgesprochenen Anerkennung der Be­deutung der kulturellen Tätigkeit der sozialdemo­kratischen Bewegung Beachtung verdient. In dem Artikel heißt eS: Erst allmählich zeigen sich jene geistigen und seelischen Schäden, welch« das Verbot der Sozial­demokratischen Partei und ihrer Kulturorgani- sationen nach sich ziehen. Diese verschiedenen Gruppen und Grüpplein, politische Sektionen oder Sporwereinigungen, Bildungs- und Arbeits­gemeinschaften aller Art, bis zu den sprichwörtlich gewordenen Kanarienzüchtern hatten nicht nur eine politische, sondern in weitaus größerem Maße eine kulturelle Bedeutung. Sie sammelten viele Men­schen, deren eigene Behausung eng und unfreund­lich war, sie füllten ihre Freizeit aus und streckte« ihr Streben nach sozialen Ziele», ste schufen einen ganz bestimmten Menschentyp, den Parteimenschen, der sich niemals ganz ver­lieren, niemals ganz vereinsamen konnte, weil er immer und überall auf Gleichgesinnte stieß und auf diese Art stets unter einer gewissen moralischen Kontrolle lebte. Nun hat ein großer Teil dieser Menschen jegliche geistige Führung verloren und ist darum nicht nur allen üblen Einflüssen von außen, son­dern auch seinen eigenen kleinen menschlichen Schwächen stärker unterworfen als vor einem Jahr, wo die bindende und bildende Kraft seiner Partei noch bestand. Wer gewohnt warneun" Abend« der Woche der Parteiarbeit zu widmen, weil zwei davon sicherlich doppelt besetzt waren, der befindet sich eben in diesen Herbstwochen, in denen ihm die gewohnt« Gemeinschaft nicht mehr ruft, in einer verzweifelten Stimmung und ent­wickelt Eigenschaften, deren man ihn nicht für fähig gehalten hätte. Der einfach« Mann, dem da­historisch geschufte Denken fehlt, verfällt seinem tiefen, persönlichen Schmerz, brütet Rache oder sintt wiederum in de« Alltag zurück. Etz wird weniger gelesen und gelernt, taffti aber mehr ge­tratscht und gestritten, manchmal auch mehr ge­trunken und geprügelt. Die Sozialdemokratische Partei bedeutet für Tausende ihrer Mitglieder nicht so sehr den Weg rum sozialistischen Gemeinwesen, als de« Weg zur Kultur schlechthin, I» daß man am 12. Feber und nachher nicht nur die strategische Niederlage, sondern auch den ideel­len Zusammenbruch als tiefen Schmerz empfand. Denn, wer jahrelang im pazifistischen Sinne ge­arbeitet hat, so daß ihm selbst eine Ohrfeige in der Kinderstube als ein Vergehen am Sozialismus gatt, der kann sich mit Maschinengewehren nicht befreunden» auch wenn sie von der eigenen Partei aufgefahren werden. Auch betrieb die Sozialdemokrattsche Partei keine Gottlosenbcwegung im eigentlichen Sinne, und das berühmte Zitat, daß Religion Opium fürs Volk fei, wurde immer weniger gebraucht, je mehr die Zahl der Mitglieder zunahm. Man vermied es, jegliches Gefühl für Autorität und Mystizismus aus dem Herzen der Anhänger zu reißen, denn eine rein verstandesmäßig«, materialistische Ein­stellung wäre dem Parteiapparat vielfach gefähr­licher geworden, als selbst die wütendsten Angriffe der Gegner. Man wollte di« angeborene und an­erzogene Sehnsucht nicht zerstören, sondern durch

