Sonntag, 10. Feder 1935Nr. 35Sette«Dor einem 3oQrDas verwüstete Innere des Arbeiter-Cafös„Goethehof".Um den Block, in öem das Cafe liegt, tobten stundenlang erbitterte Kämpfe zwischen denRegierungstruppen und den SchutzbündlernEin wahrer Held unserer ZettSelbstmordversuch, um dem Kameraden den Arbeitsplatz freizmnachen!Innsbruck. Eine Brauerei wollte einenAngestellten, einen Familienvater mitdrei Kindern a b b a n e n, der durch die Entlassung in große Rot geraten wäre. Sein Arbeitskollege, A n t o n H a« p t, der ledig ist und fürniemanden z« sorgen hatte, bat die Direktion, ihnan Stelle des Familienvaters z« entlassen. DirDirektion ging auf diesen Vorschlag nicht ein. Dar auf faßte Haupt den Entschluß, durch Selbstmordden Arbeitsplatz stei zu machen. In der Tat schoßer sich eine Kugel durch den Kopf undverletzte sich lebensgefährlich. Sein Zustand ist sehr ernst, er wird, wenn er am Lebenbleiben sollte, wahrscheinlich einAugever-l i e r e n.TagcsncuigkcitcnNoch immer Larvinen-OpferMailand. Ein schweres Lawinenunglückereignete sich im P u st e r t a l in der Nähe vonSexten(Desto) an der italienisch-österreichischenGrenze. Eine Lawine, die von den Hängen desMont Elmo niederstürzte, verschüttete eine Gruppevon vier Zollwächtern. Einen der Verschütteten gelang es, sich aus den Schneemassenherauszuarbciten und Hilfe herbeiznholen. Rachvieler Mühe konnte man einen der Verschüttetenschwer verletzt bergen. Die veidenan-deren Zollwächter waren bereits tot.*Innsbruck. Der Bauer Albert W e i-l e r aus Aßling in Ost-Tirol wurde von einer niedergehenden Lawine verschüttet und getötet. AusBozen wird berichtet: nächst Corvar» in den Dolomiten wurde der 21jährige Skifahrer Ro,f a t a auS Triest von einer Lawine getötet. Sein«zwei Begleiter konnten sich noch rechtzeitig retten.Innsbruck. Eine der größten Lawinen derletzten Tage ging in den Zillertaler Alpen im Fin-singtal nieder, durch die das Almdorf Schellen b e r g vollkommen vernichtet wurde. Insgesamt, würden 12 Hütten mit Wohnungen, 23Viehställe und zwei Scheunen sowie die Kapelleder Siedlung und die. Gastwirtschaft weggerissen.Da die Siedlung im Winter nicht bewohnt ist, lindkeine Menschenleben zu beklagen.. Auch der oberhalb der Alm liegende Schutzwald sowie der Waldauf der gegenüberliegenden Seite wurden restlosweggefegt. Die Lawine war zwei Kilometer lang.Im Sellraintal wurde der Gasthof»Alpenrose" in St. Sigismund, 25 Kilometerwestlich von Innsbruck, von einer Lawine schwerbeschädigt. Im gleichen. Tal verschüttete eine Lawine einen Wiener Touristen, der jedoch nochlebend geborgen werden konnte. In Osttirol verschüttete eine Lawine den Bauer Albert Weiler.Seine Leiche konnte bisher nicht geborgen werden.Die Täler von Hinterhornbach und vonNamlos sind seit Tagen sämtlich von der Außenwelt abgeschnitten. Im Oschnitztal wurden dreiBauernhäuser durch Lawinen beschädigt. Der bekannte Wintersportort St. A n t o n war längereZeit ohne Licht, da die Kabelleitungen zerstörtwaren. In den Hotels mußten Petroleumlampenund Kerzen gebrannt werden.Annabella von einem BarenangefallenParis. Die französische FilmschauspielerinAnnabella wurde Freitag beim' Drehen einerZirkusszene