Seite 4 Freitag, 22. Fever 1935 Nr. 45 MO« Ml Western W einem Flugzeug Töchter des amerikanischen   Generalkonsuls in Neapel  London  . Am Donnerstag vormittag heuerten zwei junge Damen in London   ein Flug­zeug, das Ke nach Paris   dringen sollte. Als das Flugzeug den Kanal La Manche   überquerte, bemerkte der Flugzeugführer, daß die Tür des Flugzeuges geöffnet war unh daß seine beiden Fahrgäste fehlten. Er machte daraufhin sofort kehrt und landete in Stapleford. Dort wurde festgestellt, daß während der lleberfliegung von Upminster in der Grafschat Essex die Bewohner der Stadt bemerkt hatten, daß zwei Personen ans dem Flugzeug abgesprun­gen waren. Es waren zwei Frauen im Alter von etwa 25 Jahren, die fich an den Händen hielten. Die weitere Untersuchung ergab, daß es sich um die Töchter des amerikanischen   Gene­ralkonsuls in Neapel  , Jane und Elisabeth DuboiS, handelt. In dem Flugzeug, das sie zum Fluge nach Paris   gemietet hatten, fanden sich A bschirdsbriefe an ihre Eltern. Der Selbstmord der beiden Töchter des ame­ rikanischen   Generalkonsuls in Neapel   hat in der gesamten englischen Oeffentlichleit ungeheures Aufsehen erregt. Es handelt sich um die beiden ein­zigen Kinder, lleber die Gründe ihres Selbstmor­des dürften die an den Vater gerichteten versiegel­ten Briefe, die man im Flugzeug fand, Aufschluß geben. Der Absturz erfolgte aus einer Höhe von etlna 1700 Metern. Die Körper fielen auf ein Baugelände und bohrten sich tief in den Boden. Augenzeugen, die beim Abflug der beiden Ameri­kanerinnen zugegen waren, berichten, daß die bei­den ein äußerst aufgeregtes Wesen gezeigt hätten. Die weiteren Nachforschungen haben ergeben, daß die beiden Schwestern mit Offizieren verlobt waren, die bei der Flugkatastrophe von Messina  am 13. Feber ums Leben gekommen find. Der Ber  - lobte der Elisabeth Dubois soll ein Stiefbruder des Admirals Beatty gewesen sein. TagcsnculglfcNcii 241 Tote Beim Untergang eines chinesischen  Dampfer- Schanghai, Der Untergang eines chine- fischen Dampfers bei F« t s ch a u wird jetzt amt­lich bestätigt. Bei dieser Katastrophe sind insgesamt 241 Menschenleben, darunter 50 Soldaten, ums Leben gekommen. Nur eine Person konnte gerettet werden. Hsingking. Nach einer Meldung aus Mul­den ist auf dem Jalu-Fluß, der die Grenze Koreas   im Norden bildet, der große mandschuri­sche DampferMandshu" aus bisher ungeklärten Gründen gesunken. Von der Besatzung, die 2 9 Mann stark war, konnte niemand mehr gerettet werden. Die Grippe Ja Spanien  Madrid  . In Spanien   wütet die Grippe- Epidemie noch immer und zwar hauptsächlich in Madrid  . Mittwoch wurden auf dem Madrider Zentralfriedhof 104 an Grippe gestorbene Per­sonen bestattet. Sn Frankreich Tours. In der Garnison   Tours   sind am Mittwoch drei weitere Gripprfälle unter den Sol­daten tödlich verlaufen. Insgesamt sind 140 Soldaten erkrankt. Sn Belgien  Brüssel  . Unter den Mittelschulstudenten in Ostende   wurden über hundert Grippe­fälle festgestellt. Die Schule wurde deshalb bis zum Monat März geschlossen. Aus derselben Ursache wurde in Dinant   das Lyceum gleichfalls bis März geschlossen. Aus dem Reiche des Henkers Wieder eine Hinrichtung in Deutschland  . Nordhausen  . Donnerstag früh wurde im Hofe des hiesigen GerichtSgefängniffes der im Jahre 1908 geborene Klemens Lier hin­gerichtet, der vom Schwurgericht in Nordhausen  wegen Mordes zum Tode verurteilt worden war. Lier hatte seinen Onkel, den Schuhmachermeister August Jüttemann-Berlin, aus Haß und aus der Erwägung heraus, daß der Tod des Onkels sich auf seine wirtschaftliche Lage günstig aus­wirken könnte, nach vorbedachtem Plan im Mai des Jahres 1933 in einem Walde bei Weißen- born-Lüderode(Unter-Eichsfeld) ermordet.An­gesichts der Roheit der Tat", so heißt es im offiziellen Berichtwar kein Anlaß zur Be­gnadigung gegeben." Der Sturm Paris  . Ein Opfer des