Sozialistische Landwirtschaft Besuch tat Kolchos Zu dem Interessantesten, was ich in der S<M>- jrtunion gesehen habe, gehört der Besuch im Kol­chos Rohanj, etwa 60 Kilometer von Charkow , der großen Industrie- und Handelsstadt der Sow« jet-Ukraine. Kann man sich leicht ein sozialisti­sches Industrieunternehmen vorstellen, so ist ei schon schwerer eine Vorstellung von der Sozialisie­rung des Bauernlandes zu gewinnen, ohne einen Kolchos gesehen zu haben. In der Sowjetunion hat man auf dem Wege zur sozialistischen Gestaltung der Landwirtschaft zwei Betriebsformen der Erzeugung landwirt­schaftlicher Produkte gefunden: Sowchosen d. s. große Staatsgüter, deren Angestellte Staats­bedienstete sind und K o l ch o s e n, die landwirt­schaftliche Genossenschaften darstellen. Die letzteren sind von weit größerer Bedeutung, die überwie­gende Menge landwirtschaftlichen Bodens wird von Kolchosenbauern bewirtschaftet. Der Kolchos Rohanj umfaßt 220 Wirtschaf­ten mit rund 1000 Menschen, davon 400 Voll­arbeiter. Ursprünglich bestanden in dem Dorfe, m welchem außer den Kolchosbauern auch Fabrik­arbeiter und SowchoSangestellte wohnen, drei Ge- nossenfchaften, welche sich 1931 zu einem Kol-

Saar-Emigranten in Toulouse Nach amtlichen französischen Mitteilungen sind bisher etwa 2500 Personen als Emi­granten aus dem Saargebiet nach Frankreich ausgewandert. Davon find 85 Franzosen, 1973 Saarländer und 442 Personen fremder Nationalitäten. 612 wurden in Toulouse in Emigran­tenlagern untergebracht. Unser Bild zeigt eine Gruppe von Saar -Emigranten in dem Toulouse ! Lager.

Die Rettung< Wohin mit den vielen Abzeichen? Was fangen wir bloß mit den vielen Abzeichen an? hat sich schon mancher ge­fragt, wenn er an einem unserer nationalen Feiertage gespendet und dafür einen An­stecker erhalten hatte. Wegwerfen wollte man sie nicht, denn sie find wirklich wertvolle Er­innerungsstücke an die große Zeit, in der das deutsche Volk sich wieder zusammenfand und gemeinsam sein Schicksal meisterte. Auch diese Anstecker und seien sie noch so einfach sind Auszeichnungen, denn sie beweisen, daß ihr Besitzer sich in den Rahmen der Volksgemein­schaft eingefügt hat und mitarbeitet. Auf An­regung der Kreisleitung der NSDAP wurde nun hier ein Ausweg gefunden, eine Art wir können ruhig sagen Ordenskissen ge­schaffen, auf dem wir die Anstecker, üb».r» sichtlich geordnet, ausbewahren können. Ein StückPappe, 25mal 46 Zenti­meter groß, ist schwarz überzogen und leicht gepolstert. Darauf gedruckt ist da» Hoheitsabzeichen der NSDAP mit der Auffchrist ,W i r opfern."... Wir haben diese Wandtafel in unserem Schaufenster ausgestellt, so daß sich jeder selbst zuerst über­zeugen kann, daß.damit einem wirklichen Bedürfnis entsprochen wird." AuS derB o d e n s e e- R u n d s ch a u". Bor allem ein«Bedürfnis" für G ö r i n g, der schon mit größtem Platzmangel zu kämpfen hatte l Jetzt wird er sich die pappenen Ordenskiffen, 25X46,, leicht gepolstert und auch sonst nicht ohne neudeutschen Komfort, hinten und vorn um den Hals hängen können. Es geht eben nichts über Organisation.