von einem Bären angegriffenund zu Bohrn geworfen. Rur dem sofortigen Eingreifen ihres Ehemannes, des FilmschauspielersJohn Murat, und einiger anderer Darsteller ist eszu verdanken, daß Annabella keine schweren Verletzungen davontrug. Sie erlitt jedoch einen d op-P elt e n F ußg el e n kb ruch und mußte ineine Klinik gebracht werden.Gastod dreier HausbewohnerSieben lebensgefährlich VergifteteParis. Ein bedauerlicher Unglücksfall, derbisher drei Todesopfer forderte, während siebenPersonen mit lebensgefährlichen Vergiftungser-.scheiüungen ins Krankenhaus geschafft werdenmutzten, ereignete sich Freitag in ClermondF e r ran d. Der Pförtner eines Mietshauses bemerkte Freitag früb starken Gasgeruch..Er. begabsich in die Wohnung des ersten Stockwerkes, dievon einem a l t e n E h e p a a r und ihremD i e n st m ä d ch e n bewohnt wird. Ms er ausmehrmaliges Klopfen keine Antwort erhielt, öff nete er gewaltsam die Tür und fand alle drei Bewohner leblos auf. Die Ehefrau war bereitst o t, während bei den anderen beiden Wiederbelebungsversuche erfolgreich waren.— Da der Gasgeruch aber nicht aus dieser Wohnung des erstenStockes kam, begab der Pförtner sich auch in daszweite Stockwerk, wo er in einer Wohnung einenMieter tot auffand, während im gegenüberliegenden Zimmer eine betagte Witwe mit schweren Vergiftungserscheinungen im Bett lag. Inzwischen waren Polizei und Feuerwehr benachrichtig! worden, die die weitere Untersuchung einleiteten, denn man hatte festgesteUt, datz das Gasnicht aus den Hausleitungen ausströmte, sondernaus den Erdleitungen gedrungen war. Ineinem Nebenhause wurde daraufhin eineMiet e r i n im Erdgeschotz tot aufgefunden. Indiesem Haus und einem gegenüberliegendenHause wurden noch mehrere Personen in hoffnungslosem Zustande ins Krankenhaus gebracht.Die Untersuchung hat ergeben, datz das Haupt-z ü f u h r r o h r geplatzt war. Die Gasge-Älschaft scheint keine Verantwortung■ zis kragen!dagegen wird man prüfen, ob" die kürzlich durchgeführten Straßenarbeiten, bei denendas Gaszufuhrrohr freigelegt wurde, der Anlaßzu diesem bedauerlichen Unglücksfall gewesen sind.Schon seit einigen Tagen hatte, man in dem ganzen Umkreis einen starken Gasgeruch festgestellt,ohne datz sich jemand fand, der die zuständigenBehörden benachrichtigt hätte.„Fürst" Schwarzenberg als Balntaschieber.Wie die„Nova Doba" mitteilt, sind die Pressemeldungen, die in den verschiedenen Zeitungenaustauchten und von einer Geldschiebung desHerrn Schwarzenberg nach der Schweiz erzählten, durchaus nicht aus der Lust gegriffen, sondern haben einen sehr realen Hintergrund. Manerfährt aus dieser Geschichte, mit welchem Rasst-nement die großen Patrioten ihre Millionen nachdem, ihrer Meinung nach geldsicheren Ausland— in diesem Falle in die Schweiz— bringen.Ein nordböhmischer Fabrikant hat für Waren, dieer in die Schweiz lieferte, bei einer schweizerischenFirma ein Guthaben von 1,500.000 Kronen.Davon erfuhr einer der Agenten, die unsere Ka-pstalisten, offenbar nur zu diesem Zweck, in derSchweiz unterhalten. Durch Verbindungen, dieman nicht kennt, wird nun dem Schweizer Unter-nehmen durch einen Bevollmächtigten des„Kö-nigreiches" Schwarzenberg