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Sonntag, 3. Feier 193b
Nr. 29
Hacker in der Verteidigung gegen die SHF Die Folgen der Henlein  -Anbetung: SHF-Gruppen auf dem Lande
Im Bund der Landwirte waren es vor allem die Führer der Landjugend, die die Partei zum engsten Zusammengehen mit Henlein   drängten. So groß war ihre Begeisterung und Beharrlich­keit, daß die Landjugend schließlich mehr eine Gruppe der SHF als des B. d. L. zu sein schien. Wozu brauchte sie auch den Führer Spina, wenn sie doch gleich Henlein folgen konnte? Dieses in­nere Abgleiten der Mitglieder mußte sich früher oder später auch im Organisationsleben äußern. Hacker und Spina glaubten es nicht, die Ereignisse der letzten Zeit könnten sie endlich eines Besseren belehrt haben. Noch vor dem Scheitern der Verhandlungen über die Mandatsaufteilung wurde die dicke Freundschaft dadurch gestört, daß die SHF aus dem Land zu agitieren begann. Die erste Orts­gruppe, welche gegründet wurde, war in Maischen bei Leitmeritz  , einer rein agrarischen Gemeinde. Henlein   hat zwar bestritten, daß die Gründung mit seinem Einverständnis erfolgte, er hat aber, außer höflich seine Loyalität zu versichern, nichts getan, um das Abkommen mit Spina zu wahren. Im Bund der Landwirte beginnt man aufmerksam zu werden. Hacker   mußte sich entschließen, selbst einzugreifen. DieDeutsche Landpost" veröffent­licht einen langen Brief Hackers an die Land­jugend in Malschen, in welchem er versucht, die verwirrten Reihen seiner Leute wieder in Ord­nung zu bringen und die Davongelaufenen zu­rückzuführen: Als Konrad Henlein   die SHF. ins Leben rief, wurde ich mit ihm persönlich und näher be­kannt und, wenn ich sage, daß sich im Laufe der Zeit ein inniges Freundschaftsverhältnis zwischen uns entwickelte, so bin ich der Ansicht, daß ich damit nicht nur meiner, sondern auch der Mei­nung Konrad HenleinS gerecht werde. Dieses Verhältnis war auch dann oder gerade deshalb möglich, weil ich am ersten Tage des Bekanntwer­dens mit Henlein ihm sofort mitgeteilt habe, daß es Ausgeschlossen ist, daß ich mit dem Bunde der deutschen   Landjugend eine Schwen­kung zur SHF., vornehmen werde. Die Richtigkeit dieser grundsätzlichen Einstel­lung hat sich nicht nur damals erwiesen, sondern auch in der ganzen Folgezeit, welche bewies, daß die wirklichen Bedingungen für«ine Volks­gemeinschaft bei«ns keinesfalls durch eine to­tale Partei oder Bewegung gegeben sind, son­dern in der Ordnung«nv gegensemgrn Misspre-
chung der levensberechtigten sudetendeutschen po­litischen Kräfte allein liegend. Ich sage in vollster Ueberzeugung, daß es Pflicht des Bundes der Landwirte war, die eine Voraus­setzung zu erfüllen, die SHF., deren Bestand in­folge der allseitigen Angriffe gefährdet war, zu schützen. Diese Voraussetzung hat der B. d. L. er­füllt. Die andere Boraussuntz war die, welche die SHF. noch zu erfüllen hat: dem B. d L. die Hilfe Nicht zu versagen, wenn es sich dar­um handelt, die letzte Etappe der Bauernbefreiung, die Notwendigkeit der politischen Einigung des Landstands, herbeizuführen. Ich glaube, daß Ihr mich verstehen werdet, wenn ich weiter so wie fWher sage, daß die Einigung des Landstandes eine notwendige Voraussetzung für ein« erfolgversprechende sudetendeutsche Politik ist. Dabei stehe ich gar nicht an zu erklären, daß ich mich nie gescheut habe, auch am B. d. L. eine, meiner Meinung nach notwendige Kritik zu üben. Aber niemals habe ich daran geglaubt, daß diese Kritik aufbauend, also erfolgreich sein kann, wenn sie außerhalb der Partei geführt wird. Oder, und daS ist meine Frage an euch, glaubt Ihr an einen bäuerlichen oder sudetendeutschen politischen Erfolg, wenn zehn- oder zwanzig- oder meinetwe­gen dreißigtausend Bauern vom B. d. L. losge­sprengt, bei der SHF. ein ständiges Streitobjekt, ge­rade zwischen diesen beiden sudetendeutschen   Grup­pen sein werden? Damit kann ich konkret sagen: Machen wir nicht neue Fehler! Ihr müßt, soferne es sich um Angehörige des Landstandes handelt, die Ortsgruppen sofort auflösen, keine Neugründungen zulassen und Ihr dient damit dem B. d. L., der SHF. und unserem, von uni allen heißgeliebten sudetendeut­ schen   Volke. Bestehende Ortsgruppen auflösen, keine Neu­gründungen zulaffenl Wir wollen sehen, was die SHF zu diesen Bitten zu sagen hat. Wir wollen auch sehen, ob sie auf die Werbung unter den Gewerbetreibenden, die der B.' d. L. jetzt als Nebengliederung seiner Partei auffaßt, verzichten wird. Herr Hacker erntet die Früchte seiner Tä­tigkeit in den letzten Monaten. Es ist anzuneh­men, daß er noch viel Briefe schreiben und Reden halten wird, die der SHF gelten werden, es ist aber nicht anzunehmen, daß sie zur Vertiefung der Freundschaft beftragen werden, auf die Hacker so swlz ist. Henlein   hat den Totalitätsanspruch nicht auf- gegehen. Hacker und Spina werden-sich noch deutlicher erklären müssen: SHF o d e r B. o. L.!
