Nr. 42 Dienstag, 19. Feber 1935 X«/ Serk 5 Leuchtgas. Offenbar infolge Gasrohr­bruch e s verbreitete sich iin Laufe-er Sonntags- Nacht im Erdgeschoß zweier Häuser im Stutt­ garter Borort Oftheim Leuchtgas, das erst Montag früh bemerkt wurde. Als die Polizei die Erdgeschoßwohnung des einen Hauses öffnete, fand man von der Familie den Vater und den zwölf­jährigen So h n tot auf. Die Mutter und der zehn­jährige Sohn waren bewußtlos. Im RebenhauS wurde im Erdgeschoß die Wohnungsinhaberin, eine Witwe, ebenfalls tot aufgefunden. Der Untermieter war bewußtlos. Die btei Ueberleben­den wurden sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Montag früh wurden in ihrer Wohnung im 12. Wiener Bezirk der Dachdeckermeifter Alois Vesely und seine Gefährtin die 36jährige Therese K d i t o b d mit Leuchtgas vergiftet auf­gefunden. Der herbeigerufene Arzt konnte nur den Tod der beiden Personen feststellen. Es handelt sich um gemeinsamen Selbstmord wegen un­heilbare r Krankheit Veselys. Am Rande eine» Hochdruckgebiete«, welches von Südwesteuropa herannaht, flaut der Wind nunmehr rasch ab und di« Bewölkung löst fich teilweise auf. Auch in der Tatra, wo Montag morgens noch ein heftiger Schneesturm herrschte, hat es sich aufge­heitert. Das Tauwetter, welches bis in«in« Höh« don etwa 1000 Metern über dem Meere reicht, wird voraussichtlich anhalten. In den Niederun­gen dürfte es sich nur stellenweise infolge nächt­licher Ausstrahlung starker abkühlen. Sehr tief ist nunmehr der Luftdruck über dem Atlantischen Ozean und dem Polarmeer, An den europäischen Küsten weht daher ein warmer Südwestwind. Wahr­scheinliches Wetter von heute: In den mittleren und östlichen Teilen der Republik halb­heiter, ruhig und nachts«in w«nig kühler. Sonst wechselnd bis vorwiegend bewölkt, kein« oder nur unbedeutende Niederschläge, mild, Südwestwind. Auf den Bergen nur schwacher Frost. Wetter« auSsichten für Mittwoch: Unbeständig, Südweflwind, untertags mild. serri und eine Gießerei, die ihre Werkstätten in dem betroffene« Gebäude hatten, sind gleichfalls zerstört worden. Die Feuerwehren mußten fich darauf be» schranken, das anliegende Wohngebäude und di« Kirche zu schützen. Die in den oberen Stockwerken untergebrachten Maschinen durchbrachen die Fuß­böden und stürzten i«S Erdgeschoß. Ein Feuer­wehrmann wurde durch herabstürzend« Ziegel schwer verletzt. Infolge der ungeheuren Hitze sprangen in den anliegenden Häusern sämtliche Fensterscheiben. Im benachbarten Altersheim brach unter den Insassen eine Panik aus. Der Sachschaden wird auf Wer eine Million Reichsmark geschätzt. Die Brandursache ist noch nicht geklärt. Man vermutet Kurzschluß. Fliegertod. Sonntag gegen Abend stürzte in Algier der bekannt« Flieger Marcel Germain ab und war auf der Stelle tot. Seine ganze Familie widmete sich der Fliegerei und war in ganz Frank­ reich unter dem Namen»Die fliegende Familie" be­kannt. iBestelltdm>alliMA4BucA Zum ersten Unemato graphischen Festival der Sowjetunion werden zahlreiche geladene Filmleute aus der ganzen Welt erwartet. Auch tschechoslowakische Vertreter werden anwesend sein. Eine Sonder-Jury wird ihr Urteil über die auf dem Feftinal vorgeführ­ten Filme abgeben. S}ie Beurteilung erfolgt auf Grund nachstehender Gesichtspunkte: Wahrheitstreue des Stoffes, Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit, dramatische Wirkungen des Drehbuches, Originalität der Regie, schauspielerische Qualitäten, Bühnenbilder, Regieleistungen, filmtechnische Eigenschaften, Mon­tage, musikalischer Teil usw. Das Festival wird bis zum 3. März dauern. A«S Hollywood wird berichtet, daß di« Natio­nal Broadkasting Corporation