Dkr. 44 Donnerstag, 21. Feier 1935 Seite 3 fade^endeufe(fier Zeitspielen .d.L. lehnt Verschmelzung Neue Konflikte Im bürgerlichen Lager mit der SHF ab beiter denkt und dabei die Unvernunft des Bürgertums ins Kallül zieht, geradezu grauenhaft anmutet. Die Frauen stehen zur Partei Prag. (Tsch. P.-B.) Die Pressestelle der SHF teilt parteiamtlich mit: „Nach längerer Unterbrechung wurden gestern, am 19. Feber, die Besprechungen zwischen der Sudetendeutschen Heimatfront und dem Bund der Landwirte wieder ausgenommen. Nachdem die früheren Unterhandlungen ergebnislos geblieben waren, der Wille der Wählerschaft jedoch eindeutig die Zusammenarbeit und Einigung fordert, trat die SHF mit völlig neuen Vorschlägen in die Verhandlungen ein. Auch diese neuen Vorschläge der SHF entsprangen der Ueberzeugung, daß nicht Wahl- oder Mandatsabkommen den Weg zur Volksgemeinschaft freimachen, sondern daß ausschließlich eine dauernde Zusammenfassung aller aufbauwilligen Kräfte zur echten politischen Einheit des Sudetendeutschtums führen kann. Die SHF konnte feststellen, daß grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten in der Zielsetzung der angestrebten Zusammenfassung nicht im Wege stehen. Die SHF schlägt vor, aus dem Landstande und der SHF als Kerngruppen unter Verzicht auf selbständige Parteigliederungen eine neue einheitliche Organisation zu schaffen, die allen aufbauwilligen Kräften des EudetendeutschtumS offen stehen soll. Die SHF hat mit diesem Vorschläge neuerdings unter Beweis gestellt, daß ihr eine wahre politische Einigung des Sudetendeutschtums höher steht als di« Erhaltung ihrer Parteipositionen. Das Tschechoftowakische Preßbüro wurde ermächtigt, zu vorstehender Nachricht folgendes zu erklären: Die Reichsparteileitung des Bundes der Landwirte hat den Vorschlag der SHF auf Verschmelzung der beiden Parteien selbstverständlich mit Entschiedenheit abgelehnt. * Die Verhandlungen im deutschbürgerlichen Lager sind mit der ebenso kurzen wie energischen Abfuhr, die der B. d. L. der SHF hat zuteil werden lasten, offensichtlich in ein neues Sta dium getreten. Der Antrag der Verschmelzung ist ein Manöver der Henleinfront, das sie nicht zum erstenmal und Wohl auch nicht zum letztenmal wird angewandt haben, um ihr Prinzip der Totalität hurchzudrücken oder aber die Andern für das Scheitern der„nationalen Einheit" verantwortlich zu machen. Es ist z u verstehen, daß d e r B. d. L. s i ch d e m D i k- tat zum Selb st mord nicht gebeugt hat. Er würde in der neuen Bewegung bald die Rolle spielen wie einst Hugenberg und die Deutschnationalen in der Harzburger Front. Die zahlenmäßig stärkere, rücksichtslosere,.von dem fascistischen Totalitätsstreben durchtränkte Gruppe würde in wenigen Monaten die Reste der alten Landvolksbewegung zerrieben haben. Die Ablehnung des demagogischen Angebots kann dem B. d. L. freilich insofern schaden, als Henlein jetzt gegen ihn mit dem Argument auftreten wird, der B. d. L. sei gegen die nationale Einheit, während die SHF sie in selbstloser Weise habe opfern wollen. Daß die SHF nichts opfert, sondern nur gewinnt, wenn sie sich als nazistische Bewegung durch Spina tarnen kann, wenn sie den Landbund verschluckt und sich zum Partner der tschechischen Agrarier macht, das wird Henlein den Wählern ja nicht erzählen. Gegen die neue Einheitsdemagogie wird sich der B. d. L. nun zu wehren haben. Er hat aber andererseits nur durch die strikte Ablehnung des Manövers stch und die selbständige Bauernbewegung sichern können. Der Ausgang de? Kampfes, der