das Guthaben zurWeiterleitung abgenommen und der Warenlieferant in derTschechostowakei verständigt,daß er aneinem bestimmten Tag im Hotel„Blauer Stern"in Prag sein Geld übernehmen könne. Er kommtnach Prag und erhält von einem Herrn„Berg"diese 1,5 0 0,0 0 0 XL b a r ausbezahlt und dasGeldgeschäft ist für ihn auf dem kürzesten undi leichtesten Weg erledigt worden. Nicht aber fürdie Devisenzentrale. Diese kontrolliert die Bücherdes Exporthauses und isommt auf die Warenlie-ferung nach der Schweiz und die Bezahlung derWaren durch den Herrn„Berg". Eine Nachfragebei den Banken in Prag ergibt, datz an dem inFrage kommenden Tage nur vom„KontoSchwarzenberg" 1,500.000 Kc behoben wurden.Damit ist erwiesen, daß Schwarzenberg von seinem in derTschechoslowakei liegenden Gelbe fürdie nach der Schweiz gelieferten Waren bezahlthat und den.in der Schweiz erlegten Betrag aufsein Konto bei einer Schweizer Bank einlegenließ. Valutaschwindel, wie er besser nicht organi-siert werden könnte und nur durch eine richtige,zu diesem Zweck; geschaffene Schieberzentralemöglich ist. Dafür mutzte nun Schwarzenberg imGanzen eine Strafe in der Höhe von 2,000 000I Kronen und den Ersatz-es gestohlenen Betragesleisten, also 1,500.000 Kc, d. s. zusammen4,000.000 Kö. Wie werden da die armen Holzfäller und Grstsarbeiter schinden müssen, um die-sen Riesenbetrag wieder hereinzubringen. S i ewerden die durch den Schwindel in Verlust geratenen Millionen bezahlen müssen. Nur sielFalschmeldung über de» Hungertod einesKindes. In der Presse tauchte die Meldung auf,daß in der karpathorussischen Gemeinde Zä-v a d k a das zweijährige Kind des Ivan RosinecHungers geswrben sei. Rosinec verbüßt augenblicklich eine zehntägige Gefängnisstrafe wegenManipulationen mtt Viehpässen. Eine Unter-suchungskommisiion stellte bei der Sezierung derKindesleiche fest, daß die Todesursache eine Entzündung der Lungenlappen und des Herzbeutelswar; außerdem wurden Blutunterlaufungen infolge von Mißhandlungen konstatiert. Einen Tod infolge Hungers halten die Gerichtssachverständigen absolut ausgeschlossen. Zur Zeit desTodes des Kindes besaß die Familie eine Kuhund Karroffelvorräte. Die Stiefmutter des Kindes, die mit ihrem Manne nicht in gutem Einvernehmen lebt, hat noch am Tage des Leichenbegängnisses ein— wenn auch selbstredend einfaches— Gastmahl für die Trauergäste veranstaltet.Ein heftiger Tornado verwüstete die Umgebung von Grapeland(Texas), vernichtete 30Häuser und richtete insbesondere in Leon Trinityund Houston großen Schaden an. Zehn Negerwurden getötet und 40 verwundet.Flug-Frachtsendungen ins Ausland. Ab 15.Feber 1935 werden zur Beförderung auf dem Luftwege Frachtsendungen ohne Wertangabe bis zum Gewicht von 20 Kilogramm für di« Vereinigten Staaten von Amerika, die Virginia-Inseln der Vereinigten Staaten, die Zone des Panamakanals, die InselPorto-Rico, die Marinebasis Guantanamo, dieHalvai-Jnseln, die Inseln Guam, Pago-Pago, TutilaUnd Maanoa/ Alaska und die Philippinen entgegengenommen. Diese Beförderungsart bietet den Jnter-esienten gegenüber der gewöhnlichen Postbeförderunghinsichtlich der Schnelligkeit der Beförderung Vorteile.Die Stelle je eines