den Glauben an den Endsieg des Sozialismus er­setzen und verlangte dieselbe bedingungslose Hin­gabe, die jede Religion von ihren Gläubigen er­wartet. Die Anziehungskraft aber wurde um so größer, je mehr der Arbeiter den Kapitalismus als das Uebel Haffen lernte. Erst die steigenden Klaffengegensätze bewirften, was der Gottlosen­bewegung niemals gelungen wäre: die Entfrem­dung zwischen Arbester und Kirche. Die bindende, regelnde Kraft der Partei aber gewann besonders dort an Bedeutung, wo ste sich der Volksbildung zuwandte. So waren di« Arbeiterhcime vielfach Stätten einer Volksbildung, die heute noch keine Heirmtt gefunden Hal. Aber davon wußte man wenig, weil Bildungs» arbeit niemals marttschreierisch ist und zwanzig Gewehre im Keller selbstverständlich mehr Auf« .me.rkscyn.kzit erregen,, als 120 Äwrse und Vorträge zur Hebung des geistigen Niveaus und des guten Geschmackes. Diese BildungSarbeit ist um so höher zu veranschlagen, als sie eine Menge Menschen ge­wann, die niemals aus Bildungshunger gekom­men wären, sondern die Kurse darum besuchten, weil sie damit eine Parteipflicht erfüllen wollten. So wurde die Bildung nicht bloß gefördert, son­dern der Geschmack daran ist geweckt und wenig geschulte Leute mühten sich um Dinge, die sie viel­leicht nur zum Teil verstanden, so daß die Freude des Erfaffens der Materie oft nur auf einen klei­nen Teil deS Gebotenen beschränkt bleiben mußte. Aber eben der unverstandene Teil war der An­sporn zu neuer Arbeit und- so finden sich in Wien zahlreiche Arbeiter und Arbeitslose, die bedeutend belesener sind als mancher akademisch gebildete Beamte, dem die ständige Anregung und die billige, gute Bibliothek fehlt. Bildungsarbeit hat aber auch moralische Er­folge; schon deshalb, weil sie die Freiheit stark be­ansprucht und damit die Entwicklung mancher Laster, Roheiten und Entgleisungen verhindern kann. Endlich wurde der Mensch durch die ständige Fühlungnahme mit anderen Menschen und die Selbstverwaltung dieser kleinen Gemeinschaften von seinem eigenen Ich ein wenig abgelentt. Die Tarockpartie und der Frühjahrshut, der Fußball und der Eislutscher mußten zurückstehen hinter den Bedürfnissen der Gemeinschaft. Man wurde dem

eigenen kleinen Alltag entrissen und gewann an Bedeutung, je mehr man für andere arbeitete. Vorüber, vorbei! Die Häuser und Räume sind beschlagnahmt, das Eigentum aufgeteilt»der neuen Zwecken zugeführt. Aber vergebens sehen die neuen Verwalter nach den Menschen auS, die sich einstmals in solchen Gemeinschaften gesammelt Haven. Zögernd, von Schmerz und Mißtrauen erfüllt, kehren sie in ihre Bibliotheken zurück und es besteht die große Gefahr, daß das mühsam gepflegte Bil­dungsbestreben der Masse wiederum zerstört, das Organisationstalent der Leute aber zu illegaler Arbeit verwendet wird. Ein staatsgefährliches Moment hat man unterbinden wollen, ein staats­förderndes hat man leider mitgetroffen. Denn der Haß arbeitet im Dunkeln weiter und ist vielleicht gefährlicher und durch das niedere Niveau seiner verböten«« Schriften als durch, deren Anhalt, Auch hochwertige Persönlichkeiten erleiden seeli­schen und moralischen Schaden, wenn