nun zwischen Spina und Henlein entbrennen muß, wird wesentlich von der Energie des B. d. L. abhängen. Wenn er sich entschließen wollte, endgültig mit Henlein zu brechen und die Z i« r h u t und Hacker zur Raison zu bringen, würde er jedenfalls Lester fahren, als wenn er in wenigen Tagen von neuem Herrn Hacker als Friedensboten zu Henlein schickt. Zu Ende ist das großeRin- gen um die Mandate und um die Totalität im deutschbürgerlichen Lager sicher noch nicht. Aus dem Bezirk Graslitz wird über eine erfolgreiche Werbung unter den Krauen berichtet. Im Jahre 1934 wurden dort drei neue Frauen- sektionc» ins Leben gerufen. Am vergangenen Sonntag fand nun wieder eine stark besuchte Frauenversammlung in P e ch b a ch statt. Nach einem Referate der Genossin Schaffer traten 43 Frauen und Mädchen der Partei bei. Es wurde beschloffen, eine eigene Frauensrktion zu bilden. Mit diesem neuerlichen Erfolge wurde im Bezirke Graslitz das erste Tausend sozialdemokratisch orgauisierter Frauen über- schritten. Sie traben In die Veite? Nach einem Berichte in der„Reichenberger Zeitung " vom letzten Mittwoch, fand Montag abends jn Trautenau eine Versammlung der Konflikt Vetklen-Lcicbsrüt verschärft Budapest .(Tsch. P.-B.) Die Propaganda- und Organisationshanptgruppe der Partei der nationalen Einheit befaßte sich Mittwoch in einer Konferenz mit den in Szentes«egen die Partei und die Person des Grafen B e t h l e n gerichteten Angriffen des Abgeordneten Eckhardt. Sie wies diese Anfeindungen in energischem Tone zurück. Daö Komitee beschloß, diese Angriffe am Donnerstag auf der Konferenz der Parteileitung zur Sprache zu bringen«nd die Regierung zur Vornahmeder notwendigen strafrechtlichen Schritte aufznfordern, fahs es sich erweisen würde, daß die Szentefer Angriffe gegen daS Strafrecht verstoßen. Der gewesene Ministerpräsident Brthlen weift in einer Presse-Erklärung die Angriffe ebenfalls schärfstens zurück und betont, daß er es als unter seiner Würde stehend halte, auf persönliche Angriffe näher einzugehen. Die Theater-Subventionen nur gegen monatliche Vorlage des Spielplanes Der Landesausschuß für Böhmen hat Mitt, woch u. a. auch die Subventionen für die Theater beschloffen. DaS heißt, es erfolgte nur die grundsätzliche Entscheidung über die Aufteilung der für die Theater vorhandenen Mütel; die Uebertveisung der Beträge selbst hängt von der Erfüllung der Bedingungen ab, die mit diesem Beschlüsse festgelegt wurden. Nach diesen Bedingungen kann eine Subvention nur ausbezahlt werden, wenn 1. das in Frage kommende Theater das Ansuchen um die Bewilligung einer Subvention zeitgerecht eingebracht hat, 2. wenn die Verrechnung über die Subvention für das Jahr 1934 dem Lande borgelegt wurde und 3. wenn das Repertoire jeden Monat zur Ueberprüfung vorgelegt wird. Theater, welche diese Bedingungen einhalten, bekommen, insmveit sie mit eurer Subvention bedacht wurden, die Hälft« der Subvention am 15. April und den Restbetrag am 15. Öttd&er ausbezahlt. Nach dem grundsätzlichen Entscheid erhält: Deutsches Lan destheater in Prag 450.000 Kö, Stadt« theater Aussig 45.000 XL, Stadttheater T« p l i tz 45.000 XL, Stadttheater Reichen- berg 45.000 XL, Brüx 45.000 XL und Ege e aÖjOOO Kd. Ä■ Gespenst Arbeitslosigkeit... Jeder achte Einwohner— jeder sechste Erwachsene und jeder dritte Arbeiter brotlos Jn Trautenau zählt man 15.000 Einwohner und unter diesen 1600 Arbeitslose. DaS ist die feststehende Zahl; in Wirklichkeit werden es weit mehr sein. Es ist also bei Zugrundelegung dieser Ziffer