eine Säule des Schuschnigg- Regimes stark angefault Wien.(Eigenbericht.) Ein in Wien   seit län­gerer Zeit bekannter Skandal ist am Freitag auf­geflogen. Es handelt sich um den Direktor Ma­ri s ch k a vom Theater an der Wien  , ein Liebkind der fascistischen Regierung und einen großen Heimjvehrfreund, der seinerzeit zu den Gründern der grün-weißenUnabhängigen Gewerkschaft" gehörte, die den rotenBühnenbund" stürzen seilte. Marischka hat aus seinem Karczag-Verlag 1,800.000 Schilling an eingelaufenen T a n' i e« menunterschlagen, wovon allein 300.000 Schilling Franz. L e h ä r gehörten. Weitere Auto­ren und Komponisten, u. a. Kälman, sind um 700.000 Schilling geschädigt. Die Wiener Zei­tungen, die schon seit langem über genügendes Material in dieser Sache verfügen, dürfen dar­über keine Zeile schreiben, dadieRegierung den Mann deckt. Marischka besindet sich nach wie vor auf freiem Fuß.
Man sieht: die Probleme der englischen Po­litik sind den Problemen auf dem europäischen   und amerikanischenKontinent sehr ähnlich. Und auch die Versuche, die man in England unternommen hat, um den SiegeSzug des Sozialismus aufzuhalten, ähneln denen in der übrigen Welt. Der rechte Flügel der Konservativen hat es zunächst mit der Hochzüchtung einer fascistischenBewe- g u n g versucht, die der politische Abenteurer Sir Oswald Mosley   nach Mussolinis und Hitlers   Muster gebildet hatte. Mer die englischen Schwarzhemden" haben sich im Laufe der Zeit durch ihre Roheitsexzeffe und ihre Unfähigkeit zu einem Wirtschaftsprogramm so sehr um den Kre­dit gebracht, den sie anfänglich in kleinbürgerlichen Kreisen hatten, daß sie hon ihren konservativen Gönnern  (mit Lord Rothermere   an der Spitze) im Stich gelassen wurden. Nun ist, wie bekannt, der alte Lloyd George   auf dem Plan erschienen, um noch schnell eine neue Partei ins Leben zu rufen, die einenNew Deal  " nach Roosevelts Vor­bild verwirklichen will: einen diktatorischen Wirt­schaftsplan, dessen Einzelheiten in sehr vielen Punkten dem Programm der Labour-Party ent­lehnt sind. Der sozialistischeDaily Herald"(der feit einem Jahre mit einer Auflage von mehr als zwei Millionen die größte Tageszeitung Englands geworden ist) konnte mit Recht darauf Hinweisen, daß Lloyd Georges New Deal einNothing New Deal" ist(eineNichts Neues-Aktion"). Wer die Aktion des alten liberalen Politikers(dessen Po­pularität noch aus der Kriegszeit stammt) ist in­sofern nicht ungefährlich, als sie sich mit ihrer Ablehnung aller bestehenden Parteien an die große Masse der englischen Nichtwähler wendet, die bei t>in letzten Wahlen durchschnittlich vierzig Prozent ausmachte. Daß die Labour-Party als Siegerin aus den nächsten Wahlen hervorgehen wird, bezweifelt in England niemand. Ob es ihr aber gelingen wird, die absolute Mehrheit zu erobern, das hängt (außer von den Zufälligkeiten, die im englischen Wahlsystem begründet sind) von dem Erfolg jener Konkurrenzmanöver ab, deren jüngstes das von Lloyd George   ist. Versagen sie ebenso wie die linke Konkurrenz der Kommunisten und Unabhängigen bei den letzten Wahlen versagt hat, dann kann es .(da die Liberalen ohne jede Chance in den Wahl­kampf gehen), wieder zu jenem Zwei-Parteien- System kommen, das von 1689 bis 1900 in Eng­land bestanden hat, nur daß die zwei Parteien nicht mehr die Tories und Whigs, sondern die Konservativen und die Labour-Party sein werden.