gegenwärtig an der französischen   Nordwestküste herrschenden Sturmes scheint ein Fischkutter geworden zu sein, der vor acht Tagen aus Cherbourg   mit sieben Mann an Bord ausgelaufen war. Er ist seit Montag überfällig. Alle bisherigen Nachforschun­gen sind ergebnislos geblieben. London  . Ein Südweststurm, der Mittwoch über Süd-England hinwegfegt«, verhinderte die Ausreise des Cunard-White-Star-Riesendamp- fcrsMajestic", des größten im Dienst befind­lichen Handelsschiffes der ganzen Welt, das mit­tags von Southampton   aus nach den Vereinigten Staaten   in See stechen sollte. Der französische  OzeandampferIle de France  ", der auf dem Wege von Le Havre   nach den Bereinigten Staaten am Mittwoch Southampton   anlaufen sollte, um unter anderem neunzig Kisten Gold im Werte von einer Million englischer Pfund Sterling an Bord zu nehmen, mußte auf der Reede von Cowes liegen bleiben. Das Gold wird wahrscheinlich nunmehr von derMajestic" an Bord genommen werden. Ein von Croydon nach Brüssel   bestimmtes Personenflugzeug konnte wegen des überaus schlechten Wetters nicht auf­steigen. Die Lawine« Innsbruck  . Durch das milde Wetter in den Bergen ist die Lawinengefahr neuerlich stark ge­stiegen. Aus perschiedenen Tälern werden starke Lawinenschäden gemeldet. Im Gebiet des Groß­ glockner  , wo schon vor einigen Tagen die L u ck- ner-Hütte zerstört wurde, ist nunmehr auch die Hilda-Hütte durch eine Lawine vollstän­dig zertrümmert und fortgetragen worden. Auch die Station der Material-Drahtseilbahn auf die Adlerruh am Großglockner   wurde stark beschädigt. Zahlreiche Lawinenstürze werden auch aus dem Stubaital   gemeldet, wo in den Alpenhütten schwere Schäden angerichtet wurden. In Vor­ arlberg   wurden durch eine Lawine fünf Alpenhütten verschüttet. Registrierballon erreicht 80,6 km Höhe Vom Aerologischen Observatorium bei M o s- k a u wurde Mittwoch ein unbemannter, mit Re- gistrierinstrumenten und einem Radiosendeappa­rat ausgestatteter Ballon in die Stratosphäre ge­schickt. Auf Grund der Aufzeichnungen wurde fest­gestellt, daß der Ballon in einer Entfernung von 146 Kilometern von Moskau   im Laufe von 82 Minuten eine Höhe von 30.600 Meter erreichte. In dieser Höhe wurde eine Temperatur von minus 51.3 Grad gemessen, gegen eine Boden­temperatur von 9.4 Grad Kälte. In der Höhe von 17.000 Meter betrug die Kälte sonderbarerweise sogar 60.9 Grad.> Unglück von 78 Mädchen Tokio  . In der Mädchenschule in Okayama  , westlich von Osaka  , brach der Fußboden der Aula durch. 73 Schülerinnen wurden mit in die Tiefe gerissen und erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen. Die Provinzialbehörden haben eine eingehende Untersuchung des Unglücksfalles ein­geleitet. Doppel-Ehrung für Ernst Lubitsch  . Der be- rühmte, in Berlin   geborene Filmregisseur Ernst Lubitsch  (der Schöpfer derMadame Dubarry", derEhe im Kreise", derLiebesparade" und desPatriot") ist vor kurzem von der Nazi- Regierung auf die Liste der aus Deutschland  Ausgebürgerten gesetzt worden. Nun kommt auS Hollywood   die Nachricht, daß man Ernst Lubitsch  zum künstlerischen Direktor derParamount  ", der größten amerikanischen   Filmgesellschaft, er- nannt hat. Eine Masaryk  -Siedlung in Palästina. Die zionsstische Organisation in B r ü n n veranstaltete am Mittwoch unter großer Teilnahme eine öffent­liche Kundgebung der Brünner Judenschaft, um aus Anlaß des 85. Geburtstages des Präsidenten der Republik diesem ihre Huldigung darzubringen. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß zu Ehren des Präsidenten Masaryk   in Palästina ein dauerndes Denkmal durch die Gründung der Siedlung Kfar Masaryk" für tschechoslowakische Juden geschaffen werden wird. Durch einen Autowildling drei Kinder ver- lorent In Nebringen(Württemberg  ) wurden die drei Kinder eines Bahnwärters, zwei Mädchen im Alter von zwölf und zehn Jahren und ein Junge von sieben Jahren, von einem Personenauto über­fahren und getötet. Der Täter suchte, ohne sich um die Kinder zu kümmern, das Weite und täuschte im späteren Verlauf seiner Tat einen eigenen Unfall vor. Unter der erdrückenden Beweislaft hat sich der Festgenommene zum Teilgeständnis herabgelassen, da an dem Auto Blutspuren und Haare des Kna­ben gefunden wurden. Die Suche nach dem Gefährten Goljubews. Aus Archangelsk   sind vier Flugzeuge äufgestiegen, um den Gefährten des Fliegers Goljubews, G u z- n« z e w s, der das zertrümmerte Flugzeug Gol­jubews bewacht, zu retten. Auch eine aus 15 Skifahrern bestehende Rettungsmannschaft hat sich nach dem Standorte Guznezews begeben. Von den Flugmaschinen kehrten drei wegen eines beginnenden Schneesturmes< um. Dem l vierten Flugzeug gelang es, in der Nähe der Stelle nfe- derzugehen, wo das Flugzeug Goljubews den Un­fall erlitt. Infolge des herrschenden Schneestur­mes überschlug sich die Maschine, wobei das Flug­zeug allerdings keinen großen Schaden davon- trug. Der Flieger wurde nicht verletzt. Admiral Byrd   erklärte nach seiner Rückkehr von der zwölf Monate dauernden arktischen Ex­pedition einem Berichterstatter des Reuter-Büros gegenüber:Ich werde in den Vereinigten Staa­ ten   zumindest ein Jahr, wahrscheinlich aber zwei Jahre, Vorträge halten müssen, um meine zehntausend Pfund Sterling betragenden Schulden bezahlen zu können. Die Arktis­expedition erforderte zwei Jahre dauernde Vorbe­reitungen." Admiral Byrd   erklärte weiter, daß seine Entdeckungen eine, rein wissenschaftliche und keineswegs, praktische Bedeutung besitzen. Seine beiden Schiffe werden etwa Ende Aprfl nach New Dork abdampfen. Vorzeitige Sprengung zwei Tote. In Datteln  (Westfalen  ) kamen in einem Quer­schlag der ZecheEmscher-Lippe" zwei Gesteins­hauer durch vorzeisige Entzündung einer Spreng­patrone zu Tode. Ein weiterer Gesteinshauer er­litt leichte Verletzungen. Tod im AnfzugSschacht. In Selb  (Bayern  ) fiel der 1 5jährige Lehrling Johann Pieh- ler in einem Betrieb in den AnfzugSschacht. Er stürzte nahezu neun Meter in die Tief«. Der Unfall blieb unbemerkt. Erft einen ganzen Tag nachher wurde der Lehrling nach langem Suchen wt im Schacht aufgefunden.> Pässe mit Fingerabdrücken. Mit Rücksicht auf das MarseillerAttentat hat der franzö- siscke Innenminister den Dr. Locard mit der Prüfung der Maßnahmen betraut, durch welche die illegale Einwanderung von Personen mit ge­fälschten Pässen unmöglich gemacht werden soll. In einem Interview legte Dr. Locard dar, daß e> die Einführung von Pässen als geeignet an­sehe, in denen der Inhaber des Passes vurch zwei P H o t o g r a p h i e n kenntlich gemacht würde» und zwar einer en face und einer zweiten im Profil und bei denen auch das nicht durch die Haare verdeckte Ohr zu erkennen sei. Außer­dem wurde der Paß auch den A b d r u ck sämt­licher zehn Finger wufzrttveisen haben» Locard   ist Direktor des polizeilichen technischen Laboratoriums in Lyon  . Rettende Fallschirme. Zwei Militärbal­lons, die am Mittwoch in Rochefort(Frank­ reich  ) aufgestiegen Warin  , wurden vom Sturm mit einer Geschwindigkeit von 110 Stundenkilo­metern abgetrieben.' Schließlich konnten sie bei Lille  notland en. Hierbei stieß ein Ballon gegen ein« Hochspannungsleitung und'geriet in Brand. Seine drei- Insassen konnten sich mit Fallschirmen retten. Der andere Ballon landete wohlbehalten, jedoch trugen seine beiden Insassen bei dem starken Aufprall auf dem Boden Verstau­chungen davon. Untergrundbahn in Maska  ». In nächster Zeit wird in Moskau   auf der ersten Untergrundbahn­strecke der Verkehr aufgenommen werden. Di« Strecke ist 11.5 Kilometer lang, sie besitzt 13 Unter­grund-Bahnhöfe und 17 Wartehallen auf den Stra- ßen. Die Moskauer Untergrundbahn wurde fast zur Gänze aus sowjetrusiischem Material und in Sowjet-Werken hergestellt. Am 4. Feber befuhr ein Zug