schon jeder achte Mensch, der in Trautenau lebt, ohne Arbeit. Wenn man aber die Kinder und Greise aus dieser Zahl herauS- nimmt, dann kommt man zu ungefähr 10.000 arbeitsfähigen Einwohnern der Stadt und damit zu dem Ergebnis, daß nur jeder fünfte arbeitsfähige Mensch sich sein Brot durch seine Hände Arbeit erwirbt und wenn man aus dieser Ziffer nun auch noch die Angehörigen der freien Berufe, der selbständig Erwerbenden und der Festbesoldeten ausscheidet, bleiben nur noch zirka 5000 Menschen übrig, von denen also nahezu zwei- tausend oder jeder dritte arbeitslos ist. Eine Tatsache, die wenn man an die Zukunft unserer Ar- Versöhnungsjustiz In Oesterreich Wien . Das Wiener Ehepaar Matthias und Barbara Haberle und Karl Kompers waren Mittwoch vor einem Schöffengericht wegen Vorschubleistung zur Flucht politisch verfolgter Schutzbündler und anderer Sozialdemokraten nach der Tschechoslowakei angeklagt. Der Gerichtshof verurteilte Kompers zu zehn Monaten, Haberle zu zwei Monaten und seine Frau zu einem Monat strengen Arrest. Voikssdstimmuns über die Schweizer Wehrvorlasen Bern .(Tsch. P.-B.) DaS Bundesparlament hatte im September 1934 einen Gesetzentwurf verabschiedet, durch welchen die militärische Ausbildungszeit bei der Infanterie, den technischen Waffen, der Artillerie und der Kavallerie verlängert wird. Die kommunistische Partei beantragt, daß über diesen Gesetzentwurf eine Volksabstimmung durchgeführt werde und sie hat nunmehr die hierzu erforderliche Anzahl von Unterschriften beschafft. Am 23. und 24. Feber wird daher in der Schweiz ein Referendum über diese Frage stattfinden. SHF statt, die in der Hauptsache von Handelsund Gewerbetreibenden besucht war, weil diese zum Besuch der Versammlung besonders eingeladen wurden, denn die müssen tüchtig bearbeitet werden, wenn bei den kommenden Wahlen nicht ihre Stimmen für die SHF verloren gehen sollen« An Stelle des Herrn Enhuber redete der Kreisgeschäftsführer Haar über die Parole: Jeder für jeden! Nämlich jeder Arbeiter für jeden Fabrikanten. Aber das sagt man nicht, sondern denkt es nur und rechnet, wie es immer beim Bürgertum war, mit der Dummheit der Masse. Nachdem außer Enhuber noch, einige Parteigrößen gesprochen hatten, wurde die Versammlung mit dem Liede„Wir traben in die Weite" geschlossen.— Kein Wunder, wenn die Henleinleute immer meinen, sie seien schon im Dritten Reich , wenn sie nach jeder Versammlung diesen erhebenden Gesang„Wir traben in die Weite" anstimmeul Außenminister Dr. Benes empfing den Obmann der Deutschen Studentenfürsorge und deutschen Referenten der Aktton zugunsten der arbeitslosen Intelligenz Prof. Dr. A. Tschermak-Seysen- e£ o und Direktor Hawlikek. Hunger! Der Maschinenschlosser Josef K. stürzte in Brünn auf dem Lazänskyplatz bewußtlos zusammen. Er wurde in die Landeskrank-n- anstalt gebracht. Dort gab er an, daß er schon seit längerer Zeit arbeitslos ist und seit eini- genTagen nichts gegessen hat. Berlin .(DNB.) Nachdem bereits gegen eine Anzahl von Anhängern der Schwarzen Front Hochverratsanklage erhoben worden ist, hatte sich der erste Senat des Volksgerichtshofes mit dem ersten dieser Fälle zu befassen. Es handelt sich dabei um einen 22jährigen Angeklagten, der Ende Feber und Anfang März 1934 dreimal in Prag am damaligen Sitze der Schwarzen Front gewesen ist und von dort rund 70 Briefe mit Propagandamaterial nach Deutsch - land gebracht und hier zur Post befördert hat. Er wurde vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. * Moskau.(Tsch. P.