Der deutsche   Rustungsstand Berlin.  (AP.) Zur Zeit betragen, wie ge­meldet wird, die Polizei Görings 100.000, die Schutzpolizei   200.000, die Spezialpolizei der Par­tei(Feldpolizei, auch weiße SA   genannt) 80.000, die restliche, bewaffnete SS 20.000 Mann. Zu diesen 400.000 Mann, die motorisiert werden sollen, kommen 300.000 Mann Reichswehr  , so daß sich eine militärische Organisation von 700.000 Mann ohne die restliche SA und den nicht zu vergessenden Arbeitsdienst ergibt. Im übrigen ist die Erhöhung der Reichswehr   von 300.000 auf 300.000 Mann offenbar in Vorbereitung. Beson­ders.auffalle>0> ist die Stärke der Feldpolizei, die aus kleinen Anfängen zu einer ansehnlichen Mach!
angewachsen ist(sie soll sogar auf 100.000 Mann gesteigert werden), bis man aus innerpolitischen Gründen(beileibe nicht etwa, wie man dann viel­leicht wieder glauben machen möchte, zum Zwecke derAbrüstung", denn dies Wort kennt man in Deutschland   gar nicht) eines Tages vielleicht auch sich der Feldpolizei entledigen muß.
Die kalte Dusche Warschau  . Amtliche polnische Kreise demen­tieren kategorisch die Meldungen aus aus­ländischer Quelle, daß der preußische Minister­präsident Göring   anläßlich seines kürzlichen Jagdausfluges nach Polen   eine Zusammenkunft zwischen Hitler   und Pilsudfli vorbereitet habe.
Frieden in Dschehol China entschuldigt sich noch Tokio.(Reuter.) Im Tschachar-Kreise der Dscheholprovinz, knapp an der Großen Mauer, wurde nach einem Uebereinkommen zwischen den chinesisch- und mandschurisch-japanischen Unter­händlern, die in der Stadt Tatan zusammenge­treten waren, der Friede wieder offiziell erneuert. Die Vertragsbedingungen sind: Die Vertre­ter der chinesischen Regierung geben, offiziell eine Entschuldigung ab und verpflichten sich, daß es zu keinem militärischen Zwischenfall mchr kommen wird. Weiters verpflichten sie sich, daß die chinesische Armee weder in Tschanlin noch in Uniho an der Tschachar-Dscheholgrenze Garniso- nen unterhalten wird. » Schanghai  . Der Präsident des chinesischen  Staatsrates Marschall Tschangkaischek veröffentlicht eine Erklärung, die für die fernöst­liche Politik von großer Bedeutung ist. Der Mar­schall tritt für die Einstellung der japanfeind­lichen Bewegung in China  «in und deutet an, daß die Zeit für eine Verbesserung der chinesisch­japanischen Beziehungen gekommen sei.. China  und Japan   sollten gegenseitig ihre Haltung ändern: China   hinsichtlich seiner früheren bitte­ren Gefühle gegenüber Japan  , und Japan   hin­sichtlich seiner Angriffspolitfl gegen China  , die zu weit gehe.*
Mißklänge zwischen Moskau  und Washington Washington  . Staatssekretär Hüll erklärte, daß die Verhandlungen, welche mit den Sowjets über die Frage der russischen   Schulden geführt wurden, gescheitert sind. Er fügte hinzu: Ich sage das mfl größten Bedauern, da ich mit den Wünschen der amerikanischen   industriellen und landwirtschaftlichen Produzenten sympathisiere, in USSMsi einen Markt für ihre Erzeugnisse zu finden. Auf der anderen Seite fühle ich mit jenen amerikanischen   Bürgern, deren Eigentum in SSSR   konfisziert wurde." keine Einheitsfront der Jugend in Belgien  Brüssel  . Der Nationalkongreß der So­zialistischen Jungen Garden hat mit 15.529 Stim­men gegen 5631 Stimmen bei 3263 Stimmen­enthaltungen beschlossen, das Einheitsfrontabkom­men, das mit der Kommunistischen Jugend abge­schlossen war, wieder aufzuheben» da der Kongreß der Ansicht ist,daß trotz der günstigen Resultate» die erzielt worden sind, seine Anwendung sich doch als äußerst schwierig und trügerisch erweist, vor allen Dingen auch infolge der kommunistische« Verstöße". 130.000 Arbeitslose In Men Wien. In der zweiten Jännerhälfte ist die Zahl der unterstützten Arbeflslosen in Wien   um 2900 auf 129.976 Personen gestiegen. Eine Ver­schärfung der Arbeitslosigkefl ergibt sich fast in allen Branchen.