man sie der gewohnten Arbett und damit ihrer sozialen Be­deutung beraubt, noch weniger aber verträgt es der fleine Mann, der die Parteiarbeit zwar oft al- Last empfand, aber dennoch nicht entbehren und, aller geschichtlichen Entwicklung entgegen, seinen alten Platz auch mit Gewalt zurückerobern will. Je rascher darum eine Form der Selbswerwaltung in unser öffentliches Leben, vor allem in die gei­stigen Bezirke unserer Arbetterschaft, zurückkehrt, desto mehr nimmt man aller Illegalität den Wind aus den Segeln und verhütet, daß die bescheidenen Erfolge der Volksbildung, ganz besonders aber der Wille zur Fortbildung und zur Arbeit, der Ge­meinschaft wiederum verloren gehen." G Natürlich ist nicht anzunehmen, daß die Ein­sicht dafür, was mit der Niederknüppelung der sozialdemokratischen Partei vernichtet wurde, bei den Kanonenchristen stark Wurzel gefaßt hat. Bei den Wenigen, die sie haben mögen, kommt sie jedenfalls zu spät. Selbst wenn sie bei einer Gruppe der neuen Machthaber vorhanden sein sollte, die Absicht, den kulturellen Schaden zu be­heben, kann nicht mehr verwirklicht werden. Ein Wiederaufbau wird nur unter sozialistischer Füh­rung vor sich gehen können.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik Kleine Wirtschaftsnachrichten Der Export-lleverschuß der Tschechoflowakei in ihrem Außenhandel mit Deutschland beträgt im Jahre 1934 321,5 Millionen K£. Die Ausfuhr nach Deutschland ist in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres weiter gestiegen. Die HandrlsvertragSverhandlungen der Tschechoslowakei mit Ungarn werden bereits in den nächsten Tagen ausgenommen. Oesterreichs Gesamtdefizit im Etat beträgt nach den Erklärungen deS Finanzministers Buresch für das Jahr 1934 208 Millionen Schilling, das sind rund 930 Millionen AL. Zwischen Deuffchland und Frankreich haben die Wirtschaftsverhandlüngen begonnen, in deren Rahmen äüch'die' EirtMheiteti" bet' sich auS dkw Rückgliederung des Saargebietes ergebenden w!Ä- schaftlichen Fragen geregett werden sollen. 284 Millionen ReichSmark beträgt 1934 das Paffivum deS deutschen Außenhandels. Für fast 3000 Millionen hat Deutschland demnach mehr ein-, als ausgeführt. Im Jahre 1933 erzielte Deutschland mit seinem Außenhandel noch einen Ueberschuß von 68 Millionen Reichsmark. Mit einem Ueberschuß von 2,8 Milliarden Rubel schließt nach den offiziellen Erklärungen der Etat der Sowjetunion für das Jahr 1934 ab. Für 75 Millionen Dollar Gold, also für etwa 1.8 Milliarden Kd, sind in den letzten Tagen in Paris , Amsterdam und London nach Neuyork verfrachtet worden. Dieser Goldzuwachs dürfte in den nächsten Tagen in Neuyork eintreffen. Amerikas Verschuldung. Die verzinslichen Staatsschulden der Bereinigten Staaten haben im Jahre 1934 um mehr als 4 Milliarden Dollar zugenommen. Sie betragen nun 27,7 Milliarden Dollar oder rund 622,7 Milliaredn XL. AnZinsen mußten die Bereinigten Staaten im Vorjahre 820 Millionen Dollar bezahlen, also etwa 20 Mil­liarden. Japan- Einfuhr erreichte 1934 die Höhe von 2209 Millionen Den. Die Ausfuhr betrug 2108 Millionen Den. Es ist demnach ein Einfuhrüber­schuß von 91 Millionen Den vorhanden.