-B.) Der Rat der Volkskommissare der Sowjetunion hat beschlossen, einen besonderen Staatsapparat zur Kontrolle der Preise einzurichten. * Madrid . Der Militärauditor von Asturien genehmigte das kürzlich gegen den sozialistischen Abgeordneten Pena gefällte Todesurteil. ♦ Valladolid , 20. Feber. Der Militärauditor genehmigte das über zwei Revolutionäre verhängte Todesurteil. * Pciping.(Havas.) Bei einem Zusammenstoß chinesischer Miliz mit der kürzlich organisier» ten Polizei in Luansieng wurden drei Personen getötet und zahlreiche andere verwundet. Es wurde der Ausnahmezustand über die Stadt verhängt. Vorn Rundfunk empfehlenswertes ras den Programmen! Freitag: Prag , Sender L: 10.06: Deutsche Nachrichten, 11.05: Schulfunk, 13.85: Arbeitsmarkt, 15.55: Konzert, 16.45: Tschechisch für deutsche Hörer, 17: Ondricek-Ouartett, 18.20: Deutsche Sendung: Dr. Winter: Bon den Deutschen in Karpathorußland, 18.25: Kunst und Kitsch, Dialog zwischen Dr. Utitz und Nowak, 18.45: Arbeitersendung: Aktuelle zehn Minuten. 19.55: Volkslieder, 21: Händel : Göttinger Te De um, 22.20: Schneeberichte. Sender S: 14.20: Unterhaltungsmusik, 15: Deutsche Sendung: Für die Frau, 18: Schallplatten ans Troubadour.— Bater des Streiks In der Stadt Mesenj(Archangelsker Distrikt) lebte in Verbannung zusammen mit P. A. Moiffeenko der Student A. S. Popov, seither bekannt als Schriftsteller Serafimowitsch. Nach Moiffeenkos Erzählungen schrieb er di« zum ersten Male im Jahr« 1918 erschienene Novelle über den Streik. Dies geschah im Jahre 1884. Bier Fahre sind seitdem schon vergangen. Ich arbeitete in Orechovo- Zuevo in Morosovs Fabrik Nun... dort bestanden Regeln. Streng waren sie. Strafen erstickten uns. Gingst du an Direktors Fenster mit bedecktem Kopfe vorbei—Strafe; sprachst du in der Kaserne mit lauterStimme—Strafe; schlenderst du durch die Straßen mit Gesang und Harmonika— Strafe; deine Frau gebar Zwillinge— Strafe. Also, es war zum Nichtmehraushalten— leg dich hin und stirb. Bei der Abrechnung sowie beim Empfang und der Ausgabe wurdest du immer verkürzt! Und der Arbeitstag war... 16 und 17 Stunden täglich. Wurdest du aber trank— wie einen Hund jagte man dich hinaus. Wurdest du älter, ein wenig schwächer:.. so wurdest du einfach aut die Straße hinausgeworfen. Die Arbeiter wurden schlimmer als Tiere, ärger als Hunde behandelt. TNs Herz klemmt sich bei der Erinnerung zusammen. Unwissendes Volk arbeitete in der Fabrik, fast alleAnalphabeten.Und in allenBlockS in der ganzen Fabrik wimmelte es von Spitzeln und Polizisten.! Auch die Fälle waren nicht selten, wo unsereins seinen eigenen Kameraden verriet. AuS Kummer über diese ununterbrochene Arbeft, dieses Hundeleben tranken wir viel, wir vertranken alles. Also ... mit solchen Menschen zu arbeiten war schon viel zu schwer, beinahe unmöglich. Und wir waren nur zwei Polittsche—> ich und der selige Wolkov. Jede mögliche Lift benützten wir. Hätten wir in der Kaserne oder in der Fabrik eine offene Propaganda geführt, so wären wir gleich geschnappt worden. Also, als mehrere Kameraden sich auf dem LokuS der Fabrik sich versammelten, um zu rauchen — Gestank, Rauch, Dunkel, der Atem stockte— nahmen ich und Wolkov je eine Zeitung, gleichgültig welche, selbst eine der„Schwarzen Hundert " oder eine vom vorigen Jahre, manchmal hielten wir sie gar mit dem Kopf nach unten; ohnehin sah es niemand, und wir taten als ob wir lasen, in Wirtlichkeit aber erfanden wir aus eigenem Kopfe: Wie lange werdet ihr noch dieses Zuchthausleben ertragen? Der Besitzer hat sich