Seite S„Sozialdemokrat"Dienstag, 8. März 1935. Rr. 51Sine phantastische SacheAus der ParteiJoan Grawfordin„Menschen im Hotel"hatten in Teplitz beide Punkte gelassen. TFKgewann nach einer Gorlosen Halbzeit mit 3:0. DerSchiedsrichter mußte nach Schluß unter Polizei»schütz gestellt werden!Sozialistische Juqend, Kreis Prag-Mittwoch, den 6. März. 8 Uhrabends Gruppenabende: S. I. Zentrum: Arbeiterelend im DrittenReich.— S. I. Hollrschowitz: Friedrich Engels.— S. I. Weinberge beteiligt sich an der Atusversammlung.Kein Wintersport ohne Diana Boll«milch-Malz. Er kräftigt und schützt botErkältung. 1natürlich prompt erhielt. Nicht. genug daran:nach einiger Zeit rückte sie damit heraus, daßder arme„lieberfallene" seither kränklich seiund nur durch eine Kur an der R i-vier« wiederhergestellt werden könne. Und dieFrau Professor, der an dieser Wiederherstellung despersönlich immer noch unbekannten Freundes offenbar sehr viel gelegen war, übergab ihrer Vertrautenbedenkenlos ein Sparbuch über 21.800 Kd,das natürlich restlos abgehoben und unter die vierKomplizen aufgeteilt wurde. Der Fleischer M a l hsicherte sich durch Rückgabe seines Anteiles von 7000KL die bedingte Verurteilung, beiden übrigen Angeklagten wurden, ohne deren Zutun weitere 10.000 KL zustandegcbracht, der Restblieb verloren.Es bedurfte übrigens erst des Diebstahlesdreier Armbänder durch die„Vertraute"und der Entdeckung, daß alle vier Kumpane in derKüche der Frau Professor zu schlafen und zu liebenpflegten, ehe dieser die Augen aufgingen.Der Strafsenat P e r n t verurteilte AnnaSanta zu sieben Monaten und ihre Helfershelferzu je sechs Monaten schweren und verschärftenKerkers. Die Strafen sind u n b e d i n g t, bis aufMalls, dem, wie erwähnt, seine freiwillige Scha-densgutmachung zustatten kam. Mit ihnen war nochein gewisser, aus Jugoflawien stammender ehemaliger Beamter Franz K e b ä t angeklagt, der jetzt Berufsbetrüger ist und als Zellengenosse des Angeklagten S k l e n a r von dieser Sache erfahren hatte.Er versuchte nach seiner Freilassung der betrogenenalten Frau gegen Entlohnung seine Dienste anzubieten, um ihr angeblich zu ihrem Geld zu verhelfen,wurde aber bei dieser offenkundig betrügerischenAktion verhaftet. Dieser Kebät wurde zu fünf Monaten schweren Kerkers verurteilt und gleichzeitigseine Ausweisung ausgesprochen.trantyeitcn. Pro pekte S und Auskünfte durch die Brr-walnmg. Telefon 32. 2888Prag. Eine 64jährige Professorswitwe, die eineParkwohnüng innehat, versiel einem sonderbarenWahn. Die alte und vermögende Dame bildete sichnämlich ein, daß ein junger, fescher Mann, der zuweilen ahnungslos in den Anlagen promenierte, insie verliebt sei und daß ihn nur jugendliche Schüchternheit daran hindere, ihr seine glühenden Gefühlezu offenbaren. Sie vertraute das süße Geheimnisihrer Hausgehilfin Anna S a ft I a an und diesebeschloß, im Einverständnis mit ihrer SchwesterFranziska die alte, verblendete Frau an dieser schwachen Seite zu packen und ordentlich zurupfen. Die Schwestern zogen noch ihre Freunde,den. Handlungsgehilfen Wenzel S k l e n ä rundden Fleischer Johann Mall) ins Komplott und nunging es los.Anna Saftka erzählte ihrer Dienstgebemn, dervermeintliche schüchterne Liebhaber