Nr. 46 SamSkag, 23. Fever 1935 Sette 5 Moskau bekam eine Untergrundbahn Blick in einen Wagen der Moskauer Untergrundbahn, die— als erste in Rußland — kn vierjähriger Bauzeit vollendet und jetzt in Betrieb genommen wurde. Rekordbesuche der Ausfiger Bäder. DaS Natur w a r m b a d, das aus der Thermalquelle auf dem Strisöwitzer Berg in Aussig geschaffen wurde, zeigt seit dem Jahre 193Ü einen ständig steigenden Besuch. Während des Jahres 1834 wurde es von 140.000 Personen besucht. Das Bad wird von der Stadtverwaltung auch zu Ckholungszwecken für schwache Schulkinder, im Rahmen der Fürsorge um die Volksgesundheit und für die Ferienfürsorge verwendet. Das gedeckte städtische Bad wies im vergangenen Jahr einen Besuch von 133.000 Personen auf. Glick im Unglück. Der Radiohändler Ernst U h l i i kehrte in seinem Auto von einer Geschäftsreise aus Jaromck nach Trebitsch zurück. Auf einer abschüssigen Stelle bei' Bhknpy geriet der von Uhlit gelenkte Wagen infolge Glatteises^ ins Schleudern, überschlug sich, stieb gegen einen Baum und wurde zertrümmert. Hiebei wurden.auch alle Radio-Apparate, die Uhlit im Wagen atii» sich führte, zerschlagen. Der Händler selbst wurde aus dem Auw auf ein Feld geschleudert, kam jedoch, wie durch ein Wunder, ohne di« geringste Verletzung davon. - Vorsicht mit Kaninchen-Wolle. In letzter Zeit ist vielfach Kaninchenwolle verarbeitet worden. Man hat sie zUm Stricken, Häkeln und Weben genommen und ihrer wärmenden Eigenschaften wegen auch für Kleinkindersachen verarbeitet. In diesem Fall sollte man sehr vorsichtig sein, denn die Kaninchenwolle haart, wenn es sich nicht um erstklassige Qualitäten handelt, und die Kaninchenhaare sind außerordentlich schädlich. Sie sind besonders dünn und fein, fliegen umher und dringen in den Mund des Kindes, das sich nicht dagegen wehren kann. Die feinen Haare gelangen durch den Mund in den Hals und weiter und können hier schwereSchä- den anrichten. Wagendecken aus Kaninchenhaären, die in der kalten Jahreszeit gern verwendet werden, soll man mit größter Vorsicht prüfen und lieber durch andere- Wolldecken, die keine schädlichen Eigenschaften haben, ersetzen. Ein Tschintschitsn-Lehrrr, ein ehemallger Polizist in. Nagasaki , überfiel den Besitzer der Zeitung „Nomiuri Schimbun" und verwundete ihn durch einest Messerstich am Halse schwer. Als Grund seines Handelns gab er an, Shoriki habe bei einem Baseballspiel in Tokio durch die Amerikasier viel Geld verdient und sei schon früher in Bestechungsaffären verwickelt gewesen. DaS erste Film-Festival wurde gestern in M o S k a u in Anwesenheit von 80 Auslandsgästen und des Außenvolkskommissärs, sowie anderer Sowjetpersönlichkeiten in feierlicher Weise eröffnet. Der Direktor der Zentralleitung der Filmindustrie der Sowjetunion , Schumjackij, führte in seiner kurzen Ansprache aus, daß durch dieses Festival die Entwicklung der Sowjetkinematographie dargetan werden soll. Rach Vorführung von Aktualitäten—- darunter auch die Ankunft der Auslandsgäste in Moskau — wurden große Film« gezeigt. Am ersten Abend wurden der Sowjetfilm„Tschapajew" und der französische Film„M arte Chapp- d e l a i n e" vorgeführt. Kunstkritik im Dritten Reich. Im„Acht Nhr- Abendblatt" fand sich ein Gedicht von einem gewissen Thyl(offenbar ein Pseudonym), betitelt„Schwarzes Schicksal", in dem ein. Negerhäuptling besungen wird. Der Inhalt dieses Gedichtes, in dem der Häuptling mit zarten Umschreibungen als ein schwarzer Don Juan geschildert wird, interessiert uns hier nicht, sondern nur di« Art, wie man üb«r di« Autoren herzufallen pflegt. Der„Angriff" ist prompt in Harnisch geraten.- Humor gibt es im Dritten Reich sowieso nicht. Ob es ihm die schwarze Hautfarbe angetan hat oder der Inhalt oder beides, ist nicht wesentlich. Jedenfalls schreibt er, stumm schaue man im dritten Jahre nach der Machtergreifung diese Reimerei an. Dafür seien nun die Emigranten bei Nacht uw> Nebel über die Grenze. Vermutlich werde 8chyl, das Ferkels(wir zitieren wörtlichi), demnächst auch als Emigrant abschieben, denn es könne Wohl sein, daß er dem „Schwarzen Schicksal" in Gestalt einigerbaumlanger SS -Männer begegne.