doch an unserem Blute besoffen, bald wird er platzen; wir sind doch keine Schafe, die, also..., nur zum Schlachten gut sind und so ging es weiter und weiter, die Ohren klangen von Reden. Und die anderen halten den Atem an, hären und wundern sich:„Wie schön heute in den Zeitungen geschrieben wird, wie läßt es nur die Zensur durch! Was für Zeiten kommen jetzt! Und wie kannst du, Anisymitsch, in diesem Dunkel die Buchstaben sehen, Katzenaugen hast du." Was ist dort aber zu sehen, wenn du die Zeitung umgekehrt hielst... also du spickst die Men- I schen wie eine Wurst, bis der Meister hinkommt und alle hinauswirft. Auf diese Weise Erhitzten wir sie. Achttausend Mann Ivarfen wie einer die Arbeft hin. Bei den Färbern, die etwas hartnäckig waren, schlug man die Fenster aus, einige von ihnen hat man auch ein wenig angerempelt. Die Meister liefen auseinander, die Fabrik blieb stehen. Gleich griffen die Behörden ein, der Gouverneur kam. Soldaten wurden aufgetrieben, Kosaken— und das Spiel ging los. Die Arbeiter empörten sich, wie eine Seele. Wir werden die Fabrik zertrümmern— und es wird ein Endel Ich und Wolkov waren bemüht, kein Pogrom zuzulassen, den Streik aber möglichst lang durchzuhalten. Es toar aber schwer zu sprechen. Nur einige Leute kamen zusammen, und schon liefen die Soldaten, Kosaken, und die Kolben und Nagaikas wüteten. Endlich stürmten die Kosaken, etwa hundert Menschen teilten sie von der Menge ab, schlösse^ sie in die Kantine ein, an den Türen stellten sie Soldaten mit entsicherten Gewehren auf. Ich sehe, wir müssen diese Kameraden herausholen, sonst wird diese Verhaftung die Arbeiter schlecht beeinflussen, sie werden den Mut verlieren. Da liefen auf mich unsere Fabrikskinder zu — sie dienten mir als Adjutanten und flüsterten mir zu:„Onkelchen, an dieser Seite ist keine Wache." Wir liesen ringsherum, wirflich keine Wache, nur die Tür ist geschlossen. Die Tür war aber schwer, eine aus Eiche. Ich versuchte mit den Schultern— aber nein! Die Kinder schriey wieder einmal:„Onkelchen, hier ist eine Bank, mü der! Bank." Dort stand eine lange Bank, auf der gegessen wurde. Zusammen mit den Kindern hoben wir die Bank auf, schwangen sie auf den Händen und dann mit einem Ruck— die Tür zersprang. Die Kinder schrien auf„Hurra" und die Verhafteten entkamen. Ich sehe dann die Arbeiter und Soldaten dahin laufen, und die Soldaten fangen an, nach den ALeitern zu stechen. Mir schwindelte eS vor den Augen— Blut wird vergossen! Ich warf mich vor die Soldaten und schrie wie mit einer fremden Stimme:„Wie? Eure Eigenen!.» stechen!... Eure... stechen!" Ein Soldat schwang sein Bajonett gleich an meine Brust.• Ich hatte eine Pelzjacke an. Ich konnte nach dem Bajonett greifen und riß ihm das Gewehr fort. Dann schlug ich es auf das Eis, so daß der Kolben absprang. Ich stieß den Soldaten bei Seite und schrie wieder:„Eure Brüder wollt ihr stecheäl?..." Mein Geheul stteß die Soldaten zurück, auch die Arbeiter traten zurück, so daß ich zwischen ihnen einen Durchgang schuf. Ich ging also hin und her und wiederholte:„Rühren Sie, Brüder, einander nicht an. Wir sind doch Brüder desselben BluteS l" Abends, als ich in der Kaserne mich auszuziehen begann, merkte ich, daß mein Hemd auf der Brust starr war wie eine Kruste, Eh, eh... das war doch sein Bajonett! Die Wunde verkrustete genau wie auf dem Hemde das geronnene Blut, und daß er mich stach, hatte ich gar nicht gefühlt. Heb ertragen von I. Ul es.
Issue
15 (21/02/1935) 44
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