das erste Mal diese Strecke. Gegen Ende des Monats soll der regelmäßige Verkehr ausge­nommen werden. Der Bahnbau wurde in einer Rekordzeit durchgeführt, denn 85 bis 90 Prozent aller Hauptarbeiten wurden im Jahre 1934 vor­genommen. Die Leitung der Moskauer Unter­grundbahn begann bereits jetzt mit den Vorarbeiten zum Bau einer zweiten Strecke, die eine Länge von 20.2 Kilometer haben soll. Kein Privawerkauf von denaturiertem Spiritus in Karpathorutzland. Die Finanzhauptdirektion in llzhorod führt nunmehr auf Grund der mit den ein-. zeigen Verkaufsstellen für denaturierten Spiritus in Karpathorutzland gewonnenen Erfahrungen diese Einheitsverkaufsstellen fast überall in den größeren Zentten ein und übernimmt den ausschließlichen Verkauf des Denaturates aus den Händen der Pri- vaigeschäftsleute.. Der erste diesbezügliche Ver­such wurde in Mukakevo unternommen, wo bisher denaturierter Spiritus in 40 Verkaufsstellen zum Verkaufe gelangte. Es wurde vor drei Jahren eine einzige, unter ständiger Konttolle stehende Ver­kaufsstelle ins Leben gerufen, wodurch die Ausgabe des Denaturates in die Hände der Bevölkerung, ins­besondere zum Trinken, bedeutend erschwert und beschränkt war. Nach und nach schritten die Finanzbehörden an die Aufhebung der privaten Verkaufsstellen in weiteren Bezirken. Verteilungs­stellen für denaturierten Spiritus wurden vorerst in Berehovo  , dann in Sevljus, Chust, Taöovo, Rachovo und nunmehr auch in Bockov errichtet. Dies« Attion hat fich führ gut bewährt und weist beftiedigende Ergebnisse auf. Die Geschäftsreisenden beim Eisenbahnministrr. Unter Führung des Abgeordneten Robert Klein trug gestern«ine Abordnung derUnion der Ge- schästsressenden und Bertteter" dem Eifenbahnmini­ster eine Reihe von Wünschen vor. Die Abordnung verwies darauf, daß die Geschäftsreisenden durch ihre Täsigkeit dazu berufen und in der Lage seien, den Warenumsatz ständig zu erhöhen und so die günstige Entwicklung der heimischen Industrie und des heimi­schen Handels in nicht geringem Matze zu fördern. Es wäre darum billig, daß den Geschäftsreisenden eine weitere Ermäßigung des Preifes der Halb­jahrskart« gewährt werde. Wahrscheinliches Wetter von heut«: In den böhmischen Ländern veränderlich, zeitweise Schauer, nachts warm, dann etwas kühler. Auf den Bergen Südweststurm und wieder Frost. Im Karpathengebiet untertags wärmer, allmählich« Bewölkungszunahme, windig, vorwiegend trocken. Wetteraussich­ten für Samstag: Veränderlich, Südwestwind, auch im Osten ein wenig kühler. Vom Rundfunk empfehlenswertes aus den ProflramnMnt SamStag:* Prag  , Sender L.: 10.05Deutsche   Nachrichten, 10.15: Konzert des Salonorchesters, 12.10: Blas­musik, 12.85: Konzert: Salonquartett Muzik, 15.55: Dvorskh und seine Melody boys, 17.05: Liederkon­zert, 17.35: BiolinsoloS auf Schallplatte», 18.05: Deutsche   Sendung: Red. Seemann  : AuS dem sude­ tendeutschen   Kulturleben, 18.15: 800 Jahre Kla­viergeschichte, 22.15: Tanzmusik. Sender S.: 14.80: Lieder, 15: Deutsche   Sendung: Zwei berühmte Gei­ger und Komponisten aus Böhmen  , 15.50: Deutsche  Presse. Brün» 17.05: Französische   Chansons, 17.50: Deutsche   Sendung: Fritzchen und Lieschen, Komische Idylle, 20.30: Es lebe der Karneval.   Mährisch-Ostrau   17.05: Harmonikakonzert, 22.80: Orchesterkonzert. Preßburg  : 19.15: Orchester­konzert. Der tschechoslowakische Rundfunk im Jahre 1934. Ende 1933 waren in der Tschechoslowakei  573.109 ordentlich registrierte Rundfunkhörer, wovon 3654 von der Rundfunkgebühr befreit waren. Die Jahreszunahme beträgt 120.585 Rundfunkteilnehmer.(PR) Sapanisehe Mädchen lernen die Beschießung von Flugzeugen Große Vereinigungen haben sich in Japan   gebildet, um die Frauen und Mädchen im Abwehr­kampf gegen die Lustgefahr zu schulen. Hier sieht man noch ganz junge japanische   Mädchen, die mit Gewehren im Abschießen von Flugzeugen ausgebildet werden