Bezirksschulinspektors fürdie Volks- und Bürgerschulen und die KindergärtenMit deutscher Unterrichtssprache im SchulbezirkeR e it*5> e I mit dem Amtssitze in Neudek, und imSchulbezirke Böhmisch-Kruma« gelangenzur Besetzung. Die ordnungsgemäß belegten Gesuchenimmt der Landesschulrat in Prag bis einschließlich16. März 1935 im Dienstwege entgegen.Wahrscheinliches Wetter von heute: Am Nordwestrand des Staates wechselnd bewölkt und viefachstrenger Nachtfrost. Im übrigen Gebiet meist bedecktund vom Südosten her Zunahme der Neigung zuSchneefällen. Im allgemeinen leichteFrost«Milderung. Wind aus östlichen Richtungen.Unteroffizier-Pilotzum Leutnant ernanntPrag. Am Samstag wurde dem Stabsrottmeister-Pilot Franz N o Vak vom Fliegerregiment Nr. 1 in feierlicher Weise vom Vorstanddes Flugwesens, General F a i f r ein Dekretüberreicht, worin ihn die Regierung ausnahmsweise zum Leutnant ernennt.Es ist dies der erste Fall, daß dieRegierung von der Ermächttgung der Verordnung194/27 Gebrauch macht, wornach sie„aus besonderstriftigen dienstlichen Gründen" auf übereinstiot-menden Antrag der Zentralbehörde, des Ministeriums des Innern und der Finanzen die Dispensvon den für dir Bestellung zum Offizier vorgeschriebenen Bedingungen etteilen kann. Der neue Leutnant ist seit acht Jahren militärischer Fluglehrerund ein international anerkannter Flugakrobat,der namentlich bei den letzten Konkurrenzen in derFlugakrobattk in Paris und Lissabon die Tschecho-flowakei ehrenvoll vertreten hat.Vom Rundfunki Empfehlenswertes aus den Programmen:Montag:Prag, Sender L.: 10.05: Deutsche Nachrichten,10.40: Schallplatten, 12.10: Opernszenen, 15.55:Leichte Musik, 17.20: Schallplatten, 17.35: Slowakische Volkslieder, 17.45: Violinkonzert, 18.20:Deutsche S e n d u n g: Dr. Schausberger:Rund um Afrika, 18.40: Pädagogischer Funk, 18.55:Deutsche Presse, 19.15: Wir lernen russisch, 22.15:Tanzmusik. Sender S.: 14.20: Leichte Musik, 14.40:Liederkonzert, 15.05: Deutsche Sendung:Vermischte Adrigen, heitere Schallplattenfolge,19.15: Trompetenkonzert.— Brün» 13.35: HeitereMusik, 17.45: Deutsche Sendung: Dr.Veöera: lieber Anton Dvokak, 19.80: Unterhaltungsprogramm.— Mährisch-Ostrau 17.45: Kla<-viettdnzett, 18.20:' TkSü t s ch e"S e K d ü n g:Prof. Berner: Etwas Sprachgeschichte.Dienstag:Prag. Sender L.: 10.05: Deutsche Nachrichten, 11.05 Deutscher Schulfunk: AufHeringsfang, 11.50: Schallplatten, 12.10: Ouvertüren auf Schallplatten, 12.35: Salonorchesterkyn-zett, 16.45: Rundfunk für die Jugend, 17.50: Klavierkonzert, 18.20: Deutsche Sendung:Prof. Reich: Expottförderung durch aktive Währungspolitik, 19.10: italienische Lieder, 20.40: Orchesterkonzert, 22.15: Tanzmusik. Sender S.: 14.20:Schallplatten: Schubett, 15:Deutsche Sendung: Dr. Beck: Umbruch der Weltanschauung,15.20: Chansons, 19.30: Orchesterkonzert.—Brünn 17.45: DeutscheA rb eitersen-düng: Perlsee: Arbeiterschastsbewegung im Lichteder Gegenwatt, 21.30: Abende in fernen Ländern.■—Mährisch-Ostrau 18.20: Deutsche Sendung: Zehn Minuten für die Kinder, Frauenfunk.Nicht vergesse«!Wien,1». Feber 1934Das zerschossene Gebäude deshartumkämpten Arbeiterheims inOttakri n g nach der Einnahme durch Regierungstruppen