Amerika   und Rußland   in der BIZ Genf. Der Verwaltungsrat der Bank für de« Internationalen Zahlungsverkehr   hat beschlossen, daß an der nächsten Tagung des Rates bereits auch die Vertreter der Vereinigten Staaten   und der Sowjetunion   teilnehmen sollen.
Me Rakete' In Kurzroman von Kurt Doberer Der Jubel der Straße aber wurde zum ge­meinsamen Willen. Jonny führte das Projektil. Jonny, der unbekannte Pionier. Er trägt unseren Willen in seiner Tat. Es ist unser Jonny! Und er wurde nötig, dieser gemeinsame Gedanke und Wille. Kalt und fremd fielen in die freudige Flut die Bekanntmachungen der Völker­liga. Unsere Flotte hat Zentron ohne Verluste besetzt. Die Deserteure sind interniert. Das Präsidium der Erowelt hat sich unserem Urteil unterstellt. Es wird sich vor der Vollversammlung der Liga zu verantworten haben. Jonny Hellar, bekannt unter dem NamenJonny der Funker", hat sich unseren Organen durch Flucht in die Rakete entzogen. Wir werden die in unseren Händen be­findlichen Geißeln der Erowelt dazu verwenden, Jonny Hellar der Gerechtigkeit zuzuführen. Mit weithin schallender Stimme, die zeit­weise vor Erregung überschlug, verlas irgendeiner, auf dem Steinsockel des Denkmals stehend, die Proklamationen. Der glückliche Jubel der Massen war einer lähmenden Sfille gewichen. Der oben am Sockel hatte geendet. Er stand vornüber­gebeugt, hatte die Arme schlaff herabhängen und starrte so auf die Menge, die noch immer Kopf an Kopf gedrängt stand. Da schrie es eine heisere Stimme:Zum Bundeshaus  !" Und wiewohl dieser Ruf keinen tönenden Widerhall fand, setzte sich doch die dunkle Masse in Bewegung, unheimlich lautlos, langsam und drohend. W Vor vollbesetztem Hause eröffnete der Prä­sident der Liga die Sitzung. Draußen stand die Menge zu dichten Massen geballt, vom Bundes­ haus   mit einem vierfachen Polizeikordon abge­sperrt. Abwartend, schweigend standen sie da,
aber mitten unter ihnen saß geduckt ein rotes Tigertier. Auch in den Sitzungssaal war dieses abwar­tende Schweigen gedrungen. Vor der Präsiden­tentribüne der Liga saßen die Verantwortlichen der Erowelt. Noch saßen sie wie freie Männer. Aber an den Eingängen des Saales standen Sol­daten mit Maschinenpistolen. Als ersten Punkt der Tagesordnung fordert das Präsidium das Vertrauen der Ligavertreter. Es erklärt, ohne Aussprache zur Msttmmung schretten zu müssen, da sofort Maßnahmen in die­ser Situatton ergriffen werden müßten. Mit Kirchhofsruhe wird dieser Beschluß ausgenommen. Der Abstimmungsvorgang in der Liga ist ein­fach. Pneumatisch werden die weißen Ja-Zettel und die roten Nein-Zettel zum Präsidententisch befördert. Mit zischend geflüsterten, erregten Worten erwartete man das Resultat. Da erhob sich der Präsident. Seine Stimme klang hart und höhnisch. Es sind hundertundsiebzig rote und hundertund­sechzig weiße Zettel abgegeben worden. Da der Rat der Liga zu dieser Zeit nur dreihundert Mit­glieder umfaßt, sind dreißig Zettel zu viel. Wir werden untersuchen, wer die roten Zettel in die Abstimmungsvorrichtungen geschmuggelt." Die übrigen Worte des Präsidenten gingen in einem allgemeinen Getöse unter. Abgeordnete in den vorderen Reihen schrien: Sie sind von dir, die weißen Zettel, herunter mit dir, du Schurke!" Der Präsident erhob den Arm. Ein Leut­nant begann mit seinem Zug gegen die Abgeord­neten vorzudringen, um sie von den Sitzen zu reißen. Es fielen Schüsse Diese Augenblicke nützte der Leiter der Ero­welt. Er war mit einigen Sprüngen auf der Präsidententribüne, eilte über sie hinweg und stieß die Türe zum Ballon des Bundeshauses auf. Hochaufatmend stand er jetzt am Geländer, und die harrende Menge grüßte ihn mit brausendem Jubel!
So schnell war dies alles geschehen, daß ihm niemand in den Weg getreten war. Der Präsident der Liga zitterte vor Zorn. Er wollte eben einen Offizier zu sich rufen, da stürzte eine Ordonnanz auf ihn zu. Keuchend meldete dieser:Geheim­kurier Meldung der Admiralität." Der Präsi­dent riß die Nachricht aus der Hülle und entfal­tete sie. Langsam wird er bleich. Starr hängen seine Augen an den wenigen Worten.   Mann­schaften üben passiven Widerstand. Konnte de­sertierte Mannschaft nicht internieren, da ent­sandte Formationen nicht zurückkehrten. Kreu­zerDiamant", das Führerschiff der Deserteure, ist gestern Nacht mit unbekanntem Ziel abge­dampft. Die Meldung trug den siebzehnten Septem­ber, und heute schrieb man den neunzehnten. Langsam trieb nun die Spannung' ihrer Entladung zu. Durch einen Wink hatte sich der Leiter der Erowelt Ruhe verschafft. Seine Stimme schallte von der Höhe klar und hell über die Massen.Sind eure Brüder, die Matrosen, Männer oder sind sie feige Deserteure? Ist Jonny, der Funker", ein Held oder ist er ein Verbrecher?"Es lebe Jonny!" schlug die Welle der Begeisterung hoch. Der Redner hob die Hand und beugte sich über das Geländer. Da rissen ihn Hände zurück Stahlhelme glänzten in der Sonne, und in einem Knäuel verschwand der Führer der Erowelt. Die Maschinengewehrschützen hinter der vierfachen Postenkette legten die Patronenstreifen auf die Trommel. Wie eine Springflut schob sich die Menge heran, wurde zurückgeworfen schob sich wieder vor-. Da plötzlich riß die kompakte Masse in zwei Teile. Ein Trichter aus Menschenleibern stand gegen das Portal des Bundeshauses. Und dieser Trichter spie weißgelleidete, braungebrannte Gestalten aus. Bajonette blitzten. Da und dort krachte ein Kolben, wenn etwa einer zwischen die Räder dieser Maschine greifen wollte. Die Ma­trose« desDiamant" waren es. Aus der er-.
wachten Menge brach es wie ein Schrei! Handeln war die Losung, und eine Lawine wälzte sich über das Bundesgebäude. Nachdem der provisorische Rat der Liga die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, war eine allgemeine Entspannung der Lage eingetreten. Dem Präsidium der Erowelt war die Aner­kennung des Rates für tapfere und zielbewußte Verteidigung von wissenschaftlichen und kulturellen Interessen ausgesprochen worden. Den Matrosen desDiamant" war die Ehrenwache um das Bundesgebäude zugeteill. Die Zeitungen brachten keine fettgedruckte« Schlagzeilen mehr. Wissenschaftliche Zeitschriften hatten das Wort. DieInvestigation" brachte genaue Angaben über das Ziel und die Flugbahn des Projektils. Es wurden offiziell die Gerüchte bestättgt, die behauptet hatten, die Rakete würde sogleich auf der ersten Expedition bis zum Mars Vordringen. Es wurde dargelegt, daß es die Aufgabe dec Raketenbemannung sei, frühzeitig genug die et­waige Anwesenheit von hochentwickelten Ge­schöpfen festzustellen. Waren diese technisch soweit fortgeschritten, daß sie der Rakete eine Triebstoffauffüllung er­möglichen konnten, so war in diesem Falle eine Landung vorgesehen. Waren aber diese Vor­aussetzungen nicht zutreffend, so mußte das Pro- jektil den Mars in einer Parabel zu. umkreise« suchen. lieber die Triebstoffzusammensetzung und über deren Quantttät konnte auch dieJnvesti- gation" nichts angeben. Doch konnte sie ver­sichern, daß die mitgeführte Menge genügen würde, um auf dem Mars ohne Anprall zu landen oder um nach dessen Umkreisung wieder auf die Erde zurückzukehren. (Fortsetzung folgt.),