beabsichtige, binnen Jahresfrist in Hollywood ein Tonstudio zu er­bauen, das das grüßte der Bereinigten Staaten sein soll. ES wird auch fürFernsrhen eingerichtet sein. Die Entwicklung der Ausfuhr Eisenverarbeitende Industrie steht am günstigsten Unfall oder Mord? Die Leiche im Gtrindruch Am Montag früh fand ein Arbeiter im großen Steinbruch, unweit der Gemeinde Sla- tinky bei Proßnitz, die Leiche eines Manner. Die Gendarmerie stellte fest, daß es sich um den Häusler Tomas Charvänek handelt, der am Samstag nachmittag einen kleineren Geldbetrag aus Brünn erhal­ten und daS Haus verlassen hatte. Seit dieser Zeit fehlte von ihm jede Nachricht. Der unter­suchende Arzt stellte fest, daß der Tod durch die Zertrümmerung der Schdeldecke bei einem Sturz aus 20 m Höhe in den Steinbruch erfolgt war. Es konnte nicht genau sichergestellt werden, ob der Tod durch den Sturz herbeigeführt wurde oder durch Einschlagung der Schädeldecke mit einem stumpfen Gegenstand, und ob der Leichnam nicht erst nachher in den Steinbruch hinunter­geworfen wurde. Montag nachmittag wurde in Slafinky ein Einwohner verhaftet, der in begründetem Ver­dacht steht, der Gendarmerie absichtlich den Um­stand verschwiegen zu haben, daß er mit Char- vanet am Sonntag mittag gesprochen hatte. Die Grippe Jgla«. Die in der Jglauer Garnison in den letzten Tagen ausgebrochene Grippe-Epidemie ist berests im Abflauen begriffen. Don dem ur­sprünglich marod gemeldeten Stande von 280 Soldaten, die an einem leichten Grippekatarrh erkrankt waren, werden nunmehr bloß noch 260 Fälle gemeldet. Die Kaserne des Jnf.-Reg. 31 und der Artillerieabteilung 256 wurde ge­sperrt. Nach Jglau wurden aus Brünn zwei Militärärzte berufen. Dank entsprechender Maß­nahmen breitet sich die Ansteckung nicht aus und hat auch nicht auf die Zivilbevölkerung übergegriffen. DaS Physikat der Hauptstadt Prag macht alle Aerzte darauf aufmerksam, daß Grippeerkran­kungen der amtlichen Anmeldepflicht unterliegen, und ersucht, entsprechende Berichte rechtzeitig auf den vorgeschriebenen Blanketfln dem Physikat zu­kommen zu lassen. 17 Verbrecher nach blutigem Kampf entkommen Granit»(Oklahoma ). Mehr als 30 in dem hiesigen StaatSgefängniS eingeschossene Verbre­cher unternahmen am Sonntag einen Ausbruchs­versuch. Sie schossen dabei mit Revolvern, die auf unaufgeklärte Weise in ihren Besitz gekommen waren. Bei dem Feuergefecht am Haustor des Gefängnisses fand ein G e f ä n, g n i S w ä r- ter den' T'ö b; während tnehrere S t tfi f- linge ve r wu n de t wurden. Im August 1932 waren aus demselben Gefängnis 23 ^Sträflinge ausgebrochen. ES ist das einzige ame­ rikanische Gefängnis für männliche Verbrecher, deffen Leitung in den Händen einer Frau liegt. wieder betraut, zum Lobe verurteilt... Moskau . Das Moskauer Gericht verurteilte den großen Betrüger Grünspan Gromow, der mehrfach vorbestraft und aus Moskau «usgewiesen. war, zwn Tode. Der ver- «rteilte Betrüger war in die Hauptstadt z u r ü ck- gekehrt und wirkte in verschiedenen Trusts Und st a a t l i ch e« A e m t e r n, wo er hervorragende und verantwortliche Funk tion en bekleidete. Er war auch mit verschiedenen Funktionen in der Provinz betraut worden. Knapp am absoluten Nullpunkt. Der hol­ländische Professor Haas hat in seinem Leydener Laboratorium einen neuen Kältegrad erreicht, und zwar ist es ihm gelungen, eine Temperatur von«in neuntausendstel Grad Celsius über dem absoluten Nullpunkt von 273 Grad unter Rull herzustellen. Professor HaaS hat damit seinen eigenen Rekord vom Juli 1933 geschlagen. Brandkatastrophr. Am Sonntag früh wurde das vierstöckige Gebäude der Fabrik Büttner» Söhne in B ia la durch Großseuer vernichtet. Zwei kleine Textilfabriken eine Kartonagefabrik, ein« Schlos­Dunedin.