choS vereinigten. Der Kolchos umfaßt 1620 Hek­tar Boden, davon bebauten Boden etwa 1000 Hektar(152 Hektar Gärten, 107 Hektar Obst­pflanzungen) das andere Wiese, Weide und Wald. Im Eigentum der Genossenschaft befinden sich zwei Motoren(einer in der Mühle, der andere dient der Bewässerung) und ein Traftor. Braucht der Kolchos noch einen Traktor oder andere land­wirtschaftliche Maschinen, so borgt er sie von der Bezirkstraktorenstation aus. An Rindvieh hat die Genossenschaft 170 Stück, die in sauberen Stäl­len untergebracht sind, während sich noch 200 Rin­der im Eigentum der Kolchosenmttglieder befin­den. Ebenso haben sowohl die Genossenschaft selbst als auch die einzelnen Bauern Schweine. Schafe, Ziegen, Bienen, während das Geflügel durchaus Privateigentum ist. Der Kolchos, den ich besichtigt habe, erzeugt meistens Milch, Gemüse und Obst, weil dies mit Rücksicht auf das in der Nähe be­findliche 800.000 Einwohner zählende Charkow rentabel ist. Nach dem Wirtschaftsplcm, der für den Kolchos vorgeschrieben ist, hat dieser 37.000 Liter Milch jährlich abzuliefern, wofür ein Preis von 20 Kopeken pro Liter gezahlt wird. Daneben wurden im Jahre 1934 auf dem freien Markt noch 20.000 Liter verkauft, wofür ein Preis von Rubel 1.5 bis 2. erzielt wurde. Der Ertrag pro Kuh beläuft sich auf 1500 bis 2000 Liter jährlich. Eine Molkerei und Käserei besteht in Rohanj noch nicht, ebenso fehlt elektrisches Licht, das aber

wie man uns gesagt hat demnächst eingeführt werden wird. Auf die Frage nach den Futtermitteln ant­wortete der intelligente junge Vorsitzende des Kol­chos, daß alles in der Genossenschaft angebaut werde, neben dem natürlichen Dünger, der vor­handen ist, wird Kunstdünger vom Bezirk gelie­fert. Nun die Arbeitszeit. Diese beträgt zehn Stunden täglich, in der Erntezett mehr(12 Stunden) im Winter weniger. Gearbeitet wird fünf Tage, der sechste Tag ist wie in der gan­zen Union Ruhetag. Der Ertrag des Kolchos wird nach Arbeitstagen vertritt. So viel Arbeitstage ein KolchoSmitglied aufzuweisen hat, so viel erhält er vom Gesamtertrag. Im Kolchos besteht einen Arbeitspflicht zu bestimmten Mini­malleistungen, die natürlich überschritten werden können. Der Gesamtertrag der besichtigten Kol­chose betrug 1934 500.000 Rubel. Davon wer­den zunächst abgezogen: für den JnvestttionSfonds (Bau von Gebäuden, Anschaffung von Maschinen) 10 bis 15 Prozent,^?onds für über 60 Jahre alt« KolchoSmitglieder, lne nicht mehr arbeiten müssen, aber leichtere Arbeit gegen Entgett leisten können, 12 Prozent, für die Familien eingerückter Sol­daten ebenfalls 12 Prozent, Fonds für Zu­schuß an finderreiche Familien 12 Prozent, Fonds für Steuern(Bodensteuer) 1)4 Prozent, für Versicherung von Gebäuden und Vieh zwei Prozent, für den Kuüurfonds 1 bis 2 Prozent.

Der Rest wird auf die Bauern eben nach Arbeits­tagen aufgeteilt, wobei der Kolchos Rohanj 860.000 Rubel auf 90,000 Arbeitstage aufteild:, sg daß auf einen rechnerischen Arbeitstag vier Rubel entfielen. Der buchmäßige Arbeitstag ist nämlich von dem tatsächlichen Arbeitstag verschie­den, well für schwerere Arbeiten mehr Arbeits­tage gerechnet werden als für leichte. So erhält der Mann, der den Pflug führt mehr, als derje­nige, der die Pferde lenkt. Noch ein Wort über dieArbeitsver- f a s s u n g. Als Vollarbeiter gelten alle 18 bis 55- oder 60jährigen, die in sieben Arbeitsbriga­den eingeteilt sind. An der Spitze jeder Brigade steht ein Brigadier, der die zu leistete Arbeit auf seine Leute austellt. Beschwerden werden an die Kolchosverwaltung gerichtet, die von den Genos­senschaftsmitgliedern gewählt ist. An der Spitze steht der Vorsteher, der selbst nichts anderes za tun hat, als die Verwaltung des Kolchos zu führen. Der Kolchos, den ich besichtigt habe, schaut nicht aus, wie derjenige, der im FilmEnde" gezeigt wurde. Was wir im Film gesehen haben, ist Zukunftsmusik und vielleicht Einzelerscheinung, Immerhin scheint das Gesehene zu lehren, daß hier ein Weg beschritten worden ist, um durch die Vergenossenschaftlichung der Landwirtschaft eine höhere Ergiebigkeit im Ackerbau und in der Vieh­zucht zu erzielen. Emll Strauß.