— Das Theater-Tageblatt erregt sich darüber, daß in einer Opernayfführung Aida und ihr Vater als Neger aufgemacht worden seien. Man solle dem deutschen Empfinden Rechnung tragen und nordische, heldische Menschen auf die Bühne stellen. „Jeder Falke gibt jede Woche eine Schnitte Brot(2Ö Helfer) für hungernde Kinder“ Der alte und der neue Friedensensei „Slovenec “ kontra Hitlers Geopolitik Am 5. Jänner 1935 wurde hier in einem Artikel„Zu Hitlers Italien -Kurs" ein Aufsatz Hans Stögers aus der hitleroffiziösen„Zeitschrift für Geopolitik" glossiert, der nicht mehr und nicht weniger als die möglichst bald vorzunehmende Revision der Grenzen Oesterreichs gegen Jugoslawien forderte. Der Zweck dieser Grenzregulierung(lies: Annexion von jugoslawischen Boden) ist ein wehrpolitischer. Begründet wurde das Ganze mit geopolitisch-historischem Geschwafel. Das„Neue Tagebuch" stellt nun in seiner Ausgabe vom 19. Jänner 1935 fest, daß dieser Artikel aus der Zettschrift für Geopolitik in Ju goslawien gewalttge Erbitterung hervorgerufen habe. Das große jugoslawische Blatt„Slovenec " in Ljubljana erhob demzufolge schärfsten Protest gegen diese Anmeldung von Ansprüchen des Dritten Reichs auf südslawische Erde.„Gott schütz« uns davor", schrieb es,„daß an den Karawan ken das Hakenkreuz erscheint". Dieser Artikel, der offenbar in Jugoslawien beunruhigend gewirkt hat, stieg den Herren in der Wilhelmstraße in die Nase, so sehr, daß sich Goebbels und Rosenberg, die unmittelbaren Hintermänner der„Zeitschrift für Geopolitik" entschließen mußten» die Redaktion zu veranlassen, sich bei der Slovenec -Redaktion zu entschuldigen. Die Redaktion tat dies durch einen Brief, in dem sie schrieb, der Artikel Stögers sei ja rein„fach^ wissenschaftlich" und„theoretisch" gewesen.(Wir kennen diese Melodie I) Der Schwindel verfing nicht.„Slovenec " verwahrt sich gegen die lügenhafte Feststellung vost Tatsachen. Er schreibt: „lins Slowenen ist die deutsche Geistesverfassung bekannt; deshalb sind wir in der Frage, die Herr HanS Stöger so eifrig fachloissenschaft- lich behandelt hat, empfindlich und lesen mehr, heraus, als nur die nackten Zeilen verraten. Auch das augenblickliche Schweigen der deutschen Presse imponiert uns weder, noch nützt es uns, solange das neue nationalsozialistische Deutsch land nicht erreicht hat, daß sich die deutsche Presse getraut, über unsere Nordgrenze die ganze Wahrheit zu sagen, nämlich, daß es slowenisches Land ist, das sich noch über die nördliche Staatsgrenze hinaus erstreckt, daß eS aller gewaltsamen Ger- manisierung im alten Oesterreich nicht gelungen ist, diesem Lande seinen slowenischen Charakter zu nehmen, und daß es böser Wille ist, wenn sich jemand in einem Fachartikel soweit vergißt, Marburg , Petiau und Cilli und das Mießtal deutsche Städte und deutsches Land zu nennen." „Sportlehrgänge" im Dritten Reich . Hitler erscheint gegenüber der Weltöffentlichkeit gerne als Friedensapostel. Die Vorgänge im Dritten Reiche reden aber eine andere Sprache. Jetzt mußten sich z. B. alle Jahrgänge bis 1895 melden, die Taugliche»wurden registriert; Für sie wird eine Ausrüstung bereitgestellt. Es wurde allen eingeschärft, von diesen Dingen nichts zu sagen, bei Androhung schwerster Strafen. Am 16. Feber hat z. B. in Niederseifenbach bei Neuhausen in Sachsen eine Versammlung stattgefunden, an der alle männlichen Personen von 20 bis 35 Jahren aus, den Orten Oberneuschönberg , Hirschberg, Niederseifenbach und Heidersdorf teilgenommen haben, die zu einem„sechswöchentlichen Sportlehrgang" einrücken müssen. An der Versammlung nahmen 180 Personen teil und Re ichswehroffizicre. Die Unteroffiziere haben gleich einzurücken und wurden um eine Charge befördert; ein Feldwebel wurde also Feldtvebelleutnant. Vie Schande des Völkerbundes In einer Zeit, in der eine gewisse Preffe, die jede Scham, jede Vernunft und jede Menschlichkeit verloren hat, sich daraus eine Hetz macht, tagtäglich auf die„schlemmenden Emigranten" loszuprügeln, in einer Zeit, da fascistische Skribenten den Ermordeten für schuldig, und die aus Deutschland hergesandten Mörder ftir unschuldig erklären, kommt eine erschütternde Meldung, von der Saargrenze. 5 0 Saaremigranten, so berichtet„Echo de Paris", die auf der Flucht vor den Hitler -Terroristen ein Asyl in Frankreich suchten, ivurde die Einreise verweigert. Die Ungliuklichen, denen in Deutschland Konzentrattonslager und Schlimmeres droht, ver- mm■■■■■■■—— !SJestellf das Mallisch-üSucfi suchten, noch vor Aufhebung der Zollgrenze, also vor Eintreffen der deutschen Zollbeamten, das Saargebiet zu verlassen. Als sie von den franzö sischen Zöllnern aufgefordert wurden, Frankreich zu verlassen, warfen si« sich schreiend auf den Boden und riefen, daß sie lieber hier st erben wollten, als auf dem Boden der Heimat zu Tode gemartert zu werden.„Republikanische Garde" rückte an und trieb die Aermsten init gezogener Waffe über die Grenze zurück und ihren Peinigern in die Arm«. Einem 32jährigen Bergmann gelang es, in Frankreich zu bleiben, indem er sich die Pucksadern aufschnitt. In sterbendem Zustand wurde der Mann in das Saargemünder Krankenhaus gebracht. Dieses fürchterliche Vorkommnis ist nicht nur eine Schmach für die französischen Grenzorgane, sondern vor allem eine Schmach für den V ö l k e r- b u n dl Schläft er immer noch? Erschöpft sich sein Gewissen darin, den Nazi-Banditen Konzessionen über Konzessionen zu machen?! Auch diese 50, die man, wie Vieh der Schlachtbank, ihren Mördern zutrieb, haben für den Völkerbund gestimmt. Sie konnten nicht wissen, daß man in Genf die elementarsten Pflichtest der Ritterlichkeit und der menschlichen Verpflichtung niedriger stellt als die Irrwege einer Taktik, bei deren Befolgung alles zu verlieren und nichts zu gewinnen ist! Deingendste IBartinns! Vor mintcrmcrtiqrn Nachadmicnoe». Ein Berfa ««« kann St» für» Leden unalückliK machen! Fordern Sic aütvrüNlich den modernste«, feinste« und »erlastlilNste» Volkswirtschaft und Sozialpolitik Der Außenhandel mit den Balkanstaaten Der Außenhandel der Tschechoslowakei mtt den Balkanstaaten zeigt im Jänner 1935 folgendes Bild: . Einfuhr aus Einfuhr nach in Millionen K<5 Jugoslawien 16.3 Rumänien 17.8 Bulgarien 1.5 Griechenland 1.3 Türkei 1.9 15.0 13.9 2.9 2.9 4.8 Der Außenhandel mit den beiden Staaten der Kleinen Entente hat gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres eine bedeutende Zunähme erfahren. Die Tschechoslowakei hat aus Jugosla wien und aus Rumänien über 100 Prozent mehr eingeführt als im Jänner 1934, während die Ausfuhr nach Jugoslawien um etlva 50 Prozent höher liegt. Die Ausfuhr nach Rumänien hingegen erreicht mit 13,9 Millionen KL nicht die Höhe der im Jänner des Vorjahres, wo sie 15.3 Millionen Kö betrug. Den größten Ausfuhrüberschuß im Handelsverkehr mtt den Balkanstaaten erziehe die Tschechoslowakei im Jänner 1935 im Außenhandel mtt der Türker. Sinkender Zuckerverbrauch Die hohen Zuckerpreise und das sinkende Einkommen der breiten Konsumentenmassen haben in den letzten Jahren ein andauerndes Sinken des inländischen Zuckerverbrauches bewirkt. In den letzten Jahren entwickelte sich der Zuckerverbrauch in der Tschechoslowakei. , so: t 1931., 3,978.000 Meterzentner 1932 h, 8,891.000 Meterzentner 1933., 3,732.000 Meterzentner 1934.. 3,671.000 Meterzentner Es ist keine Frage, daß eine Herabsetzung der hohen Zuckerprxise angesichts der Einkommen schrumpfung der Bevölkerung eine dringliche Notwendigkeit ist. Eine solche Maßnahme könnte auch neue Anregungen für das Steigen des inländischen Zuckerderbrauches geben. EuropLisches Porzellankartell Seit dem Jahre 1931 ist der französische Markt für Porzellangeschirre unter der tschechoslowakischen, deutschen und französischen Porzellanindustrie aufgeteilt. Nunmehr ist ein ähnliches Abkommen für die Belieferung des italienischen Marktes zustande gekommen. An diesem kartellartigen Abschluß sind die Porzellangeschirr-Jndu- strien der Tschechoslowakei , Deutschlands und Italiens beteiligt. Die Vereinbarung bezieht sich auf die Preisregelung. Sie kann jedoch erst durchgeführt werden, wenn j die in Frage. kommenden Regierungen das erforderliche handelspolitische Entgegenkommen bekunden. Ihre Blumen dürsten nach dem gutem Blumen-Zauberdung 1 Paket mit Postzusendung kCS 5-60 durch Lerwaltnng„Frauenwelt", Prag XU, Fochova 62
Ausgabe
15 (23.2.1935) 46
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