(Neuseeland ) Gestern trafen hier an Bord des SchiffesJacob Ruppert" Admi­ ral Byrd und einige Mitglieder seiner Expedi- lion ein. Während seines Aufenthaltes in der H a i f i s ch-B a i hat Admiral Byrd dem ame­ rikanischen Besitzstände in der Antarktis 200.000 kluadratmeilen neuen Gebietes einverleibt. Die Expedition verlief ohne Verluste an Menschen­leben. DieJacob Ruppert" traf hier zwei Tage dor der vorher bestimmten Frist ein. Alle mit Byrd Angelommenen erfreuen sich guter Gesund­heit, wenn sie auch die Spuren der bestandenen harten Prüfungen tragen. Der Rest der Expe­dition befindet sich an Bord des SchiffesBear af Oakland", mit welchem der Admiral neu« Forschungsreisen in östlicher Rich« Der Entwicklung des Außenhandels wirb von einem wachsenden Kreis der arbeitenden Be­völkerung Beachtung geschenkt, weil die Abhängig­keit der Produktionskonjunktur vom Außenhandel gerade in den Jahren der Weltwirtschaftskrise so augenfällig geworden ist. Eine Wirtschaft, wie die tschechoslowakische, mttz einer so stark entwickel­ten Fertigwarenindustrie, muß, wenn die Produk­tion einen hohen Stand erreichen und die vorhan­denen-menschlichen Arbeitskräfte Beschäftigung finden sollen, außer einen, noch st arl e r jv e t- r e t u n g s b e dürft i'g e st Sti h n e'st- Marktabsatz vor allem auch Absatzmög­lichkeiten nach dem Ausland haben. Das Jahr 1984 hatte für die tschechoflowa­kische Fertigwarenausfuhr gute Ansätze für eine Steigerung gebracht. Wie hat sich nun in dieser Beziehung das Jahr 1935 einge­führt? Die von uns bereits veröffentlichten vor­läufigen Ergebnisse unseres Außenhandels für den Monat Jänner zeigen, daß die Entwicklung im ganzen auf der Linie des Vorjahres weitergegangen ist. Bei einem Vergleich mit dem Vorjahre mutz be­rücksichtigt werden, daß der Jänner 1934 der letzte Monat war, in dem der Außenhandel auf der Grundlage der damals noch nicht abgewer­teten Krone berechnet wurde. Es müßte demnach im Jänner 1935 eine Steigerung von etwa 18 bis 20 Prozent dem Werte nach eingetreten sein, wenn der Außenhandel wertmäßig nicht unter den: des gleichen Monats des Vorjahres liegen soll. Nun zeigen Einfuhr und Ausfuhr zusammen­genommen eine Erhöhung von knapp 16 Prozent. And zwar ist die Steigerung hei der Ausfuhr erheblich stärker als bei der Einfuhr. Wäh­rend sie bei der letzteren nur 10.4 Prozent beträgt, ist die Ausfuhr um 20.7 gestiegen; die Fertigwarenausfuhr gar um 26.5 Prozent! Die folgende Tabelle läßt im einzelnen die Ver­änderung in der Ausfuhr der wichtigsten Waren- tung vom König Eduard VH.-Land unterneh­men wird, um sich dann Valparaiso zuzuwenden. Auf eine Anfrage erklärte Byrd: Das Hauptziel der Expedition war, feftzustellen, ob eine Verbindung zwischen dem Marie B h r d-L and und dem Hauptteil des aut­ark tische nF estlandes besteht. Meine Beobachtungen bestätigen das Bestehen dieser Verbindung.(Es handelt sich um das bereits erwähnte Gebiet in der Ausdehnung von 200.000 Quadratmeilen). Byrd fügte hinzu, daß zahlreiche äußerst genaue wissenschaftliche Beobachtungen angestellt wurden und das gewon­nen wissenschaftliche Material in den kommen­den drei Jahren genau geprüft und daraus die wissenschaftlichen Folgerungen abgeleitet werden sollen. gruppen erkennen. ES betrug die Ausfuhr dem Werte nach: Am günstigsten schneidet bei der AuSfuhr- steigerung von den Fertigwarenindustrien demnach die eisenverarbeitende Industrie ab. Das wird auch durch die mengenmäßige Entwicklung der Ausfuhr bestätigt. Es betrug die Ausfuhr der Menge nach der in der Statistik ver­zeichneten wichtigsten Warengruppen: 1935 1934 Jänner Jänner in Tausend KL Eisen und Eisenwaren.. 