sei Bankbeamterund riet ihr gleichzeitig, seine Schüchternheit durchZusendung von Leckerbissen zu überwinden., Diealte Dame ließ sich sagen und gab ihrer Vertrauten,die die Liebesbotin spielen sollte, reichlich Geld, umWein, Geflügel, KaviarundandereLeckerbissen anzuschaffen und dem jungenMann züzuftecken. Das Kleeblatt der Verschworenenlebte herrlich und in Freuden und in kurzer Zeitbetrugen die Kosten dieser Liebesgaben bereits mehrals 3000 Kd, ohne daß die Frau Professor Argwohngeschöpft hätte. Sie erhielt auch die artigsten undliebevoststen Dankbriefe von dem gar nicht existierenden Liebhaber, die von der Kumpanei gemeinsamverfaßt wurden.Dann aber ging eS in größerem Stil weiter.Die»Mebesbotin" Anna erzählte ihrer Dienstgeberin und Vertrauten eines Tages mit Entsetzen, daßder„Bankbeamte" überfallen und beraubt worden sei und erbat in seinemNamen ein Darlehen von 800 Kd, die sieDer langjährige Geschäfsführer deS DFB.Adolf Wend fit am Samstag in Koyrotau gestorben. Wend war der eigentliche Gründer undAufbauer des DFV(1911) und für dessen Politikder ausschlaggende Faktor. Bei der letzten Tagungverzichtete er auf seine Stelle als Geschäftsführer,gehörte aber dem Vorstand als stellvertretenderVorsitzender an.Saisonbeginn in den Divisionen. In der mit«telböhmischen Division wurden drei Matchsabgesagt. In Prag schlug Meteor VIII mit 8:1(2:1) den Nuselsky SK.; SK. Lifsa gewann daheimgegen Sparta Kladno 3:1(1:0) und CechoslovanKosir verlor in Raudnitz gegen den SK. 1:4(0:1)..— Böhmen-Land: SK. Petkin Pilsen gegenSK. Rakonitz 2:2(0:1), Jungbunzlauer SK. gegen.SK. Horowitz 0:1(0:0), SK. Pardubitz gegen CSK.B.-Budweis 2:2(0:1), SK. Kopisty gegen SK.Nachod 3:2(2:1)1. Olympia Pilsen gegen SK.Rokitzan 0:0.Der Saazer DSD. wurde am Samstag inProßnitz vom Firmenieam Rolny(drittklassig!),mit 2:4(1:2) geschlagen, gewann aber am Sonn«tag in Brünn gegen Mor. Slavia 3:1(0:0).Sonstige Fuhballergebniffe. Karlsbad: KFK.gegen Turner SK. 8:2(4:1).— Komotau:DFK. gegen DFK. Nestomitz 14:1(10:1).—»Brüx: DSK. gegen Hvezda Turn 3:2(2:0).—Bodenbach: SpVg. gegen Sportbrüder Schrek»kenstein 4:1(3:1).— Gablonz: BSK. gegenSK. Röchlitz 11:1(8:0).— Brün n: DSV. gegenSK. Hussowitz 3:3(2:2).— Budapest: Ferenc»varos gegen Szeged 6:1, Ujpest gegen Phöbus 2:0,Hungaria gegen Bocskai 2:0.— In Wien fandenkeine Spiele infolge schlechter Witterung statt.—-Düsseldorf: Ostholland gegen Westdeutschland1:1(1:0).Eishockey. Winnipeg Monarchs, die ihre ersteNiederlage in London von den Webley Lions mit0:2 erhielten, schlugen nun die Wembley CanadianSmit 7:1!—> Im Europacup gewannen in ParisFrancais Volants gegen Richmond Hawks Londonmit 6:1.— Schweizer Meister wurde HC. Davos,der mit 6:1 gegen SC. Zürich gewann..Reue Frauen'Schwimmrekorde. Drei neuetschechoslowakische Rekorde wurden Samstag undSonntag in Preßburg aufgestellt. Die Schwim»merin Freund(SPK) erzielte im Freistilschwimmenüber 200 Meter in 2:81.6, 300 Meter in 4:36 und400 Meter in 6:18 Min. neue Bestleistungen.Sascha Leontjew und sein BewegungS-Ehor gastierten Sonntag in einer Sonderveranftaltung inder Kleinen Bühne. Während der Bewegungs-Chordurchaus überzeugende künstlerische Leistungen auf-wies, hinterließen die Solotänze Leontjews einenzwiespältigen Eindruck. Manches davon, so die Grotesken(vor allem ,,D er Scheinheilige")wird man gern bejahen, auch wenn man dem künstlerischen Phänomen des tanzenden Mannes mit Reserve begegnet. Auch„A m n e st i e" erwies sich alsein Thema, das von männlicher Ausdruckskunst gelöst werden kann. Die Negerlieder dagegenwirkten eher peinlich, nicht nur durch das starkeGrimassieren Leontjews, sondern auch durch dieProblematik der männlichen Figur im Solotanzüberhaupt.— Der Bewegungs-Chor brachte einigepackende Tanzdichtungen. Je einfacher das Motiv,desto stärker war die Wirkung. Der Ausdruck reinerGefühle(„A n g st") in der Bewegung ist künstlerisch besser gelungen als die Wiedergabe komplizierter Vorgänge, die erst der Erläuterung durchdas Wort bedürfen. Sehr hübsch war die„S chnee-ballschlacht", mitreißend im Schluß-Chor,der an das Finale von Machatys Ekstase-Film erinnert..Straße ohne Arbeit". Besondersnachzurühmen ist dem Chor Leontjews, daß erwirkliche Kollektivleistungen er-!strebt, daß jedes Mitglied der Truppe nur als Teildes Ganzen wirkt, keines Star-Allüren zeigt ob«„aus der Reihe tanzt", so daß der Chorleiter aufeinem einzigen, wenn auch vielstimmigem Instrument spielt. fr.Arbeitcrvorstellung„Die Zeiten sind schwer!",ein Schauspiel von Bourdet, das mit größtem Erfolgerstaufgeführt wurde und ein Theatererlebnis bedeutet, am Sonntag, dem 17. März, um halb 3 Uhrnachmittags im Neuen Deutschen Theater. Kartenab Dienstag täglich ,vyn 8 bis 2 und von 4 bis 6Uhr bei Optiker Deutsch, Koruna.Bei den Arbeitervorstellungen ist eine N e u-einführung getroffen worden, die vielen Besuchern sicher sehr erwünscht sein wird. Kinder, dieim Hause nicht anwesend sein dürfen»bet können,werden im Ballettsaal unter Aufsicht einerKindergärtnerin bis zum Schluß det Vorstellung betreut werden.Wochenspielplan deS Reuen Deutschen Theaters.Heute Dienstag halb 8 Uhr: Rigol.etto,A2.— Mittwoch halb 8 Uhr: Jüdin, BI.— Donnerstag halb 8: I e n u f a, FestvorstellungC 1.— Freitag halb 8: Der Troubadour,Gastspiel Francesko Pattaalia, Verdizhklus,D 2.— Samstag halb 8: Eine Frau lügt,C 1.—Wochenspielplan d« Kleinen Bühne. HeuteDienstag 8 Uhr abends: Teufelsmäd eck,Mittwoch 8: Teufelsmädel.— Donnerstag 8:Teufelsmädel.,— Freitag^Teufelsmädel, Kulturverbandsfreunde und freier Ber-kauf.— Samstag halb 8: Mädchen fürAlles, Erstaufführung.'Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich Kd 16.—, vierteljährig Kd 48.—, halbjährig Kd 96.—. ganzjährig Kd 192.—.— Inserate werden lautTarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarben.— Die Zeitungsfrankatur wurde von der Poft« und Tele»graphendirektton mit Erlaß Nr. 13.800/V1I/1930 bewilligt.— Druckerei:.'Orbis". Druck«. Vulaas- und Zeitungs-A.-G., Prag.eindermit seinen dressierten Tieren, seiner geistlosen Äkro«^battk und seiner stumpffinnigen Liebesaffäre umkein Haar besser ist als die vorangegangenen 99Kriminal- und Abenteuer-Filme des alten Schund«'fabcikanten. der im Lauf« der Jahre in seinem Genresozusagen zum Klassiker und konseguenterweise zum.Filmfachschaftsführer" im Dritten Reich gewordenist. Jede einzelne Szene seiner Filme genügt, umden.Geist" zu demonstrieren, auf den sich die.Kunst" des Hitler-Regimes mit Recht beruft. Aberden Leuten, die hier bei uns zu Ehren dieses Gei»stes ein.Jubiläum" veranstalten, wünscht man, daßsie gezwungen würden; sämtliche hundert FabrikateHarry Piels an einem Tage zu sehen, damit ihnendie Lust zum Feiern vergeht.—eis—>3istaau i. V. Leitender Arzt Dr. A. Gaube.Phtss-d>ätet. Heilanstalt für alle imieren und Gloffwechsel-krankhriten, rheumatisch« Erkrankunaen, Iechia«, Nerven-Mittwoch, den 6. d., um20 Uhr findet im Winter»garten des Hotel.M o n o»pol" eineMitgliederversammlungstatt. Es spricht Genosse RichardSchön selber über.Dienächstes Aufgaben deSAtuSinPrag". Wir fordern alle Genossen undGenossinnen auf, diese erste Mitgliederversammlungim heurigen Jahr unbedingt zu besuchen.Äorl»Spiel»KörperpflegeUnschöner Kampf auf dem DFC-PlatzHäßliche Szenen und PolizeiS. K. Proßnitz gewinnt 1:0(0:0).Das am Sonntagvormittag auf dem DFC-Platze ausgetragene Meisterschaftsspiel zwischen SK.Proßnitz und D F C war nicht nur ein KampsUm die Punkte, sondern es entwickelte sich aus diesem immer mehr eine„Schlacht", wie man sie sichnicht häßlicher vorstellen kann. Zu alldem noch einPublikum, das die Schande dieses„Spiels" vollendete.Gewiß, das Wetter und das aufgeweichte Terrain stellten an die 22 Akteure große Anforderungen; daß aber di« primitivste Form des Fair playhintangesetzt wurde, um zu Erfolgen zu gelangen,war wohl das traurigste, und auch schon deshalb,weil der Schiedsrichter(Kratochvil, M.-Ostrau)diesem Treiben mit kalter Ruhe zusah, daß es sogar dem anwesenden Polizeikommissär zu buntwurilelWer das Spiel des DFC gegen Zidenice gesehen hatte, war erstaunt, wie diese Elf nach einerWoche so jämmerlich versagen konnte, noch dazu auseigenem Platz mit den ihm sonst zusagenden Bodenverhältnissen. Der Angriff kämpfte niemals, warfast nie da. Di« Halfreihe ohne Ulanov versagtevollkommen und in der Verteidigung wurde reichlichmit.unsauberen Mitteln gearbeitet. Di« Proßnitzerwaren so ziemlich das ganze.Spiel" überlegen undbesitzen«in ziemlich ausgeglichenes und hartes Team.Die Ex-Saazer Strobl(als Mittelläufer ausgezeichnet) und Hanke(der aber Dreßler kampfunfähigmachte) sind dieser Elf eine große Verstärkung. Nurein Spieler fiel bei Proßnitz aus dem Rahmen: derlinke Half, der zweiter nichts kann als Fouls.Das Spiel selbst war gleich von Anfang ansehr scharf und je weiter dje Zeit fortschritt, destohäßlicher wurde es. Das Aergfte bot jedoch di«zweite Hälfte nach dem Tor der Gäste. Mittlöhnerohne Ball verletzte Melka, der weggetragen wird;Drozd ohne Ball springt Mittlöhner an; Hanke verletzt Dreßler, der abttitt usw. Mährer, Smolenskyund der erwähnte Proßnjtzer Läufer sind die Autoren weiterer Fouls. Der Schiedsricher sieht dasalles, aber niemand wird ausgeschlossen. Der Poli-zeikommiffär erscheint auf dem Feld und dann—dann ist endlich Schluß eines Spieles, das mit Fußball wenig, sehr wenig zu tun hatte.Die übrigen Liga-Spiele» In Prag wurde nachmittags auf dem Spartaplatze«ine Doppelveranstaltung durchgeführt. Viktoria Pilsen erzielte gegen Cechie Karlinnur einen 1:0-Sieg und Sparta schlug überraschend hoch, doch verdient, Zidenice mit 6:1(2:1). Die Brünner konnten nur eine Halbzeitstandhalten und war bei ihnen di« Verteidigung ohneNeder der größte Versager.Slavia mußt« in Pilsen einen Punkt lassen,denn der SK. Pilsen konnte das Spiel mit 2:2(2:1) beenden. 1In Kolin verlor doch SK. Kladno gegen<AFK., und zwar 0:1(0:0)1 Die Bohemi ans iVerelnsnadirlditenStadler, den Damen Bertram und Gerland, bis zuDemel, Tretsch, Hey und Sttegler) ausgezeichnetesTheater. And dennoch kein Erfolg. Also müssenwir auf unser jüngstes Rezept zurückgreifen: manbesuche in dieser Woche eine der Aufführungen vonStandardwerken der älteren Opernliteratur oderJanakeks Meisteroper„Jenufa"; oder man gehe inDreiteufelsnamen zum.Teufelsmädel". L. G.GerielitssaalEin Richter auf AbwegenAls rückfälliger Betrüger vor Gericht.Prag. Die Karriere des 33jährigen gewesenenBezirksrichters Jaroslav T o b i ä s e k, der zuletzt inBrandeis a. d. Elbe tätig war, führte vom Rich-terttsch direkt auf die Anklagebank, und zwar vollzogsich der Absturz dieses Richters auf schlechthin unbegreifliche Art. Er sollte(wie es heißt, auf Grundeines Disziplinarverfahrens) seinen bisherigen Wirkungsort verlassen und einen Bezirksrichterposten inM e l n i k antteten. Er erklärte jedoch, er werde diesen Posten unter keinen Umständen antreten undmachte diese Verheißung auch"wahr, und zwar unterganz unfaßbaren Begleitumständen- Er fuhr nämlichstatt nach Melnik nach Prag, wo er eine ganze Reihevon Advokatenkanzleien besuchte und unterBorlage seines Ernennungsdekrets von den Rechtsanwälten Darlehen verlangte, mit der Begründung, daß er seine Mutter habe besuchen wollen,diese aber nicht angetroffen habe und dringend Geldbrauche. Er bekam denn auch anstandslos Beträgezwischen 100 und 800 Kd. Zusammen ergaben dieseDarlehen eine sehr ansehnliche Summe. Die Advokaten warteten freilich vergeblich auf Rückzahlung dergeliehenen Beträge und schließlich kam es zu Strafanzeigen, wobei sich herausstellte, daß der Bezirksrichter auch noch andere Personen, u. a. den Kellnereines Nachtlokals, um größere Beträge geprellt hatte,als er wegen dieser Dinge seinerzeit vor Gericht kam.wurde er mit vier Monaten Kerker bestraft. wobei ihm das Gericht Bewährungsftist ge-währte. Das Urteil war verhältnismäßig milde ausgefallen, weil die alte Mutter des Angeklagten ihrganzes kleines Vermögen geopfert hatte, um die Geschädigten schadlos zu halten. Aber die Existenz desjungen Richters war natürlich vernichtet. Er wurdeim Disziplinarwege entlassen und seine Mutter starbaus Kummer über den mißratenen Sohn.-»Doch dsts ist nur die Vorgeschichte der Montagbor dem Straffenat Pernt begonnenen Verhandlung,bei welcher abermals der Bezirksrichter a. D. Tobiä-4ek auf der Anklagebank saß. Es scheint, daß er ganzin die Kriminalität abgeglitten ist. Die neuerlicheAnklage beschuldigt ihn einer weiteren Reiheschwerer Betrügereien. Diesmal handeltes sich haupffächlich um Betrügereien an Firmen,bei denen der Angellagte allerlei Waren auf Raten«inkaufte— wieder unter Berufung auf sein Richteramt— und sie nach Anzahlung einer geringfügigenSumme sofort weiterverkauste, obwohl sich die Firmen. wie üblich, das Eigentum bis zur vollen Bezahlung des Kaufpreises vorbehallen hatten- Die weiteren Raten blieb« natürlich schuldig. Es handeltsich um n e u n derartige Fälle und der Gesamtschadenbeläuft sich auf 7000 Kd. Der Angeklagte verteidigtesich damit, er habe gehofft, daß« rehabilitiert werden und seinen Gehalt nachgezahlt erhalten werde.Auch habe« geglaubt, er werde nach dem Tode seinerMufter eine große Erbschaft machen, obwohl erwissen mußte, daß die Verstorbene zur Gutmachur^seiner ersten Fehltritte chr ganzes Vermögen geopfertbatte.Die Verhandlung wurde ewecks Prüfung desGeisteszustandes des Angeklagten vertagt, rb.ArtistenIn den Kinos„Koruna" und„Praha" wird„Jubiläum" besonderer Art gefeiert: es läufthundertste Film HarryPiels, derKunst und wissenEine Frau lügtNach Herrn A n d a i Herr Fodor. Ein biß-chen viel magyarisch auf einmal— wenn mannämlich berücksichtigt, daß auch die Schauspiel-Aufführung im großen Haus— von der Darstellungund Regie abgesehen— keineswegs erquicklich war.Wir find durchaus nicht gegen Kriminalstücke im allgemeinen, denn das Theater muß Abwechflung bieten. Aber dieser neueste Fodor macht das Theaterzur unmoralischen Anstalt. Gerade in unserer Zettist«leichte Konversation" über eine Mordtat schwererträglich. Eine Frau bringt ihren ersten Gattenum, weil der, ein entlassener Offizier, Spieler geworden und vor Erpressungen nicht zurückscheuend,die zweite Ehe der Erzellenzgattin stört. Der zweiteGatte,«in Minister!, zeigt nicht die geringste Abscheu gegen die Tat seiner Frau, ja im Gegenteil,«r nimmt den Mord auf sich, weil er schließlich ausLiede zu ihm geschah. Unb die Geschichte wird sogemanaget, daß man mit dem„ttöstlichen" Gefühlaus dem Theater scheiden möge, die ungarische».Gentleman"-Polizei und«Justiz werden schon dafür sorgen, daß den hohen Herrschaften nicht vielgeschieht. Also etwa die Moral: einen Menschentöten, um einer guten Sache wellen, ist gar nichtsso Arges; wenn ein schlechter Kerl eine Ehe,«in«Liebesgemeinschaft gefährdet, dann kann man ihnzwar nicht ohne strafrechtliches Risiko, womöglichaber mit der Hoffnung auf den Beifall der Gesellschaft umbringen; versteht sich: der„guten" Gesellschaft; beim außerhalb dieser guten Gesellschaft hatnatüru h Mord Mord zu bleiben... Dazu kommt,baß man dem Ablauf des„Falls" höchstens mitjenem wurschtigen Interesse zu folgen vermag, dasman für die B^rzweiflungslektüre eines durchschnittlichen Detektivromans aufzubringen pflegt(man istauf jeder Seite bereit, mit dem Lesen aufzuhören,ahne sich jemals wieder für das Schicksal der Personen zu interessieren). Mit einem Wort: wieder«ine Fehlwahl des dramatischen Büros. Daß HerrM a r l i ein ausgezeichneter Regisseur ist, wäreebenso auf andere Weise neuerdings nachzuweisengewesen, wie di« schauspielerische Sicherheit, hieVornehmheit und die llebergangskünste der FrauMeller. Man bedauert, daß solche Qualitäten alsovertan werden, wünscht« den eleganten, beherrschtenHerrn Siedler und. seinen Pracht- und ausdrucksvollen Sprechbariton zu anderen Zwecken verwendet, ebenso die Unaufdringlichkeit von Jordans Charafterisierungsvermögen, die Noblessedes Herrn Richter, die stark, wirkende Verhaltenheit der Warnholtz, die mit Szenenapplausbedachte Chargierungskunst Völkers, das überzeugende Talent Fräulein Schnecks. Bis in diekleinste Episode(von Tauchen, Schmerzenreich,