53.623 28.577 Baumwolle, Garn« und Waren daraus.,.. 88.484 86.191 Wolle, Wollengarne und Waren..... 34.491 88.598 33.467. , 30.604 Krchlen....... 32.818 35.985 Holz.. 30.736 15.210 Flachs, Hanf, Jute; Garne und Waren daraus.. 23.212 15.989 Maschinen und Apparate. 20.926 6.358 Unedle Metalle und ' Waren daraus.... 20.920 12.966 Leder und Lederwaren.. 20.591 21.726 Seide und Seidenwaren. 19.015 18.529 Obst, Gemüse, Pflanzen. 16.858 28.888 Getreide, Mah, HAsen- flüchte, Mehl, Reis.. 16.520 13.074 Konfektionswaren.... 14.923 9.857 Papier und Papierwaren. 18.213 11.008 Tierische Produkte.,. 13.104 13.271 Mineralien,,,., 9.814 8.002 Tonwaren ,,,,,, 9.301 8.962 Holzwaren 8.846 6.114 Zucker....... 7.048 3.812 Um in die erreichte AuSfuhrbefferung möglichst alle Teile unserer Fertigwarenindustrie einzube­ziehen, bedarf es demnach auch weiterhin der An­strengungen aller verantwortlichen Stellen; nicht zuletzt der Industriellen selber. Sie dürfen eine exportfördernde Han­delspolitik nicht durchkreuzen, durch eine reaktionäre Lohnpoli­tik» die den Binnenabsatz zusam­menschrumpfen läßt und damit die Einfuhrmöglichkeiten drosselt. Steigerung der Ausfuhr ohne Einfuhrerhöhung ist aber unter den gegebenen Verhältnissen auf lange Sicht so gut wie unmöglich. 1985 Jänner in Tonnen(Ne 1934 Jänner ttogewicht) Kohlen..,, ... 281.984 307.615 Holz«iii ... 122.122 78.880 Eisenerze.,, ... 12.474 5.697 Zucker.., ... 10.222 4 782 Eisenwaren,, ... 7.618 5.754 Papierzeug., ... 5.372 6.817 Malz..., ... 5.011 5.864 Eiserne Bleche n. Platte« 4.845 1.961 Stabeise«.., ... 8.222 1.807 Getreide«», ,,. 2.762 3.279 Mehl.... ... 2.660 6.089 Tafelglas.., ... 2.595 2.627 Papier.... ... 2.808 988 Hohlglas.,. ... 1.362 1.624 Eisendraht,. ... 1.320 2.058 Das Ergebnis der Admiral Byrd -Expedition MiBfcrbigerZahnbeloci laßt sich rasch und gründlich beseitigen, wenn man etwas Chlorodont-Zahnpaste auf die trok- kene Zahnbürste drückt und damit die Zähne nach allen Seiten, auch auf den Kauflächen, bürstet. So kommt der natürliche Elfenbeinglanz dor Zähne wieder zum Vorschein und ein herr- liebes Gefühl der Frische und Sauberkeit bleibt im Munde zurück. Tube Ki 4. Inländ. Erzeugnis. Acrlchlssaal Der Fehltritt eines 63jährigen Postangestellten Drei Briefe entwendet. Schwurgericht eröffnet mit Freispruch. Prag . Montag wurde beim hiesigen Kreisgericht die erste Schwurgerichtsperiode dieses Jahres eröffnet. Die Anklage betraf das Verbrechen des Miß­brauches der Amtsgewalt und auf der Anklagebank saß der 62jährige Postangestellte Anton P r ch a l aus N u s I e. Der Sachverhalt in der­artigen Prozessen ist stets der gleich«. Der Ange­stellte hat sich an Postsendungen vergriffen, die ihm dienstlich anvertraut waren. Die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse d«S Angeklagten sind folgendermaßen beschaffen: Prchal ist definitiver Postangestllter, verheira­tet und hat Kinder. Sein Gehalt betrug 1125 Kc, da aber alte Schulden da.waren, die er in Form von Gehaltsabzügen abtragen mußte, blieben dem Angeklagten an jedem Auszahlungstag nur 813, mit denen er mit seiner Familie nicht auskommen konnte, zumal er noch eine Schwester mit Kind zu unterstützen hat. Er arbeitete in der AbsternpelungSabteisting des Postamtes in der HeinrichSgaffe, wobei«r die Aufgabe hatte, die Briefe nach ihrem Umfang und nach der Lage der aufgeklebten Marke zu sortieren, damit die Abstempelungsmaschine ohne Störung arbeiten könne. Einem seiner Kollegen, einem ge­wissen Jaroflav Khlianek war schon durch längere Zeit aufgefallen, daß Prchal den ihm anvertrauten Briefschaften eine mehr als notwendige Aufmerk­samkeit schenkte. Er befühlte sie, drückte sie in den Händen und es war klar, daß ihn der Inhalt der Briefumschläge sehr interessierte. Da bereit- mehr­fach bei Prager Postämtern, gerade in den Sor- tierungsstellen, von Angestellten Briefe unter­schlagen wurden, in denen sie Geld vermuteten, wurde Prchal beobachtet. Am 17. Mai v. I. sah Khlianek tatsächlich, wie der An­geklagte einen Bries längere Zeit befühlte und ihn schließlich auf die Erde fallen ließ. Dann hob, er ihn auf und ließ ihn dabei in der Tasche verschwin­den. Khlianek machte von dem Vorfall dem Post­sekretär R u j i k k a Meldung und während er noch mit diesem Vorgesetzten sprach, bemerkte er, daß Prchal, der sich unbeobachtet glaubte, einen zweiten Brief ieinsteckt«. Man führte.ihn in- sinen Neben«-'->7 raum, wo er zugab, drei Briefe in'der Tasche Kv- haben. Diese seien ihm auf die Erde gefallen und er habe sie einstweilen zu sich gesteckt. Bor dem Untersuchungsrichter bekannte sich Prchal aber völlig zu seiner Schuld und gestand, er habe die drei Briese, in denen er Geld vermutete, später öffnen und den Inhalt für sich verwenden wollen. Der Strafbarkeit seiner Handlung war er sich bewußt, doch hqbe er gehofft, auch wenn er ertappt werde, mit einer leichten Strafe davonzukommen. Er habe auS Not gehandelt, da er mit seinem Gehalt die Familie nicht ernähren konnte. Ein tatsächlicher Schaden war übrigens nicht entstanden, so daß ledig­lich die böse Absicht bestehen blieb. Auch bet der Haupwerhandlung blieb der An­geklagte bei seinem reumütigen Geständnis. Das Verfahren nahm daher einen schnellen Verlauf. Die Geschworenen verneinte« die Schuldfragr mit acht Stimmen, woraus der Vorsitzende(OGR. Krh- s t u f e k) den Freispruch verkündete. rb. Der Tod Dr. Armin Kleins Ter schuldtrageude Chauffeur verurteilt Prag . Am Montag fand vor dem Straffenat des ObergerschtsrateS Ho man deS Strafkreisge- richteS in Prag -Pankrac die Haupwerhandlung ge­gen Vaclav K u b a n e k statt, den Chauffeur jenes AutoS, welches am 27. August 1934 auf dem Rasin» Kai in Prag unseren Genossen Sanität-rat Dr. Armin Klein getötet hat Rach der Einvernahme des Beschuldigten und einer ganzen Reihe von Zeugen, insbesondere auch der vom gleichen.Auto mitbeschädigten Beamten der Landesbehörde, Jng. F a b e r a und Jng. Wein­gärtner, stellt« sich folgender Tatbestand her­aus: Vaclav Kubanek ist ein junger Mann, von Beruf Maschinenschlosser und autogener Schweißer, jetzt arbeitslos, und hat das gegenständliche Auto einige wenig« Tage vor dem Unfall gekauft. Er har im ganzen etwa vierStundenAuto- fahren gelernt, besaß keinen Füh­rerschein und auch kein Zertifikat für das betreffend« Auw. DaS Auto hatte noch die alte Rümmer deS Vorigen Besitzers. Nach einer vierstündigen Verhandlung wurde der Angeklagte auf Grund der Zeugenaussagen trotz dem für ihn günstigen Sachverständigengutachten deS Vergehen» gegen die Sicherheit der Lebens schul­dig erkannt und zu einer Strafe von fünf Mo­naten strengen Arrestes, verschärft durch zwei Fasttage monatlich, sowie zum Ersatz der Kosten des Strafverfahren» und der Vertretung der Witwe des Genossen Dr. Klein verurteilt. Die Un­tersuchungshaft vom 28. August bis zum 15'. Sep­tember 1934 wurde dem Angeklagten in die Strafe eingerechnet; es wurde ihm ein« Bewährung s- frist von drei Jahren bewilligt und ihm aufgetragen, den Schaden, den er angerichtet hat, nach Kräften gutzumachen. Der Angeklagte war durch Dr. Bodraska(Kanzlei Dr. Bondy) vertre- t«n. die Interessen unserer Genossin Klein wurden von Dr. Wehle(Kanzlei Dr